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Gaby Kösters Privatsphäre gehört nicht “Bild”

Irgendwo im Pressekodex steht:

Körperliche und psychische Erkrankungen oder Schäden fallen grundsätzlich in die Geheimsphäre des Betroffenen.

Und grundsätzlich heißt: Es gibt natürlich auch Fälle, in denen Erkrankungen nicht in die Geheimsphäre des Betroffenen fallen — etwa, wenn der Betroffene selbst damit einverstanden ist, dass über seine Erkrankung berichtet wird. Soll’s ja geben. Und deshalb heißt es im Pressekodex auch noch:

Die Presse achtet das Recht auf informationelle Selbstbestimmung (…).

Die Komikerin Gaby Köster hat dieses Recht für sich in Anspruch genommen. Unmittelbar nachdem die “Bild”-Zeitung am vergangenen Samstag u.a. auf der Titelseite über eine Erkrankung Kösters berichtet hatte, hieß es in einer Pressemitteilung ihrer Anwälte:

Der Sachverhalt der heute Gegenstand der Berichterstattung in BILD ist, betrifft ausschließlich die Privatsphäre von Gaby Köster.

Außerdem wurden die Medien aufgefordert, “von weiterer derartiger Berichterstattung Abstand zu nehmen”.

Doch anders als die meisten Medien folgte die “Bild”-Zeitung dieser Aufforderung, indem sie Kösters Recht auf informationelle Selbstbestimmung ignorierte, ihre Privat- bzw. Geheimsphäre am Montag erneut verletzte und abermals detailliert über ihre Erkrankung berichtete.

Das hat (wie Kösters Anwälte heute mitteilen) das Landgericht Berlin “als rechtswidrig erachtet” — und gestern zwei einstweilige Verfügungen gegen die Axel Springer AG erlassen, “die es der BILD-Zeitung (…) verbieten, mit der Berichterstattung fortzufahren”.*

Und quasi zur selben Zeit, als das Gericht gestern entschied, saß die “Bild”-Redaktion bereits an einer weiteren Fortsetzung. Sie enthält so gut wie keine neue Info über Köster, sondern wiederholt bloß detailliert, was “Bild” schon zuvor berichtet hatte — und findet sich heute größer als bisher auf der Titelseite (siehe Ausriss).

Nachtrag, 16.22 Uhr: Bild.de hat inzwischen alle Berichte über Kösters Erkrankung aus dem Angebot entfernt.

Nachtrag, 17.1.2008: In einer Art Korrektur ihrer gestrigen Pressemitteilung weisen Kösters Anwälte darauf hin, dass sich nur eine der beiden einstweiligen Verfügungen gegen “Bild” richtet, die zweite jedoch gegen Bild.de.

“Bild” entdeckt Privatsphäre

In der Bild-Zeitung werden … häufig persönlichkeitsrechtsverletzende Beiträge veröffentlicht. Oftmals verletzen die Beiträge sogar die Intimsphäre der Betroffenen. (Landgericht Berlin, Januar 2003)

 
Sie müssen Tränen gelacht haben in der “Bild”-Redaktion, als ihnen einfiel, dass sie in einen Artikel diesen scheinbar empörten Satz schreiben können:

Es sind Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte.

Der Satz steht in einem “Bild”-Artikel über Fotos von Angela Merkel beim Umziehen, die britische Zeitungen veröffentlicht haben. Bestimmt lachten sie bei “Bild” noch, als sie unter einen Ausriss von dem Skandal-Artikel scheinbar fassungslos die Worte setzten:

Kein Respekt vor der Privatsphäre der Kanzlerin.

Und als sie das Zitat des stellvertretenden Regierungssprechers einbauten:

“Auch die Bundeskanzlerin und ihr Mann haben ein Recht auf Privatsphäre!”

Vielleicht haben auch Günther Jauch und Anke Engelke Tränen gelacht, Gregor Gysi und die Frau von Joschka Fischer und all die anderen bekannten und unbekannten Menschen, die erst vor Gericht ziehen mussten und müssen, um gegenüber der “Bild”-Zeitung ihr Recht auf Privatsphäre durchzusetzen.

Ganz besonders hat bestimmt Sabine Christiansen gelacht, die gerade juristisch gegen die “Bild”-Zeitung vorgeht, weil sie in den vergangenen Wochen mehrmals Fotos aus ihrem Privatleben veröffentlicht hat. Dabei hatte die Fernsehmoderatorin im vergangenen Jahr eine einstweilige Verfügung gegen die Axel Springer AG erwirkt, die es dem Verlag untersagen, “Bildnisse aus dem privaten Alltag” Christiansens zu verbreiten. (Springer hat dagegen Rechtsmittel eingelegt.)

Vielleicht hat auch Angela Merkel selbst gelacht, weil sie in der vergangenen Woche fast an jedem Tag ihres Privaturlaubs in Italien mit Fotos in der “Bild”-Zeitung war. Einige davon waren so, dass die “Bild am Sonntag” sie zum Anlass für eine staatspolitische Grundsatzdiskussion nahm, ob eine Kanzlerin denn im Urlaub so herumlaufen dürfe.

Aber zurück zur empörten “Bild”-Zeitung von heute. Die hat mit ihrer Empörung ja Recht: Zeitungen dürfen keine Bilder aus der Privatsphäre von Prominenten verbreiten, solange es kein begründetes öffentliches Interesse daran gibt. Das betrifft die Merkelschen Urlaubsfotos, die “Bild” veröffentlicht hat (und Bild.de praktischerweise gleich in dem Empörungs-Artikel verlinkt hat), ebenso wie die Urlaubsfotos aus den britischen Blättern. Verboten ist nach dem “Caroline-Urteil” des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte beides.

Es sei denn, Merkel hätte der Veröffentlichung ausdrücklich zugestimmt, als einer Art Homestory “Die Merkels in Italien”. Aber was hat “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann nach dem “Caroline”-Urteil noch dem “Focus” gesagt? Seine Zeitung werde “auf jedwede Art von Homestorys über Politiker verzichten”. Um beim Leser “von vornherein jeden Anschein vermeiden, wir würden mit eingebauter Schere im Kopf nur noch Hofberichterstattung betreiben”.

Hm. Entweder hat “Bild” also mit der Veröffentlichung der Merkelschen Urlaubsfotos gegen geltendes Recht verstoßen oder gegen den eigenen Vorsatz, sich nicht zu Hofberichterstattern machen zu lassen.

Pressefreiheit gefährdet, Irre Jagd auf Harry Styles, Entappelliert Euch!

1. Pressefreiheit: Wirtschaft und autoritäre Tendenzen machen Medien zu schaffen
(de.ejo-online.eu, Judith Odenthal)
Judith Odenthal vom deutschsprachigen “European Journalism Observatory” berichtet, dass sich die Lage der weltweiten Pressefreiheit laut der Organisation Reporter ohne Grenzen dramatisch verschlechtert habe. Autoritäre Regime und wirtschaftliche Krisen würden den Journalismus zunehmend bedrohen. Auch in Demokratien wie den USA und Deutschland sei der Druck auf unabhängige Medien gewachsen, sei es durch politische Rhetorik oder ökonomische Zwänge.

2. Verfolgt in Berlin: Die irre Jagd auf Harry Styles
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz schildert bei “Übermedien”, wie sich der Aufenthalt des Musikers Harry Styles in Berlin zur medialen Jagd entwickle, bei der Styles’ Privatsphäre zunehmend missachtet werde. Radiosender und Boulevardblätter würden das Geschehen zusätzlich anheizen, etwa mit Prämien für Fotos oder Übersichtskarten mit Harry Styles’ Aufenthaltsorten. Rosenkranz sieht darin ein anschauliches Beispiel dafür, wie problematisch viele Redaktionen mit dem Recht auf Privatsphäre von Prominenten umgehen.

3. Grok macht »Programmierfehler« für Holocaustleugnung verantwortlich
(spiegel.de)
Elon Musks KI-Chatbot “Grok” habe Zweifel an der Zahl der im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden geäußert. xAI, das Unternehmen hinter “Grok”, spreche von einer unbefugten Änderung durch einen “abtrünnigen Mitarbeiter” und habe die Äußerung inzwischen korrigiert. Zuvor habe “Grok” bereits durch das Verbreiten rechtsextremer Verschwörungsmythen für Kritik gesorgt, worauf xAI angekündigt habe, künftig transparenter vorzugehen und ein Überwachungsteam einzurichten.

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4. Über die Unabhängigkeit des profil: Was wir tun und lassen können
(profil.at, Sebastian Hofer & Jakob Winter)
Das österreichische Magazin “profil” weist den Vorwurf seiner ehemaligen Kolumnistin Barbara Blaha zurück, ihre Absetzung habe politische Gründe oder sei durch Eigentümerinteressen beeinflusst worden. Man habe sich aus redaktionellen Gründen von Blaha getrennt und betone, dass die Redaktion unabhängig von Eigentümern entscheide. Blahas Kritik am Einfluss wirtschaftlicher Strukturen auf Medien hält “profil” für irreführend und verweist im Gegenzug auf finanzielle Abhängigkeiten von Blahas Plattform Moment.at.

5. ProSiebenSat.1 übernimmt Podcast-Schmiede Studio Bummens
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, übernimmt ProSiebenSat.1 die Mehrheit an der Podcast-Produktionsfirma Studio Bummens. Dadurch sollen Produktion und Vermarktung enger verzahnt werden und sich neue Möglichkeiten für Werbekunden sowie Podcast-Talente eröffnen. Beide Seiten würden den Zusammenschluss als strategischen Meilenstein mit großem Zukunftspotenzial bewerten.

6. Appell-Titel im Trend: Wenn Bücher uns anschreien
(br.de, Knud Cordsen)
Knut Cordsen schreibt beim Bayerischen Rundfunk über seine Beobachtung, dass immer mehr Bücher mit Appell-Titeln wie “Entromantisiert Euch!” oder “Entpolarisiert Euch!” erscheinen. Der Ursprung dieser Titelwelle liege in Stéphane Hessels erfolgreichem Essay “Empört Euch!”, seither sei der imperativische Ton zur gängigen Vermarktungsstrategie geworden. Cordsen übt ironisch Kritik an der Masche und ruft den Verlagen zu: “Strengt Euch an! Erfindet Euch neu! Bewegt Euch!”

Wahlen 2025, Strategie des Tabubruchs, Folgeprobleme

1. Wahlen 2025: Wie konstruktiv berichten?
(bonjourno.de, Olivia Samnick, Audio: 1:05:30 Stunden)
Olivia Samnick diskutiert in ihrem Podcast “Bonjourno” mit drei Gästen über die Rolle des Journalismus im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025: Barbara Junge, Chefredakteurin der “taz”, spricht über Erfahrungen aus der Berichterstattung zu den Landtagswahlen 2024. Jürgen Döschner vom “Netzwerk Klimajournalismus” wirbt in einem offenen Brief dafür, das Thema Klima stärker auf die mediale Agenda zu setzen. Und Elena Kountidou von den “Neuen Deutschen Medienmacher*innen” gibt Tipps für eine ausgewogene Berichterstattung zum Thema Migration.

2. “Sun” entschuldigt sich bei Prinz Harry
(taz.de)
Die “Murdoch News Group” habe erstmals öffentlich für illegale Abhörmethoden der Zeitung “The Sun” um Entschuldigung gebeten und eine Entschädigung an Prinz Harry gezahlt. Damit sei ein geplanter Prozess abgewendet worden. In der Erklärung habe der Konzern nicht nur die Verletzung von Harrys Privatsphäre eingeräumt, sondern auch Eingriffe in das Leben seiner verstorbenen Mutter, Prinzessin Diana.

3. Elon Musk und der Hitlergruß: Die Strategie des metapolitschen Tabubruchs
(belltower.news, Una Titz)
“Elon Musks Hitlergruß, sein X-Profil-Rebranding, samt eines Profilbildes mit Pepe the Frog als römischen Soldaten sind keine Zufälle. Sie dienen als ‘Dogwhistles’ – subtile Signale, die von einer radikalisierten Online-Basis rezipiert und verstanden werden sollen.” Una Titz erklärt, was hinter den Auftritten Elon Musks steckt: (mediale) Aufmerksamkeit um jeden Preis.

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4. Meta macht es Nutzern offenbar schwer, Trump zu entfolgen
(spiegel.de)
Viele Nutzerinnen und Nutzer von Instagram und Facebook hätten Schwierigkeiten gehabt, den offiziellen Social-Media-Accounts von US-Präsident Donald Trump und dessen Vize J.D. Vance zu entfolgen. Das automatische Wiederfolgen und unerwünschte Hinzufügen zur Followerschaft hätten Empörung ausgelöst. Meta, der Konzern hinter Instagram und Facebook, habe sich noch nicht eindeutig dazu geäußert, ob es sich dabei um technische Fehler oder absichtliche Mechanismen gehandelt hat.

5. Neue RSF-Kampagne zur Bundestagswahl
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat die Organisation “Reporter ohne Grenzen” (RSF) eine “Sensibilisierungskampagne” in bundesweit knapp 250 Kinos gestartet: “Ohne eine vielfältige und freie Presse gibt es keine Demokratie. Wir appellieren an alle Wählerinnen und Wähler, dies bei ihrer Stimmabgabe bei der kommenden Bundestagwahl zu berücksichtigen”, so die RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Sebastian Gutknecht (Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz)
(wiesoweshalbwarum.podigee.io, Thomas Hartmann, Audio: 1:15:29 Stunden)
Thomas Hartmann spricht in seinem “Podcast über Kindermedien” mit Sebastian Gutknecht, Direktor der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz, über den Schutz von Kindern und Jugendlichen in Sozialen Medien. Thema ist unter anderem das australische Gesetz, das Unter-16-Jährigen den Zugang zu Sozialen Netzwerken verbieten soll, und Gutknechts Kritik, dass ein derartiges Verbot in Deutschland “zu weitgehend” wäre.

7. Donald Trump kündigt milliardenschweres KI-Projekt an
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:17 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die KI-Deregulierung in den USA und die KI-Regulierung in Europa: “Die Gegensätze könnten kaum größer sein, könnte man zunächst meinen: Hier die EU mit ihrem Versuch, KI-Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken – dort die USA unter Trump mit einem deregulierten Turbo-Kapitalismus für KI-Systeme. Doch bei genauerem Hinsehen verschwimmen die Unterschiede.”

In russischer Haft gestorben, “Dr. Sommer des Ostens”, Flusskrebse

1. Verschwundene Journalistin Roschtschyna ist tot
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die freie ukrainische Journalistin Viktoria Roschtschyna ist nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) am 19. September in russischer Haft gestorben. “Wir fordern von der russischen Regierung, dass sie die Umstände ihrer Inhaftierung und ihres Todes endlich aufklärt. Nach unserer Kenntnis sind 19 weitere ukrainische Medienschaffende in Russland inhaftiert. In mehreren Fällen weigern sich die Behörden auch hier, Informationen herauszugeben”, so ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

2. Negativpreise für Karl Lauterbach und Polizei Sachsen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Am vergangenen Freitag fand die jährliche Verleihung der “Big Brother Awards” statt, ein Negativpreis, mit dem Organisationen und Personen ausgezeichnet werden, die aus Sicht der Organisatoren gegen den Datenschutz und die Privatsphäre verstoßen. Preisträger sind diesmal unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für das Gesundheitsdaten-Nutzungsgesetz, die sächsische Polizei für biometrische Überwachung und die Deutsche Bahn für den digitalen Überwachungszwang. Kritisiert wurde auch der “Technikpaternalismus”.

3. Reformstaatsvertrag: ARD und ZDF sehen Korrekturbedarf
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei hat sich die Stellungnahmen von ARD und ZDF zum Reformstaatsvertrag angesehen. Beide Sender würden grundsätzlich die Reformbemühungen zur Modernisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterstützen. Gleichzeitig würden sie jedoch vor möglichen Einschränkungen der Programmvielfalt und der Erreichbarkeit jüngerer Zuschauerinnen und Zuschauer warnen sowie sich um die Spartensender sorgen.

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4. Als ich Dr. Sommer des Ostens war
(taz.de, Simone Schmollack)
Simone Schmollack erinnert sich an ihre frühere Begeisterung für die Zeitung “Junge Welt”, vor allem in den 1990er-Jahren, als sie dort als Redakteurin gearbeitet und die Rubrik “Unter vier Augen” betreut hat. Schmollack wurde zur “Dr. Sommer des Ostens”. Damals sei die Zeitung aufregend und innovativ gewesen; doch die Beziehung kühlte ab, als sich das Blatt politisch radikalisiert und sich von ihren Idealen entfernt habe. Heute betrachte Schmollack ihre einstige Liebe zur “Jungen Welt” mit Distanz und sei erleichtert, dass sie sich davon gelöst habe.

5. Guck mal, ein linksliberales Eichhörnchen!
(setup-punchline.de, Bernhard Hiergeist)
In seinen “Noten zur Comedy” (auch als Newsletter zu beziehen) nimmt Bernhard Hiergeist in unregelmäßigen Abständen ein aktuelles Thema aus dem Bereich der Comedy unter die Lupe. In der aktuellen Ausgabe geht es um toxische Comedy durch Personen wie Luke Mockridge und Nizar Akremi: “Gedankenlose Witze über Minderheiten richten Schaden an. Sie setzen die Schwelle herab, Dinge zu äußern, die aus gutem Grund ein bisschen tabuisiert sind. Dass ein verspult-sympathischer, mithin also harmlos wirkender Wirrkopf wie Nizar problematische Dinge äußert, macht nicht die problematischen Dinge harmlos. Es macht das Äußern der problematischen Dinge normal.”

6. TV-Koch Frank Rosin von Tierschützern angezeigt
(t-online.de)
Der Deutsche Tierschutzbund soll den bekannten Fernsehkoch Frank Rosin angezeigt haben. Dieser soll in einer Sat.1-Kochsendung lebende Flusskrebse in heißem Fett gebraten haben, was als Tierquälerei einzustufen sei, da Krebstiere Schmerzen empfinden können.

“Compact”-Verbot, “El Hotzo” und die Trump-Posts, KI-Tools für Podcasts

1. “Unter freiheitsrechtlichen Gesichtspunkten immer problematisch”
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Bundesinnenministerium hat das seit Jahren in der Kritik stehende, rechtsextreme Magazin “Compact” verboten und zur Begründung das Vereinsrecht herangezogen. netzpolitik.org hat den Rechtsanwalt Benjamin Lück von der Bürgerrechtsorganisation Gesellschaft für Freiheitsrechte gefragt: “Geht das überhaupt, ist das juristisch sicher und inwieweit ist die Pressefreiheit davon betroffen?”

2. Antifaschismus als Spektakel
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter findet das “Compact”-Verbot richtig, kritisiert aber die mediale Inszenierung. Er denkt dabei vor allem an die Fotos von “Compact”-Chefredakteur Jürgen Elsässer im Bademantel, umringt von vermummten Polizisten: “Der Möchtegern-Oppositionelle, verfolgt in seiner Privatsphäre. Und diese Bilder stärken den rechtsaußen kultivierten Opfermythos: Dass nämlich gleichgeschaltete Systemmedien, die Lügenpresse eben, Hand in Hand arbeiteten mit dem linksgrünversifften Staat, gegen die armen Nazis.”

3. So reagiert die rechtsextreme Szene auf das Compact-Verbot
(belltower.news, Stefan Lauer)
Bei “Belltower.News” kommentiert Stefan Lauer die Auswirkungen des “Compact”-Verbots auf die rechtsextreme Szene: “Mit dem Verbot von Compact hat das Innenministerium der rechtsextremen Szene einen empfindlichen Schlag versetzt. Die Aktivist*innen und Parteikader verlieren Einnahmen und Reichweite. Kein Wunder also, dass die Verharmlosung auf Hochtouren läuft.”

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4. RBB beendet Zusammenarbeit mit “El Hotzo” nach Trump-Posts
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der RBB hat die Zusammenarbeit mit dem Satiriker Sebastian Hotz, bekannt als “El Hotzo”, beendet, nachdem dieser auf X/Twitter Posts über das Attentat auf Donald Trump veröffentlicht hatte. Diese Posts wurden als menschenverachtend und unvereinbar mit den Werten des öffentlich-rechtlichen Senders eingestuft. Auch das ZDF habe sich von Hotz distanziert und betont, dass er kein aktueller Mitarbeiter sei.
Weiterer Lesehinweis: Elon Musk mischt sich in die Trump-Debatte über “El Hotzo” ein (spiegel.de).

5. Die Erzählung hinter der Verschwörungserzählung
(bpb.de, Nina Heinrich & Philine Janus & Leonie Meyer, Audio: 41:22 Minuten)
Im Werkstattgespräch zu “Storytelling und Bildung” diskutiert die Publizistin Katharina Nocun die Hintergründe und Narrative von Verschwörungserzählungen, wie sie beispielsweise über die Mondlandung, den 11. September 2001 oder die Kondensstreifen von Flugzeugen existieren. Nocun erklärt, wie sich diese Narrative in der Gesellschaft verbreiten und welche Bedeutung dabei Heldengeschichten zukommt. Darüber hinaus werden pädagogische Ansätze vorgestellt, wie Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler für Verschwörungserzählungen sensibilisieren und wie sie mit ihnen im Unterricht umgehen können.

6. KI Tools fürs Podcasten
(valerie-wagner.de, Audio: 35:21 Minuten)
Valerie Wagner spricht mit Giovanni Pellegrino über verschiedene KI-Tools, die das Podcasting erleichtern können. Es geht dabei beispielsweise um das Umwandeln von Tonspuren in Text, das Erzeugen von Musik, das Entfernen von Hall und das Retten verunglückter Aufnahmen. Sie stellen Tools wie Clear AI, Resound und Noota vor und erklären wie diese eingesetzt werden können. Außerdem wird die Frage aufgeworfen, ob Künstliche Intelligenz es jedem ermöglicht, einen Podcast zu starten, und wie wichtig dabei der Inhalt ist.

Presserat rügt, Eisbär Knut, Fazit der “Krautreporter”

1. 23 Rügen – u.a. für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seinen jüngsten Sitzungen insgesamt 23 Rügen ausgesprochen, unter anderem wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz. Zu den gerügten Fällen gehören beispielsweise die Berichterstattung von Bild.de über einen Schauspieler in hilfloser Lage sowie die identifizierbare Darstellung von Kindern in einem Sorgerechtsstreit, die die Privatsphäre der Betroffenen verletzen. Insgesamt fällt auf, dass die “Bild”-Redaktion einmal mehr überproportional oft gerügt wurde.

2. Eisbär Knut: Die wahre Geschichte
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 14:57 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal beschäftigt er sich mit der Geschichte um Eisbär Knut: “Ausgelöst wurde der riesige Hype von einer Lüge der BILD-Zeitung – in diesem Video erzähle ich zum ersten Mal die wahre Geschichte.” Wie immer eine absolute Empfehlung!

3. Dossiers: Probleme russischer Medienschaffender
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat drei verschiedene Dossiers zur Situation von Journalistinnen und Journalisten in beziehungsweise aus Russland zusammengestellt: eines zur Militärzensur (“Militärzensur in Russland. Wie beeinflussen repressive Gesetze die Arbeit unabhängiger Medienschaffender?”, PDF), ein weiteres über den unzureichenden Schutz im Exil (“Kein Schutz im Exil. Die prekäre aufenthaltsrechtliche Lage in Drittstaaten für unabhängige Journalist*innen aus Russland”, PDF) und eines über die zunehmende digitale Überwachung (“Digital surveillance of civil society by the state in Russia as well as in exile”, englisch mit deutschen Zusammenfassungen, PDF).

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4. Hä? Krautreporter gibts immer noch?
(krautreporter.de, Leon Fryszer)
“Krautreporter”, ein durch Crowdfunding gegründetes unabhängiges Onlinemagazin, zieht nach zehn Jahren Bilanz: Die ursprünglich eingesammelten eine Million Euro wurden in unabhängigen Journalismus investiert, darunter umfassende Recherchen zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen und der Aufbau einer Genossenschaft. Wegen stagnierenden Mitgliederzahlen habe man sich jedoch Gedanken über eine mögliche Neuausrichtung gemacht und alle bestehenden Probleme in einem Hypothesen-Dokument gesammelt. Das Fazit: “Wir investieren zukünftig in Nischen.”

5. Meta verzichtet zunächst auf Einführung des KI-Assistenten in Europa
(spiegel.de)
Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, habe die Einführung seines neuen KI-Assistenten in Europa aufgrund regulatorischer Anforderungen und des Widerstands von Datenschützern vorerst verschoben. Die irische Datenschutzbehörde, die für Meta in der EU zuständig ist, habe verlangt, dass die Künstliche Intelligenz nicht mit öffentlich zugänglichen Beiträgen von Facebook und Instagram trainiert wird. Die Datenschutzorganisation noyb hatte zuvor Beschwerden in elf europäischen Ländern eingereicht und die Datenschutzbehörden aufgefordert, ein Dringlichkeitsverfahren einzuleiten.

6. Journalistinnen und Journalisten des Jahres
(ardaudiothek.de, Jörg Wagner, Audio: 1:39:16 Stunden)
Jörg Wagner hat eine Spezialausgabe des radioeins-“Medienmagazins” von der Preisverleihung “Journalistinnen und Journalisten des Jahres” der Fachzeitschrift “medium magazin” veröffentlicht. Dort kommen viele der Preisträgerinnen und Preisträger zu Wort, etwa Ina Ruck (Journalistin des Jahres), Vassili Golod (Journalist des Jahres Kategorie “Reportage national”) und Dirk Steffens (Journalist des Jahres Kategorie “Wissenschaft”).

Grenzwertige Doppelrolle, Erfolge gegen den Guru, Wer Musk hofiert

1. Blockchain-Studie: Die grenzwertige Doppelrolle eines “SZ”-Autors
(capital.de, Niklas Wirminghaus)
Offenbar durfte ein Autor in der “Süddeutschen Zeitung” ausführlich über die Blockchain-Technologie und eine Studie zum Thema berichten, obwohl er selbst Krypto-Unternehmer ist. Niklas Wirminghaus ist dem Fall nachgegangen, der für ihn eine klare Grenzüberschreitung darstellt: “Über ein Themengebiet, in dem man unternehmerisch tätig ist, parallel als Journalist zu schreiben – das verbietet sich eigentlich. Es untergräbt das Vertrauen der Leser und Leserinnen in eine unabhängige Berichterstattung.”

2. Just Love? Erfolge für den hr im Rechtsstreit gegen den Guru der Sekte Bhakti Marga
(hessenschau.de)
In der aktuellen Folge des “ZDF Magazin Royale” geht es um Guru “Vishwananda”, das Oberhaupt der Sekte “Bhakti Marga” mit Sitz in Hessen. Der Guru und dessen Machenschaften waren bereits vor zwei Jahren Thema der sechsteiligen Podcast-Serie “Just Love”. “Vishwananda” war juristisch gegen den Podcast des Hessischen Rundfunks (HR) vorgegangen. In einem “In eigener Sache” berichtet der HR nun über die bisherigen juristischen Erfolge, aber auch darüber, wie mühsam und langwierig das Ganze ist: “Einer der Gründe, warum die Rechtsstreitigkeiten nach mehr als zwei Jahren noch nicht abgeschlossen sind, ist, dass eine Vielzahl von Aussagen einzeln juristisch angegriffen wurde und das Hamburger Landgericht dazu einstweilige Verfügungen erlassen hat. Im Rechtsstreit müssen wir nun teils um jeden einzelnen Satz kämpfen, das dauert, aber es lohnt sich.”
Nachtrag: Der Rechtsanwalt des Gurus hat inzwischen mit einer Pressemitteilung auf den Beitrag des HR reagiert und sieht darin den “offenbaren Versuch einer gezielten Irreführung der Öffentlichkeit”. Das Vorgehen des Senders wirke “orientierungs- und hilflos”: “Entweder müsste die Redaktion es angesichts einer derzeit noch immer bestehenden Untersagung von 66 Behauptungen innerhalb der Berichterstattung einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt für dringend geboten erachten, journalistisch nachzuarbeiten. Oder aber der Hessische Rundfunk sollte sich entschieden gegen empfundenes Unrecht rechtlich zur Wehr setzen – was aus rechtlichen Gründen allerdings wenig erfolgversprechend ist.”

3. Wer Musk hofiert, hofiert Rechtsradikale
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Viele Politiker lassen sich gerne mit dem Tech-Milliardär Elon Musk ablichten. Damit muss Schluss sein, meint Markus Reuter: “Wir müssen Elon Musk als das sehen, was er ist: Ein Ermöglicher von Nazi-Inhalten und ein Mann, der mit seinem unglaublichen Reichtum rechtsradikales Gedankengut verstärkt, indem er eine wichtige Kommunikationsplattform so umbaut, dass der rechte und rassistische Diskurs ungestört wachsen kann.”

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4. Werdet endlich auf Tiktok aktiv!
(taz.de, Maurice Conrad)
Dass die AfD die Sozialen Medien mit weitem Abstand vor allen anderen Parteien dominiert, ist bekannt. Maurice Conrad appelliert in seiner “taz”-Kolumne nun an die Politik, der AfD nicht das Feld zu überlassen: “Liebe demokratische Politi­ker*innen: Social Media ist Arbeit. Macht euch dran – oder bezahlt jemanden dafür. Nehmt die Kommunikation euer Parteien und Fraktionen auf Tiktok genauso ernst wie die Pressearbeit auf den traditionellen Kanälen und sorgt dafür, dass ihr in Sachen Reichweite hinterherkommt.”

5. Newsletter Netzwerk Recherche 231 vom 22.03.2024
(netzwerkrecherche.org, Christian Deker)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit klaren Worten von Christian Deker zum investigativen Journalismus: “Journalismus ist kein verlängerter Arm der Strafverfolgung.” Außerdem gibt es, wie gewohnt, einen schönen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Jürgen Klopp geht erfolgreich gegen “Bunte”-Bericht vor
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, hat das Landgericht Berlin der Illustrierten “Bunte” verboten, über die privaten Wohn- und Lebensverhältnisse des Fußballtrainers Jürgen Klopp zu berichten. “Mit den untersagten Äußerungen und Bildveröffentlichungen werden dem Leser Details über die Wohnverhältnisse des Antragstellers mitgeteilt, die seine Privatsphäre betreffen”, heiße es in der Begründung des Gerichts.

Geheimniskrämerei, KI-Tools im Newsgeschäft, Investorendeal

1. Schluss mit der Geheimniskrämerei
(djv.de, Hendrik Zörner)
Wie gestern in den “6 vor 9” zu lesen war, übt die “Gesellschaft für Freiheitsrechte” scharfe Kritik am Strafverfahren gegen Arne Semsrott, Chefredakteur der Transparenzinitiative “FragDenStaat”. Die der Anklage zugrunde liegende Strafnorm sei verfassungswidrig und gehöre abgeschafft. Ähnlich sieht es der Deutsche Journalisten-Verband (DJV), der den Bundestag auffordert, den Strafrechtsparagrafen zu reformieren: “Der Paragraf 353 schränkt die Pressefreiheit ein”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Es muss Journalistinnen und Journalisten erlaubt sein, in ihrer Berichterstattung über wichtige Verfahren Gerichtsdokumente zu veröffentlichen, so lange sie die Privatsphäre Betroffener respektieren.”

2. Geplanter Investoren-Deal in der Bundesliga ist geplatzt
(dwdl.de, Alexander Krei)
Anlässlich des angekündigten Einstiegs eines Investors in die Bundesliga war es in den Fußballstadien in den vergangenen Wochen zu massiven Fanprotesten gekommen, die häufig zu Spielunterbrechungen führten. Nun wurde bekannt, dass das Präsidium der Deutschen Fußball Liga die Verhandlungen abgebrochen hat, der Investorendeal ist geplatzt. Bei “DWDL” beleuchtet Alexander Krei die Hintergründe und erklärt, wer vom Abbruch profitiert, und welche Auswirkungen der TV-Deal gehabt hätte.

3. Von Antwortgeber bis Zukunftshoffnung: KI-Tools im Newsgeschäft.
(turi2.de, Anne-Nikolin Hagemann)
Im Rahmen der Themenwoche “KI in der Kommunikation” hat sich Anne-Nikolin Hagemann für “turi2” angeschaut, wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Newsgeschäft funktionieren kann: bei “Zeit Online”, dem redaktionellen Helfer “AI Buddy” und der News-App “Azernis”.

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4. Die digitale Schmuddelecke
(taz.de, Livio Koppe)
Sexistische Inhalte, die vor allem Frauen beleidigen, seien auf TikTok derzeit in Mode, hat Livio Koppe beobachtet und fordert einen “Frühjahrsputz”: “Und wenn man schon dabei ist, kann man auch gleich ekelhafte Ausdrücke wie ‘Body-Count’ – diese Bezeichnung kommt ursprünglich aus der Militärsprache und steht für getötete Feinde – und ähnliches in den Mülleimer kicken.”

5. Proteste beim Berliner Tagesspiegel
(verdi.de)
Wie die Gewerkschaft Verdi mitteilt, haben sich am Dienstag mehr als 100 Beschäftigte des Berliner “Tagesspiegel” an einer Protestaktion vor dem Verlagsgebäude beteiligt: “‘Keine Tageszeitung ohne uns’ und ‘Tarifvertrag einhalten’ skandierten die Verlagsangestellten und Redakteur*innen und diskutierten bei Laugenstangen und Blutmandarinen in der aktiven Mittagspause am Askanischen Platz vor dem Verlagsgebäude.”

6. Honorarreport 2024: Bitte spendet Daten
(freischreiber.de)
Der Berufsverband Freischreiber setzt sich seit 2008 für die Interessen freier Journalistinnen und Journalisten ein, unter anderem für bessere Honorare. Für die Aktualisierung seiner Honorardatenbank bittet der Verband um Unterstützung: “Damit der Honorarreport Wumms bekommt, brauchen wir eure Daten, viele Daten. Nur so können wir Ungerechtigkeiten sichtbar machen und Argumente für faire Honorare liefern.”

Angriff auf Reporter, Zensur oder verpasste Chance?, Förderung

1. Erneut Angriff auf Reporter
(taz.de)
Wie die “taz” berichtet, wurde ein Journalist der “Ostthüringer Zeitung” bei einer AfD-Veranstaltung in Thüringen bedroht und angegriffen. Außerdem habe er in allen vier Reifen seines Autos Schrauben bemerkt, die bis zum Kopf eingedreht gewesen seien. Bereits im August 2022 war derselbe Journalist vom damaligen Bürgermeister der thüringischen Kleinstadt Bad Lobenstein angegriffen worden. Der Deutsche Journalisten-Verband Thüringen, die Landespressekonferenz und die Thüringer Landesregierung verurteilen den aktuellen Vorfall scharf.

2. Die ARD setzt israelkritischen Film ab: Vorsicht? Angst? Oder doch Zensur?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In einem Text für den “Spiegel” hat Arno Frank die Absetzung des preisgekrönten palästinensischen Films “Wajib” durch die ARD mit deutlichen Worten kritisiert: “Eine Zensur findet statt” (nur mit Abo lesbar). Beim “Tagesspiegel” hat sich nun Joachim Huber mit der Absetzung des Films sowie mit Franks Kritik auseinandergesetzt. Eine Zensur könne Huber darin nicht erkennen, wohl aber eine verpasste Chance: “Die ARD, eine öffentlich-rechtliche Institution, hätte die Gelegenheit nutzen sollen, den Film zu zeigen und gleichzeitig in eine Diskussion einzubetten. Erst ‘Wajib’, dann ‘hart aber fair’.”

3. Journalismus-Förderung: Die Ausgangsthesen sind falsch
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Bezugnehmend auf einen “Spiegel”-Gastbeitrag von Sebastian Turner (nur mit Abo lesbar), kritisiert Peter Stawowy die bisherigen Ansätze der Journalismusförderung in Deutschland. Er argumentiert, dass diese auf falschen Annahmen beruhten, insbesondere auf der Vorstellung, es fehle an lokalen Informationsangeboten. Stawowy hält sowohl die staatliche Presseförderung als auch konkrete Vorschläge für unzureichend: “Die Ausgangsthese ist falsch. Wir haben nicht zu wenige Informations-Angebote im lokalen Bereich. Wir haben zu wenig Journalismus, der sich kritisch und distanziert mit staatlichem und institutionellem Handeln auseinandersetzt.” Er prognostiziert, dass es keinen wirtschaftlich erfolgreichen Lokaljournalismus mehr geben wird, sondern dass sich die Menschen ihre lokalen Informationen selbst suchen und verbreiten werden.
Weiterer Lesehinweis: Macht endlich gemeinnützigen Journalismus möglich: “Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag versprochen, gemeinnützigen Journalismus zu ermöglichen. Doch bei der aktuellen Reform der Gemeinnützigkeit stockt es – ein fataler Fehler für unsere Demokratie.” (correctiv.org, David Schraven)

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4. Dein Bild als Beute
(netzpolitik.org, Vincent Först)
Vincent Först hat für netzpolitik.org aufgeschrieben, wie Menschen auf der Jagd nach authentischen Inhalten für ihre Social-Media-Kanäle die Privatsphäre und die Rechte ihrer Mitmenschen missachten. Das könne im Prinzip jeden treffen, so Först: “Selbst diejenigen, die sich den sozialen Medien entziehen, laufen Gefahr, von Creator:innen zu Subjekten ebendieser gemacht zu werden. So entsteht eine neue Form der privaten Überwachung. Dahinter stehen nicht wie üblich datenhungrige Konzerne oder Sicherheitsbehörden, sondern Menschen mit gezückten Smartphones, die jederzeit auf ‘Record’ drücken können, um uns ihrem ‘Content Gaze’ zu unterwerfen.”

5. Corona-Untersuchungsausschuss – Landtag empört über Nordkurier-Berichte
(nordkurier.de)
Die Berichterstattung des “Nordkuriers” über den Corona-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags führte zu einer ungewöhnlichen Beanstandung durch die Landtagsverwaltung. Hauptkritikpunkte seien Zitate aus vertraulichen Ausschussdokumenten und die namentliche Nennung einer Virologin, die mit Christian Drosten in Verbindung gebracht wurde. Der “Nordkurier” verteidigt seine Berichterstattung und veröffentlicht sowohl das Beschwerdeschreiben der Landtagsverwaltung als auch die eigene Antwort darauf.

6. Musk verschreckt weitere große Werbekunden
(spiegel.de)
Wie der “Spiegel” berichtet, haben große Werbekunden wie Apple und Disney nach einem Eklat um Antisemitismus und Nazi-Inhalte auf Elon Musks Plattform X (vormals Twitter) die dortige Schaltung von Werbung gestoppt. Die Werbetreibenden würden damit auf Berichte reagieren, nach denen ihre Anzeigen neben Nazi-Posts und antisemitischen Äußerungen erschienen, woraufhin X behauptete, Marken nicht “aktiv neben dieser Art von Inhalten” zu platzieren. Zusätzlich zu dieser Kontroverse habe Musk selbst für Aufsehen gesorgt, indem er einen antisemitischen Post billigte, was unter anderem vom Weißen Haus scharf kritisiert wurde.

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