KW 19/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Das Internet der Zukunft
(zukunft-verstehen.podigee.io, Sascha Lobo, Audio: 1:01:41 Stunden)
Zu Gast bei “Zukunft verstehen” ist diesmal Torsten Beeck, der neue Chefredakteur des IT-Magazins “c’t”. Beeck war zuvor in der Chefredaktion des “Spiegel” und hat bei Facebook beziehungsweise Meta gearbeitet, bringt also viel Wissen aus dem Journalismus und der IT-Branche mit. Da liegt es nahe, dass es in dem Gespräch nicht nur um die Zukunft des Internets, sondern auch um die Zukunft des Journalismus geht. Noch der Vollständigkeit halber: Bei “Zukunft verstehen” handelt es sich um einen Podcast des Unternehmens Cisco.

2. Neues aus der Nachbarschaft: Zukunftsperspektiven für Lokal- und Regionalmedien
(youtube.com, Andreas Weise, Video: 59:43 Minuten)
Der Lokaljournalismus steht vor großen Herausforderungen: Reichen die digitalen Einnahmen aus, um unabhängige Redaktionen zu finanzieren? Was passiert, wenn die Werbeeinnahmen der klassischen TV- und Radioanbieter in den nächsten Jahren weiter zurückgehen? Und wie sieht die regionale Medienlandschaft 2030 ohne Förderung aus? Darüber diskutierten auf den Medientagen Mitteldeutschland Sigrun Albert (Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger), Janis Brinkmann (Professor für Publizistik und digitale Informationswissenschaft), Markus Heinker (Präsident des Medienrats der sächsischen Landesmedienanstalt) sowie Helge Lindh (SPD-Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Kultur und Medien).

3. Wirklich? Eine neue Printzeitung!
(der-digitale-fruehschoppen.de, Andreas Rackow & Thomas Krause, Audio: 37:18 Minuten)
Simone Lange, ehemalige Oberbürgermeisterin von Flensburg, plant die Herausgabe einer Wochenzeitung mit dem Titel “wirklich”, die zunächst nur in gedruckter Form erscheinen soll. Andreas Rackow und Thomas Krause haben nachgefragt, wie es zu dieser ungewöhnlichen Entscheidung kam und was Lange genau plant.

Bildblog unterstuetzen

4. Pressefreiheit und Selbstkontrolle
(365.vsum.tv, Luis Paulitsch, Audio: 33:23 Minuten)
Im internationalen Ranking der Pressefreiheit ist Österreich weiter zurückgefallen und liegt derzeit auf Platz 29 von insgesamt 180 Ländern. Als Reaktion auf das Abrutschen wird oft eine Stärkung des Qualitätsjournalismus in Österreich gefordert. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der österreichische Presserat? Und warum dient die journalistische Selbstkontrolle auch dem Schutz der Pressefreiheit? Darüber spricht Luis Paulitsch mit der Medienexpertin Astrid Zimmermann und dem ÖVP-Mediensprecher Kurt Egger.

5. Technik-Utopien
(popkulturfunk.podigee.io, Valentina Hirsch, Audio: 1:25:06 Stunden)
Im “Popkulturfunk” unterhält sich Valentina Hirsch mit dem Journalisten Richard Gutjahr über Technikutopien. Dabei geht um Technik, die begeistert, und Technik, die nicht begeistert, um Hypes und Trends, aber auch um Dystopien.

6. Kulturkampf deutsche Sprache
(youtube.com, Christian Ehring & Jakob Leube & Freddy Radeke, Video: 6:05 Minuten)
Das NDR-Satiremagazin “extra 3” rechnet mit dem “Kulturkampf um die deutsche Sprache” ab: “Die CDU und die AfD in Thüringen haben im vergangenen Jahr sogar ein Gender-Verbot für Behörden durchgesetzt. Das ist ein richtiger Kulturkampf. Verständlich. Gerade die Behördensprache muss in ihrer ganzen Schönheit erhalten bleiben. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.”

Spitzengehälter im ÖRR, Umgang mit Fehlern, Zeit für den Abflug?

1. Angemessen? Spitzengehälter im ÖRR
(ardmediathek.de, Zapp Medienmagazin, Lea Eichhorn & Nadja Mitzkat & Robert Bongen, Video: 10:03 Minuten)
Die Frage, ob die Spitzengehälter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk angemessen sind, wird derzeit heftig diskutiert. Insbesondere die Gehälter der Intendantinnen und Intendanten von ARD und ZDF stehen dabei im Fokus. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Höhe der sogenannten Ruhegelder. Doch der Grat zwischen seriösen Vorschlägen und Populismus sei schmal, so das Medienmagazin “Zapp”.

2. Desinformation: Die problematische Rolle von Journalisten
(mediummagazin.de, Felix M. Simon)
Studien zu “Fake News” würden in Redaktionen oft gefühlte Wahrheiten bestätigen und deshalb besonders gerne aufgegriffen, obwohl das Forschungsfeld in der Wissenschaft schon lange in der Kritik stehe. Der Kommunikationswissenschaftler Felix M. Simon erklärt, warum eine bessere Berichterstattung über Falschmeldungen dringend notwendig ist.

3. Mit der Wahrheit lügen
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Der ehemalige Fox-News-Moderator Tucker Carlson zieht auf Twitter viel Aufmerksamkeit auf sich. Das ist kein Zufall, meint Johannes Drosdowski: “Bild, Fox News und Twitter und viele andere Social-Media-Plattformen funktionieren auf eine ähnliche Weise: Sie packen uns an unseren Ängsten, an unserer Wut. Dabei brauchte Fox News den charismatischen Lügner Carlson ebenso wie der Moderator Fox News. Seine Strategie wird vermutlich auch auf Twitter funktionieren.”

Bildblog unterstuetzen

4. Wieso sind Politiker so schlecht darin, mit eigenen Fehlern umzugehen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 35:51 Minuten)
Die “FAZ”-Politikkorrespondentin Helene Bubrowski hat ein Buch geschrieben, in dem sie Fehlverhalten, Skandale und Rücktritte von Politikern und Politikerinnen, aber auch die oft problematische Rolle von Medien analysiert – und ihre eigene Fehlerkultur. Im Gespräch mit Holger Klein geht es um die Frage, wie schwer sich Politiker und Politikerinnen mit dem Umgang mit Fehlern tun: Wie viel Offenheit und Ehrlichkeit können sie sich erlauben, ohne dass es ihnen schadet, weil es wiederum von Medien skandalisiert wird? Und was ist ein guter Umgang mit Fehlern?
Weiterer Lesetipp: Ralf Heimann hat sich hier bei uns im BILDblog in der achtteiligen Serie “Kleine Wissenschaft des Fehlers” mit Fehlern in den Medien und dem richtigen Umgang damit beschäftigt.

5. Zeit für einen Abflug?
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:30 Minuten)
Angesichts der fatalen Entwicklungen bei Twitter sei es an der Zeit, über Alternativen nachzudenken, meint Deutschlandfunk-Kolumnistin Marina Weisband, selbst erfolgreiche und reichweitenstarke Twitterin: “Zeit für Redaktionen, in sich zu gehen und sich Gedanken zu machen, wie viele und welche Nachrichten man sich von Twitter holt. Zeit für die Gesellschaft in sich zu gehen und nachzudenken, warum wir eigentlich keine Infrastruktur haben, die uns allen gehört – ihren Nutzenden.”

6. ESC-Legende Peter Urban im Abschiedsgespräch: “Ich finde es schön, diese Stimme zu haben”
(rnd.de, Imre Grimm)
Ein Vierteljahrhundert lang war Radiopionier Peter Urban in Deutschland Stimme und Gesicht des Eurovision Song Contest (ESC). Zum Abschied spricht Imre Grimm mit ihm über die Jahre beim ESC, Begegnungen mit Musiklegenden, Mucken im Hamburger “Onkel Pö” und “diese grässliche Zwangsfröhlichkeit” im heutigen Popradio.

Ex-“Bild”-Chef mit Pieptönen, Umstrittene Quelle, Hinweisgeber

1. ARD-Sendung über Ex-“Bild”-Chef ist wieder online – aber mit Pieptönen
(tagesspiegel.de, Tobias Mayer)
Der NDR musste eine Ausgabe von “Reschke Fernsehen” über den ehemaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt aus der Mediathek nehmen. Reichelt war juristisch gegen den NDR vorgegangen und das Landgericht Hamburg hatte per Beschluss verschiedene Äußerungen in der Sendung untersagt. Diese ist nun in einer überarbeiteten Fassung wieder abrufbar, mit einer vorangestellten Texttafel: “Diese Version ist eine bearbeitete Fassung. Einige Passagen sind derzeit Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzung. Sie sind vorläufig unkenntlich gemacht.”

2. Einigung beim Whistleblower-Gesetz
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 5:51 Minuten)
Mit fast zwei Jahren Verspätung und nach langem Hin und Her könnte in Deutschland bald das Whistleblower-Gesetz in Kraft treten, das auf eine EU-Richtlinie zurückgeht. Johannes Kuhn erklärt im Gespräch mit Antje Allroggen, welche Interessengruppen sich mit ihren jeweiligen Wünschen durchsetzen konnten.
Weiterer Lesetipp: Der Deutsche Journalisten-Verband hält den im Vermittlungsausschuss gefundenen Kompromiss zum Hinweisgeberschutzgesetz für unzureichend (djv.de, Hendrik Zörner).

3. Umstrittene Quelle: Polizei auf Social Media
(verdi.de, Julia Hoffmann)
Auch die Polizei nutzt Social Media für ihre Kommunikation. Ob jedoch Polizei-Accounts als Quellen für Journalistinnen und Journalisten geeignet sind, sei umstritten, da die Polizei ein eigenständiger Akteur in der öffentlichen Meinungsbildung ist. Der Medienwissenschaftler Michael Graßl hat die Kommunikation der Polizei in Sozialen Medien untersucht. Dabei geht es unter anderem um “kanalspezifische Unterschiede, Fehlerkultur und Corporate Influencer”.

Bildblog unterstuetzen

4. Erdogan verfolgt Journalisten auch im Exil
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert ein Ende der systematischen Einschüchterung türkischer Medienschaffender im Exil: “Die Türkei braucht ein neues politisches Klima, das die Rechte von Medienschaffenden und die Pressefreiheit sowohl im Land selber als auch im Ausland respektiert. Wir fordern die künftige Führung der Türkei auf, die seit Jahren anhaltenden, unerträglichen Schikanen gegen türkische Journalistinnen und Journalisten im Exil zu beenden.”

5. Mehr Sichtbarkeit mit LinkedIn – Tipps für Fachjournalist:innen
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Verena Bender, Expertin für “Personal Branding”, betont in einem Interview mit dem “Fachjournalist”, dass Sichtbarkeit in der Medienbranche heute nicht nur für freie Journalistinnen und Journalisten, sondern auch für festangestellte Redakteurinnen und Redakteure unerlässlich ist. Als ausgebildete Journalistin und PR-Managerin hat sie einige Tipps, wie man seine Fachkompetenz mit Hilfe des Netzwerks LinkedIn erfolgreich präsentieren kann.

6. Große Gefühle, gute Geschäfte
(taz.de, Aida Baghernejad)
Buchempfehlungen auf TikTok seien zu einer Macht im Literaturbetrieb geworden, berichtet Aida Baghernejad, aber es gebe auch Arroganz und Hass, vor allem gegen junge Frauen. Baghernejad erklärt das Phänomen, das für die Buchbranche eine Chance sein kann, junge Käuferschichten zu erreichen, aber auch Gefahren birgt.

Kohl vs. Diekmann, Böhmermann und der Quellenschutz, Welzers Empirie

1. Walter Kohl lässt rechtliche Schritte gegen Diekmann-Buch prüfen
(tagesspiegel.de)
Der “Tagesspiegel” berichtet unter Berufung auf dpa-Informationen, dass Walter Kohl, Sohn von Altkanzler Helmut Kohl, möglicherweise gegen das neue Buch von Ex-“Bild”-Chef Kai Diekmann vorgehen wolle: “Viele Darstellungen Kai Diekmanns sind falsch. Von diesen Vorwürfen habe ich erst gestern Nachmittag erfahren, jetzt werde ich rechtliche Schritte prüfen lassen”, so Walter Kohl. Die im Buch behandelten Details seien “ein durchschaubarer Versuch von Herrn Diekmann, mit unseriösen und reißerischen Äußerungen Buchverkäufe auf dem Rücken unserer Familie abzusetzen.”

2. Böhmermann und der Quellenschutz
(correctiv.org, Justus von Daniels)
Nachdem das sogenannte Ibiza-Video für einen der größten politischen Skandale Europas sorgte, landete Julian Hessenthaler, der Urheber des Videos, im Gefängnis. Nach seiner Freilassung gab er “Correctiv” das erste Interview. Im Gespräch mit Tilo Jung erzählte Hessenthaler später noch einmal in aller Ausführlichkeit, wie das Ibiza-Projekt ablief, und welche unrühmliche Rolle dabei aus seiner Sicht Jan Böhmermann spielte, der mit einer öffentlichen Anspielung im Vorfeld der Veröffentlichung viel kaputt gemacht habe (wen nur dieser Aspekt interessiert: Auf Twitter gibt es einen knapp siebenminütigen Ausschnitt). Wie die “Correctiv”-Redaktion berichtet, hätten sie und andere Medien inzwischen ein Schreiben von Böhmermanns Anwalt erhalten, in dem dieser mitteile, dass Jan Böhmermann keine Vertraulichkeit zugesichert habe. Für “Correctiv” kommentiert Chefredakteur Justus von Daniels, selbst Jurist: “Mit der Aussage seines Anwalts zieht sich Böhmermann auf eine juristische Ebene zurück, was sein gutes Recht ist: Wer keine Vertraulichkeit zusagt, muss sich grundsätzlich auch nicht daran halten. Er dreht den Schutz damit zu seinen Gunsten um. Der Quellenschutz im Journalismus ist allerdings kein juristischer Vorgang, sondern ein ethischer Maßstab, um Vertrauen gegenüber Informanten zu gewährleisten – egal wie undurchsichtig ein Mensch sein mag, der Informationen mitteilt.”

3. Die Empirie geschlossen – und alle Fragen offen
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Offenbar wollte der Autor Harald Welzer den in seinem Buch über “Die Vierte Gewalt” (Co-Autor: Richard David Precht) erhobenen Vorwurf, die deutschen Medien zeichnen ein einseitiges und gefährliches Bild vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, empirisch untermauern. Andrej Reisin kann Welzers Untersuchung wenig abgewinnen: “Mit viel Aufwand und sprachlichem Glitter versucht Welzer seinem Essay den Mantel der Wissenschaftlichkeit umzuhängen. Es soll der auf empirischer Forschung beruhende Beweis angetreten werden, dass seine und Prechts Thesen von der Einseitigkeit der Medien, ihrer Verliebtheit in die eigene Rolle und Macht, ihrer von der öffentlichen Meinung massiv abweichende veröffentlichte Meinung nicht einfach nur Bauchgefühl sind, sondern wissenschaftlich begründ- und belegbar. Doch die scheinbare Empirie, die hier betrieben wird, besteht vor allem darin, bereits vorher feststehende Ergebnisse mit einem Datenwust zu unterfüttern.”

Bildblog unterstuetzen

4. Die Spyware-Jagd
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl ist Gründerin des Thinktanks “BuzzingCitiesLab” und Algorithmic Accountability Reporting Fellow bei “AlgorithmWatch”. Im “journalist” schreibt sie über die Gefahren für Journalistinnen und Journalisten, die von Spionagetools ausgehen: “Spyware für Smartphones wie Pegasus oder Reign ermöglicht es Angreifern, Geräte zu infiltrieren, vertrauliche Informationen, Dokumente, auch intime, kompromittierende Daten und Aufnahmen zu erlangen. Die Überwachung kann Reporter*innen unter Druck setzen, Investigativrecherchen verhindern, die Identität von Quellen aufdecken und Quellen wie Journalist*innen in Gefahr bringen.”

5. Intransparent und undemokratisch
(taz.de, Caspar Shaller)
Der Deutsche Journalisten-Verband tritt im November aus der Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ) aus (Pressemitteilung), zu deren Gründungsmitgliedern er gehört. Als Hauptgründe werden “mangelnde Transparenz” und “undemokratisches Verhalten” genannt. Zuvor hätten bereits die Journalistenverbände Finnlands, Norwegens, Dänemarks und Islands beschlossen, ihre Mitgliedschaft in der IFJ aufzugeben. Die Gründe: “korrupte Aktivitäten”, undemokratische Praktiken und unethisches Finanzgebaren.

6. tagesschau startet auf Mastodon
(tagesschau.de, Frida Kammerer)
Die “Tagesschau” ist nun auch auf der dezentralen Plattform Mastodon vertreten: “Wir wollen den Aufbau der tagesschau-Mastodon-Community von Anfang an intensiv begleiten”, so Isabella David-Zagratzki und Patrick Weinhold, die die Social-Media-Redaktion leiten. Nach dem Erfolg der “Tagesschau” auf TikTok und Instagram wolle man jetzt das Fediverse erobern, von dem Mastodon ein Teil ist.

Ermittlungen gegen Reichelt, Armutsberichterstattung, Deep Fakes

1. Betrugsverdacht: Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Julian Reichelt auf
(tagesspiegel.de)
Wie der “Tagesspiegel” auf Basis von dpa-Informationen berichtet, hat die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt eingeleitet. Neben der Strafanzeige fordert der Springer-Verlag Geld von Reichelt zurück. Ein erster Gütetermin dafür sei für Juni vor dem Berliner Arbeitsgericht angesetzt.

2. Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesunken
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Laut der “Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen” (PDF) ist das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien im Jahr 2022 leicht gesunken, aber immer noch höher als vor der Corona-Pandemie. Das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist allerdings auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Studie gesunken: 62 Prozent der Befragten halten ihn für vertrauenswürdig. Helmut Hartung hat sich die Studie genauer angesehen und die interessanten Zahlen herausgefiltert.

3. Voller Klischees – wie Medien über Armut berichten
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 29:32 Minuten)
Das Thema Armut komme in Medien selten vor und wenn, dann oft in klischeehaften Scripted-Reality-Formaten oder in polarisierender Boulevardberichterstattung. Nina Landhofer spricht im Bayerischen Rundfunk mit ihrer Kollegin Ina Krauß, dem freien Journalisten Olivier David und dem Medienwissenschaftler Bernd Gäbler darüber, welche Fehler Redaktionen machen, ob sie die richtigen Fragen stellen, und wie das Thema Armut in Medien besser behandelt werden kann.

Bildblog unterstuetzen

4. Wer (oder was) stoppt die Selbstabschaffung von Sat.1?
(dwdl.de, Peer Schader)
Deutschlands ältester Privatsender Sat.1 arbeitet an nichts so beharrlich wie an der eigenen Unsichtbarkeit, meint “DWDL”-Kolumnist Peer Schader. Nur fünf (nicht ganz ernst gemeinte) Sofortmaßnahmen könnten jetzt noch helfen, den Marktanteil von Sat.1 zu stabilisieren.

5. Von neoliberaler Hustler-Männlichkeit in den Faschismus
(belltower.news, Veronika Kracher)
Auf Instagram haben sogenannte Life- und Finanzcoaches oft hunderttausende Follower und zeigen dort ihren luxuriösen Lebensstil. Sie suggerieren, dass ihre Gefolgschaft denselben Status erreichen kann, wenn sie denn nur den Ratschlägen folgt. Dies ist jedoch meist eine Masche des Multi-Level-Marketings und kann dazu führen, dass Follower in die menschenverachtende “Redpill”-Ideologie hineingezogen werden. Wie das im Detail funktioniert, erklärt Veronika Kracher in ihrem Text.

6. Willkommen im Deep Fake Zeitalter – Wenn Fiktion und Realität den Platz tauschen
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
“Auf TikTok explodieren gerade die Kanäle, auf denen Prominente verrückte Dinge tun. Das wirklich Verrückte daran: Für meinen Sohn ist diese Welt ‘echt’.” Der Journalist Richard Gutjahr berichtet von seiner ganz persönlichen Begegnung mit Deep Fakes, einem Aha-Erlebnis und einer Art digital-kulturellem Weckruf, der ihn habe erschaudern lassen.

Kastrieren als Kulturtat, Verfahren gegen Friedrich, Twitter verlassen?

1. Sie kastrieren eines der besten österreichischen Medien und feiern das als Kulturtat
(uebermedien.de, Achim Thurnher)
Am 3. Mai erschienen fast alle österreichischen Tageszeitungen aus Protest mit ausschließlich weißen Titelseiten – eine Aktion der Zeitungsverleger (offener Brief dazu) gegen den Entwurf des neuen ORF-Gesetzes. Armin Thurnher, Mitbegründer und Herausgeber der Wiener Wochenzeitung “Falter”, kritisiert das Verhalten der Verleger, denen es bereits im Vorfeld gelungen war, das Online-Angebot des öffentlich-rechtlichen ORF einzuschränken: “Sie kastrieren eines der besten Medien auf dem österreichischen Markt und feiern das als Kulturtat. Man muss schon über eine besondere Art von Humor verfügen, um so etwas ernsthaft und im Stil eines Manifestes vorzutragen.”

2. Presserat leitet Verfahren gegen Holger Friedrich ein
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Presserat hat offenbar ein Verfahren gegen den Verleger der “Berliner Zeitung”, Holger Friedrich, eingeleitet. Friedrich könnte gegen den Pressekodex verstoßen haben, indem er den Springer-Verlag darüber informierte, Informationen von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt erhalten zu haben. Alexander Krei kommentiert: “Für die ‘Berliner Zeitung’ könnte sich das Vorgehen des Verlegers noch als problematisch erweisen, denn wenn potenzielle Informanten bei der Zeitung fürchten müssen, dass geleakte Dokumente nicht vertraulich behandelt werden, wenden sie sich im Zweifel an eine andere Redaktion.”

3. Sollten Medien Twitter verlassen?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 32:29 Minuten)
Muss man sich von Elon Musk alles gefallen lassen? Wann ist der Punkt erreicht, an dem sich Medien und Redaktionen von Twitter verabschieden sollten? Darüber diskutieren Deutschlandfunk-Online-Multimedia-Chefin Nicola Balkenhol, ARD-Digitalexperte Dennis Horn und Brigitte Baetz von “mediasres”.

Bildblog unterstuetzen

4. Nie wieder Angst vor dem leeren Blatt: Die Arbeit mit ChatGPT
(fachjournalist.de, Aileen Gharaei, Audio: 19:55 Minuten)
Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeit im Journalismus? Welche Fähigkeiten brauchen Journalistinnen und Journalisten in Zukunft, um mit neuen Technologien umgehen zu können? Und wie wirkt sich das auf das Berufsbild aus? In dieser Folge des “Fachjournalist”-Podcasts befragt Aileen Gharaei die Journalistin Ulrike Köppen zu diesem Thema. Die Expertin diskutiert Chancen und Risiken von KI-Anwendungen im Journalismus, insbesondere am Beispiel von ChatGPT.

5. Millionen-Bußgeld gegen Telegram landet vor Gericht
(spiegel.de)
Im vergangenen Herbst verhängte das Bundesamt für Justiz ein Bußgeld in Millionenhöhe gegen Telegram. Der Messengerdienst habe kein ständig verfügbares Beschwerdeverfahren bereitgestellt, bei dem Nutzerinnen und Nutzer rechtswidrige Inhalte melden können. Außerdem habe Telegram keinen sogenannten Zustellungsbevollmächtigten benannt, an den deutsche Gerichte und Behörden Schriftstücke mit rechtsverbindlicher Wirkung senden können. Nachdem sich Telegram gegen die Vorwürfe gewehrt hat, werde nun das Bonner Amtsgericht über die Sache entscheiden.

6. Wie fotografiert man Menschlichkeit?
(monopol-magazin.de, Alexandre Kintzinger)
Im “Monopol”-Magazin erinnert Alexandre Kintzinger an Edward Steichen, einen der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts: “Vor 50 Jahren starb der Fotograf, der wie kaum ein anderer unser heutiges Verständnis von moderner Fotografie prägte. Vor allem etablierte er, dass auch dieses damals noch junge Medium eine Kunstform sein kann. Eine, die uns nicht nur ein Bild davon geben kann, wie die Dinge sind, sondern auch, wie sie sein könnten.” Der Text geht auch auf Steichens bekannteste Werke wie die Modefotografien für “Vogue” und “Vanity Fair” sowie seine Kriegsfotografien ein.

KW 18/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Dunja Hayali – “Was ist denn konservativ für Sie?”
(ardaudiothek.de, Jagoda Marinić, Audio: 2:06:14 Stunden)
Bei “Freiheit Deluxe” spricht Jagoda Marinić mit der Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali, die sowohl beim “Morgenmagazin” als auch beim “Aktuellen Sportstudio” und seit Februar dieses Jahres auch beim ZDF-Nachrichtenmagazin “heute Journal” zum Moderationsteam gehört. In dem Gespräch geht es auch um das Thema Meinungsfreiheit: Warum ist es heute so schwer, ins Gespräch zu kommen, zuzuhören? Gibt es tatsächlich Redeverbote in unserer Gesellschaft? Oder haben wir die Fähigkeit verloren, andere Meinungen auszuhalten?

2. Gero von Boehm in der Hörbar Rust
(radioeins.de, Bettina Rust, Audio: 1:51:04 Stunden)
In der “Hörbar Rust” hat sich Bettina Rust mit dem Journalisten und Fernsehproduzenten Gero von Boehm an den virtuellen Tresen gesetzt. Von Boehm hat über 100 Dokumentarfilme produziert und Persönlichkeiten wie Loriot, Stephen Hawking, Susan Sontag und Karl Lagerfeld interviewt – beim SWR über ein Jahrzehnt in der Sendung “Wortwechsel”, bei 3sat viele Jahre in der Gesprächsreihe “Gero von Boehm begegnet …”.

3. Tod einer Ikone – Die Journalistin Shireen Abu Akleh
(swr.de, Nadja Odeh, Audio: 54:27 Minuten)
Der Tod von Shireen Abu Akleh, einer Journalistin mit palästinensischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, hat weltweit große Aufmerksamkeit erregt. Sie wurde während ihrer Berichterstattung im Mai 2022 durch einen Schuss aus einer israelischen Militärwaffe getötet. Dieser Vorfall werfe bis heute viele Fragen auf. In dem SWR2-Feature teilen Freundinnen, Familienangehörige, Menschenrechtsaktivisten und Kolleginnen von Shireen Abu Akleh ihre Erinnerungen an sie.

Bildblog unterstuetzen

4. “Wann hat man denn den Kartoffelstatus erreicht?”
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura, Audio: 28:40 Minuten)
Auf der Leipziger Buchmesse traf Nadia Zaboura die Journalistin Vivian Perkovic (3sat-“Kulturzeit”) und sprach mit ihr über Medien in der Einwanderungsgesellschaft: Wie tragen Zeitungen, Radio, TV und Online-Formate zum Zusammenleben in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft bei? Bilden sie die Sichtweisen und Anliegen von Menschen mit Migrationsgeschichte ausreichend ab? Und welche Verantwortung tragen Journalistinnen und Journalisten, wenn sie über “Silvesterkrawalle”, Rassismus oder den Fastenmonat Ramadan berichten?

5. Haltung im Journalismus
(mdr.de, Lars Sänger & Carsten Kayser, Video: 29:30 Minuten)
Hat Haltung im Journalismus etwas zu suchen? Oder ist Berichterstattung mit Haltung automatisch tendenziös, unausgewogen oder parteiisch? In dem Film von Lars Sänger und Carsten Kayser kommen Journalistinnen und Journalisten zu Wort, denen vorgeworfen wird, durch tendenziöse, meinungslastige oder unsachliche Berichterstattung “Haltungsjournalismus” zu betreiben.

6. @PhilLaude – Wie übernimmst du Verantwortung für deine Gefühle?
(youtube.com, Matze Hielscher, 1:51:04 Stunden)
Phil Laude war vor 15 Jahren einer der ersten erfolgreichen Youtuber in Deutschland und veröffentlichte mit seinem damaligen Kollektiv “Y-Titty” das erste von vielen Videos. Nachdem sich das Trio schließlich auflöste, startete Laude seine Solokarriere und widmete sich der Schauspielerei und Stand-up-Comedy. Phil Laude sei jemand, mit dem man sofort ein offenes und tiefes Gespräch führen könne, schwärmt Podcaster Matze Hielscher in seinem “Hotel Matze”: “Wir sprechen über Humor, Mut, Trauer, Abschiede, Träume, Leistungsdruck und Gefühle. Es geht – mal wieder – ums Menschsein.”

Auswüchse der Pressefeindlichkeit, Benjamins Wirklichkeit, KI und Medien

1. Darum schützen Faktenchecks die Pressefreiheit
(correctiv.org, Bastian Schlange)
Im Zuge der Corona-Pandemie haben Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten zugenommen. Die Berichterstattung über Demonstrationen wurde oft zum Spießrutenlauf, begleitet von “Lügenpresse”-Chören und Buhrufen. In seinem Essay erläutert Bastian Schlange, warum Faktenchecks für den Schutz der Pressefreiheit unerlässlich sind. Der Text basiert auf Auszügen aus dem Buch “Das einzig wahre Faktencheckbuch”, das vor einer Woche im “Correctiv”-Verlag erschienen ist.

2. “Ganz normale” Morddrohungen und Vergewaltigungsfantasien
(journalist.de, Michael Kraske)
Beim “journalist” beschäftigt sich Michael Kraske mit den Auswüchsen der Pressefeindlichkeit: “Auf der Straße wird geschubst, gespuckt, geschlagen. In der digitalen Welt wird beleidigt, bedroht und gehetzt. Unter Dauerdruck geraten längst nicht nur Lokalredaktionen, sondern ganz besonders auch Journalistinnen, People of Color, die Zuständigen für Social Media und Freiberufliche. Zur Wahrheit gehört auch, dass Pressefeindlichkeit zwar durchaus auch im radikal linken oder islamistischen Aktivismus auftritt, aber eben doch ganz überwiegend im rechten Spektrum geschürt und hemmungslos ausgelebt wird.”

3. Wie sehr vertrauen die Menschen den Medien noch – und wie sehr sollten sie?
(uebermedien.de, Holder Klein, Audio: 24:31 Minuten)
Holger Klein spricht diese Woche mit dem Journalistikprofessor Tanjev Schultz über die neueste Studie zum Medienvertrauen: Wie viel Medienmisstrauen verträgt eine Gesellschaft? Warum spielen die sogenannten alternativen Medien eine geringere Rolle als angenommen? Wie sieht das Medienvertrauen in anderen Ländern aus? Und warum ist Entschleunigung so wichtig?

Bildblog unterstuetzen

4. Social Media: Journalistisches Tool mit Impact?
(podcastfe7a98.podigee.io, Media Lab Bayern, Sabrina Harper, Audio: 25:13 Minuten)
Im Podcast “Media for Peace” begrüßt Sabrina Harper gleich zwei Fachleute: Annika Sehl, Inhaberin des Lehrstuhls für Journalistik mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, und Musa Aziz, Projektmanager aus Afghanistan mit journalistischer Expertise. Es geht unter anderem um die Rolle von Sozialen Medien in Krisen- und Kriegsgebieten.

5. Benjamin und die Wirklichkeit
(jungle.world, Konstantin Nowotny)
Konstantin Nowotny rezensiert Benjamin von Stuckrad-Barres Roman “Noch wach?”, der von vielen als Enthüllungsbuch über den Springer-Konzern gefeiert werde. Stuckrad-Barre gelängen “gleich mehrere schöne Kontrastierungen”, doch seine “vereinzelte Versuche, seinen Erzähler als großen Geläuterten dieser Geschichte zu zeichnen”, seien “ein bisschen zu bemüht”: “Etwa wenn dieser verlauten lässt, dass er die Bild-Zeitung und ihren Chefredakteur noch nie mochte oder dass von Einvernehmlichkeit nicht die Rede sein kann, wenn hinter der privaten Beziehung ein enormes berufliches Machtgefälle steht. Sind das die Gedanken desselben Autors, der 2012 im Auftrag der Axel Springer AG ein Theaterstück zum 100. Geburtstag des namensgebenden verstorbenen Verlegers schrieb?”

6. KI und Medien: Wie Künstliche Intelligenz uns alle täuschen kann
(ndr.de, Sophia Stritzel & Christoph Deuschle, Audio: 17:33 Minuten)
Angesichts der immer umfänglicheren Möglichkeiten von KI-Bildgeneratoren stellen sich für “Zapp” verschiedene Fragen: “Was können wir noch glauben? Wem nützt diese Technologie? Wer könnte sie für politische Zwecke missbrauchen?” Das Medienmagazin hat mit Expertinnen und Experten gesprochen und einen AfD-Politiker getroffen, der KI-Bilder für seine Social-Media-Kanäle nutzt.

NDR widerspricht Reichelt-Anwalt, Deutschland auf 21, Chatbot-Gefahr

1. “Angriffe dürfen kein Normalfall werden”
(tagesschau.de, Belinda Grasnick & Konstantin Kumpfmüller)
Pünktlich zum internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai hat die Organisation Reporter ohne Grenzen ihre aktuelle Rangliste der Pressefreiheit veröffentlicht, in der Deutschland auf Platz 21 liegt. Lutz Kinkel, Direktor des European Centre for Press and Media Freedom in Leipzig, bewertet die Stimmung gegenüber Medienschaffenden in Deutschland als ambivalent: “Einerseits haben die ‘Querdenken’-Demonstrationen während der Covid-Pandemie ein sehr pressefeindliches Klima erzeugt”, so Kinkel gegenüber tagesschau.de. Andererseits habe die Pandemie auch dazu geführt, dass die Menschen wieder mehr Wert auf gut recherchierte Nachrichten legten.

2. Sendung über Ex-“Bild”-Chefredakteur: NDR widerspricht Reichelt-Anwalt
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Der ehemalige Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, Julian Reichelt, habe eine einstweilige Verfügung gegen die NDR-Sendung “Reschke Fernsehen” vom 16. Februar dieses Jahres erwirkt. Das TV-Magazin dürfe “zahlreicher Äußerungen und Vorwürfe” gegen Reichelt nicht mehr verbreiten, so Reichelts Anwalt in einer Pressemitteilung. Der NDR hat die Sendung offenbar aus der Mediathek genommen, teilt zur “Causa Reichelt” aber mit: “Gericht erklärt Berichterstattung über Machtmissbrauch als zulässig”, räumt ein, dass “einige Äußerungen in der Sendung ‘Reschke Fernsehen’ vorläufig verboten worden sind”, und kündigt an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.

3. Staatsanwaltschaft klagt Freiburger Journalisten an
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wie Sebastian Meineck bei netzpolitik.org berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe einen Redakteur von Radio Dreyeckland angeklagt. Der Vorwurf basiere auf einer Nachrichtenmeldung, die dieser Redakteur verfasst habe und in der ein Link zum Archiv der verbotenen Plattform “linksunten.indymedia” enthalten gewesen sei. Der betroffene Journalist sehe in der Anklage einen “skandalösen Eingriff in die Pressefreiheit”.

Bildblog unterstuetzen

4. Wie Chatbots für Desinformation genutzt werden
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 5:00 Minuten)
Laut einer Medienanalyse des Portals “NewsGuard” sollen 49 verschiedene Websites in betrügerischer Absicht Falschnachrichten veröffentlicht haben, die offenbar fast vollständig von sogenannter Künstlicher Intelligenz verfasst wurden. Der Deutschlandfunk sprach mit dem Digitaljournalisten Markus Beckedahl über die Hintergründe. In dem Interview geht es auch darum, wie Leserinnen und Leser solche Texte entlarven und sich vor der Verbreitung von Falschmeldungen schützen können.

5. “Die ARD zu leiten, ist wie den SC Freiburg trainieren”
(journalist.de, Jan Freitag)
SWR-Intendant Kai Gniffke steht seit 100 Tagen als Vorsitzender an der Spitze der ARD. Ein guter Anlass, um mit ihm über die großen Themen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu sprechen: Wie geht man mit Kritik am System um? Welche Lehren zieht die ARD aus den Skandalen bei RBB und NDR? Und wie stellt sich der Senderverbund für die Zukunft auf?

6. Musk droht angeblich Radiosender, dessen Account neu zu vergeben
(spiegel.de)
Der Streit zwischen Twitter-Besitzer Elon Musk und dem US-Radiosender NPR, dessen Twitter-Account 8,8 Millionen Menschen folgen, geht in die nächste Runde: Nachdem Musk den Sender mit verschiedenen unzutreffenden Etiketten belegt hatte, hatte dieser seine Twitter-Aktivitäten eingestellt. Nun droht Musk, den Account anderweitig zu vergeben.

Freier Foto-Streik, Aus für “Vice”, Fußball-TV-Rechte

1. ver.di-Streik der freien Fotograf*innen bei dpa
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft ver.di hat die arbeitnehmerähnlichen freien Fotografinnen und Fotografen bei der dpa zu einem zweitägigen Streik aufgerufen: “Seit vielen Jahren warten die rund 60 freien dpa-Fotografinnen und -Fotografen auf Erhöhungen ihrer Honorare und Kilometergeld-Pauschalen. Mittlerweile zahlen sie oft drauf. Deshalb orientieren sich viele von ihnen zunehmend in Richtung anderer, besser zahlender Auftraggeber, obwohl sie lieber regelmäßig zu zeitgemäß erhöhten Honoraren für die dpa arbeiten und die lange Arbeitsbeziehung mit der dpa fortsetzen würden”, so ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband unterstützt den Arbeitskampf und zeigt “Solidarität mit dpa-Freien” (djv.de, Hendrik Zörner).

2. Vice Media steht vor der Insolvenz
(faz.net)
Nach erfolgloser Suche nach einem Käufer bereitet das Online-Medienunternehmen Vice Media seine Insolvenz vor. Es muss seine Website und sein Kabelprogramm einstellen. Vice Media, das zwischenzeitlich mit 5,7 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, sind offenbar sinkende Werbeeinnahmen zum Verhängnis geworden.

3. Wie groß ist die „Große Koalition“ wirklich?
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 2:18 Minuten)
Unionsparteien und SPD sind zusammen längst nicht mehr so stark wie früher. Was wir heute “Große Koalition” nennen, ist meist so groß wie jede andere Koalition, stellt Stefan Fries im Deutschlandfunk-Sprachcheck fest: “Wenn Medien von einer ‘Großen Koalition’ aus Union und SPD reden, verschleiern sie deren tatsächliche Größe. Stattdessen könnten sie ganz leicht benennen, wer da koaliert: CDU oder CSU mit SPD – oder umgekehrt. Schließlich kommt es auch auf die Reihenfolge an.”

Bildblog unterstuetzen

4. Journalistin Gilda Sahebi im Interview
(de.ejo-online.eu, Pauline Wörsdörfer)
Die Demonstrationen im Iran halten unvermindert an, wobei das Kopftuch der iranischen Frauen weiterhin als zentrales Symbol gilt. In europäischen Medien werde das Thema jedoch immer weniger diskutiert. Im Gespräch mit dem “European Journalism Observatory” gibt die Journalistin, Medizinerin und Nahost-Spezialistin Gilda Sahebi einen Einblick in die gegenwärtige Situation im Iran und betrachtet kritisch die Berichterstattung der europäischen Medien über das Ausland.

5. Jung, brutal, mittellos
(taz.de, Luise Mosig)
Luise Mosig berichtet in der “taz” über den Überlebenskampf von “Straßen aus Zucker” (“SaZ”), der größten linken Jugendzeitung Deutschlands. Wie viele linke Projekte sei auch “SaZ” finanziell schlecht aufgestellt. Nun soll ein Spendenaufruf die Zeitung retten, die immerhin eine Auflage von 150.000 Exemplaren habe.

6. Die Zeit wird knapp
(sueddeutsche.de, Anna Dreher)
Während um die Übertragungsrechte der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer regelmäßig regelrechte Bietergefechte stattfinden, ist es bei der Frauen-WM ruhig: Knapp drei Monate vor dem Turnier seien die TV-Rechte ausgerechnet im europäischen Kernmarkt noch nicht vergeben. Anna Dreher erläutert die unterschiedlichen Interessenlagen.

Blättern:  1 ... 51 52 53 ... 1146