1. “Bild” und “Welt” rutschen ab, “Spiegel” und “Focus” stabil
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die neuen Quartalszahlen der Printmedien weisen teilweise schwere Auflagenverluste aus. Besonders gebeutelt sind die zwei Flaggschiffe des Axel-Springer-Konzerns: “Bild” habe im Vergleich zum Vorjahr 9,6 Prozent verloren. Bei der “Welt” sei es sogar ein Rückgang um 13,1 Prozent. Verloren habe auch die “FAZ”. Zu den “Gewinnern” kann man “Handelsblatt”, “Spiegel”, “Focus” und “Zeit” rechnen, die ihre Auflagen halten oder sogar leichte Zuwächse verzeichnen konnten.
2. Ein russischer Milliardär stiftet sich den grössten Journalismuspreis der Welt
(medienwoche.ch, Herwig G. Höller & Benjamin von Wyl)
Eine halbe Million Franken lässt sich ein russischer Milliardär den nach ihm benannten Journalismuspreis “Fetisov Journalism Awards” kosten. Was bewegte den Superreichen zu dieser Tat? Es hat etwas mit seiner Biographie, politischen Umständen und dem Verlangen nach Reputation zu tun. Aber warum die Schweiz, warum nur englischsprachige Beiträge, und was hat es mit den zwei kontroversen Jury-Mitgliedern auf sich? In ihrer spannenden Recherche sind Herwig G. Höller und Benjamin von Wyl all diesen Fragen nachgegangen.
3. “Journalisten sind wie Junkies” – #5 | Rekonstruktion eines Medienversagens
(ardaudiothek.de, Bastian Berbner & Alexandra Rojkov, Audio: 49:33 Minuten)
In der aufwändigen und journalistisch sorgsam produzierten Podcastreihe “180 Grad: Geschichten gegen den Hass” (NDR Info) geht es um die Frage, warum Populismus, Hass und Intoleranz immer mehr zunehmen und fast zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. Die aktuelle Folge ist die “Rekonstruktion eines Medienversagens”. Es geht um die angebliche “Massenbelästigung” im Kieler Sophienhof, einem Einkaufszentrum in der Innenstadt: “Als Oliver Pohl seinen Job als Pressesprecher der Kieler Polizei antritt, nimmt er sich vor, so transparent wie möglich zu sein. Er will den Journalisten sagen, was er weiß und darauf vertrauen, dass sie vernünftig mit den Informationen umgehen. Genau das macht er am Morgen des 26. Februar 2016 und bringt so einen Strudel aus Hysterie und Rassismus in Gang, der ihn zu dem macht, was er nie sein wollte.”
4. Friedliche Worte für Krieg
(taz.de, Eric Wallis)
Viele Redaktionen tun sich schwer, einen Krieg einen Krieg zu nennen, und verwenden stattdessen lieber Umschreibungen wie “Militäreinsatz”. So auch beim jüngsten Fall des “völkerrechtswidrigen Angriffskriegs” der Türkei gegen die Kurden im benachbarten Syrien, wie es Eric Wallis beispielsweise eher bezeichnen würde: “Das Wort “Militäreinsatz” ist ein Euphemismus und enthält den Rezipienten im Falle von Nordsyrien die entscheidende Kriegsbotschaft vor. Unter Militäreinsatz firmiert schließlich auch das Sandsäckeschleppen beim Oderhochwasser oder das Eskortieren von Handelsschiffen.”
5. Medizinische Fakten mit Mehrwert
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Das Magazin “Fachjournalist” hat sich mit dem freien Medizinjournalisten Christoph Specht über seine Arbeit für n-tv, RTL oder das ZDF unterhalten. Eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit teilweise minimalen Vorbereitungszeiten. Im Gespräch geht es um die immer wiederkehrenden Schwerpunktthemen, die laiengerechte Aufbereitung und Vermittlung, Recherchemethoden und Werte wie Objektivität und Neutralität. Es lohnt sich, das Interview komplett zu lesen. Zum Ende hin erklärt Specht mit einfachen Worten, warum die unterschiedlichen Statements von WHO-Instituten zu Glyphosat nur scheinbar so unterschiedlich ausfielen.
6. Mario Barth rechnet das Elektroauto kaputt – ein Versagen in 3 Akten
(watson.de, Philip Buchen)
“Mario Barth deckt auf” heißt das pseudoaufklärerische RTL-Format, in dem der Comedian den dauerempörten und staatsverdrossenen Wutbürger mimt und vermeintliche Skandale aufdeckt beziehungsweise Missstände zu Skandalen hochjazzt. In seiner jüngsten Sendung ging es unter anderem um die Öko-Bilanz von Elektroautos. Dabei hat sich Barth anscheinend tüchtig verrechnet, Fakten falsch präsentiert und einseitig Experten befragt.
Weiterer Lesehinweis: Christian Vock kommentiert bei web.de: “Hier wird nicht fein differenziert, sondern möglichst grob drauflos geklopft. Hauptsache am Ende steht das Bild von “denen da oben” und “uns da unten”. Glaubt man Barths Gesellschaftszeichnung, werden “wir” von lauter unfähigen Politikern und bekloppten Bürokraten regiert, drangsaliert und ausgenommen. Kennste, wa, kennste?”