Tierschutzpartei vs. RBB, DW will abmildern, Rassistische Bots

1. Tierschutzpartei siegt vor Gericht gegen den RBB
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
“Wer bei einer Landtagswahl 2,6 Prozent der Stimmen bekommt, darf am Wahlabend nicht in die Kategorie ‘Andere’ verbannt werden.” So fasst “FAZ”-Autor Jochen Zenthöfer eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zur Berichterstattung des RBB anlässlich der vergangenen Landtagswahl in Brandenburg zusammen.

2. Deutsche Welle will Einsparungen sozial abmildern
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, gibt es bei der Deutschen Welle (DW) eine Vereinbarung, wie die aktuellen Sparmaßnahmen des Senders sozial abgefedert werden können. Bestimmte Beschäftigtengruppen würden von den Einsparungen ausgenommen, anderen DW-Beschäftigten würden “ergänzende soziale Maßnahmen” in Aussicht gestellt.

3. Superdoğan, ein bisschen weniger überlebensgroß
(uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Hendrik Wieduwilt analysiert für “Übermedien” regelmäßig Nachrichtenbilder: Wie wirken sie? Und warum? Was wurde inszeniert? Und von wem? In seiner Auswahl des Monats hat er besonders bemerkenswerte Beispiele der fotografischen Inszenierung des alten und neuen Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, aber auch anderer Politiker zusammengestellt.

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4. 5 Jahre SPIEGEL+ | Was das digitale Abomodell zum Erfolg macht
(devspiegel.medium.com)
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Bezahlangebots “Spiegel+” plaudert das Nachrichtenmagazin im eigenen Entwicklerblog ein wenig aus dem Nähkästchen und verrät Zahlen. Zwei Trends hätten das Verlagshaus in den vergangenen rund 20 Jahren massiv beeinflusst: die Erosion der Werbeeinnahmen bei gedruckten und digitalen Medien sowie die Verschiebung von Print zu Digital.

5. 15 Jahre “Markus Lanz”: Eine Frage auf jede Antwort
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber blickt im “Tagesspiegel” auf 15 Jahre “Markus Lanz” im ZDF zurück. Insgesamt zieht er eine positive Bilanz: Lanz sei es gelungen, “eine Talksendung aus einer Belustigung des Publikums in eine Bereicherung des Publikums zu verwandeln”.

6. Bots machen »Arielle« mit Bewertungen auf Filmportal schlecht
(spiegel.de)
Disney hat seinen Zeichentrickklassiker “Arielle, die Meerjungfrau” mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern neu verfilmt und die Hauptrolle mit der jungen Afroamerikanerin Halle Bailey besetzt. Es folgten zahlreiche schlechte Bewertungen auf dem wichtigen Filmportal “IMDb”, die offenbar von “rassistisch programmierten Bots” stammten. “IMDb” habe eine “ungewöhnliche Abstimmungsaktivität” festgestellt und die Gesamtbewertungen korrigiert.

Eine Anti-EU-Kampagne wie eine Flasche leer

Dieses Land hat Angst …

Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland!

Denn wenn man “Bild”, dem Deutschen Brauerbund, dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und CDU/CSU glaubt, müssen unsere geliebten deutschen Bierflaschen aus Glas bald alle vernichtet werden. Und alles nur wegen eines maliziösen Plans der EU-Kommission.

Vorgestern berichtete Bild.de:

Screenshot Bild.de - Brauer schlagen Alarm - Müssen wir Milliarden Bierflaschen vernichten?

In der gedruckten “Bild” fand man das Thema sogar auf der Titelseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Müssen wir Milliarden Bierflaschen vernichten?

Und heute legt Bild.de noch einmal nach:

Screenshot Bild.de - Milliarden Pullen in Gefahr - Aufstand gegen Bierflaschen-Vernichtung der EU

Es gibt einen Vorschlag der EU-Kommission “für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Verpackungen und Verpackungsabfälle”. Vor zwei Tagen berichteten eben auch die “Bild”-Medien über diese “Pläne der EU-Kommission”, die “in Deutschland dramatische Folgen haben” könnten:

Deutschlands Brauer und Getränkehersteller sind entsetzt.

Die EU plant neue Regeln für Pfandsysteme und Verpackungen. Die unfassbare Folge: Es droht die Vernichtung von MILLIARDEN deutscher Bierflaschen!

Grund: Diese müssten aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden.

Auf drei Quellen stützt sich “Bild”-Redakteur Sebastian Geisler in seinem Beitrag:

1. “Brauerbund-Boss Holger Eichele”, der vom “Irrsinn” spricht, der “verhindert werden” müsse, und behauptet: “Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen.” 2. “einen Brandbrief” des Deutschen Brauerbunds. Und 3. “Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels”, der vor dem “ökologischen und ökonomischen Wahnsinn” warne.

Mit anderen Worten: Der gesamte Artikel basiert auf alarmierenden Aussagen von Vertretern der Getränkelobby. Die EU-Kommission kommt nicht zu Wort.

Heute dann die Fortsetzung mit dem “Aufstand gegen [die] Bierflaschen-Vernichtung der EU”. Dafür hat Sebastian Geisler vor allem Stimmen von Politikerinnen und Politikern eingefangen: “Jetzt gibt es Widerstand aus der Politik.” Wobei es bei der Auswahl der Parteien eine, nun ja, leichte Schlagseite gibt. Es kommen zu Wort:

  • CSU-Generalsekretär Martin Huber: “Aufgrund bürokratischer Vorgaben Milliarden Bierflaschen und Bierkästen zu vernichten, ist eine umweltpolitische Farce.”
  • Sebastian Brehm, Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion: “Brüssel droht unsere regionale Bierkultur zu zerschlagen.”
  • Ulrich Lange, für die CSU im Bundestag: “Die Pläne der EU schlagen dem Bierfass den Boden aus!”
  • Angelika Niebler, für die CSU im EU-Parlament: “Wir haben beantragt, dass unsere bestehenden Mehrwegsysteme von der Neuregelung ausgenommen werden!”
  • Monika Hohlmeier, ebenfalls für die CSU im EU-Parlament: “Das ist ein Kleinbrauereien-Vernichtungsprogramm”.
  • Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU: “Kleinteilige Regelungen aus Brüssel, die vieles gut meinen, aber wenig besser machen, braucht es hier gewiss nicht.”

Fünfmal CSU, einmal CDU. Vertreter anderer Parteien werden nicht zitiert. Dafür aber eine Sprecherin des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums. Und bei deren Aussage können einem erstmals Zweifel an der großen Gefahr für die deutsche Bierflasche kommen:

Entwarnend heißt es: “Die Europäische Kommission hat betont, dass sie nicht beabsichtigt, etablierte Mehrwegsysteme zu gefährden.”

Doch diesen leichten Widerspruch zum Bierflaschen-Armageddon lässt “Bild”-Autor Geisler direkt im nächsten Absatz durch einen alten Bekannten wieder einfangen:

Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, reicht diese Absichtsbekundung nicht aus. Er ist wegen Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission in größter Sorge! Darin steht, dass eine neuartige Mehrweg-Kennzeichnung “dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert” werden müsse. Reinsberg entsetzt zu BILD: “Diese Anforderung erfüllen die heute mit Leim angebrachten Etiketten nicht!”

Dieser Absatz ist deswegen interessant, weil dort, ganz am Ende des zweiten Artikels zum Thema, zum ersten Mal konkret benannt wird, was “größte Sorge” auslöst. Schaut man sich “Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission” mal an, stößt man auch auf die Passage, die “Bild” zitiert. Sie lautet komplett:

Die in den Absätzen 1 bis 3 genannten Etiketten und der QR-Code oder ein anderer digitaler Datenträger gemäß Absatz 2 werden gut sichtbar, deutlich lesbar und dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert.

Es geht also sehr wohl um Etiketten (mit QR-Code). Diese Information ist im “Bild”-Artikel beim Kürzen des Zitats blöderweise untergegangen. Und diese Etiketten können auf der Verpackung angebracht oder aufgedruckt werden. Sie können auch eingraviert werden, was aber keine Pflicht ist.

Bleibt die Frage, was mit “dauerhaft” gemeint ist: Muss ein Etikett künftig so auf der Mehrwegflasche montiert sein, dass es nie mehr abgehen kann? Oder reichen doch die “heute mit Leim angebrachten Etiketten”, die beispielsweise bei zu viel Feuchtigkeit auch mal abblättern und die laut “Bild”-Artikel nicht reichen? Wir haben bei der EU-Kommission nachgefragt. Eine Sprecherin antwortete uns:

Entscheidend ist, dass die Information von allen Verbraucher:innen gelesen/abgerufen werden können in dem Moment, in dem sie die Verpackung (in diesem Falle eine Flasche) in Händen halten. Löst sich der Hinweis beim Waschvorgang ab, muss er einfach neu aufgebracht werden, bevor die Flasche wieder zurück in den Handel geht. Das erfüllt die Vorgabe “dauerhaft”.

Nachzulesen ist das auch noch mal in einer Pressemitteilung, die die EU-Kommission inzwischen veröffentlicht hat:

Der Kommissions-Vorschlag sieht vor, dass jede Verpackung gekennzeichnet sein muss: Etikett und QR-Code mit der Information, woraus die Verpackung besteht und in welchen Abfallbehälter sie gehört. Diese Information muss dauerhaft angebracht sein. Ablösbare Papier-Etiketten, die im deutschen Flaschenpfandsystem üblich sind, können diese Bedingung erfüllen. Vorausgesetzt, sie sind verfügbar, so lange die Flasche im Umlauf ist. Kommt sie in die Rotation zurück und löst sich das Etikett beim Waschvorgang ab, muss für die weitere Wiederverwendung ein neues angebracht werden. Es ist aber nicht notwendig, die Information in die Flasche einzugravieren. Diese Form der Kennzeichnung ist im Kommissionsvorschlag nur als Option genannt.

Das hat die EU-Kommission übrigens schon vor zwei Tagen – also deutlich vor dem heute erschienenen, zweiten Bild.de-Artikel – in einem Tweet klargestellt.

Das heißt alles also: Abgesehen von ein paar Zusatzinformationen und einem QR-Code auf den geleimten Etiketten dürfte sich für die deutschen Brauer und Getränkehersteller bei den Bierflaschen aus Glas nichts ändern. Es muss nichts “aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden”, wie “Bild” behauptet. Es muss auch nichts eingeschmolzen werden, wie der Brauerbund sagt. Die von der EU veranlasste milliardenfache Bierflaschen-Zerstörung ist ein Fantasiegebilde der “Bild”-Redaktion und ihrer Verbündeten.

Hinzu kommt: Vorausgesetzt, der Vorschlag der EU-Kommission wird angenommen, bleibt noch eine Menge Zeit, bis die Umgestaltung der Etiketten umgesetzt werden müsste. So steht es auch im Vorschlag der EU-Kommission, der “Bild” eigentlich vorzuliegen scheint. Die Sprecherin der EU-Kommission sagte uns dazu:

Der Vorschlag sieht eine Übergangsphase für die Labelling-Vorschriften vor. Wenn also ein Trilog eine Einigkeit der Institutionen gebracht haben wird und die Verordnung in Kraft tritt, beginnt eine Phase von vier Jahren. Das ist aus unserer Sicht eine ausreichende Zeitspanne, um die neuen Vorgaben umzusetzen.

Anstatt der eigenen Leserschaft all das ordentlich und in Ruhe zu erklären, schürt die “Bild”-Redaktion lieber die “Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland” und damit die Wut auf die Europäische Union, die uns jetzt auch noch vermeintlich die Bierflasche wegnehmen will.

Mit Dank an Alfonso für den Hinweis!

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Immense Anwaltskosten, Konflikt um SWR-App, Currywurst-Ente

1. Anwaltskosten des RBB schon bei mehr als 2 Millionen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei “DWDL” berichtet Timo Niemeier über eine bemerkenswerte Pressemitteilung des RBB vom Mittwochnachmittag. Diese stamme nicht, wie sonst üblich, von der Pressestelle des Senders, sondern vom hauseigenen Rechercheteam. In der Mitteilung gehe es um die Anwaltskosten des Senders im Zusammenhang mit der Schlesinger-Affäre, die inzwischen auf über zwei Millionen Euro geklettert seien und weiter steigen würden. Zudem gebe es Fragen zur Rechtmäßigkeit der Vergabe der Compliance-Recherche.

2. Zu viel Text?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:38 Minuten)
Vor etwa eineinhalb Jahren startete der SWR sein Nachrichtenangebot “Newszone”, das sich insbesondere an junge Menschen richtet. Um die dazugehörige App ist ein Streit entbrannt, der auch vor Gericht ausgetragen wird: Verlage halten das Angebot für zu textlastig und damit für einen öffentlich-rechtliches Sender für rechtswidrig. Nun sollte das Oberlandesgericht Stuttgart über den Konflikt entscheiden, habe sich jedoch vertagt, um grundlegende Fragen zu klären.

3. Heldinnen von heute
(taz.de, Daniela Sepheri)
Die “taz” berichtet über die zwei iranischen Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die international ausgezeichnet wurden, in ihrer Heimat aber im Gefängnis sitzen. Daniela Sepheri kommentiert: “Auf ein faires Verfahren können die beiden Frauen nicht hoffen. Es wird wie immer in der Islamischen Republik Iran ein reiner Schauprozess werden, der darauf abzielt, andere Journalist*in­nen einzuschüchtern. Journalismus ist kein Verbrechen. Me­di­en­ver­tre­te­r*in­nen weltweit sollten sich für ihre inhaftierten Kolleginnen einsetzen. Diese beiden Journalistinnen haben Geschichte geschrieben.”

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4. Keine Verfolgung kritischer Sender
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die türkische Rundfunkbehörde auf, die Ermittlungen gegen sieben Sender sofort einzustellen: “Recep Tayyip Erdogan nimmt jetzt Rache für Kritik, selbst wenn sie nur zaghaft war”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Die türkische Rundfunkbehörde dürfe sich nicht zum willfährigen Instrument von Erdoğan totalem Machtanspruch degradieren lassen.

5. Nach Übernahme durch Elon Musk: Twitter weniger als 15 Milliarden US-Dollar wert
(heise.de, Martin Holland)
Als Elon Musk vor rund sieben Monaten Twitter übernahm, kostete ihn das 44 Milliarden US-Dollar. Nun soll der Gesamtwert des Unternehmens auf rund ein Drittel gesunken sein. Davon geht laut einer Bloomberg-Meldung der US-Finanzkonzern Fidelity aus, der am Kauf beteiligt war und den Wert seiner Beteiligung erneut herabgestuft hat.

6. Wenn aus der Currywurst eine Ente gemacht wird
(uebermedien.de, Martin Rücker)
Der freie Journalist Martin Rücker war bis Anfang 2021 Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch und kennt sich daher bestens mit allen Fragen rund um Ernährung und Ernährungspolitik aus. Bei “Übermedien” erklärt er, wie “Bild” und andere Medien mit Hingabe Geschichten über angebliche Fleischverbote und Zwangsrationierungen konstruieren – “eine Melange aus Clickbait- und politischen Kampfartikeln, mit denen Medien sich zum Teil eines politischen Lagers machen, das seine Gegner bekämpft”.

“Bild” bringt Geflüchtete in “Luxus-Hotel” unter

Auf ihrer Suche nach Möglichkeiten zur Unterbringung von Geflüchteten plant die Bezirksregierung Münster, ein Hotel in Gladbeck zu mieten und in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) umzuwandeln. 620 neue Plätze sollen so entstehen. BILDblog-Leserinnen und -Leser aus Gladbeck erzählen uns, dass in der Stadt über das Vorhaben zwar kontrovers, aber “zum Glück noch einigermaßen sachlich” diskutiert werde. Jedenfalls bislang, denn jetzt schaltet sich “Bild” ein.

Gestern auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Land NRW will Flüchtlinge im Vier-Sterne-Hotel unterbringen

Heute in der “Bild”-Bundesausgabe:

Ausriss Bild-Zeitung - NRW will Flüchtlinge in Luxus-Hotel unterbringen - Vier Sterne und 600000 Euro Miete pro Monat

Und größer in der heutigen Ruhrgebiet-Ausgabe:

Ausriss Bild-Zeitung - Land will Flüchtlinge in Luxus-Hotel unterbringen - Vier Sterne und 600000 Euro Miete pro Monat

Die “Bild”-Redaktion gibt sich große Mühe, das Hotel Van der Valk Gladbeck als Luxus-Unterkunft wirken zu lassen, in der es sich die Geflüchteten dann mit allerlei Annehmlichkeiten gemütlich machen können. Sie betont den “Bettwäsche- und Handtuchwechsel für bis zu 618 Personen”, der für die ZUE geplant sei, sie schreibt vom “Hausmeister und Gärtner”, der zu den “Zusatzdienstleistungen” gehöre, und sie erwähnt die “Hochzeitssuite ‘Blaue Lagune'”, die es im Hotel gibt. In einer Bildunterschrift steht (samt Einzahl/Mehrzahl-Fehler):

Das Zimmer sind mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet

Das dazugehörige Foto zeigt aber nicht etwa die “stilvollen Design-Möbel” eines normalen Einzel- oder Doppelzimmers des Hotels, sondern die der bereits erwähnten Hochzeitssuite.

In einer anderen Bildunterschrift heißt es:

Ausriss Bild-Zeitung - Man gönnt sich ja sonst nichts: Das Doppelzimmer gibt es derzeit ab 79 Euro pro Nacht, die Hochzeitssuite

Die drei Fotos, die die “Bild”-Redaktion dazu abdruckt (und die alle vom Hotelbetreiber stammen), zeigen: 1. die Hochzeitssuite, 2. eine Executive Suite und 3. die Terrasse des Hotels.

Bei all dem Bemühen, das Gladbecker Hotel im Glanz erstrahlen zu lassen, hat “Bild” eine interessante Info leider vergessen: Die Anzahl der Zimmer ist nirgends im Text zu finden. Auf wie viele “Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts”-Luxus-Zimmer sollen sich die 620 Geflüchteten eigentlich verteilen? Die Antwort gibt es auf der Website des Hotels: Momentan seien es 181. Das heißt: Pro Zimmer sollen rein rechnerisch drei bis vier Geflüchtete unterkommen. Das ist in der Hochzeitssuite “Blaue Lagune”, die es der “Bild”-Redaktion so angetan hat, wahrscheinlich kein größeres Problem. In einem herkömmlichen Hotel-Doppelzimmer ist das auf Dauer hingegen schon eher problematisch und hat mit einer Luxus-Unterbringung nicht mehr viel zu tun.

Während die Quantität der Zimmer von “Bild” also gar nicht thematisiert wird, scheint die Darstellung der Qualität der Zimmer – laut “Bild” ja “mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet”, “gut ausgestattet” und mit “4-Sterne-Komfort” – nicht so recht mit den Erfahrungen früherer Hotelgäste übereinzustimmen. Schaut man in die Bewertungen für das Hotel in Gladbeck (wir haben extra einen Zeitraum gewählt, der vor der Bekanntgabe der Pläne der Bezirksregierung Münster liegt, um irgendwie politisch motivierte Rezensionen ausschließen zu können), findet man einige Rezensenten, die mit ihrem Aufenthalt sehr zufrieden gewesen sind. Man findet aber auch zahlreiche Kommentare, die betonen, wie “abgerockt” die Zimmer seien. Möbel seien verschlissen, Teppiche fleckig, Duschen schimmelig:

Die Zimmer sind sehr in die Jahre gekommen und nicht zeitgemäß eingerichtet. Ich habe ein Upgrade auf eine Suite erhalten, diese war schon sehr abgewohnt.

Alles ziemlich alt und abgenutzt

Möbel fielen teilweise auseinander.

Die Möbilierung im Zimmer zeigte Verschleißerscheinungen.

Sehr renovierungsbefürftige Anlage.

komplett veraltet, müßte dringend renoviert und modernisiert werden

Total veraltetet Inventar in den Zimmern. Man kommt sich vor wie 1965.

Renovierung dringend erforderlich.

Raumausstattung sehr veraltet

Im Bad war Schimmel über der Dusche, Steckdosen waren nicht mehr fachgerecht angebracht und das gesamte Mobiliar aus Holz ist mittlerweile abgeplatzt.

Das Hotel ist leider in die Jahre gekommen. Die Zimmer waren eher vom Standard einer Monteur Unterkunft. Der frühere Glanz ist nur noch im Empfang und dem Speisesaal erkennbar.

Zimmer benötigen Renovierung.

Das Hotel war damals vielleicht schön, ist jetzt aber leider komplett ungepflegt, verwohnt

sehr abgewohnt

Teppiche fleckig, Fenster und Türen undicht

Fliesen gibt es auf dem Balkon nicht, dafür aber einen Estrich beton auf dem mal Fliesen waren.

Einrichtungen veraltet

der Zustand der Zimmer inklusive Möbel ist für den Preis nicht tragbar. Alles sehr abgerockt und alt.

Zimmer sind veraltet.

Die Dusche hatte Schimmelsporen an der Decke!

Alles in allem ganz schön in die Jahre gekommen, müsste alles mal dringend erneuert werden.

Auch das klingt nich gerade nach dem Luxus, den “Bild” dem Hotel in Gladbeck gern zuschreiben möchte.

All diese zusätzlichen Informationen scheint die “Bild”-Leserschaft für ihr Urteil aber sowieso nicht zu brauchen. Allein die Kombination aus “Flüchtlinge” und “Vier-Sterne-Hotel”, die die “Bild”-Redaktion ihr hinwirft, scheint zu verfangen. In den Hunderten Kommentaren unter den “Bild”-Posts bei Twitter und Facebook tobt die Wut auf Geflüchtete und auf die Politik. Es geht dabei um die gegen uns und um arm gegen ganz arm:

Für das Gesundheitssystem und Rentner ist kein Geld da, aber die Flüchtlinge wird das Geld nur so rausgeschmissenes.

Während viele Rentner zur Tafel gehen und Leute, die früher zur Mittelschicht gehörten, mittlerweile jeden Cent 2x umdrehen müssen.

Hauptsache, d. Rentner in diesem Land sammeln fleißig Flaschen. Die brauchen nicht mal über einen 3-Tage-Urlaub in einem Luxushotel nachdenken.

Unsere deutschen Mitbürger leben teils auf der Straße und viele Rentner am Existenzminimum!

Wenn hier in der Stadt die Obdachlosenunterkünfte voll sind, müssen Obdachlose, die dort keinen Platz mehr bekommen, unter der Brücke schlafen. Nix Hotel…. aber es sind halt auch Deutsche dabei.

Abartig! Wie wäre es, wenn das 4-Sterne-Hotel für die pflegebedürftigen alten Menschen hergerichtet wird!

Aber Deutsche Rentner finden keinen Platz im Altersheim. Beschämend!!!

Die “Bild”-Redaktion weiß sehr genau, was sie da tut.

Mit Dank an Bernd L. für den Hinweis!

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“Funk”-Formate auf dem Prüfstand, KI-Elite warnt, Schutzgarantien

1. “Die Auswahl der Quellen zeigt einen klaren Fokus auf subjektive Informationen”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die neue Studie der Otto Brenner Stiftung “Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren” (PDF) habe erstmals medienwissenschaftlich die journalistische Machart und Qualität der jungen öffentlich-rechtlichen Video-Dokumentationen untersucht. Helmut Hartung fasst die zentralen Ergebnisse zusammen.

2. Schutzgarantien für Medienschaffende sind nötig
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen und die Neuen deutschen Medienmacher*innen begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme (PDF) den Vorschlag des Justizministeriums für ein Gesetz gegen digitale Gewalt, empfehlen jedoch Nachbesserungen. Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Medienschaffende sollten diese im Gesetz explizit als zu schützende Berufsgruppe genannt werden, so einer der Vorschläge.

3. Sudan
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 31:51 Minuten)
Einmal im Monat bittet radioeins-Moderator Holger Klein Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten aus aller Welt zum Gespräch. In der aktuellen Folge ist Anne Allmeling zu Gast, die aus dem ARD-Studio Kairo berichtet. Schwerpunkt der Sendung ist der Sudan und die unübersichtliche politische Lage im Land seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in diesem Jahr.

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4. KI-Elite warnt vor Ende der Menschheit
(spiegel.de)
Mit drastischen Worten hätten Hunderte Expertinnen und Experten vor den Folgen Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt: “Es sollte global priorisiert werden, das Risiko der Auslöschung durch KI zu verringern – auf einer Stufe mit anderen Risiken für die gesamte Gesellschaft, wie etwa Pandemien und Nuklearkrieg”. Diese Warnung ist umso überraschender, als sich unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern auch KI-Pioniere wie Sam Altman von OpenAI (ChatGPT) und Demis Hassabis von Google DeepMind befänden.

5. USA: Debatte über die Zukunft der Mittelwelle in Autoradios entbrannt
(radiowoche.de, Tom Sprenger)
Die Mittelwelle ist in Deutschland und weiten Teilen Europas bedeutungslos geworden. In den USA war das hingegen bisher anders. Dort gibt es nun allerdings eine intensive Diskussion darüber, ob die Mittelwelle in Zukunft noch einen Platz in Autoradios haben soll. Zahlreiche Autokonzerne dächten darüber nach, ihre Radios künftig ohne Mittelwellenempfänger auszustatten. Dagegen formiere sich jedoch politischer Widerstand.

6. Sport, Medien, Entertainment: Das sind die erfolgreichsten Marken auf Tiktok
(omr.com, Roland Eisenbrand)
“OMR” hat ein TikTok-Ranking der erfolgreichsten Marken aus den Bereichen Sport, Medien und Unterhaltung erstellt: Wer hat die meisten Follower? Wer hat die meisten Likes und Aufrufe pro Video? (Für TikTok im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) gibt es eine separate monatliche Zusammenfassung).

EU-Ansage an Twitter, Reschkes Fernsehen, Keine Frauen-WM im TV?

1. Twitter tritt laut EU aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus
(zeit.de)
Twitter zieht sich offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurück. EU-Kommissar Thierry Breton erklärte auf Twitter, die Verpflichtungen bleiben aber bestehen: “Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.” Über die freiwilligen Verpflichtungen hinaus werde der Kampf gegen Desinformation ab dem 25. August eine gesetzliche Verpflichtung im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) sein.

2. Führungswechsel in Medienhäusern
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kurt Sagatz befasst sich in seiner Kolumne mit den jüngsten Führungswechseln in großen Medienhäusern wie dem “Spiegel” und der “Bild”-Zeitung: Dirk Kurbjuweit hat Steffen Klusmann als Chefredakteur des “Spiegel” ersetzt; Marion Horn hat die Führung der “Bild”-Gruppe übernommen. Besondere Herausforderungen bei der Personalauswahl beständen beim öffentlich-rechtlichen RBB, der mit Programm-, Reichweiten- und Finanzproblemen sowie einer organisatorischen Neuausrichtung zu kämpfen habe: “Wer übernimmt schon gerne eine Sisyphos-Aufgabe?”

3. Bessere Regeln für Zugang zu Plattformdaten?
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 38:31 Minuten)
Der Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union sieht unter anderem vor, dass große Online-Plattformen der Wissenschaft künftig “Forschungsdatenzugänge” gewähren müssen. Dies könnte ein wichtiger Schritt für die Erforschung zentraler Phänomene im Kontext digitaler Medien sein. Im “Bredowcast” diskutieren die Wissenschaftler Jan Rau und Vincent Hofmann, welche Aspekte des Gesetzes beachtet werden müssen, um es für die Forschung optimal zu nutzen.

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4. Anja Reschke: “Der weibliche Jan Böhmermann, was soll das sein?”
(dwdl.de, Senta Krasser)
Senta Krasser hat sich mit Anja Reschke über deren Wechsel von der Fernsehjournalistin bei “Panorama” zum journalistischen Unterhaltungsformat “Reschke Fernsehen” unterhalten: Hat die juristische Auseinandersetzung mit Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt das Format beschädigt oder geadelt? Und woher nimmt Reschke “den Mumm, sich in die an Mächtigen und Blendern ebenso wenig arme Männerhumordomäne Late Night vorzuwagen?”

5. Keine Frauen-WM im TV? Darum streiten FIFA, ARD und ZDF
(ardmediathek.de, Fritz Lüders, Video: 6:47 Minuten)
Die Popularität des Frauenfußballs in Deutschland hat einen historischen Höhepunkt erreicht: Die Zuschauerzahlen der vergangenen Frauen-EM übertrafen zeitweise die der Männer-WM in Katar. Die bevorstehende Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland verspreche ein weiteres Highlight zu werden. Doch zwei Monate vor Beginn seien die Übertragungsrechte immer noch nicht geklärt. Fritz Lüders beleuchtet für das Medienmagazin “Zapp” die Kontroverse zwischen ARD, ZDF und FIFA und gibt einen Ausblick auf den möglichen Ausgang.

6. Torschlusspanik
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen in ihrem Projekt “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf häufig verwendete Formulierungen. Diesmal geht es um den Begriff “Torschlusspanik”: “Der Begriff ist Jahrhunderte alt – und naheliegend: Als Städte noch von Mauern umschlossen und nur über Tore zugänglich waren, gab es Betriebszeiten. Schriftlich überliefert sind beispielsweise die Sperrzeiten des Hamburger Steintors, das im Jahr 1798 nur bis 23 Uhr geöffnet war. Viele andere Tore in Deutschlands schlossen oft schon zur Abenddämmerung. Reisende, die die Stadt besuchten, Arbeitende, die im Umland ihr Werk verrichteten, und Stadtbewohnende, die tagsüber einen Ausflug unternahmen, mussten sich sputen, rechtzeitig an- und reinzukommen.”

KW 21/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Presseförderung: Muss der Staat den Verlagen helfen?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:21 Minuten)
Die deutschen Zeitschriftenverlage haben es derzeit nicht leicht: Auf der einen Seite sinken die Anzeigenerlöse, auf der anderen steigen die Energie- und Papierkosten. Sollte der Staat finanziell einspringen? Und wer wäre dafür zuständig? Jonathan Schulenburg spricht mit Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Außerdem in der Sendung: Erhard Grundl, medienpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, und Christopher Buschow, Juniorprofessor für Organisation und vernetzte Medien an der Universität Weimar.

2. Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:07 Minuten)
Malte Kreutzfeldt ist Redakteur bei “Table.Media”. Dort beobachtet und analysiert er die deutsche Energie- und Wirtschaftspolitik sowie die Grünen. Zuvor war er Redakteur, Ressortleiter und Parlamentskorrespondent bei der “taz”. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Kreutzfeldt über die medial geschürte Angst vor dem neuen Heizungsgesetz: “Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise?”

3. Prof. Dr. Wessels über ChatGPT und die Folgen für Bildung und Kunst
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 51:51 Minuten)
Doris Weßels ist Wirtschaftsinformatikerin und beschäftigt sich unter anderem mit den Entwicklungen beim Natural Language Processing (PDF) und den daraus resultierenden Folgen für den Bildungsbereich. Sie ist zu Gast im Podcast “Denkangebot” und spricht dort über ChatGPT sowie die Konsequenzen für Bildung und Kunst: Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere Gesellschaft? Müssen wir diese neuen Technologien regulieren? Und wenn ja, wie?

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4. Heide Sommer – “Ich habe mir die Schokoladenseiten von den Bäumen gepflückt”
(ardaudiothek.de, Jagoda Marinić, Audio 1:44:11 Stunden)
Heide Sommer kam 1963 zur Wochenzeitung “Die Zeit”, wo sie für ihren späteren Ehemann Theo Sommer arbeitete. Anschließend wechselte sie zum “Spiegel” und assistierte dort Rudolf Augstein und Günter Gaus. Wie empfand Sommer die Dominanz der prominenten Männer? Wann wurden ihr die sexuellen Avancen zu viel? Waren sie es überhaupt? Und warum blickt sie – mit viel Abstand und Gelassenheit – so gnädig auf vieles, was heute zum Aufschrei führen würde? Darum und um vieles mehr geht es im Gespräch mit Jagoda Marinić bei “Freiheit Deluxe”.

5. Manuel Stark | Journalist und Autist | Das ist das besondere am Podcast “nicht witzig”
(ardmediathek.de, Jens Wolters, Video: 36:17 Minuten)
Manuel Stark ist freier Journalist, Gründungsmitglied und Autor einer unabhängigen Agentur für deutschsprachigen Erzähljournalismus. Als Autist könne er mit Humor nicht viel anfangen, weil er ihn meistens einfach nicht verstehe. Deshalb spreche er jede Woche im SWR-Podcast “nicht witzig” mit Comedians über das, was Menschen zum Lachen bringt. Für “SWR1 Leute” gibt er aber erst einmal selbst Auskunft darüber, was ihn antreibt und was das Besondere an “nicht witzig” ist.

6. Boris Inanici – Leiter Sportgroßprojekte WDR / Sportschau (ARD)
(podcast.de, Lisabell Shewafera, Audio: 34:27 Minuten)
Im Podcast “Inside Medien” spricht Lisabell Shewafera mit Boris Inanici, der für die ARD große Sportprojekte wie die Fußball-Europameisterschaft verantwortet. Zuvor berichtete Inanici als Sportjournalist bereits von Fußball- und Handball-Weltmeisterschaften rund um den Globus und kann auf ein spannendes Berufsleben zurückblicken.

Wechsel an “Spiegel”-Spitze, Sinkende Werbeerlöse, Hassrede

1. “Spiegel” bestätigt Trennung von Klusmann, Kurbjuweit übernimmt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der bisherige Chefredakteur Steffen Klusmann verlässt den “Spiegel”: “Es war mir eine große Ehre, in den vergangenen fast fünf Jahren für die SPIEGEL-Redaktion gearbeitet zu haben. Wir haben eine ganze Menge gemeinsam erreicht. Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt – was nun mein Ausscheiden zur Folge hat.” Klusmanns Nachfolger werde Dirk Kurbjuweit, der derzeit als Autor im Hauptstadtbüro des “Spiegel” arbeitet und Führungserfahrung mitbringt.

2. Schluss mit stiller Post
(taz.de, Steffen Grimberg)
Gemeinsam mit fast 30 weiteren Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen fordert die Deutsche Akademie für Fernsehen in einem offenen Brief (PDF) eine “angemessene Beteiligung am aktuellen Reformprozess der öffentlich-rechtlichen Medien”. Steffen Grimberg kennt die Details und empfiehlt die direkte Kontaktaufnahme: “Schluss mit der stillen Post und auf nach Mainz!”
Randnotiz: Wie das Medienblog “Flurfunk” berichtet, übernimmt Steffen Grimberg, der Autor des oben verlinkten Beitrags, zum 1. Juni die Leitung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

3. Newsletter Netzwerk Recherche 221 vom 24.05.2023
(netzwerkrecherche.org, Daniel Drepper)
Im aktuellen Newsletter des Netzwerk Recherche geht es neben vielen anderen interessanten Themen um die bevorstehende Jahrestagung am 16. und 17. Juni. Wer sich einen ersten Eindruck von den geplanten Panels verschaffen möchte: Das vorläufige Programm ist bereits online, und auch eine Übersicht der Referentinnen und Referenten gibt es.

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4. Gemeinsam gegen Hassrede im Netz
(verdi.de)
Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landesmedienanstalten vertiefen ihre Kooperation gegen Hassrede und illegale Online-Inhalte. Alle deutschen Medienanstalten können nun Verdachtsfälle von strafrechtlich relevanter Hassrede an die zentrale Meldestelle des BKA melden. Seit Mai 2022 habe die Landesanstalt für Medien NRW bereits rund 700 Meldungen geliefert.

5. RTL, Sat1 und Co. müssen umsteuern
(deutschlandfunk.de, Fanny Buschert, Audio: 4:46 Minuten)
Die Radio- und Fernsehsender verzeichnen sinkende Werbeeinnahmen. Unternehmen würden immer weniger Werbung im privaten Rundfunk schalten. Fanny Buschert hat sich auf die Suche nach den Gründen gemacht. Diese haben etwas mit der Coronapandemie, dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und der Inflation zu tun.

6. Drohnenaufnahmen und Urheberrecht
(urheberrecht.org)
Fotografen und Fotografinnen, die für ihre Aufnahmen eine Drohne einsetzen, können sich nicht unbedingt auf die urheberrechtliche Panoramafreiheit berufen. Das gehe aus einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm hervor. “Streitgegenstand im Verfahren zwischen der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst und einem Verlag waren Fotografien von Kunstwerken, die der beklagte Verlag in zwei Büchern veröffentlicht hatte. Diese waren mittels einer Drohne aus dem Luftraum aufgenommen worden und sodann ohne Lizenzierung abgedruckt worden.”

Elon Musk und Ron DeSantis, Toxische Texte, Trauriger Hofnarr

1. Der “Vogel” macht die Schlagzeilen jetzt selbst
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Isabelle Klein, Audio: 6:27 Minuten)
Elon Musk baut den Kurznachrichtendienst Twitter nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich um: Twitter bekommt eine deutlich rechte Schlagseite. Vergangene Nacht etwa ließ Musk Floridas ultrarechten Gouverneur Ron DeSantis dessen Präsidentschaftskandidatur auf Twitter verkünden (wenn auch mit viel “erbärmlichem Fiepen”, wie Arno Frank beim “Spiegel” berichtet (nur mit Abo lesbar)). Der Wandel vom Kurznachrichtendienst zum Medienhaus mit eigenen Inhalten sei auch für Europas Medienwächter interessant, sagt Mark D. Cole, wissenschaftlicher Direktor am Institut für europäisches Medienrecht in Saarbrücken/Brüssel.
Weiterer Lesetipp: “Ron DeSaster”: “Trumps aussichtsreichster Konkurrent Ron DeSantis hat seinen ersten Auftritt vermasselt. Schuld daran ist mit Elon Musk ausgerechnet der Mann, der Floridas Gouverneur groß machen wollte.” (t-online.de, Bastian Brauns)

2. “Spiegel”-Redakteure stellen sich hinter Chefredakteur Klusmann
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” und “Business Insider” berichten, brodelt es beim “Spiegel”. Die Geschäftsführung der “Spiegel”-Gruppe wolle Chefredakteur Steffen Klusmann loswerden. Dagegen formiere sich jedoch Widerstand: Etliche Redakteurinnen und Redakteure hätten einen Protestbrief an die “Spiegel”-Verantwortlichen sowie an die Mitarbeiter-KG verfasst. Gestern waren die Zahlen der “Spiegel”-Gruppe für das vergangene Jahr bekannt geworden. Trotz eines geringen Rückganges bei Umsatz und Gewinn habe man sich zufrieden gezeigt.

3. Bild-Zeitung: Toxische Texte?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 34:52 Minuten)
Zu Gast im Medienpodcast “quoted” ist diesmal BILDblog-Leiter Moritz Tschermak. Nadia Zaboura und Nils Minkmar werfen mit ihm einen Blick auf die Rolle der “Bild”-Medien in der Vielfaltsgesellschaft: “Wie stellte und stellt sich die Berichterstattung der auflagenstärksten Tageszeitung über Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete dar? Auf welche Weise werden hier Ressentiments geschürt, welche Mechanismen des Boulevard-Journalismus wirken dabei? Wo steht die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands heute?”
An dieser Stelle ein Hinweis auf das immer noch aktuelle Buch der BILDblog-Kollegen Mats Schönauer und Moritz Tschermak: “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Mit Recht gegen Hass im Netz
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die Bundesregierung plant ein “Digitales Gewaltschutzgesetz”, um gegen Online-Hassrede vorzugehen. Nutzerinnen und Nutzer sollen Hass-Accounts auf Plattformen wie Facebook und Twitter melden und sperren lassen können. Ein Gesetzentwurf der Gesellschaft für Freiheitsrechte zielt darauf ab, Opferrechte zu stärken und beleidigende Inhalte unzugänglich zu machen. Helmut Hartung hat sich den Entwurf angesehen.

5. Übernimmt KI den Journalismus?
(wdr.de, Kevin Barth, Audio: 4:49 Minuten)
Der Burda-Verlag hat offenbar eine Sonderausgabe der Zeitschrift “Lisa – Kochen & Backen” komplett von Künstlicher Intelligenz (KI) generieren lassen. Das stieß auf heftige Kritik, etwa beim Bayerischen Journalisten-Verband, der den Verlag aufforderte, “das Vertrauen in journalistische Arbeit nicht dem Hype um künstliche Intelligenz zu opfern”. Beim WDR fragt Kevin Barth: “Übernimmt KI den Journalismus?”

6. Warum Arno Dübel Deutschlands traurigster Hofnarr war
(vice.com, Robert Hofmann)
Mit seinen provokanten und polarisierenden Äußerungen über sein Dasein als Arbeitsloser war Arno Dübel lange Zeit ein dankbares Thema für die Boulevardmedien, die mit der kalkulierten Empörung über “Deutschlands frechsten Arbeitslosen” (“Bild”) Auflage und Klicks generierten. Nun ist Arno Dübel im Alter von 67 Jahren verstorben. Robert Hofmann hat ihm einen lesenswerten Nachruf gewidmet, der Erinnerung, Medienanalyse und Gesellschaftskritik zugleich ist.

Staats­an­walt­schaft beharrt, Making Of “Boys Club”, Trash-Fernsehen

1. Staats­an­walt­schaft beharrt auf Ankla­ge­er­he­bung
(lto.de)
Wie vergangenen Freitag in den “6 vor 9” zu lesen war, hat das Landgericht Karlsruhe die Anklage gegen einen Redakteur des unabhängigen Senders Radio Dreyeckland (RDL) nicht zugelassen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, auf die Archivseite der verbotenen Plattform linksunten.indymedia verlinkt und damit eine verbotene Organisation unterstützt zu haben. Wie “Legal Tribune Online” berichtet, geht die Auseinandersetzung zwischen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und dem RDL-Redakteur nun in die nächste Runde: Die Staatsanwaltschaft habe Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt.

2. Making Of Boys Club – Was bedeutet die Springer-Recherche für die Branche?
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 48:20 Minuten)
Seit Mitte April gibt es den Podcast “Boys Club”, eine achtteilige Hör-Produktion über “Macht & Missbrauch bei Axel Springer”. Für das einjährige Projekt haben die Macherinnen mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen und über 80 Stunden Material generiert (Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog haben einige Worte zu den Methoden von “Bild” beigesteuert). Bei “Hinter den Zeilen” kommen Pia Stendera, Lena von Holt und Emily Ulbricht zu Wort, die für den Podcast verantwortlich sind. Sie erzählen von der Arbeit am Projekt, erklären, wie die Recherche auch sie verändert hat, und erläutern, was der Podcast über die gesamte Medienbranche aussagt.

3. Google muss Suchtreffer nur bei Nachweis von Falschangaben löschen
(spiegel.de)
Der Bundesgerichtshof habe ein wichtiges Urteil zum sogenannten Recht auf Vergessenwerden gefällt. Wer sich durch falsche Angaben in Suchergebnissen verleumdet sieht, müsse demnach selbst aktiv werden: “Die Karlsruher Richter dürften sich auch nach einem vorherigen, grundsätzlichen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gerichtet haben, wonach der Suchmaschinenbetreiber nicht verpflichtet ist, aktiv nach Artikeln mit Falschinformationen zu forschen. Der Betroffene hat demnach selbst nachzuweisen, dass die Angaben über ihn offensichtlich unrichtig sind.”

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4. Publisher entdecken TikTok
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Die Kurzvideo-Plattform TikTok ist auf dem besten Weg, ein relevanter Kanal für Verlage zu werden, meint Petra Schwegler und nennt in ihrem Beitrag einige Gründe dafür. Seit einiger Zeit werde TikTok durch längere Videoformate und Live-Streams für Verlage relevanter denn je. Die Plattform gehe mittlerweile sogar aktiv auf Verlage zu und biete ihnen ein Publisher-Tool an, das die Medienhäuser auch an den Einnahmen aus der Videowerbung beteiligen soll.

5. Start 2024: Caren Miosga soll auf “Anne Will” folgen
(dwdl.de, Manuel Weis)
Der NDR hat sich offenbar auf eine Nachfolgerin für Anne Will für die Moderation des sonntäglichen Polittalks im Ersten geeinigt. Mit Caren Miosga besetze die ARD den Sendeplatz bereits zum dritten Mal mit einer Frau, die von den “Tagesthemen” kommt: “Den Anfang machte Sabine Christiansen, die bis 1997 die ‘Tagesthemen’ präsentierte und ab Anfang 1998 dann durch ‘Sabine Christiansen’ führte. 2007 gab Christiansen die Moderation ab – ihre Nachfolgerin wurde ‘Anne Will’, die dafür ihren Job bei den ‘Tagesthemen’ aufgab. Den frei gewordenen Platz bei den ‘Tagesthemen’ besetzte damals: Caren Miosga.”

6. Anja Rützel über gutes und schlechtes Trash-Fernsehen.
(turi2.de, Pauline Stahl, Audio: 35:05 Minuten)
Im “turi2”-Podcast spricht Trash-TV-Expertin Anja Rützel über gute und schlechte leichte Unterhaltung und erklärt, warum sie der “ZDF-Fernsehgarten” in den vergangenen Wochen “richtig erschüttert” hat, warum sie kein Fan davon ist, dass eine Datingshow wie der “Bachelor” schon eine Woche vorher im Stream zu sehen ist, und was sie beim “Eurovision Song Contest” über ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen gelernt hat.

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