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1. “Falschmeldung mit hoher Reichweite: Google kauft Wi-Fi-Unternehmen ICOA für 400 Millionen Dollar” (drweb.de, Dieter Petereit)
Google hat kein Unternehmen für 400 Millionen US-Dollar übernommen. “Die falsche Pressemitteilung, eingereicht über einen kostenlosen Presseservice namens PRWeb, hatte vermutlich zum Ziel, den Wert der ICOA-Aktie, der bei einem Bruchteil eines Pennies vor sich hindümpelt, kurzfristig zu erhöhen. Das gelang sogar. Der Wert vermehrfachte sich.”
3. “Journalisten-Kodex verletzt” (persoenlich.com) “Das Magazin” hat in einem Artikel versehentlich die Namen von zwei Personen unverändert abgedruckt. Ein Fall für den Presserat wurde es, weil sich das Magazin weder öffentlich für den Fehler entschuldigt, noch genügende Korrekturmaßnahmen eingeleitet hatte.
4. “Zugespitztes Zitat von Ex-Tagesschau-Sprecherin war rechtmäßig” (heise.de/tp, Markus Kompa) Eva Hermann verliert vor dem Bundesverfassungsgericht im Streit um eine Passage im “Hamburger Abendblatt”: “Die Beschwerdeführerin, der es nicht gelungen sei, sich unmissverständlich auszudrücken, müsse die streitgegenständliche Passage als zum ‘Meinungskampf’ gehörig hinnehmen.”
5. “Journalisten am Ende?” (statistiker-blog.de, Tilman Weigel)
In der Zeit von 1999 bis 2011 stieg die Zahl der Beschäftigten im Bereich “Publizisten” gemäß der Bundesagentur für Arbeit um rund 25 Prozent an.
In Unna steht eine Frau wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht, die ihren Ex-Freund mit ihren Brüsten “hinterhältig angegriffen” haben soll.
Ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien:
Damit sich die RTL-Zuschauer von der Situation ein Bild machen konnten, versuchte die Redaktion des TV-Magazins “Explosiv”, die bizarre Situation nachzustellen – in einem Puff!
So berichtet Bild.de — und hat auch eine passende Bezeichnung für diese Art der Berichterstattung:
Die Kritik verliert etwas dadurch an Gewicht, dass Bild.de im gleichen Artikel auf einen eigenen Artikel von letzter Woche verweist, in dem die “bizarre Situation” zwar nicht im Puff nachgestellt, wohl aber vom “Bild”-Zeichner optisch nachempfunden wurde:
Man soll ja nie von Vorsatz ausgehen, wo einfache Dummheit als Erklärung auch ausreicht. Vielleicht haben die Leute, die für die Hamburger “Bild”-Ausgabe über den FC St. Pauli schreiben, tatsächlich keine Ahnung von ihrem Gegenstand, wenn sie fragen:
Auch im Artikel rätseln die Reporter fröhlich ahnungslos vor sich hin:
Wieder einmal sorgen Ultra-Fans für Kopfschütteln – und haben offenbar endgültig eine Grenze überschritten!
Wurde die Familie von St. Paulis Vize-Präsident Dr. Gernot Stenger (57) bedroht? […]
[K]urz nach der Partie am Sonntag war ein Plakat zu sehen mit der Aufschrift: “DENK AN DIE KINDER”.
Eine unfassbare Drohung gegen Stenger, der zwei Söhne im Alter von 8 und 10 Jahren hat?
Gut: Richtige Journalisten würden diese Frage vielleicht nicht ihren Lesern stellen, sondern irgendjemandem, der auch eine Antwort darauf hat. “Recherche” würde man das nennen.
Aber “Bild” hat ja laut eigener Aussage einen Kronzeugen gefunden:
So sieht es St. Paulis zweiter Vize Bernd-Georg Spies (57). Sein Kommentar: “Geschmacklos!” Stenger war vor der Jahreshauptversammlung gestern nicht zu erreichen.
Der FC St. Pauli selbst widersprach heute zunächst mal der Behauptung, das Plakat sei von den eigenen “Ultras” hochgehalten worden:
Dazu stellt der FC St. Pauli folgendes fest, falls es noch nicht bei allen durchgedrungen ist: Ultra Sankt Pauli steht mitnichten auf der Gegengerade, sondern seit über vier Jahren auf der Südtribüne. Somit ist die Interpretation, dass es sich bei dieser Aktion um eine von Anhängern der Ultra-Gruppierung inszinierte handelt, schlichtweg falsch.
Eine Antwort auf die vielen Fragen, die “Bild” so eindrücklich stellt, hätten die Reporter mit ein bisschen Mühe auch finden können: “Vermutlich nicht.”
Das für gewöhnlich gut informierte Fanzine “Übersteiger” erklärt in seinem Blog das Plakat mit der Aufschrift “Denk an die Kinder” nämlich so:
“Denk an die Kinder!” ist seit ein paar Jahren ein Running Gag innerhalb der Fanszene.
Ihr wollt wissen woher das kommt? Gerne!
Im Rahmen der Proteste gegen Montagspiele wurde wiederholt “Scheiß DSF!” auf Plakaten, Flyern und als Ruf im Stadion verwendet.
Bei einem Gespräch zwischen Präsidium und Fanszene wurden wir darum gebeten, auf diese Art der Unmutsäußerungen zu verzichten, denn (Zitat): “Denkt an die Kinder!” Denn die sind ja bekanntlich auch in diesen gefährlichen Stadien oder verfolgen das Spiel stattdessen im Fernsehen. Und: Alternativ könne man ja “Kein DSF!” rufen. Denkt an die Kinder, eben, drum!
Aber dann hätten die “Bild”-Reporter ja nicht mal mehr unbeantwortete Fragen gehabt, mit denen sie ihre Zeitung hätten füllen können. Von einer Story ganz zu schweigen.
Mit Dank an Andreas S., Maik K., Christian G., Martin und Moritz.
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1. “Oe24.at macht Tyra Banks zum Alien” (kobuk.at, Tom Hauser) Tyra Banks twittert mit einer App veränderte Fotos von sich selbst. Madonna.oe24.at schreibt dazu: “Seit wann hat Tyra so ein deformiertes Gesicht? Die Wahrheit ist – schon immer.”
2. “Der Piraten-Exzess der Medien” (zeit.de, Lenz Jacobsen)
Am Parteitag der Piratenpartei in Bochum standen 250 Journalisten etwas mehr als 2000 angereisten Mitgliedern gegenüber. “Eins zu acht – eine Quote, von der andere Parteien nur träumen können. Bei dieser Verteilung war es wahrscheinlich und logisch, dass sich immer wieder Journalisten aus Versehen gegenseitig zu interviewen versuchten, ein absurdes Bild.”
3. “‘Ich bereite mich auf den Tod vor'” (welt.de, Cornelius Tittel)
Cornelius Tittel geht Essen mit Hubert Burda in Berlin. Burda: “Wissen Sie, es ist ja kein Geheimnis, dass ich ‘Bild’ sehr schätze. Ich halte Mathias Döpfner für einen ganz großen Verleger. Aber ich verstehe überhaupt nicht, warum er einen so guten Blattmacher wie Kai Diekmann für ein Jahr ins Silicon Valley geschickt hat. Das ist doch Unsinn, oder?”
5. “Zeitungssterben: Ihr habt mich abgehängt” (epapa100.blogspot.de, Evangelos Papathanassiou)
Nichts anderes als Digitalisierung sei das, was derzeit unter dem Titel “Zeitungssterben” breit diskutiert werde, schreibt Evangelos Papathanassiou: “Ich bin der Überzeugung, dass die digitale Zeitung ein viel loseres Netzwerk sein wird als die Redaktionen, die wir heute kennen. Das wird die festen Kosten klein und viele andere Ausgaben variabel halten.”
Es muss die Leute bei Bild.de große Überwindung gekostet haben, sich auf 20 zu beschränken:
Andererseits geht’s ja auch nicht primär um abwegige Begriffe, die hoffentlich niemand in den Mund nimmt (“Ballerbüchse”, “dicke Bertha”, “Geigerzähler”, “Liebeslanze”, …), sondern um praktische Lebenshilfe:
Neben den Stellungs-Empfehlungen gibt es aber auch noch ein bisschen … nun ja: Smalltalk-Wissen:
Die Geschichte von “Long Dong Silver” wird in solchen Service-Strecken gerne erzählt, sie hat aber einen kleinen Haken: “Long Dong Silver” ist eine Erfindung des Fotografen Jay Myrdal, der den angeblichen Riesenpenis mit analoger Bildbearbeitung erschuf. In den Filmen kam dann eine Prothese zum Einsatz, die von einem Maskenbildner geschaffen wurde.
Wenn Sie in den letzten Tagen im Internet unterwegs waren, kennen Sie dieses Video vermutlich schon:
Auch bei Bild.de stellten sie ihren Lesern das “witzige Web-Video” schon am Freitag vor.
Und schrieben dazu:
“Now the tables have turnt” – Die Vorzeichen haben sich geändert
Das ist die Botschaft eines viralen Videos passend zur Weihnachtszeit. Schwarze Musiker singen darin im Chor einen Charity-Song wie einst Michael Jackson, Springsteen & Co. bei Band Aid mit ihrem “Heal the World”.
Na ja, fast. Bei “Band Aid”, dem ersten Benefiz-Projekt dieser Art, hatten 1984 überwiegend britische Musiker den Song “Do They Know It’s Christmas?” aufgenommen. “Michael Jackson, Springsteen & Co.” waren aber nicht dabei, sie sangen 1985 bei “USA for Africa” mit. Und ihr Song war auch nicht (Michael Jacksons Solo-Hit) “Heal the World”, sondern “We Are The World”.
Andererseits sind sie bei Bild.de ja nicht mal in der Lage, die Untertitel des Videos korrekt abzutippen:
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1. “‘Räumen sie ihr Konto leer’: Die BILD macht Angst vorm Weltuntergang” (scienceblogs.de, Florian Freistetter)
Wegen eines angeblich bevorstehenden Weltuntergangs empfiehlt “Bild” seinen Lesern, die Lebensversicherung zu kündigen sowie das Konto zu leeren oder zu überziehen. “Nicht jeder weiß, dass die Texte bei BILD nicht unbedingt etwas mit Journalismus zu tun haben und nicht ernst zu nehmen sind. Manchmal lesen zum Beispiel auch Kinder Texte im Internet – und wenn die dann auf solchen Schund wie in diesem Artikel treffen, dann bekommen sie Angst.”
2. “Liebe WELT!” (texterella.de, Susanne Ackstaller)
Susanne Ackstaller findet einen eigenen Text von 2011 in der “Welt Kompakt”: “Naja, perfide umschreiben ist halt auch ein Talent – hat aber leider dann doch nicht gereicht, um die krasse Ähnlichkeit nicht offensichtlich zu machen.” In den Kommentaren entschuldigt sich der Redaktionsleiter der “Welt Kompakt”: “Die junge Kollegin wurde streng ermahnt, ihre Modekolumne wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.”
3. “Gedruckte Zeitungen? Nichts für mich.” (schmalenstroer.net)
Gedruckte Zeitungen passen nicht mehr in das Nutzungsverhalten von Michael Schmalenstroer: “Gerade bei kontroversen oder interessanten Themen neige ich dazu, weiter zu recherchieren. Gerade da in jeder Zeitung eine gehörige Portion Meinungsmache steckt, ist es essentiell, bei umstrittenen Themen mehrere zu konsultieren und vielleicht auch mal Google oder ein Lexikon zu befragen.” Siehe dazu auch “Übers Zeitungssterben oder: weshalb ich alle Abos auslaufen lasse” (arlesheimreloaded.ch, Manfred Messmer).
Es ist ja nie so, wie es scheint. Bild.de schreibt zum Beispiel:
Eigentlich ist Pop-Sternchen Miley Cyrus (19) für ihre Fan-Nähe bekannt. Doch ein neues Foto beweist das Gegenteil.
Das Foto, so Bild.de, zeige die Schauspielerin und Sängerin am Mittwochabend mit dicken Strickpulli und mit blonder Kurzhaar-Frisur an einem New Yorker Flughafen.
Das allein wäre aber wohl selbst für Bild.de noch zu unspektakulär und würde auch vergleichsweise wenig “beweisen”.
Geht aber noch weiter, bzw. los:
Als ein weiblicher Fan ihr folgt, straft Miss Cyrus das junge Mädchen mit angewiderten Diven-Blick ab. Ihr abwertender Gesichtsausdruck sagt mehr als Tausend Worte! Dazu hebt sie noch die Hand, als wolle sie sagen: “Wage es nicht, mich anzusprechen!”.
Der Teenager, der bestimmt nur ein Autogramm oder ein schnelles Foto wollte, ist sichtlich verstört: Das Mädchen weint, hält sich schützend die Hände vors Gesicht, als könne sie Mileys Reaktion nicht fassen.
Wenn Sie die Szenerie jetzt noch nicht vor Augen haben, zeigt Bild.de sie natürlich auch noch mal gerne — sie sagt ja auch “mehr als tausend Worte”:
Und jetzt schauen wir uns dieses “Beweis”-Foto mal im Kontext und aus einer anderen Perspektive an (die entscheidende Stelle kommt nach etwa 27 Sekunden):
Das Mädchen weint also schon vorher vor lauter Aufregung, “Mileys Reaktion” bezieht sich darauf.
Klar: Als Fan wünscht man sich eine andere Begegnung mit seinem Idol. Aber was Bild.de angeht: Manchmal würden ein paar Dutzend Worte halt doch mehr sagen als ein Blick.
Nanu, was ist denn da los? Bild.de zeigt sich seit gestern Abend von einer völlig neuen Seite:
Nackte Haut? Bild.de meint: “Schlampig”. Knappe Outfits? Ganz und gar “deplatziert”. Nippelblitzer? “Zum Fremdschämen.” Ein hautfarbener String in Kombination mit Netzstrumpfhose? “Das Gegenteil von sexy.”
Der Grund für diese ungewohnten Töne aus der Redaktion ist Sängerin Madonna. Die zeigt sich auf ihrer aktuellen Tour nämlich äußerst freizügig – und Bild.de fragt:
Madonna (54) provoziert gern – das ist nichts Neues. Leider schießen ihre modischen Provokationen in letzter Zeit aber immer wieder übers Ziel und geben Grund zum Fremdschämen (…).
Die Queen of Pop hatte schon immer ein Problem damit, die Klamotten anzubehalten. Knapp und sexy soll es auf der Bühne sein, denn jeder weiß: Sex sells. Bei ihrem Konzert in Miami hätte ein bisschen mehr Stoff aber nicht geschadet.
Slip und die Netzstrumpfhose suchen sich ihren Weg – und ein Cameltoe lässt sogar hartgesottene Madonna-Fans zweifeln, ob die “Queen of Pop” damit wirklich hot ist – auch ihre Kehrseite will in diesem Bühnenoutfit ganz und gar nicht sexy aussehen. In den 80er-Jahren waren solche Auftritte vielleicht noch frech und “shocking”, aber heute wirken sie eher schlampig und deplatziert.(…)
Und nur im BH bekleidet auf der Bühne zu stehen, ist auch keine Lösung.
So verklemmt haben wir die Redakteure von Bild.de wirklich selten erlebt. Aber so ganz kaufen wir ihnen die neue Spießigkeit nicht ab.
Grund 1: In der mitgelieferten Fotostrecke gibt es vier Fotos von Madonnas Hintern, zwei von ihr im BH, eins von ihrer nackten Brust, eins von ihr mit “Cameltoe” und eins, auf dem sie ihr Kleid hochzieht und ihre Unterwäsche zeigt.
Grund 2: Die Fotos tragen Unterschriften wie “Wozu Klamotten? Manchmal reicht auf der Bühne auch nur ein BH” oder “Madonna zeigt ihre knackige Kehrseite” oder “Ups! Madonna lüftet ihren Rock”.
Grund 3: Das Foto mit der Beschriftung “Wenn das Höschen in der Ritze verschwindet, lädt das nicht gerade zum Hinschauen ein” zeigt das Höschen, das in der Ritze verschwindet.
Grund 4: Das “Cameltoe”-Foto wird nicht nur in normaler Größe geliefert, sondern auch in groß und in megagroß.
Grund 5: Bisher fand Bild.de Madonna in ihren knappen Outfits eigentlich ganz geil:
Den begeisterten Zuschauern bot sie dann ein farbenfrohes Musikspektakel mit Videoeinlagen. Madonna schlüpfte in sexy Kostüme, sang im Schulmädchen- und Domina-Look, ließ Tänzer in Nonnen-Kostümen um sich herumwirbeln.
In der Fotostrecke: einmal Madonnas “Popo-Blitzer”, zweimal Madonna im BH.
Madonnamia! Beim Video-Dreh zu ihrer nächsten Single “Turn Up The Radio” in Florenz zeigt Madonna (53) was sie (noch immer) hat: ein ganz schön pralles Dekolletee.
Sexy Ledermini, Netzstrumpfhosen und den Busen ordentlich hochgeschnallt – so kann man einen Song natürlich auch pushen!
In der Fotostrecke: Zweimal Hintern, zweimal BH, einmal Brust.
Madonna (53) lässt in ihrem neuen Video gaaanz tief blicken. “Turn Up The Radio” ist die dritte Singleauskopplung vom ihrem aktuellen Album “MDNA”.
Gedreht wurde der sexy Clip zu dem poppigen Song vor wenigen Wochen in Florenz. BILD.de berichtete schon damals von der sexy quetschy Queen.
Auch mit ihren 53 Lenzen steht Madonnas Busen wie ‘ne Eins – was allerdings an dem supereng geschnürtem Spitzen-BH liegen könnte. (…)
Überzeugen Sie sich selbst – sehen Sie hier die Premiere des heißen Italien-Videos!
In der Fotostrecke: dreimal Hintern (“Hallöchen Popöchen!”), zweimal BH, einmal Brust.
Bei Bild.de geht so was: An einem Tag geilt man sich sabbernd an irgendeinem knappen Höschen auf, und am nächsten Tag findet man dasselbe knappe Höschen ganz schön schlampig. Aber egal, was man macht — Hauptsache man zeigt verdammt nochmal das knappe Höschen.
Es gibt ja quasi nichts, was Journalisten nicht als Rangliste präsentieren könnten:
“Bild” berichtete am Mittwoch jedenfalls ganz aufgeregt:
Sportlich macht Aufsteiger Frankfurt Spaß. Platz 3 in der Liga. Doch auf den Rängen machen die Eintracht-Fans oft Ärger. Platz 1 in der Gewalt-Tabelle des deutschen Profifußballs.
BILD liegt die bisher geheim gehaltene Liste aus dem Bericht der “Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze” der Polizei exklusiv vor.
Anders als angeblich “Bild” liegt uns die Langfassung des Berichts nicht vor und die ZiS hat bisher nicht auf unsere Anfrage reagiert. Deswegen können wir auch nicht beurteilen, ob in dieser andere Zahlen stehen als in der gekürzten Version — oder ob “Bild” sich beim Abschreiben schlicht vertan hat.
Die Zeitung jedenfalls schreibt:
Für die Saison 2011/12 sind dort 10603 Gewalt-Fans für 1. und 2. Liga vermerkt. Davon 7830 sogenannte “Kategorie B-Fans” (gewaltbereit) und 2783 aus der Kategorie C (gewaltsuchend). Ein Anstieg von 918 Personen im Vergleich zur Vorsaison.
Die gekürzte Fassung des Berichts nennt hingegen diese Zahlen:
Der Bericht selbst führt weiter aus:
Gegenüber der vorhergehenden Saison 2010/11 war damit ein Anstieg des Gesamtpotenzials um insgesamt 1.688 Personen (+ 17,5 Prozent) dieser Kategorien zu verzeichnen. Der rechnerische Durchschnitt liegt bei 316 Personen dieser Kategorien je Verein in beiden Bundesligen. Wie bereits in der Zusammenfassung ausgeführt, ist dieser Anstieg der Gesamtzahl der Personen der Kategorien B und C um ca. 1.700 Personen im Vergleich zur Saison 2010/11 im Wesentlichen auf die bereits vor der Saison absehbare brisante Zusammensetzung der 2. BL mit den Absteigern aus der BL (Eintracht Frankfurt und FC St. Pauli) und den Aufsteigern aus der 3. Liga (FC Hansa Rostock, Eintracht Braunschweig, SG Dynamo Dresden) zurückzuführen, die allein in dieser Liga zu einem Anstieg des dort tätigen Gewaltpotenzials um ca. 1.100 Personen geführte (sic!) hatte. Der Anteil dieses Potenzials in der Bundesliga hatte lediglich im Rahmen der Neubewertung einzelner Störergruppen und auch durch auf- /abstiegsbedingte Schwankungen zu einem geringeren Zuwachs geführt.
Doch die ganze Polizeistatistik ist eher mit Vorsicht zu genießen. Wie unscharf und damit wenig aussagekräftig sie ist, dokumentieren vor allem die Antworten auf den Fragenkatalog von “Spiegel Online”. So wird etwa klar, dass Menschen, die “explizit durch den Einsatz von Tränengas geschädigt wurden”, genauso in die Statistik mit einfließen wie die, die von gewaltbereiten “Fans” verletzt wurden. Darüber, wie viele der 7.298 “freiheitsentziehenden Maßnahmen” letztlich zu Strafverfahren, Gerichtsprozessen und Verurteilungen führten, liegen keine Statistiken vor.
Ähnlich wie bei der Zahl der Verletzten verhält es sich mit den 11.373 Personen, die die Behörde als Gewalttäter einstuft. Auch sie bewegt sich im Promillebereich.
Selbst “Bild”-Sportchef Alfred Draxler kommt zu dem Ergebnis, dass die sogenannten “gewaltsuchenden Fans” “nur eine kleine Minderheit” seien. Die Statistik und ihre Interpretation durch Polizei und Politik hinterfragt “Bild” aber an keiner Stelle.
Stattdessen schreibt “Bild” über einen Verein, “der noch mehr Problem-Fans hat als jeder Bundesligist – und der kickt in der 5. Liga (Oberliga Nordost)!”:
Beim Berliner FC Dynamo zählt die Polizei 760 gewaltbereite und gewaltsuchende Fans (zum Teil mit rechtsradikalem Hintergrund). Und das bei einem Zuschauer-Schnitt von 728…
Der gefährlichste Klub in Deutschland!
Der BFC Dynamo widerspricht dieser Darstellung deutlich:
Nach Rücksprache mit den zuständigen Behörden weist der BFC Dynamo die Anschuldigungen im Bericht der BILD-Zeitung vom 21.11.2012 entschieden zurück! Die dort erwähnten Zahlen und Fakten sind falsch und entsprechen nicht den Tatsachen.
Der Vorstand des Vereins hat sich umgehend mit der zuständigen Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Verbindung gesetzt. Auch von dort sind die in der Bild-Zeitung veröffentlichten Zahlen nicht bestätigt worden. Auch gab es seitens der BILD-Zeitung keine Anfrage an die Senatsverwaltung, so dass der Bericht nur als populistisch bezeichnet werden kann.
“Bild” war gestern unterdessen beim nächsten Thema angekommen:
Am 11. Spieltag wurden Fans der Frankfurter Eintracht beim Auswärtsspiel in München (0:2) in Nackt-Zelten gefilzt. Bei einem wurde Kokain entdeckt. Kein Zufall?
Kleiner Haken: Das Kokain wurde nicht in den “Nackt-Zelten” entdeckt, mit denen “Bild” sowieso ihre Schwierigkeiten hatte (BILDblog berichtete), sondern ganz woanders.
Weiterhin kam es vor dem Spiel im Bereich des Busparkplatzes zu einer Begegnung von 30 – 50 Frankfurter Fußballfans mit ca. 150 Münchner Ultras. Die beiden Gruppen liefen aufeinander zu und es kam hier zu Auseinandersetzungen. (…) Ein weiterer Frankfurter Fan, der davon gelaufen war, konnte abgesetzt wegen einer weiteren Körperverletzung festgenommen werden. Bei ihm wurde dann auch noch eine Ampulle Kokain aufgefunden.
Mit Dank an Sven P., Moritz N., Benzemama, Olli, Danny W. und Stephan U.