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“Du hast dich nicht verändert, Norbert”

Moritz von Uslar hat sich für die “Zeit” gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Jungen Union, Philipp Mißfelder, Helmut Dietls neue Gesellschaftssatire “Zettl” angesehen, damit Mißfelder ihm anschließend berichtet, wie realistisch der Film die Verstrickungen von Politik und Journalismus in Berlin porträtiert.

Zwar erzählt der langjährige Jungpolitiker nicht so viele Anekdoten, wie sich der Leser (oder von Uslar) das vielleicht erhofft hatte, dafür spielt Norbert Körzdörfer in dem Text eine größere Nebenrolle:

Norbert Körzdorfer, Gesellschaftskolumnist der Hauptstadt, der für die Bild-Zeitung die großen Stars interviewt, die Tom Cruise, George Clooney und Til Schweiger heißen, und diese stets so porträtiert, als träfe er nach langer Zeit einen guten, alten Freund wieder (Norbert: “Du bist älter geworden, Tom”, Tom: “Du hast dich nicht verändert, Norbert”), dieser Norbert Körzdorfer (schulterlanges, weißes Haar, Kaschmirmantel) hat gleich vier weibliche Begleitungen dabei und stellt sie der sehr jungen Dame vor, die an einem Ecktisch vor einem aufgeklappten Computer sitzt und in Berlin als It-Girl bekannt ist oder einfach als gut gekleidetes, sehr süß aussehendes Mädchen, das mehr als dreitausend Facebook-Freunde hat.

Offenbarungseid, Südsudan, Latzhosen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Unverzichtbare Lichtgestalten”
(carta.info, Vera Bunse)
Vera Bunse über die Neigung der Medien zur Personalisierung im Politikjournalismus. Selbst wenn sich neue Kräfte wie die Piratenpartei explizit dagegen wehren, versuchen die Medien, sie in die bestehenden Verhältnisse zu pressen: “Journalisten hätten auf die Neulinge mit neugierigen und interessanten Fragen reagieren können. (…) Stattdessen gab es aufgeregtes Geschnatter über Latzhosen und Palitücher, die Unkenntnis der Höhe der Verschuldung des Landes Berlin und die Tatsache, dass dank der lustigen Rampensau Christopher Lauer tatsächlich in einer Talkshow gelacht wurde.”

2. “Keine Angst: wir sprechen Deutsch!”
(publikative.org, Sheila Mysorekar)
“Jeder fünfte Mensch in diesem Land hat Migrationshintergrund, aber nur jeder 50. Journalist”, stellt Sheila Mysorekar fest. “Und Ausländer sprechen halt kein Deutsch, das weiß ja jeder. Im Laufe meines Lebens ist mir buchstäblich schon Tausende Male gesagt worden: ‘Sie sprechen aber gut Deutsch!’ Darauf antworte ich gerne: ‘Ich wünschte, ich könnte das auch von Ihnen behaupten!'”

3. “Die Doppelmoral der Medien in der Wulff-Affäre”
(danielflorian.de, Ulrich Hottelet)
Ulrich Hottelet erinnert daran, dass Anfang Januar im Südsudan mehr als 3000 Menschen getötet wurden. “Ein derart hoher Verlust von Menschenleben verursachte in den Medien und in der Öffentlichkeit nicht einmal den Bruchteil des Furors, den die Umstände eines Hauskaufs in Niedersachsen hervorgerufen haben. Da ist die Frage nach den Maßstäben, die in der Bewertung angelegt werden, überfällig.”

4. “Verdrehte Welt”
(freitag.de)
Sieben Kulturschaffende leisten Offenbarungseide. Nicht nur die Politik werde vom Geld regiert, auch der Kulturbetrieb sei “natürlich verführbar”.

5. “The Washington Post tries a new weapon to fight the trolls: humans”
(niemanlab.org, Andrew Phelps, englisch)
Journalisten, die sich einbringen in den Kommentarspalten der eigenen Artikel: “By getting involved, reporters can also help fend off rumors, speculation, and flame wars.”

6. “Interview with a hoaxster: How I fooled the Daily Mail with fake pic”
(poynter.org, Craig Silverman, englisch)
Craig Silverman befragt Jody Kirton, der zu einer Falschmeldung beigetragen hat: “I don’t have any regrets in doing this, I feel it has proved how a joke between friends can make national news almost!”

Tausendmal Du

Sie können es dieser Tage überall lesen: Das Soziale Netzwerk Facebook will an die Börse.

Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt über Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg:

Zugunsten des Börsengangs will Zuckerberg beim Gehalt erst mal zurückstecken. Ab 2013 soll dieses effektiv nur noch bei einem Dollar jährlich liegen, hieß es in den Börsenpapieren. Derzeit betrage das Grundgehalt rund eine halbe Milliarde Dollar.

Eine halbe Milliarde Dollar Jahresgehalt — das wäre verdammt viel Geld für einen einzelnen Mann. Zehn Prozent dessen, was der Börsengang Facebook einbringen soll.

Tatsächlich lag Zuckerbergs Gehalt im vergangenen Jahr deutlich darunter, wie aus dem Börsenkatalog von Facebook hervorgeht:

Mark Zuckerberg: $500,000

Eine halbe Million. Aber um den Faktor 1.000 kann man sich ja mal vertun — so wie sueddeutsche.de, wo es heute heißt, Facebook habe “mehr als 800 Milliarden Nutzer”. Also etwa 114 Mal so viele wie die Erde Bewohner.

Das lässt sich nicht mal mehr mit den sonst üblichen Übersetzungsfehlern erklären.

Mit Dank auch an André G.

Nachtrag, 20.18 Uhr: sueddeutsche.de hat sich transparent und unter Verweis auf BILDblog.de korrigiert.

Unschuldsvermutung, Chong Tese, Affektsucht

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalistisches Feingefühl vs. rechtliche Korrektheit”
(medien-monitor.com, Sophie Mono)
Der Zustand der Gerichtsberichterstattung in Deutschland. Rechtsanwalt Michael Schmuck: “Früher sind Journalisten freiwillig aus dem Gerichtssaal gegangen, wenn es um intime Details ging. Heute wollen viele von ihnen extra dann drinnen bleiben.”

2. “Sextremistinnen”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
Peter Mühlbauer macht darauf aufmerksam, dass die Zeitschrift “Emma” das Wort “Unschuldsvermutung” als “Unwort des Jahres” vorschlägt. “Die Unschuldsvermutung ist eine der tragenden Säulen jedes Rechtsstaats. Wer sie ablehnt, der kann schwerlich argumentieren, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen.”

3. “Wo kommen diese kreischbereiten Dinger her?”
(berliner-zeitung.de, Carmen Böker)
Carmen Böker schaut die VOX-Sendung “Das perfekte Model”: “Wer sich eher nach innen freut, wenn ihm etwas gelingt, der hat im affektsüchtigen Privatfernsehen nichts verloren.”

4. “Kurzer Einwurf: Theaterkuchen”
(spox.com, donluka)
Fußball: Donluka befasst sich mit den Spekulationen der Boulevardzeitungen um den neuen Stürmer des 1. FC Köln: “Herzlich willkommen, lieber Chong Tese! Ich hoffe, Du liest keine ‘Zeitungen’ und schießt im ersten Spiel ein schönes Tor und zeigt es damit allen Superklugen, Stimmungsmachern und Stammtischbrüllern.”

5. “Liebe Zeitung, so wird das nichts”
(streim.de)
Andreas Streim kommentiert eine ganzseitige Anzeige von die-zeitungen.de (dahinter steht die Zeitungs Marketing Gesellschaft in Frankfurt).

6. “Kann man so sagen”
(hermsfarm.de)
Was nach der ersten Folge von “Shit Girls Say” folgte.

Bomben-Symbolfoto

Nächstes Jahr trägt Marseille den Titel “Kulturhauptstadt Europas”, aber so richtig super ist die Lage in der Stadt nicht, weiß die “Süddeutsche Zeitung”, die sich schon jetzt dort umgesehen hat:

Die Großsiedlungen aus den sechziger Jahren sind teilweise zu Geisterstädten verkommen, in denen der Drogenhandel blüht und die Polizei sich nur noch mit Verstärkung bewegt. Der Rückgang des Industrie- und Hafenbetriebs hat die Arbeitslosigkeit erhöht. Die Hälfte der Haushalte ist nicht einkommenssteuerpflichtig, ein Drittel der Einwohner lebt an der Armutsgrenze, jeder zehnten Familie fehlt ein Elternteil. Marseille ist zwar die größte, zugleich aber die ärmste unter Frankreichs Regionalmetropolen.

Bei sueddeutsche.de sieht das etwa so aus:

In Teilen der Stadt, in denen der Drogenhandel blüht, bewegt sich die Polizei sich nur noch mit Verstärkung.

Es mag sein, dass sich die Polizei “in Teilen der Stadt, in denen der Drogenhandel blüht”, “nur noch mit Verstärkung” bewegt — doch das Bild ist ziemlich ungeeignet, das zu illustrieren: Die abgebildeten Polizisten begleiten die Evakuierung von mehr als 4.000 Einwohnern anlässlich der Entschärfung einer amerikanischen Fliegerbomber aus dem Zweiten Weltkrieg vor zwei Wochen.

Mit Dank an Simon Sch.

Nachtrag, 2. Februar: sueddeutsche.de hat das Foto samt Bildunterschrift entfernt und folgenden Hinweis unter den Artikel gesetzt:

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Textes war ein Foto dargestellt, das französische Polizisten in Marseille zeigt. Die Bildunterschrift erweckte den Eindruck, dass die Beamten aus Sicherheitsgründen in Gruppen unterwegs seien. Tatsächlich begleiteten die abgebildeten Polizisten die Evakuierung von mehr als 4.000 Einwohnern anlässlich der Entschärfung einer amerikanischen Fliegerbomber aus dem Zweiten Weltkrieg. Dank bildblog.de haben wir diese irreführende Berichterstattung berichtigen können, indem wir das Foto entfernt haben.

Muss ‘ne Frau zum Arzt

“Nicht schlecht!”, ruft der gut gelaunte Off-Sprecher bei Bild.de aus.

“Nicht schlecht!”, staunen die Insassen dieses Autos an der Ostküste der USA. Ein PKW fährt in halsbrecherischem Tempo auf dem Mittelstreifen der Autobahn 81 — und das trotz hohen Schneeaufkommens.

Warum der oder die Fahrerin nicht einfach langsam auf die Fahrbahn wieder auffährt, ist unklar.

Auch wenn der Blinker bereits gesetzt ist: Geändert wird die Richtung nicht. Sehr zur Belustigung der anderen Verkehrsteilnehmer.

Warum der oder die Fahrerin nicht einfach langsam auf die Fahrbahn wieder auffährt, mag vielleicht für Bild.de “unklar” sein. (“Unklar” ist journalistendeutsch für: “um das womöglich herauszufinden, hätten wir länger als dreißig Sekunden recherchieren müssen”.) Aber die Reporter vom lokalen TV-Sender abc27 haben es bereits vergangenen Dienstag erklärt, einen Tag nach Veröffentlichung des Videos auf YouTube:

Chief Mike Fife von der Feuerwehr in Paxtonia erzählte abc27, die 61-jährige Frau habe einen Diabetiker-Notfall erlitten.

“Ich würde es so ausdrücken: Das Licht ist an, aber es ist niemand zuhause. Das heißt, Deine Augen sind offen, Du bist hellwach, aber Du verstehst nicht, was um Dich rum los ist”, sagte Fife. “Dem Video nach zu urteilen, muss genau das passiert sein.”

Die Frau wurde ins Community General Hospital gebracht, wo sie Montagabend noch blieb.

(Übersetzung von uns.)

Ein medizinischer Notfall, gerade noch mal gut gegangen.

Oder, wie es Bild.de begeistert ausdrückt: “einfach irre!”

Mit Dank an Sebastian.

Nachtrag, 15.42 Uhr: Auch t-online.de zeigt das Video mit einem launigen “Unklar”-Kommentar:

Der Grund für den Offroad-Abstecher bleibt unklar. Vielleicht ist ihr ja einfach nur langweilig — und das Springen über die kleinen Hügel macht sicherlich eine Menge Spaß.

Mit Dank an Sascha K. und Wolfgang.

Stauffenberg, Privatdetektive, Ö1

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Schutzmechanismen haben versagt”
(journalist.de, Hans Hoff und Matthias Daniel)
In einer lesenswerten Nachbetrachtung der Causa Wulff kritisiert Friedrich Küppersbusch die FAZ und die SZ und nennt “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann den “Stauffenberg der Pressefreiheit”. “Ein Chefredakteur, der noch nie einen erbosten Politiker am Telefon hatte, muss sich fragen: Was habe ich falsch gemacht? Diese ganze Wehleidigkeitsnummer kotzt mich an. Es ärgert mich, dass alle sagen: Oh, Herr Diekmann hat einen erbosten Anruf entgegennehmen müssen. Amnesty! Anstatt zu sagen: Na klar, wir alle bekommen ständig diese Anrufe. Das ist unser Job. Wir kriegen das bezahlt.”

2. “Schnüffeln mit Privatdetektiven”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Setzen Schweizer Redaktionen Privatdetektive ein? Der Ringier-Verlag antwortet so: “Zur Tätigkeit der Redaktion und insbesondere zum Einsatz von Privatdetektiven gibt die Blick-Gruppe keine Auskünfte.”

3. “Kampf gegen den Abmahnwahn”
(berliner-zeitung.de, Simon Hurtz)
Für Frühjahr 2012 ist die Gründung eines Vereins geplant, der Blogger und freie Journalisten gegen Abmahnungen mit überzogenem Streitwert schützt. “Die vier Gründungsmitglieder haben reichlich schlechte Erfahrungen gesammelt. Stefan Aigner stritt sich mit dem Bistum Regensburg, Hubert Denk mit einem Passauer Klinikbetreiber, Peter Posztos bekam zweimal Brief vom Anwalt, und Hardy Prothmann hat gerade seine elfte Abmahnung mit dem Berliner Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ausgefochten – der zog zurück, nachdem intensiv berichtet worden war.”

4. “ORF: ‘Ein Balanceakt am sozialen Abgrund'”
(kurier.at, Anna Gasteiger und Barbara Mader)
Zwei freie Mitarbeiter von Ö1 legen ihre Einkünfte offen.

5. “Sorgen um den Journalismus überhaupt”
(meedia.de, Alexander Becker)
“Tendenziell lässt sich der Online-Journalismus nicht vom Print-Journalismus unterscheiden”, sagt Wolf Schneider, Mitautor des Buchs “Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus”.

6. “Warum es albern ist, gegen die Facebook-Timeline zu rebellieren”
(fudder.de, Manuel)
Die Proteste gegen die neue Timeline von Facebook führen nicht zum Ziel, glaubt Manuel, denn Facebook sei monarchisch organisiert, nicht demokratisch: “Facebook ist ein Königreich, auf dessen Thron ein 27-jähriger Nerd namens Mark sitzt. In seine Knechtschaft haben sich seit 2004 mehr als 800 Millionen Menschen begeben – nennen wir sie Bauern. Dies haben sie aus freiem Willen getan, wahrscheinlich, um Freiheit zu erlangen.”

Jauch Beine Po

Da Bundespräsident Christian Wulff in den letzten Monaten herbe Imageverluste erleiden musste, dürfte Günther Jauch endgültig der unangefochtene Lieblingsschwiegersohn der Deutschen sein.

Insofern passt es gut, dass Bild.de die besorgte Schwiegermutter gibt und heute entsetzt meldet:

Nach Planking-Aktion bei "Wer wird Millionär" Jauch beweist, ich wiege sogar weniger als 78 Kilo! Und das bei einer Größe von über 1,90 Meter!

Das ist ja (k)ein dickes Ding!

Am Montagabend trat Günther Jauch (55) bei “Wer wird Millionär” den ultimativen Gewichtstest an, nachdem ein Kandidat in der letzten Sendung Jauchs Aussage angezweifelt hatte er wiege 78 Kilo. Vor einem Millionenpublikum krabbelte Jauch auf die Waage und überraschte mit deutlich weniger Gewicht auf den Rippen!

(…) der Moderator (…) zog die schnieken Schuhe aus, stakste auf die mitgebrachte Waage und überraschte mit einem mageren Ergebnis. Nix da 78 Kilo – sein Gewicht pendelte sich nicht ein und schwankte um magere 75,8 Kilogramm – inklusive Anzug und Wäsche! Das entspricht bei einer Größe von über 1,90 nur einem Bodymaß-Index von über 20 – Medizinisch bedenklich!

“Medizinisch bedenklich” ist nicht Jauchs Gewicht, sondern allenfalls der geistige Zustand der Redaktion von Bild.de. Zwar liegt Jauch tatsächlich bei einem Body-Mass-Index um die 20, doch das ist absolutes Normalgewicht für einen Mann seiner Größe. Immerhin liegen “normalgewichtige” Menschen bei Werten zwischen 18,5 und 25. Jauch dürfte bei seinem Gewicht sogar um die zwei Meter groß sein, ohne auch nur als “leicht untergewichtig” zu gelten — oder er dürfte mit seinen über 1,90 Meter Körpergröße ohne weiteres fünf Kilogramm weniger wiegen.

Aber wie schrieb schon die Entertainmentlegende Bild.de?

The show must go on, auch wenn man sich mal irrt

Mit Dank an Dennis M. und Jens.

Nachtrag, 1. Februar: In der gedruckten “Bild” ist die weltbewegende Nachricht über Günther Jauchs Gewicht heute schon etwas vorsichtiger als Frage formuliert. Außerdem hat der Moderator ein zusätzliches Kilogramm spendiert bekommen:

76, 8 Kilo bei 193 cm: Ist Günther Jauch zu dünn?

Und anstatt einfach zu behaupten, Jauchs Gewicht sei “medizinisch bedenklich”, hat “Bild” sogar einen richtigen Mediziner zu Wort kommen lassen:

Zu wenig für sein Alter? Sportarzt Dr. Roland Kretsch (Bochum): “Nein. Herr Jauch scheint mir gut trainiert. Wer viel schwimmt, Rad fährt und joggt, hält den Stoffwechsel unter Dampf. Körperlich ist er locker zehn Jahre jünger.”

Auch der Artikel auf Bild.de wurde ohne jeden Hinweis angepasst, die Worte “medizinisch bedenklich” entfernt.

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Die Toten auf der letzten Seite

Das Leben von Klatschreportern ist offenbar härter als bisher angenommen. Über manche Themen wollen diese … äh: “Journalisten” nämlich gar nicht schreiben, sie werden von unbekannten Mächten quasi dazu gezwungen. Und damit meinen wir noch nicht mal jene B- bis F-Prominenten, die dem Vernehmen nach immer wieder in den Redaktionen anrufen und fragen, ob man da nicht gemeinsam mal wieder “was machen” könnte.

Aber sprechen wir erst mal über diesen Brief an die “lieben Leser”:

Liebe Leser! Tote können sich nicht wehren! Deshalb berichtet Hollywoods Miet-Mann Nummer 1 erst JETZT hemmungslos aus seinem Bettkästchen. Sex-Sausen mit Cary Grant, Edith Piaf, König Edward VIII.! Und seine VIP-Kundschaft? Dreht sich vermutlich im Grabe um. Ihre Yvonne Beister und das Letzte-Seite-Team

Da hat also ein heute 88-jähriger Mann seine Memoiren geschrieben, in denen er behauptet, als Callboy mit Hollywood-Größen und anderer Prominenz geschlafen zu haben. Die angeblichen Kunden sind mittlerweile alle tot, weswegen sie sich, wie Yvonne Beister richtig bemerkt, vermutlich im Grabe umdrehen und sich nicht mehr gegen die Behauptungen wehren können.

Insofern muss es die um Diskretion und das Wohlergehen der VIPs besorgte Yvonne Beister schwer gewurmt haben, auf ihrer “letzten Seite” berichten zu müssen, wie “JETZT” “das dunkelste Geheimnis der Traumfabrik” gelüftet wird:

HOLLYWOODS ÄLTESTER CALLBOY PACKT AUS! Sex mit Cary Grant - Liebespiele mit Katharine Hepburn - Dreier mit König Edward VIII. und Wallis Simpson
Aber wahrscheinlich ging es ihr und ihrem “Letzte-Seite-Team” da wie den Toten: Sie konnten sich nicht wehren.

Bielefeld, Netzgemeinde, Schloss Bellevue

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Mythos Bielefeld”
(dradio.de, Audio, 54 Minuten)
Ursprünge, Muster und Folgen von Verschwörungstheorien (mp3 / Text / Text als PDF).

2. “Das Handelsblatt – der Boulevard-Troll”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer reagiert auf einen Gastkommentar des Politikers Ansgar Heveling, der derzeit “die Netzgemeinde” anregt. “Der Abdruck des unfassbar dummen Textes von Heveling ist nichts anderes als der Versuch des Handelsblattes, die Klick-Zahlen nach oben zu treiben und einen leider absehbaren Shitstorm zu erschaffen.” Siehe dazu auch Lukas Heinser in “Es ist das Bildblog. Jemand muss es machen”: “Ich möchte mich nicht mehr über Dinge aufregen, die fünftklassige Politiker gesagt haben und die eh nie Gesetz werden. Diese ganze Empörungsmaschinerie, die dann aber trotzdem bei Twitter und den ganzen Blogs durchläuft, fand ich einfach zu anstrengend.”

3. “Kleiner Faktencheck”
(absolutobsolet.blogspot.com)
Fünf Fehler in einer Bildunterschrift eines Bild.de-Artikels über Achterbahnen entdeckt das Blog “absolut obsolet”.

4. “Der Schlosshund heult eins weiter”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer erklärt den Unterschied zwischen Schloss Bellevue und dem Bundespräsidialamt.

5. “Welcher Mann darf’s sein?”
(faz.net, Jörg Thomann)
Textbausteine für einen individuell gestalteten Beitrag zur aktuellen Geschlechterdebatte.

6. “Iran feiert, seit 20 Jahren kurz vor Fertigstellung von Atombombe zu stehen”
(der-postillon.com, Satire)

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