Will the real Hailie Jade please stand up?

Bild.de stellt seine Leser heute vor ein wahrlich kniffliges Rätsel:

Welcher Promi-Papa gehört zu diesem süßen Mädchen?

Wer bei diesem Foto noch keine Ahnung hat, wer der Erzeuger ist, kann sich auf fünf weiteren Bildern noch einmal vergewissern, wie süß dieses Mädchen doch ist, das sich allerdings auch als “verruchter Vamp” zeigt. Am Ende bleibt die Wahl zwischen Eminem, Antonio Banderas und Kurt Cobain.

Eine Antwort gibt Bild.de aber auch:

Wer hätte das gedacht? Dieser kesse Teenie ist die Tochter von Eminem. Der Rüppel-Rapper dürfte ziemlich stolz sein...

Bei dem “bildhübschen” Mädchen mit den “braunen Kulleraugen, strohblonden Haaren und niedlichen Grübchen” handele es sich um Hailie Jade Mathers, die 15-jährige Tochter von Eminem.

Die Beweisführung erscheint schlüssig: Ein Mädchen hat den Twitter-Account Angry_Blonde unter dem Namen Hailie Jade Mathers eröffnet und fleißig gezwitschert. Dazu hat sie poetisch dahinphilosophiert, Fotos hochgeladen und verfügte über das Insiderwissen, wann sie selbst Geburtstag hat. Keine Frage: “Der Rüpel-Rapper dürfte ziemlich stolz sein.”

Bild.de ist mit der Geschichte ein bisschen spät dran: E! News hatte schon vor zwei Tagen über den Twitter-Account berichtet — und musste noch am gleichen Tag zurückrudern, nachdem Eminems Sprecher Dennis Dennehy erklärt hatte, dass es sich um einen Schwindel handle. Auch sein Manager Paul Rosenberg hat den Twitter-Account als “100% Fake” bezeichnet. Ebenfalls vor zwei Tagen!

Doch Bild.de brachte die Geschichte erst heute und lässt sich offenbar auch nicht davon beirren, dass der Account Angry_Blonde inzwischen gelöscht ist und die meisten anderen Medien, die darauf hereingefallen waren, ihre Meldungen zurückgezogen haben. Die Fotos sind schließlich süß und die Tweets ach so poetisch.

Mit Dank an Cat D., Markus T., Patrick, Tim G., Stephan T., Amelie und Steffi.

Nachtrag, 18.07 Uhr: Schon um 17.24 Uhr berichtet Bild.de, Eminems angebliche Tochter habe “auf ihrem Twitter-Account das Internet genarrt – BILD.de inklusive!”

Wer nur den Ursprungsartikel liest, ahnt von dieser Entwicklung natürlich nichts.

Bild  

Das Schreibabmännchen von “Bild”

Laut “Bild” ist Ömer Toprak das “Stehaufmännchen des SC Freiburg”, das regelmäßig von schweren Verletzungen heimgesucht wurde.

Doch jetzt ist Toprak wieder zurück – und spricht über…

Toprak spricht über seine Verletzung, Schlafprobleme und die derzeitige Krise des SC. Und es ist schon ein wichtiges Indiz, dass da nicht steht, er “spricht mit BILD” — die Zitate stammen nämlich allesamt aus einem Interview, das der SC Freiburg am Dienstag auf seine Website gestellt hat.

Artikel auf Bild.de
Interview beim SC Freiburg
Seine Verletzung: “Das war eine ganz eklige Verletzung. Vor allem für den Kopf. Man will alles machen, aber sobald man irgendeine Bewegung mit dem Arm macht, hat man sofort Schmerzen. Wenigstens verlief die Heilung schneller als man ursprünglich befürchten musste.” scfreiburg.com: Bei einer Schulterverletzung denkt man im ersten Moment, dass das doch eigentlich nicht so schlimm sein kann für einen Fußballer.
Toprak: Glauben Sie mir, das war eine ganz eklige Verletzung. Vor allem für den Kopf. Man will alles machen, aber sobald man irgendeine Bewegung mit dem Arm macht, hat man sofort Schmerzen. Wenigstens verlief die Heilung schneller als man ursprünglich befürchten musste, ich konnte relativ bald wieder Ausdauer und Beine trainieren. Das ist, wenn man so will, noch das Positive an dieser Verletzung gewesen.
Schlafprobleme: “Das Schlafen war das Schwerste, weil man auf keiner Seite liegen kann. Bauch ging auch nicht, nur Rücken. Und ich bin normalerweise Seitenschläfer. Anfangs habe ich deshalb nur wenig, zum Teil sogar gar nicht schlafen können.” scfreiburg.com: Wie hat sich Ihre zwischenzeitige Einarmigkeit auf den Alltag ausgewirkt?
Toprak: Das Schlafen war das Schwerste, weil man auf keiner Seite liegen kann. Bauch geht auch nicht, nur Rücken.

scfreiburg.com: Und Sie sind?
Toprak: Seitenschläfer. Anfangs habe ich deshalb nur wenig, zum Teil sogar gar nicht schlafen können. Aber letztendlich gewöhnt man sich auch daran, und ab und zu schlafe ich sogar jetzt noch auf dem Rücken. (lacht)

Die derzeitige Krise des SC: “Was uns in der Vorrunde gelungen ist, läuft gerade gegen uns. Statt späte Tore zu erzielen, kassieren wir sie. Vor kurzem hätten wir so sein Spiel wie in Kaiserslautern wohl noch irgendwie gewonnen und alle hätten gesagt: ‘Super!’ Obwohl die Leistung an sich die gleiche gewesen wäre. Auch gegen Bremen und in Köln haben wir ja durch späte Gegentore verloren. Drei derartige Niederlagen hintereinander sind schon sehr bitter.” scfreiburg.com: Das war jetzt die dritte Niederlage in Folge. Lässt sich die Mannschaft im Moment von einer negativen Dynamik aus nachlassenden Leistungen und schlechten Ergebnissen nach unten ziehen?
Toprak: Das, was uns in der Vorrunde noch gelungen ist, läuft gerade gegen uns. Statt selbst späte Tore zu erzielen, kassieren wir sie. Vor kurzem hätten wir so sein Spiel wie in Kaiserslautern vermutlich noch irgendwie für uns entschieden und alle hätten gesagt: Super Auswärtsspiel!, obwohl die Leistung an sich die gleiche gewesen wäre. Auch gegen Bremen und Köln haben wir ja durch späte Gegentore verloren, drei derartige Niederlagen hintereinander sind das jetzt schon. Das ist sehr, sehr bitter.

“Bild” hat nach Angaben der Pressestelle des SC Freiburg diese nicht um Erlaubnis gebeten. Im Verein freue man sich zwar, dass das “schöne Interview” so eine Aufmerksamkeit genossen hat, aber: “‘Bild’ hätte die Quelle nennen sollen.”

Mit Dank an Sebastian.

The Look of Love

Die gute Nachricht:

Es wird wärmer!

Die schlechte:

Laue Frühjahrslüftchen, Regengüsse, Temperaturschwankungen… Sie haben schon ein neues Sommerkleid, aber keine Ahnung wie Sie es jetzt schon tragen können?

Gut, dass Bild.de “für Sie ganz genau hingeschaut” hat!

Es wird wärmer! Die besten Promi-Styling-Tipps für einen schönen Frühling. Auf in die Natur: Sienna Miller (re) kombiniert Spitzentop zum Flatterröckchen plus Herrenhut, Kniestrümpfe und Gummistiefel – eine stylische Kombi und perfekt für wechselhaftes Wetter

Klasse “Übergangs-Look”, den Siena Miller da trägt, was? Bild.de erklärt ihn auch gerne noch mal ausführlicher:

Sienna Miller (29) zeigt, dass sie auch im Frühjahr ein sicheres Styling-Händchen hat und gibt uns gleich zwei gute Tipps mit auf den Weg. Sie kombiniert Flatterröckchen, Kniestrümpfe und Gummistiefel. Das sieht nicht nur niedlich aus, die Kombi hält auch warm.

Tatsächlich dürfte es sich eher um das Styling-Händchen von April Ferry handeln, der Kostümdesignerin des Films “The Edge of Love”, aus dem das abgebildete Szenenfoto stammt. Der Film, der während des zweiten Weltkriegs spielt, feierte vor fast drei Jahren Premiere und lief im Sommer 2009 in Deutschland an.

Mit Dank an Torsten B.

Nachtrag, 15.18 Uhr: Bild.de hat das Foto und den sich darauf beziehenden Text aus dem Artikel entfernt.

Frau vergiftet Schlange

Die Geschichte des Verhältnisses zwischen Frau und Schlange ist eine Geschichte voller Missverständnisse.

Diesmal begann alles damit, dass das israelische Model Orit Fox bei einem Fotoshooting mit einer (ungiftigen) Boa Constrictor posierte und von dem nicht eben begeisterten Reptil in die chirurgisch optimierte Oberweite gebissen wurde. Das dazugehörige Video lässt da übrigens noch keine Missverständnisse zu:

Der zweite Teil der Geschichte klingt jedoch noch spektakulärer: Angeblich soll die Schlange bald darauf an einer Silikonvergiftung gestorben sein.

Da einer alten Journalistenregel zufolge “Schlange vergiftet Frau” keine Nachricht ist, “Frau vergiftet Schlange” aber sehr wohl, rauschte die Nachricht vom Silikontod einmal quer durchs Internet und wurde von Online-Medien weltweit aufgegriffen. Da man sich dabei immer munter aufeinander berief, dürfte es kaum mehr möglich sein, herauszufinden, welche Zeitung die Nachricht zuerst adelte.

Im deutschsprachigen Raum etwa berichteten unter anderem Bild.de (“Gerüchten im Netz zufolge”), “Merkur Online”, express.de, 20min.ch (“Wie die belgische Zeitung ‘Gazet Van Antwerpen’ berichtet”) und blick.ch (“wie jetzt der spanische TV-Kanal ‘Telecinco’ […] berichtet”) von diesem weltbewegende Ereignis.

Die vergiftete Schlange machte immer noch fleißig die Runde, als das amerikanische Blog “The Daily What” die Hintergründe der Geschichte genauer beleuchtete: Demnach nahm das Unheil am 3. März seinen Lauf, als die auf Celebrity-Gerüchte spezialisierte Webseite “Oh No They Didn’t” das ursprüngliche YouTube-Video vom Schlangenbiss veröffentlichte und der Autor mit dem Nickname “nappyxheadedxho” neben einigen dürren Bemerkungen hinzufügte:

The snake later died from silicone poisoning.

Noch am selben Tag fragte ein Leser in den Kommentaren “Really? Poor thing.”, worauf nappyxheadedxho antwortete:

lmao I was joking!

(Ich lach mich tot – das war nur ein Witz!)

Inzwischen sind die ersten ausländischen Medien, die von der vergifteten Schlange berichtet haben, eifrig dabei, ihre Artikel zu löschen oder zu berichtigen. Mal sehen, wie lange “unsere” dafür brauchen.

Mit Dank an miguel!

Nachtrag, 15:26 Uhr: “Merkur Online” hat sich inzwischen für die Löschvariante entschieden, während express.de den ursprünglichen Artikel transparent korrigiert hat.

Inszenierungen, ICorrect, Dirndl

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Inszenierungen nehmen zu”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Für den abtretenden Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Werner Gößling, sind nicht nur die Politiker für für Inszenierungen verantwortlich, sondern auch die Medien, die “sehr schnell” darauf eingehen: “Wenn ein Minister mit dem Fahrrad vorfährt oder sich ein Verteidigungsminister bei den Soldaten in Pose setzt, dann werden diese Bilder sofort gezeigt.”

2. “Stimmt ja gar nicht”
(taz.de, Julia Niemann)
Julia Niemann stellt die Website icorrect.com vor. “Dort können Prominente, und solche die sich oder ihr Unternehmen dafür halten, Falschmeldungen korrigieren – gegen Gebühr.”

3. “Sport Bild-Watch (16)”
(el-futbol.de, Sidan)
“Sport Bild” weiß ein wunderbares Geschenk für Lothar Matthäus zum 50. Geburtstag: “Trainer bei Bayern München – als Nachfolger von van Gaal”. Außerdem: Das “Beschreiben-einer-Person-per-Einstreuen-einer-völlig-abwegigen-und-unpassenden-Information”. “Über Jupp Heynckes heißt es, nach dem eine Aussage von ihm wiedergegeben wurde, folgendes: ‘Das darf man dem 65-jährigen, den ein künstliches Kniegelenk stützt, ruhig glauben.'”

4. “Bild bei Schlecker – ‘Nicht mit uns!’ sagt der Wettbewerb”
(mediatribune.de)
“Nach Informationen von Media Tribune will die Axel Springer AG das Verkaufsstellennetz für ihr Flaggschiff Bild jetzt um 8.000 bis 8.500 Schlecker-Filialen ausbauen.”

5. “Wie sich die Krone von einem Dirndl provoziert fühlt”
(kobuk.at, Marlene Altenhofer)
Die Politikerin Alev Korun habe die österreichische Trachtentradition verspottet, weil sie in einer Sitzung des Nationalrats ein Dirndl trug, schreibt die “Kronen Zeitung”.

6. “Here’s a Washington Post Story With All the Editor’s Notes In It”
(gawker.com, englisch)
“The Washington Post mistakenly posted this health story by Laura Ungar online with ALL OF THE EDITOR’S ALL-CAPS NOTES INCLUDED.”

Falsch vorstanden

Magath heute weg! Rangnick neuer Schalke-Trainer

Heute Vormittag wurde Gewissheit, was “Bild” schon heute früh als Tatsache verkündet hatte: Der FC Schalke 04 hat sich von seinem Trainer und Manager Felix Magath getrennt.

Bild.de hat die Ereignisse in einem der gerade so populären Liveticker aufbereitet, in dem es unter anderem heißt:

Als Aufsichtsratsmitglied hat Magath das Anrecht, vom Aufsichtsrat gehört zu werden, der nun ohne ihn tagt. Vermutlich wird er nun aus dem Gremium gewählt – damit verliert Magath laut Vertrag auch die Position als Trainer und Manager.

Das ist ziemlicher Quatsch: Magath war nie Mitglied des Aufsichtsrats. Er gehörte bis heute Vormittag dem Vorstand des Vereins an:

Vorstand: Felix Magath, Peter Peters, Horst Heldt

Auch war Magaths Vertrag als Vorstand und Trainer von seiner Abberufung als Vorstand nicht berührt und wurde schon gar nicht automatisch gekündigt, wie Bild.de behauptet. Inzwischen hat er ihn allerdings selbst gekündigt, wie uns Magaths Umfeld bestätigte.

Mit Dank an KiB und Arno.

Mats Hummels, Fischstäbchen, Trude Herr

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ich bin kein Draufgänger”
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary erzählt von den Veränderungen seiner Arbeit: “Ich erinnere mich an eine absurde Situation: Ich stehe im Norden von Bagdad im Supermarkt und kaufe gerade mein Abendessen. Da ruft die deutsche Radiostation an und sagt: ‘Gerade eben ist im Süden von Bagdad eine Bombe explodiert. Wie ist die Atmosphäre? Wir gehen gleich auf Sendung.’ Und ich stehe im Supermarkt und denke mir: Bitte, was ist jetzt los?”

2. “Die Fischstäbchen sind sicher!”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Peer Schader fragt sich angesichts der ARD-Sondersendung “Atom-GAU in Japan – Was heißt das für uns?”, wie angemessen es ist, wenn sich die Deutschen “um ihr Mittagessen und ihren Urlaub Gedanken machen, während auf der anderen Erdhälfte gerade die Welt untergeht.”

3. “Der innere Emmerich”
(volkerstruebing.wordpress.com)
Volker Strübing beobachtet sich beim Konsum von neuen Nachrichten aus Japan: “Ein Teil von mir ist nicht betroffen, sondern angefixt, ein Teil hat kein Mitleid, sondern will mehr sehen. Ein Teil wird enttäuscht sein, wenn die ganz große Katastrophe ausbleibt und die piefige deutsche Innenpolitik wieder die Nachrichten bestimmt.”

4. “Fußballer Mats Hummels verlängert bei Borussia Dortmund (BVB) bis 2014 und dementiert BILD-Bericht via Facebook”
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Fußballer Mats Hummels dementiert auf Facebook eine “Bild”-Meldung, er verlängere seinen Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2016.

5. “Vor 20 Jahren – Sentimentalität und Brutalität”
(koeln-inside.blogspot.com, Martin Rath)
Anlässlich des 20. Todestags von Trude Herr blickt Martin Rath zurück auf die “Bild”-Titelseite vom 18. März 1991.

6. “Redundanter Bild(er)-Gau”
(filmrisss.blogspot.com)
Explosionswolken auf bild.de im Vergleich.

Bild  

Jäger des vermuteten Schatzes

Fast zwei Wochen war “Bild” in Guatemala auf “Gold-Expedition”. Gemeinsam mit dem “Forscher” Joachim Rittstieg hoffte die Zeitung dort einen “Maya-Schatz” zu finden.

Das Expeditionsteam fand nichts, sorgte aber für einige Aufregung in dem zentralamerikanischen Land und in der Wissenschaftsgemeinde.

Daniel Schleusener vom Blog “The Complete Mesoamerica (and more)” hat die “Schatzsuche” von “Bild” die ganze Zeit über aufmerksam verfolgt und für uns einen Gastbeitrag verfasst:

Kepplinger, Liveticker, Hauptstadt-Magazin

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ein Teil der Medien instrumentalisiert Kernkraft, um Politik zu machen”
(derstandard.at, Doris Priesching)
Die Berichterstattung über das Erdbeben in Japan habe sich schnell vom zu beobachtenden Elend auf die Risiken der Kernkraft verlagert, stellt Hans Mathias Kepplinger fest – das tatsächliche Leid von hunderttausenden Menschen werde so über weite Strecken ausgeblendet. “Die Mehrheit der deutschen Journalisten ist gegen Atomkraft. Sie sehen ihre Chance, durch intensive Berichterstattung über Gefahren der Kernkraft ihre Sicht mitzuteilen.”

2. “Verloren im Stimmengewirr”
(nzz.ch, Florian Coulmas)
Florian Coulmas, Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio, stellt eine Sehnsucht fest nach “eindeutigen, zuverlässigen Aussagen, nach denen man sich richten kann”. “Eine Konsequenz der Internet-Revolution ist, dass man ausserhalb des Erdbebengebiets viel mehr weiss und vermeint zu wissen als dortselbst; denn die Infrastruktur ist dort völlig zusammengebrochen. Während man sich in Zürich, Houston und Nairobi Bilder von dem weggeschwemmten Flughafen von Sendai betrachtet, weiss man davon zehn Kilometer weiter noch nichts.”

3. “Japan-News: der Boom der Live-Ticker”
(meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker fragt bei Online-Portalen zu den vermehrt für alle möglichen Themen verwendeten Livetickern nach: “Sowohl Plöchinger wie auch Böcking widersprechen dem Gerücht, dass Ticker zudem den wirtschaftlichen Vorteil hätten, dass sie helfen, redaktionelle Manpower einzusparen.” Zum Thema schreibt auch Alexander Kissler auf “The European”.

4. “Kuhn-Interview sorgt für viel Aufregung”
(20min.ch, Daniela Gigor)
Ein vom Zürcher “Hauptstadt-Magazin” veröffentlichtes Interview mit René Kuhn, Autor des Buchs “Zurück zur Frau: Weg mit den Mannsweibern und Vogelscheuchen”, ist frei erfunden. Auf seiner Website nimmt Kuhn dazu ausführlich Stellung.

5. “Grosse Jagd auf kleine Fehler”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi stellt das Blog fehler.li vor, das sich um Fehler in Schweizer Medien kümmert.

6. “Gloves Off in German Media Scramble”
(nytimes.com, Eric Pfanner, englisch)
Die Beziehung zwischen “Bild” und “Spiegel” aus US-amerikanischer Sicht.

taz.de  

Nochmal Schwein gehabt

Reiner Metzger hat auf taz.de seiner Wut auf die Informationspolitik der Atomlobby freien Lauf gelassen:

Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal: Die Methoden der Atomlobby KOMMENTAR VON REINER METZGER

Verglichen mit einem japanischen Kernreaktor scheint sich das Gemüt eines stellvertretenden Chefredakteurs der “taz” jedoch einigermaßen leicht abkühlen zu lassen. Denn wie man an der URL erkennen kann, war die Überschrift bei Veröffentlichung des Artikels noch deutlich deftiger:

die-dreckschweine-von-der-atomlobby

Es ist vielleicht ganz gut, dass die “taz” den ursprünglichen Titel geändert hat, denn wer andere Menschen als “Dreckschweine” bezeichnet, befindet sich in schlechter Gesellschaft.

Mit Dank auch an den Hinweisgeber.

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