Bundeswehr, Nürnberger Zeitung, Teschow

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Michael Martens
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
Ursula Pidun befragt FAZ-Redakteur Michael Martens zu seinem Urteil über das Buch “Mit der Hölle hätte ich leben können” der Ex-Bundeswehrsoldatin Daniela Matijevic sowie zur unkritischen Aufnahme des Werks durch viele Journalisten. “Fest steht, dass weder Verlag noch Autorin bisher einen Zeugen genannt haben, obwohl es doch angeblich so viele gibt. Wer hingegen nach Personen sucht, die das alles für Unsinn halten, wird ohne Mühe sehr schnell sehr viele finden.”

2. “Mein böses Ich”
(news.de, Björn Menzel)
Björn Menzel blickt zurück auf seine eigene Erfahrung als Berichterstatter am Amoklauf von Winnenden, der sich heute vor zwei Jahren ereignete.

3. “Welche ‘Kapelle’ hat sich ‘gemüht’?”
(thilo-baum.de)
Thilo Baum kann die Beobachtungen, die “Spiegel Online” beim von ARD live übertragenen Zapfenstreich der Bundeswehr zur Verabschiedung von Karl-Theodor zu Guttenberg macht, nicht nachvollziehen.

4. “In the Thick of Libya’s Brutal Fighting”
(lens.blogs.nytimes.com, englisch)
Ein Gespräch mit Tyler Hicks, Fotograf der “New York Times”: “Anyone who goes into this area assumes the same risk as any of the fighters. That’s something you always have to remind yourself: even as an observer, you’re just as susceptible to getting hit as anyone else.”

5. “A.J.A.I.”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über die Reaktionen auf unseren Artikel “Sprühfarbe ins Feuer”. Inzwischen hat sich die “Nürnberger Zeitung” für ihren Fehler “ganz herzlich” entschuldigt.

6. “Luci Lehmann, Teschow (MV)”
(interviewproject.de, Video, 4:49 Minuten)
Das erste von 50 Gesprächen des “Interview Project Germany” ist online. Luci Lehmann aus Teschow erzählt, dass nichts ihr Leben so verändert habe wie die Wende. “Es ist ja wirklich alles anders geworden.”

Das Comeback der Eva Braun

Wenn Journalisten von “bisher unveröffentlichten Aufnahmen” sprechen, ist häufig Vorsicht geboten — besonders aber, wenn die “Bild”Familie damit anfängt.

Was also könnte passiert sein, wenn Bild.de aufgeregt von “neuen” und “jetzt aufgetauchten Fotos” berichtet?

Spektakuläre Fotos aufgetaucht: Hitler-Geliebte Eva Braun als schwarzer Sänger

Es sind überraschende Bilder: Jetzt aufgetauchte Fotos zeigen Eva Braun, die Geliebte von Nazi-Tyrann Adolf Hitler, wie sie noch nie zuvor zu sehen war!

Die Fotos zeigen die Hitler-Geliebte unter anderem mit dunkler Farbe im Gesicht, in einem dunklen Anzug, mit weißem Hemd und weißer Fliege. Das Foto trägt den Titel “Ich als Al Jolson”, wurde 1937 aufgenommen.

Nun ja: Ein Teil der Bilder, die das Magazin “Life” seit gestern auf seiner Website zeigt, scheint der Öffentlichkeit tatsächlich bisher verborgen geblieben zu sein. Doch ausgerechnet das Foto der verkleideten Eva Braun, das Bild.de, die “B.Z.”, der “Berliner Kurier”, blick.ch, orf.at, news.at und die “Daily Mail” zum Aufhänger für ihre Berichte gemacht haben, ist es nicht.

Das besagte Foto war bereits 1947, zwei Jahre nach Eva Brauns Tod, schon einmal in “Life” zu sehen gewesen:

Weder “Life” noch Getty Images, die das Foto jetzt vertreiben, behaupten, es sei “neu”.

Mit Dank an Andreas.

B.Z.  

Ups, verdächtigt

Berichtigung

In der B.Z. vom 19. Februar 2011 haben wir auf Seite 8 ein Foto veröffentlicht, das einen der Verdächtigen zum U-Bahn-Überfall in Lichtenberg zeigen sollte. Das Foto zeigt jedoch nicht den 17-jährigen Täter (Walid), sondern einen anderen Jugendlichen. Wir bedauern die Verwechslung und stellen klar, dass der im Foto gezeigte Teenager nichts mit dem Überfall zu tun hatte. Gegen ihn wurde auch zu keinem Zeitpunkt polizeilich ermittelt.

“B.Z.”, 8. März 2011.

ARD-Fernsehlotterie, Vollmond, Frauentag

6 vor 9

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1. “Lierhaus: Zu viel Honorar für den guten Zweck?”
(ndr.de, Video, 8:17 Minuten)
Während sich frühere Aushängeschilder der ARD-Fernsehlotterie kostenlos zur Verfügung stellten, wird für Monica Lierhaus ein Honorar bezahlt. Die Sendung “Zapp” befasst sich damit. “Keine der reinen Hilfsorganisationen zahlt nach Zapp-Recherchen Honorare an ihre prominenten Botschafter. Die ARD-Fernsehlotterie dient zwar ebenso dem guten Zweck, ist aber keine reine Hilfsorganisation. Sie muss sich zudem auf dem Glücksspielmarkt behaupten.”

2. “Der tödliche Supermond”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
“Kommt mit dem Super-Mond das Klima-Chaos?”, fragt bild.de. Thomas wertet dazu die Abstände zwischen Erde und Mond aus und vergleicht sie mit Ereignissen: “Offenbar hängen Naturkatastrophen nicht mit einem besonders geringen Abstand der Erde zum Vollmond zusammen.”

3. “Einübungen in die Kaltherzigkeit”
(woz.ch, Eva Pfister)
Eva Pfister schreibt über Pseduo-Dokus im Nachmittagsprogramm: “Die kommerziellen Sender betonen gern,­ dass sie sich um die Realität kümmern und um die Probleme der kleinen Leute. Dabei inszenieren sie vor allem ihre Macht: Sie bieten Lösungen an, sind die Erzieher der Nation, machen Superstars, verschönern und helfen – einigen Auserwählten!”

4. “Gaddafi forces beat up BBC team”
(bbc.co.uk, englisch)
BBC-Journalisten werden in Libyen festgehalten und misshandelt: “The three were beaten with fists, knees and rifles, hooded and subjected to mock executions by members of Libya’s army and secret police.”

5. “Great Pretenders”
(medienspiegel.ch, Hanspeter Spörri)
Hanspeter Spörri, Ex-Chefredaktor der Berner Tageszeitung “Der Bund”, denkt zurück an eine Zeit, in der Journalisten nicht “gehetzt, nervös, atemlos” waren: “Sie machten tagsüber Spaziergänge, schauten wie zufällig bei Geschäftsleuten oder Politikern vorbei, stellten ihre Fragen im Plauderton. Es sah nicht wie Arbeit aus, aber es kam einiges dabei heraus.”

6. “Barfuß oder Lackschuh”
(juliane-wiedemeier.de)
Wie bebildern TV-Sender Berichte zum Internationalen Frauentag? “Immerhin sind sich die verschiedenen Sender und Formate in einem einig. Dass man als Frau nur erfolgreich im Beruf sein kann, wenn man sich als Mann verkleidet. Das ist doch eine versöhnliche Erkenntnis zum Hundertsten.”

Wieder 9/11-Video wiederentdeckt

Die Zukunft des Journalismus soll unter anderem im Bewegtbild liegen, hört man mitunter. Videos sind also wichtig — und wenn darin kleine Kinder, flauschige Tiere oder die Terroranschläge des 11. September 2001 zu sehen sind, setzt bei Journalisten alle Vernunft aus.

In den letzten Tagen war es mal wieder soweit:

Ein “bisher unbekanntes Video” sei veröffentlicht worden, schreibt “Spiegel Online”, während 20min.ch ein “kürzlich freigegebenes Video” entdeckt zu haben glaubt und oe24.at erklärt, das “Neue an den Bildern” sei vor allem, “dass sie die brennenden Türme des World Trade Center von oben zeigen”. Von einem “neuen Video” sprechen unter anderem auch Bild.de, n-tv.de, RTL.de, kress.de, Reuters und die Website der “Financial Times Deutschland”. Eigentlich gibt es kaum eine Nachrichtenseite, die nicht über die “neuen Bilder” berichtet: selbst die BBC spricht von “Aufnahmen, die noch nie zu sehen waren”.

Und all das nur, weil die “Enthüllungsplattform” cryptome.org ein Video veröffentlicht hatte, das die New Yorker Polizei am 11. September 2001 an Bord eines Polizeihubschraubers aufgenommen hatte.

Nicht einmal Cryptome selbst behauptet, das Video sei “neu”. Es gehört zu dem umfangreichen Material, das das “National Institute of Standards and Technology” (NIST) nach den Anschlägen gesammelt hatte, um den Einsturz des World Trade Centers bautechnisch zu untersuchen. Dabei handelt es sich um die Kopien von teils veröffentlichten, teils unveröffentlichten Aufnahmen, die das NIST zusammengetragen hatte und seitdem in seinem Besitz hat.

Unter Berufung auf den Freedom of Information Act, fordern immer wieder mehr oder weniger seriöse Organisation die Herausgabe des vom NIST gesammelten Materials, das (vor allem europäische) Journalisten regelmäßig für “beschlagnahmt” oder “unter Verschluss gehalten” halten (BILDblog berichtete).

Womöglich ist das 17-minütige Video, das Cryptome jetzt online gestellt hat, in dieser Form tatsächlich noch nie veröffentlicht worden. Bei der Menge des 9/11-Materials, das auf verschiedenen Kanälen unterwegs ist, lässt sich das schwer sagen. Aber die spektakulären “neuen” Bilder, die die Medien wie “Spiegel Online” jetzt als “bisher unveröffentlichte Aufnahmen” anpreisen, die kann man schon seit dreieinhalb Jahren auf YouTube sehen — heller und mit einem größeren Bildausschnitt und hebräischen, statt deutschen Untertiteln:

Alte und "neue" 9/11-Videos im Vergleich.

Bei “Focus Online” haben sie den Braten gerochen und bemerken jetzt süffisant:

Die Verantwortung, Quellen zu überprüfen, nehmen Enthüllungsplattformen professionellen Journalisten nicht ab. Eine simple Suche bei YouTube hätte genügt, um das vermeintlich unveröffentlichte Material zu enttarnen.

Bei der letzten kollektiven Quellen-Nichtprüfung war “Focus Online” noch ganz vorne mit dabei gewesen.

Mit Dank an Sven G., Peter M., Steffen K. und Hans P.

Nachtrag, 10. März: Bei YouTube gibt es sogar eine noch ältere Version des Videos, hochgeladen am 20. Dezember 2006.

Sprühfarbe ins Feuer

Auf einer ganzen Seite versuchte die “Nürnberger Zeitung” gestern, ihren Lesern das Konzept “Graffiti” näher zu bringen, inklusive des Spannungsfelds von Vandalismus und Kunst.

Doch schon der erste Absatz lässt berechtigte Zweifel an der Kompetenz des Autors aufkommen:

Narrenhände beschmieren Tisch und Wände. Im Alltag ist Graffiti keine Kunst, sondern eine Zumutung. Zwar ist ein Schaltkasten – das bevorzugte Objekt der Sprayer – an und für sich keine ästhetische Offenbarung, aber beschmiert wirkt er noch hässlicher. Zumal viele noch nicht einmal den so genannten Tag beherrschen, also den schwungvollen Namenszug, son- dern einfach nur ihren Namen hin- schreiben, Acab beispielsweise, einen türkischen Vornamen. Offensichtlich ist es einigen türkischen Jugendlichen ein Bedürfnis, nur ja die Vorurteile zu verstärken und Öl in das von Sarrazin entfachte Feuer zu gießen.
Acab, der einzige türkische Vorname, der weltweit an Hauswände, Bahnwaggons und Stromkästen gesprüht wird? Meistens in Großbuchstaben (“ACAB”) und manchmal mit Punkten dazwischen (“A.C.A.B.”)?

Natürlich nicht: “A.C.A.B.” ist die Kurzform von “All cops are bastards” (“Alle Bullen sind Bastarde”) und in dieser Form seit mehr als 30 Jahren in Gebrauch. Wer sich auch nur minimal für Graffiti interessiert, weiß das.

Das Öl im Feuer stammt also eher von der “Nürnberger Zeitung” und dem Vorurteil ihres Autors.

Aus dem Online-Auftritt der “NZ” ist der Artikel inzwischen verschwunden.

Mit Dank an Daniel F.

Nachtrag, 10. März: Die “Nürnberger Zeitung” hat sich für den Fehler entschuldigt und eine Korrektur veröffentlicht.

RTL Extra, Ines Pohl, Twitterschlingel

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “RTLs zweifelhafter Pakt mit der Kriminalität”
(news.de, Martin Walter)
“RTL Extra” begleitet Nordafrikaner auf einem Schlepperboot nach Lampedusa. Siehe dazu auch “Boulevardsender im Bündnis mit den Schleusern” (zeit.de, Christian Denso und Tilman Steffen).

2. “Guttenberg-Journalismus?”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Martin Hitz vergleicht einen Artikel von tagesanzeiger.ch mit einem Artikel von nzz.ch und fragt: “Copy-Paste oder nicht? Urteilen Sie selbst.”

3. “Die Medien und Guttenberg”
(stern.de, Bernd Gäbler)
Bernd Gäbler beurteilt die Leistungen der Medien im Fall Guttenberg und fragt: “Wie können Leidenschaft und Demokratie eine gute Ehe eingehen?”

4. “Strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen”
(blogs.taz.de/hausblog)
Für “taz”-Chefredakteurin Ines Pohl ist die “Bild”-Anzeige in ihrer Zeitung Sache des Verlags und nicht der Redaktion. “(…) wenn wir immer nach der Meinung des Hauses gehen – das darf ich hier auch sagen, so transparent sind wir – hätten wir gar keine Anzeigen.”

5. “Der dumme Zuschauer”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler missfällt “die Idee vom Fernsehen als Erziehungsanstalt”. “Die Versuche der Programmmacher, die Zuschauer wie Kleinkinder durch die Welt des Wissens zu führen” hält er für “lästig, wenn nicht ärgerlich”. “Die Programmmacher haben offensichtlich kein Vertrauen in die Mündigkeit und Aufnahmebereitschaft des Publikums.”

6. “Lutz und Gert, die oberschlauen Twitterschlingel”
(twitkrit.de, baranek)
Baranek beschreibt zwei Twitter-Nutzer, die rund fünfzig “Reichtum und Erfolg” versprechende Twitter-Konten betreiben. “Durch dieses massive Auftreten in immer wieder neuen Accounts qualifizieren sie sich selbst dermaßen ab, dass es nur so ein Freude ist.”

Verliebt in Benzin

Nachdem “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de in den letzten Tagen alles getan haben, um das “Chaos um den Öko-Kraftstoff” weiter anzuheizen (BILDblog berichtete), scheinen sich die Redakteure jetzt für eine Linie entschieden zu haben:

Nein, tanke! Der Irrsinn mit dem Bio-Sprit

In gleich zwei Artikeln erklären “Bild” und Bild.de, “warum E10 Mist ist”:

1. Schadet vielen Motoren!*
2. Erhöht Verbrauch!
3. Lässt Preise steigen!*
4. Verschlimmert Hungersnöte!*
5. Schadet dem Klima!*
6. Zerstört Regenwald!*
7. Verteuert Sprit!*

*) Diesen “Fakt” hatte “Bild am Sonntag” vorgestern als “Irrtum” zu widerlegen versucht.

Mit Dank auch an Sebastian S.

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Chauvitag 2011

Über den Sinn oder Unsinn des Weltfrauentages, der vor 100 Jahren zum ersten Mal begangen wurde, haben im vergangenen Jahr Alice Schwarzer und Caroline Korneliy bereits ausführlich debattiert. Und auch wenn Alice Schwarzer dafür plädiert, den Frauentag abzuschaffen, wäre es interessant zu erfahren, was die Feministin davon hält, wie die Zeitung, in der sie ihre Gerichtsreportagen veröffentlicht, mit diesem besonderen Datum umgeht.

Der Titel klingt ja eigentlich vielversprechend:

100 Dinge, die Frauen besser können

Doch abgesehen davon, dass der Weltfrauentag ursprünglich mit dem Ziel der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ins Leben gerufen wurde, dürfte selbst Mario Barth viele der “100 Wahrheiten über Frauen” als abgedroschen und klischeebehaftet empfinden:

Nr. 5:

Schön mit der Hand schreiben.

Nr. 10:

Mehrere Diäten gleichzeitig machen.

Nr. 11:

Schuhe kaufen. Frauen besitzen im Schnitt 14 Paar Schuhe, Männer acht.

Nr. 21:

Den Balkon zum Blühen bringen.

Nr. 38:

Statt sich mit komplizierten Abseits-Regeln aufzuregen, lieber an den schönen Fußballern erfreuen.

Nr. 42:

Beleidigt sein.

Nr. 46:

Im Sitzen pinkeln.

Nr. 50:

Sparen. Sie geben ein Vermögen für Schuhe aus, aber das ist immer noch billiger als ein Sportwagen.

Nr. 57:

Kalorien zählen.

Nr. 60:

Dem Friseur das Herz ausschütten.

Nr. 62:

Sich die Augenbrauen zupfen.

Nr. 72:

Bei völliger Ahnungslosigkeit souverän wirken.

Nr. 83:

Geld ausgeben, das sie nicht verdient haben.

Nr. 86:

Sich systematisch unterschätzen. Immer noch verdienen Frauen rund 25 Prozent weniger als Männer.

Nr. 93:

Diesen schwachsinnigen Frauentag gelassen ertragen.

Passend dazu präsentiert BILDblog heute die einzige Sache, die “Bild” besser kann als andere Zeitungen:

Nr. 1:

Den eigenen Sexismus entlarven.

Nachtrag, 9. März: BILDblog-Leser Michael L. hat uns darauf hingewiesen, dass es sich beim diesjährigen Weltfrauentag nicht um den 100., sondern um den 101. handelt (der erste von 1911 muss natürlich auch mitgezählt werden). Immerhin befindet sich BILDblog mit diesem – inzwischen korrigierten – Fehler in bester Gesellschaft.

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60.000 Euro für geklautes Sarrazin-Interview

Der ungenehmigte Abdruck eines Interview, das die Zeitschrift “Lettre International” mit Thilo Sarrazin geführt hatte, kommt die “Bild”-Zeitung teuer zu stehen. Die Axel Springer AG und Bild.de müssen 60.000 Euro Schadensersatz an den Verlag der Zeitschrift zahlen. Darauf einigten sich beide Seiten in einem Vergleich.

Im Oktober 2009 hatte “Bild” lange Passagen aus dem Interview abgedruckt. Bild.de brachte das Interview gar vollständig. “Lettre” erwirkte dagegen eine einstweilige Verfügung, woraufhin Bild.de das Interview offline nahm.

Doch “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann widersetzte sich dem Beschluss. Er behauptete unter Berufung auf den “Bild”-Redakteur Hans-Jörg Vehlewald, dass “Lettre International” einem Abdruck zugestimmt habe und veröffentlichte die “Bild”-Version trotzig noch einmal in dem damals von ihm betriebenen Blog unter kai-diekmann.de. Die Behauptung wurde ihm untersagt (BILDblog berichtete), wegen des Verstoßes gegen die Einstweilige Verfügung wurde ein Ordnungsgeld in Höhe von 20.000 Euro fällig.

Nun bot die Axel Springer AG einen Vergleich über 30.000 Euro an, zog das Angebot aber kurz darauf wieder zurück, weil die “taz” über den Fall berichtet hatte.

Da Springer der Forderung von “Lettre”, Schadensersatz und Nutzungsentschädigung zu zahlen, nicht nachkam, ging der Fall vor das Berliner Landgericht. Dort lief die Sache nicht gut, wie Rechtsanwalt Johannes Eisenberg, der “Lettre” vertritt, in einer Pressemitteilung berichtet: Hans-Jörg Vehlewald, den Diekmann und Springer als Zeugen für die angebliche Genehmigung eines Abdrucks auf Bild.de aufgeboten hatten, habe bei seiner Vernehmung überraschend ausgesagt, dass in seinem Gespräch mit “Lettre” von einer Online-Nutzung nie die Rede gewesen sei. “Damit”, so Eisenberg, “haben sich die öffentilchen Behauptungen des Chefredakteurs der Bildzeitung auf www.kaidiekmann.de als unwahr erwiesen.”

Das Landgericht deutete laut Eisenberg an, dass es in dem Vorgehen sowohl von “Bild” als auch von Bild.de eine Urheberrechtsverletzung sehe und einen erheblichen Schadensersatz für gerechtfertigt halte. “Lettre” hatte argumentiert, dass die unerlaubte Weiterverbreitung nur wenige Tage nach der eigenen Veröffentlichung die eigenen Absatzmöglichkeiten massiv beeinträchtigt habe. Dass gerade die Springer-AG, die einen besonderen rechtlichen Schutz von Online-Inhalten fordert, so vorgegangen sei, mache den “Diebstahl an dem Interview” “besonders dreist”.

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