Suchergebnisse für ‘Sport’

Flüchtlingszitat, #keinZwerg, ARD-Idiotien

1. Vergleichsweise kriminell: Das Flüchtlingszitat des Innenministeriums
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in der vergangenen Woche erstmals bundesweit erhobene Daten zu Straftaten von Zuwanderern veröffentlicht. In dem Zusammenhang fiel die Äußerung: „Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche.“, was jedoch nicht aus den Zahlen des BKA-Berichtes abgeleitet werden könne, so Medienjournalist Stefan Niggemeier auf “Übermedien”. Vermutlich sei die Aussage nicht einmal richtig, werde aber ungeprüft von vielen Medien verbreitet. Niggemeier rätselt über die Motive und fragt sich und die Leser: “Ist das die Nachrichtenroutine, in der ein korrektes Zitat erst einmal ein korrektes Zitat ist, auch wenn es inhaltlich nicht korrekt ist? Oder spielt dabei ein Wunsch der Journalisten eine Rolle, solche eine positive Nachricht zu verbreiten?”

2. Matthias Matussek und andere Leidensgenossen
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon beschäftigt sich mit den Meldungen eines Branchendienstes, der jüngst bei Springer unrühmlich ausgeschiedene Matthias Matussek und sein umstrittener Anwalt Joachim Steinhöfel könnten eine Videokolumne bekommen: ausgerechnet bei einer zum Springer-Kosmos gehörenden Webseite. Eine etwas voreilige Meldung, denn dort ist man mittlerweile zurückgerudert. Ulrike Simon schreibt: “Matussek bleibt vorerst die „Weltwoche“, bei der ihn Roger Köppel als regelmäßiger Autor engagiert hat, und Steinhöfel lässt sich entweder auf der illustren Seite „Achse des Guten“ oder gleich im eigenen Blog aus, wo er mal dem „Welt“-Vize Ulf Poschardt unterstellt, geistige Miniaturen zu verfassen oder einen anders als er denkenden Redakteur der „Süddeutschen“ einen „gemütsverrotteten Spitzbuben“ nennt. Es ist also jeder da, wohin er gehört.”

3. Kleiner Mann – und nun? #KeinZwerg
(leidmedien.de, Lilian Masuhr)
Anlässlich des Todes des Schauspielers Michu Meszaros, der im Kostüm des TV-Außerirdischen “Alf” steckte, hat die “SZ” eine betextete Bilderstrecke über “Kleinwüchsige in der Showbranche” veröffentlicht. Einige der Formulierungen des “Lobs auf die menschliche Verschiedenheit” sorgten sowohl bei Betroffenen als auch Nicht-Betroffenen für Kritik. “Leidmedien” schreibt, was genau an den Sätzen als störend empfunden wird. Mittlerweile hätte sich auch der Autor des Ursprungsartikels mit einer Leserbriefantwort gemeldet. Wie viel von der Eigenbeschreibung “Lernt viel und gern und von jedem immer was dazu.” zutreffend ist, muss dabei jeder selbst entscheiden.

4. Will they stay or will they go? Brexit und die Medien
(carta.info, Fridtjof Küchemann)
Nina Trentmann arbeitet als Korrespondentin in London und verfolgt mit besonderem Interesse die Medienberichterstattung über das Referendum, den sogenannten “Brexit”. Was sie immer wieder wundere: Die klar erkennbare Parteinahme führender britischer Blätter und Sender. Dies sei in Wahlzeiten so, wo die führenden Blätter sogar Wahlempfehlungen abgegeben hätten und wiederhole sich nun beim Brexit. Einer Studie des “Reuters Institute for the Study of Journalism” zufolge herrsche bei den führenden Medien des Landes eine Präferenz für den Brexit.

5. „Österreich” hat eine kriminelle Dauerexplosion
(kobuk.at, Martin Straudi & Gabriele Scherndl)
Das Medienwatchblog “Kobuk” kritisiert die Panikmache des Gratisblatts “Österreich”. Obwohl die Kriminalstatistik das Gegenteil belege, werde Österreich in „Österreich” immer gefährlicher. In einer Chronologie der Kriminalberichterstattung zeigt man einige Beispiele für die reißerische Berichterstattung des Blatts.

6. “Beckmanns Sportschule”: Wie viele Idiotien soll diese Welt noch aushalten?
(spiegel.de, Jürgen Roth)
Die ARD-Sendung “Beckmanns Sportschule” sorgt allerorten für Entsetzen und Verstörung. Auch Schriftsteller Jürgen Roth hat entsprechende Erfahrungen gemacht und schreibt auf “Spiegel Online”: “Der peinliche, das Laienschauspiel im läppisch-jovialen Zwinkerzwinkertonfall krönende Plauderoheim Reinhold Beckmann tapert mit seinen Gästen durch Gänge und Treppenhäuser, und irgendwann krault Horst Hrubesch auf der Couch im “Bernsteinzimmer des deutschen Fußballs” den zehnjährigen (ja, das erfahren wir) Hund des Moderators, der gestern ausgiebig übers pittoreske Gelände strolchen durfte. Das haben sie sich beim Sat.1-Frühstücksfernsehen abgeguckt, allwo jahrelang ein Mops herumhoppelte. Hier, in dieser “etwas wahnsinnigen Männer-WG” ist nichts mehr zu retten.”

Zwangsweise, Sprechweise, Schätzungsweise

1. Der Mann, der gegen alles kämpft, was links ist
(welt.de, Kathrin Spoerr)
Einige Journalisten kennen seinen Namen. Als “Der Kampfschlesier” bombardiert er sie mit wütenden Mails. “Journalistenpack” nennt er sie, “Linksgrün versifft”, “verlogen”, “widerlich”, “dreckig”… Auch “Welt”-Redakteurin Kathrin Spoerr ist ins Visier des Leserbriefschreibers geraten. Statt die Mails zu löschen, hat sie Kontakt aufgenommen und ihn bei sich zu Hause besucht. Herausgekommen ist der Versuch einer Näherung und ein wohltuend leises und zartes Stück Journalismus.

2. Wie Menschen, nur anders
(zeit.de, Mely Kiyak)
“Wir wollten Arbeitskräfte und Menschen kamen.” Haben Sie auch gedacht, dieses Zitat käme vom ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm? Fehlanzeige! “Zeit”-Kolumnistin Mely Kiyak rückt die Sache gerade und ordnet das Zitat der richtigen Person zu: Max Frisch. Dazu hat sie sich nochmal in die Originallektüre vertieft: “Bei jeder Zeile liest man und denkt, ja ja, genau so ist das, das sollte der Gauland mal lesen! Aber dann besinnt man sich und denkt: Oh Gott, die sind alle so blöd, dass sie wirklich denken, dass Norbert Blüm von selbst zu einer so poetischen und präzisen Aussage gekommen sei, na ja, jedenfalls – und nur darum sollte es heute gehen: Es war der Frisch und nicht die Lärsche von Rüüselshaaaim.”

3. Nachrichtennutzung der 18- bis 24-Jährigen geht zurück
(hans-bredow-institut.de)
Das Hans-Bredow-Institut für Mediennutzung an der Uni Hamburg hat die deutschen Ergebnisse des „Reuters Institute Digital News Report 2016“ veröffentlicht. Demnach ist die Nachrichtennutzung in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr in allen Gattungen zurückgegangen, ob Fernsehen, Radio, Print oder Online. Erstaunlich: Die Hälfte der befragten Internetnutzer über 18 Jahren nennen weiterhin das Fernsehen als die wichtigste Nachrichtenquelle, für etwa ein Viertel ist es das Internet. Damit spiele das Internet für die Deutschen im internationalen Vergleich in Sachen Nachrichten die geringste Rolle.

4. Die Berichterstattung zu dem Orlando-Attentat
(radioeins.de, Stefan Niggemeier, Audio 4:54)
Das Attentat von Orlando war ein Hassverbrechen gegen Schwule und Lesben. Dies ist von vielen ausländischen Politikern und Medien auch von Beginn an so benannt worden, nur die deutsche Regierung blieb in ihrer Stellungnahme im Allgemeinen. “radioeins” hat mit dem Medienjournalisten und “Übermedien”-Macher Stefan Niggemeier gesprochen und gefragt: “Musste die Kanzlerin wirklich ausdrücklich betonen, dass es um eine Homosexuellen-Bar in Orlando ging?”

5. Hunderte, Tausende, Zehntausende – eine kleine Demozahlenlehre
(metronaut.de, John F. Nebel)
Teilnehmerzahlen von Demonstrationen sind ein Politikum und jeder geht anders mit ihnen um, ob Veranstalter, Medien oder Polizei. John F. Nebel beschreibt in seinem Artikel die Problematik und arbeitet einige Zahlen auf. Außerdem beschreibt er die Fallen, in die man als Veranstalter bei der Nennung von Zahlen tappen kann. Journalisten gibt er den Tipp, nicht die ersten Agenturzahlen oder die reinen Polizeizahlen zu übernehmen, sondern immer auch die Zahl des Veranstalters kommunizieren und gegebenenfalls eine eigene Einschätzung zu liefern.

6. Walulis’ Medientypen: Der Sportreporter
(ndr.de, Video, 2:44)
“Glanz und Elend eines Sportreporters – oder: Wollen Sie etwa für immer einen 19-Jährigen danach fragen, wie er den Ball reingemacht hat?”

US-Wahlen, Platzverweis, Remote Gold

1. Die Hybris der Journalisten
(welt.de, Susanne Gaschke)
Susanne Gaschke kennt die Medien von verschiedenen Seiten. Als Journalistin arbeitete sie u.a. für die “Zeit”, als politisch engagierte Frau war sie sogar einige Zeit Oberbürgermeisterin von Kiel. In einem Aufsatz in der “Welt” konstatiert sie, dass Medien in der Bevölkerung mittlerweile ebenso unbeliebt seien wie viele Politiker und der Journalismus sich teilweise als vierte Gewalt aufspiele. Gaschke geht der Frage nach, wie es zu diesem fatalen Zerwürfnis kommen konnte.

2. Interview: Amerikas Mitte ist nüchterner als der überhitzte Medienbetrieb
(carta.info, Tobias Endler)
Tobias Endler spricht auf “Carta” mit dem langjährigen Fernsehjournalist und Buchautor Klaus Scherer über den US-Wahlkampf, die immer dichtere Taktung der News-Zyklen, das Phänomen Donald Trump und die Polarisierung der US-Medien. Problematisch sei vor allem eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten: “Der Supreme Court hat zuletzt die Schleusen im Wahlkampf geöffnet, seither können Unsummen einfließen, ohne dass sich ein Konzern oder Privatmensch dazu bekennen muss. Auch Firmen gelten als Privatpersonen. Selbst viele Republikaner haben in Gesprächen beklagt, dass man da den Eindruck haben muss, das Weiße Haus sei zu kaufen.”

3. Großes Mediengesetz verschoben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen ist Polen in diesem Jahr um 29 Plätze auf Rang 47 von 180 Staaten abgestürzt. Es kann vermutet werden, dass Polen weiter nach unten fallen würde, wäre das sogenannte “Große Mediengesetz” in Kraft getreten. Jüngsten Äußerungen der polnischen Regierung zufolge soll es nun aufgespalten und vertagt werden. Reporter ohne Grenzen ruft die Regierung in Warschau auf, das Gesetz zu überdenken und zentrale Posten nicht länger nach politischen Kriterien zu vergeben.

4. Die Polizei, Helfer der Rechten?
(taz.de, Konrad Litschko)
Ende Mai veranstaltete die NPD auf einem öffentlichen Sportplatz im thüringischen Leinefelde-Worbis ihren jährlichen „Eichsfeldtag“, ein Rechtsrockkonzert und Kinderfest. Journalisten wollten darüber berichten und fotografierten das braune Event. Daraufhin kassierten sie Platzverweise der vom Veranstalter hinzugerufenen thüringischen Polizei. Die Journalisten reichten nun Klage vor dem Verwaltungsgericht Weimar ein.

5. Remote gold
(epa-photos.com, Shawn Thew)
Im Europameisterschaftsspiel Deutschland gegen die Ukraine kam es zu einer kuriosen Rettungsaktion von Jerome Boateng, der mit einem artistischen Sprung ins Tor das 1:1 verhinderte. Mindestens ebenso kurios ist die Entstehungsgeschichte des vielleicht jetzt schon berühmtesten Sportfotos des Jahres, das seine artistische Einlage dokumentiert. Pressefotograf Shawn Thew schreibt über den denkwürdigen Abend und die von ihm per Fußpedal ferngesteuerte Kamera. In der Halbzeitpause kontrollierte er den Apparat und war zunächst enttäuscht: Die Kamera war umgekippt und hatte etwa 100 Aufnahmen des Stadiondachs gemacht. Doch dann stieß er auf das, was er “Remote Gold” nennt…

6. Look where “Spiegel” gets its cover ideas… Ours came out on 27 April.
(www.facebook.com/BusinessSpotlight)
Eine Idee, zwei Cover…

Gemartensteint, UEFA-Weichspüler, ForestFakeNews

1. Martenstein übernimmt den „Tagesspiegel“
(carta.info, Franz Sommerfeld)
“Carta”-Kolumnist Franz Sommerfeld sieht den “Tagesspiegel” durch ihren Kolumnisten Martenstein bedroht. Dieser wechsle zusehends ins Genre des politischen Leitartikels und gebe dem Blatt eine neue Farbe, die besonders AFD-Anhänger anspreche. Als Beispiel dient Martensteins jüngster Beitrag: “In seinem Leitartikel über die Flüchtlingsbewegung finden Krieg und Bombardements als Fluchtursache kaum noch statt, sondern die Fluchtursachen reduzieren sich auf die Sehnsucht, in unserem Wohlstand leben zu dürfen und uns damit, so Martenstein, „Armut und Bürgerkrieg“ zu bescheren.”

2. Nicht sauber, sondern rein
(taz.de, Jürn Kruse)
Szenen randalierender Fußball-Fans im Stadion blendet die Uefa einfach aus. Dadurch verkauft der Veranstalter die Zuschauer für dumm, findet “taz”-Reporter Jürn Kruse. “Auf den internationalen Fernsehbildern sind die Arenen immer voll, die Zuschauer immer jung und attraktiv und meistens weiblich. Das klinisch reine Fußballvergnügen. Wer diese Art der Präsentation mag, mag auch: Sagrotan Wäsche-Hygienespüler, 1,5 l, EUR 3,99 sowie 2er-Set Autofahne Deutschland Flagge, EUR 4,99.” Martin Schneider von der “SZ” sieht die Sache ähnlich und prognostiziert: “Es ist gut möglich, dass die Kommentatoren von ARD und ZDF bei der EM 2016 noch häufiger zum Radioreporter werden müssen.”

3. Die Zukunft des Radios wird gerade entschieden – und das klassische Radio hat kaum noch etwas damit zu tun
(marckrueger.tumblr.com, Marc Krüger)
“Rundfunkfritze” Marc Krüger hat vor kurzem aufgeschrieben, warum sich das Radio endlich auf den Weg in die Zukunft machen muss. Nun seien drei Dinge passiert, die zeigen würden, in welche Richtung die Reise ginge: Der Wechsel von Olli Schulz und Jan Böhmermann zu Spotify, der „Call-for-Papers“-Aufruf der Amazon-Tochter Audible und die Audio-Rechtevergabe der Fußball-Bundesliga-Spiele via Web/Mobile an Amazon. Krüger erklärt die Vorgänge und beschreibt die Auswirkungen auf die deutsche Radiolandschaft.

4. Nachgefragt: So will das Social-Media-Team von Bild.de das Internet für sich gewinnen
(t3n.de, Andreas Weck)
“Bild” setzt stark auf Social Media, das ist bekannt. Andreas Weck von “t3n” hat das Social-Media-Team in Berlin besucht und sich nach Projekten und Arbeitsweise erkundigt. Im Axel-Springer-Hochhaus würde ein Team von acht festen und bis zu sechs freien Social-Media-Redakteuren werkeln, zuzüglich einiger Studenten im Community-Management. Interessant: Die Inhalte werden nicht nur auf den Hauptkanälen veröffentlicht, sondern zusätzlich auf sage und schreibe 61 Facebook-Fanseiten verteilt. Außerdem teste man ständig die Verbreitung über neue Kanäle wie Whatsapp oder den Facebook-Messenger.

5. Stell dir vor, das russische Staatsfernsehen kommt
(faz.net, Friedrich Schmidt & Michael Hanfeld)
Hans-Joachim „Hajo“ Seppelt ist ein deutscher Journalist und Autor und gilt als Experte für die Dopingproblematik im deutschen und internationalen Sport. Nach seinem jüngsten Beitrag über systematisches und staatlich geschütztes Doping in Russland könnten sogar die russischen Athleten von den nächsten Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen werden. Seppelt hat dem russischen Staatsfernsehen ein Interview gegeben, das eskaliert ist und nun von russischen Medien gegen ihn verwendet wird.

6. Europameisterschaft wegen Gewaltausbrüchen abgesagt – oder die seltsame Geschichte um @ForestEchoNews
(joca.me, Jörgen Camrath)
Am Wochenende wurden auf Twitter unzählige Nachrichten über Gewaltexzesse beim Fußball verbreitet, die sich als Falschmeldungen erwiesen. Jörgen Camrath hat sich die Quelle angeschaut, die “ForestEchoNews”, ein (mittlerweile gelöschter) Fake-Account. “Es gibt kein „ForestEchoNews“. Es gibt keine Journalisten, die für solch eine Organisation arbeiten. Und auch die Vorfälle, die über die diversen damit assoziierten Twitter-Accounts verbreitet wurden, sind so nicht passiert. Und trotzdem wurden sie geteilt. Und vielleicht haben sie sogar dafür gesorgt, dass noch mehr Öl ins Feuer gegossen wurde. Denn es ist durchaus denkbar, dass einige der Idioten, die am Samstag und in der Nacht zu Sonntag in Marseille für Tumulte sorgten, sie für bare Münze genommen haben. So ist das heute.”

#AfDfrei, Ulfkottismus, Fußballmilliarden

1. Ulrich Wickert: “Journalisten betreiben Selbstzensur”
(kress.de, Frank Hauke-Steller )
Ulrich Wickert kann auf eine lange Karriere als Journalist zurückblicken, zunächst als Korrespondent in den USA und Frankreich, danach lange Jahre als Anchorman der Tagesthemen. Jüngst hat er den Essayband “Medien, Macht, Verantwortung” herausgebracht, in dem er eine Rückbesinnung auf die eigentliche Aufgabe des kritischen Journalismus fordert: Aufklärung. Im Interview mit “kress.de” erklärt Wickert, warum es um den Journalismus derzeit schlechter stehe als vor 30 bis 40 Jahren und welche politische Einflussnahme er für einen “Skandal” hält.

2. Kurs in Kapitalismus
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Kolumnist Kurt W. Zimmermann hat sich die Bilanzen der fünf großen Schweizer Verlage angesehen und kommt zum Ergebnis: “Das einzige Medienunternehmen, das kapitalistischen Kriterien genügt, ist Tamedia. Hier macht das Bodenpersonal für die Besitzer wirklich Cash. Das Schlussfeld bewegt sich in Richtung unternehmerischen Hobbywesens. Warum beschäftigt man so viele Mitarbeiter, wenn die keine Kohle bringen? Das hat schon etwas leicht Resignatives.”

3. Inhaftierte Journalisten freilassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich des Deutschland-Besuchs von Präsident Ilcham Alijew fordert “Reporter ohne Grenzen” Aserbaidschan auf, alle inhaftierten Journalisten freizulassen. „So sehr sich Aserbaidschan auch als modernes, weltoffenes Land präsentieren will: Hinter der schönen Fassade unterdrückt das Regime von Präsident Alijew jede kritische Regung“, so der ROG-Geschäftsführer. Derzeit säßen in der Kaukasus-Republik mindestens drei professionelle Journalisten und vier Blogger wegen ihrer Tätigkeit im Gefängnis.

4. Medien und die AfD: Zeit für eine Pause?
(tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Mathias Meisner fragt im “Tagesspiegel”, ob die AfD in den Medien zu oft zu Wort kommen würde. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) hat die Frage mit einem “Weniger ist manchmal mehr” beantwortet: “Journalisten haben einen Informationsauftrag, der selbstverständlich die AfD mit einschließt. Journalisten haben aber auch die Aufgabe, Nachrichten auf ihren Informationswert hin abzuklopfen.” Für sich hat Meisner gestern auf Twitter einen #AfDfrei-en Tag ausgerufen und erhielt viele positive Reaktionen darauf.

5. Udo Ulfkotte & die Mutter, die ihren Sohn essen musste
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Udo Ulfkotte macht in vielerlei Hinsicht von sich reden, ob als Autor eines umstrittenen Bestsellers zum Thema Journalismus bei einem irrlichternden Verlag oder mit Artikeln auf der Webseite eben dieses Verlags. Stefan Niggemeier von “Übermedien” hat sich die jüngste “Enthüllung” Ulfkottes angeschaut: Eine unbelegte Geschichte, die als Klassiker der Schauermärchen in vielerlei Variationen existiere, von Shakespeare bis South Park.

6. Britisches Modell
(sueddeutsche.de, Raphael Honigstein)
Wer in England das Runde auf dem eckigen Bildschirm sehen will, zahlt viel und bekommt recht wenig, berichtet Raphael Honigstein in der “Süddeutschen Zeitung”. Sagenhafte 2,17 Milliarden Euro im Jahr habe Premier-League-Chef Richard Scudamore in der kommenden Saison allein aus den nationalen Rechten herausgeholt. (Wer jetzt denkt, davon seien wir Deutschen weit entfernt: Die “FAZ” berichtet aktuell vom Poker um die Bundesligaübertragung, bei dem es ebenfalls um astronomische Beträge geht.)

Comics, Gauland, Erpressung

1. Journalisten mit Feder und Tusche
(de.ejo-online.eu, Katja Engel)
Wissenschaftsjournalistin Katja Engel ist aufgefallen, dass in Comics zunehmend ernsthafte Geschichten erzählt würden, ob von Bootsflüchtlingen, die ihre Rettung in einer Fahrt übers Mittelmeer suchen oder Sportlerinnen in Somalia, die von der Terrormiliz drangsaliert werden oder der Nazi-Szene. Ernsthafte Geschichten über Kriege, Flucht und soziale Missstände im Format der Comic-Reportage. In ihrem Artikel stellt Engel exemplarisch zwei Werke vor.

2. “Frontal 21”-Chefin Ilka Brecht: “Investigation hilft in der Glaubwürdigkeits-Debatte”
(kress.de, Bülend Ürük)
Das vom “ZDF” wöchentlich ausgestrahlte politische Magazin “Frontal21” wurde 2001 als Nachfolger der Magazine “Frontal” und “Kennzeichen D” gestartet. Der Branchendienst “Kress” hat mit Ilka Brecht gesprochen, die das Magazin leitet und moderiert. Es geht um Gegenwind aus Wirtschaft und Politik, die Zusammenarbeit mit Medienpartnern, Satire und die wohl unvermeidlichen Themen Quote und Reichweite.

3. Nach diesen Regeln arbeiten Journalisten
(tagesschau.de, Julian Heißler)
AfD-Vize Gauland beklagt die Arbeitsweise der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Julian Heißler von “tagesschau.de” fragt, ob die Redakteure – wie von Gauland behauptet – gegen Regeln der Berichterstattung verstoßen haben und liefert eine Übersicht, was im politischen Journalismus üblich ist. In diesem Zusammenhang beachtenswert auch der ausführliche Beitrag von Hardy Prothmann, der sich im Rheinneckarblog mit der “Causa Nachbar” auseinandersetzt.

4. Dudelfunk nicht bekämpfen, sondern anpassen! Zur Kritik am Formatradio.
(zebrabutter.net, Theo Wurth)
Theo Wurth rechnet mit dem “Dudelfunk” ab: Radiosender würden kaum noch unterscheidbare Klangfarben haben, mindestens alle vier Stunden gemäß Durchschnitts-Verweildauer ihre “aktuellen Hits” wiederholen, den Hörer mit leeren Superlativ-Claims bombardieren, Content auf unter 1:30 Min. herunterbrechen und das gesamte immergleiche 24/7-Programm in einen streng geführten Sendeablauf stopfen. Derartiges Radio sei allenfalls seichtes Begleitmedium und vom Scheitern bedroht.

5. Philippinen: Duterte rechtfertigt Morde an Journalisten
(spiegel.de)
“Nur weil du ein Journalist bist, bist du von Attentaten nicht ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist”, so die Worte des neuen Präsidenten der Philippinen, mit denen er Anschläge auf Journalisten verteidigte. Journalisten, die die Wahrheit berichteten, werde nichts passieren. Korrupte Journalisten rette das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht. Die Journalistengewerkschaft der Philippinen reagierte entsetzt und auch die Organisation Reporter ohne Grenzen hat sich zu Wort gemeldet.

6. Uefa greift ins TV-Programm ein
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Wer die Fußballspiele der Euro 2016 zeigen will, muss vorproduzierten Uefa-Content ausstrahlen. Der Leiter der Schweizer “Medienwoche” dazu: “Letztlich lassen sich die Sender erpressen von der Uefa, die ihr begehrtes Produkt Euro 2016 als Einfallstor nutzt für die Platzierung von Content Marketing.”

Adblock-Krieg, Gerichts-Satire, Talkshow-Blindflug

1. OLG Köln: Schlechte Karten für Adblock Plus
(heise.de, Torsten Kleinz)
Durch Adblocker gehen den Medienhäusern riesige Werbeeinnahmen verloren. Kein Wunder, dass man sich da wehrt, auch mit juristischen Mitteln. Nachdem Werbeblocker “Adblock Plus” bislang fünf Prozesse für sich entscheiden konnte, zeichnet sich im Berufungsverfahren vor dem OLG Köln eine Niederlage ab. Ein Verbot des Werbeblockers steht im Raum. Und Schadensersatz. Doch Köln wird aller Voraussicht nach nur eine Zwischenstation sein. Zur endgültigen Klärung wird man sich wohl vor dem Bundesgerichtshof wiedersehen.

2. Journalismus aus der Vogelperspektive
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Das Geschäft mit Drohnen boomt wie nie zuvor und auch im Journalismus werden immer öfter kamerabewehrte Drohnen als fliegende Beobachter eingesetzt, ob bei Sportveranstaltungen oder zur Recherche und Verifizierung. Doch der Einsatz ist im journalistischen Umfeld nicht frei von Problemen. Es geht im Wesentlichen um Sicherheitsaspekte und Persönlichkeitsrechte. Lobe erzählt, wie es die Kollegen des BBC machen und kommt angesichts der Gesamtproblematik zum Schluss: “Es ist ein schmaler Grat.”

3. Böhmermann – Satire geht weiter
(diekolumnisten.de, Heinrich Schmitz)
Heinrich Schmitz ist nicht nur Kolumnist, sondern auch Strafverteidiger. In einer Mischung aus beiden Funktionen arbeitet er die umstrittene Entscheidung des Landgerichts Hamburg in der Causa Böhmermann auf. “Die Frage sei erlaubt, ob die Pressestelle des OLG Hamburg auf ihrer Homepage eine eigene Satirerubrik unterhält. Sie macht in ihrer Mitteilung über die Entscheidung des Landgerichts Hamburg nämlich ziemlich genau dasselbe wie Jan Böhmermann. Sie erklärt – genau wie dieser – dass das in Rahmen der Böhmermann-Performance vorgetragene Schmähgedicht ein Schmähgedicht ist. Dazu hätte es nun keines Gerichtes bedurft. Das wussten wir schon.”

4. Lohnt sich die “Frankfurter Allgemeine Woche”?
(dwdl.de, Nora Jakob)
Seit einigen Wochen gibt es die “Frankfurter Allgemeine Woche”. DWDL-Autorin Nora Jakob wagt sich an eine Zwischenbilanz. Richtig festlegen will sie sich nach der kurzen Zeit noch nicht, findet aber trotz einiger Kritikpunkte überwiegend positive Worte für das wöchentlich erscheinende Heft.

5. radioeins Medienmagazin PodCast
(radioeins.de, Jörg Wagner, Audio 1:39:19)
In der aktuellen Ausgabe des radioeins-Medienmagazins mit Jörg Wagner ist Medienanwalt Prof. Dr. Christian Schertz zu Besuch. In der kurzweiligen Sendung, die auch zum Download bereitsteht, geht es um die Themen: Schmähgedicht / Junge Konkurrenz für “heute Show” und “Extra 3” / rbb intern: Ist Autorisierung = Zensur? / Ein Jahr im ZDF: heute+ und “#rpten: @heuteplus oder wie wir Journalisten lernen, den Shitstorm zu lieben”.

6. Wie man eine Talkshow bespricht, ohne sie gucken zu müssen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Sascha Lobo ist bei Maybrit Illner zu Besuch und Bild.de berichtet darüber. Sie ahnen, was dabei herauskommt… (Sascha Lobo hat auf Facebook eine Art einordnende Gegendarstellung veröffentlicht). Vollends aberwitzig wird es, wenn nun noch “Focus Online” und ein Autor der “Huffington Post” mit Morbus Guttenberg dazukommen, der augenscheinlich Fernsehsendungen bespricht, ohne sie gesehen zu haben. Stefan Niggemeier dröselt den Fall auf.

Berufsbild, Druckstellen, Beigeschmack

1. Der neue „Unternehmensjournalismus“ oder: Die Umdeutung eines Berufsbildes
(get.torial.com, Lutz Frühbrodt)
Die Vermischung von Werbung und Marketig und Journalismus geht in die nächste Runde. Nun wollen die sogenannten “Content Marketer” als reinrassige Journalisten angesehen werden. Mit schwerwiegenden Folgen für den Journalismus insgesamt, wie Lutz Frühboldt schreibt: “Er würde in erster Linie nur noch über seine äußere Hülle und sein Handwerkszeug definiert und nicht mehr über seine Funktionen, nämlich Kritik und Kontrolle. Die Folgen für die Meinungsbildung werden nicht ausbleiben: Es drängt mehr interessengeleitete Information in den öffentlichen Raum, Aufklärung und Einordnung geraten dagegen ins Hintertreffen.”

2. Wenn Algorithmen Journalismus machen
(de.ejo-online.eu, Andreas Graefe & Mario Haim)
Der automatisierte Journalismus bleibt ein umstrittenes Thema. Einerseits funktioniert er in bestimmten Ressorts wie Sport und Finanzen gut und bietet den Medienhäusern wirtschaftliche Vorteile, andererseits wollen die Leser laut Umfragen lieber von Menschen geschriebene Texte. Die Autoren des Beitrags berichten über die sachlichen und emotionalen Aspekte der Technologie. Außerdem haben sie ein Forschungsvorhaben angeschoben, das anhand eines Beispiels herausfinden will, wie automatisierte Nachrichten beim Leser ankommen.

3. Druckstelle
(Frank Nienhuysen, sueddeutsche.de)
Die “RBK”-Mediengruppe wurde bislang als eine der wenigen kritischen, unabhängigen Stimmen Russlands genannt. Nun wurde die Chefredaktion entlassen mit einer schwammigen Begründung (“unterschiedliche Meinungen über Fragen der Entwicklung”). Viele sehen darin den Versuch des Kremls, Druck auf das unbequeme Blatt und den Eigentümer der Medienholding auszuüben.

4. Finnland droht Journalisten
(Reinhard Wolff, taz.de)
Finnland rangiert auf der aktuellen Pressefreiheits-Rangliste von “Reporter ohne Grenzen” auf Platz eins. Ausgerechnet dort wird derzeit Druck auf Journalisten ausgeübt: Die finnischen Finanzbehörden bestehen auf Herausgabe der sogenannten “Panama Papers”, was von Journalistenseite mit Hinweis auf den Quellenschutz verweigert wird. Die Behörden drohen daraufhin mit Polizei, Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen.

5. Eine Versöhnung mit Beigeschmack
(faz.net)
Megyn Kelly gilt als eine der smartesten und schärfsten politischen Journalistinnen Amerikas, die mit ihrer Sendung auf Fox News für Furore sorgte und sogar Donald Trump Angst machte. Dieser hatte als Reaktion für Kellys inhaltliche Konfrontationen und direkte Fragen einen Monate anhaltenden Kleinkrieg gegen die Moderatorin angezettelt und sie mit allerlei hässlichen Beleidigungen bedacht. Der Fox-News Chef hat die Moderatorin zur öffentlichen Versöhnung beordert. Einer Versöhnung mit Beigeschmack…

6. Radio Gaga: Der beste Mix auf den dümmsten Wellen
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff redet sich den Frust über das heutige Radio von der Seele: “Heute ist Radio gaga. Endgültig. Es ist vorbei, das Medium liegt im Sterben. Und das beste Zeichen fürs Siechtum ist, wenn jemand „Der beste Mix“ sagt. Dann kann man sehr sicher davon ausgehen, dass jene, die da am Mikrofon stehen, ihre Hörer für dümmer als Brot halten.”

Parteitag, Teletext, Rugbyfoul

1. Trübe Quellen
(de.ejo-online.eu, Klaus Beck)
Ein Forscherteam ist der Frage nachgegangen, ob und wie Journalisten in fünf europäischen Ländern Social-Media-Informationen praktisch überprüfen. Publizistik- und Kommunikationswissenschaftler Klaus Beck von der Uni Berlin
fasst die Ergebnisse zusammen und weist auf die Existenz spezieller Online-Werkzeuge wie “TinEye” und “Exif Viewer” (Quelle, Geschichte und Veränderung von Fotos) sowie “SocialMention” und “Trackur” (Social-Media-Suche) hin. Das Fazit des Wissenschaftlers: “Onlinemedien können also bei der Lösung der Probleme helfen, die sie schaffen.”

2. “Die bewachen uns Tag und Nacht auf jedem Schritt”
(deutschlandfunk.de, Jürgen Hanefeld im Gespräch mit Doris Simon)
“Zum ersten Parteitag der Arbeiterpartei seit 36 Jahren hat Nordkorea auch Journalisten aus aller Welt eingeladen. Ernsthaft berichten können sie aber nicht, erzählt ARD-Korrespondent Jürgen Hanefeld aus Pjöngjang. In die Kongresshalle kommen sie nicht, und wenn sie mit Nordkoreanern auf der Straße sprechen, steht ein Aufpasser daneben.” Jürgen Hanefeld berichtet per Telefonschalte aus Pjöngjang, wo er mit 130 Journalisten aus aller Welt in bewachten Gruppen herumgeführt wird.

3. Wenn Journalisten am eigenen Ast sägen
(medienwoche.ch, Ronnie Grob)
Um an ihrer medialen Wirkung zu feilen, lassen sich manch Schweizer Behördenmitarbeiter von Journalisten schulen und buchen teilweise teure Medientrainings. Ronnie Grob hat einige Medienvertreter gefragt, ob es berufsethisch vertretbar sei, wenn Journalisten neben ihrer Hauptbeschäftigung Staatsangestellte trainieren, damit sie gegenüber den kritischen Fragen der Medien besser dastehen. Der Artikel wartet mit konkreten Fallbeispielen und Zahlen auf und zeigt, wo die Problematik liegt.

4. “Die Teletext-Seite 100 sagt einem, ob die Welt noch steht.”
(get.torial.com, Stefan Mey)
In Diskussionen über Medien geht der antiquiert wirkende “Teletext” oft unter, dabei würden in Deutschland etwa elf Millionen Menschen täglich Inhalte abrufen, vier Millionen die des Marktführers ARD. Frauke Langguth führt ein zehnköpfiges Team an, das im Schichtbetrieb die Inhalte von ARD-Text erstellt. Im Interview erklärt sie sowohl die Vorteile des Dienstes als auch die Bedrohungslage: “Das Web hat dem Teletext gar nicht so sehr zu schaffen gemacht. Es ist eher der Medienwandel durch Smartphones. Immer mehr Leute haben keinen Fernseher mehr.”

5. Nur in „Österreich“ werfen sich Flüchtlinge vor Autos
(kobuk.at, Gabriele Scherndl)
Das Gratisblatt „Österreich“ behauptet, in Klagenfurt würden sich Flüchtlinge gezielt vor Autos werfen, um anschließend Schmerzensgeld zu fordern. Das von Journalismus-Studierenden betriebene Medienwatchblog “Kobuk” ist der Sache nachgegangen und hat mit Justiz und Polizei gesprochen. Nach derzeitigem Kenntnisstand stellt sich die Meldung als wilde und reißerische Spekulation dar.

6. Kommentar zur Rugby-Berichterstattung in der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung
(totalrugby.de, Matthias Hase)
Die Sportberichterstattung der “Rhein-Neckar-Zeitung” sorgt derzeit für Kopfschütteln in der Rugby-Szene. (“Wie sehr sich Simbas freuen können, wenn sie weiße Männer fertig gemacht haben, kennt man aus dem Filmklassiker “Die Wildgänse kommen”, in dem Richard Harris und Hardy Krüger verhäckselt werden, Roger Moore und Richard Burton überleben nur knapp.”)
Ein Gastkommentar eines Online-Rugby-Magazins hält dagegen.

Verlegertreff, Schweizer Käse, Ruthe-Apell

1. “Jetzt hilft nur noch ein Nobelpreis”
(boersenblatt.net, Holger Heimann)
Unter dem Motto “Verlage (in) der Zukunft” haben sich drei Verleger Gedanken über die Planbarkeit des Erfolgs und das Bild von Verlagen in der Öffentlichkeit gemacht: Felicitas von Lovenberg, seit etwa 50 Tagen Verlegerin des Piper-Verlags, Hanser-Verleger Jo Lendle und Jonathan Beck vom Verlag C.H. Beck. Letzterer klagte: “In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Entscheidungen gegeben, die ein Bild von Verlagen als bloße Verwerter transportieren, die Manuskripte lediglich an Druckereien weitergeben und arme Autoren dazu zwingen, für sie ungünstige Verträge zu unterschreiben”. Was für ein Wunder möchte man hinterherrufen, wenn man liest, wie unsouverän die anwesende Kulturstaatsministerin mit der höchstrichterlichen Entscheidung umgeht, der nichterlaubten Selbstbedienung der Verlage an den VG-Wort-Einnahmen (Ministerdeutsch: “bewährte Praxis”) endlich ein Ende zu bereiten.

2. Niederländer sollen mit Kritik an Erdogan vorsichtig sein
(faz.net)
Der türkische Ministerpräsident weitet seine Zensurzone auf immer mehr Länder aus und wertet anscheinend soziale Netze aus. Nun hat der niederländische Außenminister Bert Koenders seine Landsleute zur Vorsicht ermahnt. Es gebe „keine Garantien“ für Niederländer, die sich etwa in sozialen Netzwerken kritisch zur türkischen Führung geäußert hätten und dann in die Türkei reisten, sagte Koenders bei einer Parlamentsdebatte am Dienstag.

3. Regelwerk mit Lücken an den entscheidenden Stellen
(de.ejo-online.eu, Silke Fürst & Mike Meißner)
Wie groß die Angst vor sinkenden Werbeerlösen in der Zeitungsbranche sein muss, kann man derzeit in der Schweiz sehen. Da fordert der Chef der “Basler Zeitung” die Anzeigenkunden auf, gegen missliebige Berichterstattung vorzugehen und verteidigt sogar einen Boykott: Inserierende Unternehmen müssten sich nicht „auf der Nase rumtanzen“ lassen. Und der Verlegerpräsident Lebrument verstieg sich in der “NZZ” sogar zu der Aussage, dass die saubere Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung heute nicht mehr funktioniere und “Kompromisse” notwendig seien. Im Artikel kommen verschiedene Stimmen zu Wort, auch jene, die diese Aussagen problematisieren.

4. Wie man Leser verhohnepipelt
(bilanz.de, Wolf Schneider)
Journalistenlegende Wolf Schneider (u.a. Korrespondent der “Süddeutschen Zeitung” in Washington, Chefredakteur der “Welt”, Moderator der NDR-Talkshow, Gründer und Leiter der Henri-Nannen-Schule) meldet sich auch noch mit 90 regelmäßig zu Wort. In seinem neuen Artikel nimmt er einen Brockhaus-Eintrag auseinander und seziert ein verzwirbeltes Satzmonstrum aus der „Frankfurter Allgemeinen Woche“. Schneider macht Texte verständlicher, indem er sprachlichen Ballast abwirft und die Lesbarkeit verbessert. Das ist nicht nur für Journalisten interessant, sondern für jeden Schreibenden.

5. Ruthe zum Tag des geistigen Eigentums
(facebook.com/ruthe.de)
Cartoonist Ralph Ruthe gehört zu den meistbestohlenen Comic-Künstlern im Netz. Anlässlich des “Tags des geistigen Eigentums” schreibt er, mit welchen Übernahmen er leben kann und mit welchen nicht. Und er geht mit viel Geduld und Höflichkeit auf all die gängigen Argumente der Kopierbefürworter ein (“Das ist doch Werbung für dich!”).

6. “sanft & sorgfältig” jetzt bei Spotify | NDR
(Daniel Bouhs, Video, 7:35)
Hinter dem Erfolg einer Radiosendung steht auch immer ein Programmchef, der diese mitverantwortet. Im Fall von Deutschlands beliebtester Radiosendung “sanft & sorgfältig” mit Jan Böhmermann und Olli Schultz ist es RadioEins-Chef Robert Skuppin. Im Interview zum Wechsel von Böhmermann und Schulz zu Spotify erklärt er auf sympathisch gelassene Art, warum er auf den privaten Streamingdienst richtig sauer ist, auf Jan Böhmermann und Oli Schulz dagegen nicht.

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