Alte Fehler, Böhmermann siegt gegen Spielerberater, DuMont

1. Sollte man die AfD in TV-Talkshows einladen? “Bitte nicht!”
(mediummagazin.de, Tanjev Schultz)
Caren Miosga hatte gestern in ihrer ARD-Talksendung unter anderem Tino Chrupalla, Bundessprecher der AfD und Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion, zu Gast. Bereits zuvor hatte Tanjev Schultz Miosgas Ankündigung, auch AfD-Politikerinnen und -Politiker einladen zu wollen, kritisch kommentiert: “Wieder und wieder ist in Redaktionen über den Umgang mit der AfD diskutiert worden, und nun geht in diesem Wahljahr alles von vorne los. Die Chance, alte Fehler noch einmal zu begehen, möchte auch Caren Miosga ergreifen. Bitte nicht. Warum glauben Journalistinnen und Journalisten, sie müssen AfD-Leute einladen, da diese nun einmal so populär sind? Nichts müssen sie.”

2. Böhmermann siegt vor Gericht gegen Spielerberater Roger Wittmann
(spiegel.de)
Der Fußballspielerberater Roger Wittmann hat nach “Spiegel”-Informationen erfolglos gegen Jan Böhmermann und dessen Produktionsfirma geklagt. Es ging dabei um eine “ZDF-Magazin-Royale”-Sendung, die unter anderem Wittmanns Geschäftspraktiken als Spielerberater thematisierte (“Miese Maschen, mega Millionen: Die Player hinter den Spielern”, Video: 23:25 Minuten). Das Urteil sei jedoch noch nicht rechtskräftig: “Wittmann und seine Firmen könnten unter Umständen ein Hauptsacheverfahren anstreben und die Causa bis zum Bundesgerichtshof tragen.”

3. SZ-Vize Föderl-Schmid: Inspiriert von taz und “Spiegel”
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Nach Plagiatsvorwürfen hat die Universität Salzburg die Doktorarbeit der stellvertretenden Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”, Alexandra Föderl-Schmid, geprüft und für gültig erklärt. Die Vorwürfe zur Doktorarbeit scheinen damit erledigt. Nun verlagere sich die Plagiatsdebatte wieder auf Föderl-Schmids journalistische Arbeit, schreibt “FAZ”-Autor und Jurist Jochen Zenthöfer. Er erklärt den Fall und ordnet ihn kommentierend ein.

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4. Gegen prekäre Arbeitsbedingungen
(taz.de, Wilfried Urbe)
Dass das Image des altehrwürdigen Verlagshauses DuMont bröckele, liege vor allem an dessen Umgang mit den Mitarbeitenden, schreibt Wilfried Urbe in der “taz”. Probleme wie sinkende Auflagen und steigende Produktionskosten würden dem Unternehmen zu schaffen machen, aber die Art und Weise, wie das Management mit diesen Herausforderungen umgehe, habe für Unmut gesorgt. Ein Großteil der rund 560 Beschäftigten und der bis zu 280 Leiharbeiter befinde sich laut Betriebsratsangaben in prekären Arbeitsverhältnissen, berichtet Urbe.

5. Das TikTok-Ultimatum ist traurig, aber konsequent
(zeit.de, Götz Hamann)
Götz Hamann kommentiert bei “Zeit Online” das sich abzeichnende TikTok-Verbot in den USA: “Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die Zeit eines freien offenen Internets vergangen ist, dann wäre dieser Entschluss des Repräsentantenhauses ein solcher. Im digitalen Raum bilden sich zunehmend die geopolitischen Machtverhältnisse und Spannungen ab. Das ist traurig, ernüchternd – und die Realität.”

6. “Einblick in unermessliches Leid”
(tagesschau.de)
Das Bild einer trauernden Palästinenserin mit einem toten Kind im Arm wurde von der Jury des renommierten Wettbewerbes World Press Photo als bestes Pressefoto des Jahres ausgezeichnet. Der Palästinenser Mohammed Salem habe das Foto für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 aufgenommen. Die Jury habe in diesem Zusammenhang von einem ergreifenden “Einblick in unermessliches Leid” gesprochen. Insgesamt sind 33 Fotografen und Fotografinnen ausgezeichnet worden, deren Bilder in einer Ausstellung gezeigt werden, die in mehr als 60 Ländern weltweit zu sehen sein soll.

KW 16/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Warum legt man es als Journalist darauf an, angeklagt zu werden?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 18:17 Minuten)
Die Transparenzplattform “FragDenStaat” ist wegen der Veröffentlichung von Gerichtsdokumenten aus einem laufenden Strafverfahren in eine Auseinandersetzung mit der Berliner Staatsanwaltschaft geraten – ganz bewusst und gewollt, um auf die problematischen Folgen des Paragrafen 353d des Strafgesetzbuches für die Pressefreiheit aufmerksam zu machen. Wie erwartet, ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen Projektleiter Arne Semsrott wegen der Veröffentlichung amtlicher Dokumente, auch wenn dies mit Einwilligung der Betroffenen und Schwärzung personenbezogener Daten geschehen ist. Holger Klein sprach mit Semsrott über den Fall: Was erhofft er sich von dem Prozess? Was, wenn er verurteilt wird? Und ist die rechtliche Lage in anderen Ländern in Europa besser?

2. Immer noch zu viele Klischees: Sinti und Roma in den Medien
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura, Audio: 30:34 Minuten)
“Die Geschichte der Volksgruppe der Sinti und Roma ist ein jahrhundertelanger Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Noch heute wirken Klischees über sie in der medialen Berichterstattung fort. Was können Journalisten dagegen tun?” Darüber spricht Nadia Zaboura mit der österreichischen Journalistin, Aktivistin und Künstlerin Gilda-Nancy Horvath.

3. Kann KI den Lokaljournalismus retten?
(youtube.com, Jan Kaufhold, Video: 41:34 Minuten)
Wie jedes Jahr wurden bei den Medientagen Mitteldeutschland interessante Themen rund um Medien diskutiert; die Gespräche wurden auf Youtube veröffentlicht. Dort gibt es auch Aufzeichnungen der Livestreams der kompletten Konferenztage. Im oben verlinkten Talk diskutieren Mika Beuster (Deutscher Journalisten-Verband), Jan Hollitzer (“Thüringer Allgemeine”) und Marie Todeskino (Ippen Media) über Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz (KI) im Lokaljournalismus: Retter oder Jobkiller?

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4. Wie kann ich KI zur Informationsgewinnung nutzen?
(detektor.fm, Charlotte Thielmann & Lars Feyen, Audio: 24:15 Minuten)
Im Podcast “Fit for news” sprechen Charlotte Thielmann und Lars Feyen mit Michael Haller vom Europäischen Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung über KI-gestützte Recherche- und Schreibhilfen. Sie beleuchten dabei auch, wie die Tools funktionieren und worauf man unbedingt achten sollte.

5. Zwischen unbegrenzter Kreativität und Existenzangst – generative KI in Musik und Medien
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 26:31 Minuten)
Um die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf die Musik- und Radiobranche dreht sich die aktuelle Folge von “This is Media Now”, dem Podcast der Medientage München: Wie steht es um die KI-Technologie RadioGPT? Was sind die nächsten Schritte im Zusammenspiel von KI und Audio? Und wie sehen die Folgen von generativer KI für die Musikindustrie aus?

6. Transparenz und Verhaberung
(share.transistor.fm, Luis Paulitsch, Audio: 47:12 Minuten)
Im Podcast “Über.Medien.Ethik”, einer Kooperation des österreichischen Presserats und dem Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien, geht es um Transparenz und die “Verhaberung” der Medien in Österreich: Wo fehlt es an entsprechender Transparenz? Welche medienpolitischen Maßnahmen wären notwendig? Und was sagt die Medienethik zum Thema “Verhaberung”?

Abonnieren oder akzeptieren, Massenevent ESC, KI-Newsdesk

1. EU-Datenschützer*innen watschen Abo-Modelle ab
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Seit November 2023 bieten Plattformen wie Facebook und Instagram ihren Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit, sich mit einem Abonnement für 9,99 Euro pro Monat von Tracking und personalisierter Werbung freizukaufen. Das Modell ist im Englischen als “pay or okay” bekannt; Sebastian Meinecks Vorschlag für “eine deutsche Übersetzung, die sich ebenso reimt”: “abonnieren oder akzeptieren”. Der Europäische Datenschutzausschuss kritisiert diese Praxis und betont, dass Userinnen und User eine echte Wahl haben sollten. Meineck erläutert die derzeitige Situation und überlegt, wie es weitergehen könnte.

2. Boykottaufrufe, Terrorangst und Israel-Kritik: So politisch ist der ESC
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm kommentiert zum im Mai anstehenden Eurovision Song Contest (ESC), bei dem Pop und Politik Hand in Hand gehen würden: “Auf der oberflächlichen Ebene mögen bunte Derwische im Gebläse der Windmaschine über eine feurige Bühne turnen oder weißrussische Retorten­divas Anstrengendes zu Stampfbeats singen. Doch auf einer tieferen Ebene geht es um viel mehr: Der ESC ist das größte und womöglich einzige bedeutende multinationale Massenevent für den spielerischen, kulturellen Daten­abgleich zwischen Völkern.”

3. ntv und dpa entwickeln “KI-assistierten Newsdesk”
(dwdl.de, Alexander Krei)
RTL Deutschland habe in Zusammenarbeit mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein KI-gestütztes Redaktionstool entwickelt, um die Relevanz von Nachrichten schneller einschätzen und Textvorschläge generieren zu können. Das Tool verbessere nicht nur die Geschwindigkeit und Qualität der Nachrichtenbearbeitung, sondern ermögliche auch eine Anpassung an den spezifischen Sprachstil des zur RTL-Gruppe gehörenden Fernsehsenders ntv. Die endgültige Entscheidungsgewalt bleibe jedoch bei den Redakteurinnen und Redakteuren.

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4. Wie prekär ist der Journalismus?
(verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts widmete sich ein Symposium in der Bayerischen Landesmedienanstalt dem internationalen Vergleich journalistischer Arbeitsbedingungen. Dabei ging es insbesondere um die Einkommenssituation freier Journalistinnen und Journalisten. Die weltweite Studie “Worlds of Journalism” zeige, dass “vor allem Freie und signifikant mehr Frauen als Männer” unter prekären finanziellen Bedingungen mit einem Monatseinkommen von unter 1.388 Euro arbeiten, fasst Susanne Stracke-Neumann die Ergebnisse zusammen.

5. “Taktisch riesiger Fehler, das auszusetzen”
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann & Michael Borgers, Audio: 7:57 Minuten)
Die Deutsche Fußball Liga hat die Versteigerung der Bundesliga-Übertragungsrechte, bei der sich die Bezahlsender DAZN und Sky für verschiedene Rechtepakete beworben hatten, überraschend ausgesetzt. Der Sender DAZN hatte das Bundeskartellamt eingeschaltet, nachdem er bei der Auktion trotz eines finanziell höheren Angebots als Sky nicht zum Zuge gekommen sei. Der Deutschlandfunk hat sich mit Journalist Kevin Barth über den ungewöhnlichen Fall unterhalten.

6. Game of Rundfunkbeitrag: Ein Kampf um 58 Cent
(ndr.de, Philipp Walulis, Video: 6:03 Minuten)
“Was ist da los beim Rundfunkbeitrag? Steigt er jetzt oder nicht? Wer entscheidet das? Und wer kämpft dabei gegen wen?” Weil diese Fragen aufgrund der schwierigen Gemengelage nicht mit wenigen Worten zu beantworten sind, hat das Medienmagazin “Zapp” Philipp Walulis gebeten, sich dem Thema satirisch zu nähern. Und das ist informativ und unterhaltsam zugleich.

Freispruch nahe, “Krone” schreibt (über) Schrott, Pokerspiele der “SZ”

1. Radio Dreyeckland: Prozessauftakt gegen Redakteur
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Dürfen Redakteurinnen und Redakteure in ihrer Berichterstattung auf die Internetauftritte verbotener Vereinigungen verlinken? Welche Rolle spielt die Pressefreiheit, wenn journalistische Arbeit auf strafrechtliche Verfahren trifft?” Um diese Fragen geht es beim heute beginnenden Prozess gegen einen Redakteur von Radio Dreyeckland. Nicola Bier, Referentin für Recht bei Reporter ohne Grenzen, hat dazu eine Meinung: “Wenn Berichterstattung wie im Fall von Radio Dreyeckland kriminalisiert wird, ist das nicht nur absurd, sondern gefährlich für die Pressefreiheit und damit kontraproduktiv für eine lebendige Demokratie”.
Weiterer Lesetipp: Christian Rath rechnet in seinem Beitrag bei “Legal Tribune Online” mit einem Freispruch, was mit einem vom Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten zusammenhängt: “Vor dem Hintergrund dieses Gutachtens dürfte die Existenz des Archivs nicht einmal ein Indiz für das Fortbestehen der Vereinigung linksunten.indymedia sein. Wenn es aber keine Hinweise für die Fortführung der Vereinigung gibt, dann kann sie auch nicht unterstützt werden, schon gar nicht mit einem bloßen Link. Ein Freispruch liegt also nahe.”

2. Mit blauer Hilfe: Die Krone schreibt (über) Schrott
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
In der österreichischen “Kronen Zeitung” gebe es “eine gewisse Tradition, die EU als Feindbild für alles Mögliche herzunehmen und dabei mit den Fakten nicht ganz so genau zu sein”, schreibt Andrea Gutschi beim Watchblog “Kobuk”. Anlass ist eine Titelgeschichte der “Krone” mit der Überschrift “Gebrauchtwagen für EU nur Schrott”. Gutschi erklärt in ihrem Beitrag, warum Schlagzeile und Artikel nicht nur reißerisch, sondern auch falsch sind.

3. Neuer Greenhouse Report erschienen: Wie unabhängig kann der Games-Journalismus berichten?
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche hat seinen zweiten “Greenhouse Report” veröffentlicht (PDF), der sich diesmal mit der Unabhängigkeit der Berichterstattung von Videospielmagazinen beschäftigt: “Autor Maximilian Fischer untersucht darin, wie die Gaming-Industrie versucht, Recherchen zu beeinflussen und die Berichterstattung zu steuern. Er zeigt auf, wie die großen, anzeigenfinanzierten Videospielmagazine auf die (versuchte) Einflussnahme reagieren, und wirft einen Blick auf die Rolle kleiner, publikumsfinanzierter Indie-Medien.”

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4. Was ist nur aus der taz geworden?
(taz.de, Anna Klöpper & Sunny Riedel)
“Die taz wollte immer anders sein als andere Zeitungen. Was ist 45 Jahre nach der Gründung aus dem Schwung der Anfangsjahre geworden?” Dieser Frage widmen sich die Redakteurinnen und Redakteure der “taz” in einem aufschlussreichen Gespräch. Dabei erörtern sie auch, wie die Zeitung ihre Identität und ihren Einfluss in der Medienlandschaft behauptet hat. Zudem diskutieren sie ihre aktuellen Überlegungen zur eigenen Rolle und zur Zukunft in einer sich kontinuierlich verändernden Gesellschaft.

5. Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung
(verdi.de)
In den vergangenen Jahren habe die “Süddeutsche Zeitung” durch Freiwilligenprogramme viele Stellen abgebaut und die frei gewordenen Positionen nur teilweise neu besetzt. Nun sollte es zu einem weiteren Abbau von 30 Vollzeitstellen kommen, doch Geschäftsführer Christian Wegner habe bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags angedeutet, dass der Abbau womöglich geringer ausfalle. Franz Kotteder, selbst “SZ”-Redakteur und bayerischer Landesvorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, kommentiert: “Qualitätsjournalismus lässt sich nicht mit immer weniger Personal machen. Journalistinnen und Journalisten brauchen Zeit, um Quellen zu prüfen, investigativ zu arbeiten, ihre Schlussfolgerungen zu ziehen und das alles auch noch aufzuschreiben.”

6. EU-Kommission kritisiert neue TikTok-Funktion
(spiegel.de)
Das kürzlich in Frankreich und Spanien eingeführte TikTok Lite belohne Nutzerinnen und Nutzer mit digitalen Münzen für Aktivitäten wie das Ansehen von Videos und das Einladen von Freunden. Nach Ansicht der EU-Kommission könnte dies insbesondere für Minderjährige eine Suchtgefahr darstellen. Die Kommission fordere TikTok daher auf, die nach dem neuen Gesetz über digitale Dienste erforderliche Risikobewertung vorzulegen.

Reichelt vor BVerfG erfolgreich, Palästina-Kongress, Messerattacke

1. Reichelt vor BVerfG erfolgreich
(urheberrecht.org)
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat einer Verfassungsbeschwerde des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs und heutigen “Nius”-Leiters Julian Reichelt stattgegeben. Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, hatte ursprünglich eine einstweilige Verfügung gegen Reichelt wegen einer Äußerung im Kurznachrichtendienst X/Twitter erwirkt. Diese wurde nun vom BVerfG aufgehoben. Weitere, vor allem juristische Hintergründe liefert Max Kolter bei “Legal Tribune Online”. Dort findet sich auch ein beachtenswerter Kommentar des Chefredakteurs Felix W. Zimmermann, der die Entscheidung scharf kritisiert: “Mit dem wenig stringenten Beschluss hat sich das Gericht selbst keinen Gefallen getan.”

2. Wie dringend wollen die USA Julian Assange?
(zeit.de, Meike Laaf)
In Großbritannien wird derzeit darüber entschieden, ob WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert wird. Viel hänge davon ab, ob die USA zusichern können, dass Assanges Rechte gewahrt werden, insbesondere, dass er nicht zum Tode verurteilt wird. Gleichzeitig gebe es Gespräche über einen möglichen Deal, der schnell zu Assanges Freilassung führen könnte, wenn dieser sich in einem minder schweren Fall schuldig bekennt. Meike Laaf erläutert die aktuelle Situation.

3. Pressefreiheit unter Druck: ver.di kritisiert Pressefeindlichkeit auf dem Palästina-Kongress in Berlin
(dju.verdi.de)
In einer Pressemitteilung kritisiert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union die Pressefeindlichkeit auf dem Palästina-Kongress in Berlin. Der Veranstalter sowie Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kongresses hätten Medienschaffende wiederholt in ihrer Arbeit behindert. Einigen sei sogar der Zugang zu der öffentlichen Veranstaltung verwehrt worden.

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4. WDR: Streik-Einschränkungen bei Regionalnachrichten
(dwdl.de, Alexander Krei)
Für den gestrigen Dienstag hatte der Deutsche Journalisten-Verband die Journalistinnen und Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender und der Deutschen Welle zu einem “Aktionstag für faire Einkommen” aufgerufen (siehe dazu auch die “6 vor 9” von gestern). Alexander Krei hat sich bei den Sendern nach den Auswirkungen des Streiktages erkundigt. So habe es Einschränkungen bei den Regionalnachrichten im Hörfunk und später auch im Fernsehen gegeben.

5. Teil IV unserer Podcast-Serie zu Qualität und Qualitätsmessung in den Medien
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy, Audio: 31:34 Minuten)
Im “Flurfunk”-Podcast sprechen der Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen und “Flurfunker” Peter Stawowy über die “Bedürfnisse der Gesellschaft”, die Medien erfüllen sollten: “Außerdem erklären wir den Begriff Public Value und zeigen auf, warum unsere Gesellschaft bestimmte Medien braucht, auch, wenn diese von Einzelnen nicht genutzt werden (und sie nicht dafür bezahlen wollen).”

6. Wie ein Unschuldiger in sozialen Medien zum Täter erklärt wurde
(spiegel.de, Matthias Kremp)
Nach einer Messerattacke in Sydney sind in Sozialen Netzwerken verschiedene falsche Verdächtigungen über den Täter verbreitet worden, berichtet Matthias Kremp. Während einige Nutzer einen islamistischen Terrorakt vermuteten, habe ein pro-russischer Aktivist den Namen eines angeblich jüdischen Studenten als Täter verbreitet. Diese voreiligen Spekulationen hätten zu falschen Anschuldigungen geführt, die später von Medien korrigiert werden mussten.

“Feindbild Journalist:in”, Aktionstag für faire Einkommen, König scheitert

1. Feindbild Journalist:in 8: Angst vor der Selbstzensur
(ecpmf.eu)
Die Studie “Feindbild Journalist:in 8” (PDF) beleuchtet die Zunahme tätlicher Angriffe auf Journalisten und Journalistinnen in Deutschland. Trotz des Rückgangs der “Querdenker”-Bewegung bleibe die Aggressivität gegenüber Medien und deren Vertreterinnen und Vertretern hoch. Die Studie unterstreicht auch die ernsthafte Besorgnis über die Selbstzensur unter Medienschaffenden im Lokaljournalismus in Sachsen, die aus Angst vor rechten Gruppen bestimmte Themen vermeiden würden.

2. Neuer Wahlkampf, alte Fehler
(deutschlandfunk.de, Yaena Kwon, Audio: 6:07 Minuten)
Der Deutschlandfunk thematisiert die anhaltende Dominanz Donald Trumps in der US-amerikanischen Berichterstattung während des laufenden Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl im November dieses Jahres. Trotz der Versprechen vieler Medien, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, erhalte Trump weiterhin unverhältnismäßig viel mediale Aufmerksamkeit. Dies werde von Kritikern als problematisch angesehen, da es Trumps Präsenz und dessen populistische Botschaften verstärke.

3. Aktionstag für faire Einkommen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Journalistinnen und Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender und der Deutschen Welle für den heutigen Dienstag zu einem “Aktionstag für faire Einkommen” aufgerufen: “Wir müssen den Tarifverantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Anstalten klar machen, dass die Beschäftigten ein Anrecht auf eine angemessene Bezahlung haben”, sagt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Der DJV-Forderung nach 10,5 Prozent mehr Einkommen stehe ein Angebot der Arbeitgeberseite von unter zwei Prozent gegenüber. Das sei “blanker Hohn”, so Beuster.

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4. Galerist Johann König scheitert mit Beschwerde gegen »Zeit«-Recherche
(spiegel.de, Anton Rainer)
Der bekannte Berliner Galerist Johann König sieht sich seit einer Enthüllung der “Zeit” im August 2022 schweren Vorwürfen ausgesetzt. Die Redaktion hatte berichtet, König habe Frauen bedrängt und belästigt, unter anderem mit unerwünschten Küssen und Berührungen. König habe die Vorwürfe allesamt vehement zurückgewiesen und unter anderem Beschwerde beim Deutschen Presserat eingelegt. Diese wurde nach Informationen des “Spiegel” vom Presserat jedoch zurückgewiesen.

5. Echte Menschen in Film und Fernsehen
(verdi.de, Wilfried Urbe)
Wilfried Urbe thematisiert die fortschreitende Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in die Medienbranche, die gerade auf der TV- und Streaming-Messe MIPTV in Cannes zu beobachten ist. Ein niederländisches Unternehmen habe beispielsweise eine neue Software vorgestellt, die künstlich generierte Sprachen fast so gut wie menschliche Synchronsprecher umsetzen könne. Ein weiteres Beispiel sei der Einsatz von KI in Deutschland, wo die Stimme des verstorbenen Schauspielers Hans Clarin künstlich reproduziert wurde, um der Figur des Pumuckl neues Leben einzuhauchen.

6. “Wieder kälter”: Was hinter der “Tagesschau”-Eilmeldung steckt
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Am Montagabend wurden viele Menschen von einer irritierenden Eilmeldung überrascht: Die “Tagesschau” hatte eine Push-Nachricht auf ihre Handys gesendet mit der Mitteilung “Es ist wieder kälter geworden”. Die Erklärung für den Vorfall war ein menschliches Versehen: “Wir hatten in der Redaktion vom Team bei tagesschau.de eine Schulung. Uns ist im System ein Fehler passiert und dabei ist eine Eilmeldung verschickt worden. Wir bitten um Entschuldigung.”

Podcast-Jackpots, Rechtswidrig durchsucht, Einsatzkommandos

1. Die Suche nach dem Jackpot
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschäftigt sich mit der Entwicklung und Kommerzialisierung der Podcast-Szene in Deutschland. Die anfängliche Euphorie und Experimentierphase sei einer strategischen Konsolidierung und Professionalisierung gewichen. Dabei gehe es auch um das Thema Geld: “Welche Finanzierungsmodelle setzen sich durch? Und: Können journalistische Projekte überleben?”

2. Leipzig: Rechtswidrige Durchsuchung
(verdi.de, Peter Nowak)
Ein 19-jähriger Journalist habe im Juni 2023 Fotos von einer Antifa-Demonstration ins Internet gestellt. Etwa ein halbes Jahr später sei er von einer Hausdurchsuchung überrascht worden, weil er als Zeuge in einem Ermittlungsverfahren geführt werde, das im Zusammenhang mit jener Demonstration stehe. Trotz Vorlage eines Jugendpresseausweises seien seine technischen Geräte beschlagnahmt worden, was vom Landgericht Leipzig nun als rechtswidriger Eingriff in die Pressefreiheit bewertet wurde.

3. Arbeitsplätze erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Angesichts aktueller Pläne einiger Zeitungsverlage, Stellen abzubauen, fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) die Verleger auf, redaktionelle Arbeitsplätze zu schützen. Dies geschieht in Reaktion auf den geplanten Personalabbau bei der “Süddeutschen Zeitung”, die Schließung eines Ressorts beim “Kölner Stadt-Anzeiger” und die Reduzierung der Druckfrequenz der “Hamburger Morgenpost” (dazu auch die “6 vor 9” vom vergangenen Freitag). Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster kritisiert diese Entscheidungen als “absolut kurzsichtig”.

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4. Arbeit im Haifischbecken
(taz.de, Elisa Kautzky)
Elisa Kautzky stellt die “Helpline” des Netzwerks Recherche vor, ein anonymes und kostenloses Beratungsangebot für psychisch belastete Journalistinnen und Journalisten, bei dem geschulte Kolleginnen und Kollegen die Hilfesuchenden unterstützen. Der hohe Stressfaktor im Journalismus durch steigende Arbeitsbelastung, geringe Wertschätzung und Angst vor den Folgen der Digitalisierung belaste die psychische Gesundheit vieler Medienschaffender stark. Die “Helpline” fördere den Austausch und solle helfen, Scham- und Schuldgefühle abzubauen; sie ersetze aber keine professionellen Therapieangebote.

5. Sondereinsatzkommando
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 1:14 Minuten)
Im Sprach-Check “Sagen & Meinen” des Deutschlandfunks macht Stefan Fries auf einen häufigen Fehler in der Berichterstattung aufmerksam: So sei in Medien oft von “Sondereinsatzkommandos” der Polizei die Rede, gemeint seien aber “Spezialeinsatzkommandos”. Der Begriff “Sondereinsatzkommando” sei durch die NS-Zeit belastet und passe schon deshalb nicht.

6. Haken dran mit Benny Windolph
(open.spotify.com, Gavin Karlmeier, Audio: 37:18 Minuten)
Für seinen Social-Media-Podcast “Haken dran” hat Gavin Karlmeier mit Benny Windolph jemanden als Gast eingeladen, der nicht nur Suchmaschinenoptimierer, sondern auch Administrator einer Mastodon-Instanz ist und über entsprechendes Hintergrundwissen verfügt. In dem Gespräch geht es unter anderem um die Frage, warum bei Twitter nur noch dilettantisch programmiert werde, um “NetfliTwitter”, Brasilien und die APIs von Threads.

KW 15/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Werbung trotz Verbot? Die Marketingtricks der Tabakindustrie
(ndr.de, Aniko Schusterius & Leon Müller, Video: 17:27 Minuten)
Jahrzehntelang haben die großen Tabakkonzerne ihre Produkte aggressiv vermarktet und über gebuchte Anzeigen riesige Summen in Medien gepumpt. Heute müssen die Unternehmen wegen des Werbeverbots subtiler vorgehen. Das Medienmagazin “Zapp” hat die aktuellen Strategien und Marketingtricks der Tabakindustrie unter die Lupe genommen.

2. Fußball: Brauchen die Vereine die Medien noch?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:48 Minuten)
Fußballvereine waren viele Jahre lang auf die unabhängige Berichterstattung von Medien angewiesen, um für ihren Sport zu werben. Das hat sich inzwischen geändert: Dank der großen Reichweiten in den Sozialen Medien können die Vereine ihre Pressearbeit oft selbst steuern. Jonathan Schulenburg spricht bei “BR 24 Medien” unter anderem mit dem ehemaligen FC-Bayern-Spieler und Sportmoderator Thomas Helmer über das neue Medienzeitalter im Fußball.

3. Lage der Nation 377
(lagedernation.org, Philip Banse & Ulf Buermeyer, Audio: 1:49:52 Stunden)
Vergangenen Mittwoch haben wir in den “6 vor 9” einen Beitrag zum Umgang von Medien mit der Polizeilichen Kriminalstatistik empfohlen. Im Politik-Podcast “Lage der Nation” ist nun der Kriminologe Martin Thüne zu Gast. Philip Banse und Ulf Buermeyer sprechen mit ihm über die Frage, “warum die Polizeiliche Kriminalstatistik in die Irre führt”.

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4. Kommt der Bundeskanzler zu spät zur TikTok-Party?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:28 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Marcus Bösch, der zu TikTok und politischer Kommunikation forscht, über die Nachricht, dass Bundeskanzler Olaf Scholz nun auch auf der Videoplattform vertreten ist: “Was sagt er zu Scholz’ spätem TikTok-Debüt? Wie funktioniert die Plattform eigentlich? Was macht sie so erfolgreich? Und haben die Medien die Plattform eigentlich schon verstanden?”

5. Anne Will (2024) – Was ist heute anders?
(hotelmatze.podigee.io, Matze Hielscher, Audio: 2:18:14 Stunden)
Im Podcast “Hotel Matze” ist Journalistin und Moderatorin Anne Will zu Gast. Nach längerer Zeit mal wieder, muss man sagen – Wills letzter “Hotel”-Besuch war im Juni 2017. In der aktuellen Folge geht es vor allem um die Frage, wie es Anne Will nach ihrem Abschied als ARD-Sonntagstalkerin geht: “Es geht um Neuanfänge, um Karriere und Persönlichkeitsentwicklung, wir sprechen über die Kunst des Gesprächs vor laufender Kamera, über das Leben als öffentliche Person und über die aktuelle politische Lage.”

6. Rocko Schamoni Supershow
(ardmediathek.de, Rocko Schamoni & Gereon Klug, Video: vier Folgen je circa 30 Minuten)
Zum Schluss noch eine etwas andere Empfehlung: Die vierteilige ARD-Mockumentary “Rocko Schamoni Supershow”, in der auch verschiedene Mediengrößen eine Rolle spielen, beispielsweise Linda Zervakis, Klaas Heufer-Umlauf und Caren Miosga. Im “Hamburger Abendblatt” fasst Maike Schiller die ungewöhnliche, unterhaltsame Produktion so zusammen: “Die hohe ‘Fraktus’-Schule, der ‘Discounter’-Spott, bisschen Dada, bisschen Parodie, bisschen demaskiertes ‘echtes’ Leben. Bisschen Loriot womöglich sogar, noch mehr ‘Last Exit Schinkenstraße’. Entlarvend und schmerzbefreit. Quatsch mit Anspruch. Und besonders gern auch ohne.”

Presserat rügt, USA erwägen, Angriffe der Internet-Trolle

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung sechs Rügen wegen verschiedener Verstöße gegen den Pressekodex ausgesprochen, darunter die Veröffentlichung von Fotos ohne Einwilligung, irreführende Berichterstattung und die unangemessene Darstellung von Gewalt. Die Rügen betreffen unter anderem die Veröffentlichung eines heimlich aufgenommenen Fotos durch die Onlineredaktion der “B.Z.”, einen Verstoß gegen den Opferschutz durch Bild.de und die Veröffentlichung eines Fotos, das eine tödlichen Schuss zeige, durch “Focus Online”.

2. USA erwägen Ende der Strafverfolgung von Julian Assange
(spiegel.de)
Die USA sollen erwägen, die Strafverfolgung des seit fünf Jahren in Großbritannien inhaftierten WikiLeaks-Gründers Julian Assange auf Ersuchen Australiens einzustellen. Assange, dem bei einer Auslieferung an die USA bis zu 175 Jahre Haft drohen, habe bereits zwölf Jahre eingesperrt verbracht, davon sieben Jahre im Asyl der ecuadorianischen Botschaft in London und weitere fünf Jahre im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ihm wird vorgeworfen, vertrauliche Informationen über militärische und diplomatische Operationen der USA veröffentlicht zu haben.

3. Internet-Trolle “wollen Menschen kaputtmachen”
(tagesschau.de, Daniel Laufer)
Eine Gruppe von Internet-Trollen, bekannt unter dem Namen “NWO” (“New World Order”), führe seit Jahren organisierte Angriffe auf Live-Streamer und Politiker durch, indem sie falsche Notrufe absetzt, ein Phänomen, das als Swatting bekannt ist. Recherchen von “Kontraste” und “Spiegel” belegen anhand von über 75.000 internen Chatnachrichten das systematische Vorgehen der Gruppe, die auch für Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen verantwortlich sein soll.

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4. “Sender zukunftsfest machen”
(tagesspiegel.de)
Katrin Günther wird neue Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und damit Nachfolgerin von Martina Zöllner, deren Vertrag Ende Juli ausläuft. Günther, bisher stellvertretende Leiterin der RBB-Programmdirektion, wurde vom Rundfunkrat gewählt und tritt ihr Amt im August an. Als gebürtige Sächsin mit langjähriger Berliner Erfahrung wolle sie den öffentlich-rechtlichen Sender modernisieren und ein hochwertiges Programm gestalten.

5. Die Zukunft des Journalismus: Wie aus Konkurrenz Kollaboration entstehen kann
(reframetech.de, Nadine Daum)
Nadine Daum denkt in ihrem Beitrag über die Auswirkungen der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Journalismus nach: “Die zukünftige Zusammenarbeit von Mensch und Maschine verspricht großes Potenzial für eine effektivere journalistische Arbeitsweise, die die Mitarbeitenden entlasten. Nichtsdestotrotz bedarf es einer reflektierten Nutzung, um sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen im Sinne der journalistischen Werte erfolgreich zu bewältigen.”

6. Hamburger Print-Legende stellt sich neu auf
(deutschlandfunk.de, Sinje Stadtlich, Audio: 4:55 Minuten)
Die “Hamburger Morgenpost” wird in diesem Jahr stolze 75 Jahre alt, doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr gibt es einen großen Umbruch: Aus dem täglich erscheinenden linken Boulevardblatt wird eine Wochenzeitung – eine Umstrukturierung als Reaktion auf die seit Jahren sinkende Auflage. Medienjournalistin Sinje Stadtlich war in Hamburg unterwegs, um Reaktionen einzufangen.

Reichelt-Niederlage, Durchmarsch der Clowns, TikTok-Kanzler

1. Hauptverfahren gegen FragDenStaat-Chefredakteur Arne Semsrott eröffnet
(freiheitsrechte.org, Maria Scharlau)
Die Transparenzplattform “FragDenStaat” ist wegen der Veröffentlichung von Gerichtsdokumenten aus laufenden Strafverfahren in eine Auseinandersetzung mit der Berliner Staatsanwaltschaft geraten. Diese ermittelt gegen den Projektleiter Arne Semsrott, weil er amtliche Dokumente – mit Einwilligung der Betroffenen und Schwärzung personenbezogener Daten – veröffentlicht hat. Wie die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) mitteilt, hat das Landgericht Berlin nun das Hauptverfahren gegen Semsrott eröffnet. Er wird in dem Verfahren von der GFF unterstützt: “Das Landgericht hat die Chance verpasst, die Vereinbarkeit der Strafnorm mit der Pressefreiheit direkt vom Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen”, so Benjamin Lück, Jurist und Verfahrenskoordinator bei der GFF: “Nun gehen wir den Weg durch die Instanzen. Es ist nicht mit der Pressefreiheit vereinbar, dass ausnahmslos jedes Wortlaut-Zitat aus einem Gerichtsbeschluss vor Abschluss des Verfahrens unter Strafe steht.”

2. Gericht ver­bietet Julian Rei­chelt Aus­sagen zu “Poli­zei­Grün”
(lto.de, Charlotte Hoppen & Felix W. Zimmermann)
Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und das rechtspopulistische Medium “Nius” haben erneut eine juristische Niederlage erlitten, in diesem Fall zumindest eine Teilniederlage: “Das LG Hamburg hat Julian Reichelt und NIUS u.a. die Erweckung des Eindrucks verboten, der Verein ‘PolizeiGrün’ sei im Auftrag der Grünen tätig.” Der Beschluss sei noch nicht rechtskräftig, noch könnten beide Seiten Widerspruch beziehungsweise Beschwerde einlegen.

3. Durchmarsch der populistischen Talkshow-Clowns
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:30 Minuten)
Marina Weisband reflektiert in ihrer Kolumne über den Erfolg medialer Selbstdarsteller wie Donald Trump, Javier Milei oder Boris Johnson und mögliche Nachahmer in Deutschland: “Noch hat die AfD es nicht geschafft, aber stellen Sie sich vor, sie findet irgendwann zufällig jemanden mit einem Funken Charisma, der die gleiche Art von Talkshow-Clown spielen kann. Unser mediales System hat keinerlei Immunschutz dagegen. Wir wären aufgeschmissen.”

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4. Russisches Innenministerium schreibt SPIEGEL-Kolumnist Zygar zur Fahndung aus
(spiegel.de)
Unlängst sei bekannt geworden, dass das russische Innenministerium den Kremlkritiker und freien “Spiegel”-Mitarbeiter Mikhail Zygar auf die Fahndungsliste gesetzt und ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet hat. “Ich werde für meine Worte, für meine Texte, für meine Bücher verfolgt”, so Zygar: “Offenbar sind sie zu wahr und zu schmerzhaft für den russischen Staat, die Beamten und Propagandisten.” Mikhail Zygar schreibt regelmäßig für den “Spiegel” eine Kolumne (nur mit Abo lesbar).

5. Begräbnis der Radiokultur
(taz.de, Dominik Baur)
Die Umstrukturierungen bei “Bayern 2” werden von manchen mit dem Tod des besonderen Radiosenders gleichgesetzt. Am Dienstagabend wurde er von einigen Demonstranten symbolisch zu Grabe getragen. “taz”-Bayern-Korrespondent Dominik Baur war dabei: “Als der Himmel pünktlich zu Beginn der Trauerfeier am Rundfunkplatz zuzieht und erste Tropfen fallen, haben sie die Särge schon aufgestellt. Kleine schwarze Pappsärge mit den Aufschriften: ‘Nachtstudio’, ‘Radiotexte’, ‘Kulturwelt’, ‘Diwan’, ‘Kulturjournal’, ‘Jazz und Politik’. Alles beliebte Sendungen, die künftig bei Bayern 2 nicht mehr vorkommen.”

6. Olaf muss nicht tanzen
(zeit.de, Meike Laaf)
Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt jetzt TikTok, um dort besonders junge Leute anzusprechen und das Feld nicht der AfD zu überlassen. Die ist auf der Plattform nämlich stärker als alle anderen Parteien zusammen. Meike Laaf hat Politiker und Experten zum Thema befragt und die Argumente für und gegen eine Präsenz auf TikTok eingesammelt.
Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Abgesehen davon, dass es bei TikTok verschiedene Sicherheits- und Datenschutzbedenken gibt, habe ich Kritik an einem ganz anderen Punkt: Für Scholz geht es hier doch nur darum, ein weiteres Medium zu bespielen, in dem er seine Politik nicht erklärt.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:08 Minuten)

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