Umstrittene ZDF-Umfrage, Turm zu Dubai, Verschwundene Merz-Aussage

1. ZDF manipuliert Umfrage: Mehrheit widerspricht Merz
(volksverpetzer.de, Frederik Mallon)
Frederik Mallon wirft Bundeskanzler Friedrich Merz vor, mit seiner “Stadtbild”-Aussage rassistische Stimmung zu machen, und beschuldigt das ZDF, Merz mit einer manipulativen Umfrage zu unterstützen. Das ZDF habe fälschlicherweise getitelt, die Mehrheit stimme dem Kanzler zu, obwohl die tatsächliche Umfragefrage irreführend und mehrdeutig gestellt gewesen sei. Mallon zufolge belegen zudem andere Daten derselben ZDF-Umfrage das Gegenteil: Die Mehrheit fühle sich sicher und habe keine Probleme mit Geflüchteten.
Weiterer Lesehinweis: Das ZDF hat auf die vielerorts vorgetragene Kritik an der Umfrage reagiert: “Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik” (zdfheute.de)

2. Merz’ Stadtbild-Aussage aus Mitschrift gestrichen: Was besagt das Neutralitätsgebot
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
Wie “Correctiv” berichtet, sei die Aussage von Friedrich Merz über ein angeblich “problematisches Stadtbild” aus der offiziellen Mitschrift auf der Kanzler-Website entfernt worden. Die Regierung habe dies mit dem Neutralitätsgebot begründete, da Merz als Parteichef gesprochen habe. Diese Praxis der Streichung sei jedoch unüblich, wie Experten bestätigen würden.

3. Sar­kasmus schützt nicht vor Strafe
(lto.de, Max Kolter)
Da er in einem Social-Media-Post eine verbotene NS-Parole verwendet habe, werde nun gegen den Medienwissenschaftler und “Welt”-Kolumnisten Norbert Bolz ermittelt. Das Vorgehen und der erlassene Durchsuchungsbeschluss seien öffentlich stark kritisiert worden. Da Bolz kooperiert habe, sei es jedoch zu keiner Hausdurchsuchung gekommen. Die Ermittlungen entsprächen jedoch der gängigen Rechtsprechung, erklärt Max Kolter in seinem Beitrag, da Ironie oder Sarkasmus bei der Verwendung von NS-Kennzeichen laut Gesetz meist nicht vor einer Strafe schützen.

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4. Kommt jetzt eine Klagewelle gegen ARD und ZDF?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:34 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Felix W. Zimmermann, Jurist und Chefredakteur von “Legal Tribune Online”. Thema ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Klagen gegen den Rundfunkbeitrag wegen möglicher Einseitigkeit von ARD und ZDF erlaube. Zimmermann erklärt, warum er dennoch keine Klagewelle erwartet und das Urteil für die öffentlich-rechtlichen Sender sogar ein Vorteil sein könnte.

5. Pressefreiheit in Gefahr: GFF zieht mit Investigativ-Journalist nach Verurteilung wegen Zitaten vors Bundesverfassungsgericht
(freiheitsrechte.org, Maria Scharlau)
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und der Investigativjournalist Carsten Janz ziehen vor das Bundesverfassungsgericht, weil Janz wegen zweier Zitate aus einem Gerichtsbeschluss zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Grundlage der Verurteilung sei der Paragraf 353d StGB, der das wörtliche Zitieren aus laufenden Strafverfahren pauschal verbiete. Die GFF sieht darin eine massive Bedrohung der Pressefreiheit und der kritischen Berichterstattung über die Justiz.

6. Babel in der Wüste
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère beschreibt Dubai als modernes Babel, das Influencer mit einer glamourösen Fassade und Steuervorteilen anlocke. Diese glänzende Inszenierung verschleiere jedoch die Realität der Stadt, die auf der Ausbeutung von Gastarbeitern sowie auf harter Kontrolle und Repression basiere. Die (bislang unbestätigte) Verhaftung des deutschen Influencers Simon Desue zeige exemplarisch die Gefahren hinter diesem Traum: Desue drohe die Todesstrafe.

KW 43/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Rechte oder linke Medienmacht?
(youtube.com, Ole Nymoen & Wolfgang M. Schmitt, Video: 45:56 Minuten)
“Ist die Meinungsfreiheit bedroht? Ja, wobei zugleich zu sagen ist: Gesetze muss man dafür gar nicht ändern. Meinung kann man wunderbar steuern, wenn man viel Geld hat und dieses sich mit politischer Macht verbindet.” In der neuesten Folge von “Wohlstand für Alle” sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die sich immer mehr zusammenballende Medienmacht einiger weniger, reicher Männer.
Weiterer Gucktipp: Trumps Freunde schalten jetzt die Medien gleich! (youtube.com, Der Dunkle Parabelritter, Video: 33:48). Ebenfalls hörenswert ist Sascha Pallenberg mit Bluesky ist tot – Wie Trump das Netzwerk kapert (youtube.com, Audio: 39:50). Und wer nochmal einen tollen und kurzweiligen Abriss über Trump und den “Trumpismus” bekommen will, der die großen Zusammenhänge herstellt, dem sei der Vortrag von Michael Hochgeschwender empfohlen, Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie im Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. (youtube.com, Video: 1:27 Stunden)

2. Vom Landtag ins Weiße Haus – So vernetzen sich AfD und US-Regierung
(ndr.de, Noura Mahdhaoui & Tamara Keller & Nils Altland, Video: 13:13 Minuten)
Der AfD-Landespolitiker Joachim Paul sei von der Oberbürgermeisterwahl in Ludwigshafen ausgeschlossen worden, da aufgrund seiner Kontakte zu rechtsextremen Gruppen Zweifel an seiner Verfassungstreue bestanden hätten. Die AfD und ihr mediales Umfeld hätten daraufhin eine koordinierte Social-Media-Kampagne über X/Twitter orchestriert, die internationale Aufmerksamkeit erzeugte und bis zu Elon Musk und ins Weiße Haus reichte. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” ist dem Fall nachgegangen.

3. Warum stirbt das Internet?
(ardaudiothek.de, Gregor Schmalzried & Marie Kilg, Audio: 43:43 Minuten)
Im “KI-Podcast” diskutieren Gregor Schmalzried und Marie Kilg über die These, dass das Internet in seiner bisherigen Form stirbt, weil mittlerweile die Hälfte aller Artikel im Netz von Künstlicher Intelligenz generiert und oft fehlerhaft oder qualitativ minderwertig sei. Klassische Websites wie Wikipedia würden massiv an Traffic verlieren, weil Menschen direkt zu Chatbots gehen. Die beiden fragen sich, ob das bisherige Internet überhaupt noch eine Zukunft hat, oder ob Chatbots und KI die Informationssuche komplett verändern werden.

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4. Medienverantwortung in Zeiten von verstärkter Kriegspropaganda
(youtube.com, Sabine Schiffer, Video: 1:19:07 Stunden)
In ihrem Vortrag kritisiert Sabine Schiffer, dass Medien in Kriegs- und Krisenzeiten oft Regierungs- und PR-Narrative übernehmen, statt Macht kritisch einzuordnen. Sie warnt vor Gesinnungsjournalismus sowie manipulativen Frames und fordert strengere Quellenprüfung, Unabhängigkeit von Think-Tank-Briefings sowie Aufmerksamkeit für Astroturfing. Schiffers Appell: Redaktionen sollen offenlegen, was nicht überprüfbar ist, und systematisch fehlende Aspekte mitdenken.
Update nach Leserhinweis: Schiffers Vortrag enthält neben wertvollen Einblicken in PR-Mechanismen und Medienframing auch problematische Passagen: faktische Fehler (zum Beispiel zur Chronologie Japan/Nürnberg), polemische statt präzise Begriffe (“Ukraine-Fetisch”) und steile Thesen ohne ausreichende Belege. Die methodischen Grundlagen (Framing-Analyse, Propagandamuster) bleiben aus unserer Sicht wertvoll, aber bitte mit kritischer Distanz zu den konkreten politischen Einordnungen schauen.

5. „Leute, die nur destruktiv sind, wollen wir nicht“
(uebermedien.de, Annika Schneider, Audio: 45:18 Minuten)
“Was wäre, wenn es eine echte Alternative zu YouTube, Instagram, TikTok und Co. gäbe? Ein öffentlich-rechtliches soziales Netzwerk, das wir vielleicht sogar mit unserem Rundfunkbeitrag finanzieren?” Darüber hat Annika Schneider mit Robert Amlung gesprochen, dem Digitalbeauftragten des ZDF: “Hätte so ein Angebot überhaupt eine Chance gegen die großen Tech-Plattformen? Was würde dort anders laufen? Und wie entscheidet das ZDF, welche Kommentare gelöscht werden und welche nicht?”

6. Markus Beckedahl: So könnte digitale Souveränität konkret funktionieren
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 30:43 Minuten)
Alexander Matzkeit hat bei “Läuft” Markus Beckedahl zu Gast, den Gründer von netzpolitik.org und des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie. Das Gespräch dreht sich um digitale Souveränität und die Frage, wie Deutschland und Europa unabhängiger von großen Tech-Konzernen wie Meta, Google und X werden können. Geeignete Maßnahmen dafür wären laut Beckedahl offene Standards, dezentrale Plattformen wie Mastodon und eine stärkere Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Presse im Pentagon, Eckpunkte der Bundesländer, Obdachlose als Content

1. Pentagon ersetzt Pressekorps durch regierungsnahe “neue Medien”
(n-tv.de)
Das Pentagon habe nach dem Abzug etablierter Korrespondentinnen ud Korrespondenten ein neues Pressekorps aus “neuen Medien” vorgestellt. Mehr als 60 Reporterinnen und Reporter hätten die umstrittenen Richtlinien des US-Verteidigungsministeriums unterschrieben und Zugang erhalten. Hintergrund sei ein Konflikt mit großen US-Medien, die einen 21-seitigen Regelkatalog nicht unterzeichnet hätten. Die Regeln sähen vor, dass Veröffentlichungen nur mit Genehmigung erfolgen dürfen, sonst drohe der Entzug der Akkreditierung. Präsident Donald Trump und Verteidigungsminister Pete Hegseth hätten die Verschärfungen verteidigt und den Zugang zum Pentagon als “Privileg, kein Recht” bezeichnet.

2. Wie die Länder Medien helfen und Tech-Riesen regulieren wollen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, haben die Bundesländer Eckpunkte für einen neuen Digitalen Medien-Staatsvertrag beschlossen, der Medienunternehmen stärken und Tech-Konzerne stärker regulieren soll. Geplant seien unter anderem lockerere Werberegeln für Privatsender, mehr Haftung und Aufsicht für Plattformen sowie eine Reform des Medienkonzentrationsrechts. Ziel sei es, die Medienordnung an die digital und von KI geprägte Welt anzupassen und faire Wettbewerbsbedingungen zwischen klassischen Medien und globalen Plattformen zu schaffen.

3. Neue Kampagne gegen Instrumentalisierung von Obdachlosen durch Influencer
(netzpolitik.org, Paula Clamor)
Immer mehr Influencer würden angebliche Hilfsaktionen für obdachlose Menschen inszenieren und die Betroffenen ohne deren Einverständnis filmen und in ihre Videos einbauen. Die Bahnhofsmission Essen starte deshalb die Kampagne “Mein Gesicht gehört mir!”, um auf den Verlust der Privatsphäre und die Instrumentalisierung von Obdachlosen aufmerksam zu machen. Mit Stickern und Aufklärungsarbeit wolle die Organisation Betroffene vor Stigmatisierung schützen und zeigen, dass echte Hilfe nicht für Klicks oder Likes stattfinden darf.

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4. Mediengruppe Pressedruck streicht 350 Stellen
(sueddeutsche.de)
Die Mediengruppe Pressedruck mit Titeln wie der “Augsburger Allgemeinen”, dem “Südkurier” und der “Main-Post” wolle bis 2027 rund 350 Stellen abbauen, etwa zehn Prozent der Belegschaft. Begründet werde der Schritt mit den Herausforderungen durch die Digitalisierung und den Medienwandel. Der neue Geschäftsführer Axel Wüstmann habe angekündigt, der Abbau solle sozialverträglich ablaufen und erfolge, “um den Investitionsspielraum des Unternehmens zu erhöhen”.

5. “Medien spielen eine große Rolle bei internationalem Druck”
(taz.de, Leo Schurbohm)
Im Interview mit der “taz” spricht die Autorin und Afrikanistin Meret Weber über das geringe Interesse von Medien an der Berichterstattung über den Sudan. So werde der dort stattfindende Krieg in den meisten Medien nur wenig oder gar nicht behandelt: “Der Krieg im Sudan wird zwar nicht durch mehr Aufmerksamkeit aufhören, aber Medien spielen eine große Rolle beim Aufbau von internationalem Druck. Sie können sichtbar machen, dass es Widerspruch gibt. Gerade kriegt das niemand mit und die Staaten werden so nicht unter Druck gesetzt, zu handeln.”

6. Pressekonferenz: “Rettet den Journalismus”
(youtube.com, Presseclub Concordia, Video: 22:54 Minuten)
In Wien haben sich die Gewerkschaft GPA und der Presseclub Concordia an die Öffentlichkeit gewandt: “Die wirtschaftliche Lage der Medien-Branche in Österreich ist besorgniserregend. Jobabbau in den Redaktionen führt zu großen Problemen sowohl für die betroffenen Journalist:innen als auch für den (Qualitäts-)Journalismus als solchen. Immer weniger Redakteur:innen sehen sich immer größeren PR-Apparaten gegenüber, die Monetarisierung von Online-Angeboten leidet unter der Konkurrenz internationaler Plattformen.” Damit Redaktionen und Medienschaffende abgesichert sind, seien jetzt schnelle und wirksame Maßnahmen nötig.

Höhepunkt erreicht, Desinformation wie Drohnenangriffe, Altersvorsorge

1. Was junge Generationen von (sozialen) Medien fordern
(dwdl.de, Simon Pycha)
Junge Menschen würden weiterhin intensiv digitale Medien nutzen, doch klassische Social-Media-Plattformen hätten ihren Höhepunkt erreicht. Die Studie “Gen Z & Gen Alpha Decoded” zeige, dass diese Generationen flexible, individuell aufbereitete Inhalte wollen. Entscheidend seien Authentizität, klare Haltung und kreative Formate. Auf den Medientagen München wurde unter anderem über die Studie und deren Auswirkungen diskutiert. Simon Pycha fasst das Thema bei “DWDL” zusammen.

2. BR-Chefin sieht nationale Sicherheit durch Desinformation bedroht
(spiegel.de)
Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks, habe auf den Medientagen München vor bewusst eingesetzten falschen Informationen gewarnt. Diese würden die nationale Sicherheit bedrohen. Die Politik müsse “sich mit der gleichen Leidenschaft um Desinformation kümmern, mit der sie sich um Drohnen kümmert”. Bayerns oberster Medienaufseher Thorsten Schmiege habe zudem strengere Haftung und gleiche Regeln für globale Plattformen wie Google oder ChatGPT gefordert.

3. Man­dant bewertet Kanzlei als “absolut ent­täu­schende Erfah­rung”
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, habe ein ehemaliger Mandant einer Kanzlei bei einer Google-Bewertung nur einen Stern gegeben und von einer “absolut enttäuschenden Erfahrung” gesprochen. Die Kanzlei habe die Bewertung löschen lassen wollen, doch das Oberlandesgericht Stuttgart habe anders entschieden: Die Kritik des einstigen Mandanten sei eine zulässige Meinungsäußerung, keine Beleidigung. Im Rahmen der Meinungsfreiheit müssten Kanzleien auch scharfe oder überspitzte Bewertungen hinnehmen.

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4. Sorgenthema Altersvorsorge: “Zuerst ist kein Geld da und später wird dann irgendetwas gemacht”
(dfjv.de, Gunter Becker)
Freie Journalistinnen und Journalisten haben oft Schwierigkeiten, genug für die Rente zu sparen, weil sie, anders als festangestellte Kolleginnen und Kollegen, meist unregelmäßig verdienen. Gunter Becker zeigt am Beispiel einer Journalistin, wie eine Kombination aus gesetzlicher Rente über die Künstlersozialkasse, betrieblicher Vorsorge und privaten Anlagen wie ETFs oder Versicherungen helfen kann. Er hat sich dafür Unterstützung von Experten auf dem Feld der Altersvorsorge geholt.

5. “Renitent junger Hüpfer”
(kontextwochenzeitung.de, Roman Deininger)
Der Journalist Josef-Otto Freudenreich, Gründer der unabhängigen Wochenzeitung “Kontext”, wird 75 Jahre alt. Der frühere Chefreporter der “Stuttgarter Zeitung” gelte als unbequemer, hartnäckiger und humorvoller Kritiker von Politik und Medien, der mit “Kontext” seit 2011 für investigativen, werbefreien Journalismus stehe. Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten und Freunde würdigen ihn als streitbaren Geist mit scharfem Verstand, großem Herz und ungebrochener Leidenschaft für unabhängige Medien.

6. In eigener Sache: Kobuk startet Mitglieder-Kampagne
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Das österreichische Medienwatchblog “Kobuk” startet eine Mitgliederkampagne, um seine Arbeit langfristig zu sichern. Seit über zehn Jahren deckt das Team Missstände in der Medienberichterstattung auf. Dies geschehe bislang weitgehend ehrenamtlich. Nun soll die erste Stelle einer festangestellten Redakteurin dauerhaft finanziert werden. Dafür sei die Unterstützung von 1.000 Mitgliedern notwendig.

Gaza-Zugang, ICE-Überwachung, Antisemitismus-Ansprechpartner

1. Oberstes Gericht muss Gaza-Zugang gestatten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert ungehinderten Zugang zum Gazastreifen für Journalistinnen und Journalisten: “Seit zwei Jahren blockiert Israel den Zugang von internationalen Medienschaffenden nach Gaza fast vollständig”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Wir fordern den Obersten Gerichtshof in Jerusalem auf, endlich grundlegende demokratische Prinzipien durchzusetzen. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Gaza nicht für internationale, israelische und palästinensische Medien zu öffnen.”

2. Felix Klein rät Medien zu Antisemitismus-Ansprechpartnern
(taz.de, Jannik Grimmbacher)
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein habe vorgeschlagen, dass große Medien feste Ansprechpartner für Fragen rund um Antisemitismus einrichten sollen. Dafür sehe er den Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten als möglichen Partner, der beraten, schulen und rechtliche Expertise liefern könne und künftig staatlich gefördert werde. Klein sei jedoch nicht unumstritten, schreibt Jannik Grimbacher in der “taz”: “In der Vergangenheit hat er seinen Auftrag, Antisemitismus entgegenzutreten, sehr großzügig interpretiert.”

3. Amerikanische Abschiebebehörde will Soziale Medien überwachen
(netzpolitik.org, Paula Clamor)
Die US-Behörde ICE wolle nach einer Etataufstockung Software beschaffen, die Soziale Medien auswertet und mit Regierungsdaten verknüpft, um Aufenthaltsorte von Menschen ohne gültige Papiere zu ermitteln. Das Programm solle laut Regierungsanfrage Hinweise wie Adressen, Arbeitsstellen oder Kontaktpersonen liefern. Zugleich rüste die Behörde technisch auf, etwa durch ein Palantir-System namens “ImmigrationOS”.

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4. Mehrheitseigner MFE tauscht Vorstand von ProSiebenSat.1 aus
(spiegel.de)
Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 habe auf Druck des neuen Mehrheitseigners, dem italienische Medienkonzern MediaForEurope, einen umfassenden Vorstandsumbau beschlossen. Zugleich sei ein weiteres Vorstandsmitglied zurückgetreten; die Position werde nicht nachbesetzt. Hintergrund seien Sparziele und die Transformation vom “linearen Broadcaster zum Streaminganbieter”. Ein weiterer Personalabbau werde erwartet. Das “Handelsblatt” habe im Februar von “grob 500 Stellen” gesprochen.

5. Worte, die verletzen: Wie afrikanische Medien über sexualisierte Gewalt berichten – und was sich ändern soll
(de.ejo-online.eu, Kemiso Wessie)
Laut Studien prägen afrikanische Medienberichte über sexualisierte Gewalt die öffentliche Wahrnehmung stark, enthalten jedoch oft Mythen und Sensationslust. Die Untersuchungen würden zugleich eine sehr hohe Betroffenheit von Frauen und Mädchen zeigen. Aktivistinnen wie Mbali Shongwe betonen, dass Medienschaffende und Polizei besser geschult werden müssten, damit Berichte und der Umgang mit dem Thema nicht retraumatisierend wirken, sondern die Würde der Betroffenen gewährleisten und Hilfe fördern.

6. Wie die Deutsche Welle weltweit ihre Zielgruppen erreicht
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 58:19 Minuten)
In seinem Podcast “This Is Media Now” spricht Lukas Schöne mit Yasmina Al-Gannabi, “Senior Audience Development Managerin” und “Social Media Security Officer” der Deutschen Welle, darüber, wie der deutsche Auslandssender weltweit seine Zielgruppen findet und bindet. Im Mittelpunkt stehen datengetriebene Ansätze wie Watchtime-Analysen, Interaktionsraten und Ausstiegsminuten sowie plattformabhängige Nutzungsmuster. Außerdem geht es um sichere und konstruktive Social-Media-Arbeit.

Raketenangriff, Entkernung der Demokratie, KI-Raubzug verhindern

1. “Es ist nicht hinnehmbar”: Mitarbeiter von ZDF-Partnerfirma offenbar bei israelischem Raketenangriff in Gaza getötet
(tagesspiegel.de)
Ein Mitarbeiter der Produktionsfirma Palestine Media Production, die seit Jahrzehnten für das ZDF arbeite, sei bei einem israelischen Raketenangriff im Gazastreifen getötet worden, ebenso wie der achtjährige Sohn eines anderen Mitarbeiters. Überlebende würden berichten, es habe keine Vorwarnung gegeben und auch der Übertragungswagen sowie Teamfahrzeuge seien zerstört worden. Die israelische Armee habe auf Nachfrage mitgeteilt, der Vorfall werde geprüft.

2. ÖRR-Reformen auf der Kippe: Das ist der Stand in Sachsen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, drohe die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu scheitern, weil der sächsische Landtag dem Reformstaatsvertrag voraussichtlich nicht zustimmen werde. Ohne diese Zustimmung könne die Reform nicht in Kraft treten. Die ebenfalls geplante Reform der Rundfunkfinanzierung sei bereits gescheitert, weil einige Bundesländer sie erst behandeln wollen, wenn ARD und ZDF ihre Verfassungsbeschwerde zum Rundfunkbeitrag zurückziehen.

3. Die Vielfalt, die sie meinen
(taz.de, Christian Rath)
Christian Rath kommentiert das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach niemand Rundfunkbeitrag zahlen müsse, wenn ARD und ZDF über längere Zeit ihren Programmauftrag “gröblich” verletzen. Rath begrüßt, dass das Gericht den Weg zu den Gerichten nicht künstlich verbaue, warnt aber vor einer kommenden Klagewelle verschiedener Kreise, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) Einseitigkeit bei Themen wie Impfschäden oder dem Krieg in der Ukraine vorwerfen. Er sieht darin aber auch eine Chance: “Der ÖRR könnte auch die Chance ergreifen, sich selbstbewusst zu präsentieren, als faktenstarke Informationsbasis, die aber zur Orientierung auch linken, liberalen und rechten Haltungsjournalismus anbietet. Diese Marketing-Bühne sollte er sich nicht entgehen lassen.”

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4. Die Entkernung der Demokratie
(digitalpolitik.de, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org, warnt in einem Gastbeitrag für die “Blätter für deutsche und internationale Politik” vor der “Entkernung der Demokratie” durch Tech-Oligarchen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk, die digitale Infrastrukturen kontrollieren und teils gezielt autoritäre Kräfte unterstützen. Gleichzeitig sei am rechten Rand ein neues mediales Ökosystem von “Nius” bis “Welt” entstanden. Beckedahl kritisiert, dass europäische Regulierungen wie DSA, DMA und DSGVO zwar existieren, aber zu zaghaft durchgesetzt würden, und fordert massive Investitionen in gemeinwohlorientierte digitale Infrastrukturen.

5. KI-Raubzug an Kreativen beenden: ver.di fordert Kulturstaatsminister Weimer zum Handeln auf
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi fordert Kulturstaatsminister Wolfram Weimer auf, nach seinen öffentlichen Äußerungen zu Künstlicher Intelligenz (KI) nun konkrete Konzepte vorzulegen, um Kultur- und Medienschaffende vor Ausbeutung durch generative KI zu schützen. Christoph Schmitz-Dethlefsen, Bundesvorstandsmitglied von Verdi, kritisiert, dass KI Kreative ausbeute, Geschäftsmodelle redaktioneller Medien durch Plattformoligopole wegbrächen und Existenzen bedroht seien. Er fordert, den “Raubzug” zu unterbinden, digitale Plattformen zu regulieren und Anbieter von generativer KI zur Vergütung der Urheberinnen und Urheber zu verpflichten.

6. Erster KI-gesteuerter Podcast der FAZ
(kress.de, Henning Kornfeld)
Die “FAZ” habe mit dem “Rhein-Main Feierabendbriefing” ihren ersten KI-gesteuerten Podcast gestartet, der werktags um 17 Uhr in fünf bis sieben Minuten über die zentralen regionalen Ereignisse informieren soll. Dabei würden die wichtigsten Artikel des Rhein-Main-Ressorts durch Künstliche Intelligenz zusammengefasst und von der geklonten Stimme des “Frühdenker”-Podcast-Hosts Jan Malte Andresen eingesprochen.

Giftschränke der Bundesregierung, Minister in Bedrängnis, “Das crazy”

1. Die Giftschränke der Bundesregierung
(abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Laut “Abgeordnetenwatch” habe die Bundesregierung in mehreren Fällen versucht, brisante Unterlagen etwa zu Nord Stream 2 oder Lobbykontakten zu BMW und Porsche zunächst zurückzuhalten oder gar nicht erst als “amtlich” zu registrieren. Martin Reyher zeigt auf, dass solche Dokumente häufig erst nach öffentlichem Druck oder Klagen auftauchen. Diese Praxis unterlaufe das Informationsfreiheitsgesetz und erschwere es Journalistinnen und Journalisten, Regierungshandeln kritisch zu hinterfragen. Wenn staatliche Stellen gezielt Informationen zurückhalten, sei unabhängige Recherche kaum noch möglich.

2. Staatsminister in Bedrängnis – Weidel schaltet Anwälte ein
(t-online.de, Annika Leister)
AfD-Chefin Alice Weidel habe Anwälte eingeschaltet, weil das Onlinemagazin “The European” sie zwischen 2017 und 2021 als Autorin von Texten aufführte, obwohl sie dafür weder geschrieben noch ihre Erlaubnis gegeben habe. “The European” gehöre zur Weimer Media Group, die von Wolfram Weimer gegründet wurde, der heute Kulturstaatsminister unter Kanzler Friedrich Merz ist und als dessen Vertrauter gilt. Die Plattform weise die Vorwürfe zurück und behaupte, es habe sich um “dokumentarische Publikation von Politikerreden” gehandelt. t-online.de-Hauptstadtreporterin Annika Leister kommentiert dies wie folgt: “So mit Reden in gehäufter Zahl, Pressemitteilungen und anderen Äußerungen von Politikern zu verfahren, war allerdings in der seriösen Medienlandschaft nie Usus.”

3. Chatbots fressen Klicks und Quellen auf
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Laut Tomas Rudl verdrängen KI-gestützte Suchmaschinen wie die Google-KI zunehmend den klassischen Zugang zu Informationen und verringern damit den Traffic für journalistische Quellen drastisch. Studien würden zeigen, dass Nutzerinnen und Nutzer seltener auf verlinkte Quellen klicken. Das gefährde die Wirtschaftlichkeit von Medienhäusern und schränke die Vielfalt im Netz ein. Gleichzeitig gewännen Inhalte von Akteuren mit politischen oder wirtschaftlichen Interessen an Einfluss.

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4. Medienkrise in Österreich: Wer wird noch Korruption aufdecken?
(profil.at, Franziska Schwarz)
Der österreichische Journalismus stecke in einer tiefen Krise. Stellenabbau, sinkende Reichweiten und schlecht gesteuerte Förderungen hätten zu einem historischen Tiefstand bei den Beschäftigten geführt. Ursachen seien wegbrechende Werbeeinnahmen, eine Abo-Müdigkeit, der Aufstieg KI-gestützter Suchsysteme und eine Förderpolitik, die an der Realität vorbeigehe.

5. Medienethiker warnt vor Propaganda in alternativen Medien
(fr.de, Florian Leclerc)
Der Wiener Medienethiker Luis Paulitsch habe auf der Frankfurter Buchmesse vor der wachsenden Wirkung alternativer Medien gewarnt, die oft nicht journalistischen Standards folgen und gezielt Propaganda verbreiten würden. Er nennt Beispiele von rechts wie “Tichys Einblick”, “Compact” oder “Nius”, aber auch linke Formate wie “Konkret”, und betont, der Begriff “alternativ” sei politisch nicht eindeutig. Am Fall der verhinderten Wahl der Verfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf zeige sich, wie stark solche Medien Debatten beeinflussen können. Paulitsch fordert Politik und Zivilgesellschaft auf, bei Förderung und Kommunikation klar zwischen seriösem Journalismus und Stimmungsmache zu unterscheiden.

6. »Das crazy« ist Jugendwort des Jahres
(spiegel.de)
“Das crazy” ist zum Jugendwort des Jahres 2025 gewählt worden. Die Floskel, die genutzt werde, wenn man sprachlos sei oder keine echte Antwort geben wolle, habe sich knapp gegen “goonen” und “checkst du” durchgesetzt. Bei der anonymen Onlinewahl seien angeblich rund zwei Millionen Stimmen von 11- bis 20-Jährigen abgegeben worden. Seit 2020 dürfe ausschließlich diese Altersgruppe über das Jugendwort abstimmen (“Wir müssen uns darauf verlassen, dass die Teilnehmenden ihr Alter wahrheitsgemäß angeben”, so eine Sprecherin der von einem Verlag betriebenen Aktion).

KW 42/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie man angemessen über Verkehrsunfälle berichtet
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 30:29 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Berichterstattung über Verkehrsunfälle. DLF-Hörer und “Blaulichtreporter” Marcel von Fehrn diskutiert darüber mit Medienethikerin Marlis Prinzing und Jakob Gokl, Chefredakteur der “Schaumburger Zeitung”.

2. Keine Macht den Tätern – Berichterstattung über sexualisierte Gewalt im Sport
(wdr.de, Nora Hespers & Kerstin von Kalckreuth & Andrea Schültke, Audio: 48:28 Minuten)
Nora Hespers unterhält sich im Podcast von “Sport inside” mit ihren Kolleginnen Andrea Schültke und Kerstin von Kalckreuth über die mediale Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt im Sport: “Körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt im Sport sind keine Einzelfälle. Sie sind Teil des Systems. Eine Erkenntnis, die erst seit wenigen Jahren in der Gesellschaft angekommen ist. Berichterstattung über die Hintergründe hat dazu beigetragen.”

3. Ich soll ermordet werden
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:23 Minuten)
In diesem Video geht es um die zunehmenden Drohungen und Hassnachrichten, die Kritiker rechter Content-Creator im Internet erhalten, zum Beispiel nachdem sie Inhalte des YouTubers “Clownswelt” kritisch hinterfragt haben. Mats Schönauer schildert persönliche Erfahrungen, analysiert Muster der Angriffe und gibt Hinweise, wie Betroffene damit umgehen können. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Forderung nach sachlicher Debatte statt Beleidigungen sowie die Offenlegung der Mechanismen hinter solchen Kampagnen.
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Internet-Blockaden nehmen zu – warum Staaten das Netz abschalten
(br.de, Linus Lüring, Audio: 23:38 Minuten)
Linus Lüring spricht bei “BR24 Medien” mit Daniel Leisegang von netzpolitik.org über die weltweite Zunahme staatlich veranlasster Internetblockaden, die besonders in autoritär regierten Ländern wie China, Iran oder Russland häufig seien. Leisegang erklärt, wie solche Sperren technisch funktionieren, etwa über DNS-Blockaden. Er betont, dass es dabei meist nicht um vollständige Abschaltungen, sondern um gezielte Zensur einzelner Inhalte oder Plattformen gehe.

5. Wer bezahlt das? Der Journalismus und das Geld
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 43:56 Minuten)
Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer überlegen in der neuesten Folge der “Medienversteher”, wie sich Journalismus in Zeiten schwindender Werbeeinnahmen und Abo-Müdigkeit noch finanzieren lässt. Sie diskutieren über Modelle wie Paywalls, Mitgliedschaften, Crowdfunding und staatliche Förderung. Eine Patentlösung gebe es jedoch nicht. Zudem hänge die Zukunft des Journalismus stark vom gesellschaftlichen Engagement ab.

6. Wer haftet eigentlich für KI-Chatbots, die lügen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:05 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast geht es um die Frage, wer zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn KI-Chatbots falsche Informationen verbreiten. Holger Klein spricht dazu mit Journalist Falk Steiner über fehlerhafte Antworten, mögliche rechtliche Folgen und überlegenswerte Regulierungsansätze. Auch der Umgang mit Falschinformationen über Einzelpersonen kommt dabei zur Sprache.

Journalisten verlassen Pentagon, Zugriff auf “taz”-Laptop, Fußballseele

1. Journalisten verlassen Pentagon aus Protest
(tagesschau.de)
Fast alle US-Journalistinnen und -journalisten hätten aus Protest gegen neue Restriktionen des Kriegsministers Pete Hegseth ihre Büros im Pentagon verlassen und ihre Zugangsausweise abgegeben, darunter auch Reporter von Medien wie Fox News, wo Hegseth selbst früher gearbeitet habe: “Den Angaben nach verließen etwa 40 bis 50 Journalisten gemeinsam das Gebäude und trugen Stühle, einen Kopierer, Bücher und Fotos auf den Parkplatz des Ministeriums.”

2. Das bisschen Überwachung
(journalist.de, Daniel Moßbrucker)
Daniel Moßbrucker kritisiert, dass die geplante Vorratsdatenspeicherung von Union und SPD kaum noch Widerstand bei Journalistinnen und Journalisten hervorrufe, obwohl die Branche jahrzehntelang dagegen gekämpft habe. Er erklärt das damit, dass sich der Journalismus vollständig digitalisiert habe, die Ängste nach den Snowden-Enthüllungen sich nicht realisiert hätten, neue Bedrohungen wie die aus Russland die Debatte verändert hätten, und Medienschaffende selbst massenhaft Daten sammeln würden.

3. Bleib wach – sonst stirbst du!
(taz.de, Christof Meueler)
In einem Gastbeitrag für die “taz” wirbt Christof Meueler, Feuilletonleiter des “nd”, dafür, die in finanzieller Not steckende linke Tageszeitung mit mindestens 150.000 Euro zu retten, damit sie ihren 80. Geburtstag im April feiern könne. Er betont, dass das “nd” viel moderner sei als sein Ruf, aber der Kostendruck so hoch sei, “dass die Zeitung mit dem Sparen kaum mehr hinterherkommt. Es ist wie in einem Actionfilm. Das nd liegt schwer getroffen am Boden, lebensgefährlich verletzt.”

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4. Verschwörungstheorien und was sie anrichten
(verdi.de, Till Schmidt)
Till Schmidt hat mit dem Verschwörungstheorie-Experten Michael Butter über die Verbreitung und die Gefahren von Verschwörungserzählungen in Deutschland gesprochen. Butter erklärt, dass Verschwörungstheorien nicht per se gefährlich seien, sondern erst dann zum Problem würden, wenn sie sich mit “dicken Ideologien” wie Antisemitismus oder Rassismus verbinden und zu Gewalt oder demokratiefeindlichem Verhalten führen. Butter plädiert dafür, differenzierter hinzuschauen und investigativen Journalismus als “Gegengift” zu stärken.

5. Zugriff auf taz-Laptop “sehr wahrscheinlich”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat den Laptop der “taz”-Journalistin Serena Bilanceri untersucht, der im Juli neun Tage lang von israelischen Sicherheitskräften am Flughafen in Tel Aviv konfisziert worden war. Sie kommt zu dem Schluss, dass “sehr wahrscheinlich” auf die Daten zugegriffen worden sei. Man habe Hinweise gefunden, dass der Laptop gewaltsam geöffnet wurde. Reporter ohne Grenzen und die “taz” kritisieren das Vorgehen als Verletzung internationaler Standards, des Quellenschutzes und des Redaktionsgeheimnisses.

6. Ein Stück Berliner Fußballseele geht verloren: Mit der “FuWo” verschwindet mehr als eine Zeitung
(tagesspiegel.de, Michael Perlinski)
Michael Perlinski trauert um die nach 102 Jahren eingestellte Berliner “Fußball-Woche” (“FuWo”), die für ihn und viele andere weit mehr als nur eine Zeitung gewesen sei. Er kritisiert sowohl den Berliner Fußball-Verband als auch die Politik scharf dafür, dass sie die Tradition nicht gerettet haben, obwohl Geld vorhanden gewesen wäre. Mit der “FuWo” verschwinde ein Stück Berliner Fußballkultur, das ehrlich über den Sport auf den Plätzen berichtete und nicht aus den VIP-Logen.

Ausgewogenes Programm?, Visa weg, Journalismus ohne Chefetage

1. Gerichte müssen prüfen, ob das Pro­gramm aus­ge­wogen ist
(lto.de, Annelie Kaufmann)
In einer “überraschenden Entscheidung” habe das Bundesverwaltungsgericht geurteilt, dass der Rundfunkbeitrag verfassungswidrig sein kann, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk kein ausreichend ausgewogenes und vielfältiges Programm bietet. Nun müsse der Bayerische Verwaltungsgerichtshof klären, ob es “hinreichende Anhaltspunkte für evidente und regelmäßige Defizite” im Programm der Öffentlich-Rechtlichen gibt. Das Gericht halte es nach dem bisherigen Vorbringen der Klägerin allerdings für “überaus zweifelhaft”, dass diese Erfolg haben wird. Annelie Kaufmann erläutert bei “Legal Tribune Online” (“LTO”) den Fall und die juristischen Hintergründe.
Weiterer Lesetipp: “LTO”-Chefredakteur Felix W. Zimmermann sieht in dem Urteil “ein Geschenk für den öff­ent­lich-recht­li­chen Rund­funk”. (lto.de)

2. USA streichen Visa wegen Kirk-Kommentaren – auch einem Deutschen
(spiegel.de)
Die US-Regierung habe sechs Ausländern, darunter einer Person aus Deutschland (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: offenbar der Filmemacher und Autor Mario Sixtus), die Visa entzogen, weil sie in Sozialen Medien den Tod von Charlie Kirk kommentiert hatten, der vor einem Monat bei einer Campus-Veranstaltung erschossen wurde. Im Fall des Deutschen lautete der Kommentar: “Wenn Faschisten sterben, jammern Demokraten nicht.” Das US-Außenministerium habe die Maßnahme damit begründet, dass das Land nicht verpflichtet sei, Ausländer aufzunehmen, die US-Amerikanern den Tod wünschen, und gewarnt, gegen alle vorzugehen, die Charlie Kirks Tod “loben, rationalisieren oder verharmlosen”.

3. Krautreporter: Journalismus ohne Chefetage
(dfjv.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm hat sich mit Theresa Bäuerlein über die “Krautreporter” und deren von anderen Redaktionen abweichende interne Struktur unterhalten. Die beiden sprechen darüber, wie “Krautreporter” seit 2023 ohne Chefredaktion funktioniert, und wie Führungsaufgaben auf das Team verteilt sind. Bäuerlein erzählt von den Vorteilen wie geteilter Verantwortung und davon, dass jeder seine Stärken einbringen könne. Sie spricht aber auch von Herausforderungen wie einem erhöhten Mental Load durch die vielen verschiedenen Rollen.

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4. Stephan Schmitter: “Kooperation ist ein Must-have”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Stephan Schmitter, seit Januar 2024 CEO von RTL Deutschland, spricht im Interview mit Petra Schwegler über die Zukunft der Medienbranche, die sich laut Schmitter in einem “Dreikampf zwischen Content, Tech und Engagement” befinde, sowie über RTLs Strategie mit breiten Erlösmodellen, Partnerschaften und massiven Investitionen ins Streaming. Ein zentrales Thema ist außerdem die geplante Übernahme von Sky Deutschland.

5. Neue ChatGPT-App holt tote Promis zurück – zum Entsetzen ihrer Familien
(stern.de, Malte Mansholt)
Die neue Video-KI-App Sora von OpenAI ermögliche es Nutzern, mit wenigen Worten KI-Videos zu erstellen. Dazu zähle auch das Darstellen verstorbener Prominenter, was zu einer Flut von manipulierten Videos mit Personen wie Robin Williams oder Martin Luther King geführt habe. Die Angehörigen seien entsetzt, da die Verstorbenen in den Videos wie “digitale Handpuppen” dargestellt würden, die oft rassistische, provokante oder völlig untypische Dinge sagen. OpenAI habe zwar signalisiert, dass Angehörige “kürzlich Verstorbener” künftig eine Sperrung beantragen können, das Unternehmen wolle aber nicht vollständig auf die Funktion verzichten.
Weiterer Lesetipp: Kulturausschuss wünscht sich Label für KI-Nutzung bei Büchern: Der Vorsitzende des Kultur- und Medienausschusses im Bundestag, Sven Lehmann (Grüne), schlage ein Transparenzlabel für Bücher vor, das offenlegen soll, ob und in welchem Umfang Künstliche Intelligenz bei der Entstehung genutzt wurde. Hintergrund sei, dass ganze Berufszweige wie Übersetzung, Lektorat oder Covergestaltung durch die rasante KI-Entwicklung wegfallen könnten, und die Buchbranche massiv unter Druck stehe. (zeit.de)

6. Fast eine Tonne taz
(taz.de, Bernd Müllender)
Ein “taz”-Leser aus Marburg habe dem Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen seine komplette “taz”-Sammlung geschenkt. Von der ersten Nullnummer 1978 bis heute seien dies insgesamt 13.133 Exemplare, die zusammen fast eine Tonne wiegen und 60 Regalmeter füllen. Das Museum sammele seit 1962 historische Zeitungen aus aller Welt und bewahre auch besondere Ausgaben wie die erste deutsche Nachkriegszeitung oder Blätter aus Nordkorea.

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