Archiv für November 12th, 2020

König für einen Tag, Eskalation des “Querdenkens”, BBC fälschte Papiere

1. Kriegsreporter: Im Einsatz, wo sonst keiner ist
(ndr.de, Gudrun Kirfel, Video: 5:54 Minuten)
Ein überaus empfehlenswerter, da nachdenklich machender TV-Beitrag: Der 74-jährige Ashwin Raman berichtet seit 45 Jahren aus Krisen- und Kriegsgebieten wie dem Irak, Syrien, Afghanistan und Somalia. “Zapp” stellt den Mann vor, der sich nicht als Kriegsreporter, sondern als “Anti-Kriegsreporter” bezeichnet. Eine beeindruckende und leise auftretende Persönlichkeit, die auch heute noch um Aufträge kämpfen muss. Auf seine vielen Preise und Auszeichnungen angesprochen, antwortet Raman: “Du bist ein König für einen Tag. Am nächsten Tag musst Du in der Schlange stehen mit Deinem Exposé.”

2. Die Eskalation der Gewalt
(uebermedien.de, Henrik Merker)
Bei der Anti-Corona-Maßnahmen-Demo in Leipzig kam es zu einer Vielzahl von verbalen wie auch körperlichen Angriffen auf die von dort berichtenden Journalistinnen und Journalisten. Die für den Schutz der Presse zuständige Polizei habe vielfach weggeschaut oder die Arbeit der Medien aktiv behindert, so der Vorwurf verschiedener Beobachter. Henrik Merker arbeitet die kritikwürdigen Vorgänge rund um die “Querdenker”-Demo auf.

3. “Einmaliger und neuartiger Angriff auf die Pressefreiheit”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Bundesgesundheitsministerium hat ein Informationsportal zu diversen Gesundheitsthemen ins Netz gestellt und lässt es von Google prominent bewerben. Rudolf Thiemann, Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), ist darüber wenig erfreut und poltert: “Eine solche Verdrängung der privaten Presse durch ein staatliches Medienangebot auf einer digitalen Megaplattform ist ein einmaliger und neuartiger Angriff auf die Pressefreiheit. Schon dass ein Bundesministerium überhaupt ein eigenes Fachmedium mit vollwertiger redaktioneller Berichterstattung über Gesundheitsfragen betreibt, ist mit der Staatsfreiheit der Medien nicht vereinbar und ein unannehmbarer Eingriff in den freien Pressemarkt, der sich nach wirtschaftlichen Grundsätzen finanzieren muss.” Auch Burda-Vorstand und VDZ-Vizepräsident Philipp Welte greift zu drastischen Worten: “Das Ministerium deklassiert die freien marktwirtschaftlich organisierten Gesundheitsportale und setzt alle Mechanismen der freien Information und damit der freien Meinungsbildung in unserer Demokratie außer Kraft”.

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4. BBC fälschte Papiere
(deutschlandfunk.de, Christine Heuer)
Dem BBC-Redakteur Martin Bashir gelang vor 24 Jahre ein Scoop: Er gewann Prinzessin Diana für ein Interview, in dem diese über das englische Königshaus auspackte. Schon lange existierten Vorwürfe, dass Bashir sich das Vertrauen der Prinzessin mit gefälschten Dokumenten erschlichen und sie mit vermeintlichen Beweisen manipuliert habe. Nun soll der Fall nochmal neu untersucht werden.

5. Der, der nicht genannt werden darf
(taz.de, Urs Wälterlin)
In Australien stehen derzeit 18 Journalistinnen und Journalisten sowie 12 Medienunternehmen vor Gericht. Sie hatten trotz richterlicher Anordnung über einen Kardinal berichtet, dem Kindesmissbrauch vorgeworfen wurde und der deshalb auch zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Diese Einschränkung der Pressefreiheit sei im australischen Rechtssystem nicht unüblich, werde jedoch von vielen Seiten kritisiert, auch von den Reportern ohne Grenzen.

6. Verschwende deine Jugendzeitschrift
(sueddeutsche.de, Quentin Lichtblau)
Der Bauer-Verlag will die Produktion seiner einst so erfolgreichen Jugendzeitschrift “Bravo” an eine externe Redaktion abgeben. Quentin Lichtblau ist skeptisch, was die Zukunft der Pubertierenden-Postille anbelangt: “In einer Welt, in der junge Menschen von politischen Themen längst nicht mehr angeödet sind, sondern sich vielmehr aktiv gegen Sexismus oder Diskriminierung engagieren, wirkte das Heft oft wie aus der Zeit gefallen, etwa mit Tipps und Tricks, wie devote Mädchen süße Boys für sich begeistern können (‘Guck Jungs immer leicht von unten an, das wirkt am süßesten auf Typen’). Aus dem alten Interessen-Dreieck aus Beauty, Mode und Flirttipps sowie dem entsprechend eng gesteckten Körperideal hat sich die Online-Konkurrenz auf den Plattformen Instagram und Tiktok mindestens teilweise emanzipiert.”