Social-Media-Fiasko der Bundeswehr, Angreifbare Umfragen, Grande Dame

1. Bundeswehr: Social-Media-Leiter sympathisiert mit Rechtsradikalem
(daserste.ndr.de, Katrin Kampling & Caroline Walter, Video: 3:13 Minuten)
Der Leiter der Social-Media-Abteilung der Bundeswehr ist für deren Bild in den Sozialen Medien verantwortlich. Ausgerechnet dieser Mann habe laut “Panorama” mit einem Anhänger einer rechtsextremen Bewegung sympathisiert, die vom Verfassungsschutzpräsident als “Superspreader von Hass, Radikalisierung und Gewalt” bezeichnet werde. Was die Angelegenheit zusätzlich pikant mache: “Oberstleutnant Marcel B. war auch zuständig für die ‘Social Media Guides’ der Bundeswehr.”

2. EU fordert Mitgliedstaaten auf, journalistische Vielfalt zu schützen
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Eine von der EU in Auftrag gegebene Studie zeichnet ein düsteres Bild des Journalismus in Europa. Pressefreiheit und Pluralismus seien gefährdet, die ökonomische Lage des Nachrichtengeschäfts sei in allen europäischen Mitgliedstaaten schlecht. Lediglich bei der Vermarktung von Online-Nachrichten zeige sich, dass traditionelle Medien dem Digitalisierungsdruck standhalten könnten.

3. Lieber @hr1 @hrinfo richtig nice, ihr wart gestern DIE Sensation in den Verschwörungsgruppen
(twitter.com, Philip Kreißel)
Philip Kreißels Fachgebiet sind digitale Meinungsmanipulation und Hasskampagnen. Auf Twitter zeigt er anhand eines Beispiels, wie einfach es sei, bei Umfragen mehrfach abzustimmen. Es geht dabei um eine Umfrage des Hessischen Rundfunks über die Bereitschaft, sich bei Vorliegen eines Impfstoffes gegen das Coronavirus impfen zu lassen: “Lieber @hr1 @hrinfo richtig nice, ihr wart gestern DIE Sensation in den Verschwörungsgruppen. Die haben alle koordiniert bei eurer Umfrage abgestimmt. Gestern hat dann mein Bot auch mitgemacht. (…) Das war mit Abstand die am einfachsten zu manipulierende Umfrage, die ich jemals manipuliert habe. Man musste einfach nur einen request nach dem anderen da hinschicken.”

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4. “Ich kann nur so objektiv sein, wie es meine Subjektivität zulässt.”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Gisela Friedrichsen wird gerne als die Grande Dame der Gerichtsberichterstattung bezeichnet. Kein Wunder, denn Friedrichsen arbeitet seit fast einem halben Jahrhundert als Journalistin. Mehr als 25 Jahre davon war sie als Gerichtsreporterin für den “Spiegel” tätig. Im Interview mit dem “Fachjournalist” erzählt sie vom Gerichtsjournalismus – von der Faszination und den Herausforderungen, aber auch dem Wandel: “Mittlerweile geht es nur um Effizienz. Wenn man irgendwohin geschickt wird, muss man auch auf Teufel komm raus etwas liefern – selbst wenn nichts passiert ist, was berichtenswert ist. Da werden dann Dinge hochgejazzt, hochgepusht, die keine Relevanz haben und mit der eigentlichen Sache nichts zu tun.”

5. Twitters Umsatz bricht ein
(spiegel.de)
Der Kurznachrichtendienst Twitter berichtet von einer paradoxen Entwicklung: Die Zahl der täglichen Nutzerinnen und Nutzer habe laut Vorstandschef Jack Dorsey um mehr als ein Drittel auf 186 Millionen zugenommen. Damit habe das Unternehmen seine bislang stärkste jährliche Wachstumsrate erreicht. Gleichzeitig habe man im vergangenen Quartal 19 Prozent weniger eingenommen als im Jahr zuvor. Grund dafür seien die coronabedingt eingebrochenen Werbeerlöse.

6. Attila Hildmann: Buchhandlung Hugendubel schickt Bücher an Verlag zurück
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In der Vergangenheit haben bereits zahlreiche Handelspartner die Zusammenarbeit mit Attila Hildmann eingestellt und den Vertrieb seiner Produkte beendet. Nun habe die Buchhandelskette Hugendubel (circa 150 Filialen in Deutschland) angekündigt, Hildmanns Bücher aus dem Sortiment zu nehmen und eventuelle Restbestände an den Verlag zurückzusenden. Die Buchhandelskette Thalia (280 Filialen) wolle Hildmanns Kochbücher jedoch weiter vertreiben.

Twitter vs. QAnon, Bayern-Razzia, Falsches Mallorca-Bild

1. Twitter dreht Pro-Trump-Verschwörungskult den Saft ab
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Twitter will den rechtsradikalen Verschwörungsideologen rund um QAnon den Nährboden entziehen und hat in den vergangenen Wochen bereits 7.000 Accounts gesperrt. Weitere 150.000 seien von einer Art Reichweitenbegrenzung betroffen. Markus Reuter kommentiert: “Dem US-Präsidenten Trump könnte durch die Maßnahmen auf Twitter eine äußerst aktive User-Basis im Wahlkampf wegbrechen, da es Überschneidungen zwischen seiner Kern- und der Verschwörungsanhängerschaft gibt.”

2. Science Slams: Kampf dem Fachchinesisch
(ndr.de, Jürgen Deppe)
Bei sogenannten Science Slams kämpfen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit kurzweiligen und unterhaltsamen Vorträgen um die Gunst des Publikums. Julia Offe organisiert und veranstaltet seit 2009 die verschiedensten wissenschaftlichen Wettstreite in Deutschland. Im Interview mit NDR Kultur spricht sie über Wissenschaftskommunikation und erklärt, warum der Charité-Virologe Christian Drosten ein ausgezeichnetes Beispiel für Wissenschaft auf Augenhöhe ist.

3. Bayernweite Razzia wegen Hasskommentaren im Netz
(spiegel.de)
Wie das bayerische Landeskriminalamt mitteilt, habe es bayernweite Durchsuchungen im Rahmen der Initiative “Justiz und Medien – Konsequent gegen Hass” gegeben. Ein lokaler Radiosender habe auf Facebook per Livestream Bilder einer Flüchtlingsdemonstration gezeigt. Daraufhin hätten mehrere bayerische Nutzer und Nutzerinnen strafbare Kommentare geschrieben, welche die Ermittlungen gegen sie ausgelöst hätten.

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4. Georg Löwisch: Es ist nicht unsere Aufgabe, Bischofsringe zu küssen
(katholisch.de, Steffen Zimmermann)
“Christ & Welt” war ursprünglich eine evangelisch-konservative und lange Zeit sehr erfolgreiche “Wochenzeitung für Glaube, Geist, Gesellschaft”. Nach mehreren Eigentümerwechseln wird sie seit einiger Zeit als Sonderbeilage der “Zeit” fortgeführt. Heute erscheint die erste Ausgabe unter der Leitung des neuen Chefredakteurs Georg Löwisch, der über 20 Jahre bei der “taz” beschäftigt war, zuletzt als Chefredakteur. Im Interview spricht Löwisch unter anderem über seine publizistischen Ziele und seine Haltung: “Unsere Aufgabe ist es, gegenüber der Institution und den Mächtigen in der Kirche streng zu sein. Es wäre, glaube ich, niemandem geholfen, wenn wir den Exzellenzen nur ehrfürchtig ihre Bischofsringe küssen würden.”

5. Wie wir die Welt sehen
(journalist.de, Ronja von Wurmb-Seibel)
Die Autorin, Filmemacherin und Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel hat für die “Zeit” geschrieben und ist unter anderem Autorin eines Buchs über Afghanistan, wo sie auch für eine gewisse Zeit gelebt hat (“Ausgerechnet Kabul: 13 Geschichten vom Leben im Krieg”). In ihrem “Blick auf den Journalismus” erzählt sie von ihrem beruflichen Werdegang und ihrer persönlichen Entwicklung: “Je mehr ich mich mit Angst und ihren Folgen beschäftigte, desto besser verstand ich, warum sich meine Art, Geschichten zu erzählen, so grundlegend verändert hatte: Ich sah keinen Grund dafür, die Welt noch negativer darzustellen, als sie ohnehin schon ist. Noch negativer, als wir sie ohnehin schon sehen.”

6. Mallorca: Einige Medien nutzten ein nicht gekennzeichnetes Archivbild für aktuelle Berichterstattung
(correctiv.org, Kathrin Wesolowski)
“Focus Online” und Welt.de haben laut “Correctiv” in der aktuellen Berichterstattung ein altes und irreführendes Bild eines überfüllten Mallorca-Strands verwendet. Bei Welt.de illustrierte es die Schlagzeile “Hunderte Deutsche feiern am Ballermann – und missachten alle Corona-Regeln”. Aktuelle Live-Bilder einer Webcam würden jedoch einen weitgehend menschenleeren Strand ohne Strandliegen und Sonnenschirme zeigen.

Kurz-Bilder, Bolsonaro-System, Sobessernicht-Interview mit Meuthen

1. Warum Sebastian Kurz beim EU-Gipfel auf den Fotos in Österreichs Medien so gut aussieht
(moment.at, Tom Schaffer)
Wenn der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz auf Fotos eine gute Figur abgibt, liege dies oft an seinem Mitarbeiter, dem Fotografen Arno Melicharek, der seinen Chef und Auftraggeber geschickt in Szene setze. Und daran, dass Agenturen und Redaktionen die Bilder des Kanzleramts-Fotografen nur allzu gern übernähmen, weil es Geld und Aufwand spare: “Wohlgemerkt ist all das kein Fehler von Melicharek, sondern einer von weiten Teilen der österreichischen Medienlandschaft. Die hat nicht nur keine journalistischen FotografInnen mitgeschickt, keine vor Ort beauftragt und viel zu oft auch keine anderen Bilder von anderen Agenturen übernommen, sondern uns dann auch noch (einmal mehr) PR-Fotos als unabhängige Berichterstattung verkauft.”

2. “Bild”, “Welt” und “FAZ” brechen ein, “Zeit” mit Rekord
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die Print-Auflagenentwicklung im zweiten Quartal dieses Jahres verlief einmal mehr unerfreulich für viele Verlage: Zum generellen Abwärtstrend sei bei manchen Titeln der coronabedingte Wegfall der “Bordexemplare” hinzugekommen, die kostenfrei auf Flügen verteilt werden. Beim “Focus” seien allein durch den “Bordexemplar”-Effekt über 65.000 Exemplare, nun ja, abhanden gekommen, was das gewaltige Auflagen-Minus von 30,5 Prozent zumindest teilweise erkläre. Auch die Auflagen von “Bild”, “Welt” und “FAZ” seien eingebrochen, während die “Zeit” einen neuen Allzeit-Rekord aufgestellt habe.

3. Mehr als aus der Zeit gefallen
(deutschlandfunkkultur.de, Timo Grampes, Audio: 6:51 Minuten)
Bei Deutschlandfunk Kultur geht es um den ersten Kinofilm des Komikers Otto Waalkes aus dem Jahr 1985. “Otto – Der Film” wirke “mehr als aus der Zeit gefallen” und enthalte Szenen, die von vielen als rassistisch empfunden würden. Der Politikwissenschaftler und Menschenrechtsaktivist Joshua Kwesi Aikins erklärt, warum das so sei: “Rassismus soll und muss thematisiert werden. Er darf gerne auch persifliert werden, denn er ist ja nicht nur tödlich und gewaltvoll, sondern auch extrem lächerlich.” Dies müsse jedoch passieren, ohne den Rassismus “einfach nur plump zu wiederholen”.

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4. Prozessauftakt gegen Stephan B. – Die Verantwortung der Medien
(mdr.de, Roland Jäger)
Gestern hat der Prozess gegen Stephan B. begonnen, der am ersten Prozesstag unter anderem den Anschlag auf eine Synagoge in Halle gestanden hat. Während andere Angeklagte die öffentliche Aufmerksamkeit eher scheuen, wolle der von rechtsextremen Gedanken getriebene B. mit vollem Namen genannt werden und dürfe gern unverpixelt gezeigt werden. Auf diese Selbstinszenierung und politische Vermarktung der Tat sollten sich die Medien nicht einlassen, findet Roland Jäger vom MDR: “Weil er diese Theorien und Einstellungen nach wie vor versucht weiterzutragen, dauert das Attentat an. Es liegt in der Verantwortung von uns Prozessberichterstattern, den Opfern und Betroffenen gerecht zu werden – und die Ansichten des Angeklagten nicht weiterzuverbreiten. Nur so kann das Attentat wirklich enden.”

5. RSF-Quartalsbericht: Hetze und Desinformation
(reporter-ohne-grenzen.de)
Dass Brasilien in der Rangliste der Pressefreiheit lediglich auf Platz 107 von 180 Staaten steht, hat laut Reporter ohne Grenzen mit dem sogenannten Bolsonaro-System zu tun: “Während Brasilien so schwer von der Corona-Krise getroffen ist wie kaum ein anderes Land der Welt, sehen sich Journalistinnen und Journalisten mit einer beispiellosen Welle des Hasses konfrontiert. Anfang des Jahres hetzte vor allem Präsident Jair Bolsonaro selbst gegen Medienschaffende, in den vergangenen drei Monaten taten sich vor allem seine Familie, seine engsten Regierungsmitglieder und seine treue Online-Anhängerschaft hervor.”

6. Sommerinterview mit Jörg Meuthen: So besser nicht
(ndr.de, Sebastian Friedrich)
“Das Sommerinterview mit Jörg Meuthen ist ein Lehrstück, wie man besser nicht mit einem AfD-Politiker spricht”, so Sebastian Friedrichs Urteil über das 25-minütige Gespräch der ARD mit dem Bundessprecher der AfD. Der Interviewer habe es Meuthen zu leicht gemacht, zu wenig nachgefasst und ihm altbekannte Zitate von Parteikollegen vorgelegt, die ihn zu wenig herausgefordert hätten.

Söder-Berichterstatter, Serienmüde, Gewaltfantasien des Kochbuchautors

1. Gegen die CSU hilft nur Ironie
(sueddeutsche.de, Roman Deininger)
“SZ”-Politik-Reporter Roman Deininger schreibt über seine langjährigen Erfahrungen als “Söder-Berichterstatter”, und das liest sich recht vergnüglich. In der anekdotischen Erzählung geht es auch um das wechselseitige Abhängigkeitsverhältnis von Journalismus und Politik: “Der Corona-Krisenmanager Söder braucht Journalisten, damit sie darüber berichten, wie er in einer Logistikhalle bei München Berge von Klopapier inspiziert. Die Journalisten brauchen Söder, um ihm in geilen Texten vorwerfen zu können, wie plump die Nummer mit dem Klopapier ist.”

2. Medienrechtler Schulz: “Man muss sich empören”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 6:05 Minuten)
Der Kochbuchautor Attila Hildmann ist mitsamt seinen verqueren Weltansichten und seinem wirren Verschwörungsgerede einerseits nicht ernst zu nehmen, andererseits folgen ihm bei Telegram mehr als 60.000 Menschen, die erleben, wie Hildmann Menschen offen bedroht, dabei jedoch geschickt im Konjunktivischen bleibt. Wegen Hildmanns öffentlich geäußerter Gewaltfantasien gebe es bereits mehr als 1000 Anzeigen, doch die Äußerungen seien oft von der Meinungsfreiheit gedeckt, so der Medienrechtler Wolfang Schulz: “Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, gerade in solchen Fällen, wo sie schwer auszuhalten ist.”

3. Welche Medien nachhaltig vom Corona-Peak profitieren
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Die Unternehmensberater von Deloitte haben deutsche Konsumentinnen und Konsumenten zu ihrem derzeitigen Mediennutzungsverhalten interviewt. Petra Schwegler fasst die Ergebnisse zusammen: Print und Radio seien nach wie vor unter Druck, aber die Zahlungsbereitschaft für digitale Premiuminhalte sei in der Pandemie gestiegen. 14 Prozent der Befragten hätten seit dem Lockdown neue Bezahlabonnements abgeschlossen.

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4. Edit Policy: PimEyes & Gesichtserkennung in Europa – wo bleibt der Aufschrei?
(heise.de, Julia Reda)
Julia Reda beklagt die sich rasant ausbreitende automatische Gesichtserkennung in Europa und Deutschland und sieht darin eine Bedrohung der Grundrechte. In den USA sei die Technologie zwar weiter fortgeschritten, doch der Widerstand von Zivilgesellschaft und Wissenschaft sei erheblich größer: “Dieses Engagement brauchen wir auch in Deutschland und Europa, um der rasanten Ausbreitung und Normalisierung von Gesichtserkennung etwas entgegenzusetzen.”

5. Christian Lindner: Brauchen wir wirklich noch Newsrooms?
(kress.de, Christian Lindner)
Medienberater Christian Lindner wirbt bei den Chefredaktionen und Verlagsleitungen für neue Arbeitsmodelle und Arbeitszeitmodelle: “Letztlich wird künftig mit jedem Kollegen auszuloten und maßzuschneidern sein, was für seine Tätigkeit und sein Leben ebenso wie für das Haus die optimale Variante ist. Arbeitszeiten, Anwesenheit, Anbindung, Arbeitsplatz, atmende Modelle: Alles wird flexibler, fluider, fantasievoller als vor Corona sein. Und die Erwartung der Mitarbeiter, dass ihre Chefetagen Vielfalt ermöglichen und aushalten, wird steigen.”

6. Der Siegeszug der Serien hat die Serien ruiniert
(uebermedien.de, Stefan Stuckmann)
Jetzt frei abrufbar auch für Nicht-Abonnenten: Stefan Stuckmanns lesenswerter Essay über Seriensucht und Serienmüdigkeit. Stuckmann ist selbst Fernsehautor (“Switch Reloaded”, “Pastewka”, “heute-show”, “Kroymann”) und hat anderthalb Jahrzehnte alles weggebinget, was ihm auf den Bildschirm kam. Doch die Begeisterung weicht der Ernüchterung: “Das Bingen lässt uns genau jener Ungewissheit ausweichen, die gute Literatur und gute Geschichten überhaupt oft ausmachen. Netflix und all die anderen Streamer sind ein bisschen wie der nette Onkel oder die nette Tante, bei denen zuhause man so viel Schokolade essen darf wie physisch möglich – nur um ein paar Stunden später mit Bauchschmerzen aufzuwachen und dem festen Vorsatz, nie, nie wieder Schokolade zu essen.”

Völkermord, Verteidigung des Gender Gap, Knossis “Angelcamp”

1. Das Mindeste
(taz.de, Melina Borčak)
Melina Borčak kritisiert die deutsche Berichterstattung über den Völkermord an den Bosniaken: “Der Genozid gegen Bosniaken wird von der EU, den USA und zahlreichen Parlamenten weltweit anerkannt, ist mehrfach gerichtlich festgestellt worden, ist auf Hunderttausenden Seiten dokumentiert und mit dem größten DNA-Identifikationsprojekt der Weltgeschichte belegt. Und doch müssen Überlebende immer wieder Leugnung und Widerrede ertragen, auch in deutschen Medien.”

2. Gendern, bis die Gleichheit kommt
(meedia.de, Tobias Singer)
“Horizont”-Chef Uwe Vorkötter beklagte sich letztens (Bezahlartikel) über das als Pause mitgesprochene Gender Gap (beispielsweise “Arbeitnehmer *kurze Pause* innen”) beim Deutschlandfunk. “Meedia”-Redakteur Tobias Singer sieht die Sache anders. Der Mut zur Lücke sei eine Chance auf Veränderung: “Sprache ist keine Reliquie, die in einem Schrein eingesperrt und aufbewahrt gehört. Sind Veränderungen dann gleich Neusprech à la Orwell, wie Vorkötter attestiert? Wohl eher nicht. Sonst wären wir jetzt noch bei der ‘teutschen’ Sprache.”

3. Über 300.000 Zuschauer verfolgen Livestream von Knossi und Sido
(rnd.de)
Am Wochenende verfolgten bis zu 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauer den 72-stündigen Livestream von Influencer Jens “Knossi” Knossalla auf der Streaming-Plattform Twitch. Knossi, Sido und weitere Mitstreiter wie der Sänger Pietro Lombardi hatten sich an einem See nahe Brandenburg an der Havel zum “Angelcamp” zusammengefunden. Die zunächst unbedeutend klingende Meldung macht deutlich, wie sehr sich das Mediennutzungsverhalten bei jungen Leuten verändert hat.

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4. “Wenn das ❤️ plötzlich fehlt, stimmt etwas nicht”
(zeit.de, Eike Kühl)
“Zeit Online” hat sich mit dem Sprachwissenschaftler Florian Busch über Emojis unterhalten. Was ist deren Funktion? Gibt es kulturelle Unterschiede in der Verwendung der Bildschriftzeichen? Außerdem geht es um die Frage, ob Emojis unsere Sprache verrohen und unserem Sprachvermögen schaden, was von Busch verneint wird: “Emojis verursachen kein weniger an Sprache, sondern sie ergänzen die Sprache und sorgen für mehr sprachliche Variabilität und Schreibstile.”

5. Österreichischer Verleger wirft RTL “Wortbruch” vor
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der österreichische Verleger Christian W. Mucha beschwert sich über einen Beitrag des RTL-Boulevardmagazins “Exclusiv” und wirft dem Sender Wortbruch vor. Seine Frau hatte zunächst bei einer Folge von “Promi Shopping Queen” teilgenommen. Danach hatte das Paar das RTL-Team für eine Homestory zu sich nach Hause eingeladen. Für den sechsminütigen Beitrag sei sieben Stunden gedreht worden, eine “unentgeltlich harte Arbeit”, so der Verleger. Er sei mit dem Endergebnis nicht zufrieden und habe juristische Schritte eingeleitet. Man ist geneigt, den Vorgang mit “Tja, nun” zu kommentieren.

6. Die Amigos haben in Deutschland jetzt mehr Nummer-eins-Alben als die Beatles
(spiegel.de)
Wir sind alle verloren.

Burdas Gegenverdarstellung, EuGH-Urteil, Gegen Rechtsextremismus

1. “Mit diesem Urteil ist es nicht vorbei”
(zeit.de, Lenz Jacobsen)
Ein türkisches Gericht hat den “Welt”-Journalisten Deniz Yücel in Abwesenheit zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Yücel hatte wegen seiner journalistischen Arbeit bereits 2017 in der Türkei in Haft gesessen und konnte nach einem Jahr endlich nach Deutschland ausreisen. “Zeit Online” hat mit ihm über das Gerichtsurteil, das türkische Rechtssystem und die vielen anderen politisch motivierten Gerichtsprozesse in der Türkei gesprochen.
Weiterer Lesehinweis: Anlässlich des gegen ihn ergangenen Hafturteils schreibt Yücel in der “Welt”: “Mich schmerzt es, dass dieses großartige Land unter diesem autoritären, islamistisch-nationalistischen, vor allem aber kriminellen Regime leidet. Ich bin frei; Hunderte Journalisten und andere aus politischen Gründen Inhaftierte sind es nicht. Und Millionen in diesem Freiluftgefängnis Tayyipistan sind es auch nicht.”

2. Streit um Gegendarstellung – Burda verliert erneut vor Gericht
(badische-zeitung.de, Hubert Röderer)
Der Burda-Verlag und die dort erscheinende “Freizeit Revue” haben die Gerichte zweimal in derselben Sache beschäftigt. Beide Male ging sie zu Ungunsten von Burda aus: In Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Schlagersängerin Helene Fischer war die “Freizeit”-Postille zum Abdruck einer Gegendarstellung gezwungen worden. Doch damit war die Angelegenheit nicht vom Tisch, denn Burda hatte die Gegendarstellung mit einem Zusatz versehen. Nun müsse die “Freizeit Revue” ein weiteres Mal gegendarstellen oder beim Oberlandesgericht Rechtsmittel einlegen.

3. Diese irreführenden Cookiebanner habe ich auch echt satt.
(twitter.com, Caspar M. Mierau)
Websitebetreiber müssen sich bei ihren Nutzerinnen und Nutzern das Einverständnis für Cookies holen beziehungsweise sie über deren Einsatz informieren. Viele Seiten, darunter auch renommierte Medienseiten, verwenden dazu Dialogfenster, bei denen man fast Täuschungsabsicht unterstellen könnte. Caspar M. Mierau zeigt dazu auf Twitter ein Beispielbild: “Diese irreführenden Cookiebanner habe ich auch echt satt. Vorauswahl: essenzielle Banner. Großer grüner Knopf darunter aktiviert aber alle. Man muss statt dessen den grauen darunter benutzen. Gezielte Irreführung durch UX-Antipattern. Dieser hier ist von @DIEZEIT.”

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4. EuGH kippt Privacy Shield
(taz.de, Christian Rath)
Der Europäische Gerichtshof hat in seiner jüngsten Entscheidung das EU-US-Datenschutz-Abkommen Privacy Shield gekippt. Auf dieser Grundlage dürften Unternehmen wie Facebook nun keine Daten mehr in die USA transferieren, so der rechtspolitische “taz”-Experte Christian Rath. In seinem Artikel ordnet Rath das Urteil ein, das es ohne die Klage des österreichischen Datenschutz-Aktivisten Max Schrems nicht gegeben hätte.

5. Es kann keine ideologiefreien Filme geben – Im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt
(diefreiheitsliebe.de, Julius Jamal)
Wolfgang M. Schmitt ist ein Filmkritiker, dessen Besprechungen sowohl in althergebrachten Medien als auch auf seinem Youtube-Kanal “Filmanalyse” erscheinen. Im Interview erzählt Schmitt von seiner Funktion als Ideologiekritiker und spricht über Mainstreamproduktionen, Law and Order, Diversität und den Kampfplatz Youtube.

6. Wie Online-Plattformen gegen Rechtsextremismus vorgehen
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Von “Deplatforming” ist die Rede, wenn Social-Media-Netzwerke bestimmten Personen oder Gruppen die Plattform entziehen, also deren Konten, Profile oder Kanäle sperren beziehungsweise löschen. In der letzten Zeit passierte dies vor allem bei rechtsextremen Accounts wie denen der “Identitären Bewegung”. Isabelle Klein ist für den Deutschlandfunk der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die Sperr-Strategie im Kampf gegen Rechtsextremismus hat.

Twitter-Bitcoin-Hack, Der falsche Stammbaum, Hofberichterstattung

1. Twitter-Accounts von Prominenten offenbar gehackt
(spiegel.de)
Gestern Abend kam es zu einem Hackerangriff auf Twitter-Konten von mehreren Prominenten und großen Firmen. In untergeschobenen Tweets riefen die von der Attacke betroffenen Personen und Unternehmen dazu auf, ihnen Bitcoins zu senden. Man würde den Betrag doppelt zurückzahlen oder spenden. Betroffen waren unter anderem die Accounts des früheren New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, des Rappers Kanye West und des Microsoft-Gründers Bill Gates sowie Profile von Firmen wie Apple und Uber. Twitter will der Sache nachgehen, verständlicherweise und mehr als dringend.
Weiterer Lesehinweis: Warum es so gefährlich war, dass Hacker über Twitters interne Systeme prominente Accounts steuern konnten (netzpolitik.org, Markus Reuter).

2. Darf Facebook Ihre Daten in die USA senden?
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Dürfen Unternehmen personenbezogene Daten von Europäerinnen und Europäern in die USA schicken – Daten, die dort auch von den Geheimdiensten genutzt werden können? Darüber entscheide heute, aller Voraussicht nach, der Europäische Gerichtshof. Lisa Hegemann behandelt die wichtigsten Fragen zum Thema: Was ist das genaue Problem bei der Datenweitergabe? Was verbirgt sich hinter dem Privacy-Shield-Abkommen? Und wie sind die möglichen Entscheidungen des Gerichts zu bewerten?

3. Der erste Nestbeschmutzer aus dem Homeoffice
(netzwerkrecherche.org, Malte Werner)
Die Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus dem Master-Studiengang Journalistik und Kommunikationswissenschaften an der Uni Hamburg haben gemeinsam an einem Heft gearbeitet (PDF), das sich thematisch an die Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche anlehnt. Empfehlenswert für alle Medieninteressierten – und noch dazu kostenlos.

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4. Der falsche Stammbaum
(kontextwochenzeitung.de, Johanna Henkel-Waidhofer)
Tagelang machte das einem Polizeipräsidenten in den Mund gelegte Wort von der “Stammbaumforschung” die Runde. Dieser Polizeipräsident hatte das jedoch nie gesagt. Johanna Henkel-Waidhofer hat den Fall in einer Chronologie aufgearbeitet: “Verursacht wurde die ganze Aufregung von einem Sternschnuppen-Journalismus, der ungeniert Meldungen verbreitet, ohne ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.”

5. Diversität in Medien muss zur Normalität werden
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Bei den Medientagen München ging es unter anderem um die Frage, wie Diversität zum selbstverständlichen Wert redaktioneller Arbeit werden kann (Videomitschnitt der Veranstaltung). Petra Schwegler fasst die verschiedenen Aussagen, Wünsche und Forderungen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen zusammen.

6. Sein Schloss, sein Schiff, sein Himmel, unser Aufmacherfoto
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Angela Merkels Treffen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder glich einem durchorchestrierten und inszenierten Staatsbesuch. Dabei entstanden Bilder von, nun ja, ungeheurer visueller Wucht, die begierig von vielen Redaktionen aufgegriffen wurden. Stefan Niggemeier hat sich die Titelblätter einiger Zeitungen angeschaut und kommentiert die spezielle Form der Hofberichterstattung.

Kontaktschuld, Kontrollversuche im Lokaljournalismus, Techjournalismus

1. Damit ist jedes Ihrer Argumente wertlos.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre nimmt sich eines moralisch-ethischen Themas an, das vor allem in den Sozialen Medien immer wieder für Streit und Diskussionen sorgt: der sogenannten “Kontaktschuld”. Macht man sich schuldig, wenn man Kontakt zu jemandem hat, der zum Gegner erklärt wurde? Über diese schwierige Thematik hat Buhre mit einer betroffenen Person gesprochen. Das Interview sei anonymisiert worden, weil die interviewte Person selbst Opfer von Kontaktschuldvorwürfen sei und sich daraufhin mit dem Arbeitgeber darauf verständigt habe, sich in betreffender Causa bis auf Weiteres nicht zu äußern. Das Gespräch (sowie Buhres empfehlenswerter Begleittext) liefert viel Stoff zum Nachdenken und für etwaige weitere Diskussionen.

2. Warum der Bund mit der Presse-Förderung einen gewaltigen Fehler begeht
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Die Große Koalition wolle in den nächsten Jahren die Zeitungsbranche mit 220 Millionen Euro fördern. Eigentlich eine gute Idee, findet Gregory Lipinski, doch die Sache habe einen Haken: Das Geld solle mehrheitlich in die Digitalisierung fließen, von den ursprünglich eingeplanten 40 Millionen Euro Zuschuss für die Auslieferung von Printprodukten sei keine Rede mehr. Ein Fehler, so Lipinski. Zusammen mit dem steigenden Mindestlohn mache es der Bund den Verlagschefs quasi unmöglich, die Zustellung ihrer Zeitungen dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben: “Vor allem in vielen ländlichen Regionen drohen rasch weiße Flecke. Denn hier sind die Zustellkosten aufgrund größerer Wegstrecken am höchsten.”

3. Kontrollversuche im Lokaljournalismus
(ndr.de, Daniel Bouhs)
Der Wunsch, Berichterstattung zu kontrollieren, zeigt sich unter anderem in der Autorisierungspraxis von Interviews. Viele Promis, Politikerinnen und Politiker lassen sich nach einem Gespräch mit überregionalen Medien oder Magazinen das jeweilige Interview zur Freigabe vorlegen. Diese Praxis scheint sich auch im Lokaljournalismus auszubreiten. “Wir haben es ständig mit Leuten zu tun, die den Text vorher lesen wollen – wohlgemerkt: Amateure, ganz normale Bürger”, so der Chefredakteur der “Ostfriesen-Zeitung”, Joachim Braun, gegenüber dem Medienmagazin “Zapp”. “Das nimmt seit zwei, drei Jahren zu.”

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4. Der traurige Zustand des deutschen Techjournalismus am Beispiel Shopify
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Der deutsche Gründer Tobias Lütke hat mit Shopify ein Unternehmen geschaffen, das einen Marktwert von Daimler und Volkswagen habe – wohlgemerkt: zusammen. Dennoch werde über diese Erfolgsgeschichte in deutschen Medien so gut wie nicht berichtet. Ein Versäumnis, für das Thomas Knüwer deutliche Worte findet: “So lange die versammelte Autorenschaft der großen Medienmarken solch ein Thema verschläft, muss sie sich die Frage gefallen lassen, wofür die Redakteure bezahlt werden – und wofür der Leser sie bezahlen sollte.”

5. Schlechte Zeiten für fiktionales Fernsehen?
(uebermedien.de, Wilfried Urbe)
Die Corona-Krise ist auch eine Krise des fiktionalen Fernsehens und Films. Laut dem europäischen Film- und TV-Produzentenverband CEPI hätten zwei Drittel aller Produktionsfirmen in Europa ihre Produktionen zumindest vorübergehend stoppen müssen. Außerdem erlitten die privaten Sender erhebliche finanzielle Verluste durch den Rückgang der Werbeeinnahmen. Bei der ProSiebenSat.1-Gruppe ist von einem Minus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum die Rede. Wilfried Erbe hat sich in der angeschlagenen Branche umgesehen, dabei aber auch Krisengewinnler entdeckt.

6. Kritik an SWR-Sportsendung: Freundschaftsinterview mit Jürgen Klopp
(ondemand-mp3.dradio.de, Christoph Sterz, Audio: 2:07 Minuten)
Im SWR-Fernsehen wurde ein Interview mit dem Fußballtrainer Jürgen Klopp ausgestrahlt, bei dem es recht freundschaftlich und fast privat zuging. Kein Wunder, denn die Reporterin Lea Wagner und Klopp kennen sich gut: Wagner ist die Tochter des Fußballtrainers David Wagner, die Familien Klopp und Wagner seien miteinander befreundet (Jürgen Klopp ist laut “FAZ” sogar der Patenonkel von Lea Wagner). Im Hinblick auf kritische Distanz sind derlei persönliche Verflechtungen problematisch. Doppelt problematisch wird es, wenn die Beziehung, wie im vorliegenden Fall, nicht angesprochen wird.

Spannervideos, Rechtsextreme auf Imagesuche, Maskenfreies Fernsehen

1. Spannervideos – das heimliche Verbrechen
(ardmediathek.de, Patrizia Schlosser, Video: 42:57 Minuten)
Das Thema ist unerfreulich und abstoßend, doch der Beitrag darüber ist herausragend und unbedingt sehenswert: Patrizia Schlosser hat sich für ihre Investigativreportage mit bewundernswerter Courage in die Welt der Spanner begeben, die Frauen heimlich auf Klos oder unter der Dusche filmen und die Videos auf Pornoportalen veröffentlichen. Dabei geht es auch um die politische und juristische Dimension, denn manchen Tätern sei bei der derzeitigen (lückenhaften) Gesetzeslage nicht beizukommen.

2. Blanker Hass
(sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Donald Trumps Lieblingssendung bei Fox News sei “Tucker Carlson Tonight”, eine Sendung, die vom “paleokonservativen” politischen Kommentator Tucker Carlson moderiert wird. Nun sei bekannt geworden, dass der Chefautor der Sendung offenbar jahrelang unter Pseudonym im Internet Hetze, Rassismus und Frauenfeindlichkeit verbreitet habe. Das war anscheinend selbst Fox News zu viel: Sender und Autor haben sich getrennt. Tucker Carlson wolle sich erst in seiner Sendung am Montagabend zu dem Fall äußern.

3. Warum in Fernsehserien keine Masken getragen werden
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 4:53 Minuten)
Unser Alltag in Corona-Zeiten ist von Schutzmaßnahmen, Distanzregeln und Atemschutzmasken bestimmt. In der TV-Unterhaltung ist die Zeit jedoch meist vor der Pandemie stehengeblieben. Pia Behme hat bei Branchenvertreterinnen und -vertretern nachgefragt, warum die Corona-Thematik in fiktionalen Filmen oder Serien derzeit so gut wie keine Rolle spiele.

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4. Entlang der roten Linien in China
(mmm.verdi.de, Günther Herkel)
Der freie Journalist Marcel Grzanna lebte und arbeitete neun Jahre lang in China. Seine Erfahrungen und Eindrücke hat er in einem Buch zusammengefasst: “Eine Gesellschaft in Unfreiheit. Ein Insiderbericht aus China, dem größten Überwachungsstaat der Welt”. Im Interview spricht Grzanna über die schwierige Situation des Journalismus in dem asiatischen Land, das nahezu unmögliche Berichten über Missstände und den Vorwurf des “China-Bashings”.

5. Wie sich Rechtsextreme ein neues Image geben
(belltower.news, Stefan Lauer)
Vor Kurzem hat Twitter mehrere Accounts der “Identitären Bewegung” (“IB”) beziehungsweise aus dem dazugehörigen Umfeld gelöscht. Von der Löschaktion betroffen ist auch das prominente “IB”-Aushängeschild Martin Sellner, dem auf Twitter 40.000 Menschen folgten. Stefan Lauer hat sich die Reaktionen von Sympathisanten der Bewegung angeschaut, darunter auch Parteimitglieder von AfD und FPÖ.

6. BILD-Zweigstelle direkt in Söders Arsch eröffnet
(der-postillon.com)
Wie erklärt sich die obsessive Liebe der “Bild”-Redaktion für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder? Was vielen Branchenkennern bislang ein Rätsel war, haben die Kollegen vom “Postillon” nun endlich gelöst: Es müsse mit der regionalen Nähe zu tun haben.

Pixelproblem, Wonach riecht die “taz”?, Schafft die Pressestellen ab

1. Wenn der Schein trügt
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Unter Verweis auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) hieß es in vielen Meldungen, dass Fotografinnen und Fotografen Personenfotos bei der Weitergabe an Redaktionen nicht verpixeln müssten. Ganz so einfach sei es jedoch nicht, stellt der Jurist Felix W. Zimmermann fest: “Das BVerfG hat im Beschluss zwar postuliert, dass Journalisten grundsätzlich Bildmaterial nicht verpixeln müssen. Doch entgegen des selbst aufgestellten Grundsatzes zeigt die Begründung der Entscheidung, dass freie Journalisten nur dann auf der sicheren Seite sind, wenn sie Personenfotos verpixelt weitergeben. Denn der Grundsatz wird an strenge Voraussetzungen geknüpft. Hält der Journalist sie nicht ein, macht er sich strafbar. Im Beschluss liegt daher keine Stärkung der Pressefreiheit, sondern eine Erschwerung des freien Informationsaustausches von Journalisten.”

2. Angriff auf Kamerateam: Jetzt steht auch RTL in der Kritik
(rnd.de)
Vergangenen Dienstag wurde ein TV-Team des Senders RTL in Köln angegriffen. Nun sei ein Video aufgetaucht, das den Konflikt zeige, aber auch kritikwürdige Äußerungen des RTL-Teams dokumentiere. Der Privatsender hat sich dazu in einer Pressemitteilung geäußert: “Ein Szeneaussteiger, der für die Filmaufnahmen ebenfalls im Auto des Drehteams sitzt, ist dabei zu hören, wie er pauschal herabwürdigende Aussagen gegenüber der Minderheit der Sinti und Roma macht. Diese Äußerungen sind inakzeptabel, die Redaktion distanziert sich aufs Schärfste davon und drückt ihr tiefes Bedauern aus.”

3. Das Plattformgrundgesetz
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Das geplante “Digitale-Dienste-Gesetz” der EU sei dazu geeignet, die digitale Welt für immer zu verändern, so Alexander Fanta. Ein erster Entwurf des “Plattformgrundgesetzes” werde Ende des Jahres erwartet. Es gehe darum, die Marktmacht von Plattformkonzernen wie Google und Amazon zu beschränken und eine europaweite Vereinheitlichung der Spielregeln durchzuführen. Das Gesetz ziele auch auf Facebook. Eine europaweite Aufsichtsstruktur solle sicherstellen, dass die Plattformen ihre rechtlichen Verpflichtungen bei Datenschutz, Inhaltemoderation und anderen Fragen einhalten.

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4. Vom Lückenfüller zur Design-Ikone
(sueddeutsche.de, Oliver Klasen)
“Süddeutsche”-Redakteur Oliver Klasen huldigt einer ikonographischen Instanz des linearen Fernsehens von gestern: dem Testbild. Ein Experte vom Institut für Rundfunktechnik erklärt, warum die Sender derartige Bildtafeln ursprünglich einführten: “Das Testbild war ein Platzhalter, mit dem der Fernsehservicetechniker die Funktionsfähigkeit überprüfen konnte. Das war wichtig in Zeiten, in denen nur zwei Stunden pro Tag gesendet wurde und man über weite Strecken kein richtiges Programm hatte.”

5. Best of Informationsfreiheit: Schafft die Pressestellen ab!
(heise.de, Arne Semsrott)
Arne Semsrott von der Transparenzinitiative “FragDenStaat” hat sich den Frust über das seiner Meinung nach wenig konstruktive Verhalten behördlicher Pressestellen von der Seele geschrieben: “Wer heutzutage bei einer Pressestelle eines Bundesministeriums anruft, verschenkt Zeit. Kaum eine Anfrage wird von den Beamten direkt am Telefon beantwortet, stattdessen muss man Fragen nochmals per Mail zuschicken. Antworten kommen danach oft zu spät, sind zu vage und bieten in der Regel keinen echten Mehrwert.” Semsrotts Vorschlag: “Wem an einer fundierten und sachlichen gesellschaftlichen Debatte gelegen ist, sollte sich dafür einsetzen, dass die Social-Media-Manager der deutschen Behörden mit Bots ersetzt werden. Die können dann regelmäßig Behördeninfos vertwittern, fertig, aus.”

6. Wonach riecht die taz?
(instagram.com, Benjamin von Stuckrad-Barre, Video: 7:30 Minuten)
“Die Luft riecht nach Entscheidung, nach Arbeit und Hotel. Wonach riecht die taz?” Benjamin von Stuckrad-Barre hat zusammen mit Karolina Deubele einen Film über die “taz” gedreht und auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht.

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