1. Bundesregierung muss beim Schutz von Whistleblowern nachbessern (netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat der Deutsche Gewerkschaftsbund ein Gutachten zur “Umsetzung der Whistleblower-Richtlinie in deutsches Recht” anfertigen lassen (PDF). Das 200 Seiten starke Papier wurde von der ehemaligen Richterin am Europäischen Gerichtshof, Ninon Colneric, und dem Juristen Simon Gerdemann verfasst, der zum Thema Whistleblowing promoviert hat. Die beiden Fachleute sehen erheblichen Handlungsbedarf. Bei der anstehenden Umsetzung in deutsches Recht müsse die Bundesregierung dringend nachbessern und Lücken schließen.
2. Verleger verhaftet (taz.de)
In Hongkong wurde eine der prominentesten Figuren der Demokratiebewegung festgenommen, der Medienunternehmer und Aktivist Jimmy Lai. Polizisten hätten die Redaktionsräume von Lais Zeitung “Apple Daily” durchsucht und neben Lai sechs weitere Mitarbeiter festgenommen. Die Festnahme sei aufgrund des jüngst verschärften “Sicherheitsgesetzes” erfolgt. Als Tatvorwurf seien eine angebliche “Verschwörung mit ausländischen Kräften” und Betrug genannt worden.
4. Freundinnen am Berg (sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
Vier outdoorbegeisterte Leipzigerinnen planen ein Reise- und Outdoormagazin für Frauen: “The Female Explorer” soll etwa 100 Seiten umfassen und sich an die weibliche Outdoor- und Travel-Community richten. Per Crowdfunding sollen bis Anfang September 50.000 Euro zusammenkommen, knapp die Hälfte davon sei bereits geschafft. Aurelie von Blazekovic stellt das Projekt vor und berichtet außerdem vom Podcast “Bergfreundinnen” des BR, der aus einer Online-Community entstanden sei.
5. RTL.de legt deutlich zu, zweistellige Verluste für “Welt” (dwdl.de, Uwe Mantel)
Bei “DWDL” hat sich Uwe Mantel die Monatszahlen der Online-Nachrichtenportale angeschaut. Im Vergleich zum Vormonat hätte besonders RTL.de zugelegt, starke Rückgänge mussten Merkur.de und Welt.de verzeichnen. Zur weiteren Bewertung und Einordnung sind auch die Vorjahreszahlen angegeben.
Weiterer Lesehinweis: Die Mediengruppe RTL hat verschiedene Führungspositionen neu besetzt. Prominentester Neuzugang: Der ehemalige “Bild”-Vize und “Spiegel”-Journalist Nikolaus Blome (beta.blickpunktfilm.de).
6. Meine Probleme mit Social Media (facebook.com, Joscha Sauer)
Es ist die persönliche, wenn auch etwas traurige Abrechnung eines Kreativen mit Social Media: Joscha Sauer hat seine Facebook-Präsenz bislang als eine Art Geschäft auf Gegenseitigkeit betrachtet, bei dem er die Inhalte lieferte und Facebook die Distribution übernahm. Mittlerweile sei die Situation gekippt – Sauer fühlt sich seiner Sichtbarkeit beraubt: “Plötzlich bekamen einige Fans nicht mehr alle Cartoons auf Facebook zu sehen. Einige sogar gar keine mehr. Meine geliebten Dopamin-Likes wurden weniger und gleichzeitig begann Facebook, mir vorzuschlagen, dass ich mehr Leute erreichen könnte, wenn ich nur ein bisschen Geld investieren würde. Facebook hatte beschlossen, dass ich kein Partner mehr war, sondern ein Kunde.”
Im Libanon soll eine Untersuchungskommission der Frage nachgehen, wie es zu den verheerenden Explosionen im Beiruter Hafen kommen konnte, bei denen nach aktuellem Stand mindestens 220 Menschen getötet, mehr als 6000 verletzt und Hunderttausende obdachlos wurden. Doch eigentlich können sich die Libanesen die Ermittlungsarbeit schenken, denn die “Bild”-Redaktion weiß das alles längst:
… titelte Bild.de am Donnerstag, keine 48 Stunden nach den Explosionen.
Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die “Bild”-Berichterstattung zum Thema zu werfen, denn sie zeigt, wie unjournalistisch die Redaktion arbeitet. Statt erst offen zu recherchieren und sich so einer mit Fakten unterfütterten These zu nähern, läuft es bei “Bild” andersrum: Am Anfang steht eine These, die selbstverständlich ins simple Freund-Feind-Schema des Blatts passt, und anschließend werden angebliche Fakten zusammengesucht, die die Erzählung stützen könnten. In diesem Fall noch schlimmer: Manche Fakten verbiegen die beiden Autoren Julian Röpcke und Mohammad Rabie kräftig, sie wählen sie einseitig aus oder geben sie gleich komplett falsch wieder, damit ihre Texte irgendwie zur bereits bestehenden These passen.
Um es gleich zu Beginn einmal klar zu sagen: Der Hisbollah, die große (finanzielle) Unterstützung aus dem Iran bekommt, einen gewissen Rückhalt in Teilen der libanesischen Bevölkerung genießt, über eine Miliz verfügt, deren Kampfkraft stärker sein soll als die der Armee des Landes, und die mit ihrem politischen Arm auch politisch ausgesprochen mächtig im Libanon ist, ist durchaus zuzutrauen, dass sie etwas mit dem Ammoniumnitrat im Beiruter Hafen zu tun hat. Sie hätte die Mittel dafür und ein mögliches Interesse. Es handelt sich immerhin um eine islamistische Gruppierung, die in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt als Terrororganisation eingestuft wird. Die Hisbollah trägt eine beachtliche Mitschuld an der desaströsen Lage, in der sich der Libanon, auch unabhängig von dem Unglück am Dienstag, aktuell befindet. Allerdings sollte man für eine Schlagzeile wie “SO BRACHTE DIE HISBOLLAH DEN SPRENGSTOFF NACH BEIRUT” etwas mehr in der Hand haben als Vermutungen und Vorurteile. Doch mehr haben Röpcke und Rabie nicht. Ihre Texte sind letztlich nicht viel mehr als ein “ist das nicht merkwürdig?”-Geraune plus falsche Recherche.
Bereits am Mittwoch schrieb das “Bild”-Duo über das “SCHIFF”, das “DEN TOD NACH BEIRUT” “BRACHTE”, ohne dabei die Hisbollah zu vergessen:
Die Rhosus, um die es in dem “Bild”-Beitrag geht, gilt als Quelle für das Ammoniumnitrat, das wiederum als Ursache für die große Explosion am Dienstag in Beirut gilt. 2013 war das Schiff nach offiziellen Angaben von Georgien nach Mosambik unterwegs, beladen mit 2750 Tonnen Ammoniumnitrat (und nicht mit dem “TOD”, wie “Bild” schreibt – der soll erst durch viele spätere Versäumnisse die Folge gewesen sein). Es lief allerdings ungeplant den Hafen von Beirut an. Warum die Crew diesen Umweg einlegte, dafür gibt es unterschiedliche Angaben: An manchen Stellen heißt es, technische Probleme seien der Grund gewesen (PDF); andernorts ist davon die Rede, dass zusätzliche Ladung aufgenommen werden sollte (die allerdings gar nicht auf das Schiff passte), um die Fahrt rentabler zu machen oder sich überhaupt erst die Passage durch den Suez-Kanal leisten zu können. Den Beiruter Hafen verließ die Rhosus jedenfalls nicht mehr. Bei einer Hafenstaatkontrolle seien Mängel festgestellt und ein Auslaufverbot verhängt worden. Der Besitzer der Rhosus (“Bild” nennt ihn gewohnt sachlich “windigen Russen”) habe Hafengebühren nicht zahlen wollen und das Schiff letztlich aufgegeben. Die Ladung, das Ammoniumnitrat, wurde konfisziert und in Lagerhalle 12 des Beiruter Hafens geschafft. Inzwischen sind Briefe aufgetaucht, die belegen sollen, dass Vertreter des Zolls wiederholt an die Justiz geschrieben haben sollen, in denen sie darauf drängen, das Ammoniumnitrat wegen Sicherheitsbedenken aus der Halle schaffen zu lassen. Eine Reaktion auf diese Briefe soll es nie gegeben haben.
Wie sich dabei nun die Hisbollah eingemischt haben soll? So, laut Röpcke und Rabie:
Ein Grund dafür, dass keine Entscheidung [durch die Justiz] getroffen wurde, könnte sein, dass sich möglicherweise die Terrororganisation Hisbollah bereits damals in die Bemühungen um die hochexplosive Fracht im Hafen von Beirut eingeschaltet hatte.
In dem Zoll-Schreiben des Jahres 2016 erklärt der damalige Zolldirektor: Sollte ein Export der Ladung nicht möglich sein, könne “die Fracht auch, wie von der Armee empfohlen, an das libanesische Sprengstoff-Unternehmen ‘Majdal Shams’ verkauft werden”.
Und jetzt kommt’s:
Alarmierend: Majdal Shams ist der Name einer Stadt im 1981 von Israel annektierten Golan, die von den Vereinten Nationen bis heute als Teil Syriens geführt wird. Ihr gegenüber liegt nur vier Kilometer entfernt das syrische Dorf Khadar, in dem die Hisbollah massive Terrorstrukturen und einigen Berichten zufolge auch Tunnel errichtet hat, um Majdal Shams anzugreifen.
Der Verdacht, den auch der zuständige Richter gehabt haben könnte: Die Terroristen wollten das Ammoniumnitrat kaufen, um einen nie da gewesenen Terroranschlag auf Israel zu verüben.
Darum die verweigerte Antwort auf die Bitten des Zolls mit Unterstützung womöglich Hisbollah-freundlicher Elemente in der libanesischen Armee
(Link im Original)
Das ist nicht nur eine bemerkenswerte Häufung von “möglicherweise”s, “womöglich”s und Konjunktiven, sondern auch eine ziemlich kühne Herleitung: Die Hisbollah soll hinter dieser Firma stecken, weil diese einen Namen trägt, den auch eine von Israel annektierte Stadt in den Golanhöhen trägt, von der “nur vier Kilometer entfernt” ein Dorf liegt, in dem die Hisbollah Strukturen entwickelt hat? Allein schon zeitlich wäre das ein überraschender Vorgang: Der im “Bild”-Artikel beim Satzteil “in dem die Hisbollah massive Terrorstrukturen” gesetzte Link führt zu einem Beitrag aus dem Juli dieses Jahres, in dem es um eine aktuell möglicherweise bevorstehende Vergeltung durch die Hisbollah geht. Die Hisbollah hätte also schon bei der Namensgebung der Firma, mit der sie sich einem Brief von 2016 zufolge um das Ammoniumnitrat im Beiruter Hafen bemüht haben soll, wissen müssen, dass sie vier Jahre später, als Vergeltung für einen israelischen Angriff, eine Stadt namens Majdal Shams angreifen wird. Das wären bedeutende seherische Fähigkeiten.
Und es wird noch peinlicher für Röpcke und Rabie. Denn sie geben den Brief des Zollbeamten, in dem es um Majdal Shams gehen soll, schlicht falsch wieder: Darin ist nicht die Rede von “Majdal Shams”, sondern von “Majid Shammas”. “Majid” ist ein gängiger Vorname. Und “Shammas” der Name der Familie, der die Firma gehört, die sich um das Ammoniumnitrat bemüht haben soll: Lebanese Explosives Co. SARL (Majid Shammas & Co.).
Einen Tag nach diesem fehlerhaften Artikel, am Donnerstag, war laut “Bild” die Hisbollah dann nicht nur beteiligt am Versuch, das konfiszierte Ammoniumnitrat zu kaufen, sondern gleich gänzlich dafür verantwortlich, dass es überhaupt nach Beirut kam. Zur Erinnerung:
Vielleicht erstmal zum Begriff “Sprengstoff”, der nicht nur in der “Bild”-Überschrift, sondern auch im Artikel mehrmals auftaucht: Ammoniumnitrat ist kein Sprengstoff, sondern ein Salz aus Ammoniak und Salpetersäure. Dieses kann zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden. Es ist dadurch aber nicht automatisch ein Sprengstoff. Denn sonst würden sich Landwirte weltweit Sprengstoff auf ihre Felder kippen – Ammoniumnitrat kann schließlich auch zur Herstellung von Düngemittel verwendet werden. Wie kommen Röpcke und Rabie also darauf, von “Sprengstoff” zu sprechen? Sie schreiben, das Schiff Rhosus habe 2750 Tonnen “einer billigen Kopie des australischen Minen-Sprengstoffs ‘Nitropril’ an Bord gehabt”, und berufen sich bei dieser Einschätzung auf einen “Waffenexperten”. Grundlage dafür ist ein Foto, das den Eingang einer Lagerhalle im Beiruter Hafen zeigen soll, in der Säcke mit dem Aufdruck “NITROPRILL” (also mit doppeltem L) stehen. Es gibt allerdings noch weitere Aufnahmen, die diese Säcke mit dem “NITROPRILL”-Aufdruck zeigen sollen. Und auf denen steht auch: “AMMONIUM NITRATE”. “NITROPRILL” scheint dabei nur eine gewählte Marken- oder Typbezeichnung zu sein.
Doch zurück zur von “Bild” längst festgeschriebenen Rolle der Hisbollah. Röpcke und Rabie schreiben über die Explosionen in Beirut:
BILD-Recherchen zeigen: Die Terrororganisation Hisbollah trägt zumindest eine Mitverantwortung, wenn nicht gar die alleinige Schuld an der Tragödie.
Leider liefern sie dafür dann keine Belege. Aber einen “Verdacht”, den haben sie: Die Ladung der Rhosus sollte nie nach Mosambik:
Der Verdacht: Die angebliche Lieferung nach Afrika war nur ein Vorwand, um den Sprengstoff in Hisbollah-Reichweite zu bringen.
Auch hier: kein Beweis, kein Hinweisgeber, nichts. Dafür aber wieder die Zollschreiben und der versuchte Kauf des Ammoniumnitrats – diesmal immerhin mit dem korrekten Firmennamen:
Es wird noch irrer: Die libanesische Firma “Majid Shammas & CO.”, fast gleichnamig mit der 1967 von Israel eroberten Stadt “Majdal Shams” im Golan, bietet Anfang 2014 an, die knapp 3000 Tonnen Sprengstoff zu kaufen. Die Firma hatte bereits 2013 heimlich Sprengstoff an Syrien-Diktator Assad verkauft – einen der engsten Verbündeten der Hisbollah.
Weil eine Firma mal Sprengstoff an den syrischen Diktator Baschar al-Assad verkauft hat, und die Hisbollah Assad nahesteht, muss die Firma nach “Bild”-Logik eine Verbindung zur Hisbollah haben. Fall gelöst.
Viel einfacher kann man es sich nicht machen. Vor allem, wenn es um den Libanon geht, wo das Verhältnis zu Syrien ein sehr komplexes ist. Man kann die politische Landschaft im Libanon unter verschiedensten Gesichtspunkten unterteilen. Einer davon: Ist eine Partei pro- oder anti-syrisch? Die “March 14 Alliance”, angeführt vom ehemaligen Premierminister Saad Hariri, ist anti-syrisch. Die “March 8 Alliance”, angeführt vom aktuellen libanesischen Präsidenten Michel Aoun, ist hingegen pro-syrisch. Zu dieser “Allianz des 8. März” zählt auch die Hisbollah. Aber nicht nur. Andere Parteien, wie das Amal Movement oder Aouns Free Patriotic Movement, gehören ebenfalls dazu. Michel Aoun ist maronitischer Christ. Wendet man die “Bild”-Logik an, könnte man also auch sagen: Weil eine Firma mal Sprengstoff an den syrischen Diktator Baschar al-Assad verkauft hat, und das Free Patriotic Movement Syrien nahesteht, muss die Firma Verbindung zu Michel Aoun haben. Oder als “Bild”-Überschrift: “SO BRACHTEN DIE CHRISTEN DEN SPRENGSTOFF NACH BEIRUT”. Das wäre genauso wackelig wie Röpckes und Rabies Argumentation.
Auch die am Mittwoch bereits thematisierten Schreiben des Zolls thematisieren Röpcke und Rabie am Donnerstag noch einmal:
Unterlagen des Zolls, die BILD vorliegen, enthüllen: Zwei Zolldirektoren drängen im August 2016 und Juni 2017 ein libanesisches Gericht, dem Kauf durch die offenbar der Hisbollah nahe Firma zuzustimmen. Erstens handele es sich um “gefährliche Materialien”, die “unter unangemessenen Außenbedingungen im Lager aufbewahrt” würden. Zweitens könne “die Fracht auch, wie von der Armee empfohlen, an das libanesische Sprengstoff-Unternehmen ‘Majid Shammas’ verkauft werden”.
Das ist eine stark einseitige Darstellung. Denn der Verkauf “an das libanesische Sprengstoff-Unternehmen ‘Majid Shammas'” war nur einer von drei Vorschlägen der Zollbehörde. Die zwei anderen: die Wiederausfuhr des Ammoniumnitrats ins Ausland sowie eine Übergabe an das libanesische Militär. Die Zolldirektoren nannten drei Optionen – sie “drängten” nicht auf eine davon.
Wenn Julian Röpcke und Mohammad Rabie über die Stellung der Hisbollah im Libanon schreiben, sind ihre Beschreibungen und Einschätzungen merkwürdig inkonsistent. Auf der einen Seite stellen sie die Gruppierung als sehr mächtig dar, auch in Bezug auf den Hafen in Beirut und das Ammoniumnitrat: Die Hisbollah habe gewusst, “dass man jederzeit auf die 2750 Tonnen zugreifen konnte und hielt sich deshalb mit weiteren Aneignungsversuchen zurück.” Auch diese Behauptung ist reine Spekulation, die “Bild”-Autoren liefern keine Belege. Es stimmt allerdings, dass die Hisbollah als heimlicher Herrscher zumindest mancher Teile des Beiruter Hafens gilt. Auf der anderen Seite schreiben Röpcke und Rabie im selben Artikel ein paar Absätze später:
Reagierten die Hafenbehörden auf ein erneutes Interesse der Terrorgruppe an dem Sprengstoff im Hafen? Dafür spricht: Der Brand in der Lagerhalle soll bei Schweißarbeiten an einem Tor des Gebäudes ausgebrochen sein. Zollbeamte hätten versucht, den Sprengstoff gegen Diebstahl zu sichern, berichteten lokale Medien.
Ein einfaches Tor sollte also die Gruppe, die sich laut “Bild” alles im Libanon erlauben kann und “jederzeit auf die 2750 Tonnen zugreifen konnte”, davon abhalten, auf die 2750 Tonnen zuzugreifen. Ganz nebenbei suggeriert der Absatz: Es musste geschweißt werden, weil man das Ammoniumnitrat vor der Hisbollah schützen musste, und die Schweißarbeiten sollen den Brand in der Lagerhalle ausgelöst haben – also: Die Hisbollah ist indirekt schuld an den Explosionen in Beirut.
Dazu kommt: Die Behauptung, dass die Hisbollah sich “mit weiteren Aneignungsversuchen” zurückgehalten habe, nur weil sie gewusst hätte, dass sie auf das Ammoniumnitrat “jederzeit (…) zugreifen konnte”, ist eine schwache Antwort auf die Frage, die sich beim Lesen der “Bild”-Artikel automatisch stellt: Warum sollte die Hisbollah so großen Aufwand betreiben und eine vermeintliche Lieferung nach Mosambik inszenieren, die Lieferung dann aber jahrelang nicht anrühren? Durch ihre Verwicklungen in den Bürgerkrieg in Syrien und ihre Aggressionen gegen Israel hätte sie definitiv Bedarf gehabt. Und es stellen sich weitere Fragen: Warum sollte die Hisbollah so eine Geheimoperation daraus machen, dann aber auf den “Bill of Loading” (wobei wir diesen nicht endgültig verifizieren können) schreiben, dass es sich um Ammoniumnitrat handelt? Warum sollte die Hisbollah überhaupt so eine Anstrengung unternehmen für einen Stoff, der nicht so schwer zu bekommen ist? Warum sollte die Hisbollah dafür den Hafen von Beirut nutzen, in dem auch andere Gruppen mitmischen, wenn sie im Süden des Libanons, wo sich Hisbollah-Hochburgen befinden, in einem kleineren Hafen viel unkomplizierter und unbeobachteter Ladung an Land schaffen kann? Oder warum nicht gleich in Syrien in den größeren Häfen von Latakia oder Tartus, wo das Assad-Regime der befreundeten Hisbollah ganz sicher nicht im Weg stehen würde? Und warum fragen Röpcke und Rabie nicht einfach mal in Mosambik bei der Fábrica de Explosivos de Moçambique nach, die als der eigentliche Empfänger für das Ammoniumnitrat gilt, oder bei der Banco Internacional de Moçambique, die den Handel finanziell abgewickelt haben soll, ob dort das Ammoniumnitrat erwartet wurde? Dann bestünde natürlich die Gefahr, dass die “Bild”-Geschichte, die Ladung sollte von Anfang an an die Hisbollah gehen, überhaupt nicht mehr passt.
Dass die einstige Schlagzeile “SO BRACHTE DIE HISBOLLAH DEN SPRENGSTOFF NACH BEIRUT” so gut wie gar nicht vom dünnen Artikel gedeckt ist, merkte offenbar auch die “Bild”-Redaktion im Laufe des Donnerstags. Sie änderte sie klammheimlich in eine Frage:
Nachtrag, 22. August: In den vergangenen Tagen haben mehrere Redaktionen (weiter)recherchiert, wie das Ammoniumnitrat nach Beirut kam, und ob die Hisbollah damit etwas zu tun hat. Das hat zu neuen Erkenntnissen geführt, die wir hier ergänzen möchten. Wir beziehen uns dabei auf zwei Artikel: einen von Welt.de und einen vom “Spiegel” (nur mit Abo lesbar, als englische Übersetzung auch ohne Abo lesbar).
Der Grund, warum wir gerade diese zwei Artikel wählen: “Bild”-Redakteur Julian Röpcke stellt es bei Twitter so dar, als würden sie belegen, dass wir mit unserer Kritik an seiner Berichterstattung (siehe oben) völlig danebengelegen hätten. Wir hätten es “#VollVergeigt”, so Röpcke.
Entweder hat er die zwei Artikel nicht gelesen oder er hat sie gelesen und reißt weiter fröhlich Dinge aus dem Zusammenhang. Denn: Die Recherchen von Welt.de und “Spiegel” lassen die “Bild”-Behauptungen, die wir kritisiert haben, aus unserer Sicht nicht weniger kritikwürdig erscheinen. Sie stützen nicht das, was Röpcke und dessen Co-Autor Mohammad Rabie geschrieben haben. Ihre falsche Übersetzung bleibt falsch, ihr unbelegtes Geraune bleibt unbelegtes Geraune. Manch ein Recherche-Ergebnis widerspricht sogar ihren Spekulationen.
Erstmal zum Welt.de-Artikel: Die Überschrift “Die explosive Spur führt zur Hisbollah” könnte einen glauben lassen, dass Autor Daniel-Dylan Böhmer die entscheidende Verbindung von Hisbollah zu den Explosionen in Beirut gefunden hat. Allerdings geht es in Böhmers Text erstmal nur um ganz andere Lieferungen von Ammoniumnitrat an die Hisbollah. Es gebe lediglich einen “engen zeitlichen Zusammenhang mit dem in Beirut detonierten Material”, was heißen soll: Etwa zu der Zeit, als die Rhosus, also das Schiff, das mit den 2750 Tonnen Ammoniumnitrat beladen war, im Beiruter Hafen angelegt hat, hat die Hisbollah “große Lieferungen von Ammoniumnitrat” erhalten. Allerdings von ganz woanders (von der Kuds-Einheit der Iranischen Revolutionsgarden), teils über ganz andere Wege (per Flugzeug und per Landweg über die syrische Grenze) und ganz andere Mengen (vermutlich 630 bis 670 Tonnen).
Daniel-Dylan Böhmer schreibt:
Ob die Lieferungen aus den Unterlagen, die WELT einsehen konnte, in direktem Zusammenhang mit der Explosion in Beirut standen, ist ungewiss. Das Ammoniumnitrat, das am 4. August detonierte, soll nach heutigem Kenntnisstand ein Frachter unter moldawischer Flagge Ende 2013 in Beirut abgeladen haben, nachdem er auf seiner Fahrt von Georgien nach Mosambik wegen technischer und finanzieller Probleme einen Zwischenstopp in Beirut einlegen musste. Unklar ist bislang, warum die Chemikalien im Hafen gelagert und weder weitertransportiert noch vernichtet wurden.
Diese Faktenlage weist nicht direkt auf die Hisbollah als Empfänger dieses Stoffes hin.
Der letzte Satz widerspricht der “Bild”-Überschrift “SO BRACHTE DIE HISBOLLAH DEN SPRENGSTOFF NACH BEIRUT”, die die Redaktion später in die Frage “Brachte die Hisbollah den Sprengstoff nach Beirut?” geändert hat, auf die man dem Welt.de-Artikel zufolge mit “Nach aktuellem Kenntnisstand: nein” antworten müsste.
Im “Spiegel”-Artikel geht es um eine andere Verbindung zur Hisbollah, allerdings auch nur über Bande. Die Überschrift lautet: “Was die Hisbollah mit dem mysteriösen Fall der ‘Rhosus’ verbindet”. Im Teaser gibt es darauf einen ersten Hinweis: “Es gab Verbindungen des Reeders zur Bank der Hisbollah”.
Der Besitzer der Rhosus, so hat es der “Spiegel” herausgefunden, ist gar nicht Igor Gretschuschkin (den “Bild” den “windigen Russen” nennt), sondern ein Mann aus Zypern, der Reeder Charalambos Manoli. Gretschuschkin hatte die Rhosus nur gechartert. Manoli soll sich bereits 2011 etwa vier Millionen Dollar bei der tansanischen FBME-Bank geliehen habe. Die FBME-Bank wiederum sei die “Hausbank der Hisbollah”, so der “Spiegel”. Sie soll der Terrororganisation unter anderem bei der Geldwäsche geholfen haben. Dokumenten zufolge konnte Manoli den Kredit nicht komplett zurückzahlen. Er soll zwischenzeitlich die Rhosus als Sicherheit angeboten haben, was die Bank allerdings ablehnte. Die Frage, die der “Spiegel” aufwirft: Gibt es eine Verbindung zwischen den Schulden Manolis und dem Stopp des mit Ammoniumnitrat beladenen Frachters in Beirut? Der Reeder dementiere “jeden Zusammenhang”, so der “Spiegel”:
Ein Ermittler hingegen sagt, die FBME-Bank sei berüchtigt dafür gewesen, säumige Schuldner zu Gefälligkeiten gegenüber zwielichtigen Kunden wie der Hisbollah zu drängen.
Einen eindeutigen Beleg, der es schafft, eine direkte Verbindung von Hisbollah zum Frachter oder zum im Beiruter Hafen explodierten Ammoniumnitrat herzustellen, gibt es im “Spiegel”-Artikel nicht.
Beweise, die die Spekulationen der “Bild”-Autoren Julian Röpcke und Mohammad Rabie stützen, findet man dort ebenfalls nicht. Es geht im “Spiegel”-Artikel auch gar nicht um die Aspekte aus der “Bild”-Berichterstattung, die wir weiter oben kritisiert haben: Es geht nicht um eine Firma namens “Majdal Shams” (die falsche Übersetzung von Röpcke und Rabie, die die “Bild”-Redaktion inzwischen transparent korrigiert hat). Es geht nicht um eine Firma namens “Majid Shammas”, die Röpcke und Rabie in die Nähe der Hisbollah rücken. Es geht nicht darum, dass der libanesische Zoll ein Gericht “gedrängt” habe, das Ammoniumnitrat an diese angeblich Hisbollah-nahe Firma zu verkaufen, wie Röpcke und Rabie es einseitig darstellen.
Dafür gibt es auch im “Spiegel”-Artikel eine neue Erkenntnis, die Röpckes und Rabies Spekulation widerspricht. Die “Bild”-Autoren mutmaßen zu den ausgebliebenen Antworten der Justiz auf die Anfragen des Zolls, das Ammoniumnitrat aus dem Hafen zu schaffen:
Der Verdacht, den auch der zuständige Richter gehabt haben könnte: Die Terroristen [der Hisbollah] wollten das Ammoniumnitrat kaufen, um einen nie da gewesenen Terroranschlag auf Israel zu verüben. Darum die verweigerte Antwort auf die Bitten des Zolls mit Unterstützung womöglich Hisbollah-freundlicher Elemente in der libanesischen Armee
Der “Spiegel” hat hingegen herausgefunden, dass der Grund für die ausgebliebenen Antworten ein ganz anderer sein könnte: Die Schreiben seien “beharrlich an das falsche Gericht geschickt” worden:
Immer wieder warnten Behörden, vor allem der Zoll, das Ammoniumnitrat müsse aus dem Hafen weggebracht werden. Doch die Schriftsätze wurden so beharrlich an das falsche Gericht geschickt, dass es beteiligten Juristen schwerfällt, an bloße Inkompetenz zu glauben.
Eine Sache wollen wir bei dieser Gelegenheit noch einmal wiederholen: Wir haben nie ausgeschlossen, dass die Hisbollah etwas mit dem Ammoniumnitrat im Beiruter Hafen zu tun haben könnte. Im Gegenteil: Wir haben extra “gleich zu Beginn einmal klar” geschrieben:
Der Hisbollah […] ist durchaus zuzutrauen, dass sie etwas mit dem Ammoniumnitrat im Beiruter Hafen zu tun hat. Sie hätte die Mittel dafür und ein mögliches Interesse.
Unsere Kritik an den “Bild”-Artikeln war eine Kritik an der “Bild”-Artikeln und keine Verteidigung für die Hisbollah. Wir finden, dass bei einem so heiklen Thema und bei einem Ereignis, bei dem viele Menschen gestorben sind und viele verletzt wurden, wilde Spekulationen nicht in die Berichterstattung gehören – unabhängig davon, ob es um eine schweinische Terrororganisation geht oder nicht.
1. Wie einmal die Cancel Culture nach Hamburg kam (zeit.de, Dirk Peitz)
Eine “Gespenster-Debatte” nennt Dirk Peitz die Diskussion um einen abgesagten Auftritt der Komikerin Lisa Eckhart: “Die sogenannte Cancel Culture ist ein Gespenst heutiger Tage. Es besteht im Wesentlichen aus dem Gerücht, dass Menschen mit missliebigen politischen Ansichten heutzutage ausgegrenzt würden bis hin zur Vernichtung ihrer beruflichen Existenz. Wer wen warum angeblich cancelt, ist eine komplizierte Sache, ebenso wie der Nachweis, dass Cancel Culture wirklich am Werk war oder ist.”
Weiterer Lesehinweis: Antisemitismus auf der Bühne als Geschäftsmodell? (diekolumnisten.de, Henning Hirsch).
2. “Das ist eigentlich nicht wiedergutzumachen” (sueddeutsche.de, Theresa Hein)
Das Online-Reportageformat “STRG_F” (NDR) veröffentlichte jüngst Teile des Vernehmungsvideos des im Mordfall Walter Lübcke angeklagten Stephan E. In der Folge wurde an verschiedenen Stellen über die rechtliche und moralische Bewertung dieser Veröffentlichung diskutiert (“Spiegel”, “Übermedien”, Deutschlandfunk). Es lohnt sich jedoch unbedingt, auch nochmal der Philosophin und Medienethik-Professorin Larissa Krainer zuzuhören, die einige interessante Aspekte in die Debatte einbringt.
3. “Eine Runde Berlin” mit Deniz Yücel (tagesspiegel.de, Ann-Kathrin Hipp)
27 Stationen, 60 Minuten, ein Gast: Im “Tagesspiegel”-Podcast “Eine Runde Berlin” fährt Ann-Kathrin Hipp mit ihren Interviewgästen einmal im Monat um den Berliner S-Bahn-Ring. Diesmal hat der Journalist Deniz Yücel in der Ringbahn Platz genommen und spricht über seine Haft in der Türkei, die Rückkehr in den Alltag und Berliner AKP-Wähler. Weil es so viel zu erzählen gab, seien es ausnahmsweise etwa 1,3 Runden geworden.
4. Das schmutzige Geld vom Staat (taz.de, Alexander Graf)
Mit einem Unterstützungspaket von 220 Millionen Euro will die Bundesregierung den Digitaljournalismus fördern, doch die als Geldempfänger in Frage kommenden Verlagshäuser würden bislang eher verhalten reagieren: Sie würden sich Sorgen um ihre journalistische Glaubwürdigkeit machen und seien zudem in den etablierten Printstrukturen verhaftet. Alexander Graf kommentiert: “Offenbar ist der Druck für einen radikalen digitalen Umbruch noch nicht groß genug – zwei bis drei Jahre seien die meisten Häuser von diesem Ziel noch entfernt. Heißt: Trotz all der Klagen geht es vielen Verlegern mit ihrem Printgeschäft wohl einfach noch zu gut.”
5. Facebook entfernt große Gruppe von Verschwörungstheoretikern (spiegel.de)
Facebook hat eine circa 200.000 Mitglieder umfassende Verschwörungsgruppe aus dem QAnon-Kosmos gesperrt. Anhängerinnen und Anhänger der teilweise rechtsradikalen und antisemitischen QAnon-Bewegung glauben unter anderem, dass es einen internationalen Kinderhändlerring gebe, der sich aus Hollywoodstars, Politikerinnen und Politikern sowie hochrangigen Beamten zusammensetze. Facebook habe die Sperrung damit begründet, dass in einzelnen Postings die Grenzen zu Mobbing und Belästigung, Hassrede und falschen Informationen überschritten worden seien. Andere QAnon-Gruppen seien auf Facebook aber anscheinend weiterhin online, würden jedoch “überwacht”.
Weiterer Lesehinweis: Verschwörungs-Ideologie zum Mitmachen (spiegel.de, Sascha Lobo).
6. Archivschätze: What we (not actually) lost in the fire… (wortvogel.de, Torsten Dewi)
“Manchmal, wenn ich mein beträchtliches digitales Archiv sortiere und auf einen alten Scan stoße, dann denke ich wehmütig an das GONG-Archiv zurück und seine in Fotos festgehaltene Chronik der deutschen Unterhaltungsgeschichte. Mag sein, dass das für die neuen Medienmacher ‘oller Kram und Ballast’ war – ich hab’s geliebt. Und ich vermisse es.” Torsten Dewi trauert dem Medien-Archiv der Fernsehzeitschrift “Gong” nach, das bei einem Umzug verschütt gegangen sei.
1. Dieter Nuhr & die DFG | Ein Drama in 5 Akten (youtube.com, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 21:45 Minuten)
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hatte zu ihrem 100-jährigen Bestehen verschiedene prominente Fürsprecherinnen und Fürsprecher mit kurzen Statements zu Wort kommen lassen. Eines der Testimonials stammte von Komiker Dieter Nuhr, dem Kritiker ein gebrochenes Verhältnis zur Wissenschaft vorwerfen und als Werbegesicht für eine Wissenschaftskampagne ablehnen. Der Konflikt eskalierte, und die DGF löschte Nuhrs Statement (neueste Wendung: um es gestern wieder online zu stellen). Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim betrachtet den Vorgang von verschiedenen Seiten und wägt die Argumente gegeneinander ab – angenehm unaufgeregt und fair in alle Richtungen.
2. Das Kino ist der große Verlierer in der Corona-Krise (dwdl.de, Timo Niemeier)
In der Medienbranche gibt es viele Leidtragende der Corona-Krise. Besonders hart betroffen sind die Kinos, denen Mitte März quasi die Geschäftsgrundlage entzogen wurde. Auch die mittlerweile in Kraft getretenen Lockerungen lassen einen wirtschaftlichen Betrieb der Lichtspieltheater kaum zu. Timo Niemeier berichtet von einer Branche im Umbruch.
3. In einem Video wird behauptet … (twitter.com/PatrickGensing)
In einem Beitrag für Tagesschau.de beschäftigt sich ARD-“Faktenfinder” Patrick Gensing mit den Teilnehmenden-Zahlen der Berliner Corona-Demo vom vergangenen Wochenende, die von 20.000 (Polizeiangabe) bis zu absurden 1,3 Millionen reichten. Auf Twitter erklärt Gensing nun, wie er bei der Verifikation vorgegangen ist. Nicht nur in der Sache interessant, sondern auch wegen der eingesetzten Tools.
Weitere Hörempfehlung: Im aktuellen Deutschlandfunk-Nova-Podcast “Was mit Medien” gibt es ein Interview mit Gensing zum Thema. Im Browser anzuhören oder im Podcastplayer der Wahl – dazu nach “Was mit Medien” suchen, die Folge herunterladen oder gegebenenfalls den Podcast komplett abonnieren. PS: Leider geht “Was mit Medien” bei Deutschlandfunk Nova am 13. August 2020 zu Ende. Der Podcast werde jedoch unter wasmitmedien.de weitergeführt.
4. Die 12 besten Recherche-Tipps für neue Themen (fachjournalist.de, Florian Beißwanger)
“Was kann ich meiner Redaktion anbieten?” Viele im (Fach-)Journalismus tätige Personen stehen vor der ständigen Herausforderung der Ideen- und Themenfindung. Florian Beißwanger hat zwölf Denkanstöße und Rechercheansätze zusammengestellt, die zu neuen Beiträgen führen können.
5. Twitter will Konten von staatlich kontrollierten Medien kennzeichnen (zeit.de)
Bei Twitter tut sich was. Der Kurznachrichtendienst greift mittlerweile nicht nur bei präsidialen Tweets ein (siehe die “6 vor 9” von gestern), sondern wolle nun auch Nutzerkonten von Medien kennzeichnen, die unter staatlicher Kontrolle stehen. Davon betroffen sei zum Beispiel das Kreml-nahe Auslandsmedium RT (früher Russia Today). Hintergrund der Aktion seien anscheinend die bevorstehenden US-Wahlen im November.
6. Zehn Lehren für bessere Videokonferenzen (politik-kommunikation.de, Dirk von Gehlen)
Da echte Treffen zu Corona-Zeiten nur eingeschränkt möglich sind, weichen viele zu Videokonferenzen aus: In Politik und Wirtschaft sind Zoom-Treffen und Skype-Konferenzen mittlerweile gang und gäbe. Doch wer schon einmal an einer derartigen Sitzung teilgenommen hat, weiß, was alles schiefgehen kann. Dirk von Gehlen hat zehn Tipps für bessere Videokonferenzen – von der verwendeten Hardware bis zu Kommunikationsknigge.
1. Ausgebufft: Wie das Scheuer-Ministerium Journalisten austrickst (ndr.de, Daniel Bouhs & Martin Kaul, Video: 5:25 Minuten)
Unternehmen fühlen sich vornehmlich ihrem eigenen Interesse verpflichtet. Solch hehre Werte wie Wahrheit, Transparenz und Aufklärung fallen da schon mal hinten über. Dementsprechend wird in den Presse- und Kommunikationsabteilungen gerne mal getrickst und getäuscht. Doch sollte ein Ministerium ein derartiges Verhalten an den Tag legen? Laut “Zapp” “torpedierte” das Bundesverkehrsministerium wiederholt mit Tricks die Arbeit von kritischen Journalistinnen und Journalisten.
2. Aufnahmen aus Beirut in tagesschau und tagesthemen (blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim & Helge Fuhst & Juliane Leopold)
Der ARD wurde verschiedentlich vorgeworfen, der Berichterstattung über die Explosionen in Beirut am Dienstagabend nicht genügend Raum gegeben zu haben. Im Blog der “Tagesschau” räumt die ARD-aktuell-Chefredaktion das Versäumnis ein (“journalistische Fehleinschätzung”) und gelobt Besserung: “So ein Abend wie gestern nagt an unserem Selbstverständnis.”
3. “Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit” (faz.net)
“Nationalspieler Joshiko Saibou verliert seinen Job beim Basketballklub aus Bonn.” Was sich zunächst wie eine klassische Sportmeldung anhört, hat in diesem Fall auch etwas mit Medien zu tun: Saibou habe “wiederholt auf Social-Media-Kanälen seine Haltung zur [Corona-]Pandemie oder zum Virus an sich geäußert und am vergangenen Wochenende bei einer Großdemonstration auch praktiziert, indem er vorsätzlich gegen die bekannten Schutzregeln verstieß”, so eine Pressemitteilung seines bisherigen Arbeitgebers, den Telekom Baskets Bonn. Saibou und dessen Freundin, die Leichtathletin Alexandra Wester, hatten am Wochenende in Berlin an der Demo gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie teilgenommen und sich auch in Sozialen Netzwerken mehrfach gegen die Schutzmaßnahmen ausgesprochen.
4. “Schädliche” Falschinformation – Facebook und Twitter gehen gegen Trump-Beitrag vor (spiegel.de)
Seit Jahren verbreitet der US-amerikanische Präsident Donald Trump nahezu täglich Falsches und Unwahres über die Sozialen Medien. Zumindest einige seiner haltlosen Behauptungen über das Coronavirus wollen Twitter und Facebook anscheinend nicht mehr hinnehmen und schreiten ein. Das reicht von der Kommentierung bis zur Löschung von Beiträgen.
5. Whistleblower umfassend schützen (reporter-ohne-grenzen.de)
Mehrere Organisationen haben die Bundesregierung dazu aufgerufen, die EU-Richtlinie zum Schutz von Whistleblowerinnen und Whistleblowern umfassend in nationales Recht umzusetzen: “Reporter ohne Grenzen sowie die anderen unterzeichnenden Organisationen setzen sich dafür ein, Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber umfassend und unter Einbeziehung nationalen Rechts zu schützen. Kohärenz, Klarheit und Rechtssicherheit sind für Whistleblowerinnen und Whistleblower nur dann gegeben, wenn sie sich bei ihren Hinweisen darauf verlassen können, dass diese auch von nationalem Recht gedeckt sind.”
6. Im Wellenbad der Gefühle (uebermedien.de)
Seit Wochen und Monaten warnen Redaktionen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor der sogenannten “zweiten Welle”. Doch was ist das eigentlich? Und bietet sich ein derartiger Begriff überhaupt an? Boris Rosenkranz schreibt über die Lust vieler Medien an düsteren Prophezeiungen und eindringlichen Bildern.
1. Red-Bull-Boss hat keine Lust mehr auf “Addendum” (dwdl.de, Timo Niemeier)
Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz startete vor drei Jahren das Medium “Addendum”. Nun hat der österreichische Milliardär anscheinend die Lust an dem Projekt verloren und stellt die Aktivitäten der Plattform ein. In einer offiziellen Mitteilung heißt es dazu: “Der Grund dafür ist, dass es trotz erheblichen Mitteleinsatzes und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte insgesamt nicht gelungen ist, die Zielsetzungen der Stiftung in ausreichendem Maß zu erfüllen und Dietrich Mateschitz beabsichtigt, die von ihm unterstützen journalistischen Aktivitäten stärker auf lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen zu konzentrieren.” Von der Stilllegung seien 57 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
2. Radikaler als das Mutterschiff (sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
“Spiegel” und “Zeit Online” haben lange Zeit versucht, die Generation der sogenannten Millenials über spezielle Medienangebote zu erreichen. Der “Spiegel” mit seinem Portal “Bento”, “Zeit Online” mit dem Online-Magazin “Ze.tt”. Beide Medienhäuser stellten ihre Aktivitäten inzwischen ein und auch andere Mitbewerber gaben auf. Aurelie von Blazekovic fragt sich, ob und wie der junge Journalismus überleben kann.
3. Wissenschaftlicher Jargon: Fachwörter vermeiden – oder besser ganz drauf verzichten? (klimafakten.de, Claudia Wiggenbröker)
Forschungspublikationen wie die Berichte des Weltklimarats IPCC seien für Laien oft nur schwer verständlich. Man bräuchte fast eine Promotion im jeweiligen Fachgebiet, um die Texte wirklich verstehen zu können, so das vernichtende Ergebnis einer Untersuchung zur Lesbarkeit von IPCC-Texten. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich komplexe Themen besser vermitteln lassen. Vereinfachung dürfe jedoch nicht zu Vergröberung führen.
4. Branchenüblicher Vergütungssatz nicht identisch mit vertraglich angebotener Lizenz (urheberrecht.org)
Der Bundesgerichtshof hat zur sogenannten Lizenzanalogie beim Schadensersatz geurteilt. Hintergrund: Ein Unternehmen hatte auf seiner Website einen Stadtplanausschnitt verwendet, ohne im Besitz der Rechte dafür zu sein, und war dafür vom Rechteinhaber abgemahnt worden. Dieser habe als Schadensersatz eine Jahreslizenz in Höhe von 820 Euro angesetzt, doch konnte sich mit dieser Forderung nicht durchsetzen. Im Rahmen der Lizenzanalogie dürfe nicht einfach der Betrag verlangt werden, welchen der Urheber für eine Lizenz vertraglich verlange. Der Urheber müsse beweisen, dass sich dieser Preis am Markt durchgesetzt habe.
5. Messengerdienst führt Tool zur Bekämpfung von Fake News ein (zeit.de)
Laut “Guardian” testet WhatsApp ein neues Tool zur Bekämpfung von “Fake News”. Nachrichten, die zuvor mehr als fünfmal weitergeleitet worden seien, würden mit einem Symbol gekennzeichnet, das eine Suchanfrage bei Google auslöse. Dahinter stecke die Absicht, die Weiterleitung von viralen Falschnachrichten einzudämmen.
6. Streaming mit höherem Risiko (faz.net, Thomas Herrig)
Mit Sooner ist ein neuer Streamingdienst gestartet, der sich, im Gegensatz zu den Platzhirschen Netflix, Amazon Prime und Disney, auf europäische Produktionen fokussieren will, darunter auch Kurzfilme und Dokumentationen aus der Arthouse- und Independent-Szene. Aktuell enthalte das Angebot rund vierzig Serien und zweitausend Filmtitel.
1. Wie kritische Berichterstattung verhindert werden soll (tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
“Tagesspiegel”-Reporter Sebastian Leber erhält manchmal Leser- oder Anwaltspost, deren Ziel es sei, mit offensichtlich ungerechtfertigten Forderungen kritische Berichterstattung zu verhindern. Leber stellt ein paar dieser mitunter recht skurrilen Fälle vor – wie zum Beispiel die Geschichte vom “Hypnosecoach”, der nicht “Hypnosecoach” genannt werden wollte, sich selbst aber als “Hypnosecoach” bezeichnet.
2. Microsoft hat “Interesse” an chinesischer Videoplattform Tiktok (deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Nina Magoley, Audio: 5:47 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit der Chinaexpertin und Sinologin Mareike Ohlberg über Donald Trumps Feldzug gegen die chinesische Video-Plattform Tiktok unterhalten. Für den Konflikt kämen einige Gründe in Frage, aber auch ein ganz banaler: “Im Juni sollen Tiktok-Nutzer mit einem Trick erreicht haben, dass viele Plätze bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in Tulsa, Oklahoma, leer blieben. Sie hatten sich für kostenlose Tickets registriert, ohne die Absicht, tatsächlich hinzugehen.”
3. Neuer als neu (sueddeutsche.de, Philipp Bovermann)
Die einstige SED-Parteizeitung “Neues Deutschland” hat sich jüngst in “ND” umbenannt. Philipp Bovermann hat die “ND”-Redaktion in Berlin besucht und sich danach umgeschaut, ob und was sich sonst noch geändert hat. Es ist vor allem die Geschichte einer Schrumpfung: “Inzwischen ist die ND-Auflage auf etwa 20.000 zusammengeschnurzelt.”
4. Neues ZDF-Nachrichtenmagazin ab September (zdf.de)
Vom “heute journal” (ZDF) wird es ab dem 7. September wochentäglich ein “heute journal up:date” geben, oder um es im Sender-Deutsch auszudrücken: “Das ‘heute journal’, Deutschlands erfolgreichstes TV-Nachrichtenmagazin, vergrößert seine Sendefläche.” Dabei handele es sich um eine gegen Mitternacht ausgestrahlte Spätausgabe mit 15 Minuten Nachrichten, Hintergrundberichten, Schaltgesprächen und Interviews.
5. The Washington Post’s Workforce Demographics (washingtonpost.com)
Die “Washington Post” zeigt in übersichtlichen Grafiken, wie es um die demografische Zusammensetzung ihres Unternehmens hinsichtlich Geschlecht und Ethnie der Mitarbeitenden bestellt ist beziehungsweise war. Eine Transparenzoffensive, von der sich deutsche Medien gerne etwas abschauen könnten.
6. DJV Berlin-JVBB (radioeins.de, Jörg Wagner & Daniel Bouhs, Audio: 1:27:45 Stunden)
Im “Medienmagazin” von radioeins geht es unter anderem um Donald Trump und den Tiktok-Konflikt, um alte und neue Querelen im Journalistenverband, um die umstrittene Veröffentlichung der Videovernehmung des mutmaßlichen Mörders von Walter Lübcke sowie um das “Corona-Comeback” der TV-Sendung “Inas Nacht”. Im Browser anzuhören oder im Podcastplayer der Wahl – dazu nach “radioeins” und “Medienmagazin” suchen, die Folge herunterladen oder gegebenenfalls den Podcast komplett abonnieren.
1. Dunja Hayali bricht ZDF-Dreh bei Demo gegen Corona-Regeln ab (tagesspiegel.de)
Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali hat sich für einen Dreh unter die Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen gemischt, brach die Dreharbeiten jedoch wegen Sicherheitsbedenken vorzeitig ab (die gesamten 37 Minuten des Drehs gibt es bei Instagram). Der Deutsche Presserat kritisiert den Vorfall auf Twitter: “Es ist absolut unakzeptabel, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen können, weil sie beschimpft und bedroht werden. Der Schutz von Journalisten muss dringend verbessert werden!” Es gibt jedoch auch andere Sichtweisen auf den Vorfall. Autor und Journalist Franz Sommerfeld kritisiert Hayalis Vorgehen: “Sie versteht sich als journalistische Aktivistin. Sie will einzelne Demonstranten überzeugen, wenn das nicht gelingt, sie zumindest wegen der Absurdität ihrer Vorstellungen bloss stellen. Sie meint es gut. Aber das misslingt natürlich. Und nun zeigt sich Dunja Hayali in ihrem Schlusskommentar beleidigt und gekränkt, weil jeder ihr etwas anderes vorhält, und freut sich noch einmal auf ihren ‘schmutzigen’ Hund. Das wäre zu vermeiden gewesen, wenn die Journalistin professionelle Distanz gewahrt hätte. Damit hätte sie ihrem Anliegen mehr gedient.”
2. Kanzel Culture (hellojed.de, Moritz Hoffmann)
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wirbt zu ihrem 100-jährigen Bestehen für die Wissenschaft und setzt dazu verschiedene prominente Fürsprecherinnen und Fürsprecher ein. Eines der Testimonials stammt von Komiker Dieter Nuhr, dem Kritiker ein gebrochenes Verhältnis zur Wissenschaft vorwerfen – sie lehnen ihn als Werbegesicht für die Kampagne ab. Moritz Hoffmann kommentiert: “Das eigentliche Thema muss die DFG sein. Sie hat Nuhr angefragt, sie hat Nuhr abgenommen, sie hat Nuhr veröffentlicht, sie hat Nuhr auf den sozialen Netzwerken beworben und sie hat nach ein paar Stunden kritischem Gegenwind beschlossen, ohne weitere Erklärungen eine Kehrtwende zu vollziehen. Das alles spricht nicht für besonders viel Denkaufwand, es spricht für wenig Souveränität und für einen bemerkenswerten Mangel an Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Arten, auf denen im Jahr 2020 in Deutschland Sachverhalte ausverhandelt werden.”
Weiterer Lesehinweis: Auch von anderer Seite wird Kritik an die DFG herangetragen. Diesmal jedoch nicht wegen des Testimonials von Dieter Nuhr, sondern wegen des vermeintlichen “Einknickens” der Forschungsgemeinschaft: “Damit gibt die DFG auf erbärmliche Weise ihre Prinzipien preis. Sie leistet als Wissenschaftsorganisation einen Offenbarungseid.” (faz.net, Michael Hanfeld)
3. Bewusst exponiert (taz.de, Peter Weissenburger)
Die österreichische Journalistin Natascha Strobl schreibt bevorzugt über Rechtsextremismus und gerät damit immer wieder in den Fokus eines rechtsradikalen Mobs, der sie beschimpft und bedroht. Nach einem Beitrag eines “Welt”-Kolumnisten mit dem Namen “Don Alphonso” erlebt sie eine besonders stark ausgeprägte Hasswelle.
Weiterer Lesehinweis: In der “Frankfurter Rundschau” spricht Strobl über die massiven Drohungen, die ihr gegenüber ausgesprochen werden, und über ihren Widersacher “Don Alphonso”: “Ich bin da nicht die erste und werde nicht die letzte Frau sein, die er so angeht. Und das zweite ist, dass er ein sehr großes Problem mit eher links stehenden Menschen hat. Da geht es nicht um Meinungsaustausch, er will sie einfach persönlich zerstören. Das ist alles ganz offensichtlich durch persönliche Motivation getrieben, aber es ist auch ein Geschäftsmodell.”
4. Lässt sich TikTok überhaupt verbieten? (zeit.de, Anna-Lena Schlitt)
US-Präsident Donald Trump will die chinesische Videoplattform TikTok – zumindest in den USA – verbieten. Als Grund dafür wird die Befürchtung genannt, die App könne heimlich die Daten der Nutzerinnen und Nutzer an China weitergeben. Ist ein derartiges Verbot überhaupt möglich? Und wie könnte es umgesetzt werden? Gibt es bereits TikTok-Verbote? Und könnte TikTok verkauft werden? Anna-Lena Schlitt gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
5. Die perfekte Welle (journalist.de, Jennifer Garic & Olaf Wittrock)
Wie leicht nachzuvollziehen ist, bestimmt die Corona-Pandemie seit Monaten die Berichterstattung, doch die Nachrichtenflut ebbe langsam ab. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkennten darin ein wellenförmiges Muster: Nach spätestens drei Monaten träten Gewöhnungs- und Ermüdungseffekte ein, das mediale Interesse lasse nach. Jennifer Garic und Olaf Wittrock von der Wirtschaftsredaktion “Wortwert” haben sich die Wellenbildung anhand der bisherigen Corona-Berichterstattung angeschaut.
6. Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des “Rolling Stone” schafften (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
In der Musik-Zeitschrift “Rolling Stone” ist ein längeres Interview erschienen, in dem die Soulsängerin Joy Denalane und die Rockmusikerin Ilgen-Nur über Rassismus, Sexismus und Homophobie in der Musikindustrie sprechen. Beide Künstlerinnen gingen davon aus, dass ihr Gespräch die Cover-Geschichte des Heftes werden würde, es habe auch ein entsprechendes Cover-Shooting gegeben. Schlussendlich sei das Magazin jedoch den vermeintlich sicheren Weg gegangen und habe Altrocker Bruce Springsteen aufs Cover gehoben. Stefan Niggemeier kommentiert: “Während das amerikanische Schwesterblatt politischer und diverser geworden ist, will der deutsche Ableger lieber nicht riskieren, seine Stammleser mit nicht-weißen Frauen auf dem Cover zu verschrecken, nicht einmal, wenn der Sexismus und Rassismus der Branche Thema im Heft ist. Es hätte ein kleines Statement werden können in Zeiten, in denen einiges in Bewegung gerät, dass man sich mitbewegt.”