“Clan-Kriminalität”, Medien im Exil, Hass gegen Herr Ingeborg

1. “Clan-Kriminalität”: Gefährliche Diskurse über gefühlte Wahrheiten
(fr.de, Yağmur Ekim Çay)
“Die Redaktion der Frankfurter Rundschau hat den umstrittenen Begriff ‘Clan-Kriminalität’ intern umfassend diskutiert. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass er politisch missbraucht wird und Menschen stigmatisiert. Deshalb werden wir die Bezeichnung nur in Ausnahmefällen verwenden – nämlich wenn wir über Polizeieinsätze und politische Debatten berichten, in denen die Kategorie zentral ist. Um uns von der falschen und gefährlichen Rhetorik zu distanzieren, setzen wir von nun an den Begriff in Anführungszeichen oder machen das mit sprachlichen Formulierungen wie sogenannte Clan-Kriminalität deutlich”, schreibt die “FR”-Redaktion “in eigener Sache”. Diese Positionierung ist eingebettet in einen Text von Yağmur Ekim Çay zum Thema. Zusätzlich gibt es ein Interview mit Thomas Feltes: “Kriminologe kritisiert den Begriff ‘Clan-Kriminalität’ und Faeser: ‘PR-Gag im Vorfeld der Wahl in Hessen'”.

2. Keine Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Medien im Exil als “letzte Bastion der Freiheit”
(de.ejo-online.eu, Simone Benazzo)
Simone Benazzo hat zu Exilmedien geforscht und präsentiert beim Europäischen Journalismus-Observatorium eine Zusammenfassung seiner Ergebnisse: 98 Exilmedien aus 33 Ländern konnte er ausmachen. Was verbindet sie? Und wo liegen die Unterschiede je nach Herkunftsregion?

3. Die Hasswelle rollt: Erste queere Person im “Sandmännchen”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Mit Herr Ingeborg gibt es erstmals in sechs Jahrzehnten eine queere Figur beim “Sandmännchen”. Angetrieben vom Entsetzen verschiedener einschlägiger Medien (“Nius”, “Junge Freiheit”, “Bild”) sei eine Welle des Hasses ins Rollen gekommen. Joachim Huber kommentiert, dass diese Empörung empören müsse: “Da hilft kein Drumherumreden, da hilft keine Beschwichtigung: Hier toben sich Menschenfeinde aus. Und deswegen: Lasst nicht einen Herrn Ingeborg, lasst viele Herren Ingeborg um uns sein.”

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4. Qualifizierte Ausbildung für Nachwuchs beim Film
(mmm.verdi.de, Andrea Wenzek)
Wie in so vielen Branchen herrscht auch in der Filmbranche ein Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Das liege unter anderem “an den Arbeitsbedingungen für die Filmschaffenden: Befristete Arbeitsverträge, 12stündige Drehtage und eine erhöhte Arbeitsverdichtung”, schreibt Andrea Wenzek, aber auch am “unübersichtlichen Aus- und Weiterbildungsbildungsdschungel”. Wenzek präsentiert erste Initiativen, die das “kaum vorhandene und kaum regulierte deutsche Ausbildungssystem für die Filmberufe” verbessern wollen, um dem “Personalnotstand in der deutschen Filmwirtschaft entgegenzuwirken.”

5. “Es gibt nur zwei Monate, in denen Ruhe ist”
(dwdl.de, Manuel Weis)
Manuel Weis porträtiert Sky-Reporter Florian Plettenberg, der ein bekannter Vertreter einer ganz besondere Journalismusnische ist: Des Transferjournalismus, in dem es um die Vereinswechsel von Fußballspielern geht. Der Text ist allein schon wegen der Gaga-Aussagen Plettenbergs lesenswert. Kostprobe: “Je größer das ‘Transfer Update’ wird, desto größer werde ich auch.”

6. Digitales killt Requisite: Warum sich der SWR von seinem Fundus trennt
(deutschlandfunk.de, Thomas Wagner, Audio: 6:25 Minuten)
Ob Ritterrüstungen, Flipperautomaten oder Leichenteile – im Fundus des SWR gibt es alle möglichen Großrequisiten, geschätzt sind es 11.500 verschiedene Teile. Nun will der Sender den Fundus aber weitgehend auflösen: 80 Prozent will er loswerden. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Kosten für die Aufbewahrung sollen reduziert werden, digitale Technologien machen analoge Requisiten immer häufiger überflüssig, und viele Produktionen sind inzwischen an externe Firmen mit eigenem Fundus ausgelagert worden.

Türkei-Reisen, Mit Lügen Politik machen, Berichte aus der Sahelzone

1. Journalistenverband rät von Türkeireisen ab
(spiegel.de)
Gökay Akbulut, Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, wurde kürzlich bei ihrer Einreise in die Türkei für mehrere Stunden festgenommen. Vier Jahre alte Social-Media-Posts sollen ihr als “Terrorpropaganda” vorgehalten worden sein. “Wenn selbst die parlamentarische Immunität einer Abgeordneten nicht vor der Festnahme schützt, sei die Gefahr für Journalistinnen und Journalisten umso größer”, warnt der Deutsche Journalisten-Verband. Dessen Bundesvorsitzender Frank Überall sagt: “Wer sich als Journalist schon einmal kritisch in den eigenen Beträgen und in den sozialen Netzwerken über die Türkei, ihren Präsidenten oder die Regierungspartei AKP geäußert hat, sollte sich von dem Land fernhalten.”

2. Wenn mit Lügen Politik gemacht wird
(zeit.de, Kai Biermann)
“Irgendjemand hat es auf sie abgesehen und verbreitet im Internet Lügen. Sie ist das Opfer einer breit angelegten Desinformationskampagne. Steckt dahinter die Führung eines Landes, das sie als Politikerin kritisiert hat?” Kai Biermann schreibt über die EU-Parlamentarierin Hannah Neumann und rekonstruiert dabei sehr lesenswert die Kampagne, die gegen die Politikerin läuft: vom ersten Text mit haltlosen Vorwürfen über offensichtlich extra für dessen Verbreitung geschaffene Twitter-Accounts bis zu vermeintlich seriösen Websites, die die Vorwürfe aufgreifen. Biermann hat mit Expertinnen und Experten für Desinformation über den Fall gesprochen und auch den Urheber des Ausgangstextes per Telefon erreicht.

3. Berliner Sumpf oder BRD-Mief?
(taz.de, Caspar Shaller)
Gut ein Jahr ist es her, dass RBB-Intendantin Patricia Schlesinger fristlos entlassen wurde. Caspar Shaller fasst die damaligen Vorgänge noch einmal zusammen und blickt auf die aktuelle Situation beim öffentlich-rechtlichen Sender. “Doch die Affäre rbb ist weder eine Lokalposse noch eine Geschichte über die dysfunktionale Hauptstadt”, so Shaller, sondern “ein typisches Problem der miefigen BRD”.

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4. Journalist Lutz Mükke beklagt die mediale Vernachlässigung des Sahel
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 8:23 Minuten)
Lutz Mükke forscht und publiziert schon viele Jahre zur Afrika-Berichterstattung deutscher Medien. Im Interview mit dem Deutschlandfunk spricht er speziell über die Sahelzone, die nach dem Putsch im Niger wieder in den medialen Fokus gerückt ist. Deutsche Redaktionen hätten sich bisher “ganz wenig, leider Gottes ganz wenig” für den Sahelraum interessiert, “und das schon seit vielen Jahren”, so Mükke. Man habe sich schon länger nicht mehr “um tiefgreifende Berichterstattung bemüht.” Mükke nennt verschiedene Gründe, die aus seiner Sicht dazu beigetragen haben.

5. Blackbox-Reporting: Wie Journalist*innen über KI und Algorithmen berichten können
(medium.com, Katharina Brunner & Rebecca Ciesielski & Uli Köppen & Cécile Schneider)
Künstliche Intelligenz (KI) und Algorithmen spielen eine immer größere Rolle, auch als Objekt der Berichterstattung. Aber wie können Journalistinnen und Journalisten fachkundig und angemessen kritisch über KI berichten? Ein Team des Bayerischen Rundfunks, das schon länger in dem Themenfeld recherchiert, hat dazu ein sogenanntes Whitepaper veröffentlicht. Es bietet “vier Ansätze für KI-Recherche”: 1. “Wichtig ist, was rauskommt: Recherche mit Experimenten”, 2. “Software auf dem Prüfstand: Recherche mit technischen Analysen”, 3. “Recht auf Einblick: Recherche mit juristischen Mitteln” und 4. “Erklär mir den Algorithmus: Interviews und Anfragen”. Der oben verlinkte Beitrag bietet eine Zusammenfassung, das 19-seitige Whitepaper (PDF) einen ausführlicheren Einblick.

6. Wo Hafer und Korn verloren sind
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Über den Auftritt der Medienpersönlichkeiten Markus Lanz und Richard David Precht beim Kongress “Zukunft Handwerk” wurde schon an verschiedenen Stellen geschrieben. Aber so wütend wie der Text von BILDblog-Mitarbeiter Lukas Heinser dürfte kein anderer gewesen sein. Wer sich auch über das Lanz-Precht-Geschwafel von “Hafermilch-Gesellschaft” und über das Mokieren über “Work-Life-Balance”-suchende junge Leute geärgert hat, sollte klicken. Und alle anderen auch.

Abos verkaufen mit dem Tod zweier Menschen

Bei einem Unfall auf dem Nürburgring sind vergangene Woche zwei Testfahrer eines Reifenherstellers ums Leben gekommen. Die “Bild”-Redaktion versuchte daraufhin, mit Details des tödlichen Unfalls ein paar “Bild-plus”-Abos zu verkaufen. Auf der Bild.de-Startseite lockte sie die potenzielle Käuferschaft mit diesem Teaser:

Screenshot Bild.de - Zwei Tote auf dem Nürburgring - Unfall-Fahrer (39, 44) starben bei Testfahrt - Um welches Bauteil es ging - Mit welchem Auto sie verunglückten - dazu ist ein Bild-plus-Symbol zu sehen

Im Artikel steht vor der Paywall:

Zwei Testfahrer starben bei Erprobungsfahrten auf dem Nürburgring.

Für wen die Männer auf der bekanntesten Rennstrecke der Welt unterwegs waren, was für ein Auto sie fuhren, lesen Sie mit BILDplus.

Dass die “Bild”-Medien Todesfälle und schwere Unfälle zum Ankurbeln des eigenen Abo-Geschäfts nutzen, ist nun wahrlich nicht überraschend, aber doch immer wieder abstoßend.

Höcke-Interview, Schüsse auf die Pressefreiheit, “Barbie”-Verbot

1. Hilfe, mein Interviewer brummt!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Nach dem MDR-“Sommerinterview” mit dem rechtsextremen thüringischen AfD-Politiker Björn Höcke gab es die Diskussion, ob man jemandem wie Höcke medial Platz geben sollte (siehe die “6 vor 9” von vergangenem Freitag). Und wenn ja, dann wäre die Frage: wie? Nach Sichtung des Interviews hat Stefan Niggemeier noch eine weitere Frage – und auch eine klare Antwort: Die Gesprächsführung des MDR-Moderators zeige, “dass es ein viel elementareres Problem gibt als die gerade mal wieder heftig diskutierte Frage, ob und wie man am besten ein Interview mit Björn Höcke führen sollte. Nämlich: Wie man überhaupt ein Interview führt. Kurz gesagt: So nicht.”

2. Artikel über Rammstein-Sänger von SZ und NDR: Lindemann erwirkt weitere einstweilige Verfügungen
(tagesspiegel.de)
Till Lindemann und dessen Anwälte haben vor dem Landgericht Hamburg einstweilige Verfügungen gegen Artikel des NDR und der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar) erwirkt. Unter dem NDR-Beitrag, der bei tagesschau.de erschienen ist, steht nun: “Das Gericht untersagte auf Antrag des Rammstein-Musikers Till Lindemann, von sexuellen Handlungen zu schreiben, denen die Frauen nicht zugestimmt hätten. Die Redaktion von tagesschau.de hat sich dazu entschieden, die Passagen zunächst entsprechend anzupassen. Der NDR prüft Rechtsmittel.” Einem Twitter-Thread zufolge stehe für die Redaktion der “SZ” bereits fest, dass sie Rechtsmittel gegen die einstweilige Verfügung einlegen wird. Das beteiligte NDR-Rechercheteam betont zu der Entscheidung des Landgerichts: “Große Teile der Berichterstattung bleiben auch nach den Verfügungen online.”

3. Drei Schüsse auf die Pressefreiheit
(taz.de, Knut Henkel)
Vergangene Woche wurde der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio erschossen. Villavicencio war lange als Journalist tätig und “dank seiner investigativen Recherchen, vor allem im hochkorrupten Ölsektor, alles andere als beliebt bei den Eliten”, schreibt Knut Henkel. Der Artikel schlägt einen Bogen zur allgemeinen Lage der Pressefreiheit in Ecuador.
Weiterer Lesehinweis: Anders als im oben verlinkten Artikel zu lesen ist, wurde inzwischen doch nicht die Umweltaktivistin Andrea González Náder, sondern der Journalist Christian Zurita von Villavicencios Partei als Ersatzkandidat nominiert.

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4. Journalisten trotzen den Gefahren
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bald jährt sich die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zum zweiten Mal. Die Organisation Reporter ohne Grenzen erinnert daher “an das Schicksal und den Widerstand afghanischer Journalistinnen und Journalisten. Sie recherchieren trotz schwierigster Bedingungen vor Ort weiter oder informieren die Bevölkerung aus dem Exil.”

5. MDR setzte Belieferung der “Tagesschau” mit Regional-News aus
(dwdl.de, Alexander Krei)
Für mehr als zwei Wochen soll es laut einer Recherche der “Mitteldeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar) in der App und auf der Website der “Tagesschau” keine Regionalnachrichten aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gegeben haben. Grund dafür sei ein Streit zwischen der in Hamburg angesiedelten Redaktion ARD-aktuell und dem MDR. Alexander Krei schreibt bei “DWDL” dazu: “Im April hatte ARD-aktuell damit begonnen, die für ‘tagesschau.de’ zugelieferten Texte der Landesrundfunkanstalten nicht mehr als externe, sondern als eigene Beiträge zu kennzeichnen. Seither werden die Leserinnen und Leser nicht mehr zur jeweiligen Landesrundfunkanstalt weitergeleitet, sondern bleiben im ‘Tagesschau’-Angebot – was der MDR-Führung offenbar nicht gefällt, weil sie dadurch eine Schwächung des eigenen Angebots fürchtete.” Inzwischen könne man bei tagesschau.de wieder Neuigkeiten aus den drei Bundesländern finden.

6. Libanesische Regierung will »Barbie«-Vorführung verbieten
(spiegel.de)
Der weltweit irre erfolgreiche Film “Barbie” sollte eigentlich Ende des Monats auch im Libanon in die Kinos kommen. Dieses Vorhaben stoppte nun aber der libanesische Kulturminister Mohammed Mourtada: “Barbie” mache “Werbung für Homosexualität und Geschlechtsumwandlung” und verstoße gegen die “moralischen und religiösen Werte”.
Weiterer Lesehinweis: Auch in Kuwait wurde “Barbie” verboten, aufgrund von “Ideen und Überzeugungen, die der kuwaitischen Gesellschaft und öffentlichen Ordnung fremd” seien, teilte der fürs Kino zuständige Zensurausschuss mit.

KW 32/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Vom Umgang mit Hintergrundgesprächen
(deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker, Audio: 49:05 Minuten)
Wie läuft das eigentlich, wenn Journalistinnen und Journalisten auf der einen Seite und Politikerinnen und Politiker auf der anderen zu Hintergrundgesprächen zusammenkommen? Was bedeutet es, wenn ein Gespräch “unter drei” läuft? Und wieso kann schon die Frage maßgeblich sein, wer zu dem Treffen überhaupt eingeladen hat? Im “Politikpodcast” des Deutschlandfunks (Dlf) sprechen Katharina Hamberger, im Dlf zuständig für die Berichterstattung über CDU/CSU und das Bundesinnenministerium, Stephan Detjen, Leiter des Hauptstadtstudios, Johannes Kuhn, der die Partei Die Linke und die Digitalisierungspolitik journalistisch bearbeitet, und Ann-Kathrin Büüsker, Klimakorrespondentin und zuständig für die FDP, über die nötige Nähe zur Politik und die genauso nötige Distanz. Ein interessanter Blick hinter die Kulissen der Politikberichterstattung – zum Glück “unter eins”, also: Alles, was das Quartett bespricht, ist zur Veröffentlichung bestimmt.

2. Brauchen wir gemeinnützigen Journalismus?
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 30:21 Minuten)
Journalismus kann in Deutschland nicht gemeinnützig sein, zumindest aktuell nicht. Journalistische Projekte, die als gemeinnützig gelten wollen, müssen derzeit noch einen Umweg gehen, beispielsweise über zusätzliche Bildungsarbeit. Aber bräuchte es für eine vielfältige Medienlandschaft nicht einen gemeinnützigen, spendenbasierten Journalismus? Darüber spricht Nina Landhofer mit Susanne Stiefel von der gemeinnützigen “Kontext:Wochenzeitung”, mit Grünen-Politikerin Tabea Rößner, die dafür sorgte, dass das Thema gemeinnütziger Journalismus im aktuellen Koalitionsvertrag zu finden ist, und mit der Journalistin Maryse Sulimma, die Einblicke in den gemeinnützigen Journalismus in den USA liefert, wo alles schon deutlich besser klappt.

3. Das Millionengeschäft mit OnlyFans & Co.
(ardmediathek.de, Video: 32:07 Minuten)
In der Doku-Serie “Money Maker” werden Menschen porträtiert, die auf unterschiedlichste Weise Geld verdienen. Dieses Mal ist es eine Person, die sich selbst folgendermaßen vorstellt: “Hi, ich bin Bonny und ich ziehe mich für Geld aus und habe damit in den letzten zwei Jahren über eine Million gemacht.” Bonny Lang produziert Inhalte für Plattformen wie OnlyFans. In dem Beitrag geht es aber nicht nur ums große Abkassieren, sondern auch um die möglichen negativen Folgen ihres Geschäftsmodells.

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4. Kinderfernsehen unter der Lupe: Wunsch und Realität
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 19:08 Minuten)
Wie sollte Kinderfernsehen aussehen? Was wünschen sich die Eltern? Und wie ist Kinderfernsehen momentan tatsächlich? Eine neue Studie (PDF) habe “Elternwünsche ans Kinderfernsehen und die Realität in den Sendern miteinander abgeglichen”. Alexander Matzkeit spricht mit Maya Götz, die die Studie durchgeführt hat, über die Erkenntnisse.

5. Bibliothek früher und heute: Von der Bücherei zum “Dritten Ort”
(buecherrausch.podigee.io, Marcus Anhäuser, Audio: 34:17 Minuten)
In der letzten Folge von “BücherRausch”, des Podcasts der Städtischen Bibliotheken Dresden, schaut sich Marcus Anhäuser die Entwicklung der Bibliothek in den vergangenen Jahrzehnten an – vom Aufbewahrungsort für Bücher hin zum sogenannten Dritten Ort, der Ausgleich zu Beruf und Zuhause bieten soll. Anhäuser blickt zum Beispiel auf die Veränderung beim Verhältnis zwischen Bibliothek und Publikum: War die Bibliothek in der DDR noch Teil des staatlichen Systems, der nicht kritisiert werden durfte, gebe es heute eine Begegnung auf Augenhöhe.

6. New York: PR und Charity
(rbb-online.de, Ortrun Schütz, Audio: 39:45 Minuten)
Der Podcast “Banksy – Rebellion oder Kitsch” nähert sich in neun Folgen dem Kunstphänomen Banksy. Diese Folge handelt davon, wie es dem Streetart-Künstler “auf einzigartige Art und Weise gelingt, politischen Aktivismus und PR für sein eigenes Werk miteinander zu verbinden.” Ortrun Schütz zeigt anhand einer Kunstaktion in New York, wie der PR-Weg von Social Media über klassische Medien hin zu einem “wahren Banksy-Hype” funktioniert.

“Aktenzeichen XY”, Höcke-Interview, Im Prospekt lebt das Hackfleisch noch

1. Wem wollte Eduard Zimmermann Angst machen und warum?
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Gestern Abend lief im ZDF die knapp eineinhalbstündige Doku “Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann”. Stefan Niggemeier hat sie sich angeschaut: “Wenn man den Film von Regina Schilling über ‘Aktenzeichen XY ungelöst’ beim Wort nimmt, war die legendäre ZDF-Sendung womöglich ein groß angelegtes Propagandaprojekt, mit dem Eduard Zimmermann die Frauen dazu bringen wollte, ‘brav zuhause zu bleiben'”. Niggemeier findet, der Film sei “brillant komponiert, voller unglaublicher Sendungsszenen vor allem aus den Sechziger- und Siebzigerjahren, die die Autorin mit den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Bundesrepublik kontrastiert und mit persönlichen Anmerkungen versieht. Er hat nur einen Haken: Er überzeugt mich nicht.”
Weiterer Lesetipp: Die Kritik bei “DWDL” zu Schillings Doku liest sich so, als sei Autor Alexander Krei durchaus von ihr überzeugt.

2. Einladung an alle?
(mdr.de, Ralf Heimann)
Björn Höcke, rechtsextremer thüringischer AfD-Landessprecher, war vor zwei Tagen für das jährliche Sommerinterview beim MDR. Ralf Heimann geht in der Medienkolumne “Altpapier” (die ebenfalls beim MDR erscheint) der “immer wieder gestellten Frage” nach: “Muss das denn sein?” Eine Antwort darauf sei kompliziert, schreibt Heimann und versucht, eine zu finden.

3. Neues Klima im Journalismus: Viele Wege in die Krise
(taz.de, Adefunmi Olanigan)
Eines sei klar, schreibt Adefunmi Olanigan in der “taz”: “Klima gehört zur Berichterstattung. Das Bewusstsein für das Thema ist in vielen Redaktionen gewachsen, auch durch die Klimabewegung.” Nur wie berichten die unterschiedlichen Medien über Klima, mit welcher Infrastruktur: mit eigenen Klimaressorts, mit regelmäßigen Themenschwerpunkten, mit ressortübergreifenden Teams? Olanigan beleuchtet unterschiedliche, derzeit praktizierte Ansätze verschiedener Redaktionen.

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4. Koordinierter Vertrauensverlust
(cemas.io, Lea Frühwirth)
“Wenn die Gefahren von Desinformation thematisiert werden, geht es oftmals nur in einer kurzfristigen Betrachtung darum, dass Menschen falsche Behauptungen für wahr erachten und dass hieraus unmittelbare Probleme entstehen”, schreibt Lea Frühwirth im Blog des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie CeMAS: “Zur umfassenden Betrachtung von Desinformation gehört jedoch auch der Blick auf ihre langfristigen Auswirkungen auf die Demokratie.”
Frühwirth erklärt anhand verschiedener Beispiele und Untersuchungen, warum Desinformation “ein konstanter Stressfaktor für demokratische Gesellschaften” ist.

5. Strafaussetzung zur Bewährung nach Absprache zu “mild”?
(community.beck.de, Henning Ernst Müller)
Ein, so der Vorwurf, zu mildes Urteil des Amtsgerichts Regensburg in einem Vergewaltigungsfall sorgte jüngst für wütende Kommentare und hitzige Debatten in klassischen wie Sozialen Medien. Zieht eine Entscheidung eines Gerichts derartige Reaktionen nach sich, lohnt es immer, sich differenzierte Einschätzungen von Juristen anzusehen. Zum Fall aus Regensburg erklärt Juraprofessor Henning Ernst Müller in seinem Beitrag unter anderem, was aus seiner Sicht durchaus für eine Bewährungsstrafe spricht. Und er wirft exemplarisch einen Blick auf die Berichterstattung der “Welt” zum Gerichtsurteil: “In diesem ausführlichen Beitrag wird die 6-monatige Untersuchungshaft nicht erwähnt. Das ist, Verzeihung, liebe Journalisten der ‘Welt’, eine schon grobe Verzerrung der Wirklichkeit.” Müllers Text ist bereits eine Woche alt, aber immer noch sehr lesenswert.

6. Lang lebe das Hack
(zeit.de, Moritz Hürtgen)
Moritz Hürtgen hat sich heldenhaft in die Flut aus Werbeprospekten gestürzt, sei es von Aldi, Lidl, Hit oder Edeka: “Auch ich hatte das auflagenstärkste deutsche Printprodukt bisher unterschätzt. Zu Unrecht, wie ich heute zugeben muss. Wenn etwas mit 25 bis 30 Millionen Exemplaren pro Ausgabe gedruckt wird (Bild-Auflage mal 25 bis 30), dann kommt man irgendwann einfach nicht mehr daran vorbei. Dann ist die Diskursmacht zu groß.” Hürtgens erste Erkenntnis “nach ein paar Stunden Lektüre”: “Hier lebt das Hackfleisch noch!”

Die “eine Zeitung” feuert weiter

In der heute erschienenen Ausgabe der “Zeit” gibt es ein großes Interview mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (online nur mit Abo lesbar). “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo fragt den Grünen-Politiker unter anderem:

Sie sind über Monate fast täglich angegriffen worden. Auch durch eine Zeitung, die selten “Heizungsgesetz” geschrieben hat, sondern stark personalisiert: “Habecks Heiz-Hammer”. Hat so ein Dauerfeuer Auswirkungen auf Ihr Leben?

Habecks Antwort:

Ja, aber anders, als man vermuten würde. Das, was ich im Moment mache, ist das Beste, was ich in meinem bisherigen politischen Leben gemacht habe. Es bedeutet mir richtig viel, und ich bin stolz darauf. Ich habe immer viel gearbeitet, aber noch nie so viel wie in den letzten zwei Jahren. Ich weiß, wofür ich das tue. Es gibt null Hadern, null Zaudern, null Bedauern, gar nichts. Ich bin ganz verschmolzen mit der Aufgabe, die ich im Moment habe.

Robert Habecks Antwort, es gebe “null Bedauern, gar nichts”, bezieht sich ganz offensichtlich auf die Auswirkungen seines Berufs und der damit verbundenen (medialen) Angriffe, denen er ausgesetzt ist, auf sein Leben. Habeck spricht über seine persönliche Situation.

Und was macht die Redaktion dieser “einen Zeitung” daraus? Bei Bild.de auf der Startseite:

Screenshot Bild.de - Trotz Wirtschaftskrise und Heiz-Debatte - Habeck hat null Bedauern, gar nichts

“Bild” reißt Robert Habecks Aussage aus dem persönlich gemeinten Kontext und verknüpft das fehlende Bedauern neu mit “Wirtschaftskrise und Heiz-Debatte”. Die Redaktion hinter dem von Giovanni di Lorenzo so beschriebenen “Dauerfeuer” feuert weiter.

Bei Twitter teasert “Bild” den eigenen Artikel wortgleich an. Das funktioniert. Die Followerschaft drischt in den Kommentar wütend auf den angesichts von “Wirtschaftskrise und Heiz-Debatte” so arrogant und ignorant wirkenden Habeck ein.

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Journalistisches Multitasking, Radiozoff, Cringe Jugendwort-Wahl

1. EU-Bürger wünschen sich laut Studie mehr Maßnahmen gegen Fake News
(zeit.de)
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeige, dass Falschinformationen und gefälschte Fotos im Internet viele EU-Bürgerinnen und -Bürger verunsichern. 54 Prozent der Befragten würden sich oft oder sehr oft unsicher fühlen, wenn sie online Informationen erhalten. Eine klare Mehrheit wünsche sich, dass die Politik stärker gegen die Verbreitung von Desinformation vorgeht, und 89 Prozent würden ein stärkeres Engagement der Betreiber von Online-Plattformen erwarten.

2. “Verloren im Klein-Klein”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:59 Minuten)
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Jahr 2021 mussten viele afghanische Journalisten und Journalistinnen, die für ausländische Medien gearbeitet hatten, das Land verlassen. Der Journalist Martin Gerner, der mehrere von ihnen bei der Ausreise unterstützt hat, betont die unverzichtbare Rolle dieser lokalen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Trotz ihrer wichtigen Arbeit in Afghanistan würden sie in Deutschland auf Integrationsprobleme und Druck stoßen, insbesondere beim Spracherwerb.

3. Zwischen Job, Herzensprojekt und Ehrenamt
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Viele Journalistinnen und Journalisten, insbesondere freiberufliche, setzen auf mehrere Standbeine: Neben ihrer Haupttätigkeit betreiben sie Blogs, schreiben Bücher oder produzieren Filme. Manche engagieren sich zusätzlich in NGOs und bei Kampagnen. Gunter Becker stellt drei dieser “Multiengagierten” vor: Die Kamerafrau Susanne Hensdiek, die neben ihrer Arbeit Dokumentarfilme dreht und NGOs unterstützt, die Journalistin Oyindamola Alashe, die neben ihrer journalistischen Tätigkeit Bücher schreibt und sich für soziale Themen einsetzt, und den Datenjournalisten Lorenz Matzat, der sich sowohl in der Medienbranche als auch im NGO-Bereich engagiert.

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4. Für mehr Transparenz
(taz.de, Wilfried Urbe)
Der neue Medienstaatsvertrag stärkt die Kompetenzen der Rundfunk- und Verwaltungsräte, die Zusammensetzung der Gremien werde jedoch kritisiert. Viele Mitglieder seien in Politik, Behörden oder Verbänden tätig. Es fehle an der Vertretung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, etwa von Menschen mit Behinderungen. Experten würden die Notwendigkeit eines Kulturwandels in den Einrichtungen betonen und eine bessere Repräsentation der Gesellschaft in den Räten fordern. “taz”-Autor Wilfried Urbe weist zudem auf den Altersdurchschnitt in den Gremien hin, der bei über 50 Jahren liege.

5. Radiozoff in Sachsen
(verdi.de, Günther Herkel)
Wie Günther Herkel berichtet, kritisiert der Bundesverband Freier Radios die Vergabe einer Lizenz als “Nichtkommerzielles Lokalradio” durch die Sächsische Landesmedienanstalt an das private Radio WSW, die mit der Gewährung von Fördermitteln einhergeht. Dieser Schritt werde als Verschiebung der “Grenzen des Mediensystems” betrachtet, da er die klare Trennung zwischen kommerziellen und nichtkommerziellen Veranstaltern verwische.

6. Digga, goofy und Side eye
(tagesschau.de)
Die Entscheidung über das “Jugendwort des Jahres” steht an, und “Tagesschau”-Sprecherin Susanne Daubner hat es sich nicht nehmen lassen, jeden einzelnen der zehn zur Wahl stehenden Begriffe einzulesen. Eine Aktion irgendwo zwischen slay und cringe.

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Jetzt bringen auch noch die Fluten “unseren Urlaub” in Gefahr

In Österreich und Slowenien gab es Ende vergangener Woche nach heftigen Regenfällen schwere Überschwemmungen. Die “Bild”-Redaktion berichtete am Montag im Blatt darüber, unter anderem mit diesem Foto:

Ausriss Bild-Zeitung - Zu sehen ist eine Aufnahme eines Hauses, das von den Wassermassen mitgerissen wurde - dazu die Bildunterschrift: Ein Haus in Prevalje (Slowenien) ist nach einer Flutwelle eingestürzt

Im harmlosesten Fall ist auf dem Bild eine zerstörte Lebensgrundlage einer Person oder einer Familie zu sehen, ein weggeschwemmtes Zuhause. Im schlimmsten Fall gab es dort Tote oder Verletzte. Mindestens sechs Menschen sind in Slowenien im Zusammenhang mit dem Unwetter ums Leben gekommen.

Welche eine Frage zur Situation im Katastrophengebiet ist für die “Bild”-Redaktion wohl von so zentraler Bedeutung, dass sie unbedingt in der Überschrift des Artikels gestellt werden muss?

Ausriss Bild-Zeitung - Zu sehen ist dasselbe Foto wie oben mit der Bildunterschrift und nun zusätzlich die Artikelüberschrift: Ist unser Urlaub in Österreich in Gefahr?

Es ist leider wenig überraschend: Wer sich regelmäßig zuallererst um “unseren Urlaub” sorgt, wenn in südeuropäischen Urlaubsregionen die Wälder brennen, sorgt sich natürlich auch zuallererst um “unseren Urlaub”, wenn in mitteleuropäischen Urlaubsregionen Wassermassen durch die Straßen jagen.

Eine Antwort auf die Frage nach “unserem Urlaub in Österreich” gibt es im “Bild”-Artikel übrigens nicht. Nicht mal das.

  • Lesetipp: In der “Süddeutschen Zeitung” schreibt Cornelius Pollmer sehr lesenswert über die “journalistische Reiseantrittsverunsicherung” in der “Bild”-Berichterstattung:

    Nun lässt sich der Boulevard oft ganz gut aushalten, wenn beim Lesen niemand zu Schaden kommt. Bei Feuern und Fluten allerdings kommen durchaus Menschen zu Schaden und die Frage sei in Gedanken kurz erörtert, wie angemessen es ist, zunächst Wohl und Wehe deutscher Jahresurlauber zu erörtern, wenn irgendwo die Hütte brennt oder eben absäuft.

    Der Text ist allerdings nur mit einem Abo lesbar.

Kontroverse um Berichterstattung, Globaler Süden, KI-Radio

1. War doch nicht so gemeint
(kontextwochenzeitung.de, Johanna Henkel-Waidhofer)
Das baden-württembergische Innenministerium hat dem Journalisten Franz Feyder falsche Berichterstattung über Machtnetzwerke in der Polizei vorgeworfen. Die Opposition sieht das grundsätzlich anders und fordert eine Entschuldigung von Innenminister Thomas Strobl, nicht nur beim betroffenen Journalisten, sondern auch bei den “Stuttgarter Nachrichten” und der “Stuttgarter Zeitung”. Johanna Henkel-Waidhofer erläutert die Kontroverse hinsichtlich ihrer medialen und politischen Aspekte.

2. #TelegramBriefing Juli ’23
(fairmedia.ch)
Für den gerade beendeten Monat Juli hat die Initiative “Fairmedia” eine Datenanalyse von Telegram-Kanälen mit Bezug zur Schweiz durchgeführt, mit besonderem Fokus auf das Thema Hitze. Dabei wurden verschiedene Inhalte identifiziert, die nicht verifiziert werden konnten oder klare Falschaussagen enthielten, beispielsweise in Bezug auf Hitze und einen angeblichen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Derlei Erzählungen seien auch von Medien wie der “Weltwoche” übernommen worden.

3. Die Welt spricht miteinander
(journalist.de, Hanna Israel)
Beim “journalist” berichtet “Zeit-Online”-Projektleiterin Hanna Israel über das Format “The World Talks”, das von ihrer Redaktion sowie 15 Medienpartnern ins Leben gerufen wurde und tausende Menschen aus 116 Ländern zu Gesprächen zusammenbrachte: “Die Idee, einander unbekannte Menschen zu politischen Vieraugengesprächen zusammenzubringen, hatten wir erstmals vor der Bundestagswahl 2017. Westliche Gesellschaften schienen damals besonders gespalten, auch die deutsche. Wir fragten uns in der Redaktion von Zeit Online: Sprechen wir eigentlich noch genug mit Menschen, die politisch anderer Meinung sind? So entstand die Idee eines ‘politischen Tinders’.”

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4. Den Globalen Süden kaum im Bild
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher hat untersucht, wie viel Sendezeit und Aufmerksamkeit Österreichs wichtigste Nachrichtensendung “Zeit im Bild 1” und die größte österreichische Nachrichtenseite ORF.at dem Globalen Süden widmen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wobei die mediale Marginalisierung des Globalen Südens Routine habe. Eine knapp elfminütige Videozusammenfassung der Ergebnisse kann man sich hier ansehen.

5. KI-gesteuertes Radio bigGPT gestartet
(verdi.de)
Gestern ist “BigGPT” gestartet, ein von Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerter Webradiosender, der vollständig aus computergenerierten Inhalten und synthetischen Stimmen besteht. Die KI-Moderatorin “bigLayla” werde durch Trainingsdaten, die auf GPT-Modellen basieren, und Anweisungen von Redakteuren und Redakteurinnen gesteuert, die ihr journalistische Aufgaben für die aktuelle Berichterstattung und die Musikzusammenstellung geben. Trotz der Automatisierung halte man sich an journalistische Standards und ethische Regeln und lasse die Inhalte vor der Veröffentlichung von der Redaktion prüfen, sagt der technisch verantwortliche Koordinator des Senders.

6. Wir wollen neue Stimmen im Journalismus fördern
(spiegel.de)
Der “Spiegel” und die Deutschlandstiftung Integration haben das Journalismus-Stipendium “Geh Deinen Weg” gestartet, um die Diskrepanz zwischen dem Anteil der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland (über 27 Prozent) und dem Anteil von Medienschaffenden mit Migrationsbiografie (unter 10 Prozent) zu überwinden. Das Stipendium biete Mentoring durch erfahrene “Spiegel”-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, Zugang zu Fortbildungen sowie die Möglichkeit zu Austausch und Vernetzung. Ziel sei es, Vielfalt und Diversität in den Medien zu fördern.

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