1. 101 Prompts für die bessere Seite eins? (journalist.de, Martin Tege & Yvonne Pöppelbaum & Jakob Vicari)
Kann Künstliche Intelligenz (KI) helfen, die Titelseiten von Lokalzeitungen zu optimieren? Das Team von “tactile.news” hat es in einem Experiment ausprobiert: Es hat sich drei Titelseiten von Lokalzeitungen vorgenommen und eine KI gefragt, ob diese die “Ostfriesen-Zeitung”, die Magdeburger “Volksstimme” und die “Neue Osnabrücker Zeitung” besser machen kann. Ein interessanter Werkstattbericht in 101 Prompts.
2. “Journalisten sind keine Ermittler” (taz.de, Konrad Litschko)
Nach dem “Tag-X”-Protestwochenende in Leipzig soll sich die Polizei nach Informationen der “taz” an einen Fotografen gewandt und um Bildmaterial zur Verfolgung von Straftaten gebeten haben. Der Fotograf sei der Bitte der Polizei nicht nachgekommen. Lars Radau, Geschäftsführer des sächsischen Ablegers des Deutschen Journalisten-Verbands, hat eine klare Empfehlung: “Wir raten Journalisten deutlich davon ab, auf solche Polizeianfragen zu reagieren. Dazu gibt es auch keine Verpflichtung. Straftaten aufzuklären, ist nicht die Rolle von Journalisten.”
3. Reklame in der Tagesschau (infosperber.ch, Marco Diener)
Wer gerne Werbespots schaut, sei in der SRF-“Tagesschau” gut aufgehoben, meint Marco Diener und präsentiert gleich drei Beispiele aus der vergangenen Woche: ein Beitrag über Wasserbikes, einer über Mietmotorräder und ein Hinweis auf eine Aktion von Schweizerischen Bundesbahnen und Schweiz Tourismus.
4. Von einer Verschwörungserzählung zur nächsten (belltower.news, Benjamin Winkler)
Der neue Digitalreport des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts und der Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt sich mit der Vernetzung und den aktuellen Entwicklungen der rechten Telegram-Szene in Sachsen. “Belltower News” veröffentlicht einen Auszug aus dem Digitalreport, der auch in voller Länge (PDF) erhältlich ist.
5. Der Mord an Jan Kuciak und das slowakische Mediensystem (de.ejo-online.eu, Bjarne Overkott & Philip Altrock)
Das von der EU geförderte Forschungsprojekt Mediadelcom hat die Slowakei und deren Mediensystem untersucht. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe das Land eine beeindruckende Transformation durchlaufen, “geprägt von Digitalisierung, aber auch Korruption und sogar einem Mord, der die politische Landschaft und Journalist:innen weltweit erschütterte.”
6. Kritik am Selfie-Journalismus und 50 Jahre Heidi Klum (wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 39:46 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es unter anderem um die Frage, ob “Selfie-Journalismus” zu meinungsfreudig sei, um Medienangebote für Kinder und Jugendliche, um das Medienphänomen Heidi Klum und um Community-Radio in den bolivianischen Anden. In der Medienkritik geht es schließlich um den TV-Talk “Markus Lanz”.
1. Demmer, Baumann und Leopold wollen RBB-Intendantin werden (dwdl.de, Timo Niemeier)
Eigentlich sollte die Liste erst in zwei Tagen präsentiert werden, doch nach medialen Spekulationen – die teils nicht ganz korrekt waren – veröffentlichte der RBB-Rundfunkrat nun vorzeitig die Namen der drei Personen, die sich Hoffnungen auf den Posten als künftige RBB-Intendantin machen dürfen: Ulrike Demmer, Juliane Leopold und Heide Baumann. Nicht dabei, zumindest bislang, ist die aktuelle Interims-Intendantin Katrin Vernau.
2. Prekäre Pressefreiheit (taz.de, Adefunmi Olanigan)
Bei Demonstrationen für die als linke Gewalttäterin zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilte Lina E. kam es zu Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten. Adefunmi Olanigan fasst die Vorfälle und Reaktionen zusammen.
3. Kurzandacht in der Wohnzimmerkapelle (epd.de, Hermann Rotermund)
Im Jahr 2022 verfolgten durchschnittlich 10,1 Millionen Menschen die “Tagesschau” im Ersten, in den Dritten und weiteren Programmen, was einem Marktanteil von 39,1 Prozent entspreche. Der Medienwissenschaftler Hermann Rotermund geht in seinem Beitrag der Frage nach, warum die Sendung immer noch so anziehend wirkt. Dabei stellt er fest, dass der “sanft-autoritäre” Tonfall der “Tagesschau” keinen Zweifel zulasse, “dass es so und nicht anders in der Welt zugeht”.
4. Wie man aus einer Milchmädchenrechnung eine Schlagzeile macht (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die ehemalige “Tagesschau”-Sprecherin Karolin Kandler hat der “Bild”-Redaktion ihr Herz ausgeschüttet: Vier Jahre lang habe sie fast umsonst für die “Tagesschau” gearbeitet, behauptet Kandler, die jetzt für ProSieben tätig ist. Boris Rosenkranz hat genau hingeschaut und erklärt, warum das eine Milchmädchenrechnung ist.
5. Podcasts – Hype mit Berechtigung (medienverantwortung.de)
Das Institut für Medienverantwortung hat Lesetipps zum Thema Podcasts und eine Liste hörenswerter Formate zusammengestellt. Dabei geht es im weitesten Sinne um Medienwissenschaft, Medienanalyse, Wissenschaftskommunikation und Forschung.
6. “Einfach Medien machen” – Unser neuer Newsletter ist da! (mediummagazin.de)
Und zum Schluss noch ein Anmeldetipp: “Das Beste für deinen Job im Journalismus” will der neue Newsletter des “medium magazins” bieten und verspricht “Lösungen und Hacks für den journalistischen Berufsalltag”, die besten Tipps und Tools, Jobangebote für Medienschaffende sowie weitere exklusive Inhalte.
1. Keine Nackenschläge von Merz (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verurteilt den Vorwurf von CDU-Chef Friedrich Merz, Gendern im Journalismus treibe der AfD Wählerstimmen zu. Merz hatte auf Twitter geschrieben: “Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD.” Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall sieht in der Äußerung “blanken Populismus auf Kosten Tausender Journalistinnen und Journalisten im Rundfunk”.
2. Die große Science-Fiction-Show (netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kritisiert bei netzpolitik.org Medien für ihre teilweise reißerische Berichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI). Manche Experten und Redaktionen würden Durchbrüche bei KI-Systemen zu einer “Science-Fiction-Show” hochstilisieren: “Sie fabulieren, wie die KI wahlweise die Menschheit vernichten oder zu atemberaubenden Höhen führen kann. Dafür ist ihnen offenbar keine Behauptung zu übertrieben.”
3. “Wir setzen ein, was auf dem Markt ist” (journalist.de, Henning Kornfeld)
Im Interview mit dem “journalist” sprechen Ippen-Digital-Chefredakteur Markus Knall und Technik-Chef Markus Franz über die Integration von KI-Tools in den journalistischen Arbeitsalltag. Ippen habe sich fünf Regeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz gegeben. Diese beträfen die Werte und redaktionellen Leitlinien, das Transparenzgebot und das “Human-in-the-Loop-Prinzip”, das vorsehe, dass immer ein Mensch am Prozess beteiligt ist.
4. Anti-Fake-News-Chefin Irwin verlässt Twitter (tagesschau.de)
Wie am vergangenen Dienstag in den “6 vor 9” berichtet, hat sich Twitter offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurückgezogen. Nun hat laut Reuters die für die Moderation von Twitter-Inhalten verantwortliche Chefin für Vertrauen und Sicherheit, Ella Irwin, ihren Posten aufgegeben.
5. YouTube lässt Falschaussagen über Präsidentschaftswahl 2020 zu (spiegel.de)
Youtube wolle “keine Inhalte mehr entfernen, die falsche Behauptungen über weitverbreiteten Betrug, Fehler oder Pannen bei der Präsidentschaftswahl 2020 und anderen vergangenen US-Wahlen aufstellen”. Das habe das Unternehmen am Freitag in einem offiziellen Blogbeitrag mitgeteilt. Wie der “Spiegel” berichtet, sei die Entscheidung umgehend auf Kritik gestoßen.
6. Rückblick auf 60 Jahre aktuelles sportstudio (zdf.de, Jörg Levsen & Ansgar Pohle, Video: 1:05:03 Stunden)
Das “aktuelle sportstudio” wird 60 Jahre alt. Anlass für das ZDF, ein wenig nostalgisch zu werden und auf die vergangenen Jahrzehnte der Sportberichterstattung zurückzublicken. In dem Film geht es auch um prägnante “sportstudio”-Momente: “Wenn Uli Hoeneß und Christoph Daum sich in der Sendung streiten, wenn ein Affe der Frau von Johnny Weissmüller die Perücke vom Kopf reißt”. Und natürlich darf auch die berühmte Torwand nicht fehlen, bei der es seit ihrem Bestehen noch nie die vollen sechs Treffer gab.
Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
***
1. Was für eine Realität konstruieren die Reportagen von “Funk”? (uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:30 Minuten)
Wie vergangenen Mittwoch in den “6 vor 9” zu lesen war, hat sich eine neue Studie der Otto Brenner Stiftung (PDF) die journalistischen Machart und Qualität der öffentlich-rechtlichen Reportageformate von “Funk” genauer angeschaut. Holger Klein sprach nun im “Übermedien”-Podcast mit dem Autor der Studie, Janis Brinkmann von der Hochschule Mittweida, über die Ergebnisse seiner Untersuchung.
2. Justiz-Journalismus heute – der Autor Ronen Steinke im Gespräch (swr.de, Max Bauer, Audio: 14:14 Minuten)
Beim “SWR1 Radioreport Recht” ist Ronen Steinke zu Gast, Buchautor und Redakteur bei der “Süddeutschen Zeitung”. Es geht im weitesten Sinne um Rechtsjournalismus. Wie kommt man zur politischen Seite des Rechts? Steinke erzählt von seinem Weg vom Juristen zum Journalisten.
2. ZDF Magazin Royale über Twitter (zdf.de, ZDF Magazin Royale, Video: 32:44 Minuten)
Jan Böhmermann beschäftigt sich im “ZDF Magazin Royale” mit Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk: “Warum hat man auf einmal so viele rechte Accounts in der Timeline als Empfehlung? Warum werden die Accounts, denen man folgt, teilweise nur noch spärlich angezeigt? Wie politisch ist der Kauf der Plattform wirklich?” Begleitend hat die Redaktion eine Website eingerichtet, auf der auch die in der Sendung erwähnte Studie (PDF) zu finden ist.
4. Berichten Medien zu oberflächlich über parteiinterne Willensbildung? (deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 34:39 Minuten)
Beim Deutschlandfunk hat sich eine Hörerin gemeldet, die selbst in der Berliner SPD aktiv ist und die mit der politischen Berichterstattung zum SPD-Mitgliederentscheid zum Thema Große Koalition in Berlin nicht einverstanden ist. Berichten Medien zu oberflächlich über die innerparteiliche Willensbildung? Mit den Publizisten Albrecht von Lucke und René Martens diskutiert sie über das Zusammenspiel von Politik und Medien.
5. Community Management: Warum ist es so wichtig? (br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 23:17 Minuten)
Bei “BR24 Medien” geht es um Community Management: “Wie funktioniert gutes Community Management? Und müssten wir Medien nicht mehr unsere Leserinnen und Zuhörer miteinbringen?” Darüber spricht Jonathan Schulenburg mit Anne Hemmes, die das Community Management bei BR24 leitet, und mit Julia Meyer, die das Community Management bei “Zeit Online” verantwortet.
6. Atomkrieg – Der Talk (zdf.de, Browser Ballett, Video: 29:03 Minuten)
Zum Schluss noch etwas Satirisches: Das Team vom “Browser Ballett” hat eine “Markus-Lanz”-Sendung nachgebaut, bei der es um nichts Geringeres als einen Atomangriff aus Russland geht. Als Talkgäste mit dabei: ein TV-Philosoph, eine Altfeministin, ein Schauspieler und eine Klimaaktivistin.
1. Tierschutzpartei siegt vor Gericht gegen den RBB (faz.net, Jochen Zenthöfer)
“Wer bei einer Landtagswahl 2,6 Prozent der Stimmen bekommt, darf am Wahlabend nicht in die Kategorie ‘Andere’ verbannt werden.” So fasst “FAZ”-Autor Jochen Zenthöfer eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zur Berichterstattung des RBB anlässlich der vergangenen Landtagswahl in Brandenburg zusammen.
2. Deutsche Welle will Einsparungen sozial abmildern (dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, gibt es bei der Deutschen Welle (DW) eine Vereinbarung, wie die aktuellen Sparmaßnahmen des Senders sozial abgefedert werden können. Bestimmte Beschäftigtengruppen würden von den Einsparungen ausgenommen, anderen DW-Beschäftigten würden “ergänzende soziale Maßnahmen” in Aussicht gestellt.
3. Superdoğan, ein bisschen weniger überlebensgroß (uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Hendrik Wieduwilt analysiert für “Übermedien” regelmäßig Nachrichtenbilder: Wie wirken sie? Und warum? Was wurde inszeniert? Und von wem? In seiner Auswahl des Monats hat er besonders bemerkenswerte Beispiele der fotografischen Inszenierung des alten und neuen Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, aber auch anderer Politiker zusammengestellt.
4. 5 Jahre SPIEGEL+ | Was das digitale Abomodell zum Erfolg macht (devspiegel.medium.com)
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Bezahlangebots “Spiegel+” plaudert das Nachrichtenmagazin im eigenen Entwicklerblog ein wenig aus dem Nähkästchen und verrät Zahlen. Zwei Trends hätten das Verlagshaus in den vergangenen rund 20 Jahren massiv beeinflusst: die Erosion der Werbeeinnahmen bei gedruckten und digitalen Medien sowie die Verschiebung von Print zu Digital.
5. 15 Jahre “Markus Lanz”: Eine Frage auf jede Antwort (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber blickt im “Tagesspiegel” auf 15 Jahre “Markus Lanz” im ZDF zurück. Insgesamt zieht er eine positive Bilanz: Lanz sei es gelungen, “eine Talksendung aus einer Belustigung des Publikums in eine Bereicherung des Publikums zu verwandeln”.
6. Bots machen »Arielle« mit Bewertungen auf Filmportal schlecht (spiegel.de)
Disney hat seinen Zeichentrickklassiker “Arielle, die Meerjungfrau” mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern neu verfilmt und die Hauptrolle mit der jungen Afroamerikanerin Halle Bailey besetzt. Es folgten zahlreiche schlechte Bewertungen auf dem wichtigen Filmportal “IMDb”, die offenbar von “rassistisch programmierten Bots” stammten. “IMDb” habe eine “ungewöhnliche Abstimmungsaktivität” festgestellt und die Gesamtbewertungen korrigiert.
Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland!
Denn wenn man “Bild”, dem Deutschen Brauerbund, dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und CDU/CSU glaubt, müssen unsere geliebten deutschen Bierflaschen aus Glas bald alle vernichtet werden. Und alles nur wegen eines maliziösen Plans der EU-Kommission.
Es gibt einen Vorschlag der EU-Kommission “für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Verpackungen und Verpackungsabfälle”. Vor zwei Tagen berichteten eben auch die “Bild”-Medien über diese “Pläne der EU-Kommission”, die “in Deutschland dramatische Folgen haben” könnten:
Deutschlands Brauer und Getränkehersteller sind entsetzt.
Die EU plant neue Regeln für Pfandsysteme und Verpackungen. Die unfassbare Folge: Es droht die Vernichtung von MILLIARDEN deutscher Bierflaschen!
Grund: Diese müssten aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden.
Auf drei Quellen stützt sich “Bild”-Redakteur Sebastian Geisler in seinem Beitrag:
1. “Brauerbund-Boss Holger Eichele”, der vom “Irrsinn” spricht, der “verhindert werden” müsse, und behauptet: “Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen.” 2. “einen Brandbrief” des Deutschen Brauerbunds. Und 3. “Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels”, der vor dem “ökologischen und ökonomischen Wahnsinn” warne.
Mit anderen Worten: Der gesamte Artikel basiert auf alarmierenden Aussagen von Vertretern der Getränkelobby. Die EU-Kommission kommt nicht zu Wort.
Heute dann die Fortsetzung mit dem “Aufstand gegen [die] Bierflaschen-Vernichtung der EU”. Dafür hat Sebastian Geisler vor allem Stimmen von Politikerinnen und Politikern eingefangen: “Jetzt gibt es Widerstand aus der Politik.” Wobei es bei der Auswahl der Parteien eine, nun ja, leichte Schlagseite gibt. Es kommen zu Wort:
CSU-Generalsekretär Martin Huber: “Aufgrund bürokratischer Vorgaben Milliarden Bierflaschen und Bierkästen zu vernichten, ist eine umweltpolitische Farce.”
Sebastian Brehm, Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion: “Brüssel droht unsere regionale Bierkultur zu zerschlagen.”
Ulrich Lange, für die CSU im Bundestag: “Die Pläne der EU schlagen dem Bierfass den Boden aus!”
Angelika Niebler, für die CSU im EU-Parlament: “Wir haben beantragt, dass unsere bestehenden Mehrwegsysteme von der Neuregelung ausgenommen werden!”
Monika Hohlmeier, ebenfalls für die CSU im EU-Parlament: “Das ist ein Kleinbrauereien-Vernichtungsprogramm”.
Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU: “Kleinteilige Regelungen aus Brüssel, die vieles gut meinen, aber wenig besser machen, braucht es hier gewiss nicht.”
Fünfmal CSU, einmal CDU. Vertreter anderer Parteien werden nicht zitiert. Dafür aber eine Sprecherin des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums. Und bei deren Aussage können einem erstmals Zweifel an der großen Gefahr für die deutsche Bierflasche kommen:
Entwarnend heißt es: “Die Europäische Kommission hat betont, dass sie nicht beabsichtigt, etablierte Mehrwegsysteme zu gefährden.”
Doch diesen leichten Widerspruch zum Bierflaschen-Armageddon lässt “Bild”-Autor Geisler direkt im nächsten Absatz durch einen alten Bekannten wieder einfangen:
Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, reicht diese Absichtsbekundung nicht aus. Er ist wegen Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission in größter Sorge! Darin steht, dass eine neuartige Mehrweg-Kennzeichnung “dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert” werden müsse. Reinsberg entsetzt zu BILD: “Diese Anforderung erfüllen die heute mit Leim angebrachten Etiketten nicht!”
Dieser Absatz ist deswegen interessant, weil dort, ganz am Ende des zweiten Artikels zum Thema, zum ersten Mal konkret benannt wird, was “größte Sorge” auslöst. Schaut man sich “Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission” mal an, stößt man auch auf die Passage, die “Bild” zitiert. Sie lautet komplett:
Die in den Absätzen 1 bis 3 genannten Etiketten und der QR-Code oder ein anderer digitaler Datenträger gemäß Absatz 2 werden gut sichtbar, deutlich lesbar und dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert.
Es geht also sehr wohl um Etiketten (mit QR-Code). Diese Information ist im “Bild”-Artikel beim Kürzen des Zitats blöderweise untergegangen. Und diese Etiketten können auf der Verpackung angebracht oder aufgedruckt werden. Sie können auch eingraviert werden, was aber keine Pflicht ist.
Bleibt die Frage, was mit “dauerhaft” gemeint ist: Muss ein Etikett künftig so auf der Mehrwegflasche montiert sein, dass es nie mehr abgehen kann? Oder reichen doch die “heute mit Leim angebrachten Etiketten”, die beispielsweise bei zu viel Feuchtigkeit auch mal abblättern und die laut “Bild”-Artikel nicht reichen? Wir haben bei der EU-Kommission nachgefragt. Eine Sprecherin antwortete uns:
Entscheidend ist, dass die Information von allen Verbraucher:innen gelesen/abgerufen werden können in dem Moment, in dem sie die Verpackung (in diesem Falle eine Flasche) in Händen halten. Löst sich der Hinweis beim Waschvorgang ab, muss er einfach neu aufgebracht werden, bevor die Flasche wieder zurück in den Handel geht. Das erfüllt die Vorgabe “dauerhaft”.
Nachzulesen ist das auch noch mal in einer Pressemitteilung, die die EU-Kommission inzwischen veröffentlicht hat:
Der Kommissions-Vorschlag sieht vor, dass jede Verpackung gekennzeichnet sein muss: Etikett und QR-Code mit der Information, woraus die Verpackung besteht und in welchen Abfallbehälter sie gehört. Diese Information muss dauerhaft angebracht sein. Ablösbare Papier-Etiketten, die im deutschen Flaschenpfandsystem üblich sind, können diese Bedingung erfüllen. Vorausgesetzt, sie sind verfügbar, so lange die Flasche im Umlauf ist. Kommt sie in die Rotation zurück und löst sich das Etikett beim Waschvorgang ab, muss für die weitere Wiederverwendung ein neues angebracht werden. Es ist aber nicht notwendig, die Information in die Flasche einzugravieren. Diese Form der Kennzeichnung ist im Kommissionsvorschlag nur als Option genannt.
Das hat die EU-Kommission übrigens schon vor zwei Tagen – also deutlich vor dem heute erschienenen, zweiten Bild.de-Artikel – in einem Tweet klargestellt.
Das heißt alles also: Abgesehen von ein paar Zusatzinformationen und einem QR-Code auf den geleimten Etiketten dürfte sich für die deutschen Brauer und Getränkehersteller bei den Bierflaschen aus Glas nichts ändern. Es muss nichts “aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden”, wie “Bild” behauptet. Es muss auch nichts eingeschmolzen werden, wie der Brauerbund sagt. Die von der EU veranlasste milliardenfache Bierflaschen-Zerstörung ist ein Fantasiegebilde der “Bild”-Redaktion und ihrer Verbündeten.
Hinzu kommt: Vorausgesetzt, der Vorschlag der EU-Kommission wird angenommen, bleibt noch eine Menge Zeit, bis die Umgestaltung der Etiketten umgesetzt werden müsste. So steht es auch im Vorschlag der EU-Kommission, der “Bild” eigentlich vorzuliegen scheint. Die Sprecherin der EU-Kommission sagte uns dazu:
Der Vorschlag sieht eine Übergangsphase für die Labelling-Vorschriften vor. Wenn also ein Trilog eine Einigkeit der Institutionen gebracht haben wird und die Verordnung in Kraft tritt, beginnt eine Phase von vier Jahren. Das ist aus unserer Sicht eine ausreichende Zeitspanne, um die neuen Vorgaben umzusetzen.
Anstatt der eigenen Leserschaft all das ordentlich und in Ruhe zu erklären, schürt die “Bild”-Redaktion lieber die “Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland” und damit die Wut auf die Europäische Union, die uns jetzt auch noch vermeintlich die Bierflasche wegnehmen will.
1. Anwaltskosten des RBB schon bei mehr als 2 Millionen (dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei “DWDL” berichtet Timo Niemeier über eine bemerkenswerte Pressemitteilung des RBB vom Mittwochnachmittag. Diese stamme nicht, wie sonst üblich, von der Pressestelle des Senders, sondern vom hauseigenen Rechercheteam. In der Mitteilung gehe es um die Anwaltskosten des Senders im Zusammenhang mit der Schlesinger-Affäre, die inzwischen auf über zwei Millionen Euro geklettert seien und weiter steigen würden. Zudem gebe es Fragen zur Rechtmäßigkeit der Vergabe der Compliance-Recherche.
2. Zu viel Text? (deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:38 Minuten)
Vor etwa eineinhalb Jahren startete der SWR sein Nachrichtenangebot “Newszone”, das sich insbesondere an junge Menschen richtet. Um die dazugehörige App ist ein Streit entbrannt, der auch vor Gericht ausgetragen wird: Verlage halten das Angebot für zu textlastig und damit für einen öffentlich-rechtliches Sender für rechtswidrig. Nun sollte das Oberlandesgericht Stuttgart über den Konflikt entscheiden, habe sich jedoch vertagt, um grundlegende Fragen zu klären.
3. Heldinnen von heute (taz.de, Daniela Sepheri)
Die “taz” berichtet über die zwei iranischen Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die international ausgezeichnet wurden, in ihrer Heimat aber im Gefängnis sitzen. Daniela Sepheri kommentiert: “Auf ein faires Verfahren können die beiden Frauen nicht hoffen. Es wird wie immer in der Islamischen Republik Iran ein reiner Schauprozess werden, der darauf abzielt, andere Journalist*innen einzuschüchtern. Journalismus ist kein Verbrechen. Medienvertreter*innen weltweit sollten sich für ihre inhaftierten Kolleginnen einsetzen. Diese beiden Journalistinnen haben Geschichte geschrieben.”
4. Keine Verfolgung kritischer Sender (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die türkische Rundfunkbehörde auf, die Ermittlungen gegen sieben Sender sofort einzustellen: “Recep Tayyip Erdogan nimmt jetzt Rache für Kritik, selbst wenn sie nur zaghaft war”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Die türkische Rundfunkbehörde dürfe sich nicht zum willfährigen Instrument von Erdoğan totalem Machtanspruch degradieren lassen.
5. Nach Übernahme durch Elon Musk: Twitter weniger als 15 Milliarden US-Dollar wert (heise.de, Martin Holland)
Als Elon Musk vor rund sieben Monaten Twitter übernahm, kostete ihn das 44 Milliarden US-Dollar. Nun soll der Gesamtwert des Unternehmens auf rund ein Drittel gesunken sein. Davon geht laut einer Bloomberg-Meldung der US-Finanzkonzern Fidelity aus, der am Kauf beteiligt war und den Wert seiner Beteiligung erneut herabgestuft hat.
6. Wenn aus der Currywurst eine Ente gemacht wird (uebermedien.de, Martin Rücker)
Der freie Journalist Martin Rücker war bis Anfang 2021 Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch und kennt sich daher bestens mit allen Fragen rund um Ernährung und Ernährungspolitik aus. Bei “Übermedien” erklärt er, wie “Bild” und andere Medien mit Hingabe Geschichten über angebliche Fleischverbote und Zwangsrationierungen konstruieren – “eine Melange aus Clickbait- und politischen Kampfartikeln, mit denen Medien sich zum Teil eines politischen Lagers machen, das seine Gegner bekämpft”.
Auf ihrer Suche nach Möglichkeiten zur Unterbringung von Geflüchteten plant die Bezirksregierung Münster, ein Hotel in Gladbeck zu mieten und in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) umzuwandeln. 620 neue Plätze sollen so entstehen. BILDblog-Leserinnen und -Leser aus Gladbeck erzählen uns, dass in der Stadt über das Vorhaben zwar kontrovers, aber “zum Glück noch einigermaßen sachlich” diskutiert werde. Jedenfalls bislang, denn jetzt schaltet sich “Bild” ein.
Gestern auf der Bild.de-Startseite:
Heute in der “Bild”-Bundesausgabe:
Und größer in der heutigen Ruhrgebiet-Ausgabe:
Die “Bild”-Redaktion gibt sich große Mühe, das Hotel Van der Valk Gladbeck als Luxus-Unterkunft wirken zu lassen, in der es sich die Geflüchteten dann mit allerlei Annehmlichkeiten gemütlich machen können. Sie betont den “Bettwäsche- und Handtuchwechsel für bis zu 618 Personen”, der für die ZUE geplant sei, sie schreibt vom “Hausmeister und Gärtner”, der zu den “Zusatzdienstleistungen” gehöre, und sie erwähnt die “Hochzeitssuite ‘Blaue Lagune'”, die es im Hotel gibt. In einer Bildunterschrift steht (samt Einzahl/Mehrzahl-Fehler):
Das Zimmer sind mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet
Das dazugehörige Foto zeigt aber nicht etwa die “stilvollen Design-Möbel” eines normalen Einzel- oder Doppelzimmers des Hotels, sondern die der bereits erwähnten Hochzeitssuite.
In einer anderen Bildunterschrift heißt es:
Die drei Fotos, die die “Bild”-Redaktion dazu abdruckt (und die alle vom Hotelbetreiber stammen), zeigen: 1. die Hochzeitssuite, 2. eine Executive Suite und 3. die Terrasse des Hotels.
Bei all dem Bemühen, das Gladbecker Hotel im Glanz erstrahlen zu lassen, hat “Bild” eine interessante Info leider vergessen: Die Anzahl der Zimmer ist nirgends im Text zu finden. Auf wie viele “Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts”-Luxus-Zimmer sollen sich die 620 Geflüchteten eigentlich verteilen? Die Antwort gibt es auf der Website des Hotels: Momentan seien es 181. Das heißt: Pro Zimmer sollen rein rechnerisch drei bis vier Geflüchtete unterkommen. Das ist in der Hochzeitssuite “Blaue Lagune”, die es der “Bild”-Redaktion so angetan hat, wahrscheinlich kein größeres Problem. In einem herkömmlichen Hotel-Doppelzimmer ist das auf Dauer hingegen schon eher problematisch und hat mit einer Luxus-Unterbringung nicht mehr viel zu tun.
Während die Quantität der Zimmer von “Bild” also gar nicht thematisiert wird, scheint die Darstellung der Qualität der Zimmer – laut “Bild” ja “mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet”, “gut ausgestattet” und mit “4-Sterne-Komfort” – nicht so recht mit den Erfahrungen früherer Hotelgäste übereinzustimmen. Schaut man in die Bewertungen für das Hotel in Gladbeck (wir haben extra einen Zeitraum gewählt, der vor der Bekanntgabe der Pläne der Bezirksregierung Münster liegt, um irgendwie politisch motivierte Rezensionen ausschließen zu können), findet man einige Rezensenten, die mit ihrem Aufenthalt sehr zufrieden gewesen sind. Man findet aber auch zahlreiche Kommentare, die betonen, wie “abgerockt” die Zimmer seien. Möbel seien verschlissen, Teppiche fleckig, Duschen schimmelig:
Die Zimmer sind sehr in die Jahre gekommen und nicht zeitgemäß eingerichtet. Ich habe ein Upgrade auf eine Suite erhalten, diese war schon sehr abgewohnt.
Alles ziemlich alt und abgenutzt
Möbel fielen teilweise auseinander.
Die Möbilierung im Zimmer zeigte Verschleißerscheinungen.
Sehr renovierungsbefürftige Anlage.
komplett veraltet, müßte dringend renoviert und modernisiert werden
Total veraltetet Inventar in den Zimmern. Man kommt sich vor wie 1965.
Renovierung dringend erforderlich.
Raumausstattung sehr veraltet
Im Bad war Schimmel über der Dusche, Steckdosen waren nicht mehr fachgerecht angebracht und das gesamte Mobiliar aus Holz ist mittlerweile abgeplatzt.
Das Hotel ist leider in die Jahre gekommen. Die Zimmer waren eher vom Standard einer Monteur Unterkunft. Der frühere Glanz ist nur noch im Empfang und dem Speisesaal erkennbar.
Zimmer benötigen Renovierung.
Das Hotel war damals vielleicht schön, ist jetzt aber leider komplett ungepflegt, verwohnt
sehr abgewohnt
Teppiche fleckig, Fenster und Türen undicht
Fliesen gibt es auf dem Balkon nicht, dafür aber einen Estrich beton auf dem mal Fliesen waren.
Einrichtungen veraltet
der Zustand der Zimmer inklusive Möbel ist für den Preis nicht tragbar. Alles sehr abgerockt und alt.
Zimmer sind veraltet.
Die Dusche hatte Schimmelsporen an der Decke!
Alles in allem ganz schön in die Jahre gekommen, müsste alles mal dringend erneuert werden.
Auch das klingt nich gerade nach dem Luxus, den “Bild” dem Hotel in Gladbeck gern zuschreiben möchte.
All diese zusätzlichen Informationen scheint die “Bild”-Leserschaft für ihr Urteil aber sowieso nicht zu brauchen. Allein die Kombination aus “Flüchtlinge” und “Vier-Sterne-Hotel”, die die “Bild”-Redaktion ihr hinwirft, scheint zu verfangen. In den Hunderten Kommentaren unter den “Bild”-Posts bei Twitter und Facebook tobt die Wut auf Geflüchtete und auf die Politik. Es geht dabei um die gegen uns und um arm gegen ganz arm:
Für das Gesundheitssystem und Rentner ist kein Geld da, aber die Flüchtlinge wird das Geld nur so rausgeschmissenes.
Während viele Rentner zur Tafel gehen und Leute, die früher zur Mittelschicht gehörten, mittlerweile jeden Cent 2x umdrehen müssen.
Hauptsache, d. Rentner in diesem Land sammeln fleißig Flaschen. Die brauchen nicht mal über einen 3-Tage-Urlaub in einem Luxushotel nachdenken.
Unsere deutschen Mitbürger leben teils auf der Straße und viele Rentner am Existenzminimum!
Wenn hier in der Stadt die Obdachlosenunterkünfte voll sind, müssen Obdachlose, die dort keinen Platz mehr bekommen, unter der Brücke schlafen. Nix Hotel…. aber es sind halt auch Deutsche dabei.
Abartig! Wie wäre es, wenn das 4-Sterne-Hotel für die pflegebedürftigen alten Menschen hergerichtet wird!
Aber Deutsche Rentner finden keinen Platz im Altersheim. Beschämend!!!
Die “Bild”-Redaktion weiß sehr genau, was sie da tut.
1. “Die Auswahl der Quellen zeigt einen klaren Fokus auf subjektive Informationen” (medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die neue Studie der Otto Brenner Stiftung “Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren” (PDF) habe erstmals medienwissenschaftlich die journalistische Machart und Qualität der jungen öffentlich-rechtlichen Video-Dokumentationen untersucht. Helmut Hartung fasst die zentralen Ergebnisse zusammen.
2. Schutzgarantien für Medienschaffende sind nötig (reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen und die Neuen deutschen Medienmacher*innen begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme (PDF) den Vorschlag des Justizministeriums für ein Gesetz gegen digitale Gewalt, empfehlen jedoch Nachbesserungen. Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Medienschaffende sollten diese im Gesetz explizit als zu schützende Berufsgruppe genannt werden, so einer der Vorschläge.
3. Sudan (ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 31:51 Minuten)
Einmal im Monat bittet radioeins-Moderator Holger Klein Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten aus aller Welt zum Gespräch. In der aktuellen Folge ist Anne Allmeling zu Gast, die aus dem ARD-Studio Kairo berichtet. Schwerpunkt der Sendung ist der Sudan und die unübersichtliche politische Lage im Land seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in diesem Jahr.
4. KI-Elite warnt vor Ende der Menschheit (spiegel.de)
Mit drastischen Worten hätten Hunderte Expertinnen und Experten vor den Folgen Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt: “Es sollte global priorisiert werden, das Risiko der Auslöschung durch KI zu verringern – auf einer Stufe mit anderen Risiken für die gesamte Gesellschaft, wie etwa Pandemien und Nuklearkrieg”. Diese Warnung ist umso überraschender, als sich unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern auch KI-Pioniere wie Sam Altman von OpenAI (ChatGPT) und Demis Hassabis von Google DeepMind befänden.
5. USA: Debatte über die Zukunft der Mittelwelle in Autoradios entbrannt (radiowoche.de, Tom Sprenger)
Die Mittelwelle ist in Deutschland und weiten Teilen Europas bedeutungslos geworden. In den USA war das hingegen bisher anders. Dort gibt es nun allerdings eine intensive Diskussion darüber, ob die Mittelwelle in Zukunft noch einen Platz in Autoradios haben soll. Zahlreiche Autokonzerne dächten darüber nach, ihre Radios künftig ohne Mittelwellenempfänger auszustatten. Dagegen formiere sich jedoch politischer Widerstand.
1. Twitter tritt laut EU aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus (zeit.de)
Twitter zieht sich offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurück. EU-Kommissar Thierry Breton erklärte auf Twitter, die Verpflichtungen bleiben aber bestehen: “Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.” Über die freiwilligen Verpflichtungen hinaus werde der Kampf gegen Desinformation ab dem 25. August eine gesetzliche Verpflichtung im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) sein.
2. Führungswechsel in Medienhäusern (tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kurt Sagatz befasst sich in seiner Kolumne mit den jüngsten Führungswechseln in großen Medienhäusern wie dem “Spiegel” und der “Bild”-Zeitung: Dirk Kurbjuweit hat Steffen Klusmann als Chefredakteur des “Spiegel” ersetzt; Marion Horn hat die Führung der “Bild”-Gruppe übernommen. Besondere Herausforderungen bei der Personalauswahl beständen beim öffentlich-rechtlichen RBB, der mit Programm-, Reichweiten- und Finanzproblemen sowie einer organisatorischen Neuausrichtung zu kämpfen habe: “Wer übernimmt schon gerne eine Sisyphos-Aufgabe?”
3. Bessere Regeln für Zugang zu Plattformdaten? (podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 38:31 Minuten)
Der Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union sieht unter anderem vor, dass große Online-Plattformen der Wissenschaft künftig “Forschungsdatenzugänge” gewähren müssen. Dies könnte ein wichtiger Schritt für die Erforschung zentraler Phänomene im Kontext digitaler Medien sein. Im “Bredowcast” diskutieren die Wissenschaftler Jan Rau und Vincent Hofmann, welche Aspekte des Gesetzes beachtet werden müssen, um es für die Forschung optimal zu nutzen.
4. Anja Reschke: “Der weibliche Jan Böhmermann, was soll das sein?” (dwdl.de, Senta Krasser)
Senta Krasser hat sich mit Anja Reschke über deren Wechsel von der Fernsehjournalistin bei “Panorama” zum journalistischen Unterhaltungsformat “Reschke Fernsehen” unterhalten: Hat die juristische Auseinandersetzung mit Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt das Format beschädigt oder geadelt? Und woher nimmt Reschke “den Mumm, sich in die an Mächtigen und Blendern ebenso wenig arme Männerhumordomäne Late Night vorzuwagen?”
5. Keine Frauen-WM im TV? Darum streiten FIFA, ARD und ZDF (ardmediathek.de, Fritz Lüders, Video: 6:47 Minuten)
Die Popularität des Frauenfußballs in Deutschland hat einen historischen Höhepunkt erreicht: Die Zuschauerzahlen der vergangenen Frauen-EM übertrafen zeitweise die der Männer-WM in Katar. Die bevorstehende Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland verspreche ein weiteres Highlight zu werden. Doch zwei Monate vor Beginn seien die Übertragungsrechte immer noch nicht geklärt. Fritz Lüders beleuchtet für das Medienmagazin “Zapp” die Kontroverse zwischen ARD, ZDF und FIFA und gibt einen Ausblick auf den möglichen Ausgang.
6. Torschlusspanik (journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen in ihrem Projekt “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf häufig verwendete Formulierungen. Diesmal geht es um den Begriff “Torschlusspanik”: “Der Begriff ist Jahrhunderte alt – und naheliegend: Als Städte noch von Mauern umschlossen und nur über Tore zugänglich waren, gab es Betriebszeiten. Schriftlich überliefert sind beispielsweise die Sperrzeiten des Hamburger Steintors, das im Jahr 1798 nur bis 23 Uhr geöffnet war. Viele andere Tore in Deutschlands schlossen oft schon zur Abenddämmerung. Reisende, die die Stadt besuchten, Arbeitende, die im Umland ihr Werk verrichteten, und Stadtbewohnende, die tagsüber einen Ausflug unternahmen, mussten sich sputen, rechtzeitig an- und reinzukommen.”