Archiv für Mai 12th, 2010

iPatzer

Seit die Computerfirma Apple im Januar ihr “iPad” vorgestellt hat, hyperventilieren die deutschen Medien der Markteinführung hierzulande entgegen. Springer-Chef Mathias Döpfner ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, alle Verleger sollten zu Apple-Chef Steve Jobs beten, weil der mit dem stylischen Flachcomputer die Verlagsbranche rette.

Insofern ist es womöglich kein Zufall, dass kaum ein Tag vergeht, an dem Bild.de nicht erklärt, wie gut das iPad sei (“so gut”), oder welches iPad der Leser brauche (ob er überhaupt eins braucht, stand offenbar nicht zur Debatte).

Gestern war dann unter anderem die Frage dran, welches iPad-Zubehör man “wirklich” brauche. Überraschenderweise fanden sich sogar Zubehör-Artikel, die “eher sinnlos” sind:

2. Retro-Spielautomat: Eine Halterung für das iPad, die aus dem Flach-Computer eine Spielekonsole im Retro-Look macht. Witzige Idee, aber ziemlich sinnlos, denn das iPad besitzt eine Gestensteuerung und reagiert auf Bewegungen des Gerätes. Das macht Joystick und Feuer-Taste komplett überflüssig.

Für die Menschen, die sich trotzdem für das sinnlose Objekt interessieren, hat Bild.de gleich einen Link parat, der zu einer Bildergalerie des Mediendienstes meedia.de führt.

Und da findet man dann nach gefühlten 200 Klicks das überflüssige Wahnsinnsgerät:

Leider nur ein Aprilscherz des Webshops ThinkGeek, aber dieses Gadget wäre ein absolutes Muss für jeden iPad-Vernarrten, der mit Pac Man, Donkey Kong und Space Invaders aufgewachsen ist.

Extra für die Redakteure von Bild.de haben wir noch einmal das wichtigste Feature aus der Produktbeschreibung herausgesucht:

Aprilscherz

Mit Dank an Thomas.

Nachtrag, 14. Mai: Bild.de hat den “Retro-Spielautomaten” aus dem Artikel entfernt. Jetzt gibt es nur noch zwei “eher sinnlose” Zubehör-Produkte.

Große-Bley, Rüttgers, Delling

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Ralph Große-Bley
(zeit.de, Ralph Pöhner und Peer Teuwsen)
Ex-“Bild”-Mitarbeiter und nun “Blick”-Chefredakteur Ralph Große-Bley, derzeit in den Schlagzeilen wegen einer zweiten Entschädigungszahlung an Thomas Borer, kennt ein “Sprichwort”, das an ein Zitat von Eric Schmidt erinnert: “Wenn Sie heute sehen, wie sich die Leute für irgendwelche Party-Sites fotografieren lassen, alkoholisiert, küssend, kniend, knutschend. Was man da zeigen darf, wird immer wieder aufs Neue eine spannende Frage sein. Es gibt ein Sprichwort: ‘Wenn du nicht willst, dass etwas über dich in der Zeitung steht, dann sorge dafür, dass es nicht passiert.'”

2. Interview mit Günter Netzer
(fr-online.de, Jan Freitag)
Günter Netzer über Gerhard Delling: “Er ist ein Spießer, so wie ich. Ein hochseriöser Junge, sprachlich auf dem allerbesten Stand. Man kann sich auf ihn verlassen. Delling hat diesen besonderen Humor, nie auf billigem Niveau.”

3. “Vertrauensvorschuss”
(taz.de, Max Dax)
Max Dax fragt sich, wie “der Vertrauensvorschuss, den Popkritiker benötigen, um als erkenntnisstiftende Instanz respektiert zu werden, wiederhergestellt werden” kann.

4. “TV-Berichterstattung zur NRW-Wahl”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Dietrich Leder)
Dietrich Leder beurteilt die Fernsehbilder der NRW-Wahl mit dem abwesenden Jürgen Rüttgers: “Jene, die ihn – wie seine Parteifreunde Andreas Krautscheid oder Armin Laschet – in den Diskussionsrunden der nordrhein-westfälischen Spitzenkandidaten vertraten, rangen sich obskure Entschuldigungen ab, denen zufolge Rüttgers noch andere terminliche Verpflichtungen habe – am Wahltag!” Eine gegenteilige Meinung dazu vertritt Lorenz Jäger auf faz.net; er sieht im Schweigen Rüttgers am Wahlabend “die Kunst der Abdankung”.

5. “Nominierte Grimme Online Award 2010”
(grimme-institut.de)
23 Websites wurden für den Grimme Online Award 2010 vorgeschlagen.

6. “Ein britischer Forscher fordert mehr Privatsphäre für Tiere”
(zeit.de, Frauke Lüpke-Narberhaus)
“Tiere bauen Nester, verstecken sich in Höhlen, klettern auf Bäume. Sie wollen nicht gesehen werden. Statt dieses Verlangen zu respektieren, stellen ihnen Paparazzi mit Zoomobjektiven, Nachtsichtgeräten und Peilsendern nach.”