Archiv für März 30th, 2010

In eigener Sache

Der Journalist war auch für den “BILDblog” tätig, der sich zum Ziel gesetzt hat, Missstände in den Medien aufzudecken.

BILDblog wird heute, nach fast sechs Jahren, zum ersten Mal in einem eigenen Artikel auf Bild.de erwähnt (siehe Screenshot). Anlass ist der schwerwiegende Verdacht gegen einen freien Journalisten, in Artikeln u.a. für “Welt Online” und “Spiegel Online” Personen und Zitate erfunden zu haben, was er bestreitet.

Der Beschuldigte hat auch insgesamt zwei Beiträge für BILDblog geschrieben, die aber nicht beanstandet werden. Wir werden die Vorwürfe gegen den Autor sorgfältig prüfen. Danach werden wir über Konsequenzen entscheiden.

sid  

Aufstieg und Fall der 60-Punkte-Marke

Der 1. FC Kaiserslautern hat Grund zu Feiern: Nach dem gestrigen 4:0 gegen 1860 München hat der Zweitligist aus der Pfalz 61 Punkte auf seinem Konto.

Und das ist eine sichere Bank, wie der Sportinformationsdienst (sid) gestern Abend gleich zwei Mal tickerte, was entsprechend weitreichende Verbreitung fand:

Denn seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 reichten in der 2. Liga bisher immer 60 Punkte zum Aufstieg.

Das stimmt so nicht: Am Ende der Saison 2006/07 verpasste der SC Freiburg trotz 60 Punkten auf dem Konto den Aufstieg und musste dem MSV Duisburg den Vortritt in die erste Liga lassen.

Möglicherweise ist dieser Fall jemandem beim sid über Nacht wieder eingefallen, denn in einer weiteren Meldung heute Mittag korrigierte der sid seine Behauptung von gestern Abend unauffällig um einen Punkt nach oben:

61 Punkte haben die Lauterer auf dem Konto, das hat seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 stets zum Aufstieg gereicht.

Allein: Das stimmt immer noch nicht. In der Saison 2002/03 haben dem FSV Mainz 05 62 Punkte nicht für den Aufstieg gereicht:

4. 	
1. FSV Mainz 05 62 Punkte

Und in der Saison 2001/02 waren sogar 64 Punkte zu wenig:

4. 	
1. FSV Mainz 05 64 Punkte

Aber das sollte die Anhänger von Kaiserslautern nicht übermäßig beunruhigen: Wer am 28. Spieltag 60 Punkte oder mehr hatte (so wie der FCK jetzt), ist tatsächlich bisher immer aufgestiegen.

Mit Dank an Ronald F.

Nachtrag, 14.55 Uhr: Unser Leser Malte Sch. ergänzt, dass seit der Saison 2008/09 der Drittplatzierte der Zweitliga-Tabelle nicht mehr automatisch in die erste Liga aufsteigt: In zwei Relegationsspielen gegen den 16. der ersten Liga entscheidet sich, wer in der folgenden Saison in der 1. Bundesliga spielen darf.

So gesehen hat auch der 1. FC Nürnberg mit seinen 60 Punkten in der vergangenen Saison nicht den sofortigen Aufstieg geschafft — sondern erst in der Relegation gegen Energie Cottbus.

Odenwald-Internat, Henker, Philip Roth

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die BILD-Geschichte um einen Po”
(gregel.com)
Bild.de übernimmt ein YouTube-Video, versieht es mit Werbung und behauptet, eine darin zu sehende Frau würde ein Videospiel mit ihrem Po steuern. Dass das Unsinn ist, klärt sich in den von Bild.de nicht gezeigten Schlußsekunden des Videos auf.

2. “Benzin-Wut – Nunja …”
(carta.info, Robin Meyer-Lucht)
Robin Meyer-Lucht widmet sich der “Bild”-Schlagzeile “Benzin-Wut”.

3. “Missbrauch am Odenwald-Internat”
(zeit.de, Jana Simon und Stefan Willeke)
Die “Zeit” versucht aufzuklären, warum der bereits 1999 von der “Frankfurter Rundschau” aufgedeckte Missbrauch an der Odenwaldschule nicht von anderen Journalisten aufgegriffen wurde. “Fehleinschätzungen über die Dimension des Skandals, Desinteresses am Thema, die Unlust zu recherchieren – und gelegentlich das Bedürfnis, die Reformpädagogik gegen Angriffe zu schützen. Das berichten heute Journalisten, die damals für die Berichterstattung über Schulen verantwortlich waren.”

4. “Perfide Wettermacher”
(nzz.ch, ras.)
Der Fall Jörg Kachelmann: Rainer Stadler nennt jene “Wettermacher der Öffentlichkeit”, die Behauptungen zu Tatsachen verkürzen, “Henker”. “Am einen Tag zeigt man Empörung über den Wettermann, weil er während eines kurzen öffentlichen Auftritts lachte oder lächelte. Am nächsten Tag gibt irgendein Hobby-Psychologe dem letztlich vieldeutigen Lachen eine simple Erklärung, möglichst mit moralisierendem Unterton.”

5. “Counterfeit Roth”
(newyorker.com, Judith Thurman, englisch)
Der italienische Zeitungsjournalist Tommaso Debenedetti erfindet Interviews mit den Schriftstellern John Grisham und Philip Roth. Ans Licht kommt das erst, als Roth von einer italienischen Journalistin auf seine in “Libero” publizierten Aussagen angesprochen wird. “But I have never said anything of the kind!”

6. “Quotendruck macht Fernsehen dumm”
(youtube.com, Video, Nico Semsrott, 2:45 Minuten)
“Der Hauptfeind des Fernsehens ist die Realität.”