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Allgemein  

Unter Ausschluss der “Bild”-Zeitung (2)

Vergangene Woche hatte das Bremer Landgericht, das derzeit über den Tod des zweijährigen Kevin verhandelt, angekündigt, zu prüfen, ob “Bild” von dem Prozess ausgeschlossen werden soll. “Bild” hatte nämlich im Dezember trotz der ausdrücklichen Aufforderung des Gerichts, die Persönlichkeitsrechte des Angeklagten zu achten, im Dezember ein unverfremdetes Foto des Angeklagten abgedruckt (wir berichteten).

Ganz so schlimm ist es für “Bild” nun doch nicht gekommen. “Bild”-Mitarbeiter dürfen weiter bei dem Prozess dabei sein. Allerdings untersagte der Vorsitzende ihnen “weiter Bild-Aufnahmen anzufertigen”, und sie dürfen auch, anders als Vertreter anderer Medien, “keine Bild-Aufnahmegeräte mit sich führen”, wie es in dem heute verkündeten Beschluss heißt. Das gilt für alle, die für “Bild” tätig sind, also auch für freie Mitarbeiter.

Der Vorsitzende hat davon Abstand genommen, auch Wortredakteure auszuschließen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ein Medium werde wegen unliebsamer Berichterstattung “abgestraft”.

In der Begründung (die laut einer Sprecherin des Bremer Landgerichts “ungewöhnlich ausführlich” ausfiel) betont der Richter, dass er zu Beginn des Prozesses “in teils drastischen Worten” auf die Anonymisierungspflicht hingewiesen habe. Dagegen habe “Bild” außerdem in ähnlich gelagerten Fällen schon zwei mal verstoßen.

Eine bloße Entschuldigung für das “technische Versehen” (“Bild”) reichte dem Vorsitzenden nicht aus.

medienlese – der Wochenrückblick

Poschi auf der Flucht, Presseschau statt Morgengebete, Brüste in der Schwangerschaft.

Ulf Poschardt, leidenschaftlicher Autofahrer und Verachter von VW-Käfer-fahrenden Klimamoralisten, hatte eine schlechte Woche. Zuerst wurde er als Chefredakteur der Zeitschrift Vanity Fair, für die für gut ein Jahr geleitet hatte, gefeuert freiwillig gegangen, dann schüttete eine Rapperin ihm in einer Fernsehsendung überraschend ein Glas Wasser ins Gesicht, nachdem er sie zuvor offenbar Nervensäge genannt hatte. Poschardt verliess darauf die Sendung, nicht ohne einen Knicks zu machen. Ein Handgemenge wäre wohl angemessener gewesen.

Der Perlentaucher staunte über die Süddeutsche Zeitung. Willi Winkler schrieb dort: “Auch der von einigen anstelle eines Morgengebets aufgesuchte InternetDigest Perlentaucher ist unterkomplex, wie es die menschliche Software erlaubt: die anonymen Bergwerker, die im Morgengrauen die Feuilletons ausweiden und dabei auch noch gewichten sollen, sie können die Artikel im besten Fall kurz beriechen, aber in dem dafür vorgesehenen Halbsatz nur selten angemessen wiedergeben.” Der Perlentaucher dazu: “(Und wir dachten immer, die SZ verklagt uns, weil wir zu viel von ihrem Inhalt wiedergeben!)”
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Woher bei “Bild” der Wind in die Segel weht

Ein 21-jähriger Türke hat am vergangenen Mittwoch versehentlich ein jahrzehntelang von linken Gutmenschen kunstvoll aufgeschichtetes Lügengebäude zum Einsturz gebracht, indem er in der Gesprächssendung “Hart aber fair” nicht “Deutschland” die Schuld daran gab, dass er kriminell wurde. Dass er sich so offen und wahrheitsgemäß äußerte, war nämlich ein dramatischer Fehler: SPD, Grüne oder der WDR hatten versäumt, den Gast vor der Show zu “briefen”, wie es sonst immer üblich ist: den Türken also zu sagen, dass sie in den Medien gefälligst die mangelnden Möglichkeiten in diesem Land anprangern müssen.

Das klingt nicht sehr plausibel, meinen Sie? Das ist aber, leicht zugespitzt, der “schlimme Verdacht”, den die “Bild”-Zeitung heute äußert:

Es geht um Alaattin Kaymak, einen 21-jährigen Türken, der früher gewalttätig war. Moderator Frank Plasberg fragte ihn in seiner Sendung, was “der Staat Deutschland” für ihn persönlich hätte besser machen können. Kaymak musste lange überlegen, offenbar war er auf die Frage nicht vorbereitet. Es entstand eine Pause, dann sagte er:

“Da fällt mir jetzt eigentlich nicht viel zu ein, weil es ist hier eigentlich alles gegeben an Möglichkeiten — man muss sie auch ein bisschen selber suchen.”

Unmittelbar darauf flüsterte der Grünen-Politiker Özcan Mutlu der neben ihm sitzenden Justizministerin Brigitte Zypries zu: “Wurde der gar nicht gebrieft?”, worauf sie antwortete: “Doch!”

“Bild” fragt:

Hat Zypries und Mutlu diese Antwort nicht gefallen? (…)

Gibt es bei Plasberg Absprachen mit Gästen über ihre Antworten? Einen Tag nach der Sendung gab es Riesenwirbel. So gab es bei “FAZ-online” und anderen Internetforen den Verdacht, dass hinter dem Rücken der Zuschauer manipuliert wurde.

FAZ.net hat diesen Verdacht keineswegs. Der “FAZ”-Redakteur nennt ihn im Gegenteil eine “Verschwörungstheorie”, denn “die Erklärung” für den Vorfall sei, wie Özcan Mutlu der “FAZ” gesagt habe, “ganz einfach”:

Weil er erst in letzter Sekunde ins Studio gekommen war und die Gespräche, die Plasberg vor Sendebeginn mit den einzelnen führte, nicht mitbekam, habe ihn gewundert, warum der junge Mann bei dieser Frage so ins Stottern kam.

Es gibt aber tatsächlich ein “Internetforum”, das den Verdacht der Manipulation verbreitet: die Seite “Politically Incorrect”, ein erfolgreiches islamfeindliches Blog, das immer wieder durch Falschinformationen und rassistische Kommentare bis hin zu Morddrohungen auffällt. Es verbreitete bereits gestern Vormittag die Behauptung, bei dem “Flüsterdialog” handele es sich um einen “unfassbaren Skandal im deutschen Fernsehen und der deutschen Politik”.

Der anonyme Autor von “Politically Incorrect” behauptet, die Tatsache, dass einem jungen Türken keine Antwort auf die Frage einfiel, was Deutschland denn besser hätte machen können, sei von wegweisender Bedeutung und nennt Kaymaks Satz:

Eine Aussage, die gerade der üblichen Argumentation, Deutschland würde den Migrantenkindern nicht genug bieten und sich nicht genügend um Integration bemühen, vollkommen den Wind aus den Segeln nimmt.

Das klingt doch arg überinterpretiert, würde bedeuten, dass wir fortan nicht einmal mehr über Mängel bei der Integration reden müssten, sondern wirklich nur noch übers Wegsperren und Ausweisen, aber es handelt sich ja auch um ein für diese und andere extremen Meinungen bekanntes Blog. “Bild” dagegen nennt Kaymaks Satz:

Eine Ansicht, die der häufigen Argumentation, dass mehr für die Integration von Migrantenkindern getan werden muss, den Wind aus den Segeln nahm.

Na sowas.

Vielen Dank an Sven D.!

  

Wunschzettel an die “Bild”-Redaktion


Sebastian Walther, 25, ist BILDblog-Leser. Nach eigenen Angaben hat der freiberuflicher Journalist und Discjockey “das Gefühl, dass er mit zunehmendem Alter mit seinen Wunschzetteln immer später dran ist. Zu seinen Auftraggebern zählt auch der Axel-Springer-Verlag. Er ist schon gespannt, was das neue Jahr in dieser Hinsicht bringt. An den Weihnachtsmann glaubt der Braunschweiger schon lange nicht mehr, wohl aber das Wunder der Weihnacht. Mit besonders viel Freude würde er also im Januar einen BILDblog-Eintrag über seinen erfüllten Wunschzettel (nebenstehend) lesen. Falls es damit nichts wird: Mit seiner Liste für Ostern hat er bereits begonnen.”

Von Sebastian Walther

Geschätzte Kollegen am Axel-Springer-Platz,

ich weiß, Ihr habt nichts zu verschenken. Außer vielleicht, man heißt Dieter Bohlen. Aber umsonst scheint es bei “Bild” nichts zu geben. In vier Tagen ist Weihnachten, ich möchte es trotzdem versuchen. Vielleicht bin ich damit bereits zu spät, vielleicht auch längst zu alt, aber auch ich habe einen Wunschzettel.

Eine Titelseite wünsche ich mir. Eine Überschrift, die schreit. Etwas Markerschütterndes, das die Schuhe auszieht und die Socken gleich mit. Ist doch sonst auch kein Problem. Wie wäre es mit dem “Bild”-Lieblingsthema: Soziale Gerechtigkeit kübelweise, der erhobene Zeigefinger in dicken, fetten Lettern. Zum Fest in hellem Grün bitteschön. Etwa “510 Millionen verpulvert” könnte er lauten, “Arbeiten und trotzdem arm” würde auch passen oder “9.000 ohne Job”. Nicht packend genug? Es fehlen Witz und Esprit? Wie wäre es stattdessen mit:

"Ich PIN dann mal weg"
Einen packenden Aufmacher zum Niedergang der “grünen Post”, wie Ihr den Briefdienstleister PIN AG heute nennt, das hätte ich mir gewünscht. Nach einer knappen Kurzmeldung gestern, gibt es in der heutigen Ausgabe immerhin einen Bericht dazu. Nur mündet der wieder, man hat es geahnt, im bösen Buben Mindestlohn. Das der “Stern” in seiner aktuellen Ausgabe jedoch von Zustellern berichtet, die für 40 Stunden pro Woche mit monatlich gerade mal 400 Euro entlohnt werden, ist Euch keinen Buchstaben wert. Sieht so der Kampf im Dienst des kleinen Mannes aus? Was jedoch schreit da heute stattdessen von Seite 1: die kleine Schwester von Britney Spears ist schwanger. Mit 16! Und nur wenige Zeilen darunter, räkelt sich Miriam im Wasser. Bedeckt durch eine “klitzekleine Hürde”.

Wenn wir also schon dabei sind, liebe Redaktion, nutzt doch bitte die besinnliche Zeit, um die moralische Wünschelrute wieder neu zu justieren. Irgendwie will das kein stimmiges Bild ergeben: Miriam im Bikini auf dem Titel, “knisternde Verbindung” auf Seite 14: “Direkt + ohne Vorspiel” geht es dort zur Sache, mit dabei ist “Resi (69)”. Und auf den anderen Seiten weidet man sich genüsslich an vermeintlichen Schändern, Sadisten oder Perversen. Wo genau hängt denn nun das Gewissen — Keller oder Parterre? Die “sexhungrige Nachbarin verführt Jungen” auf Seite 6. Bei soviel Schweinkram kann man getrost auf eine Anonymisierung verzichten. Hat sie ja auch nicht besser verdient.

Einen dritten Wunsch, den kann ich mir zum Schluss nicht verkneifen. Sicher, es ist immer wieder beeindruckend mit wie vielen Superstars Welt- und Lebemann Körzdorfer (hat der Mann eigentlich keinen Vornamen?) per Du ist. In der heutigen Ausgabe darf Comedian Atze Schröder in eurem Blatt Imagepflege betreiben. “Der bekannteste TV-Pudel” gewährt wahrlich Einblicke in sein Leben. Endlich erfahre ich, dass er “Bücherwurm”, “DVD-Freak” und “Windsurfer” ist. Kein Wort jedoch, zum gerichtlichen Namensstreit des Atze Schröder, der untersagen ließ, dass man diesen Mann des öffentlichen Interesses mit seinem richtigen Namen nennt. Überhaupt scheint Körzdorfer seine “Begegnungen” generell in Samthandschuhen zu tippen. Das ist gelebte Nächstenliebe, der Geist der Weihnacht weht über den Axel-Springer-Platz.

 
BILDblogger für einen Tag ist morgen Jens Weinreich.

Allgemein  

“Durchgeknalltes Gesindel” bei “Bild”

Es gibt offenbar bestimmte Regeln im Pressekodex, die “Bild” kategorisch ablehnt. Zwar bekennt sich Axel Springer — wo “Bild” bekanntlich erscheint — zur Einhaltung der Standards des Pressekodex (und hat im Jahr 2003 sogar Leitlinien verabschiedet, die “das Verständnis der publizistischen Grundsätze des Pressekodex” in bestimmten Bereichen “konkretisieren und erweitern”). Doch für “Bild” scheint das nicht zu gelten.

Anders ist kaum zu erklären, mit welcher Regelmäßigkeit “Bild” sich beispielsweise über Ziffer 8 des Pressekodex hinwegsetzt, wo es einleitend schlicht heißt:

Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen.

Ganz besonders große Ignoranz zeigt “Bild” in der Berichterstattung über psychisch Kranke, von deren erhöhter Schutzbedürftigkeit die Richtlinien 8.1 (4) und 8.4 des Pressekodex handeln.

Drei Beispiele aus jüngster Zeit:

Im September wurde “Bild” vom Presserat gerügt, weil sie den offenbar psychisch kranken Khaled al-Masri abwertend und damit ehrverletzend als “irre” und “durchgeknallt” bezeichnet hatte. Für diese Rüge hatte man bei “Bild” überhaupt kein Verständnis und berichtete vor einigen Tagen entsprechend darüber. Dabei setzte sie al-Masri en passant quasi gleich mit “Hasspredigern, Nazis oder sonstigem durchgeknallten Gesindel” (wir berichteten).

Ende November hatte “Bild” über eine Geiselnahme im Berliner Hauptbahnhof berichtet und dabei den Täter völlig unverpixelt und klar identifizierbar auf großen Fotos gezeigt. Obwohl es von Anfang an Hinweise gab, dass er schuldunfähig sein könnte. “Bild” schrieb am ersten Tag ihrer Berichterstattung, er habe “offenbar Kokain geschnupft” und sei “in eine Psychoklinik eingewiesen” worden. Am zweiten Tag der “Bild”-Berichterstattung wusste man über den Täter, dass er möglicherweise wegen Wahnvorstellungen schuldunfähig gewesen sei. Dennoch zeigte “Bild” ihn erneut ohne jede Unkenntlichmachung (wir berichteten).

Und heute berichtet “Bild”, wie viele Zeitung, über “die unfassbare Tragödie, die ganz Deutschland entsetzt”. Eine Mutter aus einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein hat offenbar ihre fünf Söhne getötet. Wie viele Zeitungen zitiert auch “Bild” den Oberstaatsanwalt:

“Wir beschuldigen die Mutter des fünffachen Mordes, allerdings im Zustand der absoluten Schuldunfähigkeit”

Deutlicher geht es kaum. Und dennoch: “Bild” illustriert den Artikel mit einem großen Foto, das nicht nur die fünf Söhne, sondern auch die Mutter ohne jegliche Verfremdung zeigt*:

"Diese 5 Jungen wurden von ihrer Mutter getötet"

Hier also noch einmal im Wortlaut die entscheidende Passage aus Richtlinie 8.1 (4) des Pressekodex — auch wenn sie für “Bild” offenbar keinerlei Bedeutung hat:

Liegen Anhaltspunkte für eine mögliche Schuldunfähigkeit eines Täters oder Tatverdächtigen vor, sollen Namensnennung und Abbildung unterbleiben.

Mit Dank an Matthias S., Sebastian U., Maja I., Volker K., Torsten R. und Oliver P. für den sachdienlichen Hinweis.

*) In Teilen der “Bild”-Auflage ist die Frau offenbar auch auf der Titelseite abgebildet und nicht unkenntlich gemacht.

medienlese – der Wochenrückblick

Pfeifenbläser, Telefonabspielgeräte, Kolumnenbeamte, kleine böse Brüder.

Wallpaper-Erfinder und Monocle-Herausgeber Tyler Brûlé kritisierte das Blabla, dass Printmedien verschwinden würden, das zeuge von Faulheit und Kurzsichtigkeit. Der Schaden wurde vor langer Zeit angerichtet und man könne nicht das Internet dafür verantwortlich machen: “Viele Fehlentwicklungen hat es gegeben, weil die falschen Leute an der Spitze von Medienunternehmen sitzen. Vor etwa 15 Jahren haben nämlich Geschäftsleute die Redaktionen übernommen. Ich sage: Wenn man ein guter Journalist ist, kann man auch ein guter Geschäftsmann sein, denn gute journalistische Arbeit macht das Medium attraktiv für Werbekunden.”

Schon 11 Leute haben eine Petition gegen die Heute-Kolumne “Zora Off” unterschrieben. Sie wendet sich gegen ihre wiederholte unbedachte Wortwahl. Es sei “nicht sonderlich klug, wenn sich eine Kolumnistin als Kifferin outet und öfters von anderen Drogen wie bspw. Heroin spricht. Jungen Lesern könnte damit der Eindruck erweckt werden, dass Kiffen oder das Konsumieren von Drogen etwas Tolles sei.”

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6 vor 9

Der langsame Dschihad
(zeit.de, Jürgen Krönig)
Westliche Medien haben den islamistischen Totalitarismus oft falsch verstanden. Ein Essay.

Gratisblätter drängen nach Deutschland
(handelsblatt.com, H.-P. Siebenhaar und Oliver Stock)
Die Verlage in Deutschland stellen sich wieder auf den Konkurrenzkampf mit einer überregionalen kostenlosen Tageszeitung ein. Die bisher letzte Gratiszeitung hierzulande war vor sieben Jahren in Köln am Widerstand der etablierten regionalen Verlage gescheitert. Medienkonzerne haben bereits Abwehrpläne in der Schublade.

Ende der Patriarchen
(medienheft.ch, Wolf Ludwig)
Eine Übernahme jagt im Mediensektor die nächste – international und national. Neben den grossen Medienkonzernen mischen jetzt anonyme Investoren die Szene bei Fernsehen, Online und Print neu auf. Ist das Modell der Besitzerfamilien am Ende?

Von Blogger zu Autor
(watch-berlin.net, Video, 11:56 Minuten)
Wirres trifft heute auf Harald Martenstein und spricht mit ihm über das web 2.0, die Unterschiede von Print- und Online Medien und warum Martenstein sich nicht auch mal als Blogger versucht.

Die Schrecklichen
(extradienst.at, Bruno Jaschke)
Kein Redaktionsstatut der Welt verbürgt ein Menschenrecht auf angenehme Interviewpartner. Ob präpotent, aggressiv, übellaunig, verschlossen, banal, anmaßend oder jenseits des gefragten Themas: Wen prominente Journalisten als besonders unsympathisch erlebten.

The Ten Most Incomprehensible Bob Dylan Interviews of All Time
(nymag.com)

In eigener Sache: Leserbefragung

BILDblog-LeserbefragungDie Kommunikationswissenschaftler der Uni Bamberg möchten gerne wissen, wer eigentlich BILDblog liest, wie oft und warum. Und wir natürlich auch.

Deshalb führen wir ab heute in Zusammenarbeit mit dem Team des Bamberger Lehrbereichs Kommunikationswissenschaft eine Leserbefragung durch.

Erfragt werden u.a. die Nutzungshäufigkeit und -weise des BILDblogs, mögliche Finanzierungsformen, aber auch, was Ihnen an unserer Arbeit gefällt und was nicht.

Die Beantwortung der Umfrage dauert etwa 10 bis 15 Minuten.

Über eine rege Teilnahme würden wir uns sehr freuen!*

*) Die verwendete Umfragesoftware erlaubt nur 100 zeitgleiche Zugriffe auf
den Fragebogen. Sollte eine Fehlermeldung wegen Überlastung des Servers
erscheinen, probieren Sie es bitte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.

Die Umfrage ist anonym. (Weitere Infos hier.) Die Auswertung erfolgt in aggregierter Form, d.h. es werden keine einzelnen Befragten identifizierbar sein. Die Daten werden von der Uni Bamberg für nicht-kommerzielle wissenschaftliche Zwecke verwendet, d.h. zum Beispiel bei Fachkonferenzen oder in wissenschaftlichen Aufsätzen. Die aufschlussreichsten und überraschendsten Ergebnisse werden aber natürlich auch hier vorgestellt.

“BamS” fand Frau, aber Quelle nicht

Unlängst war ja der Schauspieler Ben Becker in seiner Wohnung zusammengebrochen. Und gestern spekulierte die “Bild am Sonntag” über die Hintergründe des Zusammenbruchs, denn: “BILD am SONNTAG fand die Frau, die dem Schauspieler das Leben rettete” und zitierte die Frau (von der “BamS” als “Jessica von R.” anonymisiert) u.a. wie folgt:

“Ich habe mich fürchterlich über Bens Freundin Anne geärgert! In einer Zeitung stand, sie habe mich Abschaum genannt und ich hätte wohl Probleme mit Drogen. Ich habe keine solche Probleme!”

Das Dementi, das sich fast liest wie eine Gegendarstellung, steht auch auf Bild.de — und heute ganz ähnlich auch bei “Welt” bzw. “Berliner Morgenpost”, die wie die “BamS” zum Verlag Axel Springer gehören:

In einer Zeitung, so Jessica von R., habe gestanden, dass Anne Seidel sie “Abschaum” nannte und gesagt hätte, dass Jessica von R. wohl Probleme mit Drogen habe. Dies sei falsch.

Und nicht zuletzt wegen der absurden Konjunktivkonstruktion (In einer Zeitung … habe gestanden) stellt sich natürlich die Frage, welche Zeitung denn da wohl Beleidigung (“Abschaum”) und Verdächtigung (“Probleme mit Drogen”) in Umlauf gebracht hat, dass “BamS”, Bild.de, “Welt” und “MoPo” sie so ausdrücklich dementieren lassen.

Naja. So richtig stellt sich die Frage natürlich nicht. Die Zeitung mit dem “Abschaum”-Artikel gehört, wir ahnten es schon, wie “BamS”, Bild.de, “Welt” und “MoPo” ebenfalls zum Verlag Axel Springer und berichtet heute erneut über Ben Becker und Jessica von R., denn:

"Jetzt spricht seine Lebensretterin in BILD"

P.S.: Über irgendwelchen Abschaum in irgendwelchen Zeitungen spricht sie “in BILD” übrigens nicht.

Mit Dank an Holger E. für den Hinweis.

6 vor 9

“Internet bedroht Tageszeitungen”
(futurezone.orf.at)
Eine aktuelle Harvard-Studie (pdf-Datei, 157kb) zeigt, wer die Verlierer der Informationsrevolution sind. Vor allem mittlere bis kleine Tageszeitungen – unterkapitalisiert und im Internet schlecht aufgestellt – sind betroffen. Der britische Finanzinvestor Mecom kauft europaweit gerade ein Cross-Media-Imperium zusammen.

Rote Fabrik provoziert mit Nazi-Symbolen
(tagesanzeiger.ch, Isabelle Bamert und Edgar Schuler)
Ein Plakat für eine Ausstellung in der Roten Fabrik vermischt Nazi-Symbole mit den Logos von SVP und «Weltwoche». Die Urheber des Plakats wollen noch anonym bleiben.

“Irgendwann platzt die Blase”
(spiegel.de, Isabell Hülsen und Thomas Schulz)
Der frühere Sat.1-Chef Roger Schawinski über die akuten Probleme des Senders, “Heuschrecken” im TV-Geschäft und seine missglückten Versuche, mit Qualität Zuschauer anzulocken.

Kostenloser Hochglanz
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Es soll weder um nackte Frauen, noch um anzügliche Witze, noch um Geld gehen – die Frage ist, wovon Großbritanniens neues Männermagazin leben will. Kosten soll es jedenfalls nichts.

Keine Gnade für Natascha Kampusch
(zeit.de, Joachim Riedl)
Über die heute 19jährige, die am 23. August des vergangenen Jahres nach achtjähriger Gefangenschaft ihrem Kellerverlies entkommen konnte, bricht jetzt erneut rücksichtsloser Medienrummel herein.

Stelleninserate 1985: Alles noch Deutsch
(blog.jacomet.ch)

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