Zu dominante Verlegerfamilie?, X-odus des ZDF, Gehaltslisten des ORF

1. Konzentration ist kritisch
(djv.de, Hendrik Zörner)
Die österreichische Mediengruppe Oberauer übernimmt den Mediendienst “turi2”. Damit vereint Oberauer nun die medienjournalistischen Angebote “Meedia”, “turi2”, “kress”, “Newsroom”, den “PR-Report” und das “Medium Magazin” unter einem Dach. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sieht die Neuerwerbung kritisch: “Aus unserer Sicht ist die Bedeutung der Verlegerfamilie Oberauer am Markt zu dominant”, sagt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. “turi2”-Chefredakteur Markus Trantow widerspricht: Die Mediengruppe Oberauer habe “bei bisher allen Zukäufen den Kern der übernommenen Marken gestärkt und weiterentwickelt” und dies auch für “turi2” zugesichert.
Weiterer Lesehinweis: “DWDL”-Gründer und -Chefredakteur Thomas Lückerath weist darauf hin, dass es noch weitere Akteure auf dem Markt des Medienjournalismus gibt, und kommentiert: “Proud to be different! So wie – auf ihre Art – übrigens auch die geschätzten Kolleginnen und Kollegen von Übermedien, Journalist, Medieninsider oder eben dem Altpapier, dafür sorgen, dass es neben der jüngsten Marktkonzentration doch noch eine größere Vielfalt gibt als der DJV befürchtet.”

2. Gehaltslisten veröffentlicht: Das sind die Top-Verdiener im ORF
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier berichtet, muss der österreichische ORF nach einer Gesetzesreform jährlich die Gehälter seiner Spitzenverdiener offenlegen. Die Liste werde vom Ö3-Moderator Robert Kratky angeführt (Bruttojahresgehalt: 443.894 Euro), gefolgt von Projektleiter Pius Strobl (425.677 Euro) und Generaldirektor Roland Weißmann (425.500 Euro). Die Veröffentlichung offenbare, dass 62 Personen im öffentlich-rechtlichen ORF mehr als 170.000 Euro pro Jahr verdienen. 19 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden ein Jahresgehalt von über 100.000 Euro erreichen, unter ihnen allerdings weniger als ein Drittel Frauen.

3. Künstlich Stimmen imitieren
(taz.de, Martin Seng)
Das Unternehmen OpenAI habe eine neue Software namens Voice Engine vorgestellt, die Stimmen täuschend echt imitieren könne, was im Superwahljahr Ängste vor Manipulation und Missbrauch wecke. Die Technologie benötige nur eine 15-sekündige Sprachprobe, um jede Stimme in allen Nuancen zu imitieren. Dies mache die Sache so einfach, schreibt Martin Seng in der “taz”: “Jeder kann Fälschungen erstellen und die Präsidenten und andere Prominente sagen lassen, was auch immer sie wollen – von extremistischen Aussagen bis hin zu Kapitulations- und Liebeserklärungen.”

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4. 60 Jahre WDR 3 und Quartalsbilanz der Medienwelt
(wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 45:31 Minuten)
Die aktuelle Folge des WDR5-Medienmagazins “Töne, Texte, Bilder” bietet eine Vielzahl bunter Themen: Es geht unter anderem um den 60. Geburtstag des Senders WDR3, um Hobby-Reporter als Chance, um den immer noch lebendigen Musikjournalismus sowie um das raffinierte Geschäft mit TV-Sublizenzen. Und es geht um die Frage: “Was bleibt von den echten zwischenmenschlichen Kontakten im Netz, wenn künstliche Intelligenz bald auch Social Media dominiert?”

5. IRL Streaming: Zwischen Kommunikationsfreiheiten und Persönlichkeitsrecht – Aktuelle Fallbeispiele
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 23:48 Minuten)
Der Medienrechtler David Geßner spricht in der neuesten Ausgabe seines Podcasts über Persönlichkeitsrechtsverletzungen bei Online-Live-Übertragungen von Alltagsaktivitäten (sogenanntes IRL-Streaming): “Nicht jedem ist dabei klar, was eigentlich erlaubt ist und was nicht. Anhand von eigenen Fallbeispielen, wie dem des Streamers Montana Black oder eines Livestreamers auf einem Jahrmarkt, erörtere ich die juristischen Auseinandersetzungen und die entscheidenden Urteile.”

6. Mainzelmännchen geben Elon Musk den Laufpass
(t-online.de, Lars Wienand)
Wie Lars Wienand berichtet, zieht sich das ZDF weiter von X/Twitter zurück und stellt beliebte und reichweitenstarke Accounts ein. Einer der beiden Initiatoren, die den ZDF-Hauptaccount im Rahmen einer Guerilla-Aktion einst gegründet und später an den öffentlich-rechtlichen Sender übergeben hatten, kommentiert dies wie folgt: “Die Kanäle des ZDF dienten auch dem Austausch mit Followern und Followerinnen. Dies funktioniert seit der Übernahme [durch Elon Musk] nicht mehr.”
Weiterer Lesehinweis: Bei “DWDL” erzählt Alexander Krei noch einmal die ungewöhnliche Geschichte der beiden jungen User, die den ZDF-Fake-Account gegründet hatten und später zum ZDF und zeitweilig zu Twitter wechselten: Turbulenter Start, leises Ende.

Ringen um Corona-Protokolle, Warmer Förderregen, Stefan Raab

1. Was steckt wirklich in den Corona-Protokollen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 26:25 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit dem freien Journalisten Martin Rücker über die vom Onlinemagazin “Polar” erzwungene Veröffentlichung der Protokolle des Corona-Krisenstabs: “Warum musste eigentlich ein bisher eher unbekanntes Magazin auf Herausgabe der Protokolle klagen? Wäre das nicht die Aufgabe großer Medien und renommierter Rechercheteams gewesen? Und was sagt es eigentlich über den Willen der Behörden, transparent die umwälzenden Erfahrungen der Coronazeit aufzuarbeiten, wenn das RKI die Veröffentlichung so vehement verweigerte?”

2. Ist der Isla­mismus-Vor­wurf gegen­über Rüdiger strafbar?
(lto.de, Yves Georg)
Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan veröffentlichte Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger bei Instagram ein Foto von sich, das nach Ansicht von Julian Reichelt, einst bei “Bild” als Chefredakteur geschasst und heute Leiter des Wutportals “Nius”, eine islamistische Geste zeigen soll. Gegen diese Unterstellung gehen sowohl Rüdiger als auch der Verband DFB juristisch vor. Der Strafverteidiger Yves Georg schätzt die Erfolgsaussichten als niedrig ein.

3. Krieg in Israel und Gaza: Wird Berichterstattung immer schwieriger?
(br.de, Linus Lühring, Audio: 26:44 Minuten)
Linus Lüring spricht mit Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen und Clemens Verenkotte, ARD-Korrespondent in Israel, über die Bedingungen für Medienschaffende, die über den Krieg in Israel und Gaza berichten wollen: Warum sind Journalistinnen und Journalisten dort so in Gefahr? Werden sie möglicherweise auch gezielt angegriffen? Und welche Informationsquellen gibt es noch für internationale Medien im Kriegsgebiet?
Weiterer Lesetipp: Israel will Sender Al Jazeera abschalten (tagesschau.de).

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4. Was wurde eigentlich aus der Förderung zur digitalen Transformation?
(kobuk.at, Michael Suntinger)
Ende 2022 regneten auf Österreichs Medien öffentliche Gelder in erheblicher Höhe herunter: die sogenannte Digitalisierungstransformationsförderung. Michael Suntinger wollte wissen, was aus den vielen Millionen Euro geworden ist. Doch das sei schwierig: “Will man Auskunft über die Verwendung der Gelder aus diesem Fonds, steht man also defacto vor einer unüberwindbaren Mauer des Schweigens.”

5. Nur noch am Tablet
(taz.de, Christian Walther)
Früher seien Sonntagszeitungen mit ihren umfangreichen Ausgaben und Beilagen ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens gewesen, doch der Wandel der Medienlandschaft sowie wirtschaftliche Faktoren hätten zu einem Rückgang und der Einstellung einiger dieser Blätter geführt. In der “taz” berichtet Christian Walther über das Ende der Ära für traditionelle Sonntagszeitungen in Berlin.

6. Steigt Stefan Raab noch einmal in den TV-Ring?
(spiegel.de)
Nach fast zehnjähriger Abstinenz könnte es bald ein TV-Comeback von Stefan Raab geben. Jedenfalls habe Raab selbst auf seinem Instagram-Account mit “rätselhaften Onlinevideos” Hinweise und Gerüchte gestreut. Nun stelle sich die Frage: “Aprilscherz? Oder Ernst?”
Dazu auch ein Lesehinweis von 2020: Die deutsche TV-Branche hätte einiges aufzuarbeiten, findet “RND”-Redakteur Matthias Schwarzer. Er denkt dabei auch und gerade an den von vielen Leuten als “TV-Legende” gefeierten Fernsehmacher Stefan Raab und dessen Clips mit zahlreichen “homofeindlichen Klischees”.

Gescheiterte Beschwerden, Gewalt im Lokalen, Geschichte des Metaverse

1. Vos­gerau schei­tert gegen Cor­rectiv vor OLG Ham­burg
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Das Oberlandesgericht Hamburg hat die Beschwerden des Staatsrechtlers Ulrich Vosgerau und eines weiteren Teilnehmers eines rechten Treffens in Potsdam gegen den “Correctiv”-Bericht “Geheimplan gegen Deutschland” abgewiesen. Felix W. Zimmermann fasst zusammen, warum das Gericht in der Berichterstattung keine Rechtsverletzung sah und wie die Auseinandersetzung insgesamt zu bewerten ist.

2. “Wir wussten, dass es politisch höchst brisant wird”
(journalist.de, Jan Freitag)
Für den “journalist” sprach Jan Freitag mit den “Correctiv”-Spitzen Anette Dowideit und Justus von Daniels über die Folgen der “Geheimplan”-Recherche. Dabei geht es auch um die Gerichtsverfahren, die einzelne Teilnehmer des Treffens angestrengt haben. Justus von Daniels kommentiert: “Wir sehen hier auch einen Trend, Gerichtsverfahren als PR-Mittel zu nutzen, um in der Öffentlichkeit Zweifel zu säen, egal wie das Verfahren ausgeht.”

3. Gewalterfahrung im Lokaljournalismus
(verdi.de, Claudia Krieg)
Bei “M”, dem Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi, berichtet der Journalist Fabian Klaus über seine Erfahrungen mit Gewalt und Bedrohungen durch Rechtsextreme bei der Berichterstattung über AfD-Demonstrationen und rechtsextreme Veranstaltungen in Thüringen. Klaus plädiert für eine stärkere Sensibilisierung der Redaktionen für die damit verbundenen Probleme: “Umgang mit Gewalt oder Gewalterfahrung fängt ja nicht erst bei Kriegsberichterstattung an.”

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4. Der Journalismus braucht neue Modelle
(fr.de, Tanjev Schultz)
Der Journalistikprofessor Tanjev Schultz setzt sich in der “Frankfurter Rundschau” leidenschaftlich für die Pressefreiheit ein: “In Zeiten, in denen Donald Trump seriöse Journalistinnen und Journalisten in den USA als ‘Feinde des Volkes’ beschimpft, muss das demokratische Dösen enden. In Zeiten, in denen nicht wenige Menschen die großen Zeitungen und Sender in Deutschland als ‘Lügenpresse’ diffamieren, ist es nötig, aufzuwachen und die Unabhängigkeit der Medien zu sichern.” Schultz mahnt: “Wer die Vierte Gewalt schleifen lässt, steht bald ganz ohne Gewaltenteilung da.”

5. Domradio nach Ankündigung von Woelkis Bistum “besorgt”
(t-online.de)
Das Kölner Erzbistum habe “Strukturveränderungen” beim Domradio angekündigt. Beim Beirat des kircheneigenen Radiosenders stoße der geplante Umbau auf Kritik: “Der Beirat stellt die Frage, welche Vorteile aus der angeregten ‘Neustrukturierung’ gezogen werden sollen, und dringt auf weitere Beratung und Beteiligung in den verantwortlichen Gremien.”

6. Die Geschichte des Metaverse
(metacheles.de, Sascha Pallenberg)
“Die Geschichte des Metaverse oder woher stammen eigentlich Begriffe wie ‘Virtual Reality’, ‘Augmented Reality’, Omniverse und Co.?” Diesen Fragen geht Sascha Pallenberg in einem bunten Medienmix nach: In einer Chronologie der Ereignisse hat er einige spannende Youtube-Beiträge zum Thema zusammengestellt. Und im “MeTacheles”-Podcast geht es noch einmal per Audio um die “fast 100-jährige Historie der virtuellen Welt” (42:00 Minuten).

7. Söder auf China-Reise
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:51)
Zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Social-Media-Inszenierung der China-Reise des bayerischen Ministerpräsidenten: “Eines muss man Markus Söder lassen: Er ist weltweit der erste Influencer, der im Nebenberuf Ministerpräsident ist.”

Aufschub für Assange, Musk-Klage abgewiesen, “Die nette Frau Krawall”

1. Rüdiger und DFB gehen juristisch gegen Julian Reichelt vor
(faz.net)
Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor rund zwei Wochen veröffentlichte Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger bei Instagram ein Foto von sich, das nach Ansicht von Julian Reichelt, einst bei “Bild” als Chefredakteur geschasst und heute Leiter des Wutportals “Nius”, eine islamistische Geste zeige. Gegen diese Unterstellung gehen sowohl der Fußballer als auch der Verband DFB nun juristisch vor: Rüdiger habe Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin gestellt, der DFB habe den Fall der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main gemeldet.

2. Assange bekommt Aufschub
(netzpolitik.org, Constanze Kurz)
Gestern hat der britische Royal Court of Justice über den Fall Julian Assange entschieden. Es ging dabei um die Frage, ob dem Einspruch des Wikileaks-Gründers gegen dessen Auslieferung an die USA stattgegeben wird. Das Gericht habe den Berufungsantrag in mehreren Punkten als begründet und stichhaltig angesehen. Constanze Kurz erklärt, warum die Sache für Assange dennoch nicht ausgestanden ist.

3. US-Gericht weist Klage von X gegen Hassrede-Forscher ab
(spiegel.de)
Die gemeinnützige Organisation Center for Countering Digital Hate hatte eine Zunahme von Hassreden auf X (früher Twitter) seit der Übernahme durch Elon Musk festgestellt. Das wollte der Tech-Milliardär nicht auf sich sitzen lassen und zog nach allerlei öffentlicher Empörung vor Gericht. Dort wurde Musks Klage als offensichtlich unbegründete Einschüchterungsklage (SLAPP) eingestuft und abgewiesen.

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4. Schluckt der RBB die Staatsvertrags-Pille oder kommt die Klage?
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, habe der RBB derzeit mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen, die sich aus dem neuen Staatsvertrag ergäben. So habe die Politik dem Sender beispielsweise die Gründung eines neues Regionalbüros in Brandenburg an der Havel auferlegt, wogegen sich der RBB zunächst stark gewehrt habe. Niemeier beschreibt, welche Regelungen des Staatsvertrages dem öffentlich-rechtlichen Sender weitere Kopfschmerzen bereiten.

5. Warum müssen wir anders über Sinti und Roma berichten?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 31:40 Minuten)
In “BR24 Medien” geht es um zum Teil folgenschwere Fehler in der Berichterstattung über Sinti und Roma: Welche Muster gibt es? Und wie entstehen sie? Was passiert zum Beispiel beim “Othering”? Und welche Ansätze existieren, um die Berichterstattung zu verbessern? Markus End vom Zentrum für Antisemitismusforschung, der auch das Bild von Sinti und Roma in Medien untersucht, kritisiert vier zentrale Darstellungsmuster. (Der Sendung ist eine Triggerwarnung beigefügt: “Es ist in dieser Folge eine rassistische Äußerung (‘Z-Wort’) zu hören.”)

6. Die nette Frau Krawall: Wer ist Exxpress-Herausgeberin Eva Schütz?
(derstandard.at, Katharina Mittelstaedt)
Im österreichischen “Standard” geht Katharina Mittelstaedt in einem Porträt einer spannenden Personalie nach: “Eva Schütz ist eine getriebene Multimillionärin. Im türkisen Finanzministerium arbeitete sie als Stellvertreterin von Thomas Schmid. Heute führt sie das Krawallmedium ‘Exxpress’. Was hat sie damit vor?” Begleitend dazu lohnt die aktuelle Ausgabe des “Inside-Austria”-Podcasts: “Exxpress” – Ein rechtes Krawallportal außer Kontrolle (Audio: 37:04 Minuten).

Assange-Auslieferung?, Ende des Lehrerzimmers, ¡Adiós, Telegram!

1. “Er fiele genau den Leuten in die Hände, die ein Attentat auf ihn geplant haben”
(netzpolitik.org, Constanze Kurz)
Am heutigen Dienstag ab 11:30 Uhr deutscher Zeit wird die Entscheidung des britischen Royal Court of Justice zum Fall von Julian Assange erwartet. Es geht dabei um die Frage, ob dem Einspruch des Wikileaks-Gründers gegen dessen Auslieferung an die USA stattgegeben wird. Aus diesem Anlass hat Constanze Kurz mit Lisa-Maria Kretschmer von der Organisation Reporter ohne Grenzen gesprochen, die bei der Auslieferungsverhandlung in London anwesend war. Sollte Assange tatsächlich ausgeliefert werden, fiele er genau jenen in die Hände, die ein Attentat auf ihn geplant hätten, sagt Kretschmer: “Assange würde dann vor dem US-Bundesbezirksgericht für Ost-Virginia angeklagt werden, wo die Geschworenen wahrscheinlich hauptsächlich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der CIA, der NSA, des Pentagons und anderer nationaler Sicherheitsbehörden oder deren Familienangehörige wären.”

2. Ex-RBB-Verwaltungsratschef Wolf verweigert Aussage
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, hat der ehemalige RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf vor dem RBB-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags lediglich eine vorbereitete Erklärung abgegeben und ansonsten die Aussage verweigert. Das erschwere die Aufklärung der Vorgänge erheblich, schreibt Mantel: “Die Aufarbeitung der Ära Schlesinger ist ohne die Beleuchtung der Rolle von Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf nicht möglich, zu zentral war seine Rolle, zu viele Fragen wirft sein damaliges Verhalten auf, unter anderem im Zusammenhang mit dem inzwischen zu den Akten gelegten Bau des Digitalen Medienhauses, doch auch zu vielen weiteren Vertragsfragen, die er quasi im Alleingang abgesegnet haben soll.”

3. Immer noch viel Politik in den ZDF-Aufsichtsgremien
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 8:39 Minuten)
Das Bundesverfassungsgericht hat bereits vor zehn Jahren entschieden, dass die Kontrollgremien des ZDF nicht staatsfern genug seien. Dieses Problem bestehe nach Ansicht von Kritikern und Experten nach wie vor. So halte es der ehemalige Verfassungsrichter Andreas Paulus auch heute noch für problematisch, “dass aktive Politiker, die ein Interesse an der Berichterstattung haben, damit sie die nächste Wahl erfolgreich absolvieren können, dann in den wichtigsten Leitungsgremien und Kontrollgremien vor allem der Rundfunkanstalten sitzen.”

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4. “Konsortium der System-Propagandisten”. Rechtsextreme Publizistik und Medien-Selbstkontrolle am Beispiel von Österreich
(budrich-journals.de, Luis Paulitsch)
Luis Paulitsch hat 34 Veröffentlichungen beziehungsweise Rügen des Österreichischen Presserats gegen sechs Medien analysiert, die der extremen Rechten zuzurechnen seien. Bei der Untersuchung gehe es darum, “inhaltliche Schwerpunkte und wiederkehrende Mechanismen in der rechtsextremen Publizistik zu veranschaulichen.” Das Paper ist im Rahmen einer Open-Access-Lizenz kostenlos im Volltext verfügbar (PDF).

5. Über das Ende des Twitterlehrerzimmers
(deutsches-schulportal.de, Bob Blume)
Der Lehrer und Bildungsexperte Bob Blume verabschiedet sich von der Twitter-Community, die unter dem Hashtag #twitterlehrerzimmer bekannt wurde: “Ich habe dort mit Leuten gestritten, heftig. Aber ich habe dort auch Freunde gefunden. Es gab Zeiten, in denen das Twitterlehrerzimmer mir die Hoffnung daran zurückbrachte, dass die digitale Vernetzung der Menschen eine Kraft hat, die zum Guten genutzt werden kann. Es gab Zeiten, in denen ich das Gegenteil dachte. Leider wurden diese zunehmend mehr. Bis zu dem Punkt, an dem es die Community nicht mehr gab.” Die Entwicklung bei Twitter/X “nach der Übernahme von Elon Musk machte die Plattform zunehmend unbenutzbar. Es ist Zeit, Lebewohl zu sagen.”

6. ¡Adiós, Telegram!
(taz.de, Reiner Wandler)
Wie Reiner Wandler berichtet, hat das oberste spanische Strafgericht die Sperrung des Messenger-Dienstes Telegram angeordnet. Der Grund: Dort sollen urheberrechtlich geschützte Inhalte verbreitet worden sein. Spanischen Medienberichten zufolge habe man zuvor versucht, das vermutlich in Dubai ansässige Unternehmen zu kontaktieren, doch dieses habe nicht reagiert. Von der Sperre seien rund 8,5 Millionen spanische Telegram-Nutzerinnen und -Nutzer betroffen, was 18 Prozent der Bevölkerung des Landes entspreche.
Nachtrag: Santiago Pedraz, der Richter, der am Freitag noch die Blockade Telegrams in Spanien verfügt hatte, hat diese vorerst wieder ausgesetzt. Pedraz wolle noch einen Bericht über den Messenger-Dienst abwarten, den er beim Generalkommissar für Nachrichtendienste in Auftrag gegeben habe.

Grenzwertige Doppelrolle, Erfolge gegen den Guru, Wer Musk hofiert

1. Blockchain-Studie: Die grenzwertige Doppelrolle eines “SZ”-Autors
(capital.de, Niklas Wirminghaus)
Offenbar durfte ein Autor in der “Süddeutschen Zeitung” ausführlich über die Blockchain-Technologie und eine Studie zum Thema berichten, obwohl er selbst Krypto-Unternehmer ist. Niklas Wirminghaus ist dem Fall nachgegangen, der für ihn eine klare Grenzüberschreitung darstellt: “Über ein Themengebiet, in dem man unternehmerisch tätig ist, parallel als Journalist zu schreiben – das verbietet sich eigentlich. Es untergräbt das Vertrauen der Leser und Leserinnen in eine unabhängige Berichterstattung.”

2. Just Love? Erfolge für den hr im Rechtsstreit gegen den Guru der Sekte Bhakti Marga
(hessenschau.de)
In der aktuellen Folge des “ZDF Magazin Royale” geht es um Guru “Vishwananda”, das Oberhaupt der Sekte “Bhakti Marga” mit Sitz in Hessen. Der Guru und dessen Machenschaften waren bereits vor zwei Jahren Thema der sechsteiligen Podcast-Serie “Just Love”. “Vishwananda” war juristisch gegen den Podcast des Hessischen Rundfunks (HR) vorgegangen. In einem “In eigener Sache” berichtet der HR nun über die bisherigen juristischen Erfolge, aber auch darüber, wie mühsam und langwierig das Ganze ist: “Einer der Gründe, warum die Rechtsstreitigkeiten nach mehr als zwei Jahren noch nicht abgeschlossen sind, ist, dass eine Vielzahl von Aussagen einzeln juristisch angegriffen wurde und das Hamburger Landgericht dazu einstweilige Verfügungen erlassen hat. Im Rechtsstreit müssen wir nun teils um jeden einzelnen Satz kämpfen, das dauert, aber es lohnt sich.”
Nachtrag: Der Rechtsanwalt des Gurus hat inzwischen mit einer Pressemitteilung auf den Beitrag des HR reagiert und sieht darin den “offenbaren Versuch einer gezielten Irreführung der Öffentlichkeit”. Das Vorgehen des Senders wirke “orientierungs- und hilflos”: “Entweder müsste die Redaktion es angesichts einer derzeit noch immer bestehenden Untersagung von 66 Behauptungen innerhalb der Berichterstattung einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt für dringend geboten erachten, journalistisch nachzuarbeiten. Oder aber der Hessische Rundfunk sollte sich entschieden gegen empfundenes Unrecht rechtlich zur Wehr setzen – was aus rechtlichen Gründen allerdings wenig erfolgversprechend ist.”

3. Wer Musk hofiert, hofiert Rechtsradikale
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Viele Politiker lassen sich gerne mit dem Tech-Milliardär Elon Musk ablichten. Damit muss Schluss sein, meint Markus Reuter: “Wir müssen Elon Musk als das sehen, was er ist: Ein Ermöglicher von Nazi-Inhalten und ein Mann, der mit seinem unglaublichen Reichtum rechtsradikales Gedankengut verstärkt, indem er eine wichtige Kommunikationsplattform so umbaut, dass der rechte und rassistische Diskurs ungestört wachsen kann.”

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4. Werdet endlich auf Tiktok aktiv!
(taz.de, Maurice Conrad)
Dass die AfD die Sozialen Medien mit weitem Abstand vor allen anderen Parteien dominiert, ist bekannt. Maurice Conrad appelliert in seiner “taz”-Kolumne nun an die Politik, der AfD nicht das Feld zu überlassen: “Liebe demokratische Politi­ker*innen: Social Media ist Arbeit. Macht euch dran – oder bezahlt jemanden dafür. Nehmt die Kommunikation euer Parteien und Fraktionen auf Tiktok genauso ernst wie die Pressearbeit auf den traditionellen Kanälen und sorgt dafür, dass ihr in Sachen Reichweite hinterherkommt.”

5. Newsletter Netzwerk Recherche 231 vom 22.03.2024
(netzwerkrecherche.org, Christian Deker)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit klaren Worten von Christian Deker zum investigativen Journalismus: “Journalismus ist kein verlängerter Arm der Strafverfolgung.” Außerdem gibt es, wie gewohnt, einen schönen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Jürgen Klopp geht erfolgreich gegen “Bunte”-Bericht vor
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, hat das Landgericht Berlin der Illustrierten “Bunte” verboten, über die privaten Wohn- und Lebensverhältnisse des Fußballtrainers Jürgen Klopp zu berichten. “Mit den untersagten Äußerungen und Bildveröffentlichungen werden dem Leser Details über die Wohnverhältnisse des Antragstellers mitgeteilt, die seine Privatsphäre betreffen”, heiße es in der Begründung des Gerichts.

KW 12/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Noch mindestens 20 Jahre bis zum Ruhestand
(share.transistor.fm, Marcel Weiß, Audio: 1:00:28 Stunden)
“Vor etwa 20 Jahren habe ich netzpolitik.org gegründet, weil ich leidenschaftlich daran glaube, dass eine bessere digitale Welt möglich ist und wir dafür kämpfen müssen.” So leitete Markus Beckedahl vor wenigen Tagen seinen Abschiedstext auf netzpolitik.org ein, in dem er skizziert, was er in den nächsten 20 Jahren machen will. Marcel Weiß hat Beckedahl zu einem kleinen Rückblick in seinen Podcast eingeladen: “Die Themen reichen von den Anfängen und der heutigen Aufstellung und Finanzierung von netzpolitik.org über einen gemeinsamen persönlichen Rückblick auf die Debatten der Nuller und Zehner Jahre zum Urheberrecht oder Leistungsschutzrecht bis hin zum ‘Landesverrat’.”

2. Politikjournalist Hans Jessen
(youtube.com, Tilo Jung, Video: 3:44:35 Stunden)
Mit dem Politikjournalisten Hans Jessen ist bei “Jung & Naiv” ein Mann zu Gast, der aus dem Format von Tilo Jung nicht mehr wegzudenken ist. Der 75-jährige Jessen kann auf eine bewegte Medienkarriere von 1977 bis 2014 zurückblicken. Seit 2015 arbeitet er wieder als freier Journalist, unter anderem für “Jung & Naiv”. Ein hörenswertes Gespräch mit einem Mann, der viel Kluges zu sagen hat, stets um Ausgewogenheit bemüht ist und dafür (auch in den Kommentaren des Videos) zu Recht gefeiert wird.

3. Prof. Till Krause über Podcasts und den Journalismus der Zukunft
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 40:51 Minuten)
Wie funktioniert Storytelling in und mit Podcasts? Und was sollten Journalistinnen und Journalisten in Zukunft alles können? Darüber spricht Christian Jakubetz mit Till Krause, heute Professor an der Hochschule Landshut und früher Redakteur beim “SZ Magazin”, in der neuen Folge von “Satzzeichen”.

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4. Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog im MeTacheles-Talk!
(metacheles.de, Sascha Pallenberg, Audio: 57:29 Minuten)
In seinem Podcast “MeTacheles” begrüßt Sascha Pallenberg mit Martin Fehrensen den Gründer des Newsletters “Social Media Watchblog”, den dieser zusammen mit Simon Hurtz betreibt. Mittlerweile über 5.000 zahlende Abonnentinnen und Abonnenten lassen sich von den beiden regelmäßig mit Hintergrundinformationen und Einschätzungen zu Social Media versorgen. Wie kam es dazu? Und wo liegen die Herausforderungen?

5. Vielfältiges Selbstverständnis: Sind Medien die Lösung oder das Problem?
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar, Audio: 36:24 Minuten)
Im Medienpodcast “quoted” spricht Nils Minkmar mit dem Journalisten und Autor Stephan Anpalagan über Medien und das “Selbstverständnis der Vielfaltsgesellschaft”: “Wie müsste eine Berichterstattung aussehen, die unaufgeregt die Selbstverständlichkeit des Einwanderungslandes Deutschland abbildet? Und warum ist das im Jahr 2024 überhaupt noch eine Frage, obwohl ein Großteil der Journalistinnen und Journalisten dem Thema Vielfalt offen gegenübersteht?”

6. “Lügenpresse”: Fake News im 17. Jahrhundert
(deutschlandfunknova.de, Sibylle Salewski, Audio: 53:38 Minuten)
Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler Daniel Bellingradt spricht in seinem von Deutschlandfunk Nova übertragenen Vortrag über “Fake News im 17. Jahrhundert”: Bereits während des Dreißigjährigen Krieges sei über die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit von Nachrichten diskutiert worden. Die damals verbreiteten Flugblätter würden in weiten Teilen verblüffend der heutigen Diskussion um “Fake News” und “Lügenpresse” ähneln.

Gericht legt Axt an, Cybermobbing, TikTok als Propagandaplattform

1. FragDenStaat ab jetzt nur noch analog
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wie Markus Reuter bei netzpolitik.org berichtet, hat das Bundesverwaltungsgericht auf Antrag des Bundesinnenministeriums anonyme Informationsfreiheitsanfragen für unzulässig erklärt. Die Entscheidung betreffe insbesondere die Plattform “FragDenStaat”, über die Bürgerinnen und Bürger einfach und anonym Dokumente bei Behörden anfordern konnten. Damit erschwere das Gericht den bisher niedrigschwelligen digitalen Zugang zu Informationen und zwinge die Kommunikation zurück auf den traditionellen Postweg.
Lesenswert dazu auch die Stellungnahme von “FragDenStaat”: Bundesverwaltungsgericht legt die Axt ans Informationsfreiheitsgesetz (fragdenstaat.de, Arne Semsrott).

2. Zwischen Medienhype und Cybermobbing
(deutschlandfunk.de, Lena Fuhrmann, Audio: 5:39 Minuten)
“Spiegel TV” hat kürzlich eine Reportage über den selbsternannten “Anzeigenhauptmeister” ausgestrahlt, in der das Fernsehteam einen 18-Jährigen bei seinem Einsatz gegen Parksünder begleitet hat. Das Video verbreitete sich viral, das Thema wurde von vielen anderen Medien aufgegriffen – mit unangenehmen Folgen für den jungen Mann, der sich nun auch im realen Leben Beschimpfungen, Drohungen und Angriffen ausgesetzt sehe. Der Fall wirft die Frage nach der Verantwortung der berichtenden Redaktionen auf.
Dazu auch ein Lesetipp: Boris Rosenkranz hatte bereits vor zwei Wochen in einem lesenswerten Beitrag bei “Übermedien” berichtet: Wie “Spiegel TV” einen 18-Jährigen zur Hetze freigab (uebermedien.de).

3. TikTok: Im Zentrum der politischen Debatte
(socialmediawatchblog.de, Martin Fehrensen & Simon Hurtz)
Die aktuelle Ausgabe des “Social Media Watchblog” beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Videoplattform TikTok, die verschiedentlich auch für Propaganda genutzt werde: “Welche Rolle spielt TikTok als Propagandaplattform beim Krieg in Nahost? Warum ist die AfD auf TikTok so erfolgreich? Kommt ein TikTok-Verbot in den USA?”

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4. So unterstützt RSF Medien in Gaza
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisationen Reporter ohne Grenzen (RSF) und Arab Reporters for Investigative Journalism unterstützen Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen mit Arbeitsmaterialien, Hilfsgütern und eingerichteten Arbeitszonen. Seit beginn des Krieges habe man mehr als 90 Medienschaffende versorgt, trotz Schwierigkeiten wie blockierten Kommunikationswegen und Luftangriffen. “Vor allem palästinensische Journalistinnen und Journalisten sind unser Fenster nach Gaza”, sagt RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger: “Deshalb ist es wichtig, dass sie vor Ort weiterarbeiten können, so gut und so sicher es geht.”

5. Wie finde ich das? – Meinungen und Tatsachen
(detektor.fm, Charlotte Thielmann & Lars Feyen, Audio: 19:35 Minuten)
Im Podcast “Fit for news” sprechen Charlotte Thielmann und Lars Feyen mit Michael Haller vom Europäischen Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung über die Frage, wie sich Meinungen von Fakten unterscheiden lassen. Und dies sei wichtiger denn je: “Wenn Menschen bei wichtigen Entscheidungen nur ihren Vorurteilen folgen – zum Beispiel, welchem Politiker sie ihre Stimme geben -, dann gewinnen die Populisten und Demagogen an Zuspruch. Nicht das bessere Argument, sondern die krassere Meinung hat Erfolg.”

6. X entsperrt Konto von extremistischer Identitärer Bewegung
(zeit.de)
Die rechtsextreme Identitäre Bewegung (IB) sei im Juli 2020 wegen mehrerer Verstöße gegen die damaligen Twitter-Regeln zu Terrorismus oder gewalttätigem Extremismus gesperrt worden. Nun habe die Plattform von Free-Speech-Absolutist Elon Musk den IB-Account wieder freigeschaltet. Musk hatte vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem ehemaligen CNN-Moderator Don Lemon (von dem er sich später distanzierte) davon gesprochen, dass der Begriff Moderation “ein Propagandawort für Zensur” sei.

Rechte abgeben, In den Esstisch beißen, Raiffeisen-Show im “Kurier”

1. Mehr Rechte abgeben – weniger Geld bekommen
(bjv.de, Benedikt Frank)
Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) kritisiert den Umgang der Mediengruppe Pressedruck, insbesondere der “Augsburger Allgemeinen”, mit freien Journalistinnen und Journalisten. Diesen sei jüngst eine neue Vereinbarung zur Unterschrift vorgelegt worden, die dem Verlag weitreichende Rechte an den Werken der Freien einräumt, ohne dass es dafür eine entsprechende Gegenleistung gebe. BJV-Vorstandsmitglied Anne Webert kommentiert: “Ein fairer Umgang mit den Freien, die erheblich zur journalistischen Qualität der Augsburger Allgemeinen beitragen, sieht anders aus.”

2. In den Esstisch beißen
(open.spotify.com, Gavin Karlmeier, Audio: 1:04:23 Stunden)
Im Social-Media-Podcast “Haken dran” spricht Gavin Karlmeier mit seinem Gast Dominik Hammes über das Interview mit Elon Musk, das den Interviewer den Job gekostet hat. Ursprünglich wollte Musk den ehemaligen CNN-Moderator Don Lemon für X/Twitter gewinnen; das Interview sollte der hoffnungsvolle Startschuss für eine Zusammenarbeit sein. Doch schon während des Gesprächs konnte man beobachten, wie der interviewte Musk immer unfreundlicher und gereizter reagierte. Don Lemon hat die Aufzeichnung inzwischen auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht (Video: 1:06:57 Stunden).

3. Die Raiffeisen-Show im Kurier
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
“Seit über dreißig Jahren befindet sich der Kurier im Mehrheitsbesitz der Raiffeisen-Gruppe. Das ist heikel, denn wie alle großen Banken, ist auch Raiffeisen regelmäßig Gegenstand der Berichterstattung. Wie aber läuft das, wenn eine Zeitung über ihren Eigentümer berichtet?” Dieser Frage ist das österreichische Medienwatchblog “Kobuk” nachgegangen und hat dazu die Raiffeisen-Berichterstattung der vergangenen drei Jahre gesichtet und ausgewertet.

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4. Maschinen machen Programm: Wie KI die Radiowelt verändert.
(turi2.de, Anne-Nikolin Hagemann)
Bei “turi2” geht es um den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Radiowelt. Anhand von vier Beispielen zeigt Anne-Nikolin Hagemann, wie KI Aufgaben in der Radioproduktion oder -moderation übernimmt. Der Artikel lässt die Verantwortlichen zu Wort kommen und beleuchtet sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen, die die neue Technologie für das Medium Radio mit sich bringt.

5. Klimakrise verändert die Rolle des Journalismus
(verdi.de, Bärbel Röben)
Auf der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik ging es um “Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation”. Bärbel Röben war dabei und fasst für das Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi die Inhalte und Ergebnisse von drei Panels zusammen: “Einig waren sich alle, dass journalistisch-handwerkliche Standards auch bei einer stärkeren Werteorientierung hin zu einem nachhaltigen Handeln wichtig sind.”

6. “Ganz untergehen wird der Musikjournalismus nicht”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Interview mit dem “Fachjournalist” spricht der freie Musikjournalist Olaf Neumann über seinen Werdegang, seine Erfahrungen mit und seine Ansichten zum Musikjournalismus. Er erzählt von seiner persönlichen Beziehung zur Musik, von seiner Entwicklung vom Herausgeber eines Musikmagazins “im punkigen Do-it-yourself-Style” zum etablierten Journalisten mit einem breiten Netzwerk in der Musikbranche. Und er bespricht die Bedeutung von kritischem Musikjournalismus in einer sich digital wandelnden Medienlandschaft.



7. Bayern verbietet Gendern
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:11 Minuten)
Zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator das bayerische Genderverbot an Schulen, Hochschulen und Behörden: “Wo kommen wir hin, wenn jedes Bundesland einzelne Aspekte der deutschen Sprache verbietet? Wie absurd wäre es, wenn Mecklenburg-Vorpommern ab sofort Anglizismen verbieten, Rheinland-Pfalz das Semikolon abschaffen würde oder Hessen das Wort ‘cringe’ verbietet, weil es ihm, nun ja, zu cringe ist. Und wie soll das alles durchgesetzt werden?”

TikTok drosselt Krah, Rechtsextreme Medienguerilla, Anti-SLAPP-Richtlinie

1. TikTok drosselt Reichweite von AfD-Politiker Maximilian Krah deutlich
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Wie Max Hoppenstedt beim “Spiegel” berichtet, hat TikTok die Reichweite des AfD-Politikers Maximilian Krah wegen wiederholter Verstöße gegen die Community-Richtlinien für 90 Tage stark eingeschränkt. Krahs Inhalte sollen aktuell nicht mehr im zentralen “Für-dich”-Feed erscheinen. Zudem habe die Plattform mehrere Videos von Krah gesperrt. Nach “Spiegel”-Informationen soll der AfD-Politiker und Spitzenkandidat für die Europawahl “mit homophoben Aussagen, mit Hetze gegen Geflüchtete und Aussagen im Sinne der Verschwörungstheorie vom großen Bevölkerungsaustausch gegen die Regeln der Plattform verstoßen haben.”

2. Rechtsextreme Medienguerilla: Wie Medien das Spiel von Martin Sellner mitmachen
(moment.at, Natascha Strobl)
Natascha Strobl analysiert die Medienstrategie von Martin Sellner, dem führenden Mitglied der Identitären Bewegung. Er nutze bewusst Verhaftungen als Mittel, um mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen und seine rechtsextreme Agenda zu verbreiten. Sellners Strategie ziele auf die Normalisierung seiner Ideologie und die Markenprägung seiner Person ab, indem er sich als Gegner des Establishments inszeniere und finanziell von der erzeugten Aufmerksamkeit profitiere. Strobl appelliert an Journalistinnen und Journalisten, nicht erneut auf diese Taktik hereinzufallen.

3. Wichtiger Schritt gegen Einschüchterungsklagen
(verdi.de)
Gestern wurde die EU-Richtlinie zum Schutz vor missbräuchlichen Klagen, die sogenannte Anti-SLAPP-Richtlinie, wie erwartet vom Europäischen Rat bestätigt. Sie soll unter anderem Medienschaffende schützen. Die europäischen Regierungen haben nun zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.

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4. Fake news über fake news – wie gefährlich ist Desinformation?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 18:34 Minuten)
Christian P. Hoffmann ist Professor für Kommunikationsmanagement am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig und Experte für politische Kommunikation. Im Interview mit Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer spricht er über mögliche Gefahren von Falschmeldungen angesichts von Künstlicher Intelligenz, Bots und “Fake News”.

5. Der europäische Blick: Rumänien in der deutschen Presse
(de.ejo-online.eu, Richard Steisslinger)
Richard Steisslinger fasst die Ergebnisse einer quantitativen Inhaltsanalyse der Berichterstattung über Rumänien zusammen. Stereotype Darstellungen Rumäniens rund um Korruption und Rückständigkeit seien in der Berichterstattung weiterhin präsent, neben vereinzelten positiven Bildern von unberührter Natur. Die Analyse lege nahe, dass eine umfassende, differenzierte und europäisch geprägte Darstellung Rumäniens noch ausbaufähig ist.

6. Rolf Dobelli: «Ich bin für ein Social-Media-Verbot bis 16»
(srf.ch, Wolfram Eilenberger & Barbara Bleisch, Video: 59:38 Minuten)
In der “Sternstunde Philosophie” diskutieren der Schweizer Bestsellerautor Rolf Dobelli und der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über die Gefahren von Social Media und unser Verhältnis zur Technik: Brauchen wir digitale Manieren und mehr Selbstkontrolle, staatliche Regulierung oder gar den “digitalen Detox”, also eine Pause von der digitalen Welt? Vergiftet uns das Smartphone wirklich? Und sind Verbote tatsächlich die Lösung? Eine spannende und erkenntnisreiche Diskussion.

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