Archiv für November, 2010

Ein Mann zum Tierchenstehlen

Der Radiomoderator John Ment hat in der jüngsten Ausgabe seiner wöchentlichen “Mopo”-Kolumne “Ment am Montag” einen neuen Trend ausgemacht:

Total “in”: Einbuchstabentierchen! Einfach einen Buchstaben verändern und aus einem Tier wird ein anderes.

Und Ment hat auch gleich einen bunten Strauß an Beispielen parat:

Die besten Beispiele habe ich hier für Sie: Wer hat immer was zu meckern? Das Nölpferd! Wer hilft Autofahrern in Not? Na klar – die Blinkschleiche. Und wer riecht immer sehr gepflegt? Der Deopard.
(Links von uns)

In dieser Gagdichte geht das die ganze Kolumne fröhlich weiter. Doch woher hat Ment diese und die neun weiteren Beispiele nebst passenden Fragen, die er seinen Lesern so stolz präsentiert? Selbst ausgedacht? Von Freunden gehört? Hinter dem Sofa gefunden?

Nein. Die “Einbuchstabentierchen” heißen in Wirklichkeit “Einbuchstabedanebentiere” und sind eine Erfindung des Twitterers @maatc, der am 12. November mit dem “Fettchen” (Dicker Nager) und dem Hashtag #einbuchstabedanebentiere einen waschechten Twitter-Trend startete. Mittlerweile gibt es einige Hundert dieser Fantasietiere von völlig verschiedenen Autoren.

Ment hat sich für seine Kolumne hemmungs- und ausnahmslos auf Twitter oder einer der Seiten, die die Tiere zusammenfassen, bedient, ohne die Autoren oder Twitter auch nur einmal als Quelle zu erwähnen — noch nicht einmal in der Online-Ausgabe der “Morgenpost”, wo immerhin eine Verlinkung möglich gewesen wäre.

Ments Kolumne schließt dann auch bezeichnenderweise (danke @toco) mit diesen Worten:

Na gut, einen habe ich noch: Wer ist vor allem bei uns in Hamburg sehr gefürchtet? Jawoll – die diebische Alster
(Link von uns)

Mit Dank an Mario H.

DuMont, Monitor, Apple

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “DuMont: Kommunizieren wie Nordkorea”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier wundert sich über das vielgestaltige Kommunikationsverhalten der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg. “Man muss sich immer wieder gewaltsam in Erinnerung rufen, dass wir es hier mit Leuten zu tun haben, deren Beruf die Kommunikation ist.”

2. “Absurdistan: Wie das ARD-Magazin Monitor einen Skandal um den neuen Personalausweis erfindet”
(mr-gadget.de, Christoph Dernbach)
In einem Beitrag der ARD-Sendung “Monitor” wird vom neuen Personalausweis geredet – und der alte gezeigt. “Mit einem Skandal um den neuen Personalausweis hat die Story aber nun überhaupt nichts zu tun.”

3. “Das 1×1 der Apple-Berichterstattung”
(wir-muessen-twittern.de, Robert Kindermann)
Robert Kindermann rät Berichterstattern aus den Multimedia-Ressorts, sich in der Frage “wann ist eine Apple-Meldung eine Meldung für mein Medium?” auf die Fakten zu beschränken und auf Gerüchte zu verzichten.

4. “Fast wie Gas”
(taz.de, Johannes Thumfart)
Johannes Thumfart kritisiert Artikel von Alex Rühle in der “Süddeutschen Zeitung” und von Nils Minkmar in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” zum Theoriebuch “Der kommende Aufstand”. “FAZ und SZ rezensierten die Schrift derart positiv, dass sich ein Berliner Buchladen genötigt sah, ironisch per Rundmail zu kommentieren, große deutsche Tageszeitungen riefen nun zum Terrorismus auf.”

5. “Coffee and TV”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier interpretiert eine Grafik bei “RTL aktuell”, auf der eine Landschaft mit zwei Strommasten, eine Steckdose, ein Blumenstengel und eine Glühbirne zu sehen ist.

6. “Warum heißt Spiegel Online eigentlich Spiegel Online?”
(schreibenfuergeld.wordpress.com, DL2MCD)
“Na is doch klar: weil man dort alles spiegelt!”

Heute anonym XXIV

Letzte Woche konnte Bild.de vor Selbstbewusstsein kaum laufen:

BILD.de pixelt da, wo Google es versäumt hat: Das sind die Patzer bei Street View! Bild.de verpixelt

Aber das war wie gesagt letzte Woche. Diese Woche hingegen ist wieder Normalität eingekehrt:

Dieses Autohaus in Oderwitz gehört der Familie. Birgit K. ist Geschäftsführerin

Ja: Unter jeder dieser gelben Fläche stand der ausgeschriebene Name.

Mit Dank an Thomas W., Andre S. und die vielen anderen Hinweisgeber.

Keine besseren, sensibleren Menschen

Vor wenigen Tagen jährte sich der Todestag des Fußballers Robert Enke zum ersten Mal. In den Wochen nach seinem Suizid hatten Sportfunktionäre und Journalisten über den Druck in der Leistungsgesellschaft gesprochen und für mehr Menschlichkeit geworben.

Walter M. Straten ließ sich damals von der “Süddeutschen Zeitung” so zitieren:

“Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Die Schonfrist war bereits nach wenigen Wochen vorbei.

Es ist interessanterweise Franz Josef Wagner, der in den vergangenen Wochen mehrfach betont hat, dass sich seit Enkes Tod nichts geändert habe, und der in einem Brief an den Verstorbenen selbst schrieb:

Als Robert Enke vor einem Jahr starb, wollten wir alle, dass wir bessere, sensiblere Menschen werden. Wir wurden es nicht.

Wagner muss es wissen, denn das Medium, in dem er täglich schreibt, präsentiert sich immer mal wieder als unsensibel. Zum Beispiel, wenn es um ein nicht geschossenes Tor geht, das nicht einmal spielentscheidend gewesen wäre:

BVB-Trottel Kuba trifft das leere Tor nicht

Bild.de hat den Artikel in der Zwischenzeit entfernt

… und neu online gestellt — offenbar, weil den Redakteuren eine schönere Dachzeile samt Alliteration eingefallen ist:

Dortmund Dussel Kuba trifft das leere Tor nicht

Mit Dank an noir und bildfahnder.

Terrorwarnungen, Merian, Street View

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Terror und die deutschen Medien”
(heise.de/tp, Marcus Klöckner)
Terrorwarnungen: Marcus Klöckner liest “Die Zeit”, die “Süddeutsche Zeitung”, das “Handelsblatt” und Stern.de und konstatiert dabei Spekulationen, kaum eigene Recherchen und eine Distanzlosigkeit zur Politik und zu den Sicherheitsbehörden. “Die Tatsache, dass in Namibia ein Bomben-Testkoffer gefunden wurde, hätte es noch nicht mal im Ansatz in die Schlagzeilen machen dürfen. Tests von Sicherheitskontrollen an Flughäfen finden ständig irgendwo auf der Welt statt.”

2. “Die Jagd ist frei”
(tagesspiegel.de, Matthias Thibaut)
Matthias Thibaut berichtet über Punkt 4 aus dem Code of Practice der britischen Press Complaints Commission, nach dem Journalisten Personen “nicht ausfragen, anrufen, verfolgen oder fotografieren” dürfen, “wenn sie aufgefordert wurden, dies zu unterlassen. Sie müssen sich auf Aufforderung ausweisen und sagen, für welche Publikation sie arbeiten. ”

3. “‘Koofmichs’ im aktuellen Journalismus befinden sich unrühmlich im Aufwind”
(btb-bremerhaven.blogspot.com, Detlef Kolze)
Detlef Kolze bemerkt, dass er über die “Bremen”-Ausgabe der Zeitschrift “Merian” von der “taz” im Anzeigenteil, von der “Nordsee-Zeitung” dagegen im redaktionellen Teil informiert wird.

4. “Links, nicht links”
(weltwoche.ch, Roger Köppel)
Roger Köppel nimmt sich linke Journalisten vor, die er als “erstaunlich kleinkariert, engstirnig und auf eine irritierende Weise intolerant” einschätzt. “Nichts ist gefährlicher als viele Leute, die zu schnell in die gleiche Richtung denken. Ein guter Journalist hat immer etwas Ärgerliches. Er sieht es meistens anders, ist nie zufrieden und immer kritisch. Er misstraut allem, was ihm gesagt wird. Und am meisten misstraut er den Zeitungen, weil er weiss, wie sie zustande kommen.”

5. “Auf dem Weg in die Befindlichkeitskratie”
(mspr0.de, Michael Seemann)
Michael Seemann macht sich zum Start von Google Street View in Deutschland Gedanken zur Ausweitung des Persönlichkeitsrechts: “Die Hausfassade, die schon immer, zu jeder Zeit und nach jedem Verständnis gerade die Trennung zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen bewerkstelligt – mit einem klar definierten Innen und einem unzweifelhaften Außen – die soll jetzt auch Privatsphäre werden.”

6. “Google Street View lernt von BILD”
(unsterblichkeit.eu, Therese)
Die Doppelmoral von Bild.de in Verpixelungsfragen.

Selbstmord in U-Haft: feige, aber praktisch

Der Schweizer Verleger Michael Ringier hat den deutschen Zeitschriftenverlegern in der vergangenen Woche empfohlen, sich auf journalistische Qualität zurückzubesinnen. Die Zukunft des Zeitschriftengeschäfts bestehe darin, den Journalismus mit den ältesten Regeln des Handwerks zu achten und mit den neuesten Technologien zu fördern, sagte er auf den “Zeitschriftentagen” des Verbandes der Zeitschriftenverleger (VDZ). “Wir brauchen journalistisches Edelmetall”, meinte er — als Abgrenzung zum Internet, in dem es den “Schrott” gebe. In Bezug auf Online-Amateurinhalte sagte er: “Es gibt keine Schwarmintelligenz, dafür haben wir den digitalen Mob.”

Es ist nicht ganz klar, was Ringier zum Experten für journalistische Qualität macht. In der Schweiz gibt er die Boulevardzeitung “Blick” heraus. Die berichtet über die Selbsttötung eines Mannes, der in Untersuchungshaft war, weil er seine Tochter missbraucht und ihren Lehrer erschossen haben soll, unter der Überschrift:

Feiger Lehrermörder Gecaj: Selbstmord aus Angst vor den Aussagen seiner Tochter

Passend dazu stellt der “Blick” seinen Lesern die Frage:

(via Infamy)

Flickschusterei bei der Marsmission

Wissenschaft ist selten so spannend wie ein Hollywoodfilm. Wenn also zwei amerikanische Wissenschaftler vorschlagen, bei bemannten Marsmissionen in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft die Astronauten auf dem roten Planeten abzusetzen und nicht mehr zur Erde zurückkehren zu lassen, weil man damit etwa 80% der Kosten einsparen könnte, ist das erst mal nur ein trockener Vorschlag.

Doch dapd hilft, diesen Vorschlag richtig einzuordnen:

“Man würde ältere Menschen schicken, um die 60 oder so”, sagt [Wissenschaftler Dirk] Schulze-Makuch. Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Bruce Willis die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Verwirrte Filmfans vielleicht. Denn “Space Cowboys” ist ein Film, in dem “Helden älteren Semesters” unter Führung von Clint Eastwood ins Weltall geschickt werden, um einen aus der Bahn geratenen russischen Satelliten vom Absturz auf die Erde abzuhalten. Der “Streifen”, in dem Bruce Willis als Anführer einer Truppe von (eher mittelalten) Öl-Bohrarbeitern die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten soll, heißt “Armageddon”.

Gut, dass den Redakteuren verschiedener Online-Portale dieser Fehler aufgefallen ist. Schlecht, dass sie ihn dennoch nicht richtig korrigiert bekommen haben:

“Welt Online” etwa kriegt die Besetzung richtig auf die Reihe, irrt dann aber bei der Aufgabe der tapferen Film-Astronauten:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Donald Sutherland, Tommy Lee Jones, Clint Eastwood und James Garner die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Ebenso die “Basler Zeitung”:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Clint Eastwood die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

“RP Online” hatte ursprünglich den falschen dapd-Satz veröffentlicht, diesen dann aber im Nachhinein dahingehend korrigiert, dass jetzt Filmtitel, Hauptdarsteller und Mission zusammenpassen — aber der Bezug zu den Renter-Astronauten verloren gegangen ist:

Filmfans denken hier sofort an “Armageddon”, ein Streifen, in dem ein paar Helden unter der Führung von Bruce Willis die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Lediglich bei der “Financial Times Deutschland” saß offenbar ein Filmfan, der sich richtig auskannte — und gleich den Schluss des Films verrät:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Clint Eastwood ins Weltallt aufbrechen – allerdings um einen defekten Sateliten zu reparieren. Die “Space Cowboys” wenden schließlich eine nukleare Katastrophe ab, ein Astronaut muss dafür allerdings sein Leben lassen.

Mit Dank an David L.

Bild  

Wagner mit seinem Latein am Ende

Die Gedankengänge von “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner sind ja schon an normalen Tagen kaum nachvollziehbar. Aber mit seiner jüngsten “Post von Wagner” sichert sich der Gossen-Goethe bzw. Gaga-Kolumnist wohl endgültig einen Platz im Olymp des Unfugs.

Die “Post von Wagner” vom Freitag war nämlich an das Wort Terror adressiert. Klingt komisch, ist aber im Rahmen der Kolumne nicht ungewöhnlich. Wagner schreibt:

Böses Wort Terror,
Terror ist lateinisch, das Verb terrere bedeutet erschrecken. Das Wort ist über 2000 Jahre alt.

So weit ist alles noch richtig, doch dann sitzt Wagner einem Irrtum auf, bei dem Klassischen Philologen und Latein-Lehrern die Haare zu Berge stehen dürften:

Historiker übersetzen terrere auch mit: “die aus dem Untergrund kommen”.
Terra – die Erde.
2000 Jahre später ist Deutschland in Terror-Angst. Irgendetwas kommt unsichtbar aus der Erde.

Werden wir also von Maulwurfmonstern aus der Tiefe bedroht? Nein: Mal davon abgesehen, dass die lateinische Sprache eher in das Fachgebiet von Klassischen Philologen fällt, sind ernsthafte Zweifel an der Kompetenz der Historiker, die Wagner hier anführt, berechtigt. Denn die Begriffe “Terror” und “Terra” haben etymologisch soviel miteinander gemein wie die deutschen Begriffe “Wurst” und “Durst” — nämlich vier Buchstaben.

Während die Wurzeln von “terrere” im indogermanischen “trásati” (zittern) und im griechischen τρέω bzw. τρέσω (sprich: tréo bzw. treso) zu suchen sind, bedeutet  “terra” in etwa “das Trockene” (siehe griech. τεραίνω (teraino) bzw. lat. torrere “dörren, trocknen”)*.

Der ähnliche Klang von “Terror” und “Terra” ist also dem Zufall geschuldet. Während man “terrere” immer noch am besten mit “erschrecken” übersetzt, lautet der lateinische Begriff für “die aus dem Untergrund kommen” am ehesten “subterranei”.

Übrigens: Das Wort “Bildung” ist etymologisch mit dem Wort “Bild” verwandt. Das war’s dann aber auch an Gemeinsamkeiten.

*Quelle: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, ausgearbeitet von Karl Ernst Georges, hg. von Heinrich Georges (ND der 8. Auflage), Bd. 2, Darmstadt 1998.

Mit Dank an Stefan W.

Handke, Hamburg, VDZ

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Logik der Beschwichtigung”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Thierry Chervel fragt sich, warum niemand die Namen der zwei “Bild”-Journalisten nennt, “die vom iranischen Regime mit Spionagevorwürfen ins Gefängnis gesteckt wurden, weil sie über die drohende Steinigung Sakineh Ashtianis berichten wollten”. “Erst nachdem die Journalisten im iranischen Fernsehen präsentiert worden waren, bestätigte die Bild, dass es sich um Journalisten ihres Blattes handelt.”

2. “Über Etappenjournalismus”
(malteherwig.com)
Malte Herwig, Autor einer kürzlich erschienenen Peter-Handke-Biografie, kommentiert eine Rezension von Lothar Müller in der “Süddeutschen Zeitung”: “Sich selbst nicht auf 10km an einen Handke heranzutrauen, aber nachträglich vom Schreibtisch aus Gerüchte zu Fakten zu erklären und diejenigen, die diese Fakten recherchiert haben, als mutlos abzutun – das zeugt natürlich von ganz besonders großem journalistischen Selbstbewußtsein.”

3. “Antwort richtig, Frage falsch”
(tagesanzeiger.ch, Rico Bandle)
Zwei von elf Fragen der am Mittwoch im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Quizshow “Traders” beinhalteten Fehler.

4. “Was hast du getan, Google?”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Der verpixelte Start von Google Street View in Deutschland ist für Anatol Stefanowitsch “wie ein Schlag vor den Kopf”: “Google hätte das Getöse deutscher Politiker unberührt ignorieren und Street View unbeschädigt ans Netz gehen lassen können. Bei einem Reingewinn von bislang sechs Milliarden Dollar allein im laufenden Jahr hätte man es darauf ankommen lassen sollen, von erzürnten Häuslebauern in der Vorstadt — und in den Innenstädten — verklagt zu werden. Und dann wäre die Entscheidung über die Grenzen der Privatsphäre dort getroffen worden, wo sie hingehört — vor Gericht.”

5. “Abschiedsbrief: Hamburg, keine Perle”
(netzfundbuero.de, Tom Hillenbrand)
Tom Hillenbrand schreibt zu seinem Wegzug nach München einen Brief an Hamburg: “Früher rümpftest Du über Düsseldorf und München die Nase, weil die sich immer so aufgedonnert haben. Heute hast Du selber nichts anderes mehr im Kopf als die Frage, wie Du die Blicke anderer auf Dich ziehen kannst. Protzig bist Du geworden, prunksüchtig und oberflächlich.”

6. “Das lassen wir uns nicht bieten!”
(dondahlmann.de)
Ein satirischer Bericht von der Tagung des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ.

Was du nicht willst, was man dir google …

Wenn ein Boulevardmedium von einer “peinlichen Bordell-Panne” schreibt, bringt man das vielleicht nicht unbedingt direkt mit dem heute in Deutschland gestarteten “Street View”-Dienst von Google in Zusammenhang. Doch genau so ist es laut Bild.de, dem Zentralorgan der StreetViewVerdammung:

Screenshot: Bild.de

Sagen Sie nicht, der Mann auf dem Street-View-Screenshot sei ja wohl unkenntlich gemacht: “BILD hat diese Fotos massiv verfremdet”.

Dieses und sechs andere Fotos, die den Weg des Street-View-Autos vorbei an dem Bordell “in einer deutschen Großstadt” dokumentieren, bis schließlich …

Eingang noch da, Mann plötzlich weg. Ob er tatsächlich ins Bordell ging, bleibt unklar

Bild.de ist deshalb ernsthaft erzürnt:

Fatal: Die Gesichter von zwei vermeintlichen Freudenmädchen sind von Google unkenntlich gemacht. Das Gesicht des Mannes ist aber teilweise deutlich von der Seite zu sehen. Bild.de hat diese Szene unkenntlich gemacht.

Es stimmt: Auf einigen der Bilder bei Street View ist der Mann unverpixelt im Halbprofil zu sehen. Eine Position, mit der sich viele Angeklagte, die “Bild” vor Gericht fotografiert hat, wohl schon zufrieden geben würden.

Aber es heizt natürlich die Street-View-Panikmache an, wenn man jetzt schon Gefahr läuft, dass der Puffbesuch öffentlich gemacht wird.

Apropos:

Der vermeintliche Puffgänger, den “Bild” vor zwei Jahren unverpixelt zeigte, war allerdings psychisch krank.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 19. November: Google hat reagiert und den Mann deutlich(er) anonymisiert.

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