Die Wahl des Wortes “helfen” ist interessant. Es impliziert: Die Aufgabe liegt hauptsächlich bei den Frauen, die Männer kommen als Helfer dazu. Die helfenden Männer sollen im Haushalt zwar auch einen Teil übernehmen, aber eben nur übernehmen, was normalerweise Frauen zu erledigen haben. Das mag als Zustandsbeschreibung passen, es taugt aber nicht als Forderung im Sinne einer Gleichberechtigung.
Die Wahl des Wortes “helfen” kam nicht, wie man beim Blick auf die “Bild”-Titelseite denken könnte, von Wolfgang Schäuble, sondern von der “Bild”-Redaktion. Schäuble sagte gestern in seiner Begrüßungsansprache zur Feierstunde “100 Jahre Frauenwahlrecht”:
Bei aller Auseinandersetzung um die richtigen Mittel und Wege zur tatsächlichen Gleichstellung werden wir um eine Erkenntnis wohl nicht herum kommen: Dass wir die für unsere Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeiten, die auch heute noch ganz überwiegend Frauen unbezahlt verrichten, anders aufteilen müssen: Kindererziehung, Hausarbeit, Pflege. Eine weithin akzeptierte Erkenntnis, an deren Umsetzung Männer gelegentlich mit Nachdruck erinnert werden müssen. Erst wenn Frauen und Männer wirklich frei entscheiden können, wo sie die Prioritäten in ihrem Leben setzen wollen, ohne auf Beruf oder Familie oder gesellschaftliches Engagement zu verzichten, ist das Ziel erreicht. Die Geschichte der Emanzipation von Frauen lehrt: es könnte noch ein längerer Weg sein. Aber mit Blick auf die starken, selbstbewussten Frauen, die wir in diesem Land haben, ist mir um den Erfolg nicht bange.
Kein “helfen”, dafür “anders aufteilen”. Das klingt schon deutlich mehr nach Gleichberechtigung.
1. Scripted-Reality-Methoden bei WDR-Vorzeige-Dokus? (uebermedien.de, Ralf Heimann)
Bei den Reality-Soaps der Privatsender wie Vox, Kabel eins, Pro Sieben oder RTL 2 erwarten wohl die Wenigsten Wahrhaftigkeit und Akkuratesse. Schließlich weiß man, dass derlei Trash-Formate gescriptet und relativ lieblos mit Schauspielern runtergedreht werden. Dokumentationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens haben in dieser Hinsicht einen anderen Anspruch. Umso schlimmer, wenn sich nun herausstellt, dass dort mit denselben Methoden gearbeitet wurde. Ralf Heimann berichtet von den verstörenden Seltsamkeiten bei der preisgekrönten WDR-Reihe “Menschen hautnah”.
2. Wie die Leute vom Stern Unsinn in eine britische Studie hineininterpretierten (graslutscher.de)
Gemäß einer britischen Studie sollen Veganer in Großbritannien doppelt so oft krank sein wie ihre nicht-veganen Kollegen. Das behauptet jedenfalls der “Stern” in seiner Onlineausgabe. Der Blogger “Graslutscher” hält das Ganze für eine Räuberpistole, die dicht an “Fake News” rankäme. Das Ganze hat, wie so oft, mit einer Verwechslung von Kausalität und Korrelation zu tun: “Ebenso gut hätte man also festhalten können, welche Probanden dritte Zähne haben und dann zum Schluss kommen, dass die Menschen ohne dritte Zähne öfter erkältet sind. Ich warne dennoch dringend davor, sich die ganze Kauleiste überarbeiten zu lassen, weil man keinen Schnupfen bekommen möchte. Es wäre nämlich genau so falsch gewesen, hätte der Stern getitelt: “Menschen ohne Zahnprothesen sind doppelt so oft krank wie Menschen mit Zahnprothesen”.”
3. Recherchen und Forschungsergebnisse (djv.de)
Am 11. Januar hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in einer Pressemitteilung die Landesmedienanstalten davor gewarnt, RT Deutsch eine Rundfunklizenz zu erteilen, und bekam dafür in den sozialen Medien einigen Gegenwind. Die Position des DJV, dass es sich bei RT um ein Propagandainstrument des Kreml und nicht um ein journalistisches Informationsmedium handele, sei jedoch gut begründet und durch mehrere externe Quellen belegt (im Beitrag verlinkt).
4. Afrika, sprich (sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert berichtet die freie Journalistin und Hörfunkkorrespondentin Bettina Rühl vom afrikanischen Kontinent, ob “über Kindersoldaten und Warlords, über Drogenhandel in Mali, das Foltersystem in Eritrea, über Elfenbeinschmuggel, die Geschäftemacherei reicher Kenianer mit den Slums im Land und die Terrorfinanzierung in Westafrika”, aber auch über positive, aufmunternde Geschichten. Die “SZ” stellt die vielbeschäftigte und preisgekrönte Autorin vor.
Der passende Hörtipp dazu: “Der Blinde hilft dem Lahmen”, “Deutschlandfunk Kultur”, diesen Sonntag um 12:30 Uhr; “Hightech in Afrika”, SWR 2, 25. Januar um 8:30 Uhr.
5. Weshalb wollen Menschen nach schlaflosen Nächten mehr essen? (meta-magazin.org)
Im “Wochenrückblick des Science Media Center” geht es um die Forschungsergebnisse, über die in letzter Zeit besonders häufig in den Medien berichtet wurde. Dieses mal dabei: Die Studie “Schlafmangel erhöht nicht via Hormonspiegel, sondern via Hirnaktivität die Lust auf fettiges Essen” aus dem “Journal of Neuroscience”.
6. Youtube verbietet “Bird Box”-Clips (faz.net)
Der Netflix-Thriller “Bird Box” mit Sandra Bullock führte zu dem Internetphänomen #BirdBoxChallenge, in dem Menschen mit verbundenen Augen Alltagssituationen bewältigen, sich dabei filmen lassen und die Videos ins Netz stellen. Dabei ist es schon zu Unfällen und Verletzungen gekommen. Nun zieht Youtube die Reißleine und verbietet derartige Filme: “Auch wenn es unfair erscheint, das Posten von bestimmten Inhalten nicht zu gestatten, weil dies Zuschauer zu bestimmten Aktionen verleiten könnte, ziehen wir doch eine Grenze bei Inhalten, die Gewalt provozieren oder zu gefährlichen oder illegalen Handlungen aufrufen, bei denen ein Risiko für Leib und Leben besteht.”