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24. Dezember

Und – zack! – ist auch schon der 24. Dezember da. Der Heilige Abend, der Beginn des Weihnachtsfestes und das Ende unseres BILDblog-Adventskalenders 2011.

Zur Feier des Tages schmeißen wir ‘ne Runde:

BILDblog vom 24. Dezember 2011

Wie in den vergangenen Jahren auch, halten wir jetzt Winterschlaf.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit und das Interesse und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2012.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2011 an Achim S., Albrecht K., Alex A., Alexander B., Alexander H., altautonomer, Amelie, Amon T., Andi, Andi, Andre P., Andre S., André, Andreas G., Andreas K., Andreas L., Andreas N., Andreas R., Andreas Sch., Andreas T., Andreas, Anne, Anonym, Anonymous, Ares, Arne M., Arne P., Arno, Autoresponder, Axel Sch., B.W., Basti, Bastian B., Bastian K., Bastian, Bene, Benedikt, Benjamin M., Benjamin S., Benjamin T., Bernd A., Bernd H., Bernhard W., Bertolt, Birgit H., BJ, Bjoern S., Björn Sch., Björn, bono, Boris, Brainfucker, Bruder B., C., C.W., CaOs., Carapinha, Carsten B., Carsten H., Carsten Z., Cat D., Christian G., Christian H., Christian M., Christian N., Christian P., Christian S., Christian, Christiane P., Christina H., Christof K., Christoph A., Christoph E., Christoph G., Christoph S., Christoph T., Christoph W., Christoph, Clemens B., Clemens W., Conny S., Cornelius, D.N., Dan, Dani E., Daniel B., Daniel F., Daniel G., Daniel H., Daniel K., Daniel M., Daniel W., Daniel, Daniela B., David D., David H., David K., David P., David R., David, Dennis H., Dennis R., Dennis S., Dennis, DerPhi, Diana B., Diekmann, Dieter, Dimitrios P., Dirk T., Dirk, DJ, Dominik B., Dominik B., Dominik H., Dr. Nötigenfalls, E.K., egal, Elias P., Erik G., Erkan A., Eva, Fabian R., Fal H., Falke,Flo M., Flo, Florian B., Florian S., Frank H., Frank M., Frank Sch., Frank, Franky H., Frederik Sch., FreSch, Gabriel W., Gert M., Giovanni, H.K., H.N., Hainz M.,Hannes, Hanno B., Hans E., Hans K., Hans P., Hauke H., Heinz M., Helga B., Hendrik G., Hendrik, Henman, Henning, Henry W., Holger K., Horst B., Horst M., Horst W., I.M., Icke, Ilonka L., Irgendwer555, Ivo B., Jaanus, Jakob B., Jakob V., Jakob, Jan C., Jan D., Jan G., Jan H., Jan S., Jan T., Jan-Christoph K., Jan, Jan, Janek W., Janine K., Jens D., Jens G., Jens L., Jens Sch., Jens W., Jens, JJZ, Jo A., Joachim K., Joachim L., Jochen H., Joe, Johannes G., Johannes K., Johannes, John Doe, Jojo, Jonas I., Jonas, Jonathan O.,Jörg A., Jörg E., Jörg S., Josef N., Josef Sch., josspam, Juli, Julia M., Julian H., ,Jürgen H., Jürgen L., Jürgen N., Juri S., Kai H., Kai, Karl H., Karsten, Katharina, Kathrin G., Katrin Sch., Kevin R., KiB, Kieler, Kiki W., Klaus M., Klaus Sch., Konstantin K., Krischn, Kritiker123, Lars B., Lars H., Lars L., Lecra, Leo, Leo, Lieven R., Lina, Lothar Sch., Lothar Z., Lothar, Low87, Lukas K., Lukas M., Lukas, Lutz K., M. Sch., M.K., Machete04, Magnus G., Maik H., Marc, Marcel G., Marco G., Marco L., Marco S., Marco, Marcus M., Marcus W., Mareike H., Maria M., Mark K., Markus K., Markus L., Markus M., Markus S., Markus Sch., Markus T., Martin D., Martin E., Martin G., Martin H., Martin L., Martin R., Martin S., Martin Sch., Martin T., Martina Y., Matthias B., Matthias K., Matthias L., Matthias M., Matthias Sch., Matthias T., Matthias U., Matti, Maximilian K., Maximilian, MB, MCalavera, Michael B., Michael H., Michael H., Michael K., Michael L., Michael M., Michael R., Michael W., Michel V., Miguel T., miguel, Miguel, Mike W., Mithrandir, Moritz G., Moritz N., Moritz, Mr. X, Murry, Mutlu Y., Nico N., Nico S., Nicolas S., Nicole B., Nicole H., Niels, Niklas R., Nils K., Nils, noir, Nora T., Norbert E., Norbert P., Nordbergh, nothing, O. St., Oliver K., Patrick D., Patrick P., Patrick, Paul Z., Paulchen, Pekka R., Per K., Peter M., Peter S., Peter, Petra O., Petra S., Philip L., Philip Z., Philipp E., Philipp K., Philipp M., Philipp O., Philipp S., Philipp T., Philipp W., Ploegi, PM, Pottblogger, Ralf H., Ralf M., Raphael S., Rayko M., Rebecca, Reinhold, Rene W., Richard F., Richard S., Robert D., Robert L., Robert Sch., Robert W., Robin A., Roland W., Rolf M., Rolf, Roman S., Ronald F.,Ronald P., Rüdiger F., Sabine B., Sabrina T., Sanni, Sarah E., Sascha, Schreiberling, Sebastian A., Sebastian C., Sebastian K., Sebastian K., Sebastian L., Sebastian, Simon G., Simon G., Simon W., Simon, Simone, spot, spot, Stefan J., Stefan K., Stefan K., Stefan M., Stefan M., Stefan W., Stefan, Steffen F., Steffen K., Steffen M., Steffen S., Steffi, Stephan K., Stephan R., Stephan T., Stephan U., Stephanie H., stickytape, Sven G., Sven S., Svenja W., Takuro K., tharcel, Therese, Thomas A., Thomas B., Thomas D., Thomas F., Thomas G., Thomas H.,Thomas P., Thomas S., Thomas Sch., Thomas T., Thomas U., Thomas, Thorsten K., Till G., Tilman Sch., Tim G., Tim L., Tim W., Timo H., Timo Sch., Timo W., Timon S., Timon, Tino M., Tobias F., Tobias G., Tobias N., Tobias P., Tobias R., Tobias W., Tobias, Tom Z., Tom, Tomek, Torben I., Torben K., Torben S., Torsten B., Torsten B., Torsten R., Torsten S., Torsten, tuennes, Uwe R., V., Vincent M., Volker K., Webreporter, Widerspenst, Wolfgang, Yorrik B. — und alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Bild  

Ein Ouzo für seine guten Freunde

“Bild” ist für ihre, wie es die Zeitung selbst formuliert, “Griechenland-Berichterstattung” vor ein paar Wochen mit der “Europa-Distel für den größten europapolitischen Fehltritt des Jahres” ausgezeichnet worden. Nikolaus Blome, Leiter des Hauptstadtbüros, hatte bei der “Preisverleihung” überdeutlich gemacht, dass sich die Zeitung von derartiger Kritik nicht beeindrucken lassen würde (BILDblog berichtete).

Paul Ronzheimer, Blomes Adjutant und Drachmen-Verteiler, scheint sich die Kritik dennoch ein Stück weit zu Herzen genommen zu haben. Statt, wie sonst, von “Pleite-Griechen” zu schreiben, wählt er heute eine andere Formulierung.

Die könnte sich bei längerer Überlegung allerdings auch als Ausdruck von Ronzheimers Zynismus erweisen:

Pünktlich zum EU-Gipfel neue Nachrichten von unseren griechischen Freunden: Griechen überweisen Millionen in die Schweiz

In welchem Ausmaß die “arbeitslosen Griechen” “Millionen” in die Schweiz überwiesen haben sollen, erklärt Ronzheimer selbst übrigens so:

• 18 Griechen, die arbeitslos gemeldet sind, überwiesen jeweils mehr als eine Million Euro ins Ausland. Woher das Geld kommt, wird jetzt geklärt.

• Ein “Kleinunternehmer” aus der griechischen Provinz, der angeblich nur einige Zehntausend Euro pro Jahr verdiente, überwies mehr als 50 Millionen Euro auf ein Schweizer Konto. (…)

Mit Dank auch an Martina Y., altautonomer und Thomas D.

Moslems machen der Liebe ein Ende

In London hat ein Kosmetikgeschäft geschlossen. Dies allein ist keine Meldung, die es in “Die Welt” schaffen würde — schon gar nicht in die dortige Rubrik “Meinung”.

Wenn es sich allerdings um ein israelisches Kosmetikgeschäft handelt und der Schließung Proteste, Verzeihung: eine wöchentliche “wilde Demo Hunderter junger Muslime”, vorangegangen sind, dann ist das natürlich ein Fall für “Die Welt” — und für die üblichen Islamfeinde, die solche Meldungen weitertratschen.

Autor Michael Stürmer, Historiker und Chefkorrespondent der “Welt”-Gruppe, hatte sich allerdings auch alle Mühe gegeben, das Ende des Londoner Flagship Stores der israelischen Kosmetikfirma Ahava an das schwarz-weiße Weltbild der Islamophoben anzupassen. Auf der einen Seite der christlich-jüdische, tolerante Westen, auf der anderen Seite eben die “wilden” Muslime, die in London am Liebsten “Londonistan” ausrufen würden:

Zur Gentrifizierung gehörte die Einrichtung der Londoner Hauptfiliale des israelischen, am Toten Meer beheimateten Unternehmens “Ahava” – was auf Hebräisch Liebe heißt.

Zu Londonistan gehört die jeden Samstag stattfindende wilde Demo Hunderter junger Muslime, die dieser Tage der Liebe ein Ende machten und das Unternehmen zwangen, den Laden aufzugeben.

Ausführlich beschreibt Stürmer die tollen Produkte von Ahava, die aus dem Heilschlamm vom Grunde des Toten Meeres hergestellt werden, und von der ruhmreichen Geschichte dieser Produkte (“Es gibt nicht viele moderne Kosmetikprodukte, deren Lob schon im Alten Testament zu finden ist.”).

Aber nicht alle Menschen finden die Ahava-Produkte so toll wie Michael Stürmer, weswegen es zu unschönen Szenen kam:

In London hat der Heilschlamm zwar Kunden angezogen, aber leider auch gewalttätige Protestierer, die den benachbarten Läden, von Ahava nicht zu reden, das Leben so zur Hölle machten, als sei noch einmal Sodom und Gomorrha. Die Polizei gab sich redlich Mühe, aber nicht genug.

Nach Wochen des Kräftemessens gaben die braven Bobbys auf. Weder Polizei noch Anwohner hatten den Nerv, den Randalierern standzuhalten.

Für Stürmer ist klar, womit wir es hier zu tun haben:

London, einst die zivilisierteste Stadt in Europa, räumt zugereisten Fanatikern ein Vetorecht darüber ein, ob jemand einen Laden führen darf.

Die Lehre für London und den Rest der Welt: Wenn wir so weitermachen, ist Londonistan bald überall.

Wenn er sich nicht seinen ausführlichen Ausflügen in die Geschichte von Heilschlamm, Altem Testament und Totem Meer gewidmet hätte, hätte Stürmer vielleicht noch Zeit gehabt, auf ein nicht ganz unbedeutendes Detail in der Geschichte der Firma Ahava einzugehen: Die Firma produziert in einer israelischen Siedlung im Westjordanland, das eigentlich zu den palästinensischen Autonomiegebieten gehört. Diese Siedlung ist nach internationaler Einschätzung illegal und verstößt gegen die Genfer Konvention.

Verschiedene Organisationen wie die pazifistische Bürgerrechtsbewegung Code Pink haben Ahava vorgeworfen, mit Bodenschätzen Geschäfte zu machen, die den Palästinensern gestohlen worden seien. In Südafrika dürfen Waren wie die von Ahava nicht mehr als israelische Produkte verkauft werden, sondern müssen als “Produkte illegaler Besiedlung in den Besetzten Palästinensischen Gebieten” ausgezeichnet werden.

Diese Informationen wären hilfreich gewesen um zu verstehen, dass sich die Proteste gegen Ahava nicht auf plumpen Antisemitismus reduzieren lassen. Vielmehr wären sie ein schönes Beispiel um zu zeigen, wie sich der seit Jahrzehnten schwelende Nahost-Konflikt im Alltag und im Badezimmerschrank westlicher Bürger niederschlägt. Doch Michael Stürmer hat sich dagegen entschieden, diese Geschichte zu erzählen.

Mit Dank an Christoph G.

Koranverbrennung, Kriegsberichterstatter, B.Z.

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Interessant heißt nicht relevant”
(tagesspiegel.de, Caroline Fetscher)
Bei fragwürdigen Ereignissen wie der angekündigten Koranverbrennung eines US-Pastors sei es manchmal “klüger, ethischer, besser, nichts zu berichten”, schreibt Caroline Fetscher. “Obgleich seriöse, auf Nachrichten spezialisierte Massenmedien Chronistenpflicht besitzen, gibt es Begebenheiten, denen gegenüber Abstinenz, Distanz oder Detailverweigerung zum verantwortlichen Umgang mit der Wirklichkeit gehören. Zentral dabei ist an erster Stelle die Einordnung eines Ereignisses als repräsentativ.”

2. “Der schlechte Ruf der Journalisten”
(ndr.de, Video, 7:54 Minuten)
“Zapp” geht der Frage nach, warum Journalisten im Ranking der vertrauenwürdigen Berufen bei nur 17 Prozent landen (Ärzte bei 82 Prozent): “Im Konkurrenzkampf ruinieren sie ihr eigentliches Kapital: Ihre Glaubwürdigkeit.” Die Interviews mit Hans Mathias Kepplinger, Marc Brost und Detlef Voges sind in voller Länge abrufbar.

3. “Krawall kommt vom Koffein”
(jungle-world.com, Jesse-Björn Buckler)
Jesse-Björn Buckler rezensiert die “B.Z.”-Serie “Der 1.-Mai-Komplex – Wie die linksextreme Mafia in Berlin organisiert ist”: “Den Autonomen wird dabei der Organisierungs- und Professionalisierungsgrad unterstellt, den sie gerne hätten. Die Serie kreiert ein Bild der autonomen Szene, das nur wenig mit der Realität zu tun hat, aber dafür sämtliche bürgerlichen Klischeevorstellungen bedient.”

4. “Which of Us Dies First?”
(uk.gizmodo.com, Teru Kuwayama, englisch)
Der Tod der Kriegsberichterstatter Tim Hetherington und Chris Hondros erzeugt breite Aufmerksamkeit: “You’d almost think it was the first time journalists had been killed in the line of duty, but it wasn’t – it was just the first time, in a long time, that western journalists with names like ‘Tim’ and ‘Chris’ were killed.”

5. “Österreich größte Medien”
(derstandard.at)
Eine PDF-Datei zeigt eine Übersicht der größten Medienhäuser in Österreich.

6. “Was am Freitag die Nachrichten bestimmen wird”
(graphitti-blog.de, katja)

Symbol-Randale im Berliner Schanzenviertel

Nach einem Brandanschlag auf ein linkes Geschäft in Berlin-Kreuzberg kam es am Mittwochabend zu einer unangemeldeten Demonstration, die der “Tagesspiegel” so zusammenfasst:

Am Mittwochabend zog gegen 20 Uhr eine Spontandemonstration von rund 300 Vermummten vom Heinrichplatz über die Skalitzer Straße zum Ort des Anschlags. Sie zündeten Feuerwerk und skandierten Sprechchöre gegen Neonazis. Als die Polizei begann, die Menge auseinanderzutreiben, flogen Flaschen. Die Beamten setzten 47 Personen fest und nahmen ihre Personalien auf.

Auch der RBB berichtet auf seiner Internetseite über die Demonstration:

Protest: Randale in Berlin-Kreuzberg. In Berlin-Kreuzberg haben linksautonome Demonstranten am Mittwochabend randaliert.

Flaschen, Pflastersteine, Stinkefinger, Wasserwerfer, vielleicht sogar Feuer — es muss ganz schön zur Sache gegangen sein in Kreuzberg.

Oder auch nicht, denn zur Bebilderung der Demonstration vom Mittwoch taugt das verwendete Foto nur bedingt: Es entstand im September 2009 bei Ausschreitungen in Hamburg.

A water canon sprays during riots after a street festival, Hamburg, Germany, early 13 September 2009. German police arrested 60 people after 12 officers were hurt in riots that broke out after a street festival. EPA/KAY NIETFELD

Mit Dank an Chris N.

Primärquellen, Sonntagszeitung, Griechenland

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalisten und Primärquellen – Managergehälter”
(marcmichels.blogspot.com, Marc Michels)
“Nutzt endlich mal die verdammten Primärquellen!”, ruft Marc Michels Journalisten, Bürgern und Politikern entgegen. Während ein Bericht der “Thüringer Allgemeinen Zeitung” über Managergehälter auf den “Focus” verweist, schreibt “Bild”: “Eine neue Umfrage macht deutlich…”. Dabei seien die betreffenden Informationen schlicht frei im Internet verfügbar.

2. “Kachelmann-Verfahren: Schweizer Zeitung wirft Befangenheit auf”
(morgenweb.de, M. Wirth, A. Lin, J. Gruler)
In ihrer neusten Ausgabe äußert die “Sonntagszeitung” “Zweifel an der Unabhängigkeit des Richters” im Fall Jörg Kachelmann. Einige Regionalblätter vermeldeten darauf, “Vater und Richter seien im gleichen Verein und würden sich gut kennen”, was “zahlreiche seriöse deutsche Tageszeitungen und sogar die berühmten Nachrichtenmagazine Spiegel und Stern” sofort aufnahmen. Der betreffende Richter, Michael Seidling, dementiert und gibt an, weder die Klägerin noch ihren Vater überhaupt zu kennen.

3. “Im Würgegriff der Parteien”
(echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck sieht die öffentlich-rechtlichen Sender von den Parteien stark beeinflusst. Die Folge: Es ergießen sich “auf beiden Seiten telegene Gesichter in inhaltsarmen Worthülsen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Man kennt sich, ist einander viel zu nah und hat sich vor der Kamera nichts zu sagen. Ergebnis ist meist journalistisch wie politisch der kleinste gemeinsame Nenner.”

4. “Mehr Mut zur Zensur”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fürchtet, dass “unterhalb der offiziellen Medienangebote”, also in den Kommentarspalten, “bizarre Parallelgesellschaften” entstehen. “Wer interessante Publikumsmeinungen finden will, muss darum oft durch kniehohen Wortmüll stapfen.” Er empfiehlt, kommerzielle Wege zu prüfen: “Wenn eine Website als Blitzableiter für Enttäuschte oder als Auffangbecken für Unterbeschäftigte dient, sollte man doch daraus eine Geschäftsidee entwickeln können.”

5. “Griechenland: Tödlicher Terror gegen Journalisten”
(focus.de, Wassilis Aswestopoulos)
Journalist Sokrates Giolias wird “im Athener Vorort Ilioupolis” von mehreren Attentätern vor seinem Haus erschossen. “Giolias war wie viele andere Journalisten auf Webseiten autonomer, extremistischer Gruppen als zu eliminierender Klassenfeind erwähnt worden.”

6. “Why Journalists Make Mistakes & What We Can Do About Them”
(poynter.org, Mallary Jean Tenore, englisch)
“Misspelled names and typos are among the more basic errors journalists make. But there’s another type of error that is harder to correct: when journalists miss the story completely.”

Extremistisches Symbolbild

Drei Jahre, nachdem der Bundesgerichtshof den Haftbefehl gegen den Soziologen Andrej Holm aufgehoben hatte, hat auch die Bundesanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren gegen den Wissenschaftler eingestellt.

Holm war vorgeworfen worden, Mitglied der “Militanten Gruppe” (mg) gewesen zu sein, die zahlreiche Brandanschläge verübt hatte. Nach vierjährigen Ermittlungen kam die Bundesanwaltschaft aber schließlich zu dem Schluss, dass Holms Kontakte zu einem Mitbeschuldigten und die bei ihm gefundenen Unterlagen auch in anderen, nicht strafrechtlichen Sachzusammenhängen stehen könnten.

Andrej Holm hat gleichsam schwarz auf weiß, dass er kein gewaltbereiter Extremist ist.

Und wie bebildert “Zeit Online” diese Nachricht? Mit einem Archivfoto vom 1. Mai 2009, das unbekannte Autonome bei einer Demonstration in Berlin zeigt:

Dem Soziologen Andrej H. wurde vorgeworfen, einer linksextremistischen Vereinigung anzugehören, die sich zu zahlreichen Brandanschlägen bekannt hat

Nachtrag, 19.30 Uhr: “Zeit Online” hat das Foto rausgenommen.

Count-Up, Riekel, HartzIV

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Gerüchteköche”
(fr-online.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon fragt Joachim Widmann, Chefredakteur der Nachrichtenagentur ddp, wie es dazu kommen konnte, dass so viele deutschsprachige Medien eine angebliche Trennung des Schauspielerpaars Brad Pitt und Angelina Jolie vermeldeten. “Widmann erzählt, dass die Kollegin aus der Redaktion die Meldung der News of the World zunächst zur Seite gelegt habe. Sie habe sie erst veröffentlicht, nachdem im Internet drei Dutzend Medien darauf eingegangen waren.”

2. “Das Riekelsche Gesetz”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris fühlt sich als freier Journalist von den Methoden der “Bunte”-Chefredakteurin Patricia Riekel beleidigt. “Wir sind Journalisten, keine Spanner, die im Gebüsch liegen um herauszufinden, ob und mit wem Parteivorsitzende ein Sexualleben haben.”

3. “Journalismus 2010: Drecksarbeit”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
“Mir sind diese Woche gleich zwei Dinge widerfahren, die aktuelle Probleme der gedruckten Presse dokumentieren, ohne gleich hochtrabende Begriffe wie ‘Qualitätsjournalismus’ oder ‘redaktionelle Autonomie’ zu strapazieren.”

4. “Käßmann, Mixa und die Kunst der Gegendarstellung”
(stern.de/blog, Artur Fischer-Meny)
Artur Fischer-Meny geht auf die schnelle mediale Verbreitung der “Alkoholfahrt” von Margot Käßmann ein und recherchiert Straßenverkehrsdelikte in der katholischen Kirche.

5. “Pingpong mit Westerwelle”
(nn-online.de, Hans-Peter Kastenhuber)
Die “Nürnberger Nachrichten” fassen nochmals zusammen, was “Bild” in den letzten zwei Monaten alles zum Thema HartzIV schrieb.

6. “Das unwürdige Count-Up”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig fragt sich, warum zum Erdbeben im Chile “trotz unsicherster Nachrichtenlage immer wieder sinnlose Zahlen von Todesopfern weitergemeldet” werden.

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Die Feuer-Chaotin und die Schande Rechtsstaat

Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten hat gestern eine 21-jährige Berlinerin vom Vorwurf freigesprochen, einen Brandanschlag auf ein Auto verübt zu haben. Der Richter sagte, es gebe “erhebliche Zweifel”, ob die junge Frau, die der linksautonomen Szene nahe steht, die Täterin sei. Eine Reihe von Indizien, die gegen sie sprachen, seien nicht eindeutig. Und der Hauptbelastungszeuge, ein Polizist, der die Frau wiedererkannt haben will, verwickelte sich in Widersprüche.

Die Nachrichtenagentur dpa nannte den Freispruch eine “Ohrfeige für Polizei und Staatsanwaltschaft”. Die Verteidigung sagte, die Staatsanwaltschaft habe sich dem politischen Druck gebeugt, der eine schnelle Verurteilung von Verdächtigen forderte — in Berlin wurden seit Jahresbeginn mehr als 250 Autos durch Brandstiftung zerstört oder beschädigt.

“Bild” hat einen eingängigen Begriff für die unbekannten Brandstifter: “Terroristen”.

“Bild” hatte vom ersten Tag an keinen Zweifel, dass die Frau, die jetzt vom Gericht freigesprochen wurde, schuldig war:

Dabei war die Verdächtige zu diesem Zeitpunkt schon wieder auf freiem Fuß. Es war kein Haftbefehl gegen sie erlassen worden, weil nach Ansicht der Justiz kein dringender Tatverdacht vorlag.

In “Bild” las sich das am folgenden Tag so:

Einen weiteren Tag später brachten die “Bild”-Redakteure Matthias Becker und Peter Rossberg ihre Empörung in folgende Form:

(…) nur 12 Stunden später die Sauerei: Die bereits wegen politisch motivierter Straftaten verurteilte Alexandra R. kam wieder auf freien Fuß. Begründung: kein dringender Tatverdacht.

Ob die “Sauerei” darin bestand, dass kein dringender Tatverdacht vorlag oder darin, dass selbst vorbestrafte Menschen ohne einen solchen dringenden Tatverdacht nicht einfach ins Gefängnis müssen, ließen sie offen.

Aber ohnehin hatte sich das Blatt schon wieder gewendet. Ein Polizist, der zuvor nur davon gesprochen hatte, eine dunkel gekleidete Person gesehen zu haben, sagte nun plötzlich aus, das Gesicht der Verdächtigen erkannt zu haben. Daraufhin wurde doch noch ein Haftbefehl entlassen. “Bild” feierte das als eigenen Erfolg:

Das war im Mai. Ende September begann der Prozess gegen die Verdächtige, und wenn es nach “Bild” gegangen wäre, hätte man sich das ganze Verfahren sparen können: Die Zeitung hatte die Frau schließlich überführt und wusste auch schon vorab, was das richtige Strafmaß wäre: “Hartes Urteil gegen Täterin muss her!”

Es lief dann im Prozess nicht ganz so, wie “Bild” sich das vorgestellt hatte. Zum Beispiel verwickelte sich der Polizist, der die Verdächtige beim Zündeln erkannt haben will, in Widersprüche. Man könnte sagen: Möglicherweise war die Angeklagte nicht die Täterin. Das ist natürlich nicht das, was “Bild” sagen würde. Die Zeitung sprach am Samstag vor einer Woche von einem “skandalösen Fall”, meinte den drohenden Freispruch und erklärte die Verdächtige unbeirrt zur “Feuer-Chaotin” und also schuldig:

Erst heute, nach dem Freispruch, nach einem halben Jahr massiven Drucks, räumt “Bild” die Möglichkeit ein, dass die Angeklagte eventuell nicht die Täterin war, fragt: “Warum muss diese Frau nicht in den Knast” — und verrät sogar die Gründe. Immerhin.

  

Pressemitteilung der DPolG Berlin vom 19.9.2009

Militärgranaten gegen Polizisten eingesetzt
DPolG Berlin: Schwelle zum Terrorismus endgültig erreicht; neue Dimension der Gewalt gegen Polizisten

Am 1.Mai wurden in Berlin 479 Polizisten verletzt. Mindestens 47 von ihnen durch eine Gasbombe, deren Herkunft bislang unklar war. Nun stellte sich heraus, das die Berliner Polizeiführung schon seit einiger Zeit wusste, was da genau explodierte. Es war eine Militärgranate aus britischen Beständen, die zur Terrorbekämpfung in Nordirland konzipiert wurde.

Der Landesvorsitzende der DPolG, Bodo Pfalzgraf dazu: “Wenn zum 1.Mai jetzt schon Militärgranaten gegen Polizisten eingesetzt werden, ist die Schwelle zum Terrorismus endgültig erreicht. Solche Typen haben ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit längst verwirkt.”

Bislang wurden weder die betroffenen Polizisten, noch die Anwohner im Kreuzberger Kiez darüber informiert. Pfalzgraf: “Solche Erkenntnisse dürfen nicht unter der Decke gehalten werden. Der Polizeipräsident hat versäumt, in diesem Fall die notwendige Transparenz herzustellen!” Wir erwarten nach solchen Erfahrungen für die betroffenen Polizisten und Anwohner umfangreiche medizinische Fürsorgemaßnahmen, eine verbesserte Ausstattung und die Veränderung der Einsatzkonzeptionen.

Von Rot-Rot muss die teilweise in den Regierungsparteien noch vorherrschende Toleranz gegenüber der autonomen Szene sofort öffentlich widerrufen werden. Pfalzgraf: “Kiezterroristen müssen mit allen Mitteln des Rechtsstaates bekämpft werden. Wir brauchen den massiven Einsatz von verdeckten Ermittlern und keine “Seelenverwandtschaft” der Regierungsparteien. Solche Entwicklungen muss ein Regierender Bürgermeister zur Chefsache machen und kann nicht weiter den Betroffenheitsaugust spielen!”

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