1. “Zwischen Mittelmeer und Jordan” (tagesschau.de, Video, 10:47 Minuten)
Richard C. Schneider lädt die Zuschauer ein, aufgrund von Videomaterial zu entscheiden, was in einer Szene, in der ein Mann (gemäß Autopsie) einen Herzinfarkt erleidet, geschehen ist. “Diese Bilder beweisen gar nichts. Sie zeigen unterbrochen bestimmte Ereignisse, die aber noch nicht unbedingt einen kausalen Zusammenhang herstellen müssen.”
2. “Wer Angst sät, will Macht ausüben” (blog.tagesschau.de, Christian Nitsche)
Christian Nitsche, zweiter Chefredakteur von ARD Aktuell, verteidigt “Angriffe auf Qualitätsmedien” – eine “geschürte Stimmung des Misstrauens” zersetze den Diskurs: “Der Nachweis, dass Sachverhalte von oftmals anonymen, gut organisierten Kritikern verdreht und verkürzt werden, entfaltet kaum Wirkung. Eine offenbar angstgesteuerte Wahrnehmung blendet aus, dass eine Kampagne gegen ‘die Medien’ läuft. Das Ziel der Kampagne ist nicht die Stärkung der Demokratie, sie soll vielmehr zu einer Abkehr von Sendern und Zeitungen führen. Im Ergebnis schwächt dies die Demokratie.”
3. “Die Welt des Christian Nitsche” (begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig antwortet Nitsche, bei ihm sei offenbar nicht angekommen, dass Kritik “ein wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft” sei. Mit seiner “unfassbaren Arroganz” erreiche er “exakt das Gegenteil” dessen, was er als notwendig erachte. “Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der dringender benötigt wird denn je, nimmt mit solchen Personen einen lange Zeit irreversiblen Schaden. Statt mit journalistischer Arbeit verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen, gefällt man sich in der Rolle des selbstgefälligen Alleswissers.”
4. “ZAPP Studie: Vertrauen in Medien ist gesunken” (ndr.de, Annette Leiterer)
Eine telefonische Umfrage unter 1002 Personen ergibt, dass “63 Prozent der Deutschen wenig oder gar kein Vertrauen in die Ukraine-Berichterstattung deutscher Medien” haben. “Von diesem Teil der Nutzer empfindet fast jeder Dritte die Berichterstattung als einseitig und 18 Prozent gehen gar von einer bewussten Fehlinformation durch die Medien aus. Das Misstrauen zieht sich dabei quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen, unabhängig von Geschlecht und Wohnort.”
5. “Das Publikum weiss mehr als wir” (tageswoche.ch, Thom Nagy)
Die “Tageswoche” fragt beim Publikum nach bezüglich des Vertrauensverlusts in die Medien – und erhält “eine unerwartet grosse Menge von erhellenden Beiträgen”. “Die zahlreichen, ausgesprochen differenziert dargebrachten Voten haben unsere eigene Sicht auf das Thema deutlich erweitert und bilden damit eine hervorragende Ergänzung zu unserer Analyse.”
6. “Die Revolution, die gar keine ist” (sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Die Reform des ZDF-Fernsehrats: “In dem künftig von 77 auf 60 Sitze verkleinerten Fernsehrat wird es 20 staatliche Vertreter geben – 16 von den Bundesländern, je zwei vom Bund und den Kommunen. (…) Ob die fürsorgliche Betreuung des Senders durch Rot und Schwarz weitergeht, hängt von der Unabhängigkeit und dem Selbstbewusstsein ab, mit der die künftig 40 Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen antreten, die nun mehr Gewicht haben.”
Es kommt nur selten vor, dass wir verstehen, was uns Franz Josef Wagner mit seinem Geblubber mitteilen will, und noch viel seltener, dass wir mit ihm einer Meinung sind. Heute aber ist so ein Tag, zumindest ein bisschen, denn er richtet seine — ausnahmsweise mal recht nachvollziehbaren — Gedanken an die „Idioten“ von „Pegida“.
Liebe Pegida-Idioten,
es ist Weihnachten. Vor 2000 Jahren suchten zwei Flüchtlinge, Josef und seine hochschwangere Frau Maria, eine Unterkunft.
Es ist Weihnachten 2014. Und Ihr Pegida-Idioten demonstriert in Dresden gegen die Überfremdung.
Wagner malt sich aus:
Was, wenn die Eltern von Jesus in Dresden an einer Haustür geklopft hätten. Die Eltern sahen nicht aus wie Deutsche. Ihre Hautfarbe ist dunkel. Sie sprachen auch kein Deutsch. Sie sprachen Armenisch und vielleicht Griechisch.
Naja, „Armenisch“ mit Sicherheit auch nicht, sondern Aramäisch, aber gut. (In der Online-Version wurde es heimlich korrigiert.)
2014 hätte man Josef und Maria nicht in einen Stall einquartiert. Sie wären in ein Asylantenheim gekommen. Auf manche Asylantenheime sprayen Idioten Nazi-Parolen.
Maria, Josef und Jesus würden also in diesem Asylantenheim leben. Und jeden Montag würden 10 000 Pegida-Idioten schreien: „Wir sind das Volk“.
Jesus, verzeih uns. Das Volk ist leider oft dumm.
Herzlichst
Franz Josef Wagner
Nun ist es, bei allem Verständnis, schon sehr bemerkenswert, dass ausgerechnet der „Chefkolumnist“ von „Bild“ solche Töne anschlägt und dass sich auch der Rest der “Bild”-Zeitung jüngst soPegida-kritischgibt. Als würde sich ein Fachgeschäft für Feuerwerkskörper plötzlich darüber beschweren, dass es überall knallt.
Denn es ist doch gerade die „Bild“-Zeitung, die solche Idioten seit Jahren immer wieder aufscheucht, anstachelt und mit neuer Munition versorgt. Die mit verdrehten Fakten und erfunden Geschichten immer wieder Stimmung gegen Ausländer macht und es dabei vor allem auf Muslime abgesehen hat. Die gegen „Asylantenheime“ (allein dieses Wort!) hetzt und Angst vor Überfremdung schürt und damit genau jenen Leuten unter die Arme greift, die jetzt gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes auf die Straße gehen.
Nur mal als Beispiel: der “Islam-Rabatt”. Anfang des Jahres unterstellten die „Bild“-Medien in einer großangelegten Kampagne der deutschen Justiz, sie bestrafe Moslems milder als christliche Angeklagte (BILDblogberichtete). Dafür gab es zwar keinerlei Belege, aber „Bild“, Bild.de und „Bild am Sonntag“ bastelten sich kurzerhand ihre eigene Wahrheit, indem sie entscheidende Fakten unter den Tisch fallen ließen, eine Studie verzerrt wiedergaben und dann einfach behaupteten, an deutschen Gerichten gebe es einen „Islam-Rabatt“:
Bild.de-Chef Julian Reichelt forderte hysterisch: „Keine Scharia in Deutschland!“, diverse ahnungslose Politiker sprangen ihm blindlings bei — und die Moslemhasser rieben sich die Hände, weil sie nur noch die „Bild“-Artikel teilen mussten, um auf „die Gefahren des Islam in Deutschland“ hinzuweisen.
Eine Korrektur der Berichterstattung hat es übrigens bis heute nicht gegeben.
Oder die Hasspredigt von Nicolaus Fest (BILDblog berichtete), der im Sommer in der „BamS“ unter anderem geschrieben hatte, der Islam störe ihn immer mehr — ihn störe die „weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund“, die „totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle“ und so weiter –, darum sei der Islam auch ein „Integrationshindernis“, was man „bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich berücksichtigen“ solle. Fest schloss mit den Worten:
Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht.
Zwar versuchten „Bams“-Chefin Marion Horn und „Bild“-Chef Kai Diekmann daraufhin noch, den (Image-)Schaden zu begrenzen, doch da hatten die Hetztiraden schon längst die Runde gemacht und tosende Beifallstürme in den Rassistenblogs ausgelöst. Und dass es dieser Kommentar überhaupt erst ins Blatt geschafft hat, zeigt einmal mehr, wie fahrlässig die „Bild“-Menschen mit ihrer publizistischen Verantwortung und Macht umgehen. Oder, je nachdem, wie mutwillig sie sie missbrauchen.
Wie bei der Sache mit dem „Asyl-Hotel“ in Bautzen (BILDblogberichtete), erschienen vor gut drei Monaten:
Auch das ist eine völlig verzerrte Darstellung der Tatsachen, die offensichtlich nur dazu dient, die Asylbewerber in ein schlechtes Licht zu rücken. Es stimmt zwar, dass sich die Sanitäter Schutzwesten besorgt haben, aber nicht aus Angst vor Einsätzen in dem Heim, sondern als generellen Schutz bei allen Einsätzen, egal, wo sie stattfinden.
Auch vieles andere an dem Artikel ist unwahr oder wird verzerrt dargestellt, das haben sowohl die Polizei als auch das DRK als auch der Betreiber des Heims mehrfach mitgeteilt, und obwohl die „Bild“-Redaktion das weiß, und obwohl sie weiß, dass die Berichterstattung viele Menschen gegen die Flüchtlinge aufhetzt, ist der Artikel immer noch unverändert online.
Oder erst neulich: das Märchen vom Verbot der Weihnachtsmärkte (BILDblog berichtete). Vor zwei Wochen behauptete die „Bild am Sonntag“ (in Anlehnung an eine „B.Z.“-Geschichte von vor einem Jahr), in Berlin-Kreuzberg seien statt „Weihnachts-“ nur noch „Wintermärkte“ erlaubt, um Andersgläubige nicht zu stören. Völliger Unfug zwar, aber die „BamS“ verbreitete die Geschichte trotzdem, wie gewohnt mit verzerrten Darstellungen und verschwiegenen Fakten, fragte: “Wird auf dem Altar der politischen Korrektheit die christliche Tradition geopfert?” und lieferte den Pegida-Hetzern damit eines ihrer plakativsten „Argumente“.
Eine Korrektur der „BamS“ ist bis heute nicht erschienen. Der Artikel ist immer noch online.
Die oben ausführlicher beschriebenen Beispiele stammen alle nur aus diesem Jahr, und es sind nur die knalligsten dafür, wie die „Bild“-Zeitung seit Jahren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Angst vor der Islamisierung schürt und damit den Idioten, die Franz Josef Wagner heute so kritisiert, wissentlich in die Hände spielt.
Und um abschließend nochmal auf Wagners Gedankenspiel zurückzukommen:
Was, wenn die Eltern von Jesus in Dresden an einer Haustür geklopft hätten[?]
Dann hätten sie wahrscheinlich schlechte Karten gehabt. Zumindest an der Haustür eines „Bild“-Lesers.
Mit Dank auch an Sejfuddin.
Nachtrag, 17. Dezember: Die Eltern von Jesus waren bei der Geburt übrigens keine “Flüchtlinge”, wie Wagner schreibt, sondern (wenn überhaupt) auf dem Weg, sich von der Finanzbehörde registrieren zu lassen. Fliehen mussten sie erst später, als König Herodes Wind davon bekommen hatte und Jesus umbringen lassen wollte. Mehr dazu: hier.
2. “Task Force Victor: die virale Sondereinheit von Bild.de” (meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker stellt die “Viral-Truppe” von Bild.de vor, die “Task Force Victor”: “Nach eigenen Angaben gelang es der Sondereinheit, den Traffic von Bild.de signifikant zu steigern.”
3. “Für wen lohnt sich eine eigene Sprecherkabine?” (journalisten-tools.de, Sebastian Brinkmann)
Der freie Journalist Daniel Bouhs hat sich für “rund 5000 Euro plus Umsatzsteuer” eine Sprecherkabine gekauft. Lohnt sich das? “Ich habe in 2014 rund 60 Beiträge für Radiosender produziert und die Investition zur Hälfte wieder reingeholt.”
1. “‘Propaganda’: Schlagwort des Jahres 2014” (zdf.de, Video, 6:11 Minuten)
Ein Bericht über Propaganda im Fernsehen: “25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges müssen wir uns wieder klar machen, was Propaganda eigentlich ist.”
2. “Ken-Jebsen-Stammtisch im ZDF” (fr-online.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth schaut sich die Satiresendung “Die Anstalt” mit Claus von Wagner und Max Uthoff an: “Schablonenhaftes Schwarz-Weiß-Denken ohne intellektuelle Differenzierung hätte es unter Priol nicht gegeben.”
3. “Die Israel-Story” (welt.de, Matti Friedman)
Der Journalist Matti Friedman stellt seine Sicht von Journalisten in Israel dar. Es stört ihn insbesondere, dass internationale Organisationen in den Storys der Reporter kaum je auftauchen – obwohl sie aus seiner Sicht “zu den mächtigsten Akteuren” vor Ort gehören: “Sind sie aufgebläht, ineffektiv, korrupt? Sind sie Teil der Lösung oder des Problems? Wir wissen es nicht, denn Journalisten zitieren sie, statt über sie zu berichten.”
4. “Sprachlust: Auf Deutsch lässt sich viel behaupten” (infosperber.ch, Daniel Goldstein)
Daniel Goldstein vermisst die klare Erkennbarkeit von Fakten im deutschsprachigen Journalismus: “Angelsächsischen Journalisten wird eingetrichtert, fein säuberlich zwischen Fakten und Äusserungen zu unterscheiden, und so wimmelt es in ihren Berichten von ‘he said’ und ‘she said’. Man könnte das auch auf Deutsch so halten, tut es aber selten. Das liegt nicht an der Sprache, sondern an der journalistischen Kultur: Wertende Kommentare werden zwar auch bei uns im Prinzip abgetrennt, Einordnungen aber baut man gern in die Berichte ein und nimmt dafür in Kauf, dass die reine Nachricht nicht mehr klar erkennbar ist.”
5. “Studie für extrem faule ‘Medienkritiker'” (plus.google.com, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz hält die Studie “Synchronisation von Nachricht und Werbung” (siehe “6 vor 9” vom Freitag) für fragwürdig: “Ich bin absolut nicht in der Lage, Spiegel oder Focus freizusprechen. Aber ich kann die Autoren des Papiers davon freisprechen, irgendeinen Beitrag zu der von ihnen geforderten fundierten Forschung zum Thema geleistet zu haben.”
6. “Zum Zehnjährigen: Jamba Laya” (spreeblick.com, Johnny Häusler)
Johnny Häusler macht sich Gedanken über seinen Artikel “Jamba Kurs” vom 12. Dezember 2004: “Speziell den letzten Satz hatte ich in den Monaten nach der Veröffentlichung immer wieder mal bereut, denn ich hatte den Eindruck, dass er als Einladung für die oben beschriebenen Aggressionen gelesen wurde. Für die Dramaturgie des Textes, dem schließlich auch eine Wut innewohnte, war der Satz jedoch wichtig, und so habe ich ihn bis heute nicht gelöscht.”
1. ” Warum ‘Asylant’ ein Killwort ist” (sueddeutsche.de, Sebastian Gierke)
Sebastian Gierke versucht, der Sprache zum Thema Migration auf den Grund zu gehen. “Wann welcher Begriff semantisch Konjunktur hatte, daran lassen sich Vorurteile ablesen. Dem Türkenproblem in den 1980ern folgte das Asylantenproblem Anfang der 1990er und seit Mitte der 1990er Jahre ist vom Flüchtlingsproblem die Rede. Der Wandel des Vokabulars spiegelt dabei auch Einstellungen wider, die innerhalb der Gesellschaft existieren.”
2. “Irre Brüssel-Bürokraten wollen Topfhandschuhe regulieren!” (blogs.deutschlandfunk.de/berlinbruessel, Thomas Otto)
Thomas Otto kritisiert die Berichterstattung über eine Richtlinie, die in eine Verordnung umgewandelt werden und in allen EU-Mitgliedsstaaten gelten soll: “Weder bei der öffentlichen Konsultation, noch von Seiten der Hersteller habe es laut Kommission substanzielle Kritik an dem Vorschlag gegeben. Natürlich werden einige Hersteller die Preise anheben müssen, wenn sie ihre Produkte sicherer machen müssen. Aber ist das nicht Sinn von Schutzausrüstung, dass sie schützt?”
3. “Gegen das Leistungsschutzrecht: Europäische Verleger schreiben Brandbrief an Oettinger” (heise.de, Stefan Krempl)
Presseverleger aus Spanien, Italien, Frankreich und Polen wenden sich in einem Offenen Brief an den EU-Digitalkommissar Günther Oettinger: “Generell stelle das Leistungsschutzrecht einen Rückschritt für eine wettbewerbsstarke und vielfältige Presse dar, heißt es in dem Schreiben. Es sei nicht nur schlecht fürs Internet, sondern auch für den Journalismus.”
5. “Fighting the language fragmentation” (meshedsociety.com, Martin Weigert, englisch)
Die Reichweite von nicht englischsprachigen Beiträgen ist ziemlich limitiert, stellt Martin Weigert fest: “Everything that is not being expressed in English does not matter on a global scale, is not being seen by others, is not being shared, questioned and re-thought by enough people with different views and experiences. Or, if it matters, it happens with a delay (until the translation and distribution in foreign circles).”
1. “Was lange währt, wird endlich sterben” (lto.de, Thomas Hoeren)
Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger: “Warum kann Politik nicht sagen: ‘Okay, da haben wir einen Fehler gemacht. Den beheben wir und machen alles wieder rückgängig’? Gerade eine solche ehrliche Politik würde bei den Bürgern deutlich besser ankommen. Der Verweis auf Spanien hingegen hilft gar nichts. Dort hat man sich in typisch spanischer Manier für ein weiteres Stück symbolischer Gesetzgebung entschieden, das nicht durchgesetzt werden wird.”
2. “‘Nähe gehört einfach zum Beruf'” (sueddeutsche.de, Matthias Kohlmaier)
Ein Interview mit Bettina Hennig, die im Klatschjournalimus gearbeitet und ihn auch untersucht hat: “Journalistisch guter Klatsch muss wahr sein, wie jeder andere Journalismus auch.”
4. “Editorial: NZZ” (weltwoche.ch, Roger Köppel)
Roger Köppel schreibt anlässlich des Abgangs von Chefredakteur Markus Spillmann über seine Zeit bei der “Neuen Zürcher Zeitung”: “Die NZZ war wie die Schweiz damals, hochgradig unterreguliert, bis zum Exzess freiheitlich, ohne autoritäre Führung, aber subtil gelenkt durch unausgesprochene Traditionen und Gewohnheiten, die man verinnerlichen musste. Wer es nicht durchschaute, wurde vom Immunsystem der Zeitung elegant, aber mitleidlos beseitigt.”
5. “Die Revolution des Publikums” (tageswoche.ch, Tara Hill)
Tara Hill befasst sich mit der Vertrauenskrise der etablierten Medien 2014 und rät den “Alpha-Journalisten”, “schnellstmöglich jenen ‘Autopilot’-Modus zu beenden, der sie in einer gefährlichen ‘Filter Bubble’ dazu verleitet, ihre Peer Group ernster zu nehmen als ihre Nutzer. (…) Der beste Weg, den klassischen Journalismus vor der möglicherweise grössten Vertrauenskrise seiner Geschichte zu bewahren, wäre, die Lehren aus diesem folgenschweren Medienjahr zu ziehen. Will heissen: Kritik konstruktiv anzunehmen, ein grösseres Themen- und Meinungsspektrum zuzulassen, den Dialog mit allen Segmenten der Gesellschaft wieder aufzunehmen und vor allem: eine grössere Distanz zur derzeitigen gesellschaftlichen Elite zu wahren.”
Ekelhaft diese Unterwürfigkeit und Arschkriecherei gegenüber dem Islam!
Das wird sich noch mal bitter rächen..
Auch Udo (Name geändert) kann es kaum fassen.
Diese grün-lings verseuchten Spinner bringen immer wieder etwas absurdes zustande !
Und bei der „Bild am Sonntag“ packen sie sich sowieso nur noch an den Kopf:
Den Anlass für die Empörung erklärte das Blatt in der vergangenen Ausgabe so:
Heute ist der erste Advent. Und viele werden den Sonntag für einen Spaziergang nutzen zu jener vorweihnachtlichen Festivität, die als Weihnachtsmarkt volkstümlich geworden ist, in Süddeutschland als Christkindlmarkt. Genau das passt aber nicht allen.
So muss etwa in Berlin, nicht nur in Kreuzberg, aber dort ausdrücklich, der Weihnachtsmarkt neuerdings „Winterfest“ heißen.
Die Botschaft ist eindeutig: Jetzt klauen uns die politisch Korrekten sogar schon unsere Weihnachtsmärkte!
Und um gleich zum Punkt zu kommen: Das ist alles Quatsch. Kein Kreuzberger Weihnachts- oder Wintermarkt musste sich umbenennen, und es hat sich auch keiner umbenannt. Es gibt auch keine Vorschriften oder Regeln dafür. Ob “Winter” oder “Weihnacht”, ist den Behörden völlig wurscht. Jeder Markt heißt so, wie er will, und neu ist das alles auch nicht.
Das „Winterfest am Mehringplatz“ gibt es schon seit 2012 und heißt seitdem so — ganz freiwillig, wie uns das Quartiersmanagement auf Nachfrage mitteilte.
Auch die Sprecherin des „Kreuzberger Wintermarkts“, der in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet, erklärte uns, dass der Name und das Konzept aus freien Stücken gewählt wurden. So steht es auch extra auf der Website:
Entgegen anderslautender Berichte geschah dies nicht auf Druck des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg
Wie kommt die „BamS“ also auf die Idee, die Kreuzberger Politiker wollten uns die Weihnachtsmärkte verbieten? Nun:
In einem Sitzungsprotokoll des Kreuzberger Bezirksparlaments heißt es dazu: „Das Bezirksamt verständigt sich darauf, dass grundsätzlich keine Genehmigungen für Veranstaltungen von Religionsgemeinschaften im öffentlichen Raum erteilt werden.“
Auf diesem einen Satz basiert die ganze Geschichte.
Und es gibt ihn zwar tatsächlich, allerdings steht er nicht im Protokoll des Bezirksparlaments, sondern in dem des Bezirksamts — okay, kann passieren, aber was viel wichtiger ist: Er hat überhaupt nichts mit den Weihnachtsmärkten zu tun.
Sascha Langenbach, Sprecher des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, sagte uns auf Nachfrage, die zitierte Entscheidung der „BamS“ (die übrigens von 2007 ist) beziehe sich auf Veranstaltungen, bei denen es um religiöse Selbstdarstellung im öffentlichen Raum gehe (das mit der Selbstdarstellung steht auch im Original-Zitat, die “BamS” hat es aber einfach rausgekürzt). Weihnachtsmärkte seien davon allerdings gar nicht betroffen. Kurzum:
Ich kann alle beruhigen: Das Abendland bleibt weiter bestehen, genauso wie die Weihnachtsmärkte in Friedrichshain-Kreuzberg — in diesem Jahr und auch in den nächsten Jahren. Wie die Märkte sich nennen, ist uns total egal.
Genau das hätten auch die drei (!) „BamS“-Autoren herausgefunden, wenn Sie beim Bezirksamt nachgefragt hätten, aber das haben sie nicht, so wie sie auch sonst alles vermieden oder verschwiegen haben, was das Märchen vom Weihnachtsmarktverbot als solches entlarvt hätte. Zum Beispiel erwähnen sie mit keinem Wort, dass es in Friedrichshain und Kreuzberg in diesem Jahr sehr wohl Weihnachtsmärkte gibt, etwa den “Weihnachtsmarkt in der Neuen Heimat”, den “Kiezweihnachtsmarkt am Café Eule”, den “Finnischen Weihnachtsmarkt”, den “Stralauer Weihnachtsmarkt”…
Aber statt erhellender Fakten liefert die “BamS” lieber: düstere Fragen.
Wird auf dem Altar der politischen Korrektheit die christliche Tradition geopfert?
Und überhaupt:
HABEN DIE NOCH ALLE LICHTER AM CHRISTBAUM?
Natürlich ist die Institution Weihnachtsmarkt an sich nicht wichtig. Aber wo führt es hin, wenn es schon verpönt ist, das Wort Weihnachten nur im Munde zu führen? Sind das christliche Erbe, unsere Kultur, unser Selbstverständnis, unser Wertekanon, auf das Treiben einer „Religionsgemeinschaft“ geschrumpft?
Zur Illustration der bedrohlichen Lage listet das Blatt noch andere Beispiele auf, etwa das aus Brüssel,
wo man den altehrwürdigen Weihnachtsbaum auf dem Grand Place aus Rücksichtsnahme auf religiöse Minderheiten durch eine abstrakte Konstruktion ersetzt hat.
Dabei ist die Motivation für den Austausch des Baums gar nicht eindeutig geklärt. Der Sprecher des damaligen Brüsseler Bürgermeisters etwa teilte schon vor zwei Jahren mit, dass die Rücksichtnahme auf andere Religionen keine Rolle gespielt habe. Die Stadt habe einfach etwas Neues ausprobieren wollen.
Ähnlich irrefürend auch das “BamS”-Beispiel aus Madrid,
wo Real jetzt das Kreuz aus seinem Vereinswappen getilgt hat, um die Fans im arabischen Raum und Kunden der sponsernden National Bank of Abu Dhabi nicht zu irritieren.
Was die Autoren nicht erwähnen: Real hat das Kreuz nur in arabischen Ländern gestrichen; in Europa wird weiterhin das ursprüngliche Wappen verwendet.
Und so konstruiert sich die “BamS” weiter ihre Geschichte zusammen, um am Ende frustriert festzustellen:
Uns ist wirklich nichts mehr heilig.
Natürlich hat das Blatt auch gleich eine Umfrage in Auftrag gegeben, und natürlich finden es demnach die meisten Deutschen voll blöd, “dass Weihnachtsmärkte in manchen Regionen in Wintermärkte umbenannt wurden, um Andersgläubige nicht zu stören”, und natürlich durfte auch “Bams”-Kolumnistin Margot Käßmann noch ihren Senf dazugeben (“Wenn wir alle Traditionen über Bord werfen, verlieren wir auch den Halt”), und natürlich verlief die “Diskussion auf Facebook”, die die “Bams” noch abgedruckt hat, ebenfalls sehr eindeutig:
Und klar darf man über die Frage “Winter” vs. “Weihnacht” oder über den vermeintlichen Verfall christlicher Werte diskutieren, aber dann sollte man doch bitte bei den Fakten bleiben. Die “BamS” aber verschweigt einfach die Hälfte, setzt falsche Behauptungen in die Welt, schreibt den Untergang des Abendlandes herbei — und die Leute kaufen es ihr reihenweise ab.
Der “Münchner Merkur” zum Beispiel, der lieber alles nachplapperte, statt selbst zu recherchieren. Oder Josef Zellmeier, seines Zeichens Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, der zur “Zwangsumbenennung des Weihnachtsmarktes” sogar eigens eine Pressemitteilung herausgab, in der er darüber schimpft, dass die deutschen Traditionen einer “extrem linken Sprachdiktatur geopfert” würden:
Das ist ein Rückfall in kommunistische Zeiten, in denen man versucht hat, Nikolaus und Christkind durch Väterchen Frost zu ersetzen. Die Missachtung der eigenen kulturellen Prägung hat nichts mit Toleranz zu tun, ist vielmehr ein Auswuchs falsch verstandener Multikulti-Ideologie.
Das Schlimmste aber ist, dass die “Bild am Sonntag” mit ihrer Panikmache gerade jenen Leuten Munition liefert, die die Schuld nicht mehr nur bei den Politikern suchen, sondern vor allem bei den Moslems:
Die Umbenennung von Weihnachtsmarkt in Wintermarkt is der totale Schwachsinn, ich akzeptiere den Islam als Religion, warum akzeptieren vereinzelne Mosleme nicht die deutsche Kultur, in arabischen Laendern wie z.B. UAE oder Oman werden christliche Weihnachtsgebraeuche akzeptiert, in Geschaeften Weihnachtssachen verkauft Merry Xmas gewuenscht. In Berlin ist es nicht erlaubt (…)
(…) dass die Weisse Rasse so behandelt wird, ist unglaublich.
Unsere Braeuche und Kultur ist unser Leben.
Und die Neger und Muslime koennen bleiben wo der Pfeffer waechst!
Was waere denn wenn wir Weissen die Neger und Muslimenlaender in so einem Ausmass fluten wuerden wie die unser geliebtes Deutschland!
Nein, das duerfen Weisse nicht. Aber Neger und Muslime duerfen das!
Antirassismus ist gegen die Weissen!
So ists und nicht anderst. Wir sollen ausgerottet werden.
Wir brauchen keine Neger und Muslime. Wir haben bis jetzt auch ohne euch gut gelebt!
Denn wir tun was. Wir arbeiten. Und nicht betteln und 5mal am Tag den Kopf auf den Boden hauen und dann meinen man sei was besseres!
Von solchen Kommentaren finden sich im Internet Tausende. Gerade bei Facebook und auf rechten Blogs wurde der “BamS”-Artikel fleißig rumgereicht; für die Rassisten und Islamfeinde dient er seither als erschreckendes Beispiel dafür, dass die bösen Moslems und die Spinner von Grün-Dings die Islamisierung unseres schönen Landes vorantreiben. Auch die Rechtspopulisten von “Pegida” nutzen die Geschichte gerne als Beleg für die Abschaffung der christlichen Kultur.
Ähnlich verhielt es sich schon im vergangenen Jahr bei einem Artikel der “B.Z.” (gleiches Thema: “Kreuzberg verbietet Weihnachten”), der sich zwar später als irreführendherausstellte, die islamfeindliche Stimmung aber dennoch (oder: gerade deshalb) weiter anheizte. Oder bei der Idee mit dem “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest”, die von den Medien ebenfalls verzerrt dargestellt und massiv attackiert wurde, womit sie vor allem den rassistischen Hetzern in die Karten spielten (BILDblog berichtete).
Die “B.Z.” hat in diesem Jahr übrigens auch schon gegen die “Wintermärkte” gewettert: Vor drei Monaten ereiferte sich Kolumnist Gunnar Schupelius ziemlich unentspannt darüber, warum “diese kirchenferne Gesellschaft” denn nicht mal “entspannt bleiben” könne, und bekam dafür vor allem aus der rechten Ecke viel Beifall.
Aber es sind leider nicht nur die Boulevardmedien, die solche ausländerfeindlichen Auswüchse durch ihre irreführende Berichterstattung befeuern. In der “FAZ” etwa erschien vor drei Tagen dieser Artikel:
Abgesehen davon, dass die Aussage ohnehin Blödsinn ist, macht die “FAZ” sogar den gleichen Flüchtigkeitsfehler wie die “BamS” (Bezirksparlament statt -amt), offenbar hat sich der Autor also nicht mal die Mühe gemacht, irgendwoanders zu recherchieren. So kann er zwar ebenfalls nur falsche Fakten bieten, aber hey, auch voll die lustigen Wortspielchen:
Und wo wir schon dabei sind, hätten wir, zur Adventszei-, Entschuldigung: zu dieser winterlichen, geruhsamen Zeit noch Vorschläge einzureichen: Wie wäre es, den Weihnachtsmann künftig anders anzusprechen, sagen wir, als „Mann mit der roten Mütze“? Wobei ja auch die Farbe rot eine christliche und jüdische Tradition hat. Wie wäre es also einfach mit „Mann“? So wird wirklich niemand mehr diskriminiert. (Aber was sagen dann die Frauen?) Denn darum geht es bei diesem besinnlichen – zum Teuf-, äh, Henker mit der Sprache: Darum geht es bei diesem „Fest“ ja auch. Alles andere wäre unchristli-, alles andere wäre nicht feierlich.
Jahahaha. Witzig. Und genauso wertlos wie der Lügenartikel der “BamS”, jedenfalls wenn man an einer ernsthaften Debatte interessiert ist. Aber das sind die Journalisten ja offenkundig leider nicht. Schön zu erkennen auch am Beitrag von “stern TV”. Das Magazin hatte zwar extra ein Kamerateam zum Bezirksamt geschickt, um die Lage vor Ort zu recherchieren (“Frohe Weihnachten, falls man das hier noch sagen darf”), trotzdem behauptet der Beitrag permanent, in Kreuzberg seien nur noch “Wintermärkte” erlaubt, weil das politisch korrekter sei. Moderator Steffen Hallaschka spricht von einer “unglaublichen Geschichte” und von “galoppierendem Wahnsinn”, das Bezirksamt bekommt schließlich sogar den Negativpreis “Stern der Woche” überreicht — obwohl die Leute von “stern TV” wussten, dass es die “Vorschrift”, von der sie berichten, gar nicht gibt und dass es auch weiterhin Weihnachtsmärkte geben wird. Der Bezirksamtssprecher hat es ihnen nämlich mehrmals erklärt. Auch vor laufender Kamera, aber das wollte “stern TV” dann lieber nicht senden.
Aber zurück zur “Bild am Sonntag”. Bei der hat sich das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg kurz nach der Berichterstattung über die falsche Darstellung beschwert. Und tatsächlich wird die Sache in der aktuellen Ausgabe endlich richtiggestellt. Allerdings auf “BamS”-Art: Statt einer Korrektur hat das Blatt nur ein winziges Statement der Bezirksbürgermeisterin abgedruckt — schön versteckt am unteren Rand der Leserbriefseite:
Der Artikel ist übrigens — obwohl die Leute von der “Bams” spätestens jetzt ganz genau wissen, dass er nicht der Wahrheit entspricht und sie damit Hass gegen Ausländer schüren — immer noch unverändert online.
Nachtrag, 15.15 Uhr: Wenigstens die “FAZ” hat ihren Online-Artikel inzwischen transparent korrigiert.
1. “Freispruch für Karl Dall” (nzz.ch, Brigitte Hürlimann) Karl Dall wird vor dem Bezirksgericht Zürich vom Vorwurf der Vergewaltigung und der versuchten Nötigung freigesprochen: “Marc Engler, der Verteidiger des 73-jährigen Komikers, listet vor dem Bezirksgericht Zürich die Parallelen im Vorgehen der Frau auf: Sie nutzt ihre Stellung als Journalistin, um mit prominenten Männern in Kontakt zu kommen. Das anfänglich berufliche Interesse wechselt rasch in ein privates, erotisches über, wobei die Avancen von ihr ausgehen. Entwickelt sich die Beziehung mit dem Prominenten nicht so, wie sie es sich wünscht, fangen Bedrohungen und Belästigungen an, die sie auch auf die Familie der Männer ausdehnt. (…) Sogar Staatsanwalt Edwin Lüscher räumt ein, es sei nicht klar, was in jener Nacht in jenem Zürcher Hotelzimmer geschehen sei. Die Schilderungen der beiden Beteiligten stünden sich diametral gegenüber, es bestehe eine eigentliche Pattsituation, und er beneide das Gericht nicht darum, diesen Fall entscheiden zu müssen.”
2. “Spiegel vs. Online: Das Erwachen der Macht” (gutjahr.biz)
Richard Gutjahr rekapituliert seine Erfahrungen mit verschiedenen Redaktionen: “Jedes Haus besitzt kreative Köpfe. Visionäre, Querdenker, Rock’n Roll. Aber selten sitzen diese Leute in den Positionen, in denen sie eigentlich sitzen müssten. Dort sitzen die kleinen Fürsten, die Karrieristen, mit ihren lieb gewonnenen Privilegien – das eigentliche Problem.”
3. “TV-Leute veralbern den Islamischen Staat” (nzz.ch, Cigdem Akyol)
Cigdem Akyol stellt die Comedy-Serie “Dawlat al-Khurafa” (Staat der Mythen) vor: “Produziert wurde die Comedy in Bagdad; das irakische Staatsfernsehen al-Iraqiya TV strahlte sie im September aus. Alle Folgen sind auf Youtube auf Irakisch-Arabisch abrufbar, leider ohne englische oder hocharabische Untertitel. Aus Furcht vor Fundamentalisten wollten einige Akteure nicht im Abspann erwähnt werden.”
4. “Ist halt so, ist die Wahrheit!” (faz.net, Anna Prizkau)
Anna Prizkau schaut sich YouTube-Videos an, die “Kopf- bis Bauchschmerzen machen, wenn man sie anschaut”. Und hört Jürgen Elsässer zu, dessen Parolen sie als “böse und schlimm” bewertet: “Doch das Allerschlimmste ist es, mitanzusehen, wie die Menschen auf ihn reagieren. ‘Ami, go home!’, sagt Elsässer unaufgeregt in ein Mikrofon, nachdem er über Amerika – das Lieblingshassthema auf Montagsveranstaltungen – gesprochen hat. Eine berauschte Menge schreit es ihm darauf nach. ‘Ami, go home!’ Immer und immer wieder.”
1. “Die ‘Entscheidungsschlacht’ um Kobane” (blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Die Berichterstattung über die syrische Stadt Kobane als “Paradebeispiel für die Mechanismen im Nachrichtenjournalismus”: “Die Stadt liegt an der Grenze und eignet sich deshalb besonders für die Berichterstattung. Denn während Journalisten auf syrischer Seite nur in größter Lebensgefahr arbeiten können, hat man von der türkischen Seite aus sicherer Entfernung einen Blick auf das umkämpfte Städtchen. Und so hatten internationale Medienanbieter dort ihre Übertragungstechnik aufgebaut. Doch als nach mehreren Wochen die Schlacht um Kobane keine Entscheidung brachte, zogen die Übertragungswagen wieder ab. Und damit endete die Berichterstattung.”
2. “Der Böse ist immer der Westen” (cicero.de, Moritz Gathmann)
Seit Februar 2014 laufe die russische Propagandamaschine auf Volldampf, schreibt Moritz Gathmann: “Die Erzählung, die der russische Fernsehzuschauer seitdem in jeder Nachrichtensendung in Variationen serviert bekommt, geht so: In Kiew haben Faschisten, unterstützt und instruiert von den Amerikanern, den demokratisch gewählten Präsidenten gestürzt und die Macht errungen. Nun geht von ihnen eine physische Bedrohung gegen alle Russen, ja alles Russische an sich aus.”
3. “Politische Berichterstattung im Russland-Ukraine-Konflikt” (deutschlandfunk.de, Thomas Franke)
Wer eine Interviewanfrage schickt an den “Anführer der medialen Truppen in Russland”, so nennt Thomas Franke Dmitri Konstantinowitsch Kisseljow, erhält einen Fragebogen zurück: “Ihre Antworten werden mir helfen zu verstehen, wie sehr Sie die Meinungsfreiheit schätzen: – Sind sie der Ansicht, die EU-Sanktionen gegen den Journalisten sind legitim? – Sind Sie bereit, Ihre Position öffentlich zu vertreten, indem Sie sie in ihrem Artikel aufnehmen? – Sind Sie bereit, Herrn Kiseljow zu zitieren? – Haben Sie Dmitri Kiseljows Artikel ‘Russland und der Westen tauschen bei der Meinungsfreiheit die Plätze’ gelesen, der im ‘Guardian’ erschienen ist.”
1. “‘Unfassbar, was der Kerl sich erlaubt'” (zeit.de, Henning Sussebach)
Fußballer Per Mertesacker und Reporter Boris Büchler unterhalten sich über ihr Gespräch nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Algerien. Büchler: “Das werfe ich euch Medienjournalisten von den überregionalen Zeitungen ja immer vor: das Verwissenschaftlichen und Bemäkeln dieser 90 Sekunden! Natürlich gibt es unten am Spielfeldrand nur einen begrenzten Fragenkanon! Ich kann direkt nach dem Abpfiff – schon aus Achtung vor dem Athleten – doch keine Fragen stellen, für die ich später vielleicht einen Poetenpreis bekomme. Einige Kritiker in ihren Büros machen es sich da sehr einfach: mokieren sich immer über unsere vermeintlich sinnentleerten Fragen. Aber wenn eure Blätter alle paar Jahre – immer, wenn EM oder WM ist – mal ein paar Kollegen schicken, fragen viele gar nicht, sondern halten nur still ihre Tonbandgeräte mit rein.”
4. “Die rührende Hilflosigkeit der Holzwirtschaft” (zeit.de, Jochen Hörisch)
Germanist und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch schreibt über den Medienwandel: “Jeder, der nicht über exquisite Verdrängungsleistungen verfügt, kann seit Langem wissen, dass die Internet-Revolution die klassischen Printmedien unumkehrbar marginalisiert. (…) Gedruckte Zeitungen werden wieder das, was sie in ihrer Frühzeit einmal waren – ‘hinkende Boten’, langsame Reflexionsmedien. Der schnell reitende Bote kam mit der Siegesnachricht, der hinkende Bote machte darauf aufmerksam, dass man noch mehr Siege nicht verkraften könne.”
5. “Morgen fangen sie an” (faz.net, Harald Staun)
Harald Staun stellt neue deutsche TV-Serien vor: “Ein gutes Dutzend neuer Serien ist in Planung – und kaum eine von ihnen kommt ohne den Hinweis auf die Inspiration durch internationale Standards aus.”
6. “5 Thesen zum Misstrauen in die Medien” (tageswoche.ch, Thom Nagy und Matthias Oppliger)
Thom Nagy und Matthias Oppliger stellen fünf Thesen zum Misstrauen in die Medien zur Diskussion.