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1b. Ich bin nicht überzeugt! (jetzt.de, Berit Dießelkämper)
Mit „Überzeugt uns! Der Politikercheck” wollte die ARD junge Menschen erreichen, doch die von Ronja von Rönne und Ingo Zamperoni moderierte Politiksendung ging gründlich schief. Berit Dießelkämper hat sich ihren Frust in einem Offenen Brief an das Fernsehen von der Seele geschrieben: „Du hältst uns für zu doof, um komplexe politische Vorgänge zu verstehen. Anstatt etwas zu riskieren und mit uns auf Augenhöhe zu sprechen, fütterst du uns mit videoclipartigen Wissensschnipseln. Aber weißt du, die, die es eh nicht interessiert werden es nicht gucken, da kannst du das Format noch so hip machen. Und die anderen fühlen sich verarscht.“
Andere Medien teilen die Kritik: Die „Frankfurter Rundschau“ spricht von einem Desaster und Boris Rosenkranz stöhnt auf „Übermedien“ entnervt: „Dann lieber Katzen-GIFs“
2. Sollen Internetkonzerne Nazis die Infrastruktur entziehen? (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Jüngst kündigten mehrere große IT-Firmen einer amerikanischen Neonazi-Webseite die Verträge oder verbannten sie von ihren Diensten. Dadurch entzogen sie der Webseite die Infrastruktur, sie ist nur noch beschwerlich als Hidden Service im Tor-Netzwerk erreichbar. Nun wird diskutiert, ob marktmächtige Unternehmen in die Inhalte eingreifen dürfen oder sich neutral verhalten sollten. Markus Reuter fasst den Stand der komplizierten Debatte zusammen.
3. Breitbart ist das Portal der Frustrierten (sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Trump-Berater Stephen Bannon ist zur rechtspopulistischen Nachrichtenseite “Breitbart” zurückgekehrt. Entsprechend martialisch verkündete er: “Ich habe meine Hände zurück an den Waffen. Ich verlasse das Weiße Haus und ziehe für Trump gegen seine Widersacher in den Krieg.” Doch „Breitbart“ habe an Einfluss verloren: Die Besucherzahlen seien gesunken, der Werbeboykott einiger Firmen sorge für sinkende Werbeeinnahmen und die großspurig angekündigten Expansionspläne seien erstmal bis auf weiteres verschoben. Das kann sich jedoch alles ändern, denn man munkelt von weiteren Finanzspritzen des amerikanischen Milliardärs Robert Mercer.
4. Pekings Komplizen (taz.de, Pola Kapuste)
Der älteste Verlag der Welt, „Cambridge University Press“, kam den Zensurwünschen Chinas nach und löschte 300 akademische Texte. Man verteidigte sich mit dem Argument, man wolle mit der Zensuraktion sichergehen, dass andere Artikel in China verfügbar blieben. Erst nach internationalem Protest und Boykottandrohungen revidierte der Verlag seine Entscheidung. Einer der zensierten Autoren spricht von einem „unumkehrbaren Schaden“.
5. Katholische Medien in Polen – nah am Staat? (de.ejo-online.eu, Patricia Averesch)
Seit die nationalkonservative PiS-Partei in Polen an der Macht ist, stehen konservative Werte im Vordergrund. Die Gesellschaftsvorstellungen von Politik und katholischer Kirche rücken wieder näher zusammen, befindet Patricia Averesch und wirft einen kritischen Blick auf die katholischen Medien. Es ließe sich jedoch nicht sagen, so ihr Fazit, dass die katholischen Medien in Polen als Instrument der Regierungspartei dienen: „So gespalten wie die katholischen Medien gegenüber der PiS-Partei scheinen, ist auch die Bevölkerung Polens.“
6. Politik ist auch nur ein Spiel (zeit.de, Eike Kühl)
Erstmals wurde die Videospielmesse Gamescom von der Bundeskanzlerin eröffnet. Der prominente Auftritt kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Beziehungen zwischen Games und Politik in Deutschland nicht ohne Spannungen sind. Einige Entwickler wünschen sich mehr Wertschätzung und Fördermittel und verweisen auf die teilweise besseren Bedingungen im Ausland.
1. “Liebesbrief” an die FAZ-KollegInnen (deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz)
„Deutschlandfunk“-Autorin Brigitte Baetz hat den Kollegen von der „FAZ“ einen öffentlichen Brief zukommen lassen. Anlass ist die von der Zeitung wiederholt verwendete Vokabel vom „Staatsfunk: „Immer wieder druckt Ihr dieses böse Wort vom Staatsrundfunk. Wo es doch in Deutschland seit dem Fall der Mauer gar keinen mehr gibt. Denn – glaubt es oder nicht – der Rundfunk ist in unserem demokratischen Land staatsfern organisiert. Das will die Verfassung so – und die Richter am Bundesverfassungsgericht erst Recht. Und irgendwie verstehen wir nicht, warum Ihr das nicht versteht.“
Auch der Journalist Stefan Fries kritisiert anhand von Beispielen die regelmäßig auftretenden „Staatsfunk“-Schmähungen. Diese seien fern von Meinungsäußerung und hätten Methode: „Es handelt sich in der Permanenz dieser Zuschreibungen vielmehr um eine Kampagne gegen die öffentlich-rechtlichen Medien.“
2. Risiko für die Meinungsfreiheit (taz.de, Pascal Beucker)
Pascal Beucker kommentiert in der „taz“ den Entzug der Akkreditierungen einiger G20-Journalisten. Von keinem der vor dem G20-Gipfel beschuldigten Journalisten sei eine Gefahr ausgegangen. Das Sicherheitsrisiko hätte vielmehr an anderer Stelle bestanden: „Wenn also jemand im Zusammenhang mit dem Hamburger G20-Gipfel als „Sicherheitsrisiko“ eingeschätzt werden kann, dann neben dem Bundeskriminalamt wohl vor allem das Bundespresseamt mit seinem Leiter Seibert. Denn dessen fragwürdiges Agieren war und ist ganz sicher ein Risiko für die Presse- und Meinungsfreiheit.“
3. Nicht auszurechnen (sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Als es in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ hieß, der Rundfunkbeitrag würde von € 17,50 auf € 21 steigen, war die Empörung groß. Dabei liegt dem die Modellrechnung zugrunde, was passieren würde, wenn man den Beitrag Jahr für Jahr fix um jeweils 1,75 Prozent anhöbe. Dann wäre er 2029 nämlich glatte 20 Prozent teurer. Die Idee, den Beitrag an einen Index zu koppeln, sei jedoch längst nicht beschlossene Sache und werde auch intern kritisch gesehen. Wie und ob die Idee einer Indexierung weiterverfolgt wird, werde sich erst beim Treffen der Intendanten im September erweisen. „Bis dahin wird der Beitragserhöhungszirkus noch an manchem Ort seine Zelte aufschlagen und immer wieder laut und “exklusiv” mit den 21 Euro für 2029 trommeln. Hereinspaziert!“
4. Artikel zwischen Werbung (detektor.fm, Lucas Kreling & Benjamin Fredrich)
Das „Katapult Magazin“ hat nachgezählt wie hoch der Werbeanteil bei deutschen Printmagazinen ist. Das Ergebnis: In Zeiten sinkender Auflagen ist Werbung noch dichter geworden und macht beim Spitzenreiter „Zeit Magazin“ ein Viertel aus. Danach kämen die Finanzmagazine „brand eins“ und die „Wirtschaftswoche“. Hier würden die Werber einkommensstarke Leser erwarten und besonders gern inserieren. „detektor.fm“-Moderator Lucas Kreling hat mit Benjamin Fredrich vom „Katapult-Magazin“ über Anzeigen in Zeitschriften, Zielgruppen und die Toleranz der Leser gesprochen.
5. „Aufreger lassen sich nicht planen“ (fr.de, Danijel Majic & Leo Fischer)
„Titanic“-Redakteur Leo Fischer wurde jüngst vom „Zeit-Magazin“ gebeten, für eine Woche als „Gast-Twitterer“ zu fungieren. Eine Ehre, die vor ihm schon „viele führende Journalisten“ innehatten. Nach einigen satirisch eher harmlosen Tweets drehte Fischer auf und meldete den Tod des Ex-Fußballprofis Mehmet Scholl und einen Atomangriff auf die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. Im Interview plaudert er über seinen anschließenden Rauswurf, Medien und Medienmacher, brennende Autos und dickmachende Burger. Zum Abschied gibt er dem Interviewer von der „Frankfurter Rundschau“ noch seine persönliche Wertung über dessen Arbeitgeber mit auf den Weg: „Ich vergleiche die FR gerne mit Monica Lierhaus. Erst sehr beliebt, dann eine schreckliche Katastrophe. Doch nach und nach kommt sie wieder auf den Damm, fängt wieder von vorne an und macht allen Leuten Hoffnung.“
6. Wohin sich die Welt bewegt (herrfischer.net, Martin Fischer)
Vor einem Jahr hat Martin Fischer den Social-Bot @liegtimtrend eingerichtet, der automatisch alles twittert, was Medienberichten zufolge „im Trend“ liegt. Zeit für eine Zwischenbilanz …
Jürgen Klopp wird von vielen Leuten ja so sehr gemocht, weil er immer mal einen lockeren Spruch draufhat. So einen zu Beispiel:
Teammanager Jürgen Klopp vom FC Liverpool hat mit Humor auf die Gerüchte um einen Wechsel seines Mittelfeld-Stars Philippe Coutinho zum FC Barcelona reagiert.
“Morgen bietet Barcelona uns dann bestimmt ein Happy Meal an. Und wir bekommen auch ein Spielzeug dazu”, sagte Klopp nach dem 1:0-Sieg gegen Crystal Palace zu Journalisten, die sich nach dem aktuellen Stand im Transfer-Theater erkundigt hatten.
Doch, doch, das soll Klopp tatsächlich so salopp gesagt haben. Und deswegen hat sport1.de gestern daraus auch einen eigenen Artikel gemacht:
Und auch die Sport-Nachrichtenseite des Pay-TV-Senders “Sky”, skysport.de, hat den Klopp’schen Witz in ihrem Transfer-Ticker aufgegriffen:
Und nicht nur die zwei Portale berichteten. Die ganze Welt berichtete. In Großbritannien, in Portugal, in Spanien, in Brasilien, in Frankreich, in Polen, so gut wie überall.
Ist ja auch zu witzig, diese Sache mit dem “Happy Meal”. Stammt aber gar nicht von Jürgen Klopp, sondern von Reddit-Nutzer sarkie. Der fasste ein kurzes Interview von Jürgen Klopp mit einer brasilianischen Journalistin sehr, sehr frei zusammen, nachdem ein anderer Reddit-User geschrieben hatte “Video not available, can someone summarize it?”:
She says
“With the rumours of Barca paying £130m for Coutinho, will he leave?”
Klopp says
“They didn’t offer that, we said no, yet they offered, I think tomorrow they will offer a McDonald’s Happy Meal and we get the toy as well!?”
Big Grin
Turns to reporter
Fades to black
Eine derartige Passage kommt nicht ansatzweise in dem kurzen Video (nur aus Brasilien abrufbar) vor. Sie ist reine Fantasie.
Nachdem unter anderem das Team des “Liverpool Echo” sich nicht mal die Mühe gemacht hat, kurz das Interview anzuschauen, und seinen Lesern das falsche Klopp-Zitat als echtes verkauft hat, twitterte sarkie:
Bereits nach dem ersten Spieltag in der Fußball-Bundesliga, der am zurückliegenden Wochenende stattfand, gibt es den ersten richtig dicken Skandal: Der FC Bayern München stand am Freitagabend in der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen zeitweise mit zwölf Spielern auf dem Platz. Jedenfalls behaupten das indirekt “Bild am Sonntag” und Bild.de, was schon mal ein erstes Indiz dafür ist, dass es sich eher um ausgemachten Unsinn handelt — und nicht um einen Wechselfehler der Münchner.
Das Besondere dabei: In der 62. Spielminute wechselte Bayerns Trainer Carlo Ancelotti Rafinha für Mats Hummels ein. Die beiden Spieler konnten also nicht gleichzeitig auf dem Platz stehen — außer Hummels hätte sich wieder aufs Feld geschlichen.
Nun müssen wir aber alle Leverkusen-Fans enttäuschen, die schon hoffen, ihr Verein könnte die 1:3-Niederlage noch durch eine Beschwerde in einen Sieg ummünzen.
Schaut man sich das zur Bildunterschrift veröffentlichte Foto etwas genauer als die Mitarbeiter der “Bild”-Medien an, sieht man, dass der Bayern-Feldspieler zwischen David Alaba und Mats Hummels nicht der Brasilianer Rafinha ist, sondern der Franzose Franck Ribéry — relativ einfach zu erkennen an der Nummer 7 auf seiner Hose:
1. “Der Kampf hat sich gelohnt” (tagesschau.de, Martin Mair)
Als kritischer Schriftsteller und Journalist muss man die türkische Justiz fürchten, auch wenn man sich nicht in der Türkei, sondern im Ausland aufhält. Der aus der Türkei stammende deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli war in Spanien via Interpol für eine Nacht festgesetzt worden, ist jedoch mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Die Erleichterung darüber ist jedoch getrübt: Die Türkei hat 40 Tage Zeit, seine Auslieferung zu beantragen. Der “Deutsche Journalisten-Verband” rät allen Türkei-kritischen Journalistinnen und Journalisten dazu, vor Antritt einer Auslandsreise beim Bundeskriminalamt einen Antrag auf Selbstauskunft zu stellen.
2. Schwarze Liste mit falschen Infos (taz.de, Pascal Beucker)
Unmittelbar vor Beginn des Hamburger G20-Gipfels Anfang Juli wurden knapp drei Dutzend JournalistInnen die bereits erteilten Akkreditierungen wieder entzogen. Sechs Wochen später haben nun die ersten JournalistInnen schriftlich vom Bundeskriminalamt (BKA) Auskunft bekommen, wie sie auf der Schwarze Liste gelandet sind. Sie seien, freundlich formuliert, verwundert… Die Mehrzahl der 32 Betroffenen würde jedoch trotz gegenteiliger Versprechungen bis heute auf eine Auskunft darüber warten, weswegen ihnen die Akkreditierung entzogen wurde.
Weiterer Lesetipp mit weiterführenden Links: Das “Netzwerk Recherche” hat den Entzug von Presseakkreditierungen während des G20-Gipfels nochmal scharf kritisiert und das Versagen des Bundespresseamts, des Bundeskriminalamtes und anderer Sicherheitsbehörden angeprangert:
3. Mit eurer Hilfe will BuzzFeed den geheimen Facebook-Wahlkampf in Deutschland aufdecken (buzzfeed.com, Marcus Engert & Daniel Drepper)
Sowohl im Trump-Wahlkampf als auch bei der Brexit-Abstimmung sollen im Wahlkampf sogenannte “Dark Ads” verwendet worden sein. Dabei handelt es sich um Werbeanzeigen, die nur an bestimmte Personengruppen auf Social Media ausgespielt wurden. Die Gefahr dabei: “Die Parteien sind kaum noch an ihre öffentlichen Aussagen gebunden. Sie können im Geheimen einen populistischen Wahlkampf fahren, der komplett ihrem öffentlichen Profil widerspricht. Sie können am rechten oder am linken Rand fischen, sie können den Menschen nach dem Mund reden – und sie können ihren politischen Gegner attackieren, ohne dass dieser sich wehren kann.”
“BuzzFeed News” und “t-online” wollen in Zusammenarbeit mit den britischen Programmierern von “WhoTargetsMe” diese dunklen Anzeigen transparent machen. Über eine Browser-Erweiterung werden die Anzeigen auf Facebook ausgelesen und analysiert, welche Partei welche Anzeigen für welche Zielgruppe schaltet.
4. So erkenne ich, ob ein Medium seriös informiert (infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Man braucht kein Profi oder Alleswisser zu sein, um zu beurteilen, ob ein Artikel oder Tagesschau-Beitrag seriös oder dubios ist, findet Urs P. Gasche. Die Seite “Infosperber” hat sieben starke Indizien für die Glaubwürdigkeit zusammengestellt, die es auch Nicht-Fachleuten erlauben würden, die Glaubwürdigkeit einer Meldung zu überprüfen: Je mehr von ihnen zutreffen, desto seriöser und glaubwürdiger seien die verbreiteten Informationen.
5. ARD und ZDF im Netz – wie sieht ein zeitgemäßer Auftrag aus? (blog.wdr.de, Dennis Horn)
Dennis Horn denkt im WDR-Blog darüber nach, wie ein öffentlich-rechtliches Medium im Jahr 2017 eigentlich aussehen müsste. Einige Passagen des Rundfunkstaatsvertrags seien nachvollziehbar wie die Negativliste, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbietet, online Anzeigenportale, Branchenregister oder Stellenbörsen aufzuziehen. Anders sehe es jedoch bei den Löschregeln aus oder dem Verbot der „Presseähnlichkeit“. Außerdem schließe er sich der Forderung an, in Zukunft mehr von den Zuschauern per Gebühr finanzierte Inhalte mittels Creative-Commons-Lizenz freizugeben.
6. Der Pranger als politische Waffe (sueddeutsche.de, Jakob Biazza)
Die Umweltwissenschaftlerin Jennifer Jacquet forscht an der New York University über die Evolution und die Funktion und Zukunft des Schamgefühls. Im hierzulande eher verpönten, öffentlichen Bloßstellen sieht sie ein zu wenig genutztes Potenzial. Das “Beschämen” könne im Kampf gegen Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen genutzt werden; die Welt werde besser, wenn Leute öffentlich bloßgestellt würden. Im Interview verrät sie, wann öffentliches Bloßstellen am besten funktioniert und warum Donald Trump die Ausnahme von der Regel ist.
Nach dem Terroranschlag in Barcelona hat “Bild”-Chefreporter Peter Tiede beobachtet, dass er selbst deutlich schneller zur Tagesordnung zurückkehre als noch vor wenigen Jahren. Es sei “ALLTAG TERROR”:
Tiede schreibt, dass er nicht mehr, wie früher, vor dem Fernseher sitze und “mit den Opfer-Ländern” weine. Er fragt sich:
Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, dass das nicht mehr so ist?
Eine erste Antwort liefert Angstforscher Borwin Bandelow:
Der Angstforscher Borwin Bandelow (65) beruhigt: “Niemand muss sich schuldig fühlen, weil er schnell zur Tagesordnung übergeht nach Anschlägen wie nun in Barcelona.“ Er meint sogar: “Wir gehen in gewisser Weise jetzt rationaler und richtiger mit Anschlägen um, als zu Beginn der ISIS-Terror-Serie in Europa.”
Eine weitere Antwort kommt von Kriminal-Psychologe Christian Pfeiffer:
Am Ende hat Professor Pfeiffer den ultimativen Trost: “Unsere gesunde Psyche schützt uns vor den Irren der ISIS: Sie bewahrt uns davor, irrational, panisch oder überängstlich zu reagieren — also den ISIS-Plan zu erfüllen. Indem wir eben nicht in Angst und Panik verfallen, geht deren Strategie nicht auf.”
Alles klar — es wäre also falsch, in Angst zu erstarren, denn das ist der Plan der Terroristen des sogenannten IS. Und noch schlimmer wäre es wohl, diese Angst auch noch zu verbreiten, denn dann würde man den Terroristen ja sogar beim Aufgehen ihres Plans helfen.
Am 21. Dezember 2016, zwei Tage nach dem Terroranschlag auf den Berliner Breitscheidplatz, sah die “Bild”-Titelseite so aus:
Liebe Bild.de-Mathe-Cracks, wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Rechenschieber aneinandergekoppelt und nachgezählt: 507 Millionen Euro sind nicht mehr als das Zehnfache von 65 Millionen Euro.
Mit Dank an Malte H. für den Hinweis!
Nachtrag, 20. August: Mehrere Leser wiesen darauf hin, dass — abgesehen vom Rechenfehler durch Bild.de — der reine Vergleich der absoluten Summen wenig Sinn mache. Die USA seien deutlich größer, sie bestünden aus mehreren Staaten, es gebe dort deutlich mehr Wahlberechtigte. Daher hier eine Rechnung der Ausgaben pro wahlberechtigter Person in den USA und in Deutschland.
Bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 waren etwa 227 Millionen Menschen wahlberechtigt. Bei der Bundestagswahl in Deutschland in diesem Jahr sind knapp 61,5 Millionen Menschen wahlberechtigt. Nimmt man die Ausgaben von 507 Millionen Euro (USA) beziehungsweise 65 Millionen Euro (Deutschland), die Bild.de angibt, ergeben sich 2,23 Euro/Wahlberechtigten in den USA und 1,06 Euro/Wahlberechtigten in Deutschland — also das 2,1-Fache.
Bild.de hat den Artikel in der Zwischenzeit korrigiert und schreibt nun allgemeiner von einem “Vielfachen”:
Die deutschen Parteien werden im Bundestagswahlkampf 2017 zusammen über 65 Millionen Euro ausgeben. Zum Vergleich: Hillary Clinton und Donald Trump haben im US-Wahlkampf 2016 mit 507 Millionen Euro ein Vielfaches ausgegeben.
Allerdings ist die Stelle noch immer falsch (und unsere Rechnung oben hinfällig). Denn die “507 Millionen Euro” für Donald Trump und Hillary Clinton zusammen sind viel zu niedrig angesetzt. Verschiedene Quellen geben verschiedene höhere Wahlkampfkosten an: Der “SRF” schreibt von 1,3 Milliarden Dollar für Clinton und 795 Millionen Dollar für Trump, bei “Bloomberg” sind es 1,191 Milliarden Dollar für Clinton und 647 Millionen Dollar für Trump, “Statista” prognostizierte Wahlkampf-Ausgaben von insgesamt 2,7 Milliarden Euro.
Nur in einem anderen Artikel findet man auch die “507 Millionen Euro”. Er stammt von Bild.de und erschien im September 2016, also zwei Monate vor der US-Wahl.
1. Wir haben Fragen zum Google-Wahlkampfgeschenk an die Kanzlerin (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nach dem Interview-Auftritt der Kanzlerin bei den vier ausgesuchten Youtubern schien es nur Gewinner zu geben: Merkel, die vier Youtubestars aus dem Vermarktungs-Netzwerk “Studio71” und Google. Doch bei so viel Win-Win-Win-Win kämen dann doch ein paar Fragen auf: “Warum organisiert mit dem Bundeskanzleramt eine Regierungsstelle einen weithin als Wahlkampfauftritt rezipierten Termin? Wo bleibt hier die Trennung von Staat und Partei? […] Will Google – über sein kräftiges Lobbying hinaus – jetzt auch zum politischen Player mit seiner Suchseite werden? Und sind diese Youtuber eigentlich wirklich so lasch und handzahm, dass die Veranstaltung lediglich wie ein jugendlich-aufgepepptes ZDF-Sommerinterview wirkte?”
2. Faktencheck: Merkel und die Chemtrails (correctiv.org, Pauline Schinkels)
Momentan schwirren allerlei mehr oder weniger (meist weniger) lustige Falschnachrichten durch das Netz, die in das Layout fiktiver Zeitungen wie einem angeblichen “Kölner Abendblatt” eingebettet sind. Gleich zwei Webseiten bieten ihren Nutzern an, Falschnachrichten im pseudo-journalistischen Mantel auf Freunde und Menschheit loszulassen. Wie schnell die Grenze zwischen lustigem Kalauer und ernsten Fake verschwimmen kann, zeige die Seite “24Aktuelles.com”. Dort hätten sich zwischen all dem Lustig-Lustig-Content immer wieder Meldungen gefunden, bei denen die Polizei reagieren musste.
3. Ein Glück, dass es Deniz gibt (deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich hin- und hergerissen, wenn es um die Berichterstattung über die in der Türkei inhaftierten Journalisten geht. Alle würden immer nur von Deniz Yücel reden, von den meisten anderen inhaftierten Kollegen aber spreche kein Mensch. “Ja, das ist blöd. Und vielleicht auch nicht fair. Aber auf der anderen Seite ist es auch für sie ein Glück, dass es Deniz gibt. Deniz, der so ein Krawallo ist, so ein journalistischer Hau-Drauf, der so viele Jahre Redakteur bei der “taz” war, dass er ein Heer an Freunden und Kollegen hat, die jetzt so laut für ihn trommeln und ihn zum Gesicht des Widerstandes gegen Erdogans Journalisten-Plattmache erheben.”
4. Hiobsbotschaft aus der Schweizer Medienlandschaft (infosperber.ch, Christian Müller)
Der Schweizer Christoph Blocher ist nicht nur ein milliardenschwerer Geschäftsmann, sondern auch ein wichtiger Politiker der am rechten Rand angesiedelten “Schweizerischen Volkspartei” (SVP). Blochers BaZ-Holding (“Basler Zeitung”) hat nun die Verlagsgruppe Zehnder gekauft, einen Herausgeber von 25 Anzeigeblättern, die auf insgesamt 800.000 Leser und Leserinnen kommen. Der Schweizer Journalist Christian Müller sieht in der Vergrößerung von Blochers Medienimperium auch eine politische Gefahr: “Wenn Blocher vor Abstimmungen in jeden Briefkasten der Schweiz ein Extrablatt mit seiner Werbung hat verteilen lassen, dann landete sein Geld in den Kassen von Zeitungsdruckereien und vor allem auch in der Kasse der Post. Jetzt kann er eine Million Briefkästen bedienen mit einem Produkt, das aus Gründen der Tradition und der Leser-Gewohnheiten eine deutlich höhere Glaubwürdigkeit genießt als ein Extrablatt, das nur vor Volksabstimmungen erscheint.”
5. Kein Netz für Nazis (zeit.de, Patrick Beuth)
Nach den Ereignissen in Charlottesville haben einige amerikanische Unternehmen wie AirBnB, GoDaddy, Discord und Google mitgeteilt, sie würden künftig Rechtsextreme und Seiten wie den “Daily Stormer” boykottieren. Was zunächst nachvollziehbar erscheint, wirft Fragen auf: Darf eine kleine Anzahl von Unternehmen darüber bestimmen, dass jemand nicht im Internet sein darf? Lange hatten sich die Infrastrukturbetreiber Netzneutralität verordnet. Doch mittlerweile würden die Kunden verlangen, dass die Firmen sich ihrer Verantwortung stellen. Helfen könnten hier nur klare und neutrale Regelungen nach demokratischen Maßstäben.
6. Nicht mit uns (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Jüngst flatterte dem Verleger und Chefredakteur des Monatsmagazins “Cicero” ein unmoralisches Angebot der besonderen Art ins Haus: Eine Agentur für Suchmaschinenoptimierung wollte auf der “Cicero”-Webseite selbstgeschriebene Texte platzieren, die nicht als Werbung gekennzeichnet und mit allerlei Links gespickt waren. Für eine Mindestverweildauer eines Beitrags von 24 Monaten bot man die Summe von 250,- Euro an. “Spiegel-Daily”-Kolumnistin Ulrike Simon hat daraufhin den Agenturinhaber angerufen, um ihn zu dieser Praxis zu befragen. Und weil der Chef der rund dreißigköpfigen Agentur sich verschlossen gab, hat sie dem Unternehmen etwas nachrecherchiert.
1. “Waren ja Ihre Fragen, ne?” (tagesschau.de, Julian Heißler)
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gleich vier Youtubern auf einmal ein Interview gegeben. Der Neuigkeitswert des Gesprächs habe sich in Grenzen gehalten, doch darum sei es auch nicht gegangen. Von Merkels Seite hätte man schlicht auf die drei Millionen Abonnenten gezielt, ein überwiegend junges Publikum, das man sonst nicht so ohne weiteres erreicht hätte.
Die “FAZ” bescheinigt dem Gesprächstermin insgesamt gute Noten: “Die Resonanz war bescheiden, die Interviews der vier Youtuber mit der Bundeskanzlerin aber waren vielleicht sogar besser als Vergleichbares im Fernsehen.” Jörg Schieb sieht im WDR-Blog wenig Profiteure außerhalb von Veranstalter und Beteiligten: “Im Grunde alles nur eine große Inszenierung – ohne jeden echten Erkenntnisgewinn.” Die “Süddeutsche” hat zwei der vier Youtuber interviewt und sie unter anderem nach ihrer Vorbereitung gefragt.
Der Journalist Stefan Fries kritisiert auf seinem Blog eine Umfrage, die auch im Merkel-Interview eine Rolle spielte. Auf Twitter wurde lapidar gefragt: “Habt Ihr Angst vor einem Krieg?”, was etwa die Hälfte der Befragten bejahte. Die Umfrage sei jedoch nicht repräsentativ und die Antworten verzerrt. Außerdem sei die Frage viel zu unspezifisch und die Fehlertoleranz werde ignoriert. Fries findet die Umfrage geradezu unverantwortlich und schließt mit den Worten: “100 Prozent der Autoren dieses Blogs kriegen bei solchen Umfragen zuviel.”
2. Streit um freie Bilder: Fotodienste Unsplash und Pixabay stören sich an Copycats (irights.info, Henry Steinhau & David Pachali)
Wer keinen Etat für Bildrechte hat, freut sich über Datenbanken wie “Pixabay” und “Unsplash”. Dort liegen Bilder, die für die Verwendung im privaten und kommerziellen Umfeld freigegeben wurden und kostenlos verwendet werden dürfen. Kürzlich gab es bei den Plattformen ein Hin und Her um die Formulierung der Lizenztexte. Hintergrund: Beide Seiten stören sich an Dritt-Anbietern, die ihre Kataloge nutzen und damit eigene, funktional und gestalterisch oft ähnliche Dienste aufbauen. “Pixabay” sei jedoch mittlerweile zur bisherigen CC0-Freigabe zurückgekehrt, die man lediglich um Nutzungsbedingungen erweitert habe. “Unsplash” habe eine neue Lizenzform eingeführt, die vom “Creative Commons”-Chef kritisiert wird.
3. Wie SPIEGEL ONLINE arbeitet (spiegel.de, Barbara Hans)
“Spiegel Online”-Chefredakteurin Barbara Hans stellt die neue Rubrik “Backstage” vor: “Dort erklären wir, welchen Weg ein Artikel nimmt, bevor er veröffentlicht wird. Wie wir digitalen Journalismus verstehen. Warum sich häufig die Meldungen verschiedener Nachrichtenseiten gleichen und welche Rolle Nachrichtenagenturen spielen. Wir sprechen über peinliche Fehler und wie die Kollegen der Dokumentation uns täglich dabei helfen, sie zu vermeiden. Auch können Sie dort lesen, wie wir uns und unsere Arbeit – das heißt mehr als 120 veröffentlichte Artikel am Tag – finanzieren: über Werbung.”
4. Seele verkauft (kontextwochenzeitung.de, Anna Hunger)
Dem “Stuttgarter Wochenende” lag als Beilage auch der rechte “Deutschland-Kurier” bei. Für Anna Hunger stellt sich die Frage, wo die Grenze liegt zwischen verlegerischer Verantwortung und Fahrlässigkeit. Die Reaktionen der Medienbranche sind eher ablehnend, wobei meist die Legalität der Aktion betont wird. Das eigentlich Tragische an der Sache läge laut Hunger jedoch an anderer Stelle: Durch die Verteilung der rechten Postille torpediere das Stuttgarter Medienhaus die Bemühungen der Zivilgesellschaft, gegen Rassismus und Nationalismus Stellung zu beziehen.
5. Getarnte Werbung (edito.ch, Nina Fargahi)
Im Schweizer Medienmagazin “Edito” diskutiert Nina Fargahi das sogenannte “Native Advertisement”, eine Werbeform, die sich als redaktioneller Inhalt tarnt. Das Dilemma sei kaum aufzulösen: “Werbeinhalte sollen absichtlich in einer journalistischen Aufmachung zur Verfügung gestellt werden, weil die seriöse Erscheinung die Glaubwürdigkeit und damit auch die Aufmerksamkeit bei den Mediennutzern steigert. Doch je deutlicher deklariert wird, dass es sich bei einem bestimmten Inhalt um Werbung handelt, desto leichter ist er als solche erkennbar und somit für den Mediennutzer wohl weniger relevant. Zu viel Transparenz unterläuft den Zweck einer Werbeform. Umgekehrt fühlen sich die Mediennutzer veräppelt, wenn sie dahinterkommen, dass sie gerade etwas gelesen haben, das Werbung ist, aber nicht deutlich genug als solche ausgewiesen ist.”