Peinliches Penisfechten, Türkei sperrt Instagram, “Der heißt Salami”

1. Peinliches Penisfechten
(taz.de, Carolina Schwarz)
Vergangene Woche ist bei “Übermedien” eine kritische Auseinandersetzung mit der Potsdam-Recherche von “Correctiv” (“Geheimplan gegen Deutschland”) erschienen. Dort bilanzieren Stefan Niggemeier (“Übermedien”), Christoph Kucklick (Leiter der Henri-Nannen-Schule) und Felix W. Zimmermann (“Legal Tribune Online”): “Der Text ist misslungen, das Verhalten von Correctiv nach der Veröffentlichung fragwürdig und die Berichterstattung vieler Medien eine Katastrophe.” “Correctiv” hat den Vorwürfen in einer Stellungnahme entgegnet: “Die Kritik der drei Autoren von Übermedien, die unseren Text als unzureichend empfinden, beruht überwiegend auf stilistischen Anmerkungen und der Wahrnehmung anderer Medienberichte über unsere Recherche.” Carolina Schwarz hat sich den ganzen Vorgang von außen angeschaut und befindet in der “taz”: “Das Problem an der Kritik ist, dass sie teilweise mit den gleichen Mitteln arbeitet, die sie Correctiv vorwirft: nämlich mit Übertreibungen, Spekulationen und Fehlern.” Schwarz kritisierte aber auch die Reaktion von “Correctiv”-Chef David Schraven und kommt schließlich zu dem Schluss, das alles wirke von außen “wie ein peinliches Penisfechten unter Journalisten”.
Weiterer Lesehinweis: Rechtsanwalt und Jura-Blogger Thomas Stadler schreibt: “Die von den Autoren im Duktus der Überheblichkeit geäußerte Kritik an der Reportage von Correctiv, überzeugt nicht. Auf diese Art und Weise kommen wir sicherlich zu keiner echten Debatte.” Und im “Medienmagazin” von radioeins spricht Jörg Wagner mit Christoph Kucklick und “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels über die Kritik an der Recherche (ardaudiothek.de, Audio: 1:54:22 Stunden).

2. Mehr Inhalt wagen?
(deutschlandfunk, Sascha Wandhöfer, Audio: 36:34 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die mediale Berichterstattung über Donald Trump und des US-Wahlkampf. Es diskutieren DLF-Hörer Hendrik Zech, Erik Kirschbaum (“Los Angeles Times”) und USA-Korrespondentin Doris Simon.

3. Türkei sperrt Zugang zu Instagram
(spiegel.de)
Die Türkei habe am Freitag den Zugang zu Instagram gesperrt, nachdem Fahrettin Altun, Kommunikationsdirektor von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der Social-Media-Plattform Zensur vorgeworfen hatte. Der Aufruf von Instagram, aktuell nur noch über VPN möglich, sei offiziell wegen der nationalen Sicherheit und dem Schutz der öffentlichen Ordnung blockiert, ein direkter Zusammenhang mit Altuns Vorwürfen wurde nicht bestätigt.

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4. Wie sich das Fernsehen zum Anwalt der kleinen Leute machte
(dwdl.de, Christian Richter)
“Die ‘Drei mit den Mützen’ und der ‘Mahn-Man’ gehörten in den 90ern fest zum RTL-Programm und waren so erfolgreich, dass schnell weitere Sender zum Anwalt der kleinen Leute werden wollten. Das allerdings war echten Anwälten ein solcher Dorn im Auge, dass die Formate selbst die Gerichte beschäftigten.” Bei “DWDL” schildert Christian Richter, “wie sich das Fernsehen zum Anwalt der kleinen Leute machte”.

5. Die Hypewellenreiterin
(zeit.de, Pascal Mühle)
Pascal Mühle schreibt bei “Zeit Online” über Natalie Jane, eine junge US-amerikanische Sängerin mit fast 10 Millionen TikTok-Followern. Janes Karriere, die durch einen viralen Hit auf TikTok beschleunigt wurde, illustriere den Wandel in der Musikindustrie, der junge Künstlerinnen und Künstler vor neue Herausforderungen stelle: kurzfristige Verträge, der ständige Zwang, in den Sozialen Medien präsent zu sein, und der strategische Umgang mit den Algorithmen der Plattformen.

6. Panne in “Tagesthemen”-Liveshow amüsiert ARD-Zuschauer
(t-online.de)
t-online.de berichtet über einen kuriosen Vorfall in den live ausgestrahlten ARD-“Tagesthemen”: Während Moderator Helge Fuhst ernste Nachrichten verkündete, unterbrach plötzlich eine Stimme aus dem Off Fuhsts Ansage mit den Worten: “Der heißt Salami, Jens. Hast du das gelesen?” Die technische Panne habe zu zahlreichen scherzhaften Kommentaren in den Sozialen Netzwerken geführt.

KW 31/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Die US Wahl und der Medien-Zirkus: Zwischen Trump-Attentat, Biden-Rückzug und Harris-Memes
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 27:03 Minuten)
Jonathan Schulenburg unterhält sich bei “BR24 Medien” mit Ralf Borchard, ARD-Korrespondent in Washington, über die anstehende US-Wahl und den damit verbundenen “Medien-Zirkus”: “Wie haben die US-Medien das ganze begleitet? Hätten sie schon viel früher über Bidens Gesundheitszustand schreiben müssen? Und welche Rolle spielen die sozialen Medien im US-Wahlkampf? Hilft der mediale Hype um Harris, um wirklich Stimmen zu sammeln?”

2. Nachwuchs-Flaute: Hat niemand mehr Bock auf Medienjobs?
(sr.de, Katrin Aue & Florian Mayer, Audio: 14:46 Minuten)
Im Podcast “Medien Cross und Quer” des Saarländischen Rundfunks sprechen Katrin Aue und Florian Mayer mit Martha Richards von der Gewerkschaft Verdi darüber, warum der Beruf des Journalisten beziehungsweise der Journalistin an Beliebtheit verloren hat: Warum haben Redaktionen Schwierigkeiten, Volontärinnen und Volontäre zu finden? Sie diskutieren über die Gründe für diesen Wandel und schauen, welche Maßnahmen ergriffen werden, um dem entgegenzuwirken.

3. I Worked For MrBeast, He’s A Fraud
(youtube.com, DogPack404, Video: 53:38 Minuten, englisch)
Ein ehemaliger Mitarbeiter von “MrBeast”, dem erfolgreichsten und reichweitenstärksten Youtuber der Welt, behauptet, dass dieser Videos manipuliere und illegale Lotterien veranstalte. “DogPack404” beschreibt, wie das Unternehmen hinter “MrBeast” diese Praktiken anwende, um Zuschauer und Zuschauerinnen zu manipulieren und Gewinne zu maximieren. Es wird auch behauptet, dass das Unternehmen bewusst Kinder als Zielgruppe auswähle und diese durch psychologische Tricks beeinflusse. Das Video ist auf Englisch, man kann aber deutsche Untertitel auswählen.

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4. Inside Medien: Victoria Reichelt
(spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 43:39 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Inside Medien” ist Victoria Reichelt zu Gast, die beim “funk”-Format “Die da oben” und bei “ZDFheute live” moderiert. Mit Gastgeberin Lisabell Shewafera unterhält sich Reichelt über ihren Werdegang, ihren Einstieg in die Medienbranche und ihre laufenden Projekte.

5. Warum wir auf Fake News hereinfallen – und uns schützen können
(youtube.com, Dietmar Ringel, Video: 25:12 Minuten)
Zu Gast im “Telepolis”-Podcast ist Sabine Schiffer, Professorin für Journalismus und Unternehmenskommunikation sowie Leiterin des Instituts für Medienverantwortung. Das Gespräch dreht sich um die Verbreitung von “Fake News”, insbesondere aus russischen Quellen, und deren Ziel, Angst und Zwietracht zu schüren. Schiffer erklärt, dass nicht nur autoritäre Staaten, sondern auch Demokratien manipulative Techniken einsetzen würden, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

6. Wer mich bezahlt
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 8:17 Minuten)
“Bin ich ein Spitzel des Verfassungsschutzes? Werde ich von Robert Habeck bezahlt? Und was habe ich mit der CIA zu tun?” Mats Schönauer spricht in seinem Video darüber, wie ihn Anhänger der AfD und des Youtubers Alexander Raue mit wilden Verschwörungsmythen und persönlichen Angriffen überhäuften, nachdem er Raue kritisiert hatte. Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

Gefangenenaustausch, Streit um “Spiegel”-Abo, Brotzeit-Politik

1. Der größte Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Kriegs
(zeit.de, Anastasia Tikhomirova & Alexander Eydlin & Tilman Steffen )
Beim “größten Gefangenenaustausch zwischen dem Westen und Russland seit dem Mauerfall” sind mit “Wall-Street-Journal”-Reporter Evan Gershkovich, der russisch-amerikanischen Journalistin Alsu Kurmasheva und Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa auch aktuelle beziehungsweise frühere Medienschaffende freigekommen. “Zeit Online” gibt Antworten auf “die wichtigsten Fragen” rund um den Deal.
Weiterer Lesehinweis: Die Organisation Reporter ohne Grenzen zeigt sich hinsichtlich der Freilassungen erleichtert: “Die Medienschaffenden wurden aufgrund absurder Vorwürfe verurteilt und hätten nicht einen Tag in Haft verbringen dürfen.” Allerdings gibt Geschäftsführerin Anja Osterhaus zu bedenken, dass der Austausch “ein problematisches Vorbild für künftige Erpressungsversuche durch Russland” schaffe: “Ausländische Medienschaffende können nun jederzeit zur Verhandlungsmasse Moskaus bei Verhandlungen mit dem Westen werden.”

2. Ste­phan Brandner muss 50.000 Euro Ord­nungs­geld zahlen
(lto.de, Kevin Japalak)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, wurde der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner erneut zu einem Ordnungsgeld verurteilt, weil er die “Spiegel”-Journalistin Ann-Katrin Müller als “Faschistin” bezeichnet hatte. “Legal Tribune Online” zeichnet den Fall und seine Vorgeschichte juristisch nach – mitsamt einiger Verweise auf die bisherige Berichterstattung und Kommentierung.

3. Streit um Pur-Abo des SPIEGEL eskaliert
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat die Datenschutzorganisation noyb den Hamburgischen Datenschutzbeauftragten verklagt, weil dieser voreingenommen das Pur-Abo-Modell des “Spiegel” geprüft und dem Medienhaus preisgünstige Rechtsberatung angeboten haben soll, statt unabhängig einer Beschwerde nachzugehen. Die Behörde habe dem “Spiegel” grünes Licht für das Modell gegeben, bei dem die Nutzerinnen und Nutzer zwischen einem kostenlosen Zugang mit Tracking und einem kostenpflichtigen Zugang ohne Tracking wählen müssen. Die Klage richte sich gegen das Prüfverfahren und die angeblich unzureichende Kommunikation mit den Beschwerdeführern.

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4. Partizipative Propaganda auf TikTok
(verdi.de, Till Schmidt)
Im Interview mit dem Verdi-Medienmagazin “M” erklärt der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Marcus Bösch, wie die AfD in den Sozialen Medien junge Zielgruppen anspricht und warum sie damit erfolgreicher ist als andere Parteien. Bösch beschreibt das Phänomen der “partizipativen Propaganda”, bei der Botschaften nicht nur gesendet, sondern durch die Beteiligung der Anhängerinnen und Anhänger, insbesondere über Plattformen wie TikTok, verstärkt werden.

5. RSF prangert Straflosigkeit in Griechenland an
(reporter-ohne-grenzen.de)
Nach einem Freispruch zweier Brüder, die des Mordes an dem Kriminalreporter Giorgos Karaivaz angeklagt waren, wendet sich die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) an die griechischen Behörden: “Wir fordern die griechische Justiz und Politik auf, weiter nach den Schuldigen für den Mord an Giorgos Karaivaz zu suchen – im Namen seiner Angehörigen und im Namen der Pressefreiheit. Auch die Gerichtsentscheidung, welche den griechischen Geheimdienst im Predator-Spyware-Fall aus der Verantwortung entlässt, ist inakzeptabel”, kommentiert ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Bayrische Brotzeit-Politik
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Johannes Drosdowski kritisiert die Inszenierung von Politikerinnen und Politikern, die über Soziale Medien persönliche Einblicke geben, um Nähe herzustellen. Besonders steche dabei Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit seinen Essensfotos hervor. Drosdowskis Fazit: “Bei uns daheim kommt Markus Söder übrigens nur am Essenstisch vor, wenn sich mal wieder jemand über ihn beschwert. Weil er mit seinem Trara um Tradition so tut, als wären alle Baye­r*in­nen diskriminierende, hinterwäldlerische Rechts­po­pu­lis­t*in­nen.”

Print-Zahlen, Wiederholungstäter, Frauenmachtanteile rückläufig

1. Print-MA: “BamS”-Reichweite sackt um fast eine Million ab
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel fasst bei “DWDL” die neuesten Reichweitenzahlen für Zeitungen und Zeitschriften der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse zusammen, schränkt deren Aussagekraft aber deutlich ein: “Auch wenn man einen enormen Aufwand für die Ermittlung betreibt, u.a. 20.000 Interviews führt und zusätzlich ausgewählte Leute ihre Print-Nutzung scannen lässt, bleibt das Ergebnis unverändert zweifelhaft, weil sich die ermittelten Reichweiten in sehr vielen Fällen schon lange in keinem sinnvoll erklärbaren Verhältnis mehr zur Zahl der verkauften Exemplare befinden.”

2. Ihr erinnert euch vielleicht …
(bsky.app, Ann-Katrin Müller)
Ann-Katrin Müller, Redakteurin im Hauptstadtbüro des “Spiegel”, berichtet auf Bluesky, dass der AfD-Politiker und Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner sie auf X/Twitter mehrfach als “Faschistin” bezeichnet habe, wofür er von einem Gericht zu 20.000 Euro Ordnungsgeld verurteilt worden sei. Trotz dieses Verbots habe Brandner die Beleidigung am Abend der Europawahl wiederholt, was ihm weitere 30.000 Euro plus Verfahrenskosten eingebracht habe. Außerdem sei ein Ermittlungsverfahren gegen ihn anhängig.

3. Frauenmachtanteile in Leitmedien rückläufig
(verdi.de)
Der Frauenanteil in Führungspositionen deutscher Leitmedien sei rückläufig, wie die aktuellen Daten von ProQuote Medien zeigen. Während die “taz” mit einem Frauenanteil von 65,1 Prozent weiterhin Spitzenreiter sei, müsse der “Focus” den größten Rückgang hinnehmen. ProQuote Medien betone, dass die Gleichstellung weiterhin aktiv gefördert werden müsse, da das Ziel einer 50:50-Verteilung noch nicht erreicht sei.

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4. Gemeinnützigkeit für Non-Profit-Journalismus
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet, plane die Bundesregierung eine Neuregelung des Gemeinnützigkeitsrechts, die die Anerkennung eines gemeinnützigen Journalismus weiterhin den Finanzbehörden überlasse. Dies führe zu Unsicherheit, da die Anerkennung der Gemeinnützigkeit weiter von Fall zu Fall entschieden werden müsse. ROG fordert in einem offenen Brief, gemeinnützigen Journalismus als eigenständigen gemeinnützigen Zweck in der maßgebenden Abgabenordnung klar zu verankern, um die Finanzierung solcher Projekte zu erleichtern.

5. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Annelie Naumann)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Rückblick von Annelie Naumann auf die vergangene NR-Jahrestagung und den “Tipps des Monats”. Außerdem gibt es den gewohnten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. KI-Chatbot bestritt Trump-Attentat – Meta gibt Halluzinationen die Schuld
(spiegel.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe auf Kritik reagiert, nachdem sein KI-Chatbot fälschlicherweise behauptete, ein Attentat auf Donald Trump habe nicht stattgefunden. Das Unternehmen erklärte, diese “Halluzinationen” seien auf die Funktionsweise der Künstlichen Intelligenz zurückzuführen und nicht beabsichtigt.

Nennung der Nationalität, Gierige KI-Bots, Und nun zum Wetter

1. Nationalität nur nach Abwägung nennen
(djv-nrw.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband NRW (DJV-NRW) äußert Bedenken gegen Pläne des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, die Polizei die Nationalität von Tatverdächtigen generell veröffentlichen zu lassen. Geschäftsführer Volkmar Kah betont, dass in jedem Fall das öffentliche Interesse gegen den Schutz von Minderheiten abgewogen werden müsse, um Diskriminierung zu vermeiden. Der DJV-NRW verweist auf den Pressekodex, der die Nennung der Nationalität nur bei begründetem öffentlichen Interesse zulässt, und warnt vor der Gefahr, Vorurteile zu schüren.

2. Website-Betreiber beschweren sich über gierige KI-Bots
(spiegel.de)
Der “Spiegel” berichtet über Beschwerden von Websitebetreibern, dass KI-Unternehmen wie Anthropic massenhaft Inhalte für Trainingsdaten herunterladen, was zu Serverüberlastungen und technischen Problemen führe. Die Betreiber der Internetseiten können zwar in der Datei robots.txt angeben, welche Suchmaschinen, Crawler und Bots ihre Seiten durchsuchen dürfen, aber es gebe Recherchen, die zeigen, dass sich beispielsweise das Unternehmen Perplexity nicht an diese Vorgaben gehalten habe.
Weiterer Lesehinweis: Unter dem Artikel weist der “Spiegel” darauf hin, dass man gestern eine Partnerschaft mit Perplexity bekannt gegeben habe.

3. Die letzte Gelegenheit ist jetzt
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Anna Biselli betont in ihrem Kommentar die Notwendigkeit, Journalismus in Deutschland als gemeinnützig anerkennen lassen zu können. Die geplante Regelung durch einen Anwendungserlass des Bundesfinanzministeriums sei ihrer Ansicht nach unzureichend. Eine rechtssichere gesetzliche Verankerung sei nötig, um die Vielfalt und Unabhängigkeit des Journalismus zu sichern, insbesondere in Bereichen, die für traditionelle Verlage unattraktiv seien.

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4. Neuer Anlauf: Sender und Streamer schreiben Brandbrief an Politik
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, haben der Privatsenderverband Vaunet, der Digitalverband Bitkom und die europäische Vereinigung Motion Picture Association einen Brandbrief an die deutsche Politik geschrieben. Stein des Anstoßes: Die geplante Investitionsverpflichtung, die Streamingdiensten und Sendern vorschreibt, 20 Prozent ihrer Umsätze in lokale oder europäische Produktionen zu investieren. Timo Niemeier erläutert die unterschiedlichen Interessen.

5. Generative KI: Forderungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche
(urheber.info)
Organisationen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche haben sich in einem gemeinsamen Brief (PDF) an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt, in dem sie klare Regeln für Generative Künstliche Intelligenz fordern. Sie betonen die Notwendigkeit, die Vielfalt und Wirtschaftskraft der Branche zu schützen, und fordern Transparenz und angemessene Lizenzen bei der Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte durch KI-Anbieter.

6. Von Starkregen bis Hochdruckeinfluss – 75 Jahre Wetterbericht im Fernsehen
(deutschlandfunk.de, Anika Reker, Audio: 4:41 Minuten)
Vor 75 Jahren, im Juli 1949, startete die BBC die erste tägliche Wettersendung der TV-Geschichte. Anika Reker blickt in ihrem Beitrag auf die Neuerungen und Erfindungen, die es seitdem gegeben hat.

Angriff auf Journalisten, Lage der Zeitungen, Kunstsprache Denglish

1. Journalist mit einem Messer bedroht
(taz.de, Nicholas Potter)
Nach dem Dyke* March in Berlin am vergangenen Freitag sei der “Bild”-Reporter Iman Sefati vor seiner Wohnung mit einem Messer bedroht worden. Den Angreifer kenne Sefati von den propalästinensischen und antiisraelischen Demonstrationen, von denen er regelmäßig berichtet. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) Berlin-Brandenburg verurteilt den Angriff aufs Schärfste und fordert eine lückenlose Aufklärung sowie juristische Konsequenzen für die Täter: “Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie und darf unter keinen Umständen durch Einschüchterung und Gewalt bedroht werden”, so die dju-Landesvorsitzende Renate Gensch.

2. BDZV veröffentlicht Bericht zur Wirtschaftslage bei Zeitungen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger hat seinen Bericht zur wirtschaftlichen Lage der Zeitungen veröffentlicht (PDF). Timo Niemeier fasst bei “DWDL” die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse zusammen. Die Zeitungsbranche sei im digitalen Bereich stark gewachsen, während der Printbereich weiter rückläufig sei. Diese Entwicklung werde sich in Zukunft eher noch verstärken, wie eine Trendumfrage ergeben habe.

3. Elon Musk verbreitet Fake-Video von Kamala Harris auf X
(spiegel.de)
Elon Musk habe auf seiner Plattform X/Twitter ein manipuliertes Video verbreitet, in dem eine synthetische Stimme, die wie die von Kamala Harris klingt, irreführende Aussagen über die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidaten der Demokraten mache. Dies könnte einen Verstoß gegen die Richtlinien von X darstellen, die das Teilen von irreführenden Medien verbieten, sofern es sich nicht eindeutig um Satire handelt. Während das Originalvideo als Parodie gekennzeichnet gewesen sei, habe ein solcher Hinweis in Musks Beitrag, der inzwischen über 128 Millionen Mal angeklickt wurde, gefehlt.

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4. Reddit blockiert Suchmaschinen: Ist die Zeit des offenen Internets vorbei?
(basicthinking.de, Fabian Peters)
Reddit hat offenbar damit begonnen, zahlreiche Suchmaschinen zu blockieren, um den Zugang zu den eigenen Inhalten einzuschränken. Eine Ausnahme bleibe Google, das sich aufgrund einer Lizenzvereinbarung im Wert von rund 60 Millionen US-Dollar den exklusiven Zugang zu Reddit-Inhalten gesichert habe. Fabian Peters kommentiert: “Die Gretchenfrage dürfte nicht nur sein, wie die Suchmaschinen mit dem Vorstoß von Reddit umgehen, sondern auch, ob dieser Nachahmer findet – vom Umgang mit KI-Spam, den selbst Google nicht in den Griff bekommt, ganz zu schweigen.”

5. Wie ist es, aus fernen Ländern zu berichten, liebe Weltreporter?
(riffreporter.de, Karl Urban & Bettina Ruehl & Christina Schott, Audio: 41:08 Minuten)
“Weltreporter”, ein Zusammenschluss freier Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Das Netzwerk besteht aus 45 Journalistinnen und Journalisten, die aus über 160 Ländern berichten. Einige davon sind nun im “Riffreporter”-Podcast zu hören: “Es gibt Eindrücke aus Tunesien, den USA, Spanien und Australien. Im zweiten Teil erzählt Bettina Rühl, wie herausfordernd es ist, vom riesigen afrikanischen Kontinent zu berichten und wie sehr sich das Reisen und Arbeiten dort verändert hat. Christina Schott nimmt uns mit nach Südostasien – eine ebenso große und häufig unübersichtliche Weltregion, die sich erst durch persönliche Arbeit vor Ort erschließen lässt.”

6. Denglish als Kunstsprache – Kurt M. Stein und ein Buchfund in New Orleans
(54books.de, Philip Kraut)
Philip Kraut beschreibt die Entdeckung eines Buches von Kurt M. Stein in New Orleans, das humoristische Gedichte in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, genannt “Lengevitch”, enthält. Stein, ein deutsch-amerikanischer Dichter, benutze diese Kunstsprache, um kulturelle und sprachliche Unterschiede humorvoll zu thematisieren. Der Artikel zeigt, dass Denglish, die Mischung aus Deutsch und Englisch, bereits in den 1920er-Jahren ein humoristisches und literarisches Phänomen war.

Youtube als Rechtsschleuder, Der Geist der Wahl, Niederlage für NDR

1. YouTube immer relevanter bei Verbreitung extrem rechter Inhalte
(spiegel.de)
Eine neue Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft “Gegen Hass im Netz” zeige, dass Rechtsextreme und Verschwörungsideologen Youtube systematisch nutzen, um ihre Inhalte zu verbreiten und neue Anhänger zu gewinnen. Aus dem Messengerdienst Telegram heraus werde gezielt auf Youtube verlinkt, die Akteure der Szenen würden zusammenarbeiten, um Youtubes Schutzmaßnahmen zu umgehen.

2. Esken: Bundesregierung sollte X nicht “weiter füttern”
(zeit.de)
SPD-Chefin Saskia Esken fordere, dass sich die Bundesregierung von Elon Musks Plattform X zurückziehen und stattdessen Alternativen für die Kommunikation nutzen soll. Sie betone außerdem, dass die EU schärfere Maßnahmen im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste gegen X ergreifen sollte. Esken kritisiere, dass Musk X für seine persönlichen Ansichten nutze und nicht genug gegen russische Desinformationskampagnen unternehme.

3. Nie­der­lage für NDR nach Inter­pre­ta­tion von Cor­rectiv-Recherche
(lto.de, Max Kolter & Felix W. Zimmermann)
Das Oberlandesgericht (OLG) Hamburg habe entschieden, dass der NDR bestimmte Aussagen in einem Bericht von tagesschau.de über ein Treffen von rechten Politikern und Rechtsextremen in Potsdam nicht mehr verbreiten darf. Der Bericht, basierend auf einer “Correctiv”-Recherche, hatte behauptet, dass dort auch über die Ausbürgerung von deutschen Staatsbürgern diskutiert wurde. Dagegen hatte sich Verfassungsrechtler und AfD-Anwalt Ulrich Vosgerau, der in Potsdam anwesend war, gewandt. Das Landgericht Hamburg hatte Vosgeraus Unterlassungsantrag noch abgelehnt, das OLG entschied nun, dass tagesschau.de den Artikel ändern muss, berichtet “Legal Tribune Online”: “Das Hanseatische Oberlandesgericht untersagte dem Norddeutschen Rundfunk, der für die Tagesschau verantwortlich ist, ‘in Bezug auf’ Vosgerau zu berichten, dass auf dem Potsdamer Treffen auch eine Ausbürgerung von Staatsbürgern diskutiert worden sei”.
Weiterer Gucktipp zu einem anderen Fall: Vosgerau-Prozess gewonnen: Wahrheit darf nicht verboten werden. Appell an den Kollegen! Rechtsanwalt Chan-jo Jun wendet sich in seinem Video an Vosgerau: “Warum unternehmen Sie den Versuch, wahre Tatsachenbehauptungen verbieten zu lassen?” (youtube.com, Video: 6:54 Minuten)

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4. Wie politisch ist die Gaming-Branche?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 24:38 Minuten)
Der Podcast von “BR 24 Medien” beschäftigt sich mit der wachsenden Bedeutung von Gaming und Computerspielen, die längst kein Nischenthema mehr seien und auch politische Botschaften transportieren könnten. Diskutiert werden aktuelle Themen wie der Boykottaufruf gegen den Tesla-Cybertruck im Spiel “Fortnite”. Und auch die Rolle von Journalistinnen und Journalisten und deren Berichterstattung wird thematisiert.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Über die kuriose Geschichte um den Cybertruck in “Fortnite” und die weiteren Implikationen geht es auch in der aktuellen Folge von “Haken dran”, dem Social-Media-Update der “ct”: Heute echauffiert, morgen schon KI trainiert (mit Lorenz Meyer) (hakendran.podigee.io, Gavin Karlmeier, Audio: 1:00:07 Stunden).

5. Der Geist der zukünftigen Wahl
(taz.de, Martin Seng)
Martin Seng beschreibt in seinem Artikel, wie deutsche Parteien die Bedeutung Sozialer Medien wie Snapchat für die politische Kommunikation unterschätzen. Während sie sich zunehmend auf TikTok konzentrieren, um junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen, werde das Potenzial von Snapchat in diesem Bereich weitgehend ignoriert. Dies biete Extremisten Raum für deren Inhalte.

6. Deep Talk mit Marti Fischer über Unsicherheit, Musik und Humor
(youtube.com, Manuel Stark, Video: 38:40 Minuten)
Marti Fischer ist vor allem für seinen Youtube-Kanal bekannt, auf dem er unterhaltsame und lehrreiche Inhalte wie die Serie “Wie Geht Eigentlich Musik” veröffentlicht. Zusammen mit Bodo Wartke produzierte er mit dem Wortspiel-Song “Barbaras Rhabarberbar” einen viralen Welthit. Im “Deep Talk” des SWR spricht Marti Fischer mit Manuel Stark über seine Unsicherheiten und die Frage, wie Musik ihm half, mit Gefühlen des Ausgeschlossenseins umzugehen.
Weiterer Gucktipp: Deep Talk mit Bodo Wartke über Trauer und Poesie (youtube.com, Manuel Stark, 43:20 Minuten).

KW 30/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. AfD-Angriff auf den ÖRR: Die Versprechen des Björn Höcke
(ndr.de, Hans Jakob Rausch, Video: 19:04 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” thematisiert Pläne der AfD, insbesondere des AfD-Politikers Björn Höcke, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Thüringen anzugreifen, indem der MDR-Staatsvertrag gekündigt und der Rundfunkbeitrag abgeschafft werden solle. “Zapp”-Reporter Hans Jakob Rausch untersucht die Umsetzbarkeit dieses Wahlversprechens, blickt in die Vergangenheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und holt juristische Einschätzungen ein.

2. Was wir aus AnniTheDuck lernen sollten
(youtube.com, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 13:04 Minuten)
Mai Thi Nguyen-Kim befasst sich mit den Reaktionen auf Personen des öffentlichen Lebens, wie die Influencerin und Streamerin “AnniTheDuck”, und betont die menschliche Neigung, den Absturz von Persönlichkeiten zu genießen. Sie erklärt, wie inszeniert und durchdacht Online-Inhalte sind, um Authentizität zu vermitteln, und blickt auf die Gefahren parasozialer Beziehungen, die durch diese scheinbare Nähe entstehen.

3. Sprachnachrichten von Ex-Partnern auf Tik-Tok leaken
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 32:02 Minuten)
Medienanwalt David Geßner spricht mit seiner Kollegin Nadine Mannshardt über die rechtlichen und moralischen Implikationen der Veröffentlichung privater Sprachnachrichten auf TikTok, insbesondere durch Influencer. Sie besprechen, dass solche Veröffentlichungen oft aus Rache erfolgen, schnell viral gehen und wie sie sich auf das Persönlichkeitsrecht auswirken.

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4. Modejournalismus mit Haltung und Streit ums Domradio
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 48:25 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten im Medienbereich, unter anderem mit der Bedeutung von Haltung im Modejournalismus am Beispiel der “Vogue”-Ausgabe mit der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer auf dem Cover. Weitere Themen sind der gemeinnützige Journalismus in Deutschland, der Einsatz von Drohnen bei Filmproduktionen, die medialen Herausforderungen bei der Berichterstattung über Kamala Harris, die Lehren aus einer großen IT-Panne sowie die Diskussion um die journalistische Unabhängigkeit des “Domradios”.

5. Olympiafieber? Frankreichs Medien und der Sport
(sr.de, Sabine Wachs & Thomas Bimesdörfer, Audio: 14:50 Minuten)
Mit Blick auf Olympia in Paris sprechen Sabine Wachs und Thomas Bimesdörfer in “Medien – Cross und Quer” mit dem französischen Sportjournalisten Julien Duez über “Frankreichs Medien und den Sport”: Welche Sportarten haben ein großes Publikum? Was erwartet die Zielgruppe vom Journalismus: große Emotionen, nüchterne Analysen oder auch unbequeme Fragen? Wie wird in Frankreich über die Olympischen Spiele berichtet? Und wie kritisch darf, soll oder muss man sein?

6. Fake News im Wahlkampf – Überschätzte Gefahr?
(ardmediathek.de, Lars Sänger, Video: 7:00 Minuten)
“Bilder entscheiden Wahlkämpfe – aber was, wenn es sich nicht um echte, sondern um KI-generierte Bilder handelt? Seit Jahren wird vor dem Einfluss von Fake News gewarnt. Einige halten die Angst für übertrieben.” Lars Sänger hat sich für “Medien360G”, das Medienportal des MDR, mit dem Thema “Fake News im Wahlkampf” beschäftigt.

“Compact” klagt, Talkshow-Kritik der EU-Politiker, Feinde und Deppen

1. Com­pact klagt vor dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt
(lto.de, Markus Sehl)
Nach dem Verbot des rechtsextremen “Compact”-Magazins durch das Bundesinnenministerium klagen nun die Betreiber vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen die Schließung und die Beschlagnahme ihres Vermögens. Das Ministerium argumentiere, die Zeitschrift habe eine verfassungsfeindliche Grundtendenz und rufe zum Kampf gegen die verfassungsmäßige Ordnung auf. Das Gericht werde zu entscheiden haben, inwieweit “die Bedeutung der Pressefreiheit gegenüber dem Totalverbot von Compact” zu bewerten ist, schreibt Markus Sehl bei “Legal Tribune Online”.

2. “Die Rechten sehen Medien als Feinde, aber auch als nützliche Deppen”
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Die Historikerin, Journalistin und USA-Expertin Annika Brockschmidt erklärt im Interview mit dem “journalist”, wie sich die Republikanische Partei in den USA über Jahrzehnte radikalisiert hat, und warnt vor der Übernahme rechter Narrative durch Medien: “Die amerikanische Rechte hat eigene Medienimperien geschaffen, die bei ihrem Aufstieg eine wichtige Rolle spielen. Aber Schuld tragen auch etablierte Medien. Die Aufmerksamkeitsökonomie belohnt Empörung. Leute regen sich gern auf oder jubeln jemandem zu. Medien inszenieren das, sie produzieren steile Schlagzeilen oder laden umstrittene Politiker*innen ein.”

3. Warum die Talkshow-Kritik der EU-Politiker etwas irreführend ist
(stefan-fries.com)
In einem parteiübergreifenden Brandbrief kritisieren Europaabgeordnete die geringe Präsenz von Europapolitikerinnen und -politikern in den Talkshows von ARD und ZDF nach der Europawahl. Der Brief liegt dem Medienjournalisten Stefan Fries vor. Er hat nachgezählt und nachgerechnet, was an den Vorwürfen dran ist. Sein Fazit: “Natürlich kann man beklagen, dass die Europawahl überhaupt so wenig Thema war, und sicherlich hätten da auch mehr EU-Politiker sitzen können/müssen. Auch, dass einige Talkshows nach einer letzten Ausgabe nach der Wahl in die Sommerpause gegangen ist, beklagen die Unterzeichner des Briefes zurecht. Und sie loben auch die Berichterstattung insgesamt. Aber ihre Rechnung ist einfach zu platt.”

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4. Föderl-Schmid kommt anders zurück
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Wie die “taz” berichtet, kehrt Alexandra Föderl-Schmid, bislang stellvertretende Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”, im September zur “SZ” zurück, scheidet aber aus der Chefredaktion aus und wird Nachrichtenchefin. Zuvor hatte Föderl-Schmid wegen (inzwischen von der Universität widerlegten) Plagiatsvorwürfen eine Auszeit genommen.

5. US-Schauspieler treten gegen Videospielbranche in den Streik
(zeit.de)
Die US-Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA habe einen Streik gegen die Videospielindustrie ausgerufen, nachdem Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen gescheitert seien. Ein zentraler Streitpunkt sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, den die Schauspielerinnen und Schauspieler kontrolliert sehen wollen, um Missbrauch zu verhindern. Außerdem würden sie höhere Löhne für ihre Arbeit fordern, einschließlich Synchronisation und Motion Capturing, nachdem ein Streik in der Filmbranche bereits ähnliche Forderungen erhoben hatte.

6. »Darum werde ich meine Frau nicht zurückbringen in dieses Land«
(spiegel.de)
Prinz Harry hat in einer neuen Doku erklärt, dass Großbritannien wegen der aggressiven Berichterstattung der Boulevardpresse zu gefährlich für seine Frau Meghan geworden sei. Das Paar sei in den vergangenen vier Jahren stark von der Presse verfolgt worden, was auch zu einer Kluft zwischen ihm und der königlichen Familie geführt habe.

Teure WDR-Sessel, Deutsche Welle bedroht?, Elon Musk dementiert

1. Toms teures Möbelhaus? WDR verteidigt sich gegen Vorwürfe
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der WDR stehe in der Kritik, da Ausschreibungsunterlagen für Möbel im sanierten “Filmhaus” teure Designerstücke vorschlügen, darunter 36 Lounge-Sessel für 4.499 Euro pro Stück. Der öffentlich-rechtliche Sender verteidige sich: “Es handelt sich um Möbel, die Jahrzehnte halten sollen – und das bei einer täglichen Nutzung durch rund 800 Mitarbeitende plus Gäste in offenen und für alle zugänglichen Bereichen. Diese intensive Nutzung stellt besondere Anforderungen an die Qualität und Langlebigkeit der Möbel.” Zuvor hatte der “Kölner Stadt-Anzeiger” über das Thema berichtet (nur mit Abo lesbar).

2. Warum Geflüchtete selbst fragen, wenn es Behörden gibt?
(uebermedien.de, Alexander Graf)
Alexander Graf kritisiert in seinem Beitrag die Berichterstattung von inSüdthüringen.de über eine syrische Flüchtlingsfamilie, die in Containern untergebracht ist. Er bemängelt, dass die Sicht der Betroffenen nicht berücksichtigt wurde und stattdessen unkritisch die Informationen der Behörden übernommen wurden. Graf betont, dass solche Berichte das Bild von Geflüchteten negativ prägen und zu Vorurteilen in der Gesellschaft beitragen können.

3. USA müssen Druck auf Israel erhöhen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Nach Recherchen von Reporter ohne Grenzen (ROG) sind seit dem Massaker der Hamas im vergangenen Oktober und dem Beginn der israelischen Bombardierung des Gazastreifens mehr als 120 Medienschaffende getötet worden, darunter mindestens 30 bei der Ausübung ihrer Arbeit. ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus hält diese Entwicklung für inakzeptabel: “Israel muss dafür sorgen, dass die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten höchste Priorität hat. Medienschaffenden muss außerdem die Einreise nach Gaza ermöglicht werden, damit sie unabhängig über den Krieg berichten können.”

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4. Deutsche Welle und ARD-Studio bedroht?
(tagesspiegel.de)
Das russische Parlament plane eine Verschärfung des Gesetzes gegen “unerwünschte” ausländische Organisationen, das künftig auch staatlich geförderte Medien wie die Deutsche Welle und möglicherweise auch die ARD betreffen könnte. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, müssten die betroffenen Organisationen ihre Tätigkeit in Russland einstellen und ihre Leiterinnen und Leiter könnten mit bis zu sechs Jahren Haft bestraft werden.

5. Elon Musk dementiert Berichte über 45-Millionen-Dollar-Spenden an Trump
(spiegel.de)
Vor rund einer Woche hatte das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Insiderinformationen berichtet (nur mit Abo lesbar), Elon Musk werde monatlich 45 Millionen US-Dollar an die Trump-Kampagne spenden. Nun hat Musk die Berichte dementiert und erklärt, er unterstütze zwar den “America PAC” finanziell, aber in deutlich geringerem Umfang.

6. Meta löscht 63.000 Konten von Sex-Erpressern
(faz.net)
Wie die “FAZ” berichtet, hat der Social-Media-Konzern Meta 63.000 Instagram-Accounts in Nigeria gelöscht, die mit Kriminellen in Verbindung standen, die Nacktfotos von Opfern zur Erpressung nutzten. Nach Angaben des FBI gehören diese Taten zu den am schnellsten wachsenden Verbrechen gegen Kinder in den USA. Meta habe zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um die Nutzerinnen und Nutzer besser vor solchen Betrügereien zu schützen.

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