Die Sache ist zwar jetzt schon ein paar Tage her, aber weil dieser Fehler immer wieder gerne gemacht wird, wollen wir noch kurz darauf eingehen.
Und zwar hat die “Tagesschau” am Sonntag über den Weltklimarat berichtet, der fordert, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 Prozent zu reduzieren (Mediathek, ab 7:30).
Illustriert hat die “Tagesschau” das mit folgender Grafik:
Um auf das 2050-Rechteck zu kommen, hat die Redaktion beide Seiten des großen Rechtecks einfach auf 60 Prozent gestaucht. Das ist aber falsch, denn damit weist das kleinere Rechteck nur 0,6 x 0,6 = 36 Prozent des Flächeninhalts des großen Rechtecks auf. Eigentlich müssten es aber 60 Prozent sein.
Richtig sähe es also ungefähr so aus:
Oder die “Tagesschau” hätte das kleine Rechteck genauso breit machen müssen wie das große:
Was für einen gewaltigen Einfluss Icahn hat, demonstrierte er eindrucksvoll Mitte der Woche. Er kündigte auf Twitter lediglich an, dass er einen interessanten Brief an Cook schreiben werde. Sofort stieg die Aktie um mehr als zwei Prozent. Icahn ist an Apple mit 0,9 Prozent beteiligt. Sein Aktienpaket von etwa 53 Millionen Dollar war somit rund 100 Millionen Dollar wertvoller als zuvor.
Logisch! Denn wenn 0,9 Prozent 53 Millionen Dollar wert sind und das Ding um zwei Prozent steigt, macht das insgesamt also … drei im Sinn … 153 Millionen!
Aber bevor Sie jetzt groß rumrechnen: Mit den Zahlen hat der Fehler (vermutlich) gar nichts zu tun.
Das Aktienpaket von Icahn umfasstnämlich nicht 53 Millionen Dollar, sondern 53 Millionen Aktien — mit einem Gesamtwert von etwa 5,3 Milliarden Dollar. Und zwei Prozent von 5,3 Milliarden sind tatsächlich rund 100 Millionen. Kurzum: Wenn man im zitierten Absatz das erste “Dollar” durch “Aktien” ersetzt, dann stimmt’s. Anscheinend hat sich n-tv.de also nicht verrechnet, sondern verschrieben. Macht die Sache zwar nicht richtiger, aber zumindest weniger peinlich.
Mit Dank an Yannick.
Nachtrag, 11. Oktober: n-tv.de hat den Fehler transparent korrigiert.
In einem Artikel über Michael Hartmann (SPD) schrieb “Zeit Online” gestern:
Sprecher für SPD-Innenpolitik wird Hartmann allerdings nicht mehr werden. Am Dienstag bestimmten die Abgeordneten den Magdeburger Burkhardt Lischka für dieses Amt. Er ist bereits der dritte innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode. Anfang Februar war der bisherige Innenpolitiker Sebastian Edathy von diesem Amt zurückgetreten.
Das ist falsch. Zumindest die zweite Hälfte.
Sebastian Edathy hat dieses Amt in Wahrheit nämlich nie bekleidet, er konnte also auch nicht davon zurücktreten. Michael Hartmann war bereits seit Oktober 2011 Sprecher für SPD-Innenpolitik und folgte damit direkt auf den langjährigen Sprecher Dieter Wiefelspütz.
Lischka ist demnach nicht “bereits der dritte”, sondern erst der zweite innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode.
Die falsche Behauptung, Edathy sei der Vorgänger von Hartmann gewesen, geistert allerdings schon seit geraumer Zeit durch die Medienlandschaft. In die Welt gesetzt wurde sie vermutlich von der “Bild”-Zeitung, die im Juli schrieb:
Hartmann ist eng befreundet mit Sebastian Edathy (44) — seinem Vorgänger als innenpolitischer Sprecher.
Lischka wird dann bereits der dritte SPD-Innenpolitikexperte in dieser Legislaturperiode sein: Hartmann-Vorgänger Sebastian Edathy hatte seine Bundestagsmandat im Februar niedergelegt […].
Übrigens: Edathy war zwar nie innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, aber Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages. Womöglich haben die Politik-Journalisten diesen feinen Unterschied — immer wieder aufs Neue — übersehen.
Kein Schwein will Spiele von Hertha BSC sehen, erklärt “Bild” heute in der Berliner Ausgabe:
Nun weiß man nicht, wie viele Zuschauer beim Spiel gegen Mainz auch Fans waren, aber selbst davon dürften es mehr als 3.715 gewesen sein. Im Stadion waren jedenfalls 36.715 Menschen, wie mehrereQuellenübereinstimmend berichten.
* * *
Anders als “Bild” heute behauptet, ist John F. Kennedy nicht im Alter von 38 Jahren gestorben, sondern mit 46. Da muss wohl jemand den US-Präsidenten beim Googeln mit seinem Sohn John F. Kennedy, Jr. verwechselt haben, der 1999 mit 38 tödlich verunglückt ist.
Mit Dank an Horst, Basti, Martin K., und H.
Nachtrag, 19. Februar: Bild.de hat beide Fehler korrigiert.
“Bild” berichtet heute über den Fußballer Charles Takyi, der gerade zum FC St. Pauli gewechselt ist, und gerät dabei ein wenig ins Schwafeln:
Klar, dass auch er den Aufstieg im Visier hat. Dennoch lockt noch ein ganz großes Ding: Möglich, dass der Spielmacher Paulis erster WM-Kicker wird…
Auch wenn “Bild” die Behauptung wiederholt (“Noch nie hat ein aktiver Pauli-Spieler bei einem WM-Turnier gespielt.”): Es ist ganz und gar unmöglich, dass Takyi “Paulis” erster WM-Kicker wird — und auch der zweite wird er nicht mehr werden können.
Es gab da nämlich schon Ján Kocian und Ivo Knoflíček, die beide für die Nationalmannschaft der Tschechoslowakei bei der Fußball-WM 1990 in Italien spielten (sogar im Viertelfinale gegen Deutschland) — und die beide zu dieser Zeit beim FC St. Pauli unter Vertrag standen.
Der Fußball-Trainer Peter Hermann muss ein bedauernswerter Mann sein. Offensichtlich übersieht man ihn gerne mal — und wenn es nach “Bild” geht, dann ist er auch noch ziemlich schwach. So schwach, dass man ihm sogar die Schuld daran geben will, dass die Saison bei Bayer Leverkusen in diesem Jahr etwas, nunja, missraten war.
Normalerweise sind in solchen Fällen ja gerne mal die Trainer dran, bei Bayer ist das laut “Bild” aber nicht zwingend der Fall. Bruno Labbadia stehe zwar durchaus auf der Kippe, schreibt das Blatt, aber:
Eine geringe Überlebens-Chance bei Bayer hat er (Labbadia) aber wohl höchstens, wenn er sich einen stärkeren Co-Trainer zur Seite stellen lässt (diese Saison: Peter Herrmann).
Das wäre allerdings erstaunlich. Denn Hermann hat in den letzten Monaten vielleicht noch etwas Freizeit in Leverkusen verbracht, als Co-Trainer jedenfalls kann er in diesem Jahr dort nicht mehr gesichtet worden sein. Diesen Job übt er seit September 2008 beim frischgebackenen Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg aus. Und wer in der zurückliegenden Saison bei Bayer 04 Leverkusen Co-Trainer war, ist auch gar kein Geheimnis. Hier beispielsweise steht’s ziemlich ausführlich erklärt.
* * *
Bleiben wir beim Fußball, gehen aber ein paar Etagen höher — in jeder Hinsicht. Nicht nur, dass wir statt von einem Co- von einem richtigen Bundestrainer sprechen. Nein, wir verlassen auch den Boden und begeben uns in die Höhe von über 12.000 Metern. Dort hat laut “Bild am Sonntag” der Bundestrainer während des Flugs der Nationalmannschaft nach China neben den Piloten Platz genommen und für entspannte Stimmung gesorgt. Nicht einmal die in dieser Höhe eher selten auftretenden Autos konnten die gute Laune im Cockpit trüben.
* * *
Als Journalist lernt man das zeitig: richtiges Zitieren. Auch bei Bild.de zitiert man richtig. Um ganz sicherzugehen auch mal aus der “Süddeutschen Zeitung”, die ein Interview mit dem Klatschreporter Michael Graeter über dessen bewegtes Leben geführt hatte. Besonders angetan hat Bild.de die Passage, in der Graeter schildert, wie er — zum einzigen Mal in seinem Leben — in die “Liebesfalle” tappte. “Bild” bedient sich des Originalzitats aus der SZ:
“Sie war in München, ich in Paris. Sie war ständig eifersüchtig. Dabei habe ich in Paris nur den Eiffelturm bestiegen. Hat sie mir aber nicht geglaubt. Da bin ich zurück. Und dann erwischte ich sie mit einem anderen Mann. Da bin ich weg, über die Dächer.”
Jene ominöse “sie” ist laut Bild.de die “schöne Schauspielerin Iris Berben”, wobei “schön” und “Schauspielerin” richtig sein mögen. Die Frage, die die SZ Graeter gestellt hatte, lautete allerdings:
“Sie tun immer so cool. Aber auch Ihnen hat man mal das Herz gebrochen, oder? Anfang der 70er Jahre waren Sie doch mit Hannelore Elsner zusammen.”
…schreibt Bild.de heute, weil der “US-Rennstall” USF1, der sich mit dem Gedanken trägt, im nächsten Jahr in der Formel 1 zu starten, Interesse an der amerikanischen IndyCar-Fahrerin bekundet hat (Danica Patrick selbst wurde offenbar noch nicht gefragt).
Indes könnte Patrick, selbst wenn sie wollte, nicht die “erste Frau in der Königsklasse des Motorsports” werden. Den Titel hat bereits die Italienerin Maria Teresa de Filippis inne, die im Jahr 1958 an mehreren Rennen teilnahm.
Gut, das ist lange her. Aber es gab noch weitere Frauen in der “Königsklasse des Motorsports”: Lella Lombardi zum Beispiel oder Divina Galica, die sich allerdings, ebenso wie später Desiré Wilson und Giovanna Amati, für kein offizielles Rennen qualifizieren konnte.
Etwas später behauptet Bild.de dann auch noch:
Das wäre allerdings eine wirklich exklusive Nachricht. AlleanderenMedienwissennämlichbislang nur zu berichten, dass Scott Speed lediglich ein möglicher Kandidat für USF1 ist.
Bei der wörtlichen Übernahme einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP im hauseigenen “News-Ticker” hat sich Bild.de für folgende Überschrift entschieden:
Anders gesagt: Drei Wörter, zwei davon falsch.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) sitzt in Luxemburg und wäre für das Nicht-EU-Land Russland gar nicht zuständig, wohingegen der zuständige Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg Russland nicht “verklagt”, sondern verurteilt hat.
Und woher wissen wir das? Na, aus der Meldung selbst natürlich.
Aufregung über einen Polizeieinsatz in Duisburg: Ein Student wollte Solidarität mit Israel zeigen, hängte während einer Demo gegen den Gaza-Krieg [Israel-]Fahnen vor die Wohnung – da traten Beamte seine Tür ein und entfernten die Flaggen. Jetzt bittet der Polizeichef um Entschuldigung, die Empörung ist groß.
Das ist der Anfang eines Artikels von gestern über eine Demonstration vom vergangenen Samstag in Duisburg. Das ist das Ende des Artikels:
Anmerkung der Redaktion: Durch einen Bearbeitungsfehler war in einer früheren Version dieses Artikels im Teaser von einer Palästinenser-Demonstration die Rede. Veranstalter war aber die deutsch-türkische Organisation Milli Görüs.*
Und das hier steht heute auf Seite 1 der “Bild”-Zeitung:
Bei Bild.de sieht das in einem Artikel von gestern sogar so aus:
Ein Korrektur-Hinweis wie bei “Spiegel Online” fehlt hier bislang.
Mit Dank an Bene F. für den sachdienlichen Hinweis.