Hamburg (PR) Journal, Karlsruhes teure Anwälte, Pirinçci gepfändet

1. ZAPP Spezial: Vorwürfe gegen den NDR Hamburg: PR im Programm?
(ndr.de, Jochen Becker & Nicola von Hollander & Iris Ockenfels, Video: 25:51 Minuten)
Es besteht der Verdacht, dass Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, dazu beigetragen hat, dass Beiträge über Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter ausgestrahlt wurden. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” ist der Frage nachgegangen, wie im “Hamburg Journal” der Anschein einer möglichen Bevorzugung von Familienangehörigen entstehen konnte, und erklärt, warum bereits dieser Anschein problematisch ist. Vorwürfe, die dem öffentlich-rechtlichen Sender zudem bereits seit 2017 bekannt gewesen seien.

2. Karlsruhes Anwälte kommen Steuerzahler teuer zu stehen
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Das Bundesverfassungsgericht wollte einer “Bild”-Reporterin nicht verraten, wie ein Gespräch der Richter mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und einigen Ministern ablief. Als die Journalistin klagte, setzte das Gericht nicht etwa auf die juristische Expertise im eigenen Haus, sondern engagierte eine externe Kanzlei. Jochen Zenthöfer sieht darin ein bedenkliches Vorgehen: “Journalisten, die zu Recht und mit Recht gegen das Verfassungsgericht klagen, sehen sich einem Gegner gegenüber, der für seine Vertretung auf immense Steuermittel für teure Rechtsanwälte zurückgreifen kann. Kaum eine Behörde hat dieses Privileg. Waffengleichheit sieht anders aus.”

3. Protestgruppen suchen neues Wut-Thema
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Für viele Rechtsextreme und Verschwörungsgläubige ist der Messenger Telegram die bevorzugte digitale Heimat. Wer bei anderen Sozialen Medien längst gesperrt wurde, kann sich hier oft noch weiter austoben. Werden die abebbenden “Querdenken”-Proteste daran etwas ändern? Und welche Themen werden das Milieu auf Telegram in den nächsten Monaten beschäftigen? Darüber gibt der Political Data Scientist Josef Holnburger im Interview Auskunft.

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4. Beleidigung von Luisa Neubauer: Konto von Autor Akif Pirinçci gepfändet
(berliner-zeitung.de)
Der rechtspopulistische Autor Akif Pirinçci wurde zu einer Entschädigungszahlung verurteilt, weil er die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte. Nachdem Pirinçci anscheinend nichts unternahm, um seiner Zahlungsverpflichtung nachzukommen, ließen Neubauers Anwälte sein Konto pfänden. Eine Zahlung von 6.000 Euro solle der Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt “HateAid” zugutekommen.

5. Mehr nach rechts?
(sueddeutsche.de, Fabian Fellmann)
Der US-amerikanische Fernsehsender CNN galt lange Zeit als eher links, zumindest für einheimische Verhältnisse. Inzwischen scheint sich das zu ändern, was auch an dem neuen Chef und dessen Personalentscheidungen liege. Auslandskorrespondent Fabian Fellmann hat sich angeschaut, was gerade bei dem berühmten Nachrichtensender in Sachen Neuausrichtung passiert.

6. Hitzerekord
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Nach “Wetter spielt verrückt” nehmen sie sich eine weitere Wetterfloskel vor: den “Hitzerekord”.

Achse der Intransparenz

Joachim Nikolaus Steinhöfel, geboren 1962 in Hamburg, ist einer der profiliertesten deutschen Juristen.

So, so.

Schon 2004 stelle das Handelsblatt fest: “Fast 200 Fälle hat er zum BGH hoch prozessiert, rund 70 Prozent davon gewonnen.”

Sieh an.

Er erwirkte die erste, jemals erlassene einstweilige Verfügung wegen Löschungen auf Facebook und hat sich wie kaum ein anderer Jurist um die Meinungsfreiheit verdient gemacht.

Aha.

Steinhöfel moderierte Sendungen für RTL und RTL 2, trat als Werbe-Testimonial für Europas größten Anbieter von Unterhaltungselektronik und als Sachverständiger im Bundestag auf.

Sag bloß.

1999 gewann er den Werbepreis “Effie” in Silber.

Oho.

Für BILD schreibt er im Abstand von zwei Wochen über die Abgründe von Gegenwart und Gesellschaft.

Okay.

Das da oben ist der Autorentext, der unter der “Bild”-Kolumne “RECHT KLAR!” von Joachim Steinhöfel zu finden ist. Auch unter der aktuellen Ausgabe:

Screenshot Bild.de - Eurowings und Co - Moral heucheln und Denunzianten gehorchen

Steinhöfel schreibt darin über Firmen, die aus freien Stücken die Ausspielung ihrer eigenen Online-Werbeanzeigen auf Websites gestoppt haben, nachdem Twitter-User diese Firmen auf die Inhalte der Websites aufmerksam gemacht hatten.

Oder wie Joachim Steinhöfel es ausdrückt: Es geht um Unternehmen, die sonst keine “Berührungsängste” beim “Geld von Kinderschändern, Vergewaltigern oder Antisemiten” hätten (“Man kann bei Millionen von Kunden schließlich nicht jeden überprüfen.”) und die nun vor “anonymen Verleumdern”, vor “anonymen Denunzianten mit rechtlich fragwürdigen Boykottaufrufen” einknicken würden.

Steinhöfel zitiert auch vier konkrete Fälle, wie diese Unternehmen bei Twitter reagiert haben:

“Wird sofort geprüft. Sind dran!”, Kaufland.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die [Werbung] sofort gestoppt,” Aktion Mensch.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…für alle Werbeaktivitäten geblacklisted”, Eurowings.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“Wir werden den Fall prüfen und unsere Blacklist überarbeiten”, Audi.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

Dass es ausschließlich um die “Achse des Guten” geht, erwähnt Joachim Steinhöfel in seinem Text merkwürdigerweise nicht. Und es ist leider auch nirgends zu lesen, dass Steinhöfel selbst Autor der “Achse des Guten” ist und sie als Anwalt rechtlich vertritt. Auch im oben zitierten, recht ausführlichen Autorentext war für einen Transparenzhinweis kein Platz.

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Kein “tödlicher Maskenstreit”, Meta ohne Zukunft?, Artiger Applaus

1. Es war Mord – und kein “tödlicher Maskenstreit”
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Manchmal werden verkürzte Überschriften dem Sachverhalt, den sie beschreiben sollen, überhaupt nicht gerecht. So geschehen bei der ursprünglichen dpa-Meldung von der “lebenslangen Haft wegen Mordes nach Maskenstreit”, die – teilweise noch stärker verkürzt – von anderen Medien übernommen wurde. Frederik von Castell ist dem Fall nachgegangen und hat immerhin erreicht, dass die Nachrichtenagentur ihre Überschrift in “Lebenslange Haft wegen Mordes für rechtsradikalen Maskenverweigerer” geändert hat.

2. Meta: keine Vision, keine Kontrolle, keine Verantwortung – keine Zukunft?
(socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz & Martin Fehrensen)
Das aktuelle Briefing des “Social Media Watchblogs” erscheint ausnahmsweise ohne Paywall. Schwerpunkt der Ausgabe ist die Zukunft von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram. Für das Unternehmen werde es immer ungemütlicher: “Mit der Discovery Engine will Meta seine Empfehlungslogik neu erfinden, Influencerïnnen verlangen das gute, alte Instagram zurück, die TikTokisierung fruchtet (noch?) nicht, und der Umsatz sinkt.”

3. @KuehniKev ist ausgestiegen
(faz.net, Claudius Seidl)
Der meinungsstarke Generalsekretär der SPD Kevin Kühnert hat sich bei Twitter abgemeldet. Die Diskussionskultur dort führe zu “Fehlschlüssen und Irrtümern”, sagte Kühnert gegenüber dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”. In der “FAZ” kommentiert Claudius Seidl die Entscheidung Kühnerts und fragt: “Ja, es stimmt, wenn man seine eigenen Posts offen hält, steht in den Kommentaren auch dummes Zeug von Leuten, die sich nicht benehmen können. Und die man trotzdem, da hat Kühnert recht, nicht mit der Stimme des Volks verwechseln darf. Auch wenn die selbst das so sehen. Aber wer von diesem Strukturwandel der Öffentlichkeit überfordert ist, sollte nicht unbedingt in der Politik etwas werden wollen.”
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Seidl schreibt an einer Stelle: “Die Blase, die Kühnert beklagt, hat er selbst geschaffen. Die miese Diskussionskultur hat er sich selbst ins Haus geholt. Wem nämlich einer folgt, wessen Posts für ihn also sichtbar werden, entscheidet ja jeder für sich.” Das mag stimmen für die Accounts, denen man selbst folgt. Das Argument verkennt aber, dass Kühnerts eigene Tweets (wie die Tweets von allen anderen Twitter-Nutzern und -Nutzerinnen) von jedem retweetet, zitiert, kommentiert, verlinkt oder als Screenshot verbreitet werden können, sofern man nicht massenweise Accounts blockt. Das eigene Folgen ist also gar nicht notwendig, um wahrgenommen und diskutiert zu werden.

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4. Bestenfalls artiger Applaus
(taz.de, Steffen Grimberg)
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger organisiert seine Spitze neu: Der bisherige Präsident des Verbandes Mathias Döpfner gibt sein Amt ab. Das bisherige Präsidialsystem soll durch einen Vorstand aus hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitgliedern ersetzt werden. Für Döpfners Schlussrede und als Dank für seine sechs Präsidentenjahre habe es “bestenfalls artigen Applaus” gegeben, schreibt Steffen Grimberg.

5. Aussage des Twitter-Hinweisgebers kaum hilfreich für Musk
(br.de, Marcus Schuler)
Ex-Twitter-Sicherheitschef Peiter Zatko hat vor dem Justizausschuss des US-Kongresses ausgesagt und habe dabei kein gutes Haar an seinem ehemaligen Arbeitgeber gelassen, berichtet Marcus Schuler: “Die Führungskräfte bei Twitter hätten den Profit über Sicherheitsbedenken gestellt. So hätten sie die Infiltration des Unternehmens durch ausländische Geheimdienste ignoriert und die Aufsichtsbehörden über die Datenschutzpraktiken in die Irre geführt.” Außerdem habe das Unternehmen keinen Überblick darüber gehabt, welche Mitarbeitenden zu welchen Zeitpunkten auf Nutzer- oder Unternehmensdaten zugegriffen haben.

6. Vorab­in­for­ma­tionen gibt es nur für Jour­na­listen, nicht für die AfD
(lto.de)
Das Bundesverfassungsgericht macht bestimmten Journalistinnen und Journalisten bereits am Abend vor einer Entscheidung die entsprechende Pressemitteilung zugänglich. Dagegen wandte sich die AfD und verlangte in einem Hilfsantrag, ebenfalls vorab informiert zu werden. Die Partei blieb damit jedoch erfolglos und scheiterte schon an der Klagezulässigkeit.

“Bild” spielt arm gegen ganz arm aus

Das geplante Bürgergeld, das am morgigen Mittwoch vom Kabinett beschlossen und kommendes Jahr das bisherige Arbeitslosengeld II (auch Hartz IV genannt) ablösen soll, sei eine Demotivation für Geringverdiener, findet der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Unter anderem die Erhöhung von 53 Euro pro Monat beim Bürgergeld im Vergleich zum Hartz-IV-Satz mache es für Personen mit niedrigem Einkommen unattraktiver, weiterhin arbeiten zu gehen.

Die “Bild”-Redaktion sieht es ganz ähnlich wie der Handwerks-Präsident:

Screenshot Bild.de - Hartz-Irrsinn - Wer arbeitet, ist künftig der Dumme

“Bild”-Reporter Albert Link hat dafür auch eine passende Rechnung parat:

Rechenbeispiel: Beziehen in einer Familie (zwei Kinder zwischen 6 und 13) beide Partner Bürgergeld, dann summieren sich die Leistungen auf 902 Euro (zwei Erwachsene) plus 696 Euro für die Kinder – also 1598 Euro. Einem verheirateten Maler (gesetzlich versichert, kein Kirchen-Mitglied) mit zwei Kindern bleiben z. B. in Berlin von 2500 Euro Monatslohn im besten Fall 1967,12 Euro netto (Alleinverdiener, Berechnung: gehalt.de).

Doch weil er davon – anders als Bürgergeld-Bezieher – Miete und Heizkosten tragen muss, lohnt sich das Aufstehen für ihn NICHT mehr.

Bei der “Bild”-Rechnung fehlt allerdings was. Die Familie des Malers bekommt für jedes der zwei Kinder Kindergeld. Das sind aktuell 219 Euro pro Kind, zusammen also 438 Euro pro Monat. Diese Summe fehlt in Links Rechnung gänzlich. Die Familie mit dem Bürgergeld bekommt die 438 Euro theoretisch zwar auch, sie werden allerdings praktisch komplett als Einkommen bei den Leistungen für die Kinder angerechnet. Oder anders gesagt: Bei der Familie mit Bürgergeld gibt es das Kindergeld nicht obendrauf.

Allerdings fehlen in der “Bild”-Rechnung auch auf der Seite der Bürgergeld-Empfänger verschiedene Posten. So werden zumindest aktuell bei Hartz-IV-Berechtigten unter anderem die Kosten für die Kranken- und Pflegeversicherung übernommen (beim Maler sind die in der “Bild”-Rechnung mit drin), und es fällt der Rundfunkbeitrag weg. Dass bei Leistungsempfängern die Heizkosten immer in Gänze übernommen weden, ist wiederum nicht so eindeutig, wie “Bild” es wirken lässt. Es müsse sich dafür um einen “angemessenen” Verbauch handeln, so die Vorschrift.

Der Vergleich zwischen Bürgergeld-Beziehern und Familien mit geringem Einkommen ist also deutlich komplexer als von “Bild” dargestellt. Und sowieso pickt sich Albert Link einen speziellen Fall heraus: zwei Erwachsene, zwei Kinder, beim Bürgergeld beide Erwachsene als Bezieher, der Beispiel-Maler ist Alleinverdiener. Die zumindest theoretisch vorhandene Möglichkeit, dass auch die Ehefrau oder der Ehemann etwas dazuverdienen kann, kommt in der “Bild”-Rechnung nicht vor. Und auch gerade die zwei Kinder machen in dem Beispiel einen großen Unterschied. Für sie gibt es beim Bürgergeld zusätzliches Geld, bei Arbeitnehmern (neben dem Kindergeld, das “Bild” ja aber weglässt) hingegen nicht. Die Auswirkung wird deutlich, wenn man die Kinder sukzessive aus der Rechnung nimmt: Hätten die zwei Vergleichsfamilien jeweiles nur ein Kind, dann wäre der Unterschied nicht 1.598 Euro (Bürgergeld) zu 1.967 Euro (Maler), sondern 1.250 Euro zu 1.967 Euro. Wären die Erwachsenen kinderlos, läge der Unterschied bei 902 Euro zu 1.958 Euro (Veränderung durch den etwas höheren Beitrag für die Pflegeversicherung). Und würde es sich beim Bürgergeld-Bezieher und beim Maler um Singles handeln, betrüge der Unerschied 502 Euro zu 1.737 Euro (Veränderung durch die geänderte Lohnsteuerklasse).

Die “Bild”-Redaktion präsentiert ihrer Leserschaft aber nur das Beispiel der vierköpfigen Familie, erklärt das alles zum “HARTZ-IRRSINN” und stellt das geplante Bürgergeld zumindest implizit als zu hoch dar. Sie spielt einmal mehr arm gegen ganz arm aus. Dass es aber auch andersrum sein könnte, dass also nicht das Bürgergeld zu hoch ist, sondern viele Löhne viel zu niedrig sind, darauf wollen sie bei “Bild” offenbar nicht kommen.

Mit Dank an Michel T. für den Hinweis!

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500 Kilometer Entfernung, Trump dankt Döpfner, Kühnerts Rückzug

1. Kriegsberichterstattung aus 500 Kilometern Entfernung
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Annika Schneider, Audio: 5:55 Minuten)
Die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine gestaltet sich als äußerst schwierig. Informationen von Konfliktparteien sind stets mit Vorsicht zu betrachten, die Überprüfung gestaltet sich wegen der Kriegshandlungen als kompliziert bis unmöglich. Der Deutschlandfunk hat mit ARD-Korrespondentin Andrea Beer, die von Kiew aus berichtet, über diese Problematik gesprochen.

2. “Wir sind noch in einer Experimentierphase”
(journalist.de, Ute Korinth)
Ute Korinth hat sich für den “journalist” mit dem langjährigen netzpolitik.org-Chefredakteur Markus Beckedahl unterhalten: Warum ist für die Plattform die Gemeinnützigkeit so wichtig? Kann gemeinnütziger Journalismus auch die im lokalen Journalismus entstandenen Informationslücken schließen? Und wie sieht es mit der Zukunft des Onlinejournalismus aus?

3. Donald Trump bedankt sich bei Mathias Döpfner
(spiegel.de)
Der Springer-Chef und Noch-Verbandspräsident der deutschen Zeitungsverleger Mathias Döpfner lobte in einer internen Mail die Politik Donald Trumps und regte an, für dessen Wiederwahl zu beten (nach anfänglichem Leugnen verlegt sich Döpfner auf eine andere Verteidigungslinie – die E-Mail sei möglicherweise ein “ironisches, provokatives Statement” gewesen). Donald Trump hat sich nun öffentlich bei Döpfner bedankt und dabei die Falschbehauptung vom angeblichen Wahlsieg wiederholt.

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4. Kevin Kühnert zieht sich von Twitter zurück: Diskussionskultur führe zu “Irrtümern in politischen Entscheidungen”
(rnd.de, Eva Quadbeck)
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat seinen Twitter-Account mit mehreren hunderttausend Followerinnen und Followern deaktiviert. “Ich habe den Account in den letzten Monaten quasi nicht mehr genutzt. Da muss man für sich auch einfach mal die Konsequenz ziehen und sagen: Das scheint für meine politische Arbeit gerade nicht das richtige Medium zum Senden und Empfangen zu sein”, so Kühnert gegenüber dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”.
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Kühnerts Twitter-Rückzug fällt zeitlich zusammen mit seinen Äußerungen zu Panzerlieferungen an die Ukraine. Besonders kritisiert wurde Kühnerts Aussage, “dass wir nicht schleichend hineingezogen werden wollen in den Krieg, dass wir Russland nicht dazu animieren wollen, völlig irrational am Ende zu handeln und noch ganz andere Staaten anzugreifen”.

5. Lie­bes­ge­rüchte wegen Urlaubs­bil­dern zulässig
(lto.de)
“2018 spekulierten Medien über eine Beziehung von Luke Mockridge mit – mittlerweile Ex-Freundin – Ines Anioli. Auslöser waren Urlaubsfotos, auf denen die beiden gar nicht zusammen zu sehen waren. Mockridge klagte, unterlag nun aber beim BGH.” Der Beitrag von “Legal Tribune Online” lohnt auch wegen der unterschiedlichen Einordnungen und Bewertungen des Urteils durch verschiedene Rechts-Experten.

6. “Maus”-Erfinderin ist tot
(taz.de)
Die Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Die von ihr erfundene “Maus” wird wohl noch lange weiterleben.
Weitere Guck-Empfehlung: Wer wissen will, wie die Maus entstanden ist und wie sie sich über die Jahre entwickelt hat, sollte sich unbedingt “Die Geschichte mit der Maus” anschauen (ardmediathek.de, Joachim Lachmuth, Video: 44:27 Minuten).

Medienmacht und Parteienfilz, Döpfners Ironie, “Collinas Erben”

1. Die gefährliche Nähe zwischen Politik und Medien: Parteienfilz im Rundfunk?
(berliner-zeitung.de, Fabio De Masi)
Der frühere Bundestags- und Europaabgeordnete Fabio De Masi, der in der Vergangenheit an der Aufdeckung verschiedener Finanzskandale beteiligt war, geht in seiner jüngsten Kolumne mit Medien ins Gericht. Anhand verschiedener Beispiele zeigt er die Gefahren privater Medien- und Meinungsmacht auf, kritisiert aber auch die engen Verbindungen des öffentlich-rechtlichen Systems zur Politik. Sein Fazit: “Es wird Zeit, dass sich der Journalismus unabhängig macht.”

2. Die Springer-Dialektik
(taz.de, Steffen Grimberg)
Die “Washington Post” berichtete kürzlich über eine E-Mail von Springer-Chef Mathias Döpfner, in der dieser vor der vergangenen US-Wahl die Trump-Regierung lobte und zu einem Gebet für eine Wiederwahl Trumps als US-Präsident aufrief. Damit konfrontiert, entgegnete Döpfner erst, dass es eine solche Mail nicht gebe; beim Vorzeigen eines Ausdrucks der Mail sagte Döpfner, es habe sich um Ironie gehandelt. Steffen Grimberg ist nicht überzeugt: “Diese Springer-Dialektik des ‘Ich sag was, meine es zur Sicherheit aber ironisch’ gehört in die gleiche Kategorie wie die Twitter-Posts von Donald Trump. Es ist nur geschliffener formuliert.”

3. Datenschutz ist unentbehrlich
(netzpolitik.org, Thilo Weichert)
Vergangene Woche veröffentlichte Sascha Lobo beim “Spiegel” eine Kolumne, in der er den Datenschutz als “Verhinderungswaffe” geißelte und den ehemaligen schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten Thilo Weichert als “Verhinderungsprediger” bezeichnete. Nun hat sich Weichert mit einer Replik gemeldet: “Es ist schon absurd, wenn Lobo sich zum Fürsprecher der ‘großen sozialen Medien’ gegen die langjährige – bisher im Ergebnis erfolglose – Kritik profiliert und damit ignoriert, inwieweit die sogenannten sozialen Medien nicht nur die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen, sondern auch den demokratischen Diskurs in unserer Gesellschaft untergraben.”

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4. Zeit, Verantwortung zu übernehmen!
(journalist.de, Ellen Heinrichs)
In der neuesten Ausgabe der Reihe “Mein Blick auf den Journalismus” erklärt Ellen Heinrichs, Gründerin des Bonn Institute, was sie unter konstruktivem Journalismus versteht. Sie schildert das Phänomen der Nachrichtenvermeidung und erzählt, was sie in Zukunft vorhat, um den Journalismus besser zu machen.

5. Warum braucht Journalismus Community Management, Tom Klein?
(newsfluence.podigee.io, Eva-Maria-Schmidt & Mandy Schamber, Audio: 35:45 Minuten)
Tom Klein ist Koordinator für Community Management beim Hessischen Rundfunk. Im “Newsfluence”-Podcast erklärt er, wie sich Dialoge in Sozialen Medien sinnvoll steuern lassen, gibt Tipps zur Formulierung von Zielen und Kennzahlen und schlägt vor, wie Redaktionen und Sender mit Fehlern im Netz umgehen sollten.

6. “Das geht auf Dauer schon an die Substanz”
(deutschlandfunk.de, Astrid Rawohl, Audio: 5:07 Minuten)
Der Twitter-Account “Collinas Erben” ist für seine Analysen von Fußballschiedsrichter-Entscheidungen bekannt. Die Tweets rufen bei Fußballanhängern immer wieder große Emotionen hervor, doch nach der letzten Kommentierung eines Handspiels sei es zu so massiven Anfeindungen gekommen, dass die Regelexperten den Rückzug antraten und den Account deaktivierten: “Wir sind einiges gewöhnt an Beschimpfungen, eigentlich Wochenende für Wochenende. Aber was gestern passiert ist, hatte noch einmal ein andere Qualität und auch Quantität. Und dann haben wir gesagt, das muss jetzt auch mal Konsequenzen haben”, so “Collinas-Erben”-Mitgründer Alex Feuerherdt im Deutschlandfunk.

KW 36/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Systemwende? Die Lage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Europa
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 27:18 Minuten)
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Europa hat es derzeit nicht leicht: In Frankreich wurde die Rundfunkgebühr abgeschafft, in Großbritannien steht dies unter Umständen noch bevor, und auch die Skandinavier stellen das System neu auf. In Deutschland geraten die Öffentlich-Rechtlichen durch den Skandal beim RBB und durch Ungereimtheiten in anderen Sendern wie dem NDR oder dem BR ebenfalls massiv unter Druck. Das BR-Medienmagazin hat sich mit verschiedenen Expertinnen über die derzeitige Lage und die eventuell bevorstehende Systemwende unterhalten.

2. Die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 42:48 Minuten)
Wie könnte die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aussehen? Was müsste eine Reform leisten? Und was steht ihr entgegen? Darüber diskutiert ein Deutschlandfunk-Hörer mit dem Hamburger Mediensenator Carsten Brosda, der Medienforscherin Alexandra Borchardt und Stefan Fries aus der Deutschlandfunk-Medienredaktion.

3. Böse Bauern? Die Landwirtschaft in den Medien
(ardmediathek.de, Kim Kirstin Mauch, Video: 18:14 Minuten)
Eine Landwirtin hat sich beim Medienmagazin “Zapp” über die Berichterstattung vieler Medien über landwirtschaftliche Themen beschwert. In der Mail ist von “Unwahrheiten und ideologisch eingefärbter Meinungsmache” die Rede. “Zapp” hat nicht nur die Landwirtin besucht, sondern noch weitere in der Landwirtschaft tätige Personen, und geht der Frage nach: “Wird die Landwirtschaft in den Medien ungerecht dargestellt?”

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4. “Es ist total okay, mit Podcasts Geld zu verdienen.”
(turi2.de, Björn Czieslik, Audio: 56:46 Minuten)
“Es ist total okay, mit Podcasts Geld zu verdienen”, findet Podcast-Pionierin Larissa Vassilian im Gespräch mit “turi2”. Sie spricht über die Anfänge ihrer Podcast-Karriere, die Vorteile kindlicher Neugier und erzählt, wie ihr “Slow German”, ein Deutschlern-Podcast, “so viel Flausch” und ein passives Einkommen von 800 bis 1.000 Euro im Monat bringt. Außerdem verrät Vassilian, warum sie sich kürzere Podcasts wünscht.

5. Journalismus und sein Publikum
(podcast.hans-bredow-institut.de, Johanna Sebauer, Audio: 40:23 Minuten)
Im “Bredowcast” des Hamburger Leibniz-Instituts für Medienforschung geht es aktuell um die Beziehung zwischen Journalismus und dessen Publikum. Zu Gast sind Louise Sprengelmeyer und Julius Reimer, die erforscht haben, welche Beziehungen Journalisten und Journalistinnen zu ihrem Publikum pflegen. Dabei haben Sprengelmeyer und Reimer elf verschiedene Beziehungstypen erkannt.

6. Wie (und wieso) wertet man 1600 Klatschblätter datenjournalistisch aus?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 19:52 Minuten)
Mats Schönauer und Frederik von Castell haben für “Übermedien” in einem groß angelegten datenjournalistischen Projekt die Regenbogenpresse ausgewertet und dabei fast 1.600 Titel aus den vergangenen eineinhalb Jahren berücksichtigt. “Wie (und warum?) wertet man so etwas aus? Was passiert nun mit den gesammelten Daten? Und welche Macht haben Klatschblätter? Die nimmt doch eh keiner ernst! Oder doch?”

An den Pranger gestellt, Ethik des Verzichts, Angriff auf Fernsehteam

1. Journalisten öffentlich an den Pranger gestellt
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Niklas Ottersbach & Sebastian Wellendorf, Audio: 4:55 Minuten)
Der AfD-Fraktionschef in Sachsen-Anhalt, Oliver Kirchner, habe bei einer Rede auf einer Demo zwei Journalisten des MDR namentlich erwähnt und sie für ihre Berichterstattung kritisiert. Diese öffentliche Nennung werde von mehreren Seiten kritisiert. So habe sich die Landespressekonferenz Sachsen-Anhalt mit einem offenen Brief an den AfD-Politiker gewandt: “Aus unserer Sicht schüren Sie damit Wut und Hass gegen einzelne Medienvertreter und befördern vorsätzlich eine Stimmung, die nur allzu leicht in Gewalt umschlagen kann.”

2. Telegram löscht hundertfach
(tagesschau.de, Manuel Bewarder & Florian Flade & Milan Panek)
Nach Informationen von WDR und NDR aus Sicherheitskreisen hat das Bundeskriminalamt den Messengerdienst Telegram dieses Jahr in 392 Fällen aufgefordert, Inhalte zu löschen, was mehrheitlich auch erfolgt sei. Wesentlich restriktiver sei Telegram jedoch, wenn es darum geht, Namen oder Telefonnummern an die Ämter zu übermitteln. Das Unternehmen bestimme offenbar weitgehend selbst, wie es mit Anfragen deutscher Behörden umgeht.

3. Angriff auf Fernsehteam des NDR
(sueddeutsche.de, Julia Werthmann)
Ein Fernsehteam des NDR interviewte an einem Bahnübergang einen Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, als es zu einem Eklat kam. Ein für die Sicherheit des Bahnübergangs verantwortlicher Mitarbeiter sei offenbar nicht mit dem – vorher genehmigten – Dreh einverstanden gewesen und habe gewalttätig reagiert. Die Verletzten seien im Krankenhaus behandelt worden.

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4. Alles für die Aufmerksamkeit
(woz.ch, Johannes Franzen)
Literaturwissenschaftler Johannes Franzen plädiert in der Schweizer Wochenzeitung “WOZ” für eine Medienethik des Verzichts. Das bedeute für Medien, “dass man bewusst über bestimmte Geschichten nicht berichtet, bestimmte Prozesse nicht analysiert, bestimmte Konflikte nicht kommentiert – gerade dann, wenn die Nachfrage danach angeblich besonders hoch ist. Eine Reflexion über mögliche Kategorien des Nichtberichtens könnte helfen, die exzessive Beschleunigung der digitalen Medienöffentlichkeit abzubremsen.”

5. Die Temperaturen steigen – und der Hass nimmt zu
(spiegel.de)
Eine Studie mehrerer Forschungsinstitute, darunter das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kommt zu dem Schluss, dass es in den Sozialen Medien bei Temperaturen über 30 Grad zu mehr Beleidigungen und Hassnachrichten kommt: “Die Ergebnisse deuteten auf Grenzen der menschlichen Anpassungsfähigkeit an extreme Temperaturen hin, schreiben die Forschenden. Der Hass im Netz wiederum wirke sich nachweislich negativ auf die psychische Gesundheit der davon Betroffenen aus.”

6. Deutscher Radiopreis 2022: Die Gewinnerinnen und Gewinner
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der Deutsche Radiopreis ist eine Einrichtung der Hörfunkprogramme der ARD, des Deutschlandradios und der deutschen Privatradios. Der für die Hör-Branche so wichtige Preis wurde dieses Jahr zu 13. Mal vergeben. Thomas Lückerath berichtet, in welchen Bereichen sich die Favoriten durchsetzen konnten, und an welchen Stellen es Überraschungen gab.

Interimsintendantin, MDR gibt Hinweise, Superfan aus Versehen

1. Katrin Vernau wird Interims-Intendantin beim RBB
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Gestern traf sich der RBB-Rundfunkrat, um eine Interimsintendantin für die ausgeschiedene Patricia Schlesinger zu bestimmen. Das Rennen machte die bisherige WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau. Sie benötigte dafür jedoch zwei Wahlgänge, obwohl sie die einzige Kandidatin war. Die Personalie sei doppelt interessant, findet Claudia Tieschky: “Einerseits bringt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, die 2011 als Parteilose im Team des baden-württembergischen SPD-Spitzenkandidaten Nils Schmid antrat, Qualifikationen zur Sendersanierung mit: Als frühere Kanzlerin der Universitäten Ulm und Hamburg hat sie Erfahrung mit selbstverwalteten Organisationen; als frühere Partnerin der Unternehmensberatung Roland Berger traut man ihr offenbar den kühlen Blick von außen auf die vielen Fragwürdigkeiten im RBB zu.”

2. NDR-Justiziar ließ NDR-Artikel über NDR löschen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der NDR befindet sich derzeit in einem schwierigen Zwiespalt: Einerseits will der Sender für Aufklärung über innerbetriebliche Missstände sorgen und darüber öffentlich Rechenschaft ablegen, andererseits macht er sich Sorgen um seinen Ruf. Dies soll beispielsweise dazu geführt haben, dass ein NDR-Justiziar einen Artikel über den Sender zunächst löschen und danach in überarbeiteter Form wieder veröffentlichen ließ. Stefan Niggemeier erklärt Vorgang und Sender-Dilemma.

3. Tödlichstes Jahr aller Zeiten für Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Die Zahl der Journalistenmorde steigt in Mexiko teilweise wöchentlich, doch weder die mexikanische Regierung noch die lokalen Behörden setzen sich wirksam für mehr Sicherheit ein”, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer der deutschen Reporter ohne Grenzen. Die Organisation fordert Mexikos Präsidenten Andrés Manuel López Obrador auf, sich mit ihr zusammenzusetzen, um “umgehende, konkrete Maßnahmen beschließen zu können, die Mexiko aus der Spirale von Gewalt und Straflosigkeit herausführen.”

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4. 22 Jahre Haft für Iwan Safronow
(verdi.de)
Iwan Safronow, ehemaliger Rüstungsreporter der russischen Zeitung “Kommersant”, wurde von einem Gericht in Moskau wegen angeblichen Hochverrats zu 22 Jahren Haft verurteilt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen ist angesischts des drakonischen Urteils entsetzt: “Russlands gnadenloser Justizapparat versucht, einen talentierten Journalisten zu vernichten. Iwan Safronows Anwälte durften ihn nicht verteidigen, das Urteil wurde hinter verschlossenen Türen gefällt. Die Brutalität dieses ungerechten Urteils zeigt aber letztlich nur, wie gut er seine Arbeit gemacht hat.”

5. MDR will umstrittene Filme mit Hinweisen versehen
(zeit.de)
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa habe der MDR mitgeteilt, dass man Filme, die rassistische Stereotype enthalten, künftig mit einordnenden Hinweisen versehen wolle: “Es handelt sich um einordnende Hinweise, welche die Filme entsprechend unserer Aufgabe als modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus in einen zeitgemäßen Kontext setzen”.

6. Unter Kannibalen: Wie ich aus Versehen zum Timothée Chalamet-Superfan wurde
(moviepilot.de, Lisa Ludwig)
Als Lisa Ludwig in Venedig über die Filmfestspiele berichten und nebenbei Social-Media-Content produzieren will, gerät sie in den Sog der popkulturellen Heldenverehrung. Als der gehypte Schauspieler Timothée Chalamet auftaucht, weicht die professionelle Distanz der Reporterin, sie bittet den Star um ein gemeinsames Selfie: “Als ich auf den Auslöser drücke, zittert mein Finger etwas. Ungläubig starre ich meine Hand an, während Timothée Chalamet lächelnd weiterzieht. Hier stehe ich, verschwitzt, dehydriert und psychisch am Ende, zwischen brüllenden und drängelnden Menschen, die nur eine falsche Entscheidung davon entfernt scheinen, jemanden zu Boden zu trampeln und eine Massenpanik auszulösen – doch unterscheidet mich wirklich so viel von ihnen?”

Bei “Bild” ist “das Ausland” konservativ

Es sei der “AKWahnsinn”, schreibt “Bild” zu den Plänen von Robert Habeck. Der Wirtschaftsminister “druckst und trickst sich um die AKWende”, es sei “Habecks mieser Atom-Poker”, “Habecks MIESES SPIEL mit unserem Strom”, und “BILD ENTLARVT”: “Habecks größte AKWidersprüche”.

Wir haben das leichte Gefühl, in der “Bild”-Redaktion finden sie Robert Habecks Entscheidung, die drei in Deutschland noch laufenden Atomkraftwerke nicht weiter Strom produzieren zu lassen, sondern lediglich zwei davon als Notreserve zu behalten, nicht so gut. Um der eigenen Leserschaft zu zeigen, dass “unsere Nachbarn” sowie “das Ausland” das ganz genauso sehen, haben “Bild” und Bild.de mal bei EU-Politikern nachgefragt, was die von Habecks Plan halten:

Screenshot Bild.de - Verrat an Nachbarländern - EU-Politiker entsetzt über Habecks Atom-Irrsinn

“Entsetzt” zu Wort kommen:

  • ein polnischer EU-Abgeordneter der nationalistischen und konservativen PiS,
  • ein tschechischer EU-Abgeordneter der konservativen ODS,
  • eine niederländische EU-Abgeordnete der christdemokratischen CDA,
  • ein deutscher EU-Abgeordneter der konservativen CSU,
  • ein weiterer deutscher EU-Abgeordneter der konservativen CSU,
  • ein deutscher EU-Abgeordneter der konservativen CDU
  • und noch ein deutscher EU-Abgeordneter der konservativen CDU.

Ausgesprochen ausgewogen.

Mit Dank an anonym für den Hinweis!

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