1. Der Pressekodex öffnet sich für die „Lügenpresse“-Verschwörer
(udostiehl.wordpress.com)
Der Deutsche Presserat hat den sogenannten Pressekodex überarbeitet. Konkret ging es um die vieldiskutierte Richtlinie 12.1, welche die Berichterstattung über Straftaten und die Erwähnung von ethnischen, religiösen und anderen Zugehörigkeiten der mutmaßlichen Täter behandelt. Udo Stiehl vergleicht die Formulierungen der neuen mit der alten Richtlinie. Mit der Änderung bzw. Aufweichung dieser Richtlinie wollte man wohl dem von Lügenpresse-Rufern und Besorgtbürgern oft geäußerten Vorwurf begegnen, die Presse verschweige bewusst Angaben zur Herkunft von Tätern. Stiehls Resümee: “Die Richtlinie 12.1 ist in ihrer neuen Form unkonkreter und öffnet damit genau jenen Provokateuren neue Möglichkeiten, die Presseberichterstattung ohnehin gezielt diskreditieren wollen.”
2. Berichterstattung über dubiose Anbieter: Kanzlei droht Journalisten
(test.de)
Die Stiftung Warentest berichtet immer wieder über schwarze Schafe im Finanzbereich. Um Anleger vor dubiosen Angeboten zu schützen, muss natürlich der Name des Anbieters genannt werden. Die Kanzlei Höcker Rechtsanwälte aus Köln wolle das oft verbieten. Sie versuche Journalisten einzuschüchtern, indem sie bereits vor einer Veröffentlichung mit rechtlichen Schritten gegen die Berichterstattung drohe. Das sei ein Angriff auf die Pressefreiheit, so die Stiftung. Zwei konkrete Beispiele machen deutlich, wie seitens der Kanzlei mit Warnschreiben und unverhohlenen Drohungen operiert wird.
3. Facebook führt Anfechtungstool für Falschmeldungen ein
(zeit.de, Jan Aleksander Karon)
Vorerst nur in den USA führt Facebook ein Anfechtungstool für Falschmeldungen ein: Ein rotes Warndreieck soll darauf hinweisen, dass ein Beitrag unter Fake-News-Verdacht steht. Wer einen derartigen Artikel auf Facebook teilen will, bekommt einen Warnhinweis und weitere Informationen eingeblendet.
4. Fast ohne Treppenlift
(taz.de, René Martens)
René Martens hat sich den neuen “Spiegel Classic” angeschaut, den „Spiegel“-Spin-off für die Generation 50+. Große Begeisterungsstürme hat ihm das Heft nicht abgerungen: “Das Magazin für sehr erwachsene Erwachsene liefert zwar Eins-a-Qualitätsjournalismus, wirkt aber allzu gediegen, um nicht zu sagen: verschnarcht. Ironie? Witz? Schwer auszumachen. Spiegel Classic mutet so berechenbar an wie der Set eines Ü50-Party-DJs.”
5. Twitter-Transparenzbericht: Frankreich und Türkei stellen die meisten Löschanfragen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Im Twitter-Transparenzbericht für das zweite Halbjahr 2016 ist die Türkei weltweit führend, was die Anzahl der Löschversuche angeht. Weltweit seien 13 Prozent mehr Löschanfragen gestellt worden als im Vorhalbjahr. Die meisten dieser Ersuchen seien keine Folgen von Gerichtsurteilen, sondern Anfragen von Regierungsstellen und Polizeien. 88 Anfragen hätten sich gegen verifizierte Journalisten oder Medien, fast 90 Prozent dieser Anfragen seien aus der Türkei gekommen.
6. Die besten Witze kommen aus Washington
(faz.net, Christiane Heil)
Christiane Heil berichtet aus Los Angeles über den Aufschwung der amerikanischen Comedians seit Trumps Machtübernahme im Weißen Haus. Die Comedy-Show „Saturday Night Live“ (SNL) hatte unlängst die höchsten Einschaltquoten der letzten 20 Jahre. Der sogenannte „Trump bump“ treibe aber auch auf die Einschaltquoten anderer Sendungen in die Höhe.
7. Offener Brief anlässlich des “Bild”-Beitrags “Darf man Sie Mongo nennen?”
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Als siebter und damit zusätzlicher Link ein Hinweis auf den offenen Brief von 6-vor-9-Kurator Lorenz Meyer (also von mir) an die “Bild”-Redaktion. Diese hatte am Tag des Down-Syndroms geschlagzeilt: “Darf man Sie Mongo nennen?”, überschrieben mit “Bild fragt Fragen, die sich keiner zu stellen traut”.
Der Beginn meiner Botschaft an die Kollegen: “Ich könnte es mir natürlich leicht machen und Euch im Gegenzug fragen, ob ich Euch “Arschlöcher” nennen darf? Aber ich will mir mal die Mühe machen und Euch erklären, was an Eurer Schlagzeile falsch und schlecht ist.”