Mit “Bild mobil” jetzt nicht das Mindeste bekommen

Klar, in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Handynutzung deutschland- und weltweit massiv verändert. Deswegen hat Bild.de vor wenigen Tagen einen Test veröffentlicht:

Früher sei entscheidend gewesen, wie viel der Nutzer telefoniere. Heute ginge es stattdessen darum, wie hoch sein Datenverbrauch sei.

Erfreulich für Verbraucher: Die Preise pro Dateneinheit sind stark gesunken.

Das ist ja schon mal gut. Aber wie viele Kilo-/Mega-/Gigabyte brauche ich denn nun?

2006 haben Handy-Kunden wesentlich weniger Daten verbraucht, wenige Megabyte reichten meist aus. Doch für heute selbstverständliche Anwendungen wie Video- und Musikstreaming sind Tarife mit 2 Gigabyte Daten das Mindeste.

Okay, ist notiert: mindestens zwei Gigabyte. Und was bietet mir der “Alles Drin-Tarif” von “Bild mobil”?

Man braucht also nur knapp siebenmal den “Bild mobil”-Tarif, um “das Mindeste” zu bekommen. Klingt nach einem klassischen “Bild”-Angebot.

Mit Dank an Alexander K. für den Hinweis!

Trolle, WELTfremdes Marketing, Genderwörterbuch

1. “Wir müssen Social Media mit Journalismus infiltrieren.”
(facebook.com, Armin Wolf)
Der bekannte österreichische Journalist und Fernsehmoderator Armin Wolf hat auf dem “Mediengipfel” der 30. Münchner Medientage gesprochen. Das vorgegebene Thema seines Vortrags: “Welche Medien wollen wir morgen in unserem Leben?” Auf seiner Facebookseite gibt es den Text zum Nachlesen. Wolf geht auf das derzeit bestehende Nachrichten-Ökosystem ein, unterteilt in E-Journalismus, U-Journalismus und K-Journalismus und macht Vorschläge, was man besser machen kann. Zum Beispiel dort hinzugehen, wo die Leser sind: “Mein Vorschlag wäre trotzdem, dass wir Social Media nützen, um in die Echokammern ihrer Abermillionen Nutzer hineinzubrüllen oder auch hineinzuflüstern, dass es da draußen auch noch was anderes gibt als ulkigen Unsinn und paranoide Propaganda.”

2. Der #Troll im Netz. Eine Besichtigung
(geschichtedergegenwart.ch, Remo Grolimund)
Der Historiker Remo Grolimund hat einen kurzen Abriss der Trollgeschichte verfasst. Ausgehend von den Chatrooms der 90er Jahre bis in die Jetzt-Zeit mit den Social-Media-Biotopen. Natürlich denkt er auch über Taktiken nach, wie man Trollen am besten begegnen sollte: “„Don’t feed the trolls“ ist bei gewissen Trollen sicher das Mittel der Wahl. Andere sollten wir vielleicht besser füttern. Bis sie platzen.”

3. Influencer Marketing, wie man es nicht betreibt am Beispiel Axel Springer Verlag
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Die “Welt” betreibt sogenanntes “Influencer Marketing” und hat Blogbetreiber angeschrieben, um über diese “Influencer” ihr kostenpflichtiges Angebot “WELTplus” zu promoten. Dies entbehrt in vielerlei Hinsicht nicht einer gewissen Tragikomik und wurde im Netz schon verschiedentlich kommentiert. (Mario Sixtus dazu auf Facebook: “Wenn der Springer-Verlag einerseits Blogger gewinnen will, auf Ihre WELT zu linken, andererseits Links via Leistungsschutzrecht zu einer gebührenpflichtigen Angelegenheit machen will, wie soll man diese Mail dann werten?”) Thomas Knüwer hat sich die Mühe gemacht und der “Welt” zurückgeschrieben. Und dabei deutliche Worte gefunden.

4. Gott, Glück und Viktor Orbán
(taz.de, Tibor Racz)
Wer sich in Ungarn zukünftig über die Politik im Lande informieren will, wird es noch schwerer haben als in der Vergangenheit. Die größte Oppositionszeitung, die “Népszabadság”, hat den Eigentümer gewechselt und gehört nun einem regierungsfreundlichen Oligarchen. Tibor Racz stellt den neuen Besitzer vor, der in allerlei zweifelhafte Geschäfte verwickelt ist.

5. Geschickt gendern: „Habt ihr da einen an der Klatsche, wisst Ihr überhaupt, was Ihr anrichtet?“
(zebrabutter.net, Johanna Müller & Philipp Müller)
Verfasser von Verwaltungsdokumenten und sonstigen offiziellen Texten werden oft dazu angehalten, gendergerecht bzw. genderneutral zu formulieren. Dies kann zu leseunfreundlichen Wendungen oder umständlichen Paarformen wie “Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter” führen. Johanna Müller hat deshalb auf “geschicktgendern.de” ein Genderwörterbuch mit Vorschlägen für gendergerechte Formulierungen eingerichtet. Sie hat darauf viel positives Feedback erhalten, sieht sich aber auch heftigen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt.

6. Lügenmaschine Trump und die «Lugenpresse»
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Das Unwort von der “Lügenpresse” hat nun auch die USA erreicht. Dort heißt es “Lugenpresse” und wird von Trump-Anhängern in die Kameras gebrüllt. “Dass Trumps Anhänger nun den Vorwurf der «Lügenpresse» erheben, lässt tief blicken. Es zeigt eine radikale Systemkritik und ideologische Wahlverwandtschaft zwischen den Trumpisten in den USA und den Pegidisten in Deutschland, die lange Zeit beide dasselbe meinten, aber nun zum ersten Mal auch dasselbe aussprechen.”

“Spiegel Online” widerlegt Propaganda-Vorwurf mit Propaganda

Eigentlich war es ja eine ganz schöne Idee, die “Spiegel Online” gestern hatte: In einem 3:50-Minuten-Video den Politikredakteur Christoph Sydow erklären lassen, wieso die Redaktion über Aleppo und Mossul berichtet, wie sie berichtet. Das Ganze war eine Reaktion auf kritische Kommentare in Leserbriefen und den Sozialen Netzwerken (zum Beispiel: “heute im propagandaspiegel: keine gefahr für zivilisten! während aleppo von den bösen russen und assad ‘zerstört’ wird, wird mossul von den braven irakern, türken und amerikanern ‘befreit’. …wer hätte das gedacht”):

Immer wieder werfen uns Leser vor, die Belagerung von Aleppo pauschal als böse und jene von Mossul als gut zu bewerten. Das so nicht richtig [sic]. Politikredakteur Christoph Sydow erklärt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Sydow sagt, “Spiegel Online” messe nicht mit zweierlei Maß, und erklärt, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede er zwischen den Situationen im syrischen Aleppo und im irakischen Mossul sieht. Auf die im Video eingeblendete Frage “WIE SIEHT ES IN DEN STÄDTEN AUS?” antwortet er:

Ost-Aleppo ist seit Monaten von der Außenwelt abgeschnitten. Es kommt keine Hilfe in die Stadt. Die Menschen hungern, es gibt kein Trinkwasser, es gibt wenig Strom. In Mossul ist die Lage im Moment noch anders. Die Stadt kann versorgt werden, die Menschen haben Wasser, die Menschen haben Strom, die Menschen haben genug zu essen. Es muss bislang dort noch niemand hungern.

Um die deutlich bessere Situation in Mossul zu belegen, zeigt “Spiegel Online” diese Videoaufnahmen:



Das ist Propagandamaterial des sogenannten “Islamischen Staats”. Die Terrororganisation, die derzeit über Mossul herrscht, hat diese Bilder aus der Stadt vor einigen Tagen veröffentlicht, um zu zeigen, wie normal das Leben dort sein soll. In den Standbildern kann man rechts oben neben dem “Spiegel”-Logo auch das von “Amaq” sehen. “Amaq” sieht sich selbst als Sprachrohr des “Islamischen Staats”.

Der “Weltspiegel” hatte die Aufnahmen in seinem Beitrag “Irak: Inside Mossul” am vergangenen Sonntag ebenfalls gezeigt. Im Gegensatz zu “Spiegel Online” hat die ARD-Sendung allerdings den Hinweis “Quelle: Propaganda-Video IS” eingeblendet:


Dazu sagt der Sprecher:

Das jüngste Propaganda-Video vom IS, das vor fünf Tagen ins Netz gestellt wurde. Es soll Normalität in Mossul zeigen, glückliche Menschen, denen es an nichts fehlt. Tatsächlich mangelt es an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und Strom. Das berichten Menschen aus Mossul ihren Verwandten in heimlichen Telefonaten.

Später im Video-Beitrag mit Christoph Sydow zeigt “Spiegel Online” dann noch weitere Sequenzen aus dem Propagandamaterial, wieder mit “Amaq”-Symbol und wieder ohne jegliche Kennzeichnung oder Distanzierung:




Wenn “Spiegel Online” sich Propagandamaterial von Terroristen zu eigen macht, dann kann man seinen harschen Kritikern, die vom “propagandaspiegel” schreiben, in diesem Fall leider nicht mal widersprechen.

Mit Dank an Daniel B. für den Hinweis!

Nachtrag, 21:01 Uhr: “Spiegel Online” hat inzwischen mit zwei Tweets auf unseren Blogpost reagiert:

Jegliche Videosequenzen, die von “Amaq” stammen, sind jetzt mit dem Hinweis “Quelle: Propagandavideo des IS” versehen:

Bausparfuchsterror, anonyme Quellen, Lückenpresse

1. Die „SZ“ macht den Blockblock
(taz.de, Peter Weissenburger)
Auf “sueddeutsche.de” kann man jetzt keine Werbung mehr ausblenden. Ein Wagnis, findet Peter Weissenburger: “Nun wird sich zeigen müssen, ob die neue Politik NutzerInnen abschreckt oder sie sich auf den Deal einlassen: Entweder zahlen – oder Bausparfuchsterror. In jedem Fall ist löblich, dass sueddeutsche.de sich als Erster zum Spielverderber macht. Langfristig wird die Branche nämlich ohnehin überlegen müssen, wie sie mit steigender Online-Nutzung und sinkenden Printabonnements umgeht.”

2. “Wir hauen Dir die Geschichten um die Ohren”
(digtator.de, Christian Fahrenbach)
Stacy-Marie Ishmael leitet bei “BuzzFeed” als “Managing Editor of Mobile” das mobile Nachrichtengeschäft. Im Interview erzählt sie von der 2015 erschienenen Nachrichten-App. Es geht um Nutzerverhalten, Individualisierung und die Buzzfeed-Firmenphilosophie. Und einen Vorwurf, den die Managerin wohl öfter zu hören bekommt: “Wir schreiben die Push-Nachrichten nicht so, dass du klicken musst, um die Story zu erfahren oder die News zu verstehen. Das gilt aber für die gesamte BuzzFeed Philosophie. Die Leute sagen immer: „Oh, BuzzFeed macht Clickbait.“ Aber das ist nicht wahr. BuzzFeed macht Überschriften, die dir die komplette Geschichte um die Ohren hauen. Wir erzählen dir die Story in der Überschrift.”

3. Die Medienkonzerne verlieren Meinungsmacht
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Laut dem neuesten Medienvielfaltsmonitor der Landesmedienanstalten verlieren die großen deutschen Medienkonzerne immer mehr an Meinungsmacht. Meinungsbildner-Medium Nummer eins bleibe das Fernsehen, doch das Internet hole auf, sagt “dwdl”-Autor Timo Niemeier und dröselt die Zahlen detailliert auf.

4. «Rundschau»: SRF-Propaganda vs. Assad-Propaganda
(infosperber.ch, Stefan Schaer)
Stefan Schaer bemängelt die Syrien-Berichterstattung des “Schweizer Radio und Fernsehen” (SRF). Der Sender falle seit Längerem durch einseitige Berichterstattung auf, wenn es um Konflikte mit NATO/US-Beteiligung gehe. Gegenstand seiner aktuellen Kritik ist die “SRF”-Sondersendung “«Rundschau»- Interview mit dem syrischen Präsidenten Assad”. Schaer bewertet die einzelnen Sendungsteile und macht den Sendungsmachern schwere Vorwürfe.

5. Über den Umgang mit anonymen Quellen
(de.ejo-online.eu, Alice Antheaume)
Die französische Journalistin Alice Antheaume beschäftigt sich mit der Frage, ob es vertretbar ist, anonyme Quellen zu benutzen. Anstoß zu dieser Überlegung waren Artikel von “Libération” und “Le Parisien”: Der eine enthielt elf Quellen ohne Namen, der andere fünf unbenannte Quellen. Antheaume hat Verantwortliche dazu befragt und auch Medien wie die “New York Times” oder den “Guardian” mit in ihre Betrachtung aufgenommen.

6. Buchvorstellung und Diskussion: Ulrich Teusch – Lückenpresse
(youtube.com, Video, 1:34 Stunden)
Ulrich Teusch hat unlängst ein medienkritisches Buch vorgelegt: „Lückenpresse. Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten“. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Verlag und IG Metall haben Ulrich Teusch, Jens Berger, Stephan Hebel und Peter Zudeick über Buch und Thematik diskutiert.

Die Horror-Clown-PR-Kampagne von Bild.de

Überall diese Horror-Clowns. Also nicht überall auf den Straßen, sondern überall im Internet: Meldungen über Grusel-Clown-Sichtungen. Videos, in denen sich Passanten gegen Clown-Angriffe wehren. Facebook-Gruppen, die Menschen dazu nutzen, um sich für die nächste Clown-Jagd zu verabreden. Alles ziemlich irre.

Gut, dass es in diesen Zeiten eine Stimme der Vernunft gibt: Bild.de.

Im Artikel heißt es:

Täglich erscheinen neue Videos und Meldungen über Grusel-Clowns in den sozialen Medien. Täglich wächst die Zahl der Nachahmer.

Und:

Auch wenn die amtlich registrierten Fälle derzeit zunehmen, stehen sie in keinem Verhältnis zu dem Hype, der im Internet momentan abläuft.

Und:

Offenbar gibt es unzählige Nachahmungstäter, die durch den US-Clown-Hype angeregt wurden und nun mitmachen wollen, immerhin steht Halloween vor der Tür. Die Jagd auf Likes und Klicks spielt dabei ebenso eine Rolle wie die subtile Lust auf absurde Trends und Hypes aufzuspringen und mitzumachen.

Und:

Die Hysterie um die Horror-Clowns wird vor allem durch das Internet angetrieben.

Ganz genau: die blanke Horror-Clown-Hysterie. Ständig neue Meldungen, die Angst und Schrecken verbreiten und damit eine Stimmung erzeugen, die in keinem Verhältnis mehr steht. Es sind die völlig richtigen Fragen, die Bild.de stellt:

Doch woher kommen diese Meldungen? Wer verfasst sie und wie wahr sind sie überhaupt?

Wer “diese Meldungen” verfasst, liebe Bild.de-Autoren? Wer bei der “Jagd auf Likes und Klicks” auf “absurde Trends und Hypes” aufspringt? Wer die Panik schürt, indem er so tut, als würde in Deutschland ein Clown-Krieg herrschen? Nun ja — Ihr!








































Das sind die Artikel, die Bild.de allein gestern und heute zum Thema veröffentlicht hat. Alles wird vermeldet, nichts ist zu nichtig. Die Redaktion hat sogar einen “Live-Ticker” eingerichtet. Bild.de ist damit die beste PR-Agentur für die dämlichen Horror-Clowns und gleichzeitig die beste Rekrutierungsplattform für Menschen, die es für einen tollen Zeitvertreib halten, anderen Menschen einen ziemlichen Schrecken einzujagen. Schließlich, so der Psychologe Jens Hoffmann in einem sueddeutsche.de-Artikel, handele es sich bei den Grusel-Auftritten um Nachahmer, die erstmal auf das neue Phänomen aufmerksam gemacht werden müssen und die dann die Aufmerksamkeit suchen:

“Das ist ein Teufelskreis: Bis vor kurzem wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, sich als Clown zu verkleiden und Menschen zu erschrecken. Inzwischen ist das zum Selbstläufer geworden”, sagt Hoffmann. “Aber natürlich sind nicht alle, die sich als Clowns verkleiden gefährlich. Die Maskierung an Halloween hat ja durchaus Tradition.” Sein Rat: Wir sollten das Ganze nicht bedrohlicher machen als es ist, sondern überlegen, wie wir damit umgehen. Denn: Je mehr Aufmerksamkeit die Horror-Clowns bekommen, desto mehr Nachahmer gibt es.

Mit Dank an henry für den Hinweis!

Debattenkultur, Mediennutzung, Fußball-Rundumüberwachung

1. Die Psychologie hinter Online-Kommentaren
(krautreporter.de, Rico Grimm)
Rico Grimm hat sich mit dem Vorsitzenden der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, über unsere Debattenkultur unterhalten. Herausgekommen ist ein mit Erkenntnissen aus der Forschung unterfütterter Text, der sich der Thematik von verschiedenen Seiten nähert und soziologische und psychologische Faktoren berücksichtigt. (Der Beitrag ist die nächsten Tage noch lesbar und verschwindet dann wieder hinter der Paywall.) Dazu passend der vom Autor nachgelegte Beitrag: Wie Sie jemanden überzeugen, dass er falsch liegt

2. Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen
(blmplus.de, Ingo Bosse)
Morgen wird auf den Medientagen München eine Studie der “Aktion Mensch” und der Medienanstalten zum Thema “Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen” vorgestellt. Im Blog der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien beantwortet einer der Autoren vorab Fragen zu Ziel und Methodik der Studie.

3. Ganz schön normal
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Seit vergangener Woche strahlt der amerikanischen Bezahlsender “HBO” allabendlich eine neue Nachrichtensendung aus. Das Besondere daran: Sie stammt vom onlineausgerichteten Multimediakonzern “Vice”. Karoline Meta Beisel hat sich das Format für die “SZ” angeschaut und sieht Licht und Schatten. Gelungen sei die Sendung dann, wenn sie aussehe wie Kindernachrichten für Große, so Beisel.

4. Sind dann bald mal alle im Netz?
(blog.br24.de, Christian Jakubetz)
Verblüffend: 2016 ist das Jahr mit dem größten Zuwachs bei der Internetnutzung seit langem. Trotzdem gibt es gewaltige Unterschiede innerhalb der Altersbereiche. Ein “digitaler Graben” tue sich auf, so Christian Jakubetz in seiner Schlusszusammenfassung : “14 bis 29jährige sind demnach mehr als vier Stunden pro Tag online. Schon bei der nächsten Altersgruppe (30 bis 49) halbiert sich der Wert der Internetnutzung nahezu. Und bei den Menschen ab 70 sinkt er dann auf gerade mal noch auf eine knappe halbe Stunde. Was allerdings auch zeigt, dass die 14 bis 29jährigen die eigentlichen Treiber des digitalen Wachstums sind. Vor allem dann, wenn es um richtig intensive Nutzung geht.”

5. SC-Trainer Christian Streich fordert: „Weg mit den Richtmikrofonen!“
(baden.fm)
SC-Freiburg-Trainer Christian Streich hat sich gegen den Einsatz von Richtmikrophonen und Lippenlesern beim Fußball ausgesprochen. Wer Authentizität im Fußball fordere, könne eine solche Rundum-Überwachung nicht gutheißen. Hintergrund ist die Entscheidung des DFB-Sportgerichts, den Bayer-Leverkusen-Trainer Roger Schmidt wegen eines Wortgefechts mit einem Trainerkollegen für zwei Spiele zu sperren.

6. The 281 People, Places and Things Donald
Trump Has Insulted on Twitter: A Complete List

(nytimes.com, Jasmine C. Lee & Kevin Quealy)
Man hätte es auch andersherum machen können und die Sachen und Personen benennen können, die Donald Trump auf Twitter noch nicht beleidigt hat, doch die “New York Times” hat sich für den anderen Weg entschieden und die aktualisierte Beschimpfungsliste des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers veröffentlicht.

Tatsachsenbehauptung

Schon wieder diese Sachsen. Die lassen aber auch keine Gelegenheit aus, wenn es darum geht, als jenes Bundesland zu gelten, das am weitesten nach rechts ragt — also nicht nur geografisch. Oder wie Bild.de heute in zwei Sätzen zusammenfasst:

Schon wieder Sachsen! Schon wieder ein fremdenfeindlicher Angriff in Dresden.

Das ist der Einstieg zu diesem Artikel:

Am vergangenen Freitag ist ein 27-Jähriger Marokkaner in einer S-Bahn kurz vor der Einfahrt in den Dresdner Hauptbahnhof von mehreren Personen zusammengeschlagen worden. Der Mann musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, couragierte Zeugen konnten noch schlimmere Verletzungen verhindern. Viel mehr ist nicht bekannt. Die zuständige Bundespolizei bittet in einem Aufruf um Hinweise zu den Tätern; selbst die Zeugen, die eingegriffen haben, sind noch unbekannt.

Das Tatgeschehen ist bisher also alles andere als geklärt. In der Pressemitteilung der Bundespolizei steht auch kein Wort zu einem möglichen Motiv der Täter, schlicht weil noch nichts dazu bekannt ist. Auch bei anderen Medien kein Wort von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat. Nur Bild.de hat die Information, dass es sich um “einen fremdenfeindlichen Angriff” handelt. Natürlich kann es sein, dass Fremdenhass hinter diesem grässlichen Angriff auf den Marokkaner steckt. Doch klar ist bisher nichts. Und wildes Rumgerate und plumpes Sachsen-Bashing hilft kein bisschen.

Im letzten Absatz des Bild.de-Artikels, der gleich am Anfang deutlich sagt, über was für eine Tat man da berichtet, steht übrigens:

Über den Hintergrund der Tat liegen bislang keine Erkenntnisse vor. “Wir ermitteln in alle Richtungen”, sagte ein Polizeisprecher.

Mit Dank an Sebastian M. für den Hinweis!

Vogue Arabia, Fake-Clown, Autorendasein

1. FAZ macht mobil
(oxiblog.de, Kathrin Gerlof)
“Das Leib- und Magenblatt der Wirtschaftselite polemisiert gegen Wachstumskritiker und behauptet, Wachstumskritik sei Rückschritt.”, fasst “Oxiblog”-Autorin Kathrin Gerlof einen Artikel der “FAZ” zusammen. Gerlof stört sich sowohl an Inhalten als auch an Sprache des “FAZ”-Beitrags: “Rainer Hank hat sich für uns alle öffentlich auf die Couch gelegt. Herausgekommen ist ein Text voller Ressentiments, ein Lehrstück manipulativer Sprache und die Erkenntnis, dass es gut wäre, sich noch mal mit Präpositionen zu befassen.”

2. Debatte um mögliche “Spring doch”-Rufe in Schmölln
(mdr.de)
Es besteht immer noch Unklarheit darüber, ob Schaulustige dem Flüchtling, der sich im ostthüringischen Schmölln aus dem Fenster stürzte, “Spring doch” zugerufen haben. Laut eines Berichts des “MDR” sieht die Thüringer Polizei dafür keine Beweise. Auch die Einsatzkräfte hätten solche Rufe nicht bestätigt. Eine Mitarbeiterin der Einrichtung, in der der Somalier lebte, hat jedoch solche Rufe gehört, wie der Leiter der Einrichtung auf Nachfrage bestätigt.

3. Zur Not einen Porno schreiben
(faz.net, Maximilian Weingartner)
Am Wochenende ist die Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen. Maximilian Weingartner schreibt über die finanziellen Nöte von Autoren: “Jedes Jahr werden Autoren auf der Buchmesse wie Popstars gefeiert. Doch selbst wer Bestseller schreibt, hat es finanziell schwer. Wie bestreiten da erst die anderen ihr Leben?” Weingartner holt den Rechenstift vor und unternimmt einige Beispielkalkulationen, die beweisen, dass sich das Dasein als Autor für die wenigsten lohnt. Zumindest finanziell.

4. Die Genugtuung der Außenseiter
(taz.de, Elisabeth Wagner)
Nächstes Jahr bringt der Verlag “Condé Nast” die 22. internationale Ausgabe seines Hochglanzmagazins “Vogue” auf den Markt: “Vogue Arabia”. Als Chefredakteurin fungiert die 41-jährige Deena Aljuhani Abdulaziz, eine Prinzessin aus dem privilegierten Umfeld des Scheichs und damit Teil einer absolutistisch herrschenden Elite. Als Redaktionssitz hat man sich jedoch nicht für das frauenfeindliche Riad, die Hauptstadt des Königreichs Saudi-Arabien, entschieden, sondern ist nach Dubai gegangen.

5. Die ganze Wahrheit
(tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger)
Die Medien leiden seit geraumer Zeit unter einer Vertrauenskrise, der Ruf des Journalismus hat gelitten, die Presse ist oft zum Feindbild geworden. Michèle Binswanger hat sich auf Ursachensuche begeben und sieht allen Widrigkeiten zum Trotz auch Positives: “Im Unterschied zu allen Meinungsmachern im Internet haben Journalisten Branchenregeln. Wenn wir Fehler machen, werden wir darauf behaftet, müssen wir überprüfen und allenfalls korrigieren. Wir müssen für unseren Bullshit geradestehen, und das motiviert uns, Bullshit zu vermeiden.”

6. Mord im Clownkostüm: Die Meldung ist frei erfunden
(zak.de, Michael Würz)
Im baden-württembergischen Balingen verbreitet sich die Nachricht über einen als Clown verkleideten Mann, der vor der örtlichen Volksbank einen anderen Mann erschossen habe. Doch die Meldung ist frei erfunden und wurde von einer dubiosen Webseite als “Fake-News” in Umlauf gebracht.

Verfassungsbruch, Serienjunkies, Leere Stühle

1. BND-Gesetz: Verfassungsbruch mit Ansage
(reporter-ohne-grenzen.de)
Als “einen Verfassungsbruch mit Ansage” bezeichnen die “Reporter ohne Grenzen” die für heute geplante Verabschiedung des neuen BND-Gesetzes im Bundestag. Zukünftig soll die Überwachung ausländischer Journalisten im Ausland durch den Bundesnachrichtendienst erlaubt sein, was eine schwere Verletzung des Grundrechts auf Meinungs- und Pressefreiheit bedeute. “Dass die große Koalition ein so folgenschweres Gesetz ohne jeden Versuch einer Nachbesserung durchwinkt, zeugt von einer bemerkenswerten Geringschätzung nicht nur für die Kritik der Zivilgesellschaft, sondern auch für Grundrechte wie die Pressefreiheit. Künftig wird sich jedes repressive Regime, das ausländische Journalisten bei Bedarf auf der Grundlage schwammiger Gesetze überwachen will, auf das Vorbild Deutschlands berufen können.”

2. “Ich befand mich illegal im Zentrum der Welt”
(zeit.de, Louis Lewitan)
Michael Krüger leitete viele Jahre die Geschicke des Carl Hanser Verlags in München. Im Interview erzählt er von seinem ungewöhnlichen Werdegang vom Aushilfskellner in London zum Verlagschef und von den Schwierigkeiten, nach 45 Jahren als Verleger den Alltag zu meistern.

3. Sucht als Geschäft: Die Website “Serienjunkies”
(sueddeutsche.de, Charlotte Haunhorst)
Seit 2007 gibt es die Seite “Serienjunkies”. Von der anfänglich wenig beachteten Nischenseite hat man sich zum etablierten “Entertainment-Portal” mit neun festangestellten Redakteuren und zwischen zwei und drei Millionen Besuchern im Monat entwickelt. Die “SZ” hat sich mit den Serienjunkies aus Berlin-Friedrichshain über ihren Job, Hypes und Shitstorms unterhalten.

4. Servus TV bleibt trotz Shitstorm bei Sendungsthema
(futurezone.at)
Der zu Red Bull gehörende Fernsehsender Servus TV hat mit der Einladung von Martin Sellner, neurechter Aktivist und Leiter der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ), zu “Talk im Hangar 7” einen Shitstorm ausgelöst. Drei der fünf Gäste sagten ihre Teilnahme an der Diskussion über radikale Jugendliche ab, sollte der Sender an der Einladung von Sellner festhalten. Der Sender hielt daran fest und ließ die Stühle demonstrativ unbesetzt.

5. Jochen Wegner: “Balance zu unseren Gunsten” “
(ndr.de, Daniel Bouhs, Video, 17:38 Min.)
Jochen Wegner, Chefredakteur von ZEIT Online, hat sich in die Leistungsschutzrechtsdebatte eingeschaltet, die durch EU-Kommissar Günther Oettinger und seine umstrittenen Äußerungen neu befeuert wurde. Wegner geht im Interview deutlich auf Abstand zu der geplanten Gesetzgebung.

6. Sende für keinen über dreißig
(faz.net, Axel Weidemann)
Axel Weidemann hat sich durch die Channel von “funk” gezappt, das neue Jugendprojekt der Öffentlich-Rechtlichen. Wobei “gezappt” das falsche Wort ist, denn es handelt sich um Onlinekanäle von Youtubern. Sein Fazit: “Auf lange Sicht dürfte es bei den vielen Formaten freilich schwierig werden, das Tempo zu halten. Als Nachwuchsschmiede sollte sich „funk“ in jedem Fall erweisen und auch bis dato unbekannteren Gesichtern den Weg ins lineare Fernsehen bereiten. Bis es eines Tages heißt: „Fernsehen ist vorbei.“”

Dannundwann-rechtspopulistisch, Tichy, Trolle

1. “Tagesschau” nennt AfD nicht immer “rechtspopulistisch”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die “ARD” will in ihren Nachrichtensendungen die AfD nicht mehr als “rechtspopulistisch” bezeichnen. Jedenfalls nicht mehr so oft, denn man halte sie immer noch für rechtspopulistisch, wolle dies aber seltener sagen, wie Chefredakteur Gniffke im Tagesschau-Blog anmerkt. Frauke Petry, Bundesvorsitzende der rechtspopulistischen AfD, zeigte sich erfreut und postete rasch eine Bildtafel mit “Tagesschau erkennt AfD als demokratisch legitimierte Partei an”.

2. “Bezos will uns zu einer dominanten Kraft machen”
(manager-magazin.de, Philipp Alvares de Souza Soares)
Tracy Grant ist leitende Redakteurin bei der “Washington Post” und Vorgesetzte von gut 700 Journalisten. Im Interview mit dem “Manager Magazin” spricht sie über die Unabhängigkeit der US-Medien im Wahlkampf, warum sie die Tweets ihrer Redakteure kontrolliert und über den journalistischen Einfluss des Amazon-Gründers und Post-Eigentümers Jeff Bezos.

3. Dreimal „deutsch“ in einem Satz
(taz.de, Peter Weissenburger)
Peter Weissenburger hat sich für die “taz” das neue politische Meinungsmagazin “Tichys Einblick” angeschaut. “Ein neues liberal-konservatives Magazin wäre eine Chance, entfremdete Konservative abzuholen und sachliche Debatten zu liefern. Stattdessen reproduziert Tichys Einblick die alten rechtspopulistischen Muster: Probleme (Einwanderung) werden rhetorisch aufgeblasen statt angepackt. Der Gegner (Merkel) ist eindeutig – und ein mystisches Gut (Deutschland) ist in Gefahr. Das ist nicht besonders originell. Aber immerhin gibt’s das jetzt in ansprechendem Design.”

4. Weil wir dich lieben: Wie die BVG dank Social-Media cool wurde
(dirkvongehlen.de)
Peter Wittkamp ist ein kreatives Allround-Talent. Er schreibt unter anderem für die “heute show online” und ist dafür verantwortlich, dass die “Berliner Verkehrsbetriebe” (BVG) im Netz so beliebt sind. Dirk von Gehlen hat sich mit dem Autor über seine Arbeit unterhalten.

5. „Wir Journalisten verteilen unsere Inhalte ziemlich blöd und naiv“
(gruenderszene.de, Michel Penke)
Michel Penke berichtet auf “Gruenderszene” über ein journalistisches Startup. “xMinutes” heißt die von einem Datenjournalisten betriebene App mit individualisierten News. Man hat sich bereits zahlreiche Medienmarken in die App geholt und will Anfang Dezember in die geschlossene Beta-Phase gehen. Mehrheitsinvestor sei Google, die Firma habe jedoch kein Mitspracherecht bei der Entwicklung und auch die Daten würden nicht weitergegeben.

6. Trolle füttern bis sie platzen: Warum du einmal pro Tag einem Netz-Unruhestifter widersprechen solltest
(t3n.de, Martin Weigert)
Eigentlich sollte man Trolle im Netz nicht beachten (“Don´t feed the troll!”). Abweichend davon plädiert Martin Weigert in seiner Kolumne dafür, die Online-Unruhestifter mit Kommentaren zu überhäufen. “Wenn jeder User und jede Userin nur einmal täglich bei Facebook oder Twitter auf einen einzigen Troll-Kommentar reagiert, dann prasseln auf die paar zehntausend oder im schlimmsten Fall wenigen hunderttausend Troll-Konten Tag für Tag Millionen an Gegen-Kommentaren ein. Es geht gar nicht darum, ein langes Streitgespräch zu führen oder argumentativ zu brillieren – nicht allen ist das Diskutieren in die Wiege gelegt. Es genügt, einmal kurz den Inhalt eines Troll-Kommentars mit einem konträren Fakt, einer kritischen Rückfrage oder einer satirischen Bemerkung in Frage zu stellen. Einfach um zu zeigen: „Ich widerspreche.“”

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