1. “Eklatante Verletzung der Rundfunkfreiheit”: WDR-Redakteure kritisieren Buhrow
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Redakteursvertretung des WDR hat dem Intendanten Tom Buhrow und der Geschäftsleitung des Senders einen Brief geschrieben. Es geht um das umstrittene “Oma-Lied”: “Wir sind fassungslos, dass Intendant Tom Buhrow einem offenbar von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm so leicht nachgibt, sich vorschnell redaktionell distanziert und das (WDR2)-Video mit dem satirischen Kinderlied nicht nur löschen lässt, sich nicht nur persönlich entschuldigt, sondern dabei mehrfach öffentlich (u. a. live bei WDR2) Redakteurinnen und Redakteuren in den Rücken fällt, statt ihnen in Zeiten inszenierter Empörungswellen gegen den WDR und den ÖRR den Rücken zu stärken.” Mittlerweile habe die Redakteursvertretung jedoch zwei Vorwürfe aus ihrem Schreiben zurückgenommen.
Weiterer Lesehinweis: Die Kollegen den Löwen zum Frass vorgeworfen (tagesspiegel.de, Klaus Brinkbäumer).
2. Die Ära der Plattformen: Sieben Probleme für die nächsten Jahrzehnte
(sebastianmeineck.wordpress.com)
Sebastian Meineck denkt über die “Ära der Plattformen” nach, zu denen er nicht nur die klassischen Sozialen Netzwekre und Kommunikationsmedien, sondern auch Unternehmen wie Amazon zählt: “Eine Plattform startet zwar meist als wirtschaftliche Akteurin, aber sobald sie erfolgreich wird, sind ihre Entscheidungen auch politisch. Denn durch Netzwerkeffekte und Disruption sind mehr und mehr Menschen auf der Plattform aktiv, und Entscheidungen der Plattform-Betreiber:innen haben einen massiven Einfluss auf die Öffentlichkeit. Große Plattformen befinden sich also in einer Doppelrolle zwischen Politik und Wirtschaft, in der sich finanzielle Interessen und öffentliche Verantwortung gegenüberstehen.”
3. Die italienische “Vogue” verzichtet für eine Ausgabe auf Fotoshootings
(spiegel.de)
Die italienische “Vogue”-Redaktion hat anscheinend überrascht entdeckt, dass die aufwändige Hin- und Herfliegerei für ein paar Modefotos einen nachteiligen Effekt für Umwelt und Klima hat. Deshalb soll es in der ersten Nummer des Jahres “als Statement für mehr Nachhaltigkeit” statt glamouröser Fotos nur gezeichnete Illustrationen geben.
4. Fest, frei, vogelfrei
(taz.de, Peter Weissenburger)
In der letzten Zeit sind zwei freie Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit zum Gegenstand von Hass und Hetze geworden: Danny Hollek beim absurden Streit um das Lied von der Oma (zum Hintergrund siehe: #Umweltsau: Aufgerieben am Jahresende von Andrej Reisin, ndr.de) und Richard Gutjahr, der bereits seit Jahren belästigt, bedroht und verfolgt wird. Gutjahr hatte seinen Unmut über die seiner Ansicht nach unzureichende Unterstützung jüngst in einem offenen Brief an den Intendanten des Bayerischen Rundfunks ausgedrückt (siehe dazu auch: “Mit Hass und Hetze alleingelassen” von Sonja Peteranderl, spiegel.de). Wie viel Verantwortung tragen Sender für ihre freien Mitarbeiter? Und wieviel finanzielle Unterstützung sollten sie ihnen im Akutfall zukommen lassen?
Weiterer Lesehinweis: Debatte über öffentlich-rechtliche Sender: Worum es in der Kritik an ARD, ZDF und Co wirklich geht (tagesspiegel.de, Caroline Fetscher).
5. Selfies vor Kriegstrümmern: Influencer entdecken Syrien – und finden vieles schön
(bento.de, Marc Röhlig)
Neuerdings berichten einige Blogger und Influencerinnen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Was davon hat einen ernsten Hintergrund, was dient nur der platten Selbstinszenierung? Die Antworten darauf fallen recht unterschiedlich aus. Und “ist es ethisch vertretbar, ein Bürgerkriegsland zu besuchen? Stärkt so eine Reise die Zivilbevölkerung — oder nur das Regime?”
6. Liebes Netflix, die End Credits gehören mit zur Produktion
(dwdl.de, Kevin Hennings)
Beim Streaminganbieter Netflix würden am Ende eines Films die sogenannten “End Credits” im Abspann automatisch übersprungen, um per Trailer den nächsten Film zu bewerben. Eine Entwicklung in die falsche Richtung, wie Kevin Hennings findet: “Liebes Netflix, eure Sparten auf der Startseite namens ‘Beliebt auf Netflix’, ‘Derzeit beliebt’, ‘Serien für einen Serienmarathon’, und ‘Netflix Originale’, die mir augenblicklich ins Gesicht springen, sobald ich dich öffne, reichen vollkommen aus, damit ich Bescheid weiß, was du zu bieten hast. Doch dass du mir meinen zen-mäßigen Moment mit den End Credits vermiest, geht schlicht zu weit. Bewegtbild sprintet so schnell wie nie zuvor über den Bildschirm, sodass immerhin dieser Moment erhalten bleiben muss, damit jeder von uns auch einfach mal durchatmen kann.”