Archiv für November 15th, 2006

Kurz korrigiert (286)

Im Duden steht:

kạlt|ma|chen (salopp): skrupellos töten: er macht dich kalt, wenn du ihm über den Weg läufst.

“Bild” schrieb am Montag über die sogenannte “Seckbach-Gang”:

Ein Sprecher der Polizei erklärt uns dazu:

Bandenmitglieder, die einen Auftrag nicht ausführen wollten, wurden unseren Ermittlungen nach “geschmeidig” gemacht, mit Ohrfeigen, Fausthieben und Ähnlichem. Es wurde aber niemand abgeschlachtet oder erschossen.

Mit Dank an Peter M. für den sachdienlichen Hinweis.

Jetzt XV


Wenn irgendwo eine “Hure erschossen” wird, ist das natürlich ein Thema – für “Bild”. Und so schreibt “Bild” heute (in Teilen ihrer Ausgabe) über die am 25. März 2006 ermordete Anamaria Negoita, die in Hof als Prostituierte arbeitete:

“Womit der Killer nicht rechnete: Eine Überwachungskamera nahm ihn auf!

Jetzt wurden die Bilder erstmals von der ‘Soko Karina’ veröffentlicht.

Nun ja: Tatsächlich wurden die Bilder am vergangenen Freitag von der “Soko Karina” veröffentlicht — allerdings nicht wirklich “erstmals”, wie “Bild” behauptet. Erstmals veröffentlicht wurden die Bilder indes vor siebeneinhalb Monaten. Und seitdem sahen sie (abgesehen von den Lesern verschiedener Zeitungen) allein in Sendungen wie “Aktenzeichen XY ungelöst” vom 4. Mai oder “Kripo Live” vom 11. Juni über 4,5 Millionen Zuschauer.

Jetzt wurden die Bilder nur erstmals von der “Bild”-Zeitung veröffentlicht.

Mit Dank an farry2003 für den Hinweis und Wolfgang K. auch für den Scan.

“Bild” als WIKIPEDIAblog (1)

“Bild”-Autor Sven Kuschel (“Lesbe (taubstumm) sticht Lesbe (taubstumm) nieder”, “Waldmensch metzelt Spaziergänger nieder”), schreibt heute über “Wikifehlia”:

Dieter Thomas Heck in Internet-Lexikon beleidigt

“Wikifehlia” habe “sein erstes Promi-Opfer”, heißt es eingangs. Zwar ist Heck keineswegs das erste “Promi-Opfer”, aber was da über Heck im Internet-Lexikon stand, ist wirklich eindrucksvoll. “Bild” schreibt:

So heißt es bei “Wikipedia” in Hecks Lebenslauf, er habe “nach einem Bombenangriff drei Tage lang onanierend unter einer Kellertreppe” gelegen: “Wegen dieses Traumas begann er nach seiner Rettung zu stottern.”

Weiter heißt es: “Heck nahm Gesangsunterricht, um seine Impotenz loszuwerden” — und es wird sogar behauptet, Heck habe “vor dem Krieg als Verkaufsleiter einer Kondomfirma gearbeitet”!

Immerhin steht im Text auch:

Die Schmutz-Einträge wurden mittlerweile gelöscht.

Bemerkenswerterweise steht im “Bild”-Text aber nicht, wann die “Schmutz-Einträge” überhaupt gemacht wurden. Dabei lässt sich das bei Wikipedia gut nachvollziehen: Die von “Bild” zitierten Passagen wurden nämlich am 13. November mittags von einem anonymen Nutzer abgeändert. (Derselbe Nutzer hat übrigens am Morgen des 13. November auch die Einträge zu Bata Illic und zu Karl Moik vandalisiert, was allerdings binnen einer Minute bemerkt und rückgängig gemacht wurde.)

Zur Erinnerung: Am selben Tag hatte “Bild” ihre Leser aufgefordert, Fehler im Online-Lexikon Wikipedia zu finden und zu melden.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Kurz korrigiert (285)

Vor knapp einer Woche druckte “Bild” (verbunden mit einem “BILD-Tipp!”) unter der Autorenzeile “Von Al Gore” ein paar Sätze von Al Gore. (Eigentlich war es — wie uns der Riemann-Verlag auf Nachfrage bestätigt — ein kurzer Auszug aus dem “BILD-Tipp!” aus einem Buch von Gore, was “Bild” nur versäumt hatte, den Lesern mitzuteilen. Aber egal.)

Al Gores kurzer Buchauszug findet sich seitdem auch bei Bild.de – illustriert mit einem Foto des Autors, das Bild.de wie folgt beschriftete:

"U.S. Vize Präsident Al Gore"

Und tatsächlich war Al Gore mal, was Bild.de “U.S. Vize Präsident” nennt — “vom 20. Januar 1993 bis zum 20. Januar 2001 (…) unter Präsident Bill Clinton”, wie es z.B. korrekt bei Wikipedia heißt.

Mit Dank an Sascha O. für den Hinweis.

Nachtrag, 19.55 Uhr: Inzwischen ist Al Gore auch bei Bild.de der “ehemalige US-Vize-Präsident”.

6 vor 9

Journalistisch anmutende Nachrichtenblogs
(telepolis.de, Simon Möller)
Im Jahr 2007 werden in Deutschland neue Internetgesetze in Kraft treten. Das “Telemediengesetz” und der “Staatsvertrag über Rundfunk und Telemedien” bringen inhaltlich kaum Neuerungen, gelten nun aber auch für Blogs und Podcasts. Ob die kleinen Online-Medien die hohen Anforderungen der Reform erfüllen können, ist aber fraglich.

Europa verschläft die Zukunft des Internet
(cafebabel.com, Alberto Nardelli)
Google kauft YouTube, Wikipedia wächst weiter: Europa muss auf die Herausforderung des Web 2.0 endlich reagieren.

Nutzer-Revolte auf YouTube
(futurezone.orf.at)
Während Medien- und Musikkonzerne von der Online-Videoplattform YouTube mit Millionenangeboten für Videorechte hofiert werden, gehen die Nutzer leer aus. Bei populären Amateurvideoproduzenten regt sich deshalb Unmut.

Zeitschriften-Trash (Teil 2)
(fudder.de, dirk)
Nach tantraesken Feuerstühlen und Unterhubers Tinky-Winky folgen heute schmalspurige Nymphen aus der Tschechei sowie zickige Eierrouladen in der Domrep. Teil zwei der acht unglaublichsten Druckerzeugnisse am Freiburger Bahnhofskiosk.

Presse unerwünscht
(jungle-world.com, Andreas Speit)
Im brandenburgischen Blankenfelde schlugen Neonazis eine Journalistin zusammen. Rechtsextreme Angriffe auf Journalisten sind keine Seltenheit.

“Blöd, peinlich und ärgerlich”
(berlinonline.de, Jakob Schlandt)
Die taz druckte eine komplette Zeitungsseite am nächsten Tag nochmal – aus Versehen.