Suchergebnisse für ‘privatsphäre’

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Die drei Krisen der Zeitung
(spiegel.de, Robin Meyer-Lucht)
Die Zeitungen scheinen den Höhepunkt ihrer Krise überwunden zu haben – doch die zunehmend demonstrative Fröhlichkeit ist noch immer ein Pfeifen im Walde. Zwar erholen sich die Anzeigenumsätze – doch die Printpresse steckt nicht nur in einer Krise, sondern gleich in dreien.

«Die News-Plattform ist für alle Medien offen»
(werbewoche.ch, René Worni)
Das auf Frühjahr geplante News Netzwerk von Tages-Anzeiger, BaZ und BZ zeigt erste Konturen. Projektleiter Res Strehle sagt, wie er sich das schweizweit grösste Medienportal vorstellt und wo das Projekt derzeit steht.

Armes reiches Mädchen
(woz.ch, Werner Aeschimann)
Man reagiert halt immer eine Spur gereizter, wenn die Medienmaschinerie wieder einmal so richtig heftig produziert. Wie kürzlich bei diesem «reichen und doch armen, traurigen Mädchen» («L’Equipe»), das eine Zeit lang am elegantesten und optimal einen Tennisball über die Netzkante zu spielen pflegte.

Amis müssen über alte TV-Gags noch mal lachen
(welt.de, Uwe Schmitt)
Weil die streikenden Gaglieferanten nichts liefern, laufen im US-Fernsehen Wiederholungen von Late-Night-Shows. Manche Witze von Vorgestern sind immer noch gut. Moderator Jay Leno hat die Streikposten besucht. Und eine der Desperate Housewifes spendierte Pizza.

Privatsphäre 2.0
(jungle-world.com, Elke Wittich)
Das Private war mal politisch und ist heute vor allem internet-affin. Warum Datenschutz bei vielen Usern kein Thema ist.

Web-2.0-Expo: Zwischen Euphorie und Blase
(sueddeutsche.de, Johannes Kuhn)
Ein Schlagwort feiert sich selbst: In Berlin will Internet-Guru Tim O?Reilly das neue Web vorantreiben – doch die wichtigen Fragen kann er nicht beantworten.

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Der elektrische Reporter fragt Cory Doctorow
(elektrischer-reporter.de, Mario Sixtus, Video, 19:55 Minuten)
Cory Doctorow über Boing Boing, seinen Roman ?Backup? und Bedrohungen unsererer Privatsphäre (hier der gesamte Roman zum kostenlosen Download).

?Kerner ist die Situation entglitten?
(bild.t-online.de, Martin Heidemanns)
Es war der TV-Eklat des Jahres! Vor sieben Tagen warf Johannes B. Kerner (42) seine TV-Kollegin Eva Herman (48) aus seiner Sendung. 50 Minuten hatten der Moderator und seine Gäste mit Eva Herman über deren missverständliche Äußerungen zu Hitlers Familienpolitik gestritten. Seitdem hat die ehemalige ?Tagesschau?-Sprecherin geschwiegen. Exklusiv in BILD spricht Eva Herman jetzt über ihren Rauswurf, die schweren Stunden danach – und über einen abendlichen Anruf von Johannes B. Kerner.

Plötzlich geht es auch mit weniger Honorar
(tages-anzeiger.ch, Iwan Städler)
Nach heftigem politischem Protest verzichtet der SRG- Präsident auf eine Erhöhung seines Honorars ? als «Geste ans Personal». Dieses sagt, es habe gar nie einen Verzicht verlangt.

Ist Fernsehen gut für Kinder?
(novo-magazin.de, Wendy Earle)
Der Einfluss der Medien auf Kinder ist, seit das Fernsehen in den 50er-Jahren weite Verbreitung fand, eines der vorrangigen Themen öffentlicher Debatten.

Facebook-Gründer: Zuckerberg
(faz.net, Roland Lindner)
Er ist 23 und misst sich an Bill Gates. Seine Internetfirma Facebook taxiert er auf 10 Milliarden und bei öffentlichen Auftritten schwankt er zwischen Übermut und Schüchternheit. Sein Markenzeichen sind Badelatschen.

Der alte neue Mann
(zeit.de, Patrick Kremers)
Wer sind sie, die neuen Männer? Vor Kurzem nannte man sie schwul, metrosexuell oder postschwul. Jetzt versucht ein neues Magazin, diese Zielgruppe mit Konsum zu gewinnen.

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Hört auf euren Mittelfinger
(zeit.de, Sebastian Reier)
Die papierene Musikpresse macht sich Gedanken um ihre Zukunft. Wenn sich alles gratis im Internet abspielt, wie sollen dann Verleger, Vertriebe und Künstler Geld verdienen?

Auch ein Internet Profi kann sich irren
(andreasvongunten.com)
Eine Replik auf Andrew Keen’s Anti-Web 2.0 Aufsatz im Magazin 38/07.

Das Rund ist leer
(taz.de, Markus Völker)
Die Frauenfußball-WM in China wird in dreimal mehr Länder übertragen als noch die WM 1999. Doch ist das Interesse wirklich gestiegen?

“Landkarten sind reif für Veränderung”
(welt.de, Martin Dowideit)
Mit Google Earth kann fast jeder Winkel der Erde im Internet erkundet werden. John Hanke heißt der Erfinder und Chef dieses Projekts. WELT ONLINE sprach mit ihm über unscharfe Luftaufnahmen, die Macht der Nutzer und Eingriffe in die Privatsphäre.

TalkTäglich mit Matthias Ackeret und Klaus J. Stöhlker
(telezueri.ch, Video, Dialekt, ca. 25 Minuten)
Bundesrat Christoph Blocher revolutioniert den Wahlkampf in der Schweiz. Jede Woche wendet sich der SVP-Magistrat eine knappe Viertelstunde lang mit seiner eigenen TV-Sendung direkt ans Volk. Befragt wird er von Matthias Ackeret, der bereits ein Interview mit Christoph Blocher in Buchform veröffentlicht hat. Medienrechtler und Politiker kritisieren das Projekt. Im ?TalkTäglich? diskutiert Matthias Ackeret mit Klaus J. Stöhlker kontrovers über ?Teleblocher?.

Ich lese gern Zeitung
(youtube.com, Video, 1:49 Minuten)

Wer sich versteckt, will gesehen werden

Wenn Politiker die Öffentlichkeit genau darüber informieren, wo sie ihren Sommerurlaub verbringen werden, dann könnte man das natürlich als indirekte Einladung an die Leser-Reporter von “Bild” oder Profi-Fotografen verstehen, sie am Urlaubsort zu besuchen und hübsche Fotos aus dem Privatleben in die Presse zu tragen.

Und wenn Politiker die Öffentlichkeit ausdrücklich nicht darüber informieren? Dann auch.

Jedenfalls in der Logik von Hugo Müller-Vogg, der heute in seiner “Bild”-Kolumne u.a. über Politiker schreibt, die ihren Sommerurlaub “als Versteckspiel inszenieren”:

Von morgen an heißt es für Angela Merkel: Sommer, Sonne, Urlaub. Und den beginnt die Musik-Kennerin zusammen mit ihrem Mann, Professor Joachim Sauer, wie immer in Bayreuth. (…) Während ihre Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder gerne sagten, wo und wie sie sich erholen, macht die Kanzlerin ein Staatsgeheimnis daraus. Es scheint Angela Merkel und ihrem ohnehin pressescheuen Mann sogar Spaß zu bereiten, die Leser-Reporter von BILD und die Promi-Fotografen der Magazine zu besonderen Anstrengungen zu verleiten. Ganz nach dem Motto: Mal sehen, wer uns zuerst entdeckt.
(Hervorhebung von uns.)

Man kann das wie einen Aufruf “Fotografiert Angela Merkel im Urlaub!” lesen — und sogar als Ermunterung, sich nicht davon abschrecken zu lassen, wenn Frau Merkel und Herr Sauer deutliche Signale aussenden, dass sie gerade nicht fotografiert werden wollen. Denn damit wollen sie ja bestimmt nur die Paparazzi zu “besonderen Anstrengungen” anspornen. Quasi um den Spaß für alle zu erhöhen.

PS: Im April 2006 hatte “Bild” noch einen Regierungssprecher mit den Worten zitiert: “Auch die Bundeskanzlerin und ihr Mann haben ein Recht auf Privatsphäre!” Aber damals war es ja auch die britische Boulevardzeitung “The Sun” gewesen, die Pool-Fotos von Merkel veröffentlicht hatte. Als “Bild” im April 2007 selbst Pool-Fotos von Merkel veröffentlichte, war von einer Privatsphäre der Bundeskanzlerin und ihres Mannes keine Rede mehr. Uns sagte ein Regierungssprecher dazu, die Fotos in “Bild” seien “ohne ihr Einverständnis” gemacht und veröffentlich worden — und Merkels Urlaubsreisen “eigentlich eine private Angelegenheit”. Wie schon im Vorjahr ließ die Bundesregierung dennoch, wie angekündigt, “die Sache auf sich beruhen”.

Danke an Toni L.!

Natascha Kampusch wehrt sich gegen Schwulst

Nachdem “Bild” gestern (wie berichtet) u.a. auf der Titelseite ein paar Paparazzifotos von Natascha Kampusch nachdruckte, die tags zuvor in der österreichischen Gratiszeitung “heute” erschienen waren, berichtet die Nachrichtenagentur APA, Kampuschs Anwalt halte die Veröffentlichungen für “völlig unzulässig”. Er erkenne darin einen “Eingriff in den höchstpersönlichen Lebensbereich von Frau Kampusch”; es würden “die notwendigen rechtlichen Schritte überlegt und eingeleitet, um den Medien und anderen, die Ähnliches beabsichtigen, die Grenzen deutlich aufzuzeigen”.

Der Anwalt zu APA:

Wir sind der Ansicht, dass die Berichterstattung in einigen Medien eine Grenzüberschreitung ist. Auch Frau Kampusch hat das Recht auf Privatsphäre (…). In der Privatsphäre haben Medien wirklich nichts verloren, schon gar nicht ist es rechtens schwülstige Texte und eigenartige Interpretationen zu erfinden und zu verbreiten (…).

Ach ja, die “Bild”-Zeitung berichtet übrigens in ihrer aktuellen Ausgabe unter der merkwürdigen Überschrift “Natascha Kampusch — So gut tut ihr die Liebe” ebenfalls über die Kampusch-Fotos (und zeigt auch wieder eins). Allerdings weist “Bild” heute — anders als gestern — unmissverständlich darauf hin, dass die österreichische Zeitung “heute” die Fotos “zuerst veröffentlicht” hatte.* Vor allem aber lässt sich “Bild” ihre schwülstigen Texte und eigenartigen Interpretationen von gestern dadurch bestätigen, dass der (nicht namentlich genannte) Fotograf “in BILD erzählt (…), wie er am vergangenen Wochenende in der Wiener In-Disco (…) das turtelnde Pärchen erlebte”.

*) Nachtrag, 17 Uhr: Der “heute”-Chefredakteur Richard Schmitt, der die Fotoveröffentlichungen nach wie vor für zulässig hält, sagte uns übrigens, dass die Nicht-Nennung seiner Zeitung in der gestrigen “Bild” wohl auf den “Fehler eines ‘Bild’-Redakteurs” zurückzuführen sei. Offenbar habe der nämlich im Gespräch mit Schmitt “gedacht, er telefoniere mit der ‘Krone'”…

Was “Bild” mit den Bohlen-Nacktfotos zu tun hat

"B.Z."-Titelseite mit Fotos, die Dieter Bohlen und seine Freundin Carina nackt zeigenKurze Frage: Ist es eigentlich eine Geschichte über “Bild”, dass die “B.Z.” (die wie “Bild” im Verlag Axel Springer erscheint) kürzlich Nackfotos von Dieter Bohlen und seiner Freundin druckte?

Kurze Antwort: Ja.
 
Lange Antwort: Ja, denn “Bild” meldete anschließend nicht nur (wie berichtet), dass “eine Berliner Zeitung” (gemeint war das Schwesterblatt “B.Z.”) die Fotos nicht mehr zeigen dürfe. Und “Bild” druckte nicht nur in rund dreieinhalb Millionen Exemplare die komplette Adresse einer Internetseite, auf der die verbotenen “B.Z.”-Seiten mit den Nacktfotos (hochgeladen von einem anonymen Nutzer) zu sehen waren.

Nein, offenbar gibt es sogar einen Grund dafür, dass die Fotos überhaupt in der kleinen “B.Z.” erschienen und nicht in der großen “Bild”: Nach unseren Informationen erfuhr Bohlen schon vor der Veröffentlichung, dass Nacktfotos von ihm und seiner Freundin gemacht worden waren und in “Bild” erscheinen sollten. Und so gingen beim Verlag Axel Springer zwei vorbeugende einstweilige Verfügungen von Bohlens Anwalt ein, die “Bild” den Abdruck der Fotos gerichtlich untersagten: Anscheinend mit einem enormen Teleobjektiv, aber ohne Wissen und Einverständnis der Fotografierten entstanden, verletzten sie die Intimsphäre und den geschützten Bereich der Privatsphäre Bohlens und seiner Freundin.

Und tatsächlich veröffentlichte “Bild” die Nacktfotos nicht. Stattdessen landeten sie beim “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, die sie (am selben Tag, an dem die Verfügungen bei Springer eingingen) auf dem Titel und als “Bilder des Tages EXTRA” auf einer Doppelseite in größtmöglicher Aufmachung veröffentlichte. Und als die “B.Z.” nach Erscheinen der Nacktfoto-Ausgabe eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte, die Fotos nicht mehr zu zeigen, berichtete “Bild” wie beschrieben.

Wie niederträchtig. Wir hatten deshalb allerlei Fragen an den Verlag: ob Springer gegen die immerhin urheberrechtsverletzende Veröffentlichung der “B.Z.”-Seiten im Internet vorgehen werde*, ob Springer der anonyme Nutzer, auf dessen Internetseite “Bild” verwies, bekannt sei, ob es zu den Gepflogenheiten des Verlags gehöre, auf derart anonyme Quellen zu verweisen und warum “Bild” zwar die komplette Internetadresse druckte, den Namen der “B.Z.” jedoch verschwieg…

Die Antwort des Verlagssprechers Tobias Fröhlich lautete:

Von unserer Seite aus gibt es dazu nichts zu sagen.

Von unserer Seite aus schon.
 
*) Dafür, dass die faksimilierten “B.Z.”-Seiten aus dem Internetangebot entfernt wurden, sorgte nach unseren Informationen übrigens nicht Springer, sondern Bohlen.

Blut ist dicker als Bohlen

Im Frühjahr hatte Dieter Bohlen eine Idee.

“Bild” nannte sie am 15. März: “Bohlen ist jetzt 1414-Reporter!” — und zeigte ein paar Fotos von Bohlen und seiner Freundin (“Bild” nennt sie “Carina”), von denen “Bild” und Bohlen behaupteten, er habe sie selbst auf den Malediven “mit Selbstauslöser” fotografiert.

Knapp einen Monat später war Bohlen zu Gast in der ZDF-Show “Johannes B. Kerner” und erklärte nach einigem Gefrotzel den “Sinn dahinter”:

Bohlen: Also meine Freundin wird ja gejagt von Paparazzis. Jeden Tag. Und wenn du natürlich selber Fotos…
Kerner: Das heißt, die fahren jeden Tag hinter ihr her, egal wo sie hinfährt und holen sie ab bei dir zuhause…
Bohlen: Ja, pass auf… ich komm aus der Tennishalle raus, seh’ mein’twegen Paparazzi, mach’ so ‘ne Fresse. Du kannst denen ja nicht mit ‘nem Tennisschläger ein’ über’n Schädel zieh’n — würd’ ich ganz gerne machen, weil es nervt total.
Kerner: Is’ auf lange Sicht kein gutes Rezept.
Bohlen: Wie, das mit’m Tennisschläger? Nee, genau. Und dann kommst du, guckst du raus und guckst böse. So. Und dann fotografieren die dich — bumm: Bohlen guckt böse. (Macht eine Schlagzeilengeste in die Luft.) “Das Doppelleben von Dieter Bohlen! In seinem Privatleben ist er überhaupt nie lustig! Er ist total deprimiert! Er liegt am Boden!” Und so weiter. Die Scheiße muss ich mir doch nicht immer geben. Dass ich da am Boden lieg’ und wer weiß was. Und wenn wir jetzt ab und zu, Carina und ich, ‘n paar Privatfotos einfach rausgeben, ist dieser Druck auf diese Paparazzis auch nicht mehr so da, weil dann können die ihre blöden Fotos hoffentlich irgendwann nicht mehr verkaufen.

Genutzt hat das offenbar nichts. Denn “Bild” orakelt heute:

"NACKTFOTOS AUFGETAUCHT"

(…) Ui-ui-ui, was ist denn DA bloß passiert? Es sind Nacktfotos von Pop-Produzent Dieter Bohlen (53) und seiner Freundin Carina (23) aufgetaucht, die das Pärchen nahtlos brutzelbraun gebraten und splitterfasernackt in einer Bucht auf Mallorca zeigen.

Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und sind auch im Internet (…) zu bewundern.

Bohlen, der auf Mallorca urlaubt, ist entsetzt, hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Er ließ die Veröffentlichung der Fotos verbieten und sogar Schmerzensgeld verlangen. (…)

“Bild” zeigt die “Nackig-Bilder” nicht, sondern findet es “erstaunlich, dass Bohlen wegen der Nacktfotos so heftig reagiert”, und spekuliert anschließend eifrigst über eine angebliche Busen-OP von Bohlens Freundin. Außerdem druckt “Bild” — quasi als “Fotobeweis”-Ersatz — eines der Bohlenschen 1414-Fotos aus vom März (“Ihr Busen ist offensichtlich sehr gewachsen”). Dass die Busengrößenfrage damals für “Bild” kein Thema war, bleibt seltsamerweise unerwähnt.

Merkwürdig auch: Bei der von “Bild” anonymisierten Berliner Zeitung handelt es sich um das “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, wo die Nacktfotos von Dieter Bohlen auf der Titelseite der "B.Z."“Nackig-Fotos” vorgestern Titelstory waren. Die “B.Z.” schrieb: “Robinson Bohlen zeigt sein nacktes Badeglück” — und hatte allzu pikante Körperstellen mit kleinen gelben Sonnensymbolen unkenntlich gemacht (siehe Ausriss).

Und: Auf der Internetseite der “B.Z.” ist der Artikel nicht mehr verfügbar. Und heuteblog.de, wo die “B.Z.”-Titelseite in einem Blogeintrag abgebildet war, hat das Titelseiten-Bild geschwärzt, nachdem man dort gestern “gegen 21.30 Uhr von der B.Z.-Redaktion (…) gebeten bzw. aufgefordert [worden sei], diesen Ausriss zu entfernen”. “Bild” hingegen gibt (anders als Bild.de übrigens) heute eine komplette Webadresse an, auf der ausschließlich Faksimiles des “B.Z.”-Berichts zu sehen sind — hochgeladen von einem anonymen Nutzer, der in seinem Profil Vor- und Nachnamen von Bohlens Freundin verwendet und über “sich” schreibt: “Offener Typ, Kontakfreudig, Spaß am Leben!!!! Ich bin Weiblich und Vergeben. bei Hamburg, Deutschland”

Was für eine knifflige Situation: Da gibt es also “Nackig-Fotos”, wie gemacht für “Bild”. Andererseits gibt es da ja diese langjährige Freundschaft zwischen “Bild” und “Pop-Titan” — und der will die Fotos offenbar partout nicht in der Zeitung sehen — auch nicht in der “B.Z.”. Aber die Fotos zu verurteilen als “Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte”, klappt auch nicht, weil es sich bei “der Zeitung” ja ausgerechnet ums “Bild”-Schwesterblättchen handelt. Ein Dilemma! Und der Ausweg? Ein abstruser Gedanke:

Da wird man die “B.Z.”-Fotos doch wohl nicht selber ins Internet gestellt haben.
 
Nachtrag, 17.6.2007: Inzwischen finden sich auch auf der von “Bild” angegebenen Internetadresse keine Inhalte mehr. Dort heißt es nur noch, der Nutzer sei “nicht mehr (…) aktiv”. Bild.de hat den Hinweis auf den Namen der Internetseite inzwischen getilgt, den Text entsprechend angepasst. Dort heißt es nun nur noch:

Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und waren auch im Internet zu bewundern.

Mehr dazu hier.

“Kein Respekt vor der Privatsphäre der Kanzlerin”

Im Jahr 2006 verbrachte Angela Merkel ihren Osterurlaub auf Ischia.

Und als britische Boulevardzeitungen dies zum Anlass nahmen, Paparazzifotos der deutschen Bundeskanzlerin abzudrucken und despektierlich zu kommentieren, berichtete bekanntlich auch “Bild”:

Kein Respekt vor der Privatsphäre der Kanzlerin (…)

"IZwei britische Zeitungen (“Sun”, “Daily Sports”) verhöhnen unsere Kanzlerin, drucken intime Pool-Fotos von Angela Merkel und ihrem Mann, Prof. Joachim Sauer. Heimlich aufgenommen beim Osterurlaub auf Ischia!

Es sind Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte.
(Hervorhebungen von uns.)

In diesem Jahr verbringt Merkel wieder ihren Osterurlaub auf Ischia.

Und während Bild.de und andere (wie schon im letzten Jahr) das Ehepaar Merkel/Sauer beim bloßen Herumbummeln zeigen, druckt “Bild” heute auf Seite 2 ein großes Foto von Merkel und Sauer im Hotel-Pool. Man könnte die Aufnahme aus dem Privatbereich ein intimes Pool-Foto nennen, heimlich aufgenommen beim Osterurlaub auf Ischia — und gekauft von einer Agentur, die noch viele weitere “exklusive” Paparazzifotos von Merkel (“am Hotelpool”, “am Strand”, “gönnt sich ein Schläfchen unter Palmen”) im Angebot hat.

Im vergangenen Jahr zitierte “Bild” den Vize-Regierungssprecher Thomas Steg mit den Worten: “Auch die Bundeskanzlerin und ihr Mann haben ein Recht auf Privatsphäre!”

Und zu den aktuellen Merkel-Fotos sagte uns ein Regierungssprecher nun auf Anfrage: Es habe auf Ischia “keinen offiziellen Fototermin” mit Merkel gegeben, die Fotos seien “ohne ihr Einverständnis” gemacht und veröffentlich worden — und Merkels Urlaubsreisen “eigentlich eine private Angelegenheit”. Dennoch wird die Bundesregierung es wohl auch jetzt so handhaben wie im vergangenen Jahr, als sie “die Sache auf sich beruhen lassen” wollte (“Juristische Schritte sind nicht beabsichtigt”).

Bei “Bild” aber ist die Entscheidung, ob man sich über eine Verletzung der Privatsphäre eines Menschen empört (2006) oder die Privatsphäre selbst verletzt (2007), offensichtlich keine Frage des Respekts oder des Rechts — sondern davon abhängig, was der Redaktion gefällt.

Nachtrag, 11.4.2007: Auch der “Berliner Kurier” druckte gestern (unter der Überschrift: “Planschela Merkel: So verliebt, so glücklich — Die Sonnentage der Klima-Kanzlerin”) ein Paparazzifoto derselben Agentur von Merkel und Sauer im Pool.

Nachtrag, 13.4.2007: Und der “Stern” druckt dasselbe Foto wie “Bild” in seiner aktuellen Ausgabe (16/2007) sogar als “Bild der Woche” auf einer Doppelseite und schreibt scheinheilig dazu: “Sie hat es wieder getan. Trotz schlechter Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Trotz dreister Paparazzi-Überfälle und bösartiger Bild-Attacken vor allem in ausländischen Boulevardzeitungen. Kanzlerin ANGELA MERKEL ist über Ostern wieder nach Ischia gereist. (…)” An der grundsätzlichen Unzulässigkeit des Abdrucks ändert jedoch auch das nichts.

“Hör auf!”

Als Bild.de kürzlich wieder über Leonardo DiCaprio berichtete, war es noch keine drei Wochen her, dass der Bundesgerichtshof ein vielbeachtetes Grundsatzurteil gefällt hatte. Im Kern ging’s vorm BGH um die Frage, ob bzw. wann Fotos von Prominenten ohne deren Zustimmung gemacht und veröffentlicht werden dürfen — und wann nicht.

Beklagt war u.a. “Die Aktuelle”, geklagt hatte (wieder mal) Caroline von Monaco. Aber das nur nebenbei, denn zur Debatte stand Grundsätzlicheres: Fotos, die dem Gericht zufolge für sich genommen “denkbar harmlos” waren. Doch weil die Berichterstattung über Prominente zugenommen und — nicht zuletzt durch die Verbreitung von Handy-Fotos in der Presse — teilweise groteske Züge angenommen habe, entschied der BGH, die Privatsphäre stärker zu schützen. In der Urteilsbegründung heißt es weiter:

“Der Schutz der Persönlichkeit der Betroffenen wiegt umso schwerer, je geringer der Informationswert für die Allgemeinheit ist. Das muss (…) auch für Personen mit hohem Bekanntheitsgrad gelten, so dass es auch hier eine Rolle spielt, ob die Berichterstattung zu einer Debatte mit einem Sachgehalt beiträgt, der über die Befriedigung bloßer Neugier hinausgeht.”

Und das ist nun vielleicht eine gute Gelegenheit, um zu Leonardo DiCaprio zurückzukehren. Denn bei Bild.de findet sich seit vergangenem Montag ein kurzer Text folgenden Inhalts:

"Hier kauft Leonardo DiCaprio Zeitschriften"

(…) Ein Leser-Reporter (36) entdeckt den Superstar in einem Zeitschriftenladen.

“Ganz ohne Bodyguards. Er wollte aber nicht erkannt und fotografiert werden. Kaufte einen ganzen Stapel Zeitschriften, ging dann in einen Fotoladen.”

Unser Leser-Reporter hinterher. “Ich wollte unbedingt ein besseres Foto. Da sagte Leo plötzlich auf Deutsch mit Akzent ‘Hör auf!’ Dann bin ich gegangen.” (…)
(Link von uns.)

Müssen wir noch erwähnen, dass Bild.de direkt neben diesen Zeilen ein (denkbar harmloses) Foto von DiCaprio in einem Zeitschriftenladen zeigt? Sollen wir wirklich darüber nachdenken, wie gering dessen Informationswert für die Allgemeinheit ist? Oder ernsthaft die Frage erörtern, ob diese Berichterstattung zu einer Debatte mit einem Sachgehalt beiträgt, der über die Befriedigung bloßer Neugier hinausgeht?

Sagen wir’s lieber so: Vermutlich ist die Bild.de-Veröffentlichung nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1999 unzulässig, nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte von 2004 ebenfalls und nach dem aktuellen BGH-Urteil erst recht.

Was “Bild”-Leser nicht wissen müssen

Aha, bei “Bild” liest man also auch die “taz”.

Und wenn es sein muss, wird aus der “taz”-Lektüre bei “Bild” sogar eine Schlagzeile für die Seite 1 (siehe Ausriss).

In der Tageszeitung “taz” offenbarte die Schauspielerin, woran die Liebe zerbrach: “Ganz einfach. Ich hab mich neu verliebt – ausgerechnet, als ich Pierre [Besson] beim Dreh zu ‘Afrika, mon amour’ in Kenia besucht habe.” (…)
Vier Jahre lang waren Baumeister und Besson ein Paar (…). Jetzt die Trennung!
(hervorhebung von uns.)

So. Und jetzt (Hervorhebung von uns) zitieren wir mal, was sonst noch in dem Interview stand, aus dem “Bild” heute eine Seite-1-Schlagzeile macht und das die “taz” gestern unter der Überschrift Verweigerung macht Medien scharf — Die Schauspieler Muriel Baumeister und Pierre Besson über ihren Ärger mit den Boulevardmedien und die Schwierigkeit, ein ungestörtes Privatleben zu führen” veröffentlichte:

taz: Frau Baumeister, seit Wochen rätseln die Boulevardmedien darüber, ob Sie sich von Ihrem Lebensgefährten Pierre Besson getrennt haben. Wie fühlt sich das an?
Muriel Baumeister: Beschissen, weil das niemanden was angeht. (…) Weil nicht alle Kollegen so denken, meinen die Boulevardjournalisten aber, sie hätten ein Recht darauf, ungefragt in unsere Privatsphäre einzudringen.

Wie gehen die dabei vor?
Baumeister: Neulich hat mich die Bunte auf dem Handy angerufen und mich unter Druck gesetzt, mich zu meiner Trennung zu äußern – eine absolute Farce, es immer wieder zu probieren, obwohl man mich kennt und weiß, dass ich über mein Privatleben in der Öffentlichkeit keine Auskunft gebe. (…)

Wo wir schon mal beim Thema sind: Sie haben sich also tatsächlich getrennt?
Baumeister: Ja, allerdings schon vor einem knappen halben Jahr. Und die Wahrheit ist so langweilig …
Besson: … dass der Boulevard damit nichts anfangen kann.(…)

Warum verbeißen sich die Boulevardjournalisten so in Sie?
Baumeister: Weil ich nicht mit denen rede. Das ist eine Art Journalismus, an der ich mich nicht beteilige. Diese Verweigerungshaltung scheint die Leute allerdings auf eine fast schon sexuelle Art scharf zu machen.(…)

Es ist doch absurd: Wir reden öffentlich darüber, warum Sie sich sonst aus der Öffentlichkeit raushalten.
Baumeister: Stimmt, aber durch dieses Gespräch möchten wir zeigen, dass wir die Deutungshoheit über unser Leben nicht dem Boulevard überlassen. (…)

Waren die Reaktionen auf den Selbstmord Ihres Vaters vor zwei Jahren der Gipfel der Zudringlichkeiten?
Baumeister: Dass die Bild-Zeitung* versucht hat, meine Putzfrau mit 1.000 Euro zu bestechen, war eine Unverschämtheit, die mir in dieser Lebensphase besonders wehgetan hat. Da war das Maß dessen, was man als öffentliche Person einstecken können muss, eindeutig voll. (…)

*) “Bild” berichtete am 29.6.2004 unter der Seite-1-Schlagzeile “TV-Star Muriel Baumeister — Vater erschießt sich” detailliert über den Selbstmord von Edwin Noël Baumeister.

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