Focus Money, Tatort Internet, Whistleblowing

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Aktienbetrug – Journalisten unter Verdacht”
(ndr.de, Video, 10:41 Minuten)
Zwei Journalisten von “Börse online” und ein Journalist von “Focus Money” stehen im Verdacht, Teil eines kriminellen Netzwerks zu sein, das durch gezielte positive oder negative Berichterstattung Geld verdiente.

2. “Live-Video Manipulation-Software”
(nerdcore.de, René, Videos)
Zwei Videos zeigen auf, wie Videoinhalte manipuliert werden können. Mehr dazu bei der TU Ilmenau und beim Max-Planck-Institut.

3. “‘Tatort Internet’ wird zum Pranger”
(spiegel.de, Konrad Lischka, Hannah Pilarczyk, Christian Stöcker und Alexander Kühn)
Einer der Männer, die in der RTL2-Sendung “Tatort Internet” Kontakt zu Minderjährigen suchten, “wurde unzureichend anonymisiert – und konnte enttarnt werden”. “Bei ihm zu Hause sei ‘die Hölle’ los, schreibt er in einer Mail: ‘Telefonterror, Beschimpfungen’, Facebook-Kontakte würden mit Mails überschüttet. Auch seine Familie werde massiv bedroht.”

4. “Wie RTL für Lolita-Prostitution wirbt”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier zeigt ein “Reportage-Highlight” von RTL, einen Beitrag über “Deutschlands erstes Teeny-Bordell” in der Dokumentations-Reihe “30 Minuten Deutschland”. Siehe dazu auch “Die zweite Seite von RTL” (fernsehkritik.tv, Video).

5. “Der gute Verrat”
(freitag.de, Daniel Domscheit-Berg)
Daniel Domscheit-Berg verteidigt das Whistleblowing: “Whistleblowing ist für eine Gesellschaft ein wichtiger Fehlerkorrekturmechanismus, und oftmals auch die Ultima Ratio, das letzte Mittel, um die Zustände zu verbessern. Es geschieht dort, wo Insider und Praktiker erkennen, dass etwas wirklich schief läuft. Und es ist die effizienteste Methode für positive Veränderung – wo man sie zulässt. ”

6. “Truth Lies Here”
(theatlantic.com, Michael Hirschhorn, englisch)
Michael Hirschhorn macht sich Gedanken über Fakten in US-amerikanischen Debatten. “What is unique, and uniquely concerning, about digital media is the speed with which properly packaged (dis)information can spread and how hard it is for fact and reason to catch up.”

Der Flug des Homer S.

Für die Folge vom 10. Oktober baten die Macher der TV-Serie “Die Simpsons” den Künstler Banksy, den üblichen Vorspann nach eigenen Vorstellungen umzugestalten. Die gleichentags von banksyfilm auf YouTube hochgeladene Alternativversion wurde bereits millionenfach angesehen.

Das Onlineangebot der Zeitung “B.Z.” band das Video in einen Artikel ein und schrieb dazu:

Spätestens, als Homer in der Garage dem Wagen seiner Frau nicht ausweichen kann und durch die Tür gestoßen wird, ist klar: Hier ist etwas anders.

Eben nicht. Obwohl in der Banksy-Alternativversion vieles anders ist, fliegt Homer auch in der Originalversion durch die Tür. Jedenfalls seit der Episode “Take my Life, Please” von Februar 2009. Mit der Umstellung auf HDTV wurde ein neuer Vorspann produziert, der seitdem jede Episode einleitet.

Vergleich zwischen alter und neuer Version:

Simpsons Opening Comparison Old vs New

Alternativversion von Banksy:

Simpsons

Mit Dank an Holger S.

Bild, RTL  

Boulevard erklärt Moslems den Schnitzelkrieg

Seit in Deutschland (mit tatkräftiger Hilfe von “Bild”) eine sogenannte Debatte über die angeblich mangelnde Integration von Ausländern tobt, versucht die Zeitung täglich, den Untergang des Abendlandes herbei zu schreiben. Zum Beispiel mit der neuen Serie “Wenn Multi-Kulti zum Irrsinn wird”:

Lehrerin gefeuert weil sie muslimischen Schülern versehentlich Schweineschnitzel gab

Die Geschichte basiert im Großen und Ganzen auf einem Bericht, den das RTL-Krawall-und-Sex-Magazin “Extra” am Montag ausgestrahlt hatte. Gedreht wurde der allerdings schon im Mai, denn der ganze Fall liegt über ein halbes Jahr zurück, war dem Sender aber offenbar ohne die aktuelle Debatte nicht aufregend genug.

Im Februar hatte die Lehrerin bei der Essensausgabe verschiedene Schnitzelsorten vertauscht und dann muslimischen Kindern versehentlich Schweineschnitzel serviert (eine willkommene Gelegenheit für RTL, den “Schnitzelkrieg” auszurufen). Einige Eltern der muslimischen Schüler beschwerten sich in der Woche darauf bei der Schulleitung, nachdem “ein Versuch der telefonischen Klärung zwischen Eltern und der betroffenen Lehrkraft für die Eltern unbefriedigend verlaufen war”, wie die Schulleitung in einem Elternbrief mitteilte, in dem auch der vorläufige Verzicht auf Schweinefleisch beim Schulmittagessen erklärt wurde.

Zwei Tage später und vor einer abschließenden Klärung des Vorfalls reichte die Lehrerin eine Krankmeldung ein und ist jetzt seit sieben Monaten fortwährend krank geschrieben. Die Frau wurde also weder “gefeuert”, wie es “Bild” in der Überschrift groß verkündet, noch sitzt sie “ohne Job” zuhause, noch wurde sie “beurlaubt” oder versetzt — wie die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier als zuständige Behörde betont. Es seien im Gegenteil überhaupt keine Disziplinarmaßnahmen vorgesehen gewesen und die Lehrerin hätte ihren Dienst ganz normal fortsetzen können, wenn sie nicht krank geworden sei. Im Übrigen werde seit Schuljahresbeginn auch wieder Schweinefleisch ausgegeben, der Vorfall sei an der Schule und im Ort kein Thema mehr.

Das hat die Sprecherin übrigens nicht nur uns erzählt, sondern auch “Bild”. Die Zeitung hat diese beiden Informationen zwar ganz am Ende des riesigen Artikels zitiert:

Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, sagt dazu: “Die Lehrkraft wurde nicht suspendiert, sie ist erkrankt und deshalb zu Hause. Das ganze Geschehen ist kein Thema mehr. Mittlerweile gibt es auch wieder Schweinefleisch an der Schule.”

… aber im übrigen komplett ignoriert:

Lehrerin gefeuert weil sie muslimischen Schülern versehentlich Schweineschnitzel gab

Und damit das mit der Integration in Deutschland noch ein bisschen schwieriger wird, gießt Bild.de mit seiner Überschrift noch mal richtig Öl ins Feuer:

Deutsche Lehrerin von Moslems weggemobbt! Weil sie muslimischen Schülern versehentlich Schweineschnitzel gab

Mit Dank an Marcel Sch., MrB, Rhanjid und Stefan L.

Wenn das der Netzer wüsste

Der eine oder andere mag es schon gehört haben: Das gestrige EM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Serbien wurde wegen anhaltender Krawalle durch serbische Hooligans vorzeitig abgebrochen.

Daraus lernen wir zwei wichtige Dinge. Erstens: Hooligans schaden immer ihrer eigenen Mannschaft — das Spiel wird wohl gegen Serbien gewertet. Und zweitens: Fotogalerien auf Bild.de werden nach dem beschriftet, was der zuständige Mitarbeiter auf den ersten Blick auf der Aufnahme zu sehen glaubt:

Ein Serbien-Hool schneidet das Tornetz ab

Was der “Serbien-Hool” da auf dem fünften Bild der Klickstrecke tatsächlich abschneidet, ist allerdings nicht das Tornetz auf dem Spielfeld, sondern lediglich das Netz, das über der Absperrung des Zuschauerblocks gespannt ist, auf der der Mann rittlings sitzt. Es soll verhindern, dass Gegenstände aufs Spielfeld geworfen werden.

Das erkennt man auch klar auf dem neunten Bild derselben Fotogalerie, das poetischerweise mit “So sehen vermummte Idioten aus” beschriftet ist (oder zwischen 0:25 und 0:30 auf YouTube).

Mit Dank an Marco, Marcel Sch. und Björn C.

Nachtrag, 10.45 Uhr: Bild.de hat das “Tornetz” zum “Sicherheitsnetz” umdeklariert.

Gleichstellung, Kummer, Hitler

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1. “Spiegel-Online und die Studie zur Geschlechtergleichstellung”
(campus-web.de, Sebastian Eckert)
Sebastian Eckert prüft die Meldung “Deutschland fällt bei Frauen-Gleichstellung zurück” auf “Spiegel Online”. “Anstatt dass der Spiegel titelt: ‘Frauen in Deutschland gleichgestellter denn je’, spricht er von einem (nominalen) Rückfall im Ländervergleich. Das stimmt natürlich, Platz 13 ist schlechter als 12. Im internationalen Vergleich hat man sich aber nicht ‘deutlich verschlechtert’.”

2. Interview mit Markus Notter
(zeit.de, Peer Teuwsen)
Peer Teuwsen diskutiert mit Markus Notter, sozialdemokratischer Regierungsrat im Kanton Zürich, die Frage, wie sich Medien und Politik gegenseitig beeinflussen: “Alles, was in der Boulevardpresse auf der Front erscheint, interessiert die Politiker. Aber mehr nicht. (…) Es hat eine flächendeckende Boulevardisierung der Themen und ihrer Aufbereitung stattgefunden. Das scheint kommerzielle Gründe zu haben.”

3. “Der höllisch lange Freitag in ‘Heute’: 427 Stunden!”
(kobuk.at, Peter Pfeiffer)
Kobuk.at rechnet eine Kalkulation der Gratiszeitung “Heute” nach: “6398 Crashes, alle vier Minuten einer – ein Freitag dauert also 25.592 Minuten, rund 427 Stunden.”

4. “Unsere tägliche Desinformation”
(blog.markusgaertner.com)
Markus Gaertner holt die Schlagzeile “OPEC boosts oil demand forecast” auf den Boden zurück.

5. “Welt des Journalismus (17)”
(zweitens-magazin.de, max)
Max hat sich den Film “Bad Boy Kummer” über Tom Kummer angesehen. “All die Empörung seiner Weggefährten von einst, die ihren Beruf bedroht sehen durch seine Machenschaften, sie geht am Punkt vorbei: dieser Mann machte keinen Journalismus, auch keinen New Journalism und keinen Borderline-Journalism, er arbeitete im und mit dem Journalismus, um etwas Umfassenderes zu diskutieren, vielleicht ohne es dabei selbst zu durchschauen.”

6. “Ihre Meinung zu BILD, Herr Hitler?”
(eulenspiegel-zeitschrift.de)
Eine etwas andere Version der Kampagne “BILD Dir Deine Meinung!”.

Gerichtszeichner, Tom Kummer, Klickstrecken

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1. “Kachelmann im Profil”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Gerichtszeichner müssen “realitätsnah und möglichst objektiv” zeichnen, aber zu exakt dürfen die Zeichnungen auch nicht sein. “Als Bachmann die markanten Züge des mutmaßlichen Opfers von Kachelmann wiedererkennbar zeichnete, musste das Bild anschließend mit einem Streifen über den Augen gepixelt werden.”

2. Interview mit Miklos Gimes
(nzz.ch, Bettina Spoerri)
Miklos Gimes hat einen Film über Tom Kummer gedreht, der “bereits 1991/92 Artikel teilweise oder ganz zu erfinden begonnen hatte”. Trailer von “Bad Boy Kummer” (youtube.com, Video, 1:39 Minuten).

3. “Die Verteidiger der Currywurst”
(taz.de, C. Akyol und S. Grimberg)
Die Integrationsdebatte bei “Bild”: “Bild mag oberflächlich tiefgründig tun und sich Integration und Völkerball auf die Fahnen schreiben. Drinnen bleibt das Blatt der verlässliche Anheizer, dem kein populistischer Aufschlag zu billig ist, um das angeblich gesunde Volksempfinden noch ein bisschen weiter hochzukochen.”

4. “Der Deutsche Fernsehpreis ist tot”
(meedia.de, Jens Schröder)
Jens Schröder kommentiert die “unvergleichlich erfolglose Reform” des Deutschen Fernsehpreises.

5. “Abschied von meiner Bibliothek”
(revierflaneur.de)
Der Revierflaneur löst seine sich in 153 Kartons befindliche Bibliothek auf. “Was dereinst so hochfahrend aufgebaut wurde, muss nun peu à peu wieder abgetragen werden. Aber kommentarlos? Doch weißgottnicht! An den Kommentaren soll es nicht hapern.”

6. “Die Wunder der Klickstrecke”
(137b.org, zeitweise)
“Text ist der natürliche Feind einer effektiven Klickstrecke. Denn er wird nicht gelesen. So wie dieser hier.”

Flaschenverbot im Moschner Pit

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, und wo gekocht wird, da fallen Produktnamen — zumindest, wenn es sich um Koch-Videos bei Bild.de handelt.

Andreas Studer schafft es immer wieder, die Produkte eines ostwestfälischen Haushaltswarenherstellers vertragsgemäß ins Bild zu rücken (BILDblog berichtete), Steffen Henssler darf im Auftrag des World Wildlife Fund “Fischtipps” geben und TV-Moderatorin Ruth Moschner soll “den Getränkekarton weiterhin positiv im öffentlichen Bewusstsein zu verankern”, wie die Firma Tetra Pak im Mai erklärte.

Seit letzter Woche darf Frau Moschner bei Bild.de auch backen:

Irre, was? Die Herstellerlogos auf der Flasche und dem … äh: Tetra Pak sind übermalt. Klar, denn entscheidend ist hier nicht der Inhalt, sondern die Verpackung.

Was man auch sehr schön an dem Getränk sieht, das Gast-Köchin Manon Straché hier verarbeitet:

Frau Moschner schüttet derweil etwas Milch “aus dem Tetra Pak” und entdeckt dabei “dieses FSC-Siegel”, das jetzt “immer öfter” “auftaucht”. Dankenswerter Weise erklären sowohl sie selbst, als auch eine Einblendung, was es damit so auf sich hat:

Das FSC-Siegel steht für eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung.

Während sich Moschner und Straché gegenseitig in Inge-Meysel-Imitationen zu überbieten versuchen (ja, wirklich!), rutscht etwas unvermittelt dieses Standbild ins Bild:

Um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, schlägt Frau Straché, die in dieser Inszenierung zunehmend indigniert wirkt, Sahne, und Frau Moschner gewährt Einblicke in ihr privates Umfeld: “Sehr praktisch: Wenn spontan Gäste kommen, nimmt man ‘ne Tetra-Pak-Sahne. Hab ich immer zuhause.”

Geschmack und Vitamine bleiben im Tetra Pak-Getränkekarton optimal geschützt.

Beim Auftritt von “Deutschlands bestem Kaffeesommelier” (womöglich auch Deutschlands einzigem) Michael Gliss droht das Ganze kurz ins Psychedelische umzuschlagen:

Gliss empfiehlt “die Bio- und die faire Milch aus dem Tetra Pak” (“gut zu verschließen, gut aufzubewahren, für uns immer sehr, sehr praktisch”), wobei nicht ganz klar wird, aus welchem der rund ein Dutzend Tetra Paks genau:

Doch für all die Zuschauer, an denen die subtilen Botschaften der vergangenen sechs Minuten vorbeigezogen sind, winkt Bild.de zum Abschluss noch mal kurz mit dem Zaun:

Zutaten für 8 Waffeln: (...) ca. 200 ml Milch aus dem Tetra Pak (...)500 g Sahne aus dem Tetra Pak

Zutaten für 4 Personen: (...) 100 ml Rotwein aus dem Tetra Pak (...) 100 ml Apfelsaft aus dem Tetra Pak

Das Wort “Anzeige” oder ein Hinweis auf die Tetra-Pak-Kampagne fehlen übrigens traditionsgemäß.

Dafür hat Bild.de diese Pointe im Angebot:

Ausstattung: Villeroy & Boch

Wenn Frau Moschner gerade nicht für Tetra Pak kocht, dann tut sie es übrigens für andere.

Mit Dank an Olli.

DAPD, Tagesschau, Philipp Rösler

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1. “Steckt der dapd in der Wachstumsfalle?”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Die Nachrichtenagentur DAPD meldet am Freitagmorgen, die Würth-Gruppe verlege ihren Konzernsitz in die Schweiz. Doch das stimmt so nicht, “eine freie Mitarbeiterin habe den E-Mail-Verkehr mit dem Konzern ‘falsch interpretiert’. Weil das Material in sich plausibel gewesen sei, habe auch das Vier-Augen-Prinzip beim Herausgeben der Texte nichts verhindert.”

2. “Auf Tagesschicht bei der Tagesschau”
(dradio.de, Jörn Klare)
Eine Reportage über den Produktionsprozess von Nachrichten bei der “Tagesschau”. Auch als Audio, 26:19 Minuten.

3. “Medialer Missbrauch”
(blogs.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie kommentiert die RTL2-Sendung “Tatort Internet”: “Während RTL2 und die Medienpartner Bild und Stern in der Berichterstattung über die Sendung suggerieren, dass damit ein Tabu gestützt werden soll, nämlich jenes, Kinder als Sexualobjekte zu sehen, werden tatsächlich während der Sendung Tabus gebrochen. Zuallererst jenes, auf Kosten sexuell misbrauchter Kinder Quote zu machen.”

4. “Politiker brauchen mehr Mut zu klaren Worten”
(welt.de, Philipp Rösler)
Gesundheitsminister Philipp Rösler meint, man sollte sich nicht wundern, “wenn Politiker alle gleich geschliffen, glatt und langweilig klingen”. “Zunehmend vermeiden Politiker aller Parteien Aussagen, die auch nur den Hauch einer möglichen Zuspitzung in sich bergen. Tun sie das nicht, führt die folgende Diskussion aufgrund vielerlei Überreaktionen zu einer völligen Verzerrung der eigentlichen Aussage.”

5. “BBC alters link guidelines for online articles”
(guardian.co.uk, Josh Halliday, englisch)
Die BBC ändert die Richtlinien für Links online: “Reporters must now link to primary sources such as articles published in scientific journals, rather than simply linking to the homepage of the journal.”

6. “indiana jones der kulinarik trifft gemüsefetischist in istanbul”
(henusodeblog.blogspot.com, bugsierer)
“Das Magazin” kündigt einen neuen Journalisten als “Indiana Jones der Kulinarik” an. Sein erster Text handelt vom “besten Restaurant der Welt”.

Was nicht passt, wird passend gemacht

Online-Redakteure haben es schwer: Sie müssen sich nicht nur um die Texte kümmern, sondern auch um Bilder. Trotz Fotoagenturen und riesigen Datenbanken ist es nicht ganz einfach, die richtigen Bilder zu finden. Denn sie müssen nicht nur die Geschichte erzählen, sondern auch in das rigide Baukasten-Schema der Redaktionssysteme passen.

So hat zum Beispiel der Online-Auftritt des Hochglanzmagazins “Stern” seit dem Relaunch ganz oben ganz viel Platz freigeräumt für ein starkes Aufmacherbild: nicht zu hoch, dafür aber sehr breit. Doch wie findet man jeden Tag passende Bilder für diesen prominenten Platz?

Am Samstag sah es besonders düster aus. Zwar bot die Geschichte über die baldige Rettung der verschütteten Bergleute in Chile eine ganze Reihe emotionaler Bilder, doch in das Breitwandformat wollte keines so recht passen.

Doch dem Redaktör ist nichts zu schwör und so begrüßte Stern.de seine Leser mit diesem farbintensiven Aufmacher-Foto: ein Clown, ein Reporter und der weite Himmel über Chile.

Screenshot: Stern.de

Irgendwas ist merkwürdig, nicht? Noch merkwürdiger wirkt das Bild, wenn man es ohne die Aufmacherschlagzeilen betrachtet:

Screenshot: Stern.de

Oder einfach nur die rechte Hälfte des Bildes:

Screenshot: Stern.de

Ein Blick auf das Original-Foto zeigt sehr schön, wie das Aufmacherbild zu Stande kam: Ein Redakteur hat den rechten Rand des Bildes abgeschnitten und einen schmalen Streifen Himmel 16 Mal dorthin kopiert.

Mit Dank an Florian H.

Das Haus, Tatort Internet, RTL aktuell

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1. “Bauen – Werben – Sicher surfen”
(brainweich.de, Sabrina Gehder)
Sabrina Gehder liest in der Burda-Zeitschrift “Das Haus” vom “Internet in all seinen bedrohlichen Facetten”.

2. “T@tort Internet oder: Niveau und Journalistenethos verzweifelt gesucht”
(heise.de/tp/blogs, Bettina Winsemann)
Für Bettina Winsemann ist die neue RTL2-Sendung “Tatort Internet” “eine der infamsten Sendungen”, die sie jemals gesehen habe – sie verdiene das Prädikat “besonders widerlich”. Die Erstausstrahlung hat sich auch Stefan Niggemeier angesehen.

3. Interview mit Dana Priest
(taz.de, Steffen Grimberg und Bernd Pickert)
Dana Priest von der “Washington Post” glaubt nicht, dass man als Journalist eine Journalistenschule besuchen muss: “Man braucht eine Art zu denken und eine journalistische Ethik, und die lernt man, wenn man unter erfahrenen Journalisten arbeitet.”

4. “Mein Leben ohne Fernseher”
(jetzt.sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Simon Hurtz über seine Kindheit ohne Fernsehen: “Während die meisten Menschen bei jeder Nachricht sofort Gesichter und Bilder aus der Tagesschau vor Augen haben, verbinde ich damit nur die Stimme eines Nachrichtensprechers oder die Überschriften der Zeitungen.”

5. “The Curse of Wikipedia strikes Norman Wisdom”
(theregister.co.uk, Andrew Orlowski, englisch)
Die Zeitungen “Mirror” und “Guardian” übernehmen in Nachrufen auf Norman Wisdom falsche Informationen von Wikipedia.

6. “Kursverfall im Weinkeller”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier versucht eine Grafik bei “RTL aktuell” zu deuten.

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