Google News und seine Quellen, Rechtes Netzwerk, Trauerarbeit

1. Google News verkauft Staatspropaganda als “vertrauenswürdig”
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Alexander Fanta & jocca)
Google News präsentiert sich als vertrauenswürdige Quelle für Nachrichten, doch zwischen seriösen News würden chinesische Staatspropaganda und für Falschmeldungen bekannte rechte Blogs auftauchen, so das Ergebnis einer netzpolitik.org-Recherche: “Google teilt gegenüber netzpolitik.org mit, es verstoße gegen die Richtlinien, wenn Inhalte dem wissenschaftlichen oder medizinischen Konsens zuwiderlaufen. Bei wiederholten oder schwerwiegenden Verstößen könne es passieren, dass eine Website nicht mehr bei Google News erscheinen dürfe. Fakten spielen bei Google News also durchaus eine Rolle. Aber Selbstbeschreibung und Wirklichkeit klaffen offenbar weit auseinander.”

2. “Der Kampf ist derselbe”: Wie “Unser Mitteleuropa” ein Netzwerk rechter Medien in Europa aufbaut
(correctiv.org, Alice Echtermann)
Recherchen von “Correctiv” zeigen, dass die Medienkooperation “Unser Mitteleuropa” wohl mehr als 25 Websites aus dem konservativen bis rechtsextremen Spektrum umfasst und Verbindungen zu mehreren rechtspopulistischen Parteien aus Europa aufweist: “Die Zusammenarbeit der Medien folgt einem simplen Prinzip: Unser Mitteleuropa übernimmt und übersetzt ihre Berichte und verhilft diesen – und sich selbst – zu größerer, internationaler Reichweite.” Alice Echtermann erklärt, wie das Netzwerk funktioniert.

3. Fassade des kritischen Journalismus in Katar
(deutschlandfunk.de, Ronny Blaschke, Audio: 5:16 Minuten)
Es sind nur noch wenige Wochen, bis im arabischen Wüstenstaat Katar mit großem Aufwand die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Das Land will sich als moderner Gastgeber präsentieren und um Investitionen, Touristen und Fachkräfte werben. Doch es könne sein, dass sich Katar kurz vor der WM als liberaler präsentiert, als es eigentlich ist, wie der Journalist Benjamin Best berichtet.

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4. Eure Plattform, unsere Lügen
(faz.net, Nina Bub)
Nina Bub hat sich angeschaut, was das “Disinformation Situation Center” über die Bemühungen Facebooks, die Verbreitung russischer Staatspropaganda einzudämmen, sagt. Bubs Ansicht nach versage Facebook “nicht nur darin, Inhalte auf der Plattform zu moderieren und zu entfernen, es bietet Anhängern des Kremls die Möglichkeit, Putin und Russland zu verherrlichen.” Außerdem zeige das Ausweichen auf andere Websites, dass die russische Regierung auf die Sperrung ihrer staatlichen Sender vorbereitet war. Bubs Fazit: “Es be­darf wohl weiterer Anstrengungen seitens der EU, um den Fluss der Desinformation des Kremls in der Europäischen Union zu unterbrechen.”

5. Drohen bei “Welt”- und “Bild”-Gruppe tiefgreifende Veränderungen?
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Der Branchendienst “Meedia” berichtet von einer E-Mail der Springer-Führungsspitze für das Ressort “News Media National”, in der diese die Neustrukturierung von “Welt” und “Bild” ankündigt. “Meedia”-Redakteur Gregory Lipinski berichtet: “Die betroffenen Mitarbeiter befürchten tiefgreifende Veränderungen. Dabei kochen diverse Spekulationen hoch. Von der Einstellung der werktäglich gedruckten Ausgabe der ‘Welt’ bis zu radikalen Änderungen in der Redaktionsstruktur bei der blauen und rote Gruppe machen die Runde, auch die Sorge über einen Stellenabbau ist im Gespräch.”

6. Trauer auf Twitter
(taz.de, Jagoda Marinić)
Jagoda Marinić hat Schwierigkeiten mit dem kollektiven Trauern über den Tod der Queen: “Über Tage zieht sich das Trauern, eine der längsten Warteschlangen in der Geschichte der Wartschlangen, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen, die mediale Dauerpräsenz, die darin gipfelte, das königliche Begräbnis auf ARD und ZDF zu senden, als wollte man selbst für eine Zusammenlegung der beiden plädieren. Tagelang.”

Sieg für Pressefreiheit, Ulrike Guérot, Irgendeine ausgedachte Zahl

1. Sieg für Informantenschutz
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßt das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Vorratsdatenspeicherung. Es sei ein Sieg für die Pressefreiheit und den Informantenschutz: “Der deutsche Gesetzgeber sollte aus dem Urteil die einzig richtige Konsequenz ziehen und das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung ersatzlos streichen”, so der DJV-Vorsitzende Frank Überall.
Weiterer Lesetipp: Eine Kommentierung sowie Reaktionen auf das Urteil gibt es bei netzpolitik.org (Markus Reuter).

2. “Bild” hätte ARD-Interview und Prognosen nicht übernehmen dürfen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Das Berliner Kammergericht habe bestätigt, dass die Übernahme von öffentlich-rechtlichen Wahlprognosen und Hochrechnungen durch “Bild TV” rechtswidrig war. Auch die Übernahme des kompletten Interviews mit dem damaligen CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sei unzulässig gewesen, berichtet Uwe Mantel in seiner Zusammenfassung der Gerichtsentscheidung.

3. Berichterstattung über Proteste immens schwierig
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Sören Brinkmann)
Im Iran wurde die 22-jährige Mahsa Amini von der Sitten- und Religionspolizei festgenommen, weil sie angeblich “unangemessen” gekleidet gewesen sei. Indizien legen nahe, dass sie im Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt wurde. Dies hat im Iran Proteste ausgelöst. Die Berichterstattung darüber ist wegen des repressiven Vorgehens gegen Medienschaffende jedoch nicht einfach.

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4. Dem NDR fehlt die Sorgfalt
(faz.net, Patrick Bahners)
Der NDR widerruft seine Einladung an die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot zur Mitarbeit in der Jury des NDR-Sachbuchpreises. Der Sender berufe sich dabei laut der Jury-Vorsitzenden Katja Marx nicht auf die weltanschaulichen Ansichten der Bonner Professorin, sondern auf die Werte der Wissenschaft. Zu Recht, wie Patrick Bahners findet: “Zur politischen Vernünftigkeit oder Unvernünftigkeit der Ansichten der als Europaexpertin prominent gewordenen Autorin des mit einem Vorabdruck im Internet-Magazin ‘Rubikon’ beworbenen Buches ‘Wer schweigt, stimmt zu’ kann Katja Marx schweigen, ohne den Eindruck der Zustimmung oder auch falscher Toleranz zu erwecken, weil die unwiderlegten Plagiatsvorwürfe Grund genug für die Aufkündigung der Zusammenarbeit jenseits der Kamera waren.”

5. Gutjahr & Knüwer: 9 Trends, die Medienprofis jetzt kennen sollten
(kress.de, Richard Gutjahr & Thomas Knüwer)
Die Medienexperten Thomas Knüwer und Richard Gutjahr sind zur Digitalkonferenz SXSW nach Austin gereist, um neue Medientrends zu recherchieren. Bei “kress” wagen sie einen Blick in die Kristallkugeln und geben neun Trendprognosen ab.

6. 4,1 Milliarden Zuschauer oder halt irgendeine andere ausgedachte Zahl
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Zahlreichen Medienberichten zufolge sollen 4,1 Milliarden Menschen auf der Welt das Begräbnis von Queen Elizabeth II. im Fernsehen verfolgt haben. Doch woher kommt eigentlich diese Zahl? Medienkritiker Stefan Niggemeier ist der Sache nachgegangen – mit einem verblüffenden Ergebnis.
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter zeigt Yellow-Press-Experte Mats Schönauer eindrucksvoll, welch bizarre Lügengeschichten die Regenbogenblätter zum Tod der englischen Königin auffahren. Die Behauptung der Klatschpresse, Elizabeth fehle “jetzt schon so sehr”, dürfte ausnahmsweise mal die Wahrheit sein, so Schönauer: “Ein Mensch weniger, den sie missbrauchen kann, um sich selbst zu bereichern.”

tagesschau.de und der “Erfinder”, VerschwörungsChecker, Royales

1. Fehler auf tagesschau.de zu “Erfinder” aus Simbabwe
(blog.tagesschau.de, Juliane Leopold)
tagesschau.de ist auf einen angeblichen Erfinder aus Simbabwe hereingefallen und veröffentlichte vergangenen Freitag einen Artikel, in dem der Hochstapler mitsamt seiner Quatsch-Technologie vorgestellt wurde. Nun meldet sich die verantwortliche Korrespondentin zu Wort: “Ich bin den pseudowissenschaftlichen Erklärungen des Protagonisten meines Beitrags aufgesessen. Die Forschungen des Simbabwers sind wissenschaftlich nicht belegt. Es ist wahrscheinlich, dass sie auch nie belegt werden, weil sie physikalischen Grundsätzen widersprechen. Für die Falschmeldung bitte ich aufrichtig um Entschuldigung. Sie trifft mich zutiefst in meinem journalistischen Selbstverständnis und steht nicht für mein Ethos als Berichterstatterin.”

2. Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Springer-Presse mache gerade vor, wie sich eine notwendige Diskussion über Missststände bei den Öffentlich-Rechtlichen in absoluten Nebensächlichkeiten verlieren kann, findet Joachim Huber im “Tagesspiegel”. Sein Vorschlag: “Vielleicht treten jetzt mal alle einen Schritt zurück, um die Problemlage genauer und schärfer zu erkennen, um vom Detail zum Großen und Ganzen zu kommen. Wenn ‘Bild’ und ‘Welt’ in ihrer Wadenbeißerei das nicht schaffen, dann müssen das die anderen Medien schaffen – aus der schlichten Erkenntnis heraus, dass es dieser Gesellschaft nicht gut bekäme, wenn Springers TV ARD und ZDF ersetzen würde.”

3. Der Journalismus der Zukunft
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl hat bei der “Besser-Online”-Konferenz des Deutschen Journalisten-Verbands über die Zukunft des Journalismus gesprochen: Wie kann moderner Journalismus aussehen? Und was braucht er unter den heutigen Bedingungen? Der Beitrag fasst die wichtigsten Punkte der Keynote zusammen.

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4. Wir müssen die Welt sichtbarer machen
(journalist.de, Carsten Stormer)
Kriegsreporter Carsten Stormer berichtet seit Jahren über Konflikte und Krisen. Beim “journalist” appelliert er an die Redaktionen, ihren Blick zu weiten. In einer globalisierten und vernetzten Welt hänge alles irgendwie miteinander zusammen: “Ich frage mich oft, wieso wird etwas erst dann zur Bedrohung, wenn es vor der eigenen Haustüre auftritt. So kommt der Journalismus zwangsweise immer zu spät.”

5. Neues Online-Tool gegen Verschwörungserzählungen
(belltower.news, Veronika Ertl)
Die Amadeu Antonio Stiftung hat einen “VerschwörungsChecker” programmieren lassen, mit dem man entsprechende Erzählungen ganz einfach auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können soll: “Der Checker ist so konzipiert, dass man jede beliebige Verschwörungserzählung checken kann – auch aus dem Grund, dass uns in unserer Arbeit und auch in der Pandemie so viele verschiedene Verschwörungserzählungen begegnet sind, die zwar zum Teil total absurd und leicht zu durchschauen sind, aber zum Teil eben auch sehr real klingen.”

6. Eine Königin, die mit Bildern herrschte
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Mirjam Kid)
Das Staatsbegräbnis der Queen war ein einzigartiges internationales Medienereignis mit Milliarden von Zuschauerinnen und Zuschauern. Anlass für den Deutschlandfunk, einen Blick auf die Medienarbeit und die Medienresonanz der verstorbenen Regentin zu werfen, die bereits bei der Inthronisierung für Rekorde sorgte: “Schon die Amtszeit der Queen begann mit einem bis dahin nie dagewesenen Medienspektakel. Die Krönung von Elisabeth II. am 2. Juni 1953 war die erste, die live übertragen wurde. Laut der BBC verfolgten damals mehr als 20 Millionen Menschen die Zeremonie im Fernsehen und übertrafen damit zum ersten Mal die Zahl der Radiohörenden.”
Weiterer Lesehinweis: Lindner fordert Deckelung der Rundfunkgebühren: “Dass mit ARD, ZDF und Phoenix drei deutsche Sender live und parallel vom Begräbnis der Queen aus London sendeten, belege sehr gut, welch ‘erhebliches Einsparpotenzial’ es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe, sagte Lindner.” (faz.net)

“Neffenwirtschaft”?, Eine Gemeinde wehrt sich, Selfie-Journalismus

1. Erst RBB und NDR, nun WDR? Von Vettern und Neffen
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Nun sieht sich auch der WDR Vorwürfen der Vetternwirtschaft beziehungsweise der “Neffenwirtschaft” ausgesetzt: Die “Welt” halte WDR-Programmchef Jörg Schönenborn vor, dass der Neffe seiner Ehefrau als einer von zwei Redaktionsleiter für den Polittalk “hart aber fair” arbeite. Kurt Sagatz erklärt, was es mit den Vorwürfen auf sich hat.

2. Das Gefühl, mitspielen zu können
(taz.de, Steffen Grimberg)
“Der Parteienproporz bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten ist eines der Grundübel unseres Systems. Solange ich Journalist bin, bleibe ich parteilos.” Mit diesem Satz des ZDF-Journalisten und ehemaligen “Frontal-21”-Leiters Claus Richter leitet Steffen Grimberg seine Überlegungen zur Verflechtung von Politik und Journalismus ein. Grimberg glaubt nicht an Medienschaffende als “politisches Neutrum”: “Ich möchte aber wissen – oder zumindest erahnen können -, wie jemand politisch tickt. Wenn das transparent gemacht wird, lassen sich auch die Auswirkungen auf die Berichterstattung fair einpreisen. Alles andere ist wie der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis.”

3. Selfie-Journalismus – authentisch oder selbstverliebt?
(sr.de, Katrin Aue & Michael Meyer, Audio: 16:33 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” unterhalten sich Katrin Aue und Michael Meyer mit der Kolumnistin, Moderatorin und Portalbetreiberin Silke Burmester (“Palais F*luxx”) über den Trend zum Selfie-Journalismus und zur “Ichisierung”, die Konflikte zwischen Nabelschau und Neutralitätsgebot sowie die Möglichkeiten und Risiken dieser Art der Berichterstattung.

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4. Worauf es bei Podcast-Werbung ankommt
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Die jährlich erscheinende Audio-Untersuchung “Online-Audio-Monitor” (PDF) bescheinige in ihrer neuesten Ausgabe der Podcast-Werbung gute Werte: Drei Viertel der regelmäßigen Podcast-Hörerinnen und -Hörer könnten sich demnach an die Werbung erinnern, die Hälfte stufe die Werbung als “akzeptabel” oder “sehr akzeptabel” ein, was auf das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Usern und Hosts zurückzuführen sei. Ein Vertrauensverhältnis, das es durch kluge Wahl des Mittels zu bewahren gelte, so Petra Schwegler in ihrer Einordnung.

5. Twitter soll Verschwörungstheorien über Pädophilenring löschen
(spiegel.de)
Eine niederländische Gemeinde sieht sich in ihrem Ruf verletzt und fordert Twitter auf, Falschbehauptungen über Satanismus und Kindesmissbrauch in dem Örtchen zu entfernen. Drei bereits verurteilte Männer hätten krude Gerüchte über satanistische Pädophile in Umlauf gebracht. Dies habe unter anderem dazu geführt, dass Dutzende Personen, die die Verschwörungserzählungen geglaubt haben, den örtlichen Friedhof aufgesucht und an diversen Gräbern Blumen und Botschaften hinterlassen hätten.

6. Wozu journalistische Kommentare?
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 46:34 Minuten)
Was zeichnet einen guten Kommentar im Deutschlandfunk (Dlf) aus? Sind die abgedeckten Meinungsspektren breit genug? Welche Themen werden überhaupt kommentiert? Und von wem? Darüber diskutiert ein Dlf-Hörer mit Sina Fröhndrich, Leiterin der Dlf-Redaktion “Meinung & Diskurs”, Alexander Neubacher, Leiter “Meinung & Debatte” beim “Spiegel”, und Stefan Fries aus der Dlf-Medienredaktion.

KW 37/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Fritz Pleitgen: Zeuge seiner Zeit
(ardmediathek.de, Klaus Martens, Video: 1:14:52 Stunden)
Der bekannte Journalist, frühere ARD-Korrespondent und WDR-Intendant Fritz Pleitgen ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Die WDR-Doku “Zeuge seiner Zeit” würdigt Pleitgen, sein Leben und seine Werke und endet mit Pleitgens Krebsdiagnose und seinem Wunsch, “in geordneten Verhältnissen aus dieser Welt zu scheiden”.
Weiterer Hörtipp: Empfehlenswert ist auch die siebenteilige Podcastreihe “Fritz Pleitgen – sein Leben”, die gleichzeitig eine Reise durch circa 50 Jahre Zeit- und Rundfunkgeschichte ist (ardaudiothek.de, Jochen Rausch, zwischen 37 und 58 Minuten).

2. Schöne neue Parallelwelt – Netzwerke der “Alternativmedien”
(ardmediathek.de, Nils Altland & Lea Eichhorn & Amelia Wischnewski, Audio: 44:21 Minuten)
Beim Medienmagazin “Zapp” geht es um die Netzwerke der Alternativmedien und die bekannten Köpfe dahinter: “Dieses ZAPP spezial zeigt, wie sich Medienaktivisten wie Ken Jebsen oder der Österreicher Stefan Magnet gegen Widerstände durchsetzen und an einer neuen, vernetzen Gegenöffentlichkeit arbeiten.”
Weiterer Gucktipp: “Wie unabhängig ist Telegram wirklich?” “STRG_F”-Reporter sind nach Dubai gereist, um den Bürositz von Telegram ausfindig zu machen, und sprechen mit ehemaligen Vertrauten und Mitarbeitern von Telegram-Gründer Pavel Durov (youtube.com, Milan Panek & Nino Seidel, Video: 32:06 Minuten).

3. Journalisten unter Druck
(ardaudiothek.de, Weltspiegel, Audio: 31:04 Minuten)
Die Berichterstattung aus Ländern wie Russland und China wird immer schwieriger, die Möglichkeiten von Medienschaffenden werden immer weiter eingeschränkt. Mögliche Interviewpartner und -partnerinnen müssen Konsequenzen befürchten, wenn sie mit der Presse sprechen. Wie kann man unter solchen Bedingungen überhaupt noch über ein Land berichten?

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4. Die Klischeekiller: Fakten gegen Fake
(quoted-medienpodcast.podigee.io, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 24:42 Minuten)
Beim “quoted Medienpodcast” ist Fabio Ghelli vom “Mediendienst Integration” zu Gast. Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura und “SZ”-Journalist Nils Minkmar sprechen mit ihm über die besondere Bedeutung von Fakten in der oft aufgeheizten Debatte rund um die Einwanderungsgesellschaft.

5. Wie bringt man Schüler:innen Nachrichtenkompetenz bei?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 17:33 Minuten)
“Woran erkennt man Fake-News? Was sind verlässliche Quellen? Und welche Rolle spielen Medien in einer Gesellschaft?” Darüber spricht Holger Klein mit Jörg Sadrozinski vom Verein “Journalismus macht Schule”.

6. Presselandschaft unter Druck: Steigende Papierpreise, langsame Digitalisierung
(br.de, Linus Lüring, Audio: 29:23 Minuten)
Im BR-Medienmagazin geht es um die Zeitungslandschaft im Wandel. Mit O-Tönen dabei sind Sigrun Albert (BDZV), Michael Husarek (“Nürnberger Nachrichten”), Kai Röhrbein (“Walsroder Zeitung”), Eugen Russ (“Vorarlberger Zeitung”), Martin Andree (Uni Köln) und Peter Stefan Herbst (“Saarbrücker Zeitung”).

Hält “Bild” die eigene Leserschaft eigentlich für blöd?

Absolute Binsenweisheiten seien das, “allseits bekannte Spartipps”, manchmal müsse man “sich wirklich fragen: In welcher Welt leben unsere Politiker eigentlich?”, schreibt Ralf Schuler heute. Er und seine “Bild”-Redaktion haben noch eine weitere Frage:

Ausriss Bild-Zeitung - Von-oben-herab-Tipps von Kretschmann und Co - Haltet Ihr uns eigentlich für blöd?

Grund für den Furor sind zwei Videos der baden-württembergischen Landesregierung zum Energiesparen. Ralf Schuler schreibt dazu:

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (74, Grüne) fordert die Bürger in einer neuen Kampagne zum Energiesparen auf.

Darin gibt er ernsthaft die Tipps, z.B. tropfende Wasserhähne zu reparieren, nachts die Heizung herunterzudrehen, undichte Fenster abzudichten. Außerdem solle man die Spülmaschine nur mit viel Geschirr laufen lassen. (…)

Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (62, CDU) gibt Spartipps, rät u.a.: bei Elektrogeräten dem Standby-Modus “den Stecker ziehen”.

Kretschmann und Strobl seien “nicht die ersten Top-Politiker, die mit allseits bekannten Spartipps belehren”:

So rief Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) zu kürzeren Duschzeiten auf.

Die “Bild”-Redaktion ärgert sich also über Politiker, die so bescheuert sind, völlig offensichtliche Ratschläge zu geben, die jeder schon kennt und niemand mehr hören muss. “Wie lebensfremd muss man sein, um ernsthaft zu glauben, man müsse den Menschen wirklich erklären, dass man die Heizung herunterdreht, wenn man sie nicht braucht?”, schreibt Schuler heute noch zusätzlich in einem Kommentar.

Die Antwort lautet offenbar: so lebensfremd wie die “Bild”-Redaktion.

Während Winfried Kretschmann rät, tropfende Wasserhähne zu reparieren, rät “Bild” in einem Artikel mit Tipps zum Sparen:

Reparieren Sie einen tropfenden Wasserhahn

Während Kretschmann rät, nachts die Heizung herunterzudrehen, rät “Bild” im selben Artikel:

Elektronische Thermostate einbauen, die zeitbasiertes Heizen erlauben (Kosten ab 60 Euro, Ersparnis bis 60 Euro)

Während Kretschmann rät, undichte Fenster abzudichten, rät “Bild” ebenda:

Fenster und Türen abdichten (Kosten ab 13 Euro, Ersparnis bis 35 Euro)

Während Kretschmann rät, die Spülmaschine nur mit viel Geschirr laufen zu lassen, rät “Bild” in einem weiteren Spartipp-Beitrag:

Spülmaschine nur voll anmachen und mit Öko-Taste nutzen. Das spart 110 Euro/Jahr.

Während Thomas Strobl rät, bei Elektrogeräten dem Standby-Modus “den Stecker zu ziehen”, rät “Bild”:

Geräte abschalten. Der Fernseher frisst im Standby-Modus 36 Euro pro Jahr, die Stereoanlage: 28 Euro, PC mit Monitor und Drucker: 25 Euro.

Und während Robert Habeck rät, kürzer zu duschen, rät “Bild”:

Kürzer duschen! Täglich acht Minuten duschen (bei 42 Grad) kostet 513 Euro/Jahr. Mit Sparduschkopf (kostet 20 Euro) und fünf Minuten (bei 38 Grad) sind es nur noch 146 Euro/Jahr. Ersparnis: 367 Euro/Jahr.

Mit einem Punkt hat Ralf Schuler übrigens recht: Für Menschen, “die täglich auf jeden Cent schauen müssen”, um irgendwie über die Runden zu kommen, und das häufig nicht erst, seit sich die Strom- und Gaspreise dramatisch erhöht haben, sind derartige Sparmaßnahmen gewiss nichts Neues und die Tipps wahrscheinlich blanker Hohn – ob sie nun von Winfried Kretschmann oder von der “Bild”-Redaktion kommen.

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Döpfners Adidas-Eigeninteresse, Fretterode-Urteil, US-Podcast-Szene

1. Axel-Springer-Chef Döpfner soll “Bild”-Kampagne gegen Adidas initiiert haben
(spiegel.de)
Springer-Chef Mathias Döpfner steht erneut in der Kritik. Wie die “Financial Times” berichtet (Bezahlartikel, englisch), soll er eine “Bild”-Kampagne angestoßen und dabei in einem Interessenkonflikt gesteckt haben: “Bild” empörte sich zu Beginn der Corona-Krise über das Verhalten des Unternehmens Adidas – der Sportartikelhersteller wollte keine Mieten mehr zahlen. Wie sich nun herausstellt, hatte Döpfner als Miteigentümer eines Mietobjekts, für das dann keine Mietzahlung von Adidas mehr gekommen wäre, ein Eigeninteresse.

2. Äußerst milde Strafen im Fretterode-Prozess
(belltower.news, Nicholas Potter)
Im sogenannten Fretterode-Prozess standen zwei Neonazis wegen ihres lebensgefährlichen Angriffs auf Journalisten vor Gericht. Nicholas Potter hält die Strafen (im einen Fall ein Jahr auf Bewährung, im anderen 200 Arbeitsstunden) für zu niedrig und spricht von einem “Skandal-Urteil”: “Das schwache Urteil im Fretterode-Prozess ist investigativen Journalist*innen, die die extreme Rechte in Thüringen und darüber hinaus beleuchten, nun ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und für die Neonazi-Szene ein großer Grund zur Freude.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Landesverband Thüringen des Deutschen Journalisten-Verbands äußert sein “Unverständnis über Urteil im Fretterode-Prozess”.

3. Medienschaffende in Frankreich wollen klimagerechter berichten
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Christiane Kaess & Sebastian Wellendorf, Audio: 4:18 Minuten)
In Frankreich haben sich mehr als 500 Medienschaffende und rund 30 Redaktionen auf eine Charta zum Klimawandel verständigt (hier die englische Übersetzung), die eine neue Form der Klimakommunikation definiert. Klima und Ökologie sollen nicht mehr länger als eigene Rubrik behandelt, sondern zum “Prisma” werden, durch das auch viele andere Themen betrachtet werden sollen. Außerdem soll die Bebilderung von Klimaphänomenen kritischer überdacht werden.

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4. Neuer Kodex für Faktencheck-Organisationen
(correctiv.org)
Mehr als 40 europäische Faktencheck-Organisationen haben sich auf professionelle Standards zur Bekämpfung von Fehlinformationen geeinigt. Für Deutschland seien “Correctiv” und die dpa maßgeblich an dem Projekt beteiligt gewesen.

5. “Mama ist mein größter Fan”
(taz.de, Clara Engelien)
In der “taz” plädiert die promovierte Chemikerin, Youtuberin und TV-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim für mehr Wis­sen­schafts­jour­na­lis­tin­nen und -journalisten in politischen Redaktionen: “Das Problem ist, in politischen Formaten werden immer wieder Fachleute aus der Wissenschaft hinzugezogen als diejenigen, die mit Autorität etwas erklären, was nicht zur Debatte gestellt wird. Die Journalisten, die sie interviewen, sind selten gut genug vorbereitet, um sie kritisch hinterfragen zu können. Als Wissenschaftsjournalistin muss ich aber wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur übersetzen, sondern auch einordnen. Nicht jeder mit einem Professorentitel ist automatisch eine verlässliche Quelle.”

6. Marcus Schuler über die US-Podcast-Szene
(turi2.de, Marcus Schuler)
Marcus Schuler, USA-Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, analysiert in seinem Gastbeitrag die US-Podcast-Szene und diagnostiziert ein Überangebot: Die Zahl der Podcasts sei seit 2018 förmlich explodiert – von damals 550.000 auf mittlerweile mehr als zwei Millionen. “Das macht es für neue Sendungen schwieriger, ein Publikum zu finden. Jede neue Show hat quasi ein kleineres Publikum als ihre Vorgänger”, so Schuler.

Hamburg (PR) Journal, Karlsruhes teure Anwälte, Pirinçci gepfändet

1. ZAPP Spezial: Vorwürfe gegen den NDR Hamburg: PR im Programm?
(ndr.de, Jochen Becker & Nicola von Hollander & Iris Ockenfels, Video: 25:51 Minuten)
Es besteht der Verdacht, dass Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, dazu beigetragen hat, dass Beiträge über Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter ausgestrahlt wurden. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” ist der Frage nachgegangen, wie im “Hamburg Journal” der Anschein einer möglichen Bevorzugung von Familienangehörigen entstehen konnte, und erklärt, warum bereits dieser Anschein problematisch ist. Vorwürfe, die dem öffentlich-rechtlichen Sender zudem bereits seit 2017 bekannt gewesen seien.

2. Karlsruhes Anwälte kommen Steuerzahler teuer zu stehen
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Das Bundesverfassungsgericht wollte einer “Bild”-Reporterin nicht verraten, wie ein Gespräch der Richter mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und einigen Ministern ablief. Als die Journalistin klagte, setzte das Gericht nicht etwa auf die juristische Expertise im eigenen Haus, sondern engagierte eine externe Kanzlei. Jochen Zenthöfer sieht darin ein bedenkliches Vorgehen: “Journalisten, die zu Recht und mit Recht gegen das Verfassungsgericht klagen, sehen sich einem Gegner gegenüber, der für seine Vertretung auf immense Steuermittel für teure Rechtsanwälte zurückgreifen kann. Kaum eine Behörde hat dieses Privileg. Waffengleichheit sieht anders aus.”

3. Protestgruppen suchen neues Wut-Thema
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Für viele Rechtsextreme und Verschwörungsgläubige ist der Messenger Telegram die bevorzugte digitale Heimat. Wer bei anderen Sozialen Medien längst gesperrt wurde, kann sich hier oft noch weiter austoben. Werden die abebbenden “Querdenken”-Proteste daran etwas ändern? Und welche Themen werden das Milieu auf Telegram in den nächsten Monaten beschäftigen? Darüber gibt der Political Data Scientist Josef Holnburger im Interview Auskunft.

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4. Beleidigung von Luisa Neubauer: Konto von Autor Akif Pirinçci gepfändet
(berliner-zeitung.de)
Der rechtspopulistische Autor Akif Pirinçci wurde zu einer Entschädigungszahlung verurteilt, weil er die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte. Nachdem Pirinçci anscheinend nichts unternahm, um seiner Zahlungsverpflichtung nachzukommen, ließen Neubauers Anwälte sein Konto pfänden. Eine Zahlung von 6.000 Euro solle der Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt “HateAid” zugutekommen.

5. Mehr nach rechts?
(sueddeutsche.de, Fabian Fellmann)
Der US-amerikanische Fernsehsender CNN galt lange Zeit als eher links, zumindest für einheimische Verhältnisse. Inzwischen scheint sich das zu ändern, was auch an dem neuen Chef und dessen Personalentscheidungen liege. Auslandskorrespondent Fabian Fellmann hat sich angeschaut, was gerade bei dem berühmten Nachrichtensender in Sachen Neuausrichtung passiert.

6. Hitzerekord
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Nach “Wetter spielt verrückt” nehmen sie sich eine weitere Wetterfloskel vor: den “Hitzerekord”.

Achse der Intransparenz

Joachim Nikolaus Steinhöfel, geboren 1962 in Hamburg, ist einer der profiliertesten deutschen Juristen.

So, so.

Schon 2004 stelle das Handelsblatt fest: “Fast 200 Fälle hat er zum BGH hoch prozessiert, rund 70 Prozent davon gewonnen.”

Sieh an.

Er erwirkte die erste, jemals erlassene einstweilige Verfügung wegen Löschungen auf Facebook und hat sich wie kaum ein anderer Jurist um die Meinungsfreiheit verdient gemacht.

Aha.

Steinhöfel moderierte Sendungen für RTL und RTL 2, trat als Werbe-Testimonial für Europas größten Anbieter von Unterhaltungselektronik und als Sachverständiger im Bundestag auf.

Sag bloß.

1999 gewann er den Werbepreis “Effie” in Silber.

Oho.

Für BILD schreibt er im Abstand von zwei Wochen über die Abgründe von Gegenwart und Gesellschaft.

Okay.

Das da oben ist der Autorentext, der unter der “Bild”-Kolumne “RECHT KLAR!” von Joachim Steinhöfel zu finden ist. Auch unter der aktuellen Ausgabe:

Screenshot Bild.de - Eurowings und Co - Moral heucheln und Denunzianten gehorchen

Steinhöfel schreibt darin über Firmen, die aus freien Stücken die Ausspielung ihrer eigenen Online-Werbeanzeigen auf Websites gestoppt haben, nachdem Twitter-User diese Firmen auf die Inhalte der Websites aufmerksam gemacht hatten.

Oder wie Joachim Steinhöfel es ausdrückt: Es geht um Unternehmen, die sonst keine “Berührungsängste” beim “Geld von Kinderschändern, Vergewaltigern oder Antisemiten” hätten (“Man kann bei Millionen von Kunden schließlich nicht jeden überprüfen.”) und die nun vor “anonymen Verleumdern”, vor “anonymen Denunzianten mit rechtlich fragwürdigen Boykottaufrufen” einknicken würden.

Steinhöfel zitiert auch vier konkrete Fälle, wie diese Unternehmen bei Twitter reagiert haben:

“Wird sofort geprüft. Sind dran!”, Kaufland.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die [Werbung] sofort gestoppt,” Aktion Mensch.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…für alle Werbeaktivitäten geblacklisted”, Eurowings.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“Wir werden den Fall prüfen und unsere Blacklist überarbeiten”, Audi.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

Dass es ausschließlich um die “Achse des Guten” geht, erwähnt Joachim Steinhöfel in seinem Text merkwürdigerweise nicht. Und es ist leider auch nirgends zu lesen, dass Steinhöfel selbst Autor der “Achse des Guten” ist und sie als Anwalt rechtlich vertritt. Auch im oben zitierten, recht ausführlichen Autorentext war für einen Transparenzhinweis kein Platz.

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Kein “tödlicher Maskenstreit”, Meta ohne Zukunft?, Artiger Applaus

1. Es war Mord – und kein “tödlicher Maskenstreit”
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Manchmal werden verkürzte Überschriften dem Sachverhalt, den sie beschreiben sollen, überhaupt nicht gerecht. So geschehen bei der ursprünglichen dpa-Meldung von der “lebenslangen Haft wegen Mordes nach Maskenstreit”, die – teilweise noch stärker verkürzt – von anderen Medien übernommen wurde. Frederik von Castell ist dem Fall nachgegangen und hat immerhin erreicht, dass die Nachrichtenagentur ihre Überschrift in “Lebenslange Haft wegen Mordes für rechtsradikalen Maskenverweigerer” geändert hat.

2. Meta: keine Vision, keine Kontrolle, keine Verantwortung – keine Zukunft?
(socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz & Martin Fehrensen)
Das aktuelle Briefing des “Social Media Watchblogs” erscheint ausnahmsweise ohne Paywall. Schwerpunkt der Ausgabe ist die Zukunft von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram. Für das Unternehmen werde es immer ungemütlicher: “Mit der Discovery Engine will Meta seine Empfehlungslogik neu erfinden, Influencerïnnen verlangen das gute, alte Instagram zurück, die TikTokisierung fruchtet (noch?) nicht, und der Umsatz sinkt.”

3. @KuehniKev ist ausgestiegen
(faz.net, Claudius Seidl)
Der meinungsstarke Generalsekretär der SPD Kevin Kühnert hat sich bei Twitter abgemeldet. Die Diskussionskultur dort führe zu “Fehlschlüssen und Irrtümern”, sagte Kühnert gegenüber dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”. In der “FAZ” kommentiert Claudius Seidl die Entscheidung Kühnerts und fragt: “Ja, es stimmt, wenn man seine eigenen Posts offen hält, steht in den Kommentaren auch dummes Zeug von Leuten, die sich nicht benehmen können. Und die man trotzdem, da hat Kühnert recht, nicht mit der Stimme des Volks verwechseln darf. Auch wenn die selbst das so sehen. Aber wer von diesem Strukturwandel der Öffentlichkeit überfordert ist, sollte nicht unbedingt in der Politik etwas werden wollen.”
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Seidl schreibt an einer Stelle: “Die Blase, die Kühnert beklagt, hat er selbst geschaffen. Die miese Diskussionskultur hat er sich selbst ins Haus geholt. Wem nämlich einer folgt, wessen Posts für ihn also sichtbar werden, entscheidet ja jeder für sich.” Das mag stimmen für die Accounts, denen man selbst folgt. Das Argument verkennt aber, dass Kühnerts eigene Tweets (wie die Tweets von allen anderen Twitter-Nutzern und -Nutzerinnen) von jedem retweetet, zitiert, kommentiert, verlinkt oder als Screenshot verbreitet werden können, sofern man nicht massenweise Accounts blockt. Das eigene Folgen ist also gar nicht notwendig, um wahrgenommen und diskutiert zu werden.

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4. Bestenfalls artiger Applaus
(taz.de, Steffen Grimberg)
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger organisiert seine Spitze neu: Der bisherige Präsident des Verbandes Mathias Döpfner gibt sein Amt ab. Das bisherige Präsidialsystem soll durch einen Vorstand aus hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitgliedern ersetzt werden. Für Döpfners Schlussrede und als Dank für seine sechs Präsidentenjahre habe es “bestenfalls artigen Applaus” gegeben, schreibt Steffen Grimberg.

5. Aussage des Twitter-Hinweisgebers kaum hilfreich für Musk
(br.de, Marcus Schuler)
Ex-Twitter-Sicherheitschef Peiter Zatko hat vor dem Justizausschuss des US-Kongresses ausgesagt und habe dabei kein gutes Haar an seinem ehemaligen Arbeitgeber gelassen, berichtet Marcus Schuler: “Die Führungskräfte bei Twitter hätten den Profit über Sicherheitsbedenken gestellt. So hätten sie die Infiltration des Unternehmens durch ausländische Geheimdienste ignoriert und die Aufsichtsbehörden über die Datenschutzpraktiken in die Irre geführt.” Außerdem habe das Unternehmen keinen Überblick darüber gehabt, welche Mitarbeitenden zu welchen Zeitpunkten auf Nutzer- oder Unternehmensdaten zugegriffen haben.

6. Vorab­in­for­ma­tionen gibt es nur für Jour­na­listen, nicht für die AfD
(lto.de)
Das Bundesverfassungsgericht macht bestimmten Journalistinnen und Journalisten bereits am Abend vor einer Entscheidung die entsprechende Pressemitteilung zugänglich. Dagegen wandte sich die AfD und verlangte in einem Hilfsantrag, ebenfalls vorab informiert zu werden. Die Partei blieb damit jedoch erfolglos und scheiterte schon an der Klagezulässigkeit.

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