Archiv für April 2nd, 2008

Bild.de zensiert “BILDblog”

Die Nachrichtenagentur dpa hat ein kurzes Interview mit Markus Beckedahl von newthinking communications geführt, einem der Veranstalter der Weblog-Konferenz re:publica. Hier die erste Frage im Original-dpa-Wortlaut bei Welt.de:

Auch Bild.de veröffentlicht das dpa-Interview. Sogar mit Links auf die angesprochenen Blogs – und leicht gekürzt:

Mit Dank an A.T. für den sachdienlichen Hinweis.

Na, herzlichen Glückwunsch…

Beim Fußballzweitligisten FC Erzgebirge Aue ist so einiges los. Zwar scheint es nicht ganz so sicher, wie “Bild” schreibt, dass Torwart Axel Keller tatsächlich rausgeworfen wurde, “weil er bei der Geburt seiner Tochter war!” Aber dieser Teil der heutigen “Bild”-Berichterstattung beruht ohnehin fast ausschließlich auf einem Artikel der “Freien Presse”. Ausgedacht hat “Bild” sich aber offenbar den letzten Satz der Geschichte:

"Zur Geburt hat ihm vom Verein bis heute keiner gratuliert..."

Beim FC Erzgebirge sieht man das anders. In einer Mitteilung auf der Internetseite heißt es dazu:

– Die ersten Glückwünsche erhielt Axel Keller bereits in der Halbzeitpause des Spiels gegen Freiburg. Hier wurde ihm und seiner Freundin vor 10.500 Zuschauern per Durchsage im Stadion gratuliert. Zu diesem Zeitpunkt war Axels Tochter etwa eine Stunde auf der Welt.

– Persönliche Glückwünsche gab es einen Tag später, also zum Training am Ostermontag von Spielern und Trainern.

– Weiterhin gratulierte der Verein über die Homepage, was auch als Presseinformation an die Medien ging.

– Zudem gratulierte der FC Erzgebirge Axel Keller und seiner Freundin Ulrike zur Geburt von Tochter Marlene auch 28. März im Vereinsjournal ‘VEILCHENECHO’ zum Spiel gegen Mainz.

Nun ja. Was beim Training am Ostermontag passierte, können wir nicht beurteilen, und zur Durchsage im Stadion müsste man wohl die 10.500 Zuschauer befragen. Die Meldung auf der Vereins-Homepage indes haben wir gefunden (“Keller stolzer Papa”). Und die Glückwünsche im “Veilchenecho” hat uns ein Sprecher des Vereins vorgelesen. In der Rubrik “Geburtstage” war dort zu lesen:

Axel ist seit Ostersonntag Vater der kleinen Marlene. Auch dazu herzlichen Glückwunsch.

Mit Dank an Eagleeye für den sachdienlichen Hinweis.

Dita-von-Teese-Lesben-Porno-Enthüllung enthüllt

Es ist im Grunde ganz einfach. Da schreibt man über einen Text “Dita von Teese drehte Hardcore-Lesben-Porno” und schon hat man einen Artikel, der bestimmt ganz viel geklickt wird. Wenn man dann, wie Bild.de, noch “Britische Zeitung enthüllt” drüber schreibt, kann man ja gar nichts falsch machen:
"Britische Zeitung enthüllt: Dita von Teese drehte Hardcore-Lesben-Porno"

Der “Sun”-Artikel, auf den Bild.de sich bezieht, ist erstaunlicherweise sogar direkt bei Bild.de verlinkt. Und die “Sun” selbst schreibt schließlich unter der Überschrift “Dita has a secret porn flick past”:

BUSTY new Wonderbra model DITA VON TEESE has a secret hardcore porn past, The Sun can reveal.

Allerdings sollte jemand, der bei Bild.de arbeitet, eigentlich wissen, dass manche Zeitungen es mit Begriffen wie “geheim” oder “enthüllt” nicht immer so genau nehmen – und vielleicht mal kurz recherchieren, was denn eigentlich dran ist an der Enthüllung der “Sun”.

Nämlich nichts. Dass Dita von Teese in Porno-Filmen mitgespielt hat, ist bekannt. Um es zu wissen, muss man nicht mal Porno-Experte sein oder sich mit Dita von Teese besonders gut auskennen. Ein Blick in die Filmdatenbank imdb.com genügt völlig. In ihren WikipediaEinträgen steht’s schon seit dem Jahr 2005.

Mit Dank an Frank, David K., Marcel H. und Jens B..

Ptolemäisch

"Die Sonne schafft es in 365 Tagen einmal um die Erde – 361 Tage ist der letzte Auswärtssieg von Energie Cottbus her. Eine halbe Ewigkeit!"

Wäre die Sonne “Bild”-Zeitungsleser, sie würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen.

Mit Dank an Christian K. und Branko F.

6 vor 9

Die Blogisierung der Politik
(welt.de, Thomas Vitzthum)
Wie und warum Merkel, Westerwelle und Co. ihre Botschaften immer häufiger per Internet unters Volk bringen.

Der deutsche Journalismus sorgt für Überraschungen
(berliner-journalisten.com, Laura Stevens)
Die US-amerikanische Journalistin Laura Stevens kam zu einem Studienaufenthalt nach Deutschland. Erwartet hatte sie große Ähnlichkeiten zwischen der deutschen und amerikanischen Berichterstattung. Gefunden hat sie erstaunliche Unterschiede und einen Mangel an Information.

Unser tägliches Fernsehen: Bleiben Sie dran!
(gazette.de, pdf)
Fernsehen, sagte Oliver Kalkofe in Kreative Querschnittslähmung, sei wie der Wärter, der sei nem Gefangenen nur noch trockenes Brot gibt mit der Begründung, der isst eh alles. Was also tun, wenn auch die TV-Gesellschaft, die keinen ?angemessenen und altersgerechten Medienkonsum? gelernt hat, alles frisst? Es bleiben Gelassenheit und Ironie.

“FR”-Chef Uwe Vorkötter will sich online bewegen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Ich bleibe gerne der Einzige im nordischen Tabloid-Format”, sagt Uwe Vorkötter, Chefredakteur der “Frankfurter Rundschau” im DWDL.de-Interview. 2008 steht für ihn der Ausbau des Online-Angebots im Mittelpunkt. “Größten Respekt und alle Hochachtung” hat Vorkötter vor seinen alten Kollegen bei der “Berliner Zeitung”.

Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter
(hagalil.com)
Am 31. März 1948, starb in Prag eine der schillerndsten Persönlichkeiten aus der Welt des Journalismus: Egon Erwin Kisch.

Was ich heimlich lese
(cicero.de, Julia Franck)
“Auf den Wissensseiten lese ich ausnahmslos jeden Artikel – ganz anders als im Rest der Zeitung, den ich anschließend nur überfliege und hier und dort etwas Herausstechendes lese. Warum ich diese Leidenschaft für unwürdig halte? Ganz einfach, es ist eine sehr oberflächliche Wissensaneignung, die dort stattfindet.”