Gelöschte “Welt”-Umfrage, Unsportlich, Interview-Autorisierung

1. Ja, die Welt hat eine Umfrage, bei der die AfD 70 Prozent erreichte, gelöscht
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
In den Sozialen Medien kursiert ein Screenshot, laut dem bei einer Umfrage der “Welt” zur Europawahl 70 Prozent der Befragten für die AfD gestimmt hätten. Die Grafik ist echt, die Umfrage aber gelöscht. Gabriele Scherndl erläutert die Hintergründe zu der Befragung, bei der es einen “Verdacht auf ‘möglichen Missbrauch’ gegeben habe”.
Dazu auch ein Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Genauso wenig kann es doch angehen, dass man derartige Umfragen mal stehen lässt, wenn einem das Ergebnis in den Kram passt, und andere löscht, wenn nicht – obwohl beide unseriös oder unsauber sind. Das ist doch purer Opportunismus. Entweder man bekennt sich klar zu sauberen, repräsentativen Methoden – oder, naja, man lässt es ganz bleiben. Was übrigens mein abschließender Rat wäre, also das Bleibenlassen.”

2. Gesagt ist gesagt
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Die “Bild”-Redaktion habe angekündigt, Interviews mit Politikerinnen und Politikern nicht mehr von den Interviewten autorisieren zu lassen, so dass künftig das gesprochene Wort unverändert gelten soll. Diese Entscheidung solle die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung erhöhen, stoße aber auch auf Kritik, da die Autorisierung oft helfe, Missverständnisse aufzuklären und Aussagen in den richtigen Kontext zu stellen. Kritiker würden befürchten, dass ohne Autorisierung die Qualität und die Genauigkeit der Berichterstattung leiden könnte.

3. Wir brauchen eine andere Berichterstattung nach Wahlen
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband)
Deutschlandfunk-Kolumnistin Marina Weisband hat genug von den Fernsehsendungen unmittelbar nach einer Wahl: “Wissen Sie, wessen Meinung mich am Wahlabend noch mehr interessiert als die Meinung der Leute, deren Karrieren offensichtlich von diesen Ergebnissen abhängen? Die Menschen, deren Leben von diesen Ergebnissen abhängen.”

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4. So viel öffentliches Geld bekamen Medien 2023
(kobuk.at, Yilmaz Gülüm)
Österreichische Medien hätten im vergangenen Jahr deutlich weniger öffentliche Mittel erhalten als im Jahr zuvor. “Gleichzeitig mussten in diesem Jahr viele Medien einmal mehr Personal abbauen. Das zeigt, wie schwierig es geworden ist, schwarze Zahlen zu schreiben. Und auch, wie wichtig öffentliche Gelder für das Überleben mittlerweile sind.” Yilmaz Gülüm hat die wichtigsten Zahlen zusammengefasst und übersichtlich aufbereitet.

5. HR plant massive Kürzungen bei seinen Radiosendern
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” berichtet, plant der Hessische Rundfunk deutliche Einsparungen bei seinen Hörfunkprogrammen und will sich künftig auf die Primetime am Morgen konzentrieren. Der öffentlich-rechtliche Sender könnte stärker auf Kooperationen und die Nutzung bereits vorhandener Inhalte setzen. Entlassungen seien vorerst nicht geplant, jedoch langfristige Veränderungen und eine Reduzierung auf nur noch drei Vollprogramme mit eigenproduzierten Inhalten nach 2028.

6. Unsportlich! So wird über Athletinnen berichtet
(genderleicht.de, Kerstin Börß)
Kerstin Börß hat untersucht, wie über Sportlerinnen in Medien berichtet wird und wie Frauenthemen in der Sportberichterstattung behandelt werden. Dabei hat sie vier Artikel herausgesucht, die besonders gut als Beispiele für eine verfehlte Berichterstattung dienen können.

KI-Beta-Phasen, Sprachregelung, Verlegersorge vor Tech-Giganten

1. “Wir sind überall in Beta-Phasen”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Kathi Preppner hat sich angeschaut, wie in Deutschlands Redaktionen mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) umgegangen wird. Es werde derzeit viel ausprobiert, wobei Johannes Schmid-Johannsen, SWR-Datenjournalist, das große Dilemma vieler Medienhäuser ganz gut auf den Punkt bringt: “Unser größtes Risiko mit KI ist, Vertrauen beim Publikum zu verspielen. Das zweitgrößte, den Anschluss zu verpassen. Die KI-Testphase bewegt sich zwischen diesen beiden Herausforderungen.”

2. Wie Medien Parteien am rechten Rand bezeichnen
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein, Text & Audio: 6:00 Minuten)
“Wer hat nun bei der Europawahl in Frankreich gewonnen – eine ‘Rechtsextreme’ oder eine ‘Rechtspopulistin’? Und was ist mit der AfD?” Im Deutschlandfunk hat sich Isabelle Klein mit dem Politologen Marcel Lewandowsky über die Frage unterhalten, wie Medien Parteien am rechten Rand bezeichnen sollten.

3. Kerngesellschaft der Weltbild-Gruppe meldet Insolvenz an
(wiwo.de, Henryk Hielscher)
Vor einigen Jahren noch war die Weltbild-Gruppe ein mächtiges Medienunternehmen mit florierendem Versandhandel und über ganz Deutschland verstreuten Buchclub-Filialen. Zehn Jahre nach der ersten Insolvenz müsse nun auch die Kerngesellschaft der Weltbild-Gruppe Insolvenz anmelden, berichtet die “Wirtschaftswoche”. Jetzt gehe es auch darum, die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu organisieren.

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4. Mit Zeitschriften gegen Spaltung
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel berichtet vom Kongress des Medienverbands der Freien Presse (MVFP) in Berlin, auf dem sich der MVFP-Vorstandsvorsitzende Philipp Welte besorgt über die wachsende Marktmacht von Tech-Giganten wie Google und TikTok zeigte: “Im Zeitalter der Plattformökonomie ist die digitale Dimension unserer Märkte weitgehend in der Hand internationaler Technologiekonzerne, die unsere Wertschöpfung komplett den Gesetzen ihrer eigenen Monetarisierung unterwerfen.”

5. Medienhüter beanstanden Werbeverstoß im RTL-Dschungelcamp
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL”berichtet, hat die niedersächsische Landesmedienanstalt eine Split-Screen-Werbung im Umfeld der RTL-Show “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” beanstandet, weil die Werbekennzeichnung zu spät erfolgt sei. RTL verzichtete auf eine gerichtliche Überprüfung der Beanstandung und akzeptierte die formale Bewertung der Medienanstalt, zeigte sich darüber hinaus aber wenig schuldbewusst: “Gleichwohl bedauern wir, dass die Medienanstalten bei dieser innovativen Werbeform, die unserer Auffassung nach für den Zuschauer als solche gut erkennbar war, zur Annahme eines Werbeverstoßes gelangt sind.”

6. Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost bekommen neues Format
(faz.net)
Die Funke Mediengruppe stellt das “Hamburger Abendblatt” ab August vom aktuellen nordischen auf das kleinere rheinische Format um. Grund dafür sei die Schließung der Nord-Druckerei in Ahrensburg, die noch in diesem Format druckte. Auch die “Berliner Morgenpost” werde in einigen Monaten auf das kleinere Format umgestellt. Ziel sei es, IT-Prozesse zu vereinfachen und Kosten zu sparen.

Verwirrender Wahlabend, Spagat, Verspätetes Hinweisgebersystem

1. Wie verwirrend kann so ein Wahlabend sein?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:05 Minuten)
Aus aktuellem Anlass hat Holger Klein die neueste Ausgabe des “Übermedien”-Podcasts vorgezogen und unterhält sich mit dem Politikwissenschaftler und Wahlforscher Thorsten Faas über die Berichterstattung rund um die Europawahl. Faas ist einigermaßen frustriert: “Es sei fast gar nicht um Europa gegangen, sondern vor allem um Bundespolitik und die Frage, was das Ergebnis für die Ampel bedeutete.”

2. Wer für rechts­ex­t­reme Medien arbeitet, ist nicht ver­fas­sung­s­treu
(lto.de, Luisa Berger)
Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hat entschieden, dass eine Lehramtsreferendarin, die für das rechtsextreme Magazin “Compact” gearbeitet hat, wegen mangelnder Verfassungstreue aus dem Beamtenverhältnis entlassen werden darf. Die Referendarin hatte unter falschem Namen und mit Perücke für den Nachrichtenkanal von “Compact” moderiert und dabei verfassungsfeindliche Inhalte verbreitet. Ihre Argumente, sie habe aus Geldnot gehandelt und die extremistischen Inhalte nicht gekannt, ließ das Gericht nicht gelten und wertete ihr Handeln als arglistige Täuschung.

3. Russland weist österreichische Journalistin aus
(faz.net)
Als Reaktion auf den Entzug der Akkreditierung eines russischen Korrespondenten in Österreich hat Russland einer österreichischen Journalistin die Akkreditierung entzogen und sie zur Ausreise aufgefordert. Von russischer Seite habe es dazu geheißen: “Im Einklang mit den Grundsätzen der Medienfreiheit und auf der Grundlage der Gegenseitigkeit werden wir bereit sein, die Möglichkeit der Akkreditierung neuer ORF-Mitarbeiter in Russland zu prüfen, sobald die österreichische Regierung die Voraussetzungen für die Arbeit russischer Medienvertreter geschaffen hat und das Tass-Korrespondentenbüro in Wien wieder voll einsatzfähig ist.”

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4. Journalisten dürfen mithören
(taz.de, Christian Rath)
Wie Christian Rath in der “taz” berichtet, hat der Bundestag beschlossen, internationalen Medien den Zugang zu Prozessen gegen Folterer, Kriegsverbrecher und Völkermörder zu erleichtern. Journalistinnen und Journalisten haben nun ein Recht auf Übersetzungen und dürfen die Prozesse aufzeichnen. Außerdem können Medien auf eigene Kosten Dolmetscher engagieren und wichtige Urteile sollen künftig auch auf Englisch veröffentlicht werden.

5. Hinweisgebersystem geht verspätet online
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Hinweisgebersystem für die Fußball-Europameisterschaft ist online gegangen. Viel zu spät, findet Sophie von Waitz von Reporter ohne Grenzen (ROG): “Wir begrüßen sehr, dass der Meldekanal für die Fußball-EM nun endlich online ist. Allerdings kommt die Eröffnung des Kanals viel zu spät. Es war schon bei der Vergabe der Spiele vor sechs Jahren klar, dass die Veranstalter einen Meldekanal einrichten müssen.” Ein anonymes Hinweisgebersystem sei “nicht nur wichtig, um Berichte von Whistleblowern zu ermöglichen”, schreibt ROG, “auch Journalistinnen und Journalisten nehmen oft hohe Risiken auf sich, um Korruption und Machtmissbrauch im Spitzensport an die Öffentlichkeit zu bringen.” Mit dem Meldekanal der EM “können sich Medienschaffende nun zumindest gegen Repressionen absichern. Denn das Hinweisgeberschutzgesetz greift häufig nur, wenn Whistleblower einen Hinweis an einen nicht-öffentlichen Meldekanal abgeben, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen.”

6. Das Erste: Wie viel Streaming verträgt das Hauptprogramm?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Bei “DWDL” kommentiert Alexander Krei den schwierigen “Spagat” zwischen dem linearen ARD-Hauptprogramm Das Erste und der immer wichtiger werdenden ARD-Mediathek: “Es ist ein Spagat, der dem ZDF bislang augenscheinlich besser gelingt. Denn während die Mainzer ihre linearen Marktanteile zuletzt sogar noch leicht ausbauen konnten, fiel Das Erste nach einem zwischenzeitlichen Januar-Hoch jüngst wieder auf weniger als zwölf Prozent zurück.”

Parteiwerbung und Wahlrunden, Fluchtberichterstattung, Gurken

1. Warum läuft auf öffentlich-rechtlichen Sendern Parteiwerbung?
(uebermedien.de, Holger Klein, 22:31 Minuten)
In der aktuellen Folge des “Übermedien”-Podcasts spricht Holger Klein mit dem Medienjournalisten Stefan Fries über Parteienwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: “Warum müssen die Sender den Parteien für so etwas kostenlose Sendeplätze bieten? Wo ist das geregelt? Können sie die Ausstrahlung bestimmter Inhalte verweigern? Und wie wird eigentlich festgelegt, welche Partei wie viele Sendeplätze bekommt?”

2. Wie werden Europawahlrunden besetzt?
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers, Audio: 41:18 Minuten)
Der Deutschlandfunk-Podcast “Nach Redaktionsschluss” beschäftigt sich mit den Diskussionsrunden im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur Europawahl und der Frage: Wie werden diese Runden besetzt? Mit Moderator Martin Krebbers diskutieren: ein Deutschlandfunk-Hörer, die Wahlforscherin Julia Reuschenbach und der ehemalige ZDF-Chefredakteur Peter Frey.

3. Einwanderung: Mal gut, mal schlecht? So unterschiedlich berichtete die Bild-Zeitung 2015 und 2022 über Geflüchtete
(de.ejo-online.eu, Melissa Leonhardt)
Die “Bild”-Zeitung habe im Jahr 2022, als viele Menschen aus der Ukraine nach Deutschland kamen, deutlich positiver über Geflüchtete berichtet als im Jahr 2015, in dem oft von einer “Flüchtlingskrise” die Rede war. Das ist das Ergebnis einer Analyse im Rahmen einer Bachelorarbeit. Melissa Leonhardt fasst ihre wichtigsten Daten und Erkenntnisse zur Fluchtberichterstattung der “Bild”-Zeitung zusammen.

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4. Wie überlebt eigentlich ein Fußballreporter in der Provinz?
(turi2.de, Florian Reis)
Der Sportjournalist Florian Reis schreibt über seine Liebe zum Sportjournalismus, aber auch darüber, warum er anderen vom Berufseinstieg eher abrät: “Man muss eine Menge investieren, bevor man irgendwann mal ausreichend etwas zurückbekommt. Vor allem Geld. Das Business ist hart umkämpft. Und man konkurriert auch mit Menschen, die das Ganze nur nebenberuflich und oft gegen schlechte Bezahlung machen. So etwas ist in anderen Berufen undenkbar.”

5. Bitte entfernen
(zeit.de, Eva Ricarda Lautsch)
Avital Grinberg und die Organisation HateAid haben eine Klage gegen die Plattform X/Twitter eingereicht, um das Unternehmen zur konsequenten Entfernung von Hassreden zu zwingen. Sie argumentieren, dass die Verbreitung antisemitischer und rassistischer Inhalte auf X, insbesondere seit der Übernahme durch Elon Musk, zugenommen hat und dass diese Inhalte die demokratische Diskussionskultur gefährden. Eva Ricarda Lautsch ordnet den Fall ein und kommentiert mit Blick auf das derzeit zuständige Berliner Landgericht: “Juristisches Neuland ist mit diesen Richtern wohl eher nicht zu beschreiten.”

6. Gewürzgurken trenden im Netz
(taz.de, Franziska Betz)
Franziska Betz schreibt bei taz.de über Food-Trends in den Sozialen Medien: “Während ich diesen Text schreibe, verabschiedet meine Kollegin sich zum Mittagessen mit ihrer Tochter. Sie hat ihr versprochen, ihr zum Nachtisch eine Zimtschnecke von einer bekannten Kette zu kaufen, die erst zwei Tage zuvor in der Stadt eröffnet hat. Die Schnecken kosten um die 5 Euro und es gibt sie mit vielen unterschiedlichen Füllungen, von Himbeere bis Pistazie. Ihren Erfolg verdanken sie viral-pastelligem Marketing auf Instagram.”

KW 23/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Augen auf! Wie FaktencheckerInnen mit Logik und Spürsinn Fakes entlarven
(youtube.com, Stefan Voß, Video: 28:57 Minuten)
Stefan Voß ist Leiter der Abteilung Verifikation bei der Deutschen Presse-Agentur. In seinem Vortrag auf der diesjährigen re:publica erklärt er, wie Faktencheckerinnen und -checker Falschinformationen mithilfe von Logik und Spürsinn identifizieren und entlarven. Er stellt praktische Beispiele sowie ein Schulungsprojekt namens “Factcheck 24” vor, das in Zusammenarbeit mit der Google News Initiative entwickelt wurde und Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz trainiert. Voß betont die Bedeutung von kritischem Denken und visueller Analyse bei der Überprüfung von Informationen und demonstriert Techniken zur Erkennung von manipulierten Inhalten und KI-generierten Fälschungen.

2. Erfolgreich mit Medien
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio, Teil 1: 20:54 Minuten & Teil 2: 17:52 Minuten)
Die Johann Oberauer GmbH ist im deutschsprachigen Medienjournalismus stark vertreten und publiziert eine Vielzahl bekannter Titel wie “kress pro”, “PR Report”, “medium magazin”, neuerdings auch “Meedia” sowie “turi2”. Christian Jakubetz hat Verleger Johann Oberauer zu einem ausführlichen Gespräch getroffen. Im ersten Teil des Interviews geht es um Oberauers Geschäftsmodell, den digitalen Wandel und dessen Kosten. Im zweiten Teil sprechen Oberauer und Jakubetz darüber, welche Ziele der 65-jährige Verleger noch verfolgt und wie er sich die Weiterentwicklung seines Verlages vorstellt.

3. Wie steht es um den Journalismus in Deutschland?
(youtube.com, Wiebke Loosen & Anna von Garmissen, Video: 29:16 Minuten)
Der Vortrag von Wiebke Loosen und Anna von Garmissen behandelt die Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung zur Lage des Journalismus in Deutschland. Journalistinnen und Journalisten würden zunehmend unter Stress und Anfeindungen leiden. Außerdem geht es um die Herausforderungen und Sorgen junger Medienschaffender, die häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen stecken und um ihre Arbeitsplätze bangen.

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4. Woher stammen die Probleme beim MDR?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 26:57 Minuten)
Alexander Matzkeit hat sich mit dem Dresdner Medienjournalisten Peter Stawowy über die derzeitigen Diskussionen beim öffentlich-rechtlichen MDR unterhalten. Es geht unter anderem um “potenziell demokratiegefährdende Sparpläne, Kritik wegen hoch bezahlter Programmdirektoren und eine kriminelle Vergangenheit”. Statt der üblicherweise im Podcast präsentierten Medienkritik ließ sich Matzkeit auf der re:publica von Medienkennerinnen und -kennern fünf Programmempfehlungen geben.

5. Günther Jauch über Gottes großen Zoo im TV, Fake News und wie lange es WWM noch geben wird
(youtube.com, Thomas Lückerath, Video: 35:09 Minuten)
“Die ständige Gratwanderung zwischen Unterhaltung und Information war mein Ding”. TV-Allrounder Günther Jauch spricht im Interview mit “DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath über seine Erfahrungen und Herausforderungen im dualen Rundfunksystem, insbesondere über die Unterschiede und Vorteile von öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen. Er reflektiert seine erfolgreiche Zeit bei “Wer wird Millionär?” und seine kritischen Erfahrungen mit der ARD, einschließlich der Einschränkungen seiner journalistischen Unabhängigkeit.

6. Über den Schriftsteller Erich Kästner und die Bücherverbrennung durch die Nazis 1933
(riffreporter.de, ⁠⁠⁠⁠⁠⁠Tobias Sauer⁠⁠⁠⁠, Audio: 37:05 Minuten)
Der Podcast “Über Geschichte” beleuchtet das Leben des Schriftstellers Erich Kästner, der vor 125 Jahren geboren wurde und vor 50 Jahren starb. Kästner, der als Moralist die Gesellschaft beobachtete und beschrieb, musste 1933 hilflos mit ansehen, wie seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt wurden.

Legaler Link, Forderung gegen Forderungen, Dreckschleuder

1. Sieg für die Pressefreiheit
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Wie netzpolitik.org berichtet, wurde der Journalist Fabian Kienert vom Landgericht Karlsruhe freigesprochen. Er habe mit der Verlinkung auf die Seite linksunten.indymedia.org nichts Verbotenes getan. Der Freispruch sei allerdings noch nicht rechtskräftig. Kienerts Schlusswort fällt trotz des Freispruchs etwas bitter aus: “Leider lässt sich der Großteil des Schadens nicht mehr korrigieren. Die Hausdurchsuchung mit ihren Konsequenzen und mit ihrer einschüchternden Wirkung auf die Arbeit von zahlreichen Journalist:innen, insbesondere in freien Radios, hat stattgefunden”.
Dazu ein Hörtipp aus dem Mai: In der ersten Folge des Doku-Podcasts “Systemeinstellungen” geht es um die Geschichte hinter den Razzien bei Radio Dreyeckland (netzpolitik.org, Anna Biselli & Chris Köver & Ingo Dachwitz & Sebastian Meineck, Audio: 49:43 Minuten)

2. Ich fordere: Der Forderungsjournalismus muss sterben!
(uebermedien.de, Arne Semsrott)
“Übermedien” veröffentlicht einen Auszug aus dem neuen Buch “Machtübernahme – Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren? Eine Anleitung zum Widerstand” von Arne Semsrott. Er schreibt darin unter anderem über “Forderungsjournalismus” am Beispiel von CDU-Politiker Jens Spahn: “Wenn ein Politiker etwas fordert, ist das in der Regel erst mal keine Nachricht. Vor allem – aber nicht nur -, wenn diese Person Jens Spahn ist. Die Forderung kann zu einer Nachricht werden, wenn dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: wenn die Forderung politisch relevant ist und wenn die fordernde Person bestimmte Kompetenzen im Hinblick auf diese besitzt. Eine Forderung kann auch dadurch politisch relevant sein, dass ein Politiker einer demokratischen Partei eine menschenfeindliche Forderung stellt. In jedem dieser Fälle müssen Forderungen aber eingeordnet und kontextualisiert werden. Das dauert zwar länger und macht eine Meldung möglicherweise nicht exklusiv, aber dafür besser.”

3. Die Dreckschleuder der Geschassten
(taz.de, Andreas Speit)
Wie Andreas Speit berichtet, bietet das Online-Magazin “Deutschland Kurier” den umstrittenen AfD-Europawahlkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron trotz ihrer Verbindungen zu China und Russland sowie eines Auftrittsverbots durch die AfD-Spitze weiterhin eine Plattform für den Wahlkampf. Speit hat sich angesehen, wer und was hinter dem “Deutschland Kurier” steckt und mit welchen Themen dort Stimmung gemacht wird.

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4. Mit einem 12-Punkte-Plan gegen Desinformation
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem “New Deal für das Recht auf Information” (PDF, englisch) formuliert die Organisation Reporter ohne Grenzen zwölf Vorschläge, wie die EU den Zugang zu verlässlichen Informationen fördern kann. Die Ideen umfassen die Förderung von Qualitätsjournalismus, die Schaffung eines gemeinwohlorientierten digitalen Raums und den Schutz kritischer Stimmen. Zu den Maßnahmen gehören außerdem die Priorisierung verlässlicher Quellen auf Online-Plattformen, die Einführung einheitlicher Regeln für alle Medien und der verstärkte Schutz von Medienschaffenden vor Überwachung und Bedrohung.

5. Datenschützer legen Beschwerde gegen Meta wegen KI-Trainings mit Nutzerdaten ein
(spiegel.de)
Die Datenschutzorganisation Noyb habe in elf europäischen Ländern Klagen gegen Meta eingereicht, um das Unternehmen dazu zu zwingen, vor der Verwendung von Nutzerdaten für das Training von KI-Systemen die ausdrückliche Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer einzuholen. Noyb argumentiere, dass die derzeitige Praxis des Mutterkonzerns von Facebook und Instagram gegen die Datenschutz-Grundverordnung verstoße, da lediglich eine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt werde. Meta hingegen halte die eigene Praxis für rechtmäßig und berufe sich auf ein berechtigtes Interesse.
Weiterer Lesetipp: Ihre Daten bei Facebook und Instagram für KI: So widersprechen Sie (verbraucherzentrale.de).

6. “Der nächste Quantensprung kommt”
(journalist.de, Jan Freitag)
Jan Freitag hat mit ZDF-Sportchef Yorck Polus über die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen. Polus geht auf den technischen Fortschritt im Sportjournalismus ein und betont die Notwendigkeit von Qualität im Kampf gegen Falschmeldungen. Zum Thema Künstliche Intelligenz sagt er: “Das ist Wahnsinn, was da auf uns zurollt! Das menschlich zu händeln, wird die große journalistische Herausforderung der nächsten Jahre sein. Denn Sie sehen ja jetzt schon, wie schwer es ist, manipulierte Bilder ohne technisches Equipment von echten zu unterscheiden.”

BSW in “Wahlarena”, 11 Jahre nach Snowden, Bookstagram-Berühmtheit

1. BSW darf in die “Wahlarena”
(taz.de)
Vergangenen Freitag hatten wir in den “6 vor 9” unter Hinweis auf einen Artikel der “FAZ” geschrieben: “Das Verwaltungsgericht Köln hat entschieden, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nicht zur ARD-Sendung ‘Wahlarena 2024 Europa’ eingeladen werden muss, da der zuständige WDR das Recht habe, die Diskussionsteilnehmer selbst zu bestimmen.” Diese Entscheidung wurde nun vom Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster aufgehoben – das BSW darf in die “Wahlarena”.

2. 11 Jahre nach Snowden: Weiter systematische staatliche Verfolgung von Whistleblowern aus Militär und Geheimdiensten
(whistleblower-net.de)
Vor elf Jahren veröffentlichten die “Washington Post” und der “Guardian” Geheimdienstdokumente, die Edward Snowden zuvor Journalistinnen und Journalisten zugespielt hatte. Anlass für das “Whistleblower-Netzwerk”, an die damit verbundene Thematik zu erinnern und dabei auf eine Lücke im Whistleblower-Schutzgesetz hinzuweisen, die die Bereiche der nationalen Sicherheit und der Nachrichtendienste vom Anwendungsbereich des Gesetzes ausnimmt.

3. Verhaftet für die Wahrheit? Frankreichs Pressefreiheit unter Druck
(de.ejo-online.eu, Leon Müller & Theo Steinbach)
Leon Müller und Theo Steinbach sehen die Pressefreiheit in Frankreich auf vielfältige Weise geschwächt und gefährdet: “Rechtskonservative Milliardäre, wie Bolloré, versuchen, ein Medienimperium zu schaffen. Das Vertrauen in die Medien ist gering, während es häufiger zu Gewalt gegenüber Journalist:innen kommt. Zudem ist die Frage, in welchen Fällen Journalist:innen ausspioniert werden dürfen, nicht endgültig geklärt.”

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4. “Der Beruf des Journalisten hat an Glamour verloren”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Beim “Fachjournalist” spricht Helene Endres, Leiterin des “Spiegel”-Ressorts Job und Karriere, über die Veränderungen und Herausforderungen im Journalismus, darunter die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die Bedeutung von Diversität in Redaktionen. Sie betont, dass Arbeit ein zentraler Bestandteil der Identität ist und plädiert für flexible Arbeitsmodelle wie die Vier-Tage-Woche. Endres reflektiert auch über ihre eigene Karriere, den Wandel in der Medienbranche und die Notwendigkeit, journalistische Unabhängigkeit und ethische Standards zu wahren.

5. Wo bleibt das Sommerloch?
(freischreiber.de)
Im Juni-Newsletter des Berufsverbands freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber werden wichtige Entwicklungen in der Medienlandschaft zusammengefasst, Fortbildungen, Stipendien und Preise vorgestellt sowie kommende Veranstaltungen angekündigt.

6. Klaus Willbrand: Deutschlands berühmtester Bookstagrammer ist 82
(web.de, Isabella A. Caldart)
Isabella A. Caldart hat sich mit dem Social-Media-Phänomen Klaus Willbrand unterhalten: “Der 1941 geborene Antiquar aus Köln hat innerhalb von nur zwei Monaten über 23.000 Followerinnen und Follower auf TikTok und sogar über 63.000 auf Instagram gesammelt, was ihn zu einem der größten Bookstagrammer im deutschsprachigen Raum macht.”

Betreten erlaubt, Doppelgänger und Deepfakes, Zwangswerbepausen?

1. Journalist:innen dürfen Unterbringungseinrichtungen für Flüchtlinge in NRW betreten
(djv-nrw.de)
“Journalist:innen dürfen Einrichtungen betreten, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Die Betreiber können ihnen die Recherche nur in begründeten Einzelfällen verweigern”, berichtet der Deutsche Journalisten-Verband Nordrhein-Westfalen. Dies habe das Verwaltungsgericht Düsseldorf in einem Vermerk festgehalten, nachdem ein freier Journalist gegen die Verweigerung des Zutritts zu einer zentralen Unterbringungseinrichtung geklagt hatte.

2. Von Doppelgängern und Deep Fakes
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz & Sören Brinkmann, Text und Audio: 23:00 Minuten)
Vor den anstehenden Europawahlen sind zahlreiche Desinformationen, darunter Deepfakes und Fake News, im Umlauf, was die EU-Kommission als wachsendes Problem erkenne. Der Politikwissenschaftler Andreas Jungherr gibt im Deutschlandfunk jedoch zu Bedenken, dass entsprechende Warnungen unerwünschte negative Effekte haben könnten: “Wir sehen, dass die Warnung vor Desinformation den Effekt haben kann, den die fleißigen Warner vor Desinformationen immer den negativen Kommunikatoren zuschieben, nämlich unsere Demokratie zu schädigen, Demokratiezufriedenheit zu schädigen.”

3. Der Medien-Doktor KI
(medien-doktor.de)
Beim “Medien-Doktor” ist man damit beschäftigt, einen systematischen Kriterien- und Fragenkatalog für die Recherche über KI-Anwendungen, -Produkte oder -Dienstleistungen zu entwickeln. Bis es soweit ist, gibt es eine Seite mit “Tipps für Journalisten und Kommunikatorinnen zur Berichterstattung über Anwendungen und Produkte, die auf Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen basieren”.

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4. “Die Zuschauer:innen sollen selbst mitkuratieren”
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Im Gespräch mit Leonhard Dobusch plädiert der Filmemacher Andreas Scheffer für eine bessere Kuratierung öffentlich-rechtlicher Inhalte: “Es geht darum, aus bereits hergestellten Produkten weitere Nutzungen zu generieren, ähnlich wie ein DJ aus bekannten und unbekannten Songs die Erzählung eines Abends formt. Wenn man in diese Richtung denkt, ergeben sich ziemlich aufregende Möglichkeiten, sowohl für die Sender als auch für die Zuschauer:innen.”

5. Rundfunkräte fordern sichere Finanzierung
(verdi.de)
Verschiedene Senderverantwortliche von ARD und ZDF haben sich in einem gemeinsamen Appell an die Landesregierungen gewandt, in dem sie darum bitten, die Empfehlungen der zuständigen KEF zur Anpassung des Rundfunkbeitrags zeitgerecht umzusetzen: “Eine Aushöhlung des rechtsstaatlich festgelegten Verfahrens hilft vor allem den Gegnern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.”

6. Instagram testet Zwangswerbepausen
(spiegel.de)
Instagram teste derzeit erzwungene Werbepausen, bei denen das Scrollen unterbrochen werde, um kurze Werbespots abzuspielen. “Wir testen ständig Formate, die einen Mehrwert für Werbetreibende bieten”, habe die Pressestelle erklärt. Die Nutzerinnen und Nutzer seien von dem neuen Werbeformat jedoch wenig begeistert.

KI als Superkraft?, Umgang mit Rechtsruck, Gründe für das Fediverse

1. “Für Journalisten kann KI zur Superkraft werden”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Catalina Schröder hat mit dem Wissenschaftsjournalisten Jakob Vicari über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gesprochen. “KI-Euphoriker” Vicari betrachtet diese als revolutionäres Werkzeug im Journalismus, das personalisierte Nachrichten und neue Rechercheansätze ermögliche. Ein lesenswertes Interview, auch wegen der darin angesprochenen und unter dem Gespräch verlinkten KI-Tools.
Dazu noch ein Hörtipp: Alles nur noch KI? – Künstliche Intelligenz in der Medienproduktion: “Eine kürzlich herausgekommene Studie von Bertelsmann bescheinigt der Künstlichen Intelligenz in der Medienproduktion ein enormes Potential. Ganze Inhaltebereiche könnten künftig von der KI produziert werden.” (sr.de, Michael Meyer & Florian Mayer, Audio: 19:46 Minuten)

2. Haben Medien eine Antwort auf den Rechtsruck?
(sueddeutsche.de, Nadja Zaboura, Audio: 42:05 Minuten)
Im Medienpodcast “quoted” ist der Sozialwissenschaftler Cihan Sinanoğlu, Leiter des Nationalen Monitorings Diskriminierung und Rassismus, zu Gast. Nadja Zaboura spricht mit ihm über die Rolle von Medien angesichts problematischer politischer Entwicklungen: “Welche Rolle spielen ganz konkret journalistische Medien bei der Frage, wie polarisiert oder differenziert politische und gesellschaftliche Debatten verlaufen? Welche Art der Berichterstattung fördert eher konstruktive, welche eher destruktive Kräfte? Was ist gut am Umgang der Medien mit dem Rechtsruck und was müsste sich ändern?”

3. “Journalismus ist ja immer noch der tollste Beruf”
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers)
Die Deutsche Journalistenschule (DJS) bildet jedes Jahr 45 ausgewählte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der DJS hat Martin Krebbers mit der aktuellen Leiterin Henriette Löwisch einen Blick auf die Geschichte der Schule geworfen. Löwisch spricht über die Veränderungen im Journalismus seit ihrer Zeit als DJS-Schülerin, insbesondere durch die Digitalisierung, die zwar Effizienz in der Recherche gebracht, aber auch zu weniger direktem menschlichen Kontakt und Vertrauensverlust geführt habe.

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4. Stuttgarter Zeitungen im Streik
(verdi.de)
Seit fast zwei Jahren bemühe sich die Gewerkschaft Verdi vergeblich, die Geschäftsführung der Zeitungsgruppe Stuttgart GmbH zu Tarifverhandlungen zu bewegen, woraufhin nun Streikmaßnahmen begonnen hätten: “Rund 100 Teilnehmer*innen einer Kundgebung vor dem Stuttgarter Gewerkschaftshaus prangerten am vergangenen Freitag die ungerechten Arbeitsbedingungen und die zunehmende Tarifflucht in der Medienholding Süd an. Zu dem Konzern gehören unter anderem die beiden renommierten Blätter Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.”

5. BJV startet “Woche der Medienpolitik” vor der Europawahl
(bjv.de, Benedikt Frank)
Direkt vor der anstehenden Europawahl initiiert der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) eine “Woche der Medienpolitik”, um auf wichtige Themen wie Pressefreiheit, KI, SLAPP-Klagen, Gleichstellung und die Whistleblower-Richtlinie aufmerksam zu machen. Themen also, die durch EU-Gesetzgebung direkt beeinflusst werden. Im Rahmen dieser Aktion wurden digitale Diskussionsrunden mit deutschen Europa-Politikerinnen und -Politikern aufgezeichnet. Diese Gespräche werden vom 3. bis 7. Juni täglich auf dem Youtube-Kanal des BJV sowie auf dessen Website veröffentlicht.

6. Viele gute Gründe für das Fediverse
(netzpolitik.org, Mario Birkholz)
Mario Birkholz plädiert in seiner Kolumne für eine aktivere Rolle der Hochschulen in der digitalen Kommunikationslandschaft: “Statt es einigen wenigen Großkonzernen zu überlassen, könnte an den Hochschulen die Entwicklung von Software für das Fediverse unterstützt, die Software getestet, Server in Betrieb genommen, Instanzen moderiert und zukünftige Fediverser geschult werden.”

STRG_F tritt kürzer, Streikbedingte Ausfälle, Container-Dämmerung

1. Nach Skandal mit Rezo: Magazin STRG_F tritt kürzer
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Nach Kritik an mangelnder Recherche bei Videos über Superreiche und ein mit Influencer Rezo in Verbindung gebrachtes Nahrungsergänzungsmittel will das öffentlich-rechtliche Jugendformat “STRG_F” seine Arbeitsweise ändern. Ein 17-seitiger Untersuchungsbericht (PDF), an dem NDR-Journalisten und externe Experten mitgearbeitet haben, offenbare Fehler bei der Einhaltung journalistischer Standards und eine Überlastung der Redaktion. Als Reaktion werde die Produktion reduziert, die Rechercheprozesse inklusive Faktenchecks sollen intensiviert und die Quellentransparenz soll erhöht werden. “FAZ”-Autor Jochen Zenthöfer kommentiert: “Wie es scheint, hat STRG_F vom NDR eine Gelbe Karte bekommen. Bei wei­teren Fehlern droht vermutlich STRG_ENTF.”

2. Streikbedingte Ausfälle bei Radio Bremen
(verdi.de)
Bei Radio Bremen ist es nach Angaben der Gewerkschaft Verdi wegen Streiks, mit denen die Gewerkschaft Gehalts- und Honorarerhöhungen durchsetzen will, zu erheblichen Ausfällen gekommen: “‘buten un binnen’, die regionale Nachrichtensendung von Radio Bremen und seiner Tochter Bremedia, ist am Freitag wegen eines Streiks der Beschäftigten nach einem unzureichenden Tarifangebot des Senders ausgefallen. Ebenso haben die Hörfunkwellen nur ein Notprogramm gesendet.”

3. re:publica 2024: Harsche Medienkritik und die Orte, an denen wir zusammenkommen
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer sinniert in seinem Text über die vergangene Digitalkonferenz re:publica und thematisiert das Zusammenspiel von gesellschaftlicher Fragmentierung und der Bedeutung von gemeinschaftlichen Treffpunkten. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass aus seiner Sicht auf der diesjährigen re:publica eine starke Kritik an aktuellen Medienpraktiken vorherrschte und sich die Kluft zwischen Medienmachern und Publikum weiter vertieft habe.

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4. Babies als Ladenhüter
(vliestext.substack.com, Alex Bachler)
Die Marketingstrategie der Berliner Buchhandlung ocelot, Ladenhüter in einem speziellen Schaufenster zu präsentieren, stößt auf ein geteiltes Echo: Während die einen die Idee als kreativ loben, gibt es in der Buchbranche auch Kritik. Die Buchhändlerin Alex Bachler erklärt die wirtschaftliche Notwendigkeit solcher Aktionen, betont aber gleichzeitig ihre emotionale Verbundenheit mit Büchern, wünscht sich mehr Wertschätzung für diese und reflektiert über die Herausforderungen im Buchhandel.

5. Donald Trump ist jetzt bei TikTok
(spiegel.de)
Wenn es nicht alles so traurig wäre, wäre es fast lustig: Ausgerechnet der erklärte TikTok-Gegner Donald Trump ist nun auf, ja, genau, TikTok. Beim “Spiegel” erfährt man, warum die App, die er als Präsident noch verbieten wollte, auf einmal so attraktiv für Trump ist.

6. Container-Dämmerung: Warum niemand mehr “Big Brother” braucht
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader beschäftigt sich in seiner TV-Kolumne mit dem Container-Format “Big Brother” und den Auswirkungen auf nachfolgende TV-Produktionen: “War ‘Big Brother’ der Dammbruch, der darauffolgende Voyeurismus-Eskapaden im Fernsehen erst möglich gemacht hat? Immerhin sind hiesige Bewegtbildangebote längst voll mit Reality-Shows, in denen unaufhörlich gestritten, gespuckt, geschrien, intrigiert, geknutscht, gevögelt, verpartnert, getrennt und wieder zusammengeführt wird.”

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