Allzu freies Storytelling, Der ewige Hendricks, Vossianische Antonomasie

1. “Protagonistin erfunden”: SZ Magazin trennt sich von preisgekröntem Autor – Spiegel und Zeit überprüfen Artikel
(meedia.de, Marvin Schade)
Laut “Meedia” hat das “SZ Magazin” einen freien Autor und Kolumnisten beim allzu freien Storytelling erwischt. Eine Verlagssprecherin dazu: “Das Süddeutsche Zeitung Magazin hat eine für den Druck vorgesehene Geschichte eines freien Journalisten nicht veröffentlicht, weil Redaktion und Dokumentation des Magazins feststellen mussten, dass eine die Geschichte tragende Person nicht existiert.” Man werte dies als “groben Verstoß gegen die journalistischen Standards” und habe die Zusammenarbeit mit dem Journalisten beendet. Der namentlich ungenannte Journalist hat auch für andere Medien gearbeitet. Dort würden nun alle bisherigen Texte des Autors geprüft.

2. Abtreibungsgegner Yannic Hendricks geht gegen BuzzFeed News in Berufung, weil wir seinen Namen nennen
(buzzfeed.com/de, Juliane Loeffler)
Der Abtreibungsgegner und notorische Ärzte-Anzeiger Yannic Hendricks hat Berufung gegen das Urteil in einem Rechtsstreit mit “BuzzFeed News Deutschland” eingelegt. Das Düsseldorfer Landgericht hatte im Januar entschieden, dass “BuzzFeed” den Namen von Yannic Hendricks öffentlich nennen durfte. Yannic Hendricks besteht jedoch anscheinend weiterhin darauf, dass sein Name (Yannic Hendricks) nicht genannt wird.

3. RTL-Gruppe macht Ex-Bild-Frau Tanit Koch zur n-tv-Chefin
(wuv.de, Petra Schwegler)
Tanit Koch leitete zusammen mit Julian Reichelt die “Bild”-Redaktion, bis sie vor einem Jahr plötzlich aus dem Unternehmen ausschied. Von einem verlorenen Machtkampf mit Reichelt war die Rede. Nun wechselt Koch ins RTL/Bertelsmann-Imperium und übernimmt beim Fernsehsender n-tv die Geschäftsführung. Ihre Kernaufgabe laut RTL-Pressemitteilung: “Aufbau einer gemeinsamen, journalistischen Redaktions-Einheit für n-tv, die RTL-News & Magazine sowie die Digital-Plattformen der Mediengruppe RTL unter ihrer Führung als Chefredakteurin”.

4. “Interpretationsspielraum”
(facebook.com, Christian Schilling)
So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein: Die Prozessberichterstattung über die Verurteilung einer Hambacher-Forst-Aktivistin weicht in erheblichem Umfang voneinander ab. Bei der “WAZ” ist von übereinstimmenden Polizisten-Aussagen die Rede, die “taz” spricht von offenkundig widersprüchlichen Aussagen. Sogar zum Ende der Gerichtsverhandlung gibt es verschiedene Beobachtungen: Bei der “WAZ” grinst die Angeklagte nach dem Urteilsspruch, bei der “taz” hatte sie Tränen in den Augen. Christian Schilling, dem das Ganze aufgefallen ist, kommentiert auf Facebook: “Wie unterschiedlich Ohren doch hören können!”

5. Wenn Journalisten von “starken Frauen” sprechen
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell)
Wenn Journalisten im Zusammenhang mit der Berlinale von “starken Frauen” sprechen, hört sich das für viele oberflächliche Zuhörer und Leser vielleicht nach einem freundlichen Lob an, doch Kolumnist Matthias Dell erkennt darin eine große Portion Ignoranz: “Das automatisierte Reden von der “starken Frau” bezeichnet eine gewisse Denkfaulheit: Es gibt heute mehr Filme als vor 50 Jahren, in denen Frauen nicht nur Dekoration sind. Aber anstatt endlich über diesen Umstand hinwegzukommen und Frauen, das vermeintlich “schwache Geschlecht”, in den Filmen als das zu beschreiben, was sie wirklich sind, macht es sich die Kritik durchs scheinbare Lob einfach: Es geht um “starke Frauen”. Was übrigens auch schön zeigt, dass Frauen sich anstrengen, etwas Besonderes sein müssen, wenn sie das tun wollen, was Männer immer tun dürfen: Hauptrollen spielen.”

6. Complete List of Successfully Extracted VA
(vossanto.weltliteratur.net, Frank Fischer & Robert Jäschke)
Formulierungen wie “der Franz Beckenbauer der Philosophie” werden in der Wissenschaft auch als “Vossianische Antonomasie” bezeichnet (“Teilweise kam die Figur der Vossianischen Antonomasie schon in der Antike vor. So nannte der Stoiker Panaitios von Rhodos Platon den “Homer der Philosophie”, der römische Kaiser Severus Alexander bezeichnete Vergil als den “Platon der Dichter””, Wikipedia). Die beiden Wissenschaftler Frank Fischer und Robert Jäschke haben in einem frisch veröffentlichten Paper beschrieben, wie sie Vossianische Antonomasie aus 20 Jahren “New York Times” extrahierten: “Dabei haben wir viel über journalistische Pattern gelernt: Welche bekannten Leute werden benutzt, um unbekanntere Leute zu beschreiben.” Auch für Nicht-Wissenschaftler ein bemerkenswertes Projekt, das unbedingt einen Besuch wert ist.

The “Bild” is dark and full of errors

Milde “Game of Thrones”-Spoilerwarnung: Eigentlich wird nichts verraten, was man sich nicht schon denken könnte, wer aber absolut gar nichts über die neue Staffel wissen will, sollte lieber hier weiterlesen.

Eine Fan-Seite will nämlich herausgefunden haben, dass in der achten Staffel die Charaktere Tormund Giantsbane und Beric Dondarrion wieder dabei sein werden. Tormund und Beric — wer waren die noch mal, Bild.de?

Screenshot Bild.de

Tormund Giantsbane (Kristofer Hivju, 40) ist der wilde Anführer von dem fiktiven Kontinent Westeros

Äh … nee. Anführer von Westeros ist, wenn überhaupt, der König/die Königin auf dem “Eisernen Thron”, damit hat Tormund aber überhaupt nichts zu tun. Er kommt ursprünglich vom “Freien Volk”, und selbst bei denen war er nicht der Anführer, sondern ein Vertrauter des Anführers.

Und Beric?

Screenshot Bild.de

Beric ist das Oberhaupt des Hauses Dondarrion und genießt noch immer das Leben eines Ritters

Diesen Satz hat Bild.de aus dem “Game of Thrones”-Fan-Wiki geklaut, aber auch der ist nicht ganz richtig, denn Beric “genießt” nicht “das Leben eines Ritters”, sondern haust mit seinen Kumpels in irgendwelchen Höhlen und verlassenen Häusern, betet einen mysteriösen Gott an und stirbt hin und wieder. Nicht gerade Fünf-Sterne-Ritter-Deluxe.

Und was ist mit den beiden passiert?

Beide waren zuletzt in der siebten Staffel zu sehen, als die Mauer vom Nachtkönig Daenerys zerstört wurde.

Uff. Okay. Also. Daenerys ist nicht der Nachtkönig und hat auch nicht die Mauer zerstört. Daenerys ist eine Frau und die Gegnerin des Nachtkönigs, sie wollte die Mauer nicht zerstören, sondern vor dem Nachtkönig beschützen.

Viel mehr kann man eigentlich nicht falsch machen, Bild.de hat es trotzdem geschafft:

Laut der Besetzungs-Liste der achten Staffel sollen auch Edmure Tully (gespielt von Tobias Menzies, 44) und Robin Arryn (gespielt von Lino Facioli, 18) aus der letzten Staffel wiederkehren.

Die beiden waren in der vergangenen Staffel gar nicht dabei, sondern zuletzt in der sechsten.

[Der Sender] HBO habe die Idee, drei Kinofilme nach dem Vorbild der “Herr der Ringe”-Reihe zu drehen, zwar abgelehnt, aber das Budget für die Staffel verdreifacht. Die einzelnen Episoden kosteten demnach 15 Millionen Dollar — und sind mit jeweils 60 Minuten auch entsprechend lang.

Das Budget wurde nicht verdreifacht. Die Episoden der neuen Staffel sollen zwar tatsächlich 15 Millionen Dollar kosten, bei den letzten beiden Staffeln kosteten sie aber auch schon 10 Millionen.

Freuen dürfen sich die Fans aber nicht nur auf bekannte Gesichter, sondern auch auf die erste Folge der neuen Staffel in Extra-Länge. Laut der Fan-Seite soll Episode 1 rund 60 Minuten lang sein.

Die Episoden der anderen Staffeln dauerten im Schnitt auch schon 55 Minuten, die letzten beiden Folgen von Staffel 7 sogar 70 und 80 Minuten.

Die achte (und letzte) Staffel von “Game of Thrones” wird ab April 2019 im US-Fernsehen zu sehen sein.

Immerhin das haben sie richtig hinbekommen. Gut zwei Monate noch bis zur nächsten Staffel. Vielleicht schaffen es die Experten von Bild.de bis dahin ja auch, sich wenigstens mal anzugucken, worüber sie da schreiben.

Mit Dank an @FlDieckmann für den Hinweis!

Nachtrag, 21. Februar: Der Artikel wurde jetzt komplett überarbeitet und am Ende mit einem Hinweis versehen:

In einer früheren Version des Artikels wurden u.a. die Seriencharaktere der Schauspieler Kristofer Hivju und Richard Dormer fehlerhaft beschrieben. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Mit Fehlern kennt Bild.de sich aus

Am kommenden Sonntag werden in Los Angeles die Oscars verliehen, und bei Bild.de sind sie schon ganz aufgeregt:

Was nur wenige wissen: Die Gewinner stehen bereits fest!

“Nur wenige” — also all jene, die die Oscar-Vorberichterstattung von Bild.de in den Jahren 2018, 2014 und 2013 gelesen haben, in der jeweils stand, dass zwei bis drei Mitarbeiter der Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers schon vorab die Gewinner kennen.

Die hatten auch Schuld an “DEM Oscar-Faux­pas im Jahr 2017”:

Damals händigten Brian Cullinan (59) und Martha Ruiz (46) einen falschen Umschlag aus und die Laudatoren Faye Dunaway und Warren Beatty verkündeten das erste Mal in der Oscar-Geschichte den falschen Gewinner. Und das auch noch in der Königs-Kategorie Bester Film! Für 23 Sekunden war damals “La La Land” der Film des Jahres. Obwohl die Juroren für “Moonlight” gestimmt hatten.

Das stimmt so nicht: Schon 1964 hatte der Sänger Sammy Davis Jr. einen falschen Gewinner verkündet. Als er den Preisträger der Kategorie “Beste adaptierte Musik” nennen sollte, nannte er John Addison für “Tom Jones”, obwohl der in dieser Kategorie gar nicht nominiert war — sondern in der folgenden, “Beste Original-Musik”. Schuld war auch damals ein verwechselter Umschlag:

Und auch die Behauptung von Bild.de, “La La Land” sei “für 23 Sekunden” der Film des Jahres gewesen, ist falsch. Es waren quälende 2 Minuten und 23 Sekunden (im Video von Minute 1:54 bis 4:17), bis klar war, dass “Moonlight” ausgezeichnet werden sollte:

Nachtrag, 21. Februar: Bild.de hat den Absatz unauffällig bereinigt:

Damals händigten Brian Cullinan (59) und Martha Ruiz (46) einen falschen Umschlag aus und die Laudatoren Faye Dunaway und Warren Beatty verkündeten den falschen Gewinner. Und das auch noch in der Königs-Kategorie Bester Film! Und so wurde „La La Land“ als Film des Jahres gekürt – obwohl die Juroren für „Moonlight“ gestimmt hatten.

Jetzt liest es sich halt so, als sei der Fehler damals gar nicht aufgefallen und nicht korrigiert worden …

Framing-Eigentor, “Digitaler Gangster” Facebook, Artikel 13

1. Das Eigentor: Wie die ARD rechten Kritikern in die Karten spielte
(haz.de, Imre Grimm)
Dominierendes Thema in der Medien-Berichterstattung ist derzeit das Framing-Gutachten, das die Sprachforscherin Elisabeth Wehling für die ARD angefertigt hat. Imre Grimm kommentiert: “Die Empörung mag überdreht und bigott sein, doch für die ARD ist das “Framing Manual” ein klassisches Eigentor. Sie wollte ihr Image verbessern — und hat das Gegenteil erreicht.”
Stefan Niggemeier nennt das Ganze auf “Übermedien“ “eine absurde Debatte um ein misslungenes Papier”. Die ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab spricht im “Deutschlandfunk” von einen Denkanstoß für die interne Diskussion: “Es ist kein Geheimpapier, sondern es ist schlicht und ergreifend nicht für die Öffentlichkeit gedacht.”
Detlef Esslinger kritisiert in der “SZ” die Kritiker, die in Zusammenhang mit dem Gutachten von “Umerziehung” und “Neusprech” sprechen: “Mehrere Autoren nutzen die Werkzeuge der Linguistik, um eine Linguistin zu diskreditieren, weil sie der ARD empfiehlt, sich mithilfe ihres Fachs gegen die Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu wehren. Dies ist ebenso raffiniert wie infam.”
Mittlerweile hat die ARD laut “SZ” auch die Kosten für das von ihr beauftragte “Framing Manual” offengelegt: Die “Workshop-Unterlage” (Ulrich Wilhelm, ARD-Vorsitzender) habe in Verbindung mit den veranstalteten Workshops 120.000 Euro gekostet.

2. “Wir überschätzen Desinformation in sozialen Medien maßlos”
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Der “Spiegel” hat mit dem in Washington lehrenden Politikwissenschaftler und Geheimdienstexperten Thomas Rid über Geheimdienst-Operationen im Netz gesprochen. Sind staatlich gelenkte Desinformationskampagnen in sozialen Medien tatsächlich ernstzunehmende Angriffe auf unsere Demokratie, wie von manchen westlichen Politikern befürchtet? Rid ist gelassen: “Ich bin zumindest absolut sicher, dass wir Desinformation in sozialen Medien maßlos überschätzen. Gerade im Vergleich zu anderen Ansätzen wie dem Hacken von Politikern und der Veröffentlichung ihrer Daten und Dokumente, dem Hacken von Wahlinfrastruktur oder der Finanzierung von rechtsextremen Parteien.”
Weiterer Lesehinweis: Link 3, der zumindest in Großbritannien anderes befürchten lässt.

3. Massive Rechtsverstöße
(deutschlandfunk.de, Tobias Armbrüster & Mirjam Kid, Audio: 5:38 Minuten)
Welche Rolle spielte Facebook bei Desinformationskampagnen und Wahlbeeinflussung in Großbritannien, und welche Auswirkungen hatten diese beispielsweise auf das Brexit-Referendum? Britische Parlamentarier haben sich mit den Praktiken von Facebook beschäftigt und einen dramatischen Abschlussbericht vorgelegt: Das Unternehmen habe vorsätzlich und wissentlich gegen Datenschutz- und Wettbewerbsrecht verstoßen. Originalzitat: “Unternehmen wie Facebook, die sich selbst vor und über dem Gesetz sehen, sollte es nicht erlaubt werden, sich wie ‘digitale Gangster’ in der Online-Welt aufzuführen”.

4. Uploadfilter waren gestern
(internet-law.de, Thomas Stadler)
IT-Anwalt Thomas Stadler hat sich den umstrittenen Artikel 13 der Richtlinie über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt näher angeschaut. Die neue Sprachregelung erfordere nicht nur die Einführung der viel diskutierten Uploadfilter, sondern verpflichte Plattformbetreiber, beim Rechteinhaber eine Lizenz zu erwerben: “Anbieter von User-Generated-Content Plattformen wie YouTube, nach meiner Einschätzung aber auch soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder Twitter, werden damit also so behandelt, als würden sie die urheberrechtlichen Nutzungshandlungen ihrer User selbst vornehmen, weshalb sie auch originär dafür verantwortlich wären, sich selbst beim Rechteinhaber eine urheberrechtliche Gestattung (Lizenz) zu besorgen.”

5. TÜV für Glaubwürdigkeit?
(sueddeutsche.de, Jakob Maurer)
Das amerikanische Start-Up “NewsGuard” beurteilt die Glaubwürdigkeit und Transparenz von Online-Medien. Ein Ampelsystem soll dem Nutzer im Browser die Vertrauenswürdigkeit von bislang 4500 englischsprachigen Nachrichtenseiten anzeigen. Finanzieren will man sich über die Plattformen und Suchmaschinen, die das Tool in ihr Interface aufnehmen. Mit Microsoft habe man sich bereits zu einer Kooperation verabredet: “NewsGuard” soll Teil des auf Windows-System vorinstallierten Webbrowsers Edge werden. Ob das Ganze zielführend ist, wird kontrovers diskutiert. So ist der Mainzer Kommunikationswissenschaftler Philipp Müller skeptisch und sieht die Gefahr, dass “der Schuss nach hinten losgehen kann”.

6. Lührssen will Spitzenkandidat der Bürger in Wut werden
(weser-kurier.de, Kornelia Hattermann)
Nachdem der Fernsehjournalist Hinrich Lührssen damit gescheitert ist, sich als Spitzenkandidat der Bremer AfD aufstellen zu lassen, hat er die Partei verlassen. Lührssen will nun Karriere bei einer anderen Partei machen, den — Achtung, Realsatire — “Bürgern in Wut”.

Die differenzierte Abschiebe-Debatte in “Bild” – wenn es um Deutsche geht

Bei kaum einem Thema ist die “Bild”-Redaktion so leidenschaftlich wie bei der Abschiebung von Gefährdern, Terrorverdächtigen und Terroristen aus Deutschland in deren jeweilige Herkunftsländer. Wobei, genauer: Vor allem bei Problemen bei diesen Abschiebungen wird sie richtig energisch.

Ausriss Bild-Titelseite - Warum darf so einer bleiben? Schiebt den Bin-Laden-Leibwächter jetzt endlich ab
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

… allerdings, das nur am Rande, ist nie endgültig bewiesen worden, dass Sami A. tatsächlich Leibwächter von Osama bin Laden war.

Oder bei diesen Fällen:

Ausriss Bild-Titelseite - Nach Bin Ladens Leibwächter der nächste Abschiebe-Skandal um einen Terroristen - Und wir werden sie einfach nicht los

Screenshot Bild.de - Neuer Abschiebe-Skandal - Auch dieser Gefährder genießt Schutzstatus

Ihn haben die Behörden als Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung eingestuft — und dennoch darf er bei uns bleiben. Ein neuer Abschiebe-Skandal, der wütend macht! (…)

Der Vorwurf gegen ihn: Er soll ISIS-Mitglied sein.

Screenshot Bild.de - Obwohl sie ausreisepflichtig sind - NRW kann 16 Dschihadisten nicht abschieben
Ausriss Bild-Zeitung - Und diese Gefährder sind immer noch hier!

Es müssen aber gar nicht unbedingt Gefährder oder (mögliche) Terroristen sein — es reichen kriminelle Ausländer. Klappen deren Abschiebungen aus Deutschland nicht, wird die “Bild”-Redaktion sogar zur Aktivisten-Truppe:

Screenshot Bild.de - Unterschreiben sie hier die Bild-Petition - Merkel soll Abschiebung zur Chefsache machen! Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, erklären Sie Abschiebungen von ausreisepflichtigen Kriminellen jetzt zur Chefsache

Eines der wichtigsten Probleme sind die Abschiebungen von ausreisepflichtigen Kriminellen. Das Problem: Jedes Bundesland handhabt die Abschiebung unterschiedlich – während einige Länder die Lage im Griff haben, scheinen andere überfordert.

Deshalb fordert BILD: Das muss Chefsache im Kanzleramt werden!

Wenn Sie das auch wollen: Schreiben Sie eine E-Mail an BILD ([email protected]) mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse.

BILD wird Ihre Botschaften im Kanzleramt überreichen. Und Druck machen.

… was ja übersetzt so viel heißt wie: Schiebt die endlich ab!

Wenn dieses Vorhaben dann an den Herkunftsländern scheitert, weil diese nicht wollen oder die Vorgänge verzögern, sind sie bei “Bild” genervt, beleidigt oder sauer:

Screenshot Bild.de - Innere Unsicherheit - Kein Pass, keine Abschiebung

Bis zu 1000 deutsche Bundeswehr-Soldaten sind in Mali stationiert.

Sie helfen wie selbstverständlich, das afrikanische Land zu sichern. Will Deutschland aber Asylbewerber in ihre malinesische Heimat abschieben, stellt sich das Land quer, dauert eine Abschiebung Monate!

(Nur nebenbei: Es heißt “malische Heimat”.)

Ein anderer Fall:

Ausriss Bild-Zeitung - Der Asylantrag von Mortaza D. wurde bereits 2010 abgelehnt - Afghanistan schickt Verbrecher zurück nach Deutshcland

Einmal Kabul — und zurück!

Afghanistan hat einen Straftäter, der aus Deutschland abgeschoben wurde, wieder zurückgeschickt.

Screenshot Bild.de - Kommentar - Afghanistan und Abschiebungen

Es mag eine Ausnahme sein, dass Afghanistan einen Verbrecher nach Deutschland zurückschickt, der schon nach Kabul abgeschoben worden ist.

Keine Ausnahme ist, dass sich das Land am Hindukusch regelmäßig bei Abschiebungen querstellt.

Nun sitzen derzeit in Nord-Syrien und im Irak mehrere Dutzend Deutsche, die sich einst dem sogenannten “Islamischen Staat” angeschlossen haben, in Gefängnissen. Und bei Bild.de ist es plötzlich nicht mehr so glasklar, dass ein Herkunftsland Terroristen oder Terrorverdächtige oder Gefährder oder kriminelle Ausländer zurücknehmen muss. Stattdessen soll erstmal diskutiert werden:

Screenshot Bild.de - Zurückholen oder dort lassen? Was tun mit deutschen ISIS-Mitgliedern?

Die “Bild”-Leserinnen und -Leser, die bei Facebook jede abgebrochene Abschiebung aus Deutschland mit “Raus mit denen” oder “Ab in den nächsten Flieger” kommentieren, sehen die Sache auf einmal auch etwas anders: Die Umfrage am Ende des Bild.de-Artikels “Sollen wir die deutschen ISIS-Mitglieder zurückholen?” beantworten über 70 Prozent mit: “Nein, sie dürften unter keinen Umständen zurück”.

Facebook schließt “In the Now”, Im Reichsbürger-Visier, Entlassungswelle

1. Facebook schließt die Seiten von Russlands heimlicher Medienzentrale
(t-online.de, Lars Wienand & Jan-Henrik Wiebe)
Facebook hat mehrere Seiten geschlossen, die von Russlands heimlicher Medienzentrale in Berlin aus gesteuert wurden. Darunter der erfolgreiche Kanal “In the Now”, der zuletzt rund vier Millionen Fans auf Facebook hatte. Die Begründung sei offenbar, dass in den Profilen die Verbindungen zum russischen Staat verschleiert worden sei.
Weiterer Lesehinweis zum Hintergrund: Mitten in Berlin: Russlands heimliche Medienzentrale in Europa (t-online.de, Jan-Henrik Wiebe).

2. 2018 gingen in den USA über 15.000 Medien-Jobs verloren
(wuv.de, Franz Scheele)
Laut der Analyse einer amerikanischen Outplacement-Firma wurden in der amerikanischen Medienbranche (Fernsehen, Radio, Zeitungen, Zeitschriften, Publishing allgemein und Kino) vergangenes Jahr mehr als 15.000 Arbeitsplätze abgebaut. Wesentlicher Grund dafür seien die um Werbeerlöse konkurrierenden Tech-Konzerne wie Google, Facebook und Amazon sowie die zunehmende Nutzung von Werbeblockern. Paywalls als zusätzliche Einnahmequelle hätten die Verluste nicht abfedern können. 2019 scheint nicht besser zu werden: Das “Reuters Institute” rechne für 2019 mit der “größten Entlassungswelle für Journalisten seit Jahren”.

3. “Sie müssen sich für Ihre Taten verantworten”
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
“Tagesspiegel”-Reporter Sebastian Leber ist ins Visier von Reichsbürgern geraten und sieht sich zahlreichen Angriffen und Beschimpfungen ausgesetzt: “In den vergangenen Tagen habe ich versucht, einige der Nachrichten zu beantworten. Es hat sich bestätigt, was ich schon bei früheren Gesprächsversuchen erleben musste — als mir ein Verschwörungstheoretiker etwa weismachen wollte, die Erde werde im Geheimen von Satanisten beherrscht, aber auch von Juden, aber auch von Außerirdischen, aber auch von Chinesen, aber auch von Illuminaten. In hellen Momenten war der Mann bereit zuzugeben, dass vermutlich nicht alle Theorien gleichzeitig stimmen konnten. Doch er zog daraus keine Konsequenzen, er hatte schließlich jede einzelne Theorie im Internet gelesen, sie stimmten also.”

4. DJV kritisiert Vorgaben für Fotografen
(taz.de, Frederik Schindler)
Bildjournalisten könnten es bei Veranstaltungen der katholischen Kirche bald schwerer haben: Laut Deutschem Journalisten-Verband (DJV) versuche die katholische Kirche derzeit, Fotojournalisten vorzuschreiben, in welcher Weise bei kirchlichen Veranstaltungen fotografiert oder gefilmt werden darf. In einem der “taz” vorliegenden Vorstandsbeschluss fordere der DJV die katholische Kirche in Deutschland auf, “die Arbeit von Bildjournalistinnen und Bildjournalisten nach den bewährten Grundsätzen des Presse- und Fotorechts ohne weitere Einschränkungen zu gewährleisten”.

5. Wie Google und Amazon die Wikipedia gefährden
(sueddeutsche.de, Adrian Lobe)
Wikipedia kassiert Millionen Euro Spenden von Plattformen wie Google und Amazon, die jedoch auch massiv von den kostenlos zur Verfügung gestellten Daten profitieren. So bezieht Amazons Sprachassistentin Alexa ihre Informationen unter anderem aus Wikipedia. Adrian Lobe stellt die Frage, “ob die Datenverarbeitung mit den angesichts der Milliardenumsätze der Tech-Konzerne eher mickrigen Spenden abgegolten ist — und wie die kommerzielle Nutzung mit dem Commons-Gedanken der Wikipedia vereinbar ist. Die Idee des Gemeinguts beruht ja gerade auf der Nichtexklusivität, auf der nicht kommerziellen Nutzung von Inhalten. Werden die freiwilligen Autoren und Helfer ausgebeutet, wenn sich gewinnorientierte Konzerne an dem Wissensschatz wie an einem Steinbruch bedienen?”

6. Studie: YouTube verantwortlich für Verbreitung von Flat-Earth-Bewegung
(heise.de, Tilman Wittenhorst)
Ja, es gibt sie tatsächlich: Menschen, die an die Flat-Earth-Theorie glauben, wonach die Erde, nun ja, flach ist. Jetzt hat eine Studie herausgefunden, dass die meisten der befragten Plattheitsverfechter erst durch Youtube auf die Theorie gestoßen seien. Flacherdler, die es laut einem bekannten Bonmot, anscheinend rund um die Welt gibt.

“Not open for any stories in your piece of shit paper”

Die “New York Times” berichtete vor eineinhalb Wochen über ein “Obscure German Soccer Team”, das es zum “Brooklyn Cult” geschafft hat. Dass sich in einer Kneipe neben der Williamsburg Bridge, der East River Bar, seit Jahren Fußballfans zum gemeinsamen Gucken treffen, sei vor allem ein “Anti-Fascist Thing”, steht in der Überschrift. In dem Artikel geht es um den FC St. Pauli und seine New Yorker Anhänger, die East River Pirates.

Bild.de fand die Geschichte wohl ganz gut und wollte auch über den Fanklub berichten. Aber der wollte nicht. Und machte das “Bild”-Autor Herbert Bauernebel in einer Antwort auf dessen Anfrage mit ziemlich deutlichen Worten klar:

Screenshot einer Mail der East River Pirates an Bild-Autor Bauernebel - Hi Herbert, Thank you for your email. You are more than welcome to join us privately for the game, but our fan club is not open for any stories in your piece of shit paper. No interviews, no photos, no videos for Bild - YNWA

“YNWA”, You’ll Never Walk Alone, dachte sich offenbar auch Bauernebel, schnappte sich einen Fotografen und suchte am Samstag die East River Bar auf, während das Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Erzgebirge Aue gezeigt wurde. Der “Bild”-Reporter führte Interviews, der Fotograf fotografierte — bis die East River Pirates es mitbekommen haben. Dann kam es laut Statement des Fanklubs zu einem hitzigen Streit:

Screenshot eines Facbook Posts der East River PiratesBild.de - STATEMENT As we found out today BILD has posted an article about our fan club today against our will. After the NYTimes published a nice story last week with our consent, BILD in classic copycat manner tried to jump on it. The U.S correspondent for BILD, Mr Herbert Bauernebel, contacted us by email beforehand, but we clearly told him that we would not be open for any interviews, photos or videos. Guess what, he went over our heads and behind our backs and showed up with a photographer at the bar Saturday night anyway. He got the permission from the owner of the bar, who didn’t know who or what BILD was at the time. When they came and started interviewing guests and took photos, we told them again to stop as we were not ok with it. It came to a heated argument or even shouting match and eventually they left the bar mid second halftime. Again the story in BILD online was published against our will and without our consent. We don’t want to be associated to what we feel is a right-wing, populist fucked up newspaper. The East River Pirates

Bild.de brachte die Geschichte gestern, allerdings ohne Hinweis zu all dem Trubel. Im Gegenteil: Man sei “zu Gast bei den St. Pauli-Fans aus der Brooklyn-Bar” gewesen:

Screenshot Bild.de - Rudelgucken in New York - Zu Gast bei den St. Pauli-Fans aus der Brooklyn-Bar

Die Info aus dem Statement der East River Pirates, dass Herbert Bauernebel und der Fotograf die Bar während der zweiten Halbzeit verlassen haben sollen, ist übrigens ganz interessant. Am Ende des Bild.de-Artikels steht:

Der FC St. Pauli hat unterdessen die frühe Führung vergeigt und geht beim Abpfiff als Verlierer mit 1:2 vom Platz. Ein paar enttäuschte Gesichter gibt es schon, aber dann geht der Barbetrieb gleich heiter weiter. Das Sportliche ist dann doch eher nebensächlich …

Woher der Autor das bloß weiß, wenn er die East River Bar früher verlassen haben sollte?

Mit Dank an Niclas P. für den Hinweis!

“Focus Online” fällt auf autonome Abgassammler der “Titanic” rein

Was auf den ersten Blick nach einem schlechten Scherz aussieht, scheinen die Macher des Videos offenbar ernst gemeint zu haben.

… schreibt “Focus Online”.

Linksextreme die Autoabgase einsammeln, um sie zu einer Messstation zu tragen — was wie Satire klingt, war tatsächlich Gegenstand einer Anleitung, die kürzlich auf einer Internetseite von sogenannten Linksautonomen veröffentlicht wurde.

… heißt es bei der “Achse des Guten”.

“schlechter Scherz” — das ist Geschmackssache. Satire — auf jeden Fall! Denn die “Titanic” schreibt zu den linksautonomen Abgassammlern: Wir waren’s!

Die “Titanic”-Redakteure Leonard Riegel und Moritz Hürtgen haben “Focus Online” reingelegt. Sie haben sich unter dem Namen Michael Leitmayr — ein Münchner, “der als Hobby ‘linke Aktivitäten überwacht'” — bei dem Portal mit einem selbst zusammengefrickelten Video gemeldet, das vermeintlich auf der Plattform “Indymedia” veröffentlicht und dort wieder gelöscht wurde:

Wer die “Focus online”-App auf seinem Smartphone installiert hat, weiß, dass die Münchner Vollgasjournalisten jeden Tag zwischen fünf und hundert Push-Mitteilungen zum Thema Pkw ausgeben. Müsste das Faktenmagazin nicht zwingend berichten, wenn das Autohasser-Filmchen z.B. beim linksextremen Portal “Indymedia” auftaucht? Na klar, es müsste!

Das “Filmchen” mit dem Titel “TUTORIAL FEINSTAUBMESSSTATIONEN MANIPULIEREN” zeigt Hürtgen und Riegel mit Sturmhauben, wie sie mit einer Fußpumpe erst Abgase an einem Autoauspuff sammeln und diese dann an einer Frankfurter Messstation verteilen. Dazu die Slogans “Autokonzerne bekämpfen” und “Diesellobby zerschlagen”. Bei “Focus Online” haben sie einen Artikel draus gemacht:

Screenshot Focus Online - Radikale Maßnahmen für Fahrverbote? Autonome verbreiten Anleitung zur Manipulation von Feinstaub-Messstationen

Auf einer Internetseite wurde eine Anleitung verbreitet, wie man Feinstaub- und Stickoxid-Messstationen manipulieren könnte. Das Video liegt FOCUS Online vor.

Die “Achse des Guten” schrieb von “Focus Online” ab. Genauso die “Junge Freiheit”. Und auch “Spiegel”-Autor Jan Fleischhauer glaubte die Geschichte:

Screenshot eines Tweets von Jan Fleischhauer - Ich stelle mir gerade vor, wie der aufrechte Autonome mit einer Fusspumpe am Auspuff seines Autos Abgase einsammelt, um diese zur Messstation zu tragen und da dann wieder freizulassen. Irgendwie war das Autonomenleben auch schon mal glamouröser.

Unter anderem “Welt”-Chef Ulf Poschardt verbreitete Fleischhauers Tweet.

Und ja, es hätte einen relativ leichten Weg gegeben, die Sache vor Veröffentlichung zu überprüfen: Die “Titanic” (beziehungsweise Michael Leitmayr) hat nach eigener Angabe mit einem Mitarbeiter von “Focus Online” telefoniert und ihm erzählt, über Twitter auf den Link zur inzwischen gelöschten “Indymedia”-Seite gestoßen zu sein. Man könne sich aber nicht mehr erinnern, welcher Twitter-Account das genau gewesen ist, so die Notlüge der “Titanic”-Mitarbeiter. Nach diesem Link, der “Focus Online” durch einen Screenshot bekannt war, hätte man bei Twitter suchen können — und nichts gefunden. Dafür hätte man natürlich gewillt sein müssen, auf eine klickträchtige Story zu verzichten.

Alle Hintergrundinfos und ein Protokoll zur Aktion gibt’s bei der “Titanic”:

Geleaktes ARD-Gutachten, Social-Bot-Panikmache, Sachsens Polizei

1. Wir veröffentlichen das Framing-Gutachten der ARD
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Für viel Aufregung sorgte in den letzten Tagen das von der ARD bei der Sprachforscherin Elisabeth Wehling in Auftrag gegebene “Framing Manual”. Ziel der Schrift: die Vorzüge des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks durch Erkenntnisse der Framing-Theorie besser zu kommunizieren. Netzpolitik.org ist an das eigentlich nur für den internen Gebrauch gedachte Gutachten gelangt und veröffentlicht es (PDF), damit sich alle Beitragszahlende aus der Originalquelle informieren und an der Debatte informierter teilhaben können. Mittlerweile hat die ARD mit einer “Klarstellung” reagiert: Es handelt sich ausdrücklich weder um eine neue Kommunikationsstrategie noch um eine Sprach- oder gar Handlungsanweisung an die Mitarbeitenden, sondern um Vorschläge aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Es ist eine Unterlage, die Teilnehmenden ARD-interner Workshops im Vorfeld als Diskussionsgrundlage und Denkanstoß zur Verfügung gestellt wird. Die Aufregung um dieses Papier funktioniert nur, wenn man diesen Kontext nicht kennt oder ignoriert. Auch deswegen ist die Unterlage von Frau Dr. Wehling zur Weitergabe völlig ungeeignet.”

2. Am lustigsten sind alte Männer
(sueddeutsche.de, Gianna Niewel)
Moritz Hürtgen hat vor einiger Zeit eine Bachelorarbeit über Robert Gernhardt und Thomas Gsella verfasst, der eine war “Titanic”-Gründer, der andere Chefredakteur. Nun ist Hürtgen selbst “Titanic”-Chef (“Außer mir wollte es niemand machen”) und entwickelt mit dem “Titanic”-Team Ideen. Was nicht so lustig ist, wie es sich vielleicht viele vorstellen: “Es ist nicht so, dass wir hier die ganze Zeit lachen. Ein guter Witz ist Handwerk.”

3. Panikmache der Medien
(faz.net, Oliver Weber)
Immer wieder wird in Medien über sogenannte “Social Bots” berichtet. Dabei handelt es sich um Computerprogramme, die darauf programmiert sein sollen, Debatten zu beeinflussen. Nun hat sich eine Forschergruppe damit beschäftigt, inwieweit Bots Stimmungen in sozialen Medien beeinflussen können, und dazu eine Simulation modelliert. Leider wurden die Ergebnisse der “rein hypothetischen Simulationsstudie” von einigen Redaktionen gründlich missverstanden: “Dass die Untersuchung aus Duisburg theoretischer Natur ist, hätte eigentlich jedem auffallen können. Ist es aber nicht. Es scheint, als ähnele die Debatte zum Thema “Desinformation” mittlerweile ihrem Gegenstand.”

4. Vorwürfe auf Twitter: Hat Sachsens Polizei wieder in die Pressefreiheit eingegriffen?
(haz.de)
Wieder einmal steht Sachsens Polizei in der Kritik: In Dresden soll es am Freitagabend bei einem rechten Aufmarsch sowie einer Gegendemonstration zu Behinderungen von Journalisten gekommen sein, so die Kritik von Vertretern der Opposition im sächsischen Landtag. Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Valentin Lippmann, sagt: “Es gibt eine Vielzahl von Berichten und Videos in den Sozialen Netzwerken über erneute gravierende Behinderungen der freien Medienberichterstattung durch Maßnahmen der Polizei”.
Weiterer Lesetipp: Demo-Berichterstattung #dd1502: Polizisten behindern Journalisten( flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy).

5. Am Gesetz vorbeigeguckt
(zeit.de, Manuel Heckel)
Man könnte annehmen, dass mit Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime, Maxdome, Sky und Co. das Angebot von illegaler Stream-Ware abnehmen würde, doch dem ist nicht so. Ein Grund: Die Nutzer der illegalen Streams könnten sich immer noch relativ sicher fühlen, so Manuel Heckel in seiner Analyse.

6. Liederkranz erteilt WZ-Redakteurin Hausverbot
(wormser-zeitung.de, Johannes Götzen)
Eine Medien-Posse der etwas anderen Art erreicht uns aus Worms: Dort hat der “Liederkranz” einer Redakteurin der “Wormser Zeitung” Hausverbot erteilt und ihr untersagt, künftig über Veranstaltungen des Vereins zu berichten. Ihre “ausgesprochen wohlwollende, nahezu ausschließlich positive Darstellung des Geschehens” (Zitat “Wormser Zeitung”) war dem “Liederkranz” anscheinend nicht wohlwollend und positiv genug … Wer sich für das, nun ja, aufregende Geschehen um die “Zuckerschnude”, die rassige Spanierin Kirsten, die zuckersüßen Minihoppers und Engel “Biggi” interessiert: Hier geht es zum beanstandeten Artikel.

Blättern:  1 ... 210 211 212 ... 1142