Werbeverkäufe, Debatten, Alles Nichts Oder?!

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “25 Jahre ‘Alles Nichts Oder?!’: Die Geschichte zur Torte zur Show”
(ulmen.tv, Peer Schader)
Peer Schader vermisst “Alles Nichts Oder?!”: “Es ist verrückt, aber: Genau so eine Show fehlt im Fernsehen heute unendlich.”

2. “Der Preis des Ruhms”
(faz.net, Malte Welding)
Malte Welding beleuchtet den Hass, der Prominenten entgegenschlägt: “Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre explodierte die Celebrity-Kultur, als auf einmal Models Superstars wurden und das Privatfernsehen Futter brauchte. Mit Celebrity-Blogs und Leserreportern ist zur Jahrtausendwende aus dem Interesse eine 24-Stunden-Überwachung geworden. Der Star sitzt im goldenen Käfig, die Wärter sind wir.”

3. “Newspaper ad sales skid for seventh straight year”
(newsosaur.blogspot.ch, Alan D. Mutter, englisch)
Werbeverkäufe von Zeitungen und Google im Vergleich. “Though publishers from time to time have blamed Google for taking advertising away from them, the fact is that newspapers, magazines and broadcasters never developed products to compete with Google, which now is applying the highly effective principles of keyword-targeted search advertising to banner, video and mobile advertising.”

4. “Hinter der Paywall: Ende der Diskussion”
(wiegold.wordpress.com)
Thomas Wiegold fragt sich, wie Debatten funktionieren sollen, wenn sie nicht online stattfinden: “Die Beschränkung auf die gedruckte Zeitung und das Verstecken des Gastbeitrags hinter einer Paywall sorgt nämlich vor allem für eines: Dieser Text wird – und bleibt – der öffentlichen Debatte entzogen.”

5. “Offshore-Leaks – angsterregender Datenhandel”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fragt zu den Offshore-Leaks: “War das alles? Die Medien haben doch seit Jahren über Offshore-Praktiken in der Wirtschaft berichtet. Liefert dieser Berg an gestohlenen Daten keine konkreteren Informationen?”

6. “Staatsräson und Entfremdung”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Ein Interview mit Journalist Werner Sonne: “Sie sprechen hier in der Tat ein Problem an, bei dem Journalisten extrem empfindlich sind, wenn man ihnen vorhält, dass sie auch Verantwortung tragen. Wenn es zu Fehlleistungen gekommen ist, haben sie oft große Probleme damit und reagieren extremst sensibel, wenn Kritik an ihnen geübt wird. Es gibt da wenig Selbstkritik.”

Piraten, Roboter, Offshore-Leaks

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1. “The ‘Somali pirates’ who are not what they seem”
(channel4.com, Video, 8:30 Minuten, englisch)
Westliche Reporter suchen nach Piraten aus Somalia – und finden irgendwann auch welche. Nur, es sind keine Piraten aus Somalia.

2. “Von den Medien belagert”
(vocer.org, Semiya Simsek)
Semiya Simsek, deren Vater vom NSU ermordet wurde, berichtet von ihren Erfahrungen mit den Medien: “Jetzt plötzlich kamen die Vertreter der Medien, um uns ihr Mitgefühl auszusprechen, klagten über den Zustand der Republik und über die allzu lange verharmloste und verdrängte Gefahr, die von den Neonazis ausgehe. Sie taten so, als hätten sie schon immer gewusst, dass die Mordserie von Rechtsextremen verübt worden war. Warum hatte dann zuvor kaum einer darüber geschrieben?”

3. “Roboter erobern gar nichts!”
(scilogs.de, Boris Hänßler)
Bisher erobern Roboter vor allem die Schlagzeilen, stellt Boris Hänßler fest.

4. “Two men arrested on suspicion of supplying drugs after film-maker Lee Halpin ‘freezes to death’ while making documentary about homeless people”
(independent.co.uk, John Hall und Kevin Rawlinson, englisch)
Für das Investigativjournalismus-Programm von Channel 4 plante Lee Halpin, eine Woche in Newcastle auf der Straße zu leben. Nun wurde der 26-Jährige tot aufgefunden.

5. “#Offshore-Leaks: Reine Routinefragen”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal stellt Fragen zu den Offshore-Leaks: “Auch viele Regierungen hätten ein gutes Tatmotiv für die Enthüllung; vor allem hätten sie die geeigneten Mittel, um an die Daten zu gelangen. Ihre Staaten sind hoch verschuldet und suchen nach neuen Einnahmequellen.” Siehe dazu auch “Gefährliche Lust auf die Festplatte” (sueddeutsche.de, Heribert Prantl).

6. “Kriminalstatistiken und ihre Interpretation”
(nzz.ch, C. Schwarzenegger und D. Studer)
Zwei Kriminologen schreiben zur Interpretation von Kriminalstatistiken, auch durch die Medien.

“Spiegel”: Bild.de sieht doppelt

Beim “Spiegel” stehen womöglich bald wichtige Personalentscheidungen an, wie Bild.de gestern Abend unter Berufung auf seriösere Quellen berichtet:

“Der Spiegel” will sich von seinen beiden Chefredakteuren Georg Mascolo (48) und Mathias Müller von Blumencron (52) trennen. Das berichten übereinstimmend die WELT und das Hamburger Abendblatt .

Gleich zwei Quellen, so gründlich sind sie im Hause “Bild” selten! Und es sind sogar beide verlinkt.

Der Text bei der “Welt” (Axel Springer AG) ist von Kai-Hinrich Renner und beginnt so:

Dass es womöglich keine so fürchterlich gute Idee war, Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron zu gleichberechtigten Chefredakteuren des “Spiegels” zu machen, hätte der Geschäftsführung und den Gesellschaftern des Nachrichtenmagazins eigentlich schon im Februar 2011 auffallen können. Damals entschloss man sich, den beiden, die – vornehm ausgedrückt – nicht gerade beste Freunde sind, unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche zuzuteilen.

Der Text beim “Hamburger Abendblatt” (Axel Springer AG) ist von Kai-Hinrich Renner und beginnt so:

Dass es womöglich keine so fürchterlich gute Idee war, Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron zu gleichberechtigten Chefredakteuren des “Spiegels” zu machen, hätte der Geschäftsführung und den Gesellschaftern des Nachrichtenmagazins eigentlich schon im Februar 2011 auffallen können. Damals entschloss man sich, den beiden, die – vornehm ausgedrückt – nicht gerade beste Freunde sind, unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche zuzuteilen.

Dass “Welt” und “Abendblatt” “übereinstimmend” berichten, ist also keine wirkliche Überraschung. Es ist der gleiche Text.

Mit Dank an Franca.

taz.de  

Das kommt ihm nordkoreanisch vor

Harald Martenstein möchte nicht, dass wir ihn “den Franz Josef Wagner vom ‘Zeit Magazin'” nennen. Womöglich hat es Deniz Yücel von der “taz” auch nicht gefallen, dass wir ihn in einem einzigen Satz schon mit Wagner, Martenstein und Henryk M. Broder verglichen haben. Andererseits hat sich Yücel seinen Platz in der Ruhmeshalle der meinungsstarken, aber faktenschwachen Lautsprecher redlich verdient. Zum Beispiel mit seiner aktuellen Kolumne auf taz.de.

Yücel beginnt gewohnt wortgewaltig:

Professionelle Lügner verfälschen die Realität und manipulieren unser Denken. Wir werden abgelenkt, eingelullt, ruhiggestellt. Man bringt uns dazu, ständig vor dem Fernseher zu sitzen, Klatschmagazine zu lesen und große Mengen giftiger Nahrung zu essen. Wir geben uns jeder neuen Mode und jedem neuen Trend hin. Und natürlich Shopping, immer wieder Shopping. All das dient aber nur dazu, uns zu kontrollieren und zu betäuben, damit die Herrschenden ungestört ihre Kriege führen und ihren imperialistischen Interessen nachgehen können.

Den ganzen nächsten Absatz verwendet er dann darauf, zu erklären, woher diese Thesen nicht stammen (“Flugblatt der Ortsgruppe Hildesheim der Linkspartei”, “versprengte Basisgrüne”, “Ökumenischer Kirchentag”, “an der 9/11-Forschung geschulte Internetspinner”, “Zitate aus einem im Nachlass von Stéphane Hessel gefundenen Text”, “Leserbriefschreiber”).

Nein:

All diese Erkenntnisse stammen vielmehr aus einem nordkoreanischen Propagandafilm. Es ist kein Propagandafilm der üblichen Sorte, keine kämpferischen Soldaten, fröhlichen Arbeiter und winkende Kims. Denn in diesem Film geht es nicht um Nordkorea, jenes geheimnisvolle Land, über das Christopher Hitchens einmal geschrieben hat, man habe dort eine neue Spezies von Mensch erschaffen.

Ob dem wirklich so ist, kann niemand überprüfen. Dafür gewährt dieser Film einen Einblick darin, wie die nordkoreanische Staatspropaganda die westliche Welt sieht. Das erstaunliche Ergebnis: Etwa so wie ein guter Teil der Linken in Deutschland und anderswo.

Yücel hat den ersten Teil der deutschsprachigen Synchronfassung des Films bei taz.de eingebettet, beschreibt aber sicherheitshalber noch mal ausführlich, was es dort alles zu sehen gibt:

Der irgendwann zwischen 2009 und 2011 entstandene Film wurde von freiwilligen Helfern erst ins Englische und dann ins Deutsche übersetzt. Er kommt wie eine Mischung aus Videoclip und Dokumentation im History Channel daher; Bilder von vorzugsweise amerikanischen Politikern werden mit Kriegsbildern und Szenen aus der “Konsumwelt” zusammengeschnitten und natürlich darf auch der Führer nicht fehlen, weil erst durch ihn eine Condoleezza Rice ins rechte Licht gerückt wird. Die Sprache ist kein spätstalinistischer Barock, es fehlt auch der hysterisch-schwülstige Ton, in dem nordkoreanische Nachrichtensprecherinnen gelungene Raketenstests vermelden.

Wie es sich für eine ordentliche Doku gehört, kommt zwischendurch ein Experte zu Wort, dessen Gesicht aber in der Bearbeitung verpixelt wurde – offenbar damit dieser nordkoreanische Borat auch weiterhin unerkannt in Südkorea auf Safari gehen kann. […]

Wie also sehen sie aus, die tatsächlichen Zustände im Westen? Die Propagandisten der Herrschenden haben uns durch ihre Lügen, durch Mode, Musik, Technologie und Sex zu Konsumsklaven verwandelt, die härter und härter arbeiten, um Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen. Drogensüchtige Popstars wie Elvis Presley gehören ebenso zu ihren Machtinstrumenten wie Sneakers und iPhones.

Mit seiner Formulierung vom “nordkoreanischen Borat” war Yücel der Wahrheit so nahe wie selten, denn der Film mit dem Titel “Propaganda” ist (ebenso wie “Borat”) eine Mockumentary, eine als Dokumentation getarnte Fiktion, ein Fake.

Auf der offiziellen Website des Films deutet der neuseeländische Regisseur Slavko Martinov dies eher nur an, aber in einem Video-Interview erzählt er, er habe nach einem besonderen Kniff gesucht, um seine Dokumentation über Propaganda außergewöhnlicher zu machen, und sei so auf die Idee gekommen, den Film als fiktive nordkoreanische Dokumentation aufzuziehen.

Seine Wahl sei unter anderem deshalb auf Nordkorea gefallen, weil über das Land (anders als etwa über Kuba oder den Iran) im Rest der Welt so gut wie gar nichts bekannt sei und der Film deshalb nicht so schnell als Fake identifiziert werden konnte. Da der Erzähler von “Propaganda”, ein Bauunternehmer aus Neuseeland, der in Nordkorea geboren wurde, aber inzwischen von der südkoreanischen Gemeinde in Christchurch für einen nordkoreanischen Spion gehalten und ausgegrenzt wird, hat Martinov inzwischen eine Kampagne gestartet, um den Ruf des Mannes zu retten.

All dies hätte Deniz Yücel mit ein paar Minuten Googeln herausfinden können, aber es hätte ihm natürlich seinen schönen Gesinnungsaufsatz mit dem Titel “Wir Linkskoreaner” kaputtgemacht. Denn nur unter der Prämisse, dass das Video tatsächlich ein nordkoreanischer Propagandafilm ist, kann er den ideologischen Schulterschluss, den er auf Grundlage dieses Films zwischen dem Regime in Nordkorea und “der Linken in aller Welt” vermutet, beschreiben:

Und spätestens, als im vierten Teil die Gründung des Staates Israel geschildert wird, ein “bösartiges wie unnötiges” Unterfangen, das die britischen Imperialisten gemeinsam mit den “Rothschild-Zionisten” ausgeheckt haben, um die arabische Bevölkerung zu kolonialisieren, als – natürlich nicht ohne jüdische Kronzeugen – in Wort und Bild nahegelegt wird, die Israelis seien die Wiedergänger der Nazis und als schließlich erläutert wird, wie Israel den Holocaust dazu ausnutzt, um Kritik an seiner Politik als antisemitisch abzuschmettern, spätestens dann also fragt man sich: Warum nur bleibt die Linke in aller Welt so teilnahmslos angesichts der imperialistischen Bedrohung, der die Genossinnen und Genossen im friedliebenden Nordkorea ausgesetzt sind? Herr Augstein, übernehmen Sie!

Ja. Oder halt irgendein Nervenarzt.

Mit Dank an Peter.

Nachtrag, 6. April: Bereits gestern hat Deniz Yücel seinem Text einen Nachtrag hinzugefügt, den wir gerne vollständig wiedergeben:

Nachtrag: Einige Leser sowie der “Bild-Blog” behaupten nun, mir sei ein Fehler unterlaufen. Der Film “Propaganda” sei in Wirklichkeit kein nordkoreanischer Propagandafilm, sondern ein Film des neuseeländischen Regisseurs Slavko Martino [sic!] über Propaganda.

Das ist richtig. Und doch nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich ist die Erzählperspektive als nordkoreanischer Dokumentarfilm, der in einer Umkehrung des Wortes vom “Schurkenstaat” die westliche Welt als Ansammlung von Schurkenstaaten dämonisiert, fiktiv.

Aber der entscheidende Punkt ist: Was hier dargestellt wird, ist die nordkoreanische Sicht auf die westliche Welt. Man vergleiche beispielsweise die Einlassungen des Films über den Staat Israel mit den Tiraden der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Und man vergleiche beides mit dem Zuspruch, auf den diese propagandistisch verzerrte Sicht in den Kommentaren bei Youtube oder auch bei taz.de trifft. Das Ergebnis ist ein Maß an Übereinstimmung, das auch im Text beschrieben wird.

Regisseur Martino [sic!] sagt, dass er seinen Film als nordkoreanischen Propagandafilm ausgegeben habe, damit der Fake nicht sofort als solcher erkennbar wird. Ob er nur die Funktionsweise von Propaganda darstellen wollte oder sich eine – unter Linken, aber ebenso unter Rechten und religiösen Fundamentalisten – verbreitete Kritik an der kapitalistischen Konsumgesellschaft wenigstens teilweise zueigen macht, ist weniger interessant. Viel interessanter ist, dass der Film durch diesen Trick eben nicht als fiktive Dokumention zu erkennen ist.

Einen Text über einen fiktiven Film zu schreiben und diesen als fiktiv auszuweisen, wäre eine gewöhnliche Besprechung. Aber wenn man einen solchen Film so authentisch darstellt, wie er sich selber gibt, eine gefakte Rezension über eine gefakte Dokumentaion, wird daraus ein soziales Experiment: In den Raum wird die Behauptung gestellt, dass das Denken vieler Linker nicht so weit entfernt ist von der Propaganda einer völkisch-stalinistischen Diktatur wie Nordkorea. Die Überprüfung dieser Behauptung findet in der Realität statt.

Googeln, liebe Erbsenzähler vom “Bildblog”, kann ich genauso gut wie ihr. Deniz Yücel

Der Spiegel, Edwy Plenel, Leischure

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1. “Halle wehrt sich”
(mz-web.de, Detlef Färber)
Ist die Stadt Halle eine “Hochburg des Rechtsradikalismus in Deutschland”, wie der “Spiegel” schreibt? Einwohner von Halle “überrascht” und “irritiert” diese Einschätzung. Autor Gordon Repinski antwortet den Reaktionen im “Spiegel”-Blog und erhält seinerseits Kommentare.

2. “Ex-Korrespondentin klagt gegen Spiegel”
(taz.de, Jasmin Kalarickal)
Eine langjährige freie Mitarbeiterin des “Spiegel” in Indien versucht vergeblich, ihren vertraglichen Status zu verändern. “Ja, sie hat die Verträge, die immer auf ein Jahr befristet waren, so unterschrieben. ‘Wer sagt denn Nein zu einer Adresse wie dem Spiegel?’, fragt die alleinerziehende Mutter.” Im “Spiegel”-Blog bestreitet Auslandsressortleiter Clemens Höges, der “Spiegel” habe sich zur Sache nicht äußern wollen.

3. “Der Journalist, der Hollande in Bedrängnis brachte”
(faz.net, Michaela Wiegel)
Michaela Wiegel stellt Edwy Plenel vor, der ein Auslandskonto von Frankreichs Haushaltsminister Jérôme Cahuzac aufdeckte: “Plenel ist davon überzeugt, dass Frankreichs Demokratie an einem Mangel von unabhängigen Presseorganen krankt.”

4. “‘Und dafür zahle ich GEZ!'”
(herrmeinhold.antville.org)
Philipmeinhold schreibt über den Rundfunkbeitrag: “Gut möglich, dass ich mich ebenfalls aufregen würde, wenn ich Monat für Monat ausgewiesen bekäme, wie viel meines Gehalts ich in den Bau von Autobahnen investiere – insofern hat es der Rundfunkbeitrag vergleichsweise schwer.”

5. “Weltneuheit: die erste Suchmaschine, die das Leistungsschutzrecht einhält!”
(blog.odem.org, Alvar Freude)
Alvar Freude präsentiert Leischure, “die erste Leistungsschutzrechts-legale Suchmaschine”.

6. “Mehrheit der Jugendlichen fühlt sich von Zeitungen und Zeitschriften im ÖPNV belästigt”
(eine-zeitung.net)

Fluch der Akribik

Im Februar war das Kreuzfahrtschiff “Carnival Triumph” im Golf von Mexiko nach einem Brand navigierunfähig manövrierunfähig geworden und musste in einen US-Hafen geschleppt werden, während an Bord die Toiletten überliefen. Jetzt hat ein Sturm das Schiff im Hafen losgerissen und es wurde erneut beschädigt.

Und weil der Reederei Carnival auch die “Costa Concordia” gehört, die im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio mit einem Felsen kollidiert war, fragt Bild.de jetzt:

LUXUSKREUZER "CARNIVAL TRIUMPH"-CRASH: Liegt ein Fluch über dieser Kreuzfahrtlinie?

Eine völlig nahe liegende Frage, angesichts der Fluch-Obsession der “Bild”-Redaktion.

Hier eine sicherlich unvollständige Zusammenstellung der letzten zwei Jahre:

11. März 2013:
HSV hämmert den Labbadia-Fluch weg

11. Februar 2013:
ROTFLUCH! Mainz-Bubi Parker fliegt im 7. Spiel zum zweiten Mal. KARNEVALS-FLUCH! Wenn es närrisch wird, kann Meier nicht gewinnen

8. Februar 2013:
Der Unfall-Fluch von Hoffenheim 2. Crash in fünf Monaten - Advincula mit rund 80 km/h gegen Baum

7. August 2012:

Fahnenträger-Fluch! 12 Jahre ohne Medaille

27. Juli 2012:

Als würde ein Fluch auf der Schauspielerfamilie [Lothar] liegen:

  • Susannes Vater Hanns Lothar wurde nur 37 Jahre alt. Er starb 1967 nach einer Nierenkolik. Lothar war ein Star der frühen TV-Jahre (“Flug in Gefahr”, 1964).
  • Susannes Halbbruder Marcel Werner (entstammt einer Affäre ihres Vaters) nahm sich 1986 das Leben, nur 34 Jahre alt.
  • Schauspielerin Jenny Gröllmann, die zweite Frau von Susanne Lothars Ehemann Ulrich Mühe, kämpfte jahrelang gegen den Krebs. Mit 59 starb Gröllmann 2006 in Berlin.
  • Im Jahr darauf erlag auch Ulrich Mühe seinem Krebsleiden, nur 54 Jahre alt.

20. Juli 2012:
Vettel hat den Deutschland-Fluch!

18. Mai 2012:

Der Fluch der Kennedys hört nie auf! FRAU VON BOBBY JR. (52) - SELBSTMORD IN DER GARTENLAUBE

5. April 2011:

Hat der Onassis-Fluch wieder zugeschlagen? Athina Onassis (26), letzte überlebende Erbin des milliardenschweren Onassis-Clans, erhielt jüngst eine Schreckensnachricht: Die Ex-Freundin ihres Mannes Doda (38) hat sich umgebracht.

Und hier weitere Flüche im BILDblog-Archiv.

Mischlingskinder, Sicherheitsfirmen, Lego

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1. “Eskort-Service”
(tagesspiegel.de, Nik Afanasjew und Sonja Pohlmann)
Sicherheitsfirmen, die Auslandreporter begleiten: “Oft gehe es bei der Zusammenarbeit nicht nur darum, die Recherchereise vorab mitzuplanen oder die medizinische Versorgung im Notfall abzusichern, sondern auch um Unterstützung vor Ort. Bei seinen Recherchen im Bürgerkrieg in Libyen ließ sich Armbruster beispielsweise von bewaffneten Personenschützern von der tunesischen Grenze nach Tripolis eskortieren.”

2. “Journalisten brauchen mehr Raum für eigene Projekte”
(youdaz.com, Andreas Grieß)
Journalisten sollten neue Möglichkeiten des Journalismus nicht nur diskutieren, sondern auch umsetzen: “Ich glaube, ein guter Journalist sollte sich das Ziel setzen, nicht immer nur Arbeitnehmer zu sein, sondern nach Möglichkeit auch Arbeitsplätze zu schaffen. Und ein guter Arbeitgeber sollte seinen Angestellten dazu den Raum lassen.”

3. “Berliner Zeitung lässt Artikel verschwinden”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Eine “verlegerkritische Passage” in Arno Widmanns Kolumne “Vom Nachttisch geräumt” wird “stillschweigend entfernt”. Chefredakteurin Brigitte Fehrle schreibt auf Anfrage: “Der Text entspricht nicht unseren journalistischen Standards. Deshalb wurde er aus dem Netz genommen.”

4. “Wann ist eine Busreise ein politischer Zweck?”
(heise.de/tp, Bettina Hammer)
Hintergründe zur “Bild”-Titelgeschichte “20 Nazis im Bus von Andrea Berg!”: “Das Beispiel zeigt, wie schnell sich gerade in Bezug auf Neonazis Beiß- und Distanzierungsreflexe ausgebildet haben. Lediglich der bloße Anschein, dass auf irgendeine Weise irgendein Zusammenhang mit Neonazis bestehen könnte, reicht bereits aus, um schnellstmöglich Distanzierungen und offizielle Statements über die eigene ‘Schockiertheit’ zu verbreiten. Dies führt aber auch zu einer Diskussionskultur, die oftmals den Namen nicht mehr verdient, da sie etliche Aspekte der jeweils geführten Diskussion schlichtweg verdrängt.”

5. “Aufregung um ‘Mischlings’-Cover von ‘Das Biber'”
(diepresse.com)
Das Wiener Stadtmagazin “Das Biber” lässt seine Leser raten, welche Wurzeln abgebildete “Mischlingskinder” haben.

6. “Lego stellt Verkauf komplett ein, weil Kinder damit alles Mögliche bauen könnten”
(der-postillon.com, Satire)
Siehe dazu auch das Feedback (plus.google.com/+postillon).

“Bild” lässt Merkel keine Privatsphäre

Am Mittag veröffentlichte die Deutsche Presse Agentur (dpa) eine Meldung, wonach Bundeskanzlerin Angela Merkel “verärgert” sei über Fotos von ihr und ihrer Familie, die während ihres Oster-Urlaubs in Italien entstanden seien:

Alle Fotos seien ohne ihr Wissen entstanden und ohne ihre Billigung veröffentlicht worden, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Mittwoch in Berlin. “Das sind alles Fotos, die aus irgendwelchen Verstecken heraus gemacht worden sind (…) Sie können sich vorstellen, dass es nicht immer entspannt ist, wenn man irgendwo Urlaub macht und das Gefühl hat, aus jeder Ecke lugt ein Objektiv hervor.” Es sei bekannt, dass die Kanzlerin keine große Neigung zur Pose habe. Merkel war sowohl mit den Kindern und Enkelkindern ihres Mannes Joachim Sauer beim Wandern als auch im Badeanzug beim Schwimmen gezeigt worden.

Nachlesen können Sie das etwa bei “Spiegel Online”, “RP Online”, “Focus Online”, stern.de und im “Westen” (wo die Redaktion die erstaunliche Transferleistung erbracht hat, die Meldung mit einem der besagten Paparazzi-Fotos zu bebildern).

Nicht nachlesen können werden Sie das vermutlich auf Bild.de und in der morgigen “Bild”. Was natürlich mit der heutigen “Bild” zusammenhängen könnte:

Kanzlerin privat: Merkels geheimes Familien-Leben
(Kindergesichter im Original verpixelt, vollständige Anonymisierung von uns.)

Im Badeanzug zeigt “Bild” die Kanzlerin zwar nicht, aber auf der Seite 2 sind weitere fünf Fotos von Angela Merkel, die “wir” “so entspannt” “noch nie gesehen” haben:

SIE ist die meistfotografierte Frau Deutschlands.

Wenn SIE im Dienst ist. So gut wie nie gibt es dagegen Fotos, Berichte aus dem Privaten, aus Angela Merkels Familienleben.

Dabei hat sie eines. Sie zeigt es nur nicht gern her – wie ein gut gehütetes Geheimnis.

Wie gemein von ihr.

ZDF, Evgeny Morozov, Google

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1. “28 Newspaper And Magazine Layout Disasters”
(buzzfeed.com, Luke Lewis, englisch)
Fehlschläge bei der Produktion von Printpublikationen.

2. “Quote, Event und Klamauk”
(cicero.de, Alexander Kissler)
Das ZDF setze auch weiterhin auf “Eventisierung, Trivialisierung und Personalisierung”, schreibt Alexander Kissler. “Wären ARD und ZDF lediglich die besseren Privatsender, hätten sie ihre Daseinsberechtigung verloren.”

3. “Plagiierte Islam-Hetze durch die Basler Zeitung”
(geprothmannt.de, Hardy Prothmann)
Hardy Prothmann beschäftigt sich mit dem Artikel “Alle fünf Minuten wird ein Christ ermordet” der “Basler Zeitung”: “Der von Thomas Wehrli veröffentlichte Artikel besteht mehr oder weniger wortgleich aus Blogeinträgen der Website ‘Katholisch bloggen’. (…) Dieser Text ist ein journalistisches Vollplagiat von anderen Plagiaten, denen eine faktische Grundlage fehlt.”

4. “Evgeny Morozov, der Hitman der Feuilletons”
(neunetz.com, Marcel Weiss)
Deutschsprachige Printmedien feiern Evgeny Morozov: “Morozov, der ultimative Verdammer, der Hitman, auf den die Redaktionen weltweit von New York Times bis FAZ dankend zurückgreifen, wenn sie den Ausführungen von Jarvis, O’Reilly oder Shirky ohne intellektuelle Gegenwehr gegenüber stehen und Beihilfe brauchen. Irgendjemand muss diese Leute doch einmal in ihre Schranken verweisen, hilf uns, Evgeny.”

5. “My divorce from Google – One year later”
(itworld.com, Tom Henderson, englisch)
Seit einem Jahr lebt Tom Henderson ohne Google: “Seeing Google’s presence is now odd. It’s kind of like seeing your ex at a shopping mall. There’s a perfunctory and polite hello, how’s the folks, and you move on. There are a few pangs. Memories. But I’ve moved on, and there is nothing in the Google app cavalcade that I need at all. Not a thing.”

6. “Google und die Macht des Wissens”
(arte.tv, Video, 88:31 Minuten)

WISO, Andrea Bleicher, Kai Diekmann

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1. “Kostendrücken leicht gemacht: Der Spartipp zum ZDF-Geburtstag”
(ulmen.tv, Peer Schader)
Das ZDF-Verbrauchermagazin WISO bringt Peer Schader auf Spartipps für das ZDF: “Anstatt mit einem ungeheuren Aufwand Erkenntnisse zu verfilmen, auf die auch ein demenzkrankes Eichhörnchen noch von alleine käme, und unnötig Kohle in Baumärkten oder bei Internetversandhändlern zu versenken, die man schon vorher ‘dubios’ findet, könnte der Sender künftig montags von 19.25 Uhr bis 20.15 Uhr Infotafeln einblenden, auf denen die Ergebnisse der Sendung, die dort gelaufen wäre, in angemessener Länge zusammengefasst sind.”

2. “Die verlorene Ehre der Jenny Elvers-Elbertzhagen und die Hinterfotzigkeit der BILD-Zeitung”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
“Hier kauft Jenny Elvers Bier”, die “Bild”-Titelgeschichte vom 30. März 2013.

3. “Der XX-Blick”
(blog.tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger)
Mit Andrea Bleicher hat der “Blick” seit dem 7. Februar eine Chefredakteurin. Michèle Binswanger zieht ein erstes Fazit: “Plötzlich finden wir Porträts erfolgreicher Unternehmerinnen auf der Front des ‘Blicks’, wir lesen Geschichten über Kinderkrippen, die dem Auflagenwahnsinn der Behörden zum Opfer zu fallen drohen, über Politiker von rechts und links, die vor Vaterstolz glühend mit ihren Babys vor dem Bundeshaus posieren und Eltern, die die Gefahren des Internets für ihre Kinder unterschätzen.”

4. “Quotencheck: ‘Die schönsten Bahnstrecken'”
(quotenmeter.de, Kevin Kyburz)
Die Einschaltquoten des ARD-Füllprogramms “Die schönsten Bahnstrecken …”: “Mit Blick auf die mitunter ordentlichen Marktanteile beim jungen Publikum sollte Das Erste einen Einsatz im Vorabendprogramm ernsthaft in Erwägung ziehen; sowohl dem Unterhaltungswert als auch den Zuschauerzahlen des Sendeplatzes dürfte eine solche Maßnahme zu Gute kommen.”

5. “Vorher – nachher”
(spiegel.de)
Zum Porträt von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann bietet der “Spiegel” ein Extra zur Veränderung seines Aussehens.

6. “Liebe Baltische Rundschau”
(plus.google.com/+postillon)

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