Nichts begriffen, Amigo-Kultur?, “Stinkefinger an die Leserschaft”

1. “Die hat noch immer nicht begriffen, worum es wirklich geht”
(journalist.de, Jan Freitag)
Beim “journalist” sprechen Kayhan Özgenç und Jakob Wais von “Business Insider” über ihre Recherchen zum Fall der ehemaligen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, der sie wenig Einsicht attestieren: “Es mangelt ihr offenbar bis heute an Verständnis, Selbstkritik, Demut – von Reue gar nicht zu sprechen – darüber, dass sie womöglich übers Maß ihrer Privilegien hinausgeschossen ist. Und das, während kaum jemand im Sender sagt, wie schade es sei, dass Patricia Schlesinger gehen musste. Diese Stimmung überhaupt nicht wahrzunehmen, ist besonders für eine Journalistin, die ja davon lebt, Stimmungen zu erspüren, schon überraschend.”
Weitere Lesehinweise: In der Affäre um den RBB habe die Generalstaatsanwaltschaft Berlin die Ermittlungen auf den Verwaltungsdirektor und ehemaligen stellvertretenden Intendanten sowie die Juristische Direktorin ausgeweitet (sueddeutsche.de).
Außerdem hat die “Business-Insider”-Redaktion mit ihren Recherchen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk nachgelegt: Amigo-Kultur? Wie der Nachbar und Mieter der stellvertretenden NDR-Intendantin vom öffentlich-rechtlichen Sender profitiert (Philip Kaleta).

2. Leuchtturm 2022 für Arndt Ginzel
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche (nr) hat auf seiner Jahreskonferenz den Journalisten Arndt Ginzel mit dem “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2022” ausgezeichnet: “Arndt Ginzel ist mit seinen Recherchen wie kaum jemand sonst vor Ort russischen Kriegsverbrechen nachgegangen und hat damit dem deutschen Publikum auf herausragende Weise die Schrecken dieses Krieges Nahe gebracht. Wir freuen uns sehr, ihn mit dem diesjährigen Leuchtturm des Netzwerk Recherche auszuzeichnen”, so der nr-Vorsitzende Daniel Drepper. Die Laudatio hielt “Spiegel”-Reporter Christoph Reuter (youtube.com, 14:30 Minuten).

3. Der Nestbeschmutzer zu NR22 zum Nachlesen
(netzwerkrecherche.org)
Anlässlich der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche haben Studierende der Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Hamburg erneut eine Zeitung produziert. Der kostenlos als PDF verfügbare “Nestbeschmutzer” widmet sich unter anderem dem Klima- und Lokaljournalismus, den Schwierigkeiten der Kriegsberichterstattung und der mangelnden Diversität in Redaktionen.

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4. Warum SZ-Journalismus visueller wird
(sueddeutsche.de, Wolfgang Jaschensky & Astrid Müller & Christian Tönsmann)
Die “Süddeutsche Zeitung” will online visueller werden und setzt dabei auf ein Programm, das eine visuell ansprechendere Einbettung von interaktiven Grafiken, großen Bildern und Videos und damit ein ästhetischeres Layout ermögliche: “Die Software war ein Experiment, das bei seiner ersten Anwendung funktionieren musste: Es gab keine Erfahrung, geschweige denn Routine mit der Veröffentlichung, es gab nicht einmal einen Knopf, auf dem ‘veröffentlichen’ stand.” Ein lohnenswerter Blick in die Werkstatt.

5. Musk will Twitter jetzt doch kaufen
(tagesschau.de)
Nach einem schier endlosen Hin und Her will Tech-Milliardär Elon Musk den Onlinedienst Twitter nun wohl doch kaufen. Eigentlich sollte diesen Monat der Prozess über den möglichen Rücktritt vom Vertrag beginnen. Das kann allerdings vermieden werden, sollten sich beide Parteien auf die ursprünglichen Bedingungen verständigen.

6. Das Medium als Insel, die niemand verlassen darf
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter ärgert sich über etwas, über das wir uns alle schon geärgert haben: Die Unsitte großer Medienplayer, keine Links auf externe Webseiten zu setzen (und wenn sie Links setzen, dann oft nur zu irgendwelchen Seiten des eigenen Angebots). Reuter fasst zusammen: “Wer Links vermeidet, hat nicht genug Arsch in der Hose, um an die eigenen Inhalte und an die eigenen Leser:innen zu glauben. Es ist ein Stinkefinger an die Leserschaft. Und ein journalistisches Armutszeugnis.”

Verschlossene Auster Tesla, Doofe “Tausend Zeilen”, Precht & Welzer

1. Verschlossene Auster 2022 für Tesla
(netzwerkrecherche.org, Franziska Senkel)
Traditionell verleiht das Netzwerk Recherche, die Vereinigung der Investigativjournalistinnen und -journalisten, alljährlich einen Negativpreis für “den Informationsblockierer des Jahres”: die “verschlossene Auster”. Die fragwürdige Auszeichnung geht dieses Jahr an den Automobilhersteller Tesla. Das Unternehmen sei “seit Jahren dafür bekannt, Recherchen und Berichterstattung aktiv und aggressiv zu behindern. Elon Musk selbst hat in der Vergangenheit immer wieder Journalist:innen bedroht, verbreitet regelmäßig Falschnachrichten und manipuliert die Medien für seine persönlichen finanziellen Interessen”, so der Netzwerk-Recherche-Vorsitzende Daniel Drepper in seiner Begründung.

2. Wie doof kann ein Film sein? Bully: Ja!
(youtube.com, Wolfgang M. Schmitt, Video: 20:20 Minuten)
Regisseur Bully Herbig hat die “Spiegel”-Affäre um Claas Relotius verfilmt. Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt hat sich den Film “Tausend Zeilen” angeschaut. In seiner sehens- und hörenswerten Analyse befindet er: “Eigentlich ist das Kino der ideale Ort für eine Hochstaplergeschichte, da der Film ohnehin eine Kunst ist, die mit der Lüge flirtet. Daraus aber macht Herbig nichts – weder inhaltlich noch ästhetisch.”

3. «Man ist für jede staatliche Corona-Massnahme, oder man ist Schwurbler und Querdenker» – Richard David Precht und Harald Welzer rechnen mit den Medien ab
(nzz.ch, Lucien Scherrer)
“Richard David Precht und Harald Welzer gehören zu jenen Intellektuellen, die in den deutschsprachigen Medien fast noch wichtiger genommen werden, als sie sich selbst nehmen.” Die beiden Autoren würden mit ihrem jüngsten Buch über die “Selbstgleichschaltung” der Medien (so eine mittlerweile entfernte Formulierung aus der Vorankündigung des Buchs) ein seltsames Medien- und Demokratieverständnis offenbaren, findet Lucien Scherrer in der “NZZ”.

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4. Fluten wir die Wutmaschinen mit Journalismus!
(arminwolf.at)
“Ich finde ja, dass Social Media den öffentlichen Diskurs ziemlich versaut haben. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es auf Social Media seriösen Journalismus geben muss und dass professionelle Medien dort aktiv sein sollen.” In seinem Essay plädiert ORF-Anchor Armin Wolf dafür, dass Medien sich in den Sozialen Medien weiterhin engagieren: “Sie sollen posten und aktiv sein und, soweit sie es personell und zeitmäßig schaffen, auch mit ihrem Publikum diskutieren. Sie sollen dort, wo Millionen Menschen sind, zuhören, Kritik annehmen, die eigene Arbeit erklären und auch zurückreden, wenn es notwendig ist. Aber die wichtigste Aufgabe ist: Flood the zone with journalism.”

5. “Querdenken schlägt Dich, Polizei schaut weg und das gericht interessiert es nicht”
(belltower.news, Luisa Gerdsmeyer)
Der Journalist Julian Rzepa wurde auf einer “Querdenken”-Demonstration in Freiburg von mehreren Demonstrierenden körperlich angegriffen, sein Kameraobjektiv wurde dabei zerstört. Rzepa habe gegen die Haupttäterin Anzeige erstattet, doch das Verfahren sei aufgrund von “mangelndem öffentlichen Interesse” eigestellt worden. Im Gespräch mit dem Opferfonds “CURA” berichtet er von seiner anstrengenden Arbeit, dem Angriff auf ihn und dem Ausgang des Verfahrens, das ihn desillusioniert habe.

6. Ein epd-Interview mit Günter Wallraff
(epd.de, Diemut Roether)
Die Lichtgestalt des Investigativjournalismus, Günter Wallraff, ist am vergangenen Wochenende 80 Jahre alt geworden. Diemut Roether vom Evangelischen Pressedienst sprach mit ihm über verdeckte Recherchen, seine zahlreichen Prozesse, das “Team Wallraff” und über Vorbilder im Journalismus.

KW 39/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich (langes) Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Mildes Urteil nach Nazi-Angriff auf Journalisten
(ndr.de, Zapp, Julian Feldmann, Video: 15:36 Minuten)
Vor vier Jahren kam es in Thüringen zu einem heftigen Zwischenfall: Als zwei Fotografen vor dem Haus eines NPD-Politikers fotografierten, wurden sie von zwei Neonazis angegriffen und schwer verletzt. Eines der Opfer erlitt einen Schädelbruch, das andere einen Messerstich ins Bein. Nach einem langwierigen Verfahren kam es nun zu einem Urteil, das sowohl von den Opfern als auch von Außenstehenden als verstörend mild empfunden wird. Julian Feldmann ist ins thüringische Fretterode gereist und hat mit einem der Opfer sowie dem Sprecher des Landgerichts gesprochen.

2. Markus Feldenkirchen in der “Hörbar Rust”
(ardaudiothek.de, Bettina Rust, Audio: 1:22:43 Stunden)
In der “Hörbar Rust” begrüßt Bettina Rust den Journalisten Markus Feldenkirchen, der im Hauptstadtbüro des “Spiegel” arbeitet und den “Spiegel”-Video-Talk “Spitzengespräch” moderiert. Darüber hinaus ist Feldenkirchen auch als Gast von TV-Talkshows und als Sachbuchautor (“Die Schulz-Story”) bekannt. Im Gespräch mit Bettina Rust geht es um seinen Werdegang, beginnend mit seiner “phantastischen Jugend” bis hin zur Jetztzeit.

3. Warum sollten sich Medienschaffende regelmäßig mit Medienrecht auseinandersetzen, Dr. Gabriele Stark?
(newsfluence.podigee.io, Eva-Maria Schmidt, Audio: 23:29 Minuten)
In der aktuellen “Newsfluence”-Folge erklärt die auf Medienrecht spezialisierte Juristin Gabriele Stark, wie sich Journalistinnen und Journalisten vor unnötigen Abmahnungen und teuren Strafen schützen können und welche Rechte sie kennen und beachten müssen.

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4. Wieso werden Werkstätten für behinderte Menschen in den Medien kaum kritisiert?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 15:33 Minuten)
Beim RBB-Hörfunksender Radio Eins sprachen vergangene Woche Menschen mit und ohne Behinderung täglich über Themen wie Barrierefreiheit und die Frage, wie inklusiv der RBB selbst ist. Dabei trafen der Aktivist Raul Krauthausen, der mit seinem Verein “Sozialhelden” für mehr Teilhabe kämpft, und Beatrix Babenschneider, eine ehemalige Werktstatträtin, aufeinander. Das Publikum der Diskussion sei offenbar fast ausschließlich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Werkstätten für Menschen mit Behinderung besetzt gewesen. Das habe für eine erhebliche Schieflage gesorgt, so die vielgeäußerte Kritik in den Sozialen Medien. Holger Klein hat sich mit Raul Krauthausen über das Thema ausgetauscht.

5. Interviews freigeben – Fluch oder Segen?
(talkingdigital.de, Kristin Dolgner & Sachar Klein & Giuseppe Rondinella, Audio: 35:01 Minuten)
Bei “Talking Digital” geht es um den Freigabeprozess von Interviews: “Warum haben solche gescheiterte Interviews in den vergangenen Jahren gefühlt zugenommen? Warum überhaupt hat sich diese Autorisierungspraxis nur in Deutschland durchgesetzt? Was sind Vor- und Nachteile? Und warum machen Medien gescheiterte Interviews selbst zum Thema?”

6. “Markus Lanz” vom 29. September 2022
(zdf.de, Markus Lanz, Video: 1:16:05 Stunden)
Das neue Buch von Philosoph Richard David Precht und Soziologe Harald Welzer (“Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist”) kam in den bisherigen Rezensionen (“FAZ”, “Übermedien”, “Frankfurter Rundschau”, “Stern”) nicht allzu gut weg. In der Talksendung von Markus Lanz diskutierten die beiden Buchautoren mit der “Spiegel”-Journalistin Melanie Amann und dem “Welt”-Journalisten Robin Alexander. Ein bemerkenswertes Aufeinandertreffen.

Twitters Probleme, Scheitern an Google, Ohne Rückendeckung

1. Werbekunden fordern von Twitter Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Auf Twitter sollen mehr als 500 Accounts Werbung für Kindesmissbrauchsmaterial gemacht haben. Die Tweets hätten der Kontaktanbahnung gedient und seien mit Codewörtern oder einschlägigen Hashtags versehen worden. Als Reaktion darauf hätten einige Großkunden ihre Anzeigenkampagnen gestoppt. Twitters Nachlässigkeit in dem Bereich könnte also noch teure Folgen haben.
Weiterer Lesetipp: Porno-Riesen schränken Suchfunktion ein – teilweise: “Die drei weltgrößten Pornoseiten reagieren auf Fälle sexualisierter Gewalt. Sie schließen problematische Begriffe aus der Suche aus, Pornhub verlinkt gar auf Hilfsangebote. Im direkten Vergleich sticht eine Seite jedoch heraus.” (netzpolitik.org, Sebastian Meineck)

2. Buchtipp: Neuauflage “Der Aufmacher”
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Zum achtzigsten Geburtstag von Günter Wallraff veröffentlicht der Verlag Kiepenheuer & Witsch eine Neuauflage des “Bild”-kritischen Klassikers “Der Aufmacher”. Das Buch entpuppe sich als überraschend aktuell, wie Tilmann P. Gangloff findet. Die Mechanismen des Marktes seien die gleichen geblieben: “Die Digitalisierung hat diese Art von ‘Journalismus’ nicht verändert, er ist bloß noch überdrehter geworden.”
Weiterer Hinweis: Natürlich muss in diesem Zusammenhang auf das Buch meiner BILDblog-Kollegen Moritz Tschermak und Mats Schönauer verwiesen werden: Ohne Rücksicht auf Verluste – Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet (kiwi-verlag.de).

3. Hätten Precht und Welzer doch einfach mal jemanden gefragt!
(uebermedien.de, Nils Minkmar)
Vor wenigen Tagen haben der Philosoph Richard David Precht und der Soziologe Harald Welzer ihr neues medienkritisches Buch vorgestellt (“Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist”). Nach Harald Staun (siehe die “6 vor 9” vom 27. September) beschäftigt sich nun auch Nils Minkmar mit dem Werk. Sein Eindruck: “Was die beiden eigentlich mit diversen Gedankengängen und nur halb tauglichen Beispielen beklagen, ist ihre Minderheitenposition in der Ukrainefrage, denn beide verhalten sich abwartend bis neutral, was die Hilfe für Kiew angeht.”

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4. Was bekommen junge Erwachsene für ihren Rundfunkbeitrag?
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, 37:11 Minuten)
Jutta Harrer-Amersdorffer, Professorin für soziale Arbeit, will wissen, warum es für junge Erwachsene nicht mehr Angebote bei ARD und ZDF gibt. Darüber diskutiert sie mit HR-Intendant Florian Hager, bis vor Kurzem für die Entwicklung der ARD-Mediathek verantwortlich, und Annika Schneider aus der Deutschlandfunk-Medienredaktion.

5. Freie Krisen- und Kriegsreporter – Im Einsatz ohne Rückendeckung
(message-online.com)
Laurent Schons Film “Im Einsatz ohne Rückendeckung” (youtube.com, 12:11 Minuten) beschäftigt sich mit dem Thema Kriegsberichterstattung und lässt einige erfahrene Reporterinnen und Reporter zu Wort kommen: “Jörg Armbruster und Alex Chan Tsz Yuk – beide gerieten im Einsatz unter Beschuss. ‘Netzwerk Recherche’-Vorstandsmitglied Pascale Müller und Auslandskorrespondent Marc Engelhardt geben Einblicke in die Branche und ‘Reporter ohne Grenzen’-Sprecher Christopher Resch zeigt Wege aus der Krise auf.”

6. Deutsche Verlage scheitern an Google
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz & Alexander Fanta)
“Eigentlich sollten Google und weitere Tech-Konzerne den Medien in Europa Geld für die Nutzung ihrer Inhalte zahlen. Doch während die Presse anderswo Millionen an Lizenzgebühren kassiert, kommt hierzulande wenig an. Das Nachsehen haben insbesondere Journalist:innen.” Ingo Dachwitz und Alexander Fanta erklären, warum die deutschen Verlage nicht weiterkommen im Kampf um die Digitalgelder der Plattform-Giganten.

Führungskräfte versetzt, “Grow Greenhouse”, Whistleblowerschutz

1. Landesfunkhauschef versetzt Redaktions-Führungskräfte
(spiegel.de)
Obwohl ein interner Prüfbericht Norbert Lorentzen, Chefredakteur des NDR Kiel, und die Politikchefin Julia Stein hinsichtlich eines etwaigen “politischen Filters” in der Berichterstattung entlastet habe, werden beide versetzt. Nach Angaben des Landesfunkhausdirektors sei das Vertrauen verloren gegangen. Im Bericht sei ein schlechtes Briebsklima attestiert worden. Die zwei Führungskräfte sollen neue Aufgaben außerhalb des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein erhalten.

2. Whistleblowerschutz unzureichend
(djv.de)
Ein Bündnis aus Medienorganisationen und -unternehmen kritisiert das neue Regelwerk zum Whistleblowerschutz – es seien Nachschärfungen nötig. Der aktuelle Gesetzesentwurf der Bundesregierung zum Schutz von Hinweisgebern bleibe nach wie vor hinter den Möglichkeiten der EU-Whistleblower-Richtlinie zurück und genüge nicht den Erfordernissen der Schutzbedürftigen und der Medienschaffenden. Der Bundestag soll heute in erster Lesung über das Gesetz beraten.

3. Wir bringen das Grow Greenhouse an den Start
(netzwerkrecherche.org)
Mit Unterstützung der Schöpflin Stiftung baut das Netzwerk Recherche ein Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt auf: das “Grow Greenhouse”. Der Bezug zum Gewächshaus ist bewusst gewählt: “Ein Greenhouse ist ein Ort, der Pflanzen Schutz bietet und der für ein günstiges Klima sorgt. Wir schaffen einen solchen Schutzraum für den gemeinnützigen Journalismus”, so Thomas Schnedler, Projektleiter beim Netzwerk Recherche.

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4. Ferngespräche: China
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 52:25 Minuten)
Im radioeins-Korrespondenteninterview spricht Holger Klein mit Benjamin Eyssel, der für die ARD aus Peking berichtet. Es geht dabei auch um die strikten Restriktionen und Kontrollen, denen sich Journalistinnen und Journalisten ausgesetzt sehen und die von offizieller Seite mit der Null-Covid-Politik begründet werden. Schlimmer sei die Situation jedoch für die inländischen Medienschaffenden, deren Lage Eyssel mit den Worten zusammenfasst: “Journalismus im Land selbst ist tot.”

5. Social Media Watchblog Briefing #828
(socialmediawatchblog.de)
Das “Social Media Watchblog” hat eine freie Ausgabe seines Briefings veröffentlicht, in dem es unter anderem um die jüngsten Entwicklungen bei TikTok geht. In den USA habe es erhebliche Sicherheitsbedenken gegeben, was die aus China stammende Plattform betrifft, doch nun stehe eine Einigung mit der US-amerikanischen Regierung bevor. Weitere Nachrichten betreffen social-media-relevante Themen aus Politik und Journalismus sowie neue Features bei den unterschiedlichen Plattformen.

6. How Cars Are Destroyed For Movies & TV
(youtube.com, Movie Insider, Video: 8:46 Minuten)
Hollywoods Regisseure lassen in ihren Actionfilmen gerne bildgewaltig Autos zu Bruch gehen, indem diese von der Straße abkommen, sich überschlagen, miteinander kollidieren oder niedergewalzt werden. Dafür bedarf es jedoch einer gewissen Vorbereitung. Kfz-Spezialisten präparieren die Fahrzeuge, damit es auch ja zu spektakulären Szenen kommt. Bei “Movie Insider” werden einige Ausschnitte aus Filmen gezeigt und deren Entstehungsgeschichten beleuchtet. Alles in englischer Sprache, aber eigentlich reichen schon die Bilder.

NDR-Untersuchung, Filmkritik zu “Tausend Zeilen”, Rundfunkbeitrag

1. NDR-Untersuchung findet keine Belege für “politischen Filter”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet über die Ergebnisse einer internen NDR-Untersuchung zu den Vorwürfen gegen das NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. So etwas wie einen “politischen Filter” in der Berichterstattung soll es nicht gegeben haben, dafür aber Probleme beim Redaktionsklima. Auch der NDR berichtet über die eigene Aufarbeitung. Oder wie Fabian Goldmann auf Twitter zusammenfasst: “Nach Berichten des NDR, der NDR habe unzulässigen Einfluss auf die Berichterstattung des NDR genommen, habe der NDR den NDR nun von allen Vorwürfen seitens des NDR freigesprochen, berichtet der NDR.”

2. Die Zusatzeinnahmen der Intendanten
(tagesschau.de, Sebastian Friedrich & Katharina Schiele)
Die Intendanten und Intendantinnen der öffentlich-rechtlichen Sender beziehen recht unterschiedliche Jahresgehälter, und auch bei den möglichen oder tatsächlichen Zusatzeinnahmen gibt es starke Differenzen. Der NDR hat sich bei den unterschiedlichen Sendern nach den dort geltenden Regeln erkundigt.
Lohnenswerte anderthalb Hör-Minuten dazu: Nebeneinnahmen von ARD-Intendanten nicht einheitlich geregelt (tagsschau.de, Marcus Engert).

3. Rundfunkbeitrag steht nicht zur Debatte
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) spricht sich gegen Äußerungen von Politikern aus, die den Rundfunkbeitrag einfrieren wollen. Es sei “weder angemessen, noch politisch hilfreich”, wenn Spitzenpolitiker die Affäre um Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zum Vorwand nähmen, um “die Axt an den Rundfunkbeitrag” zu legen, so der DJV-Vorsitzende Frank Überall: “Das wäre so, als ob nach einer politischen Affäre die Kürzung der Abgeordneten-Diäten oder eine Fusion von Ministerien diskutiert würde.”

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4. Facebook enttarnt Propagandanetzwerke, sperrt 1600 Accounts
(spiegel.de)
Das Unternehmen Meta habe auf seiner Plattform Facebook zwei Propagandanetzwerke enttarnt und im Zuge dessen über 1.600 Accounts gelöscht. Das erste Netzwerk sei bereits Ende August nach Recherchen von t-online.de aufgeflogen. Die andere Operation sei von China ausgegangen und habe offenbar versucht, den Wahlkampf in den USA zu beeinflussen. Neben Facebook seien auch die Plattformen Twitter und Instagram betroffen gewesen.

5. Filmkritik zu “Tausend Zeilen”: Eine augenzwinkernde Abrechnung
(fachjournalist.de, Dobrila Kontić)
Der Regisseur Bully Herbig hat die “Spiegel”-Affäre um Claas Relotius verfilmt. “Tausend Zeilen”, so der Titel des Films, kommt am morgigen Donnerstag in die Kinos. Die Journalistin und Filmkritikerin Dobrila Kontić konnte sich das Werk bereits ansehen. Sie ist mit einigen Dingen zufrieden, hätte sich aber mehr gewünscht: “In seiner Gesamtheit greift dieser Film aber – anders als Helmut Dietls Schtonk! (1992) – über die Kritik am Gebaren der Chronik-Verantwortlichen nicht weit genug hinaus, um wirklich als schonungslose Mediensatire zu gelten. Hier wäre stattdessen ein wenig mehr Vertrauen in die Differenziertheit und Nachdenklichkeit der weiterhin lesenswerten Buchvorlage wünschenswert gewesen.”

6. 10 Wege, um (online) immer Recht zu haben
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen hat zehn Ratschläge, wie es gelingt, jederzeit Recht zu behalten. Es ist ein buntes Potpourri dessen, was man bei Online-Debatten alles falsch machen kann.

Irans Internetzensur, Milliarden-Begräbnis, Totgeschwiegene Promis

1. Wie wir die Internetzensur umgehen
(deutschlandfunk.de, Anh Tran & Brigitte Baetz)
Im Iran gehen immer mehr Menschen auf die Straße, um gegen das Regime zu protestieren. Vor allem in den Sozialen Medien kann man sehen, wie mutige Frauen sich öffentlich die Haare abschneiden oder ihre Hijabs vom Kopf reißen und verbrennen. Mittlerweile sperren Irans Herrscher rigoros Internetdienste, damit derartige Bilder nicht an die Öffentlichkeit gelangen, und sich die Leute nicht vernetzen können. Im Deutschlandfunk beschreibt Constanze Kurz vom Chaos Computer Club, wie man Menschen im Iran einen anonymen Online-Zugang ins freie Internet verschaffen kann.
Weitere Lesehinweise: Bei der “taz” erklärt “NetBlocks”-Gründer Alp Toker, wie die Internet-Blockaden funktionieren, und welche Alternativen die Menschen haben. Der Deutsche Journalisten-Verband fordert Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf, sich bei der iranischen Regierung für die sofortige Freilassung aller inhaftierten Journalistinnen und Journalisten im Land einzusetzen.

2. Die totgeschwiegenen Promis
(faz.net, Harald Staun)
Der Philosoph Richard David Precht und der Soziologe Harald Welzer haben ihr neues medienkritisches Buch vorgestellt. Es trägt den Namen “Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist”. Was die Resonanz betrifft, können die beiden Autoren nur gewinnen, findet Harald Staun: “Man wird, was immer man auch sagt, den beiden Denkern nur Recht geben können – sei es, indem man ihrer Diagnose von der ‘Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung’ zustimmt; oder indem man ihnen widerspricht und damit die Intoleranz für abweichende Meinungen belegt, die sie beklagen.”

3. Scheinreferendum, hurra!
(t-online.de, Lars Wienand)
Bei den russischen Scheinreferenden in der Ost-Ukraine sind Recherchen von t-online.de zufolge mehrere Deutsche im Einsatz, darunter auch ein ehemaliger ARD-Moderator, der für allerlei Falschbehauptungen verantwortliche Betreiber der Seite “Anti-Spiegel” sowie ein langjähriger NDR-Redakteur. Letzterer hat inzwischen seinen Lehrauftrag an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft verloren.

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4. TikTok droht wegen möglicher Datenschutzverstöße Millionenstrafe
(zeit.de)
TikTok soll in Großbritannien zwischen 2018 und 2020 die Daten von Kindern ohne angemessene Einwilligung der Eltern verarbeitet haben. Dem Unternehmen drohe nun laut einer Mitteilung der britischen Datenschutzbehörde ICO eine Strafe in Höhe von 27 Millionen Pfund (etwa 30 Millionen Euro). TikTok habe der Einschätzung der Behörde widersprochen und eine Stellungnahme angekündigt.

5. Vor allem Bildung
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai stellten am Montag fünf Vorschläge für einen “modernen, leistungsfähigen und transparenten” öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, die das Präsidium der Partei zuvor beschlossen hatte. Aurelie von Blazekovic fasst den Reform-Vorstoß für die “Süddeutsche” zusammen.

6. Wie “Oe24” und die “Krone” die Kosten für das Queen-Begräbnis maßlos in die Höhe schießen lassen
(kobuk.at, Elisabeth Kröpfl)
Wenn man den Angaben der österreichischen Boulevardredaktionen “Krone” und “Oe24” Glauben schenkt, hat das Queen-Begräbnis 6,8 Milliarden Euro gekostet. Elisabeth Kröpfl hat sich für das Medienwatchblog “Kobuk” angeschaut, wie es um die Mathematikfähigkeiten der beiden Blätter bestellt ist.

Rechnungshof rügt BR, Klagen gegen Netflix, Länder setzten Ultimatum

1. Teure Berater
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Der Bayerische Oberste Rechnungshof hat den Bayerischen Rundfunk wegen dessen Auftragsvergabe gerügt. Der BR habe bei Beratungsaufträgen in den Jahren 2015 bis 2020 teilweise gegen seine eigene Beschaffungsordnung verstoßen. In seiner Stellungnahme zum Prüfbericht habe der Sender der Kritik des Rechnungshofs beigepflichtet und angekündigt, seine Prüf- und Kontrollverfahren zu überarbeiten.

2. Länder setzen ARD und ZDF ein Ultimatum
(faz.net, Helmut Hartung)
Die Rundfunkkommission der Bundesländer ist sich einig: Die jüngst bekanntgewordenen Vorfälle in mehreren ARD-Anstalten würden “dem gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk schaden”. Nun fordern die Länder von den Sendern “finanzwirksame Selbstverpflichtungserklärungen” und eine Überarbeitung ihrer Aufsichts- und Compliancestrukturen.

3. Reizüberflutete Reizlieferanten? Resilienter Journalismus
(sr.de, Thomas Bimesdörfer, Audio: 14:51 Minuten)
Im Interview mit Thomas Bimesdörfer spricht Stephan Weichert, Leiter des “Vocer”-Instituts, über die von ihm und Matthias Daniel (Chefredakteur “journalist”) herausgegebene Essay-Sammlung “Resilienz im Journalismus”: Wie kann sich der Berufsstand gegen Reizüberflutung schützen und für einen konstruktiven Dialog in der Gesellschaft sorgen?

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4. Maria Lorenz-Bokelberg über Podcasts und Perspektiven.
(turi2.de, Tim Gieselmann)
Maria Lorenz-Bokelberg gilt mit ihrer Firma Pool Artists als Deutschlands erfolgreichste Podcast-Produzentin. Im “turi2”-Interview geht es um den beschwerlichen Einstieg (“Es lief zwei Jahre scheiße”), die Frage, wie viel “Family and Friends” im Unternehmen steckt, und die Entscheidung, eine Zusammenarbeit mit Springer auszuschließen. Lesenswert, weil tiefergehend.

5. Ein Politikerleben ohne Twitter ist möglich. Oder nicht?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Erst Robert Habeck, dann Kevin Kühnert, jetzt Jens Spahn – in letzter Zeit haben sich einige prominente Politiker von Twitter verabschiedet. Eine Tendenz, die Joachim Huber bedauert: “Sicher, das Diskursklima ist toxisch, mir will nur nicht in den Kopf, warum die Schreihälse, die Faktenverdreher, die Leugner und Verschwörungstheoretiker dadurch mehr Platz und Raum bekommen, dass die Vernünftigen und die Venunftbegabten diese räumen. Auf der Straße geht jeder für seine Überzeugungen demonstrieren, warum dann auch nicht im Netz?”

6. Zu falsch, um wahr zu sein?
(taz.de, Daniel Schütz)
Der Streaminganbieter Netflix wurde in Zusammenhang mit Biopics, also: Filmbiografien, diverse Male wegen Verleumdung verklagt – und zwar nicht von den im Zentrum des jeweiligen Films stehenden Hauptpersonen, sondern von Nebenfiguren. Daniel Schütz fragt sich, wie frei Fiktion mit Wahrheit umgehen darf und ob es nicht zumindest ein ethisches Gebot sein sollte, real existierende Personen vor fiktiven Zuschreibungen zu schützen, die negative Auswirkungen auf ihren Ruf haben könnten.

KW 38/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Die rbb-Affäre
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 47:42 Minuten)
Niklas Münch und Tobias Hausdorf haben sich gefragt, wie die rbb-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mit den Verfehlungen ihrer Führungsspitze umgehen. Sie haben deshalb Oliver Noffke aus dem rbb-eigenen Rechercheteam in ihren Podcast “Hinter den Zeilen” eingeladen. Und sie haben Stimmen gesammelt – zu Desillusionierung, Erschöpfung und neuer Motivation.

2. An allen Fronten
(zdf.de, Charlotte Krüger, Video: 43:23 Minuten)
Ohne die Arbeit von Kriegsreportern und Kriegsreporterinnen gäbe es viel weniger bis keine Informationen über das, was sich bei Kriegen und kriegsähnlichen Auseinandersetzungen tatsächlich abspielt; es gäbe kaum Informationen, wie sich die militärischen Ereignisse auf die Zivilbevölkerung auswirken. In Charlotte Krügers Dokumentation “An allen Fronten” berichten einige bekannte Journalistinnen und Journalisten von ihrer riskanten Arbeit und erzählen, wie sie mit der täglichen Gefahr umgehen. (Triggerwarnung: Im Film sind logischerweise auch Aufnahmen aus Kriegsgebieten zu sehen, darunter auch (geblurrte) Bilder getöteter Menschen.)

3. Wie schwer kanns schon sein, eine Falschmeldung zu verbreiten?
(youtube.com, Walulis, Video: 20:11 Minuten)
“Wie schwer kann’s schon sein, eine Falschmeldung in seriösen Medien einzuschleusen?” Die “Walulis”-Redaktion hat sich einige Falschmeldungen aus der jüngsten Vergangeneheit angeschaut, kurzerhand eine “Initiative Interaktive Medien” erfunden und selbst eine Falschmeldung herausgegeben, die prompt von verschiedenen Medien übernommen wurde.

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4. Tulpen, Tomaten, Königshaus – Klischees in der Niederlande-Berichterstattung
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 40:08 Minuten)
Im Deutschlandfunk-Gespräch mit Hörerinnen und Hörern geht es dieses Mal um Klischees in der Niederlande-Berichterstattung: Woran hapert es bei der Auslandsberichterstattung? Und wie arbeiten Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten überhaupt? Ein Dlf-Hörer diskutiert mit der Niederlande-Korrespondentin Kerstin Schweighöfer, dem Medienwissenschaftler Janis Brinkmann und Pia Behme aus der Dlf-Medienredaktion.

5. Spiel mit der Wahrheit
(deutschlandfunkkultur.de, Susanne Burg, Audio: 11:08 Minuten)
Bully Herbig hat die “Spiegel”-Affäre um Claas Relotius verfilmt, der Film kommt nächste Woche in die Kinos. Im Gespräch mit Susanne Burg erzählt Herbig, wie es dazu kam. Als er hörte, dass die Ufa sich die Filmrechte gesichert hat, habe ihn das zunächst gewurmt. Zwei Wochen später sei das Regieangebot gekommen, so Herbig: “Das war ein riesen Glücksfall für mich.”

6. Wie überlebt man als London-Korrespondentin eine Queen-Beerdigung?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 26:39 Minuten)
Holger Klein hat sich mit ARD-Korrespondentin Annette Dittert über die Tage rund um die Beerdigung der Queen unterhalten: “Wie erlebt man als Journalistin so ein Ereignis? Warum ist beim deutschen Publikum das Interesse für die britischen Royals so groß? Muss das sein, dass die ARD da acht Stunden live sendet? Gab es genügend Raum für Kritik?”

Die Schlappe Röhns, Journalist verklagt Polizei, Jugend an die Macht

1. “Fake News”: Welt-Reporter scheitert vor Gericht gegen Kritiker
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner)
Für den “Volksverpetzer” berichtet Matthias Meisner über die juristische Niederlage des “Welt”-Chefreporters Tim Röhn: “Die Schlappe Röhns vor dem Landgericht Hamburg ist auch deshalb bemerkenswert, weil Röhn immer wieder juristisch gegen Kritiker:innen seiner Corona-Berichterstattung vorgeht.”

2. Bund bezuschusst Hate Aid mit 497.000 Euro
(spiegel.de)
Eine finanzielle Unterstützung von rund einer halben Million Euro ist dem Bundestag die Arbeit der gemeinnützigen Organisation “HateAid” wert, die Opfern von Hass und Hetze im Internet zur Seite steht. Das “HateAid”-Team hatte vor einigen Tagen für mediale Beachtung gesorgt, als es das Konto des rechtspopulistischen Autors Akif Pirinçci pfänden ließ. Weil Pirinçci die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte, war er zu einer Entschädigungszahlung verurteilt worden, dieser aber nicht nachgekommen (siehe “6 vor 9” vom 15.09.2022).

3. Journalist verklagt Polizei wegen Geheimnisverrats
(t-online.de, Andreas Raabe)
Der Leipziger Journalist Aiko Kempen hat das Landeskriminalamt Sachsen verklagt: “Er geht dabei einem Verdacht nach, der, sollte er sich bestätigen, Auswirkungen auf viele spektakuläre Ermittlungen und Prozesse in Deutschland haben könnte: Manipuliert die Polizei mit Durchstechereien gezielt die Öffentlichkeit – und beeinflusst damit sogar die Rechtsprechung eigentlich unabhängiger Gerichte?”

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4. Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung verschmelzen – wurde der Schritt von Mediahuis veranlasst?
(kress.de, Marc Bartl)
Die beiden Zeitungen “Aachener Zeitung” und “Aachener Nachrichten” verschmelzen Ende 2022 zu einer Marke. Marc Bartl erklärt die Hintergründe der Zusammenlegung und zeigt, was diese für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Leserinnen und Leser bedeutet.
Weiterer Lesetipp: die ausführlichen Fragen und Antworten zur Verschmelzung von “Nachrichten” und “Zeitung” (aachener-nachrichten.de).

5. Qantara.de erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Qantara.de ist ein Projekt der Deutschen Welle, an dem auch das Goethe-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen als beratende Mitglieder im Projektbeirat beteiligt sind. Es will zum Dialog mit der islamischen Welt beitragen und wurde bislang vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert. Doch nun droht dem Portal das Aus – das Auswärtige Amt wolle die zum Weiterbetrieb erforderlichen Mittel streichen. Der Deutsche Journalisten-Verband setzt sich für einen Erhalt der Plattform ein. Sie sei ein wichtiges Medium gegen die Herrscherpropaganda in einigen islamischen Ländern. Das gelte es zu bewahren.

6. Überleben der Öffentlich-Rechtlichen – Jugend an die Macht!
(tagesspiegel.de, Bendix Lippe)
Bendix Lippe wurde 2020 vom Landesjugendring Brandenburg als jüngestes Mitglied in den ZDF-Fernsehrat berufen, inzwischen ist der 25-Jährige wieder aus dem Gremium ausgeschieden. Er kennt den Programmbetrieb also auch aus dem Blickwinkel des Kontrollierenden. Angesichts der heute bevorstehenden Fernsehratssitzung hat Lippe aufgeschrieben, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen.

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