Archiv für November 1st, 2006

Kurz korrigiert (278-280)

Und anders als Bild.de schreibt…

…spielte Boris Karloff nicht Frankenstein, sondern Frankensteins Monster.

…spielten Spencer Tracy und Lana Turner nicht Dr. Jekyll and Mr. Hyde — Tracy spielte natürlich Jekyll und Hyde.

…war es nicht Dr. Seltsam, der im gleichnamigen Film versuchte, einen Atomkrieg auszulösen, sondern General Jack D. Ripper.

Danke an die vielen Hinweisgeber! Ja, da ist noch vieles andere abwegig in der Liste auf Bild.de, aber belassen wir es dabei.

Nachtrag, 20.05 Uhr. Einen haben wir dann — mit Dank an Harald G. — doch noch: Das sind nicht mal Spencer Tracy und Lana Turner auf dem Foto! Das Bild stammt aus der zehn Jahre älteren Jekyll-and-Hyde-Verfilmung mit Fredric March und Miriam Hopkins.

Die Hubertus-Legende-Legende von “Bild”

“Bild” wittert heute einen neuen “Fall Bruno”, weil Jäger ein “süßes weißes Bambi erschießen” sollen. Allerdings, so “Bild”, habe sich bislang “niemand gefunden, der den Herzlos-Befehl ausführen will”. “Bild” meint zu wissen warum:

Weidmänner kennen den Aberglauben: "Wer ein weißes Reh schießt, stirbt innerhalb eines Jahres. Oder einer aus der Familie des Jägers findet den Tod."

Und “Bild” glaubt sogar, den Ursprung dieses Aberglaubens zu kennen:

Ursprung ist die Hubertus-Legende. Sie besagt, dass der heidnische Hubertus seinen Spieß auf einen weißen Hirsch schleuderte. Die Lanze traf das Tier, verwandelte sich in ein Kruzifix.

Nun ist ein Hirsch zwar nicht unbedingt ein Reh, und wer weiß schon, ob der Aberglaube tatsächlich auf die Hubertus-Legende zurückzuführen ist, aber sei’s drum. Denn erstens ist es mindestens umstritten, ob Hubertus einem weißen Hirsch begegnete (manche meinen, die Darstellungen von weißen “Hubertus-Hirschen” seien auf die Unkenntnis von Künstlern zurückzuführen). Und zweitens weiß wohl nur “Bild”, was es mit dieser ominösen Lanze auf sich hat, die sich in ein Kruzifix verwandelt haben soll. Eigentlich besagt die Legende nämlich, dass Hubertus gerade auf den Hirsch anlegen wollte, als er entdeckte, dass dieser ein leuchtendes Kreuz zwischen den Geweihstangen trug. So kann man das auch überall nachlesen.

Michelle Godot

Irgendwann wird es bestimmt soweit sein. Irgendwann wird Michelle Hunziker wieder “Deutschland sucht den Superstar” moderieren. Vielleicht nicht nächstes Jahr, vielleicht nicht überüberübernächstes. Aber wenn es dann soweit sein sollte, wird die “Bild”-Zeitung sagen können: Bei uns stand es zuerst.

Schon am 19. November 2005 hatte “Bild” nach einem “Check” festgestellt, dass “die schöne Michelle” im Vergleich mit der “Käse-Tussi” Tooske Ragas die bessere Moderatorin der Sendung ist, und forderte: “Schickt die Käse-Tussi nach Hause”.

Zwei Wochen später schien es fast soweit zu sein:

Schöne Michelle zurück zu Superstars?

Okay, die Rückkehr verzögerte sich noch ein bisschen. Aber im Januar 2006 schien es fast soweit zu sein:

RTL will ihre Vorgängerin Michelle Hunziker wieder ins Programm nehmen. Muß die Käse-Tussi jetzt zurück nach Holland?

Ein wesentliches Indiz für die bevorstehende Rückkehr sah “Bild” übrigens in der Tatsache, dass RTL “die schöne Michelle” “zurück ins Programm” hole: “Die Schweizerin soll neben Hape Kerkeling (41) die neue Tanzshow ‘Let’s Dance’ moderieren.” Neben Hape Kerkeling (41) moderierte dann allerdings nicht Michelle, sondern Nazan Eckes.

Nun ist fast ein Jahr rum, die neue “Superstar”-Saison beginnt, und “Bild” eröffnet sie heute (traditionell, möchte man fast sagen) mit dieser Schlagzeile:

Käse-Tussi schwanger! Kommt jetzt Michelle?

“Bild” schreibt:

Nach der Schwangerschaft von “Superstar”-Moderatorin Tooske Ragas (32) soll Michelle Hunziker (29) als Ersatz bereitstehen. (…)

RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer vielsagend zu BILD: “Wir hoffen, dass Tooske moderiert. Aber Michelle ist natürlich eine sehr charmante und gute Moderatorin.”

Vielsagend, soso. Uns sagte Frau Eickmeyer heute auf Nachfrage: “Michelle ist bei uns nicht im Gespräch.”

Forsetzung folgt.

Ein hartnäckiger Irrtum

Blöd, dass niemand bei “Bild” liest, was Bild.de so schreibt.

Denn am 29. September stand unter der Überschrift “Die größten Irrtümer der Allgemeinbildung” bei Bild.de:

"Die größten Irrtümer der Allgemeinbildung"

Und heute steht in “Bild” (und bei Bild.de):
"Wie voll sind Kirchen am Reformationstag?"

Mit Dank an Valeri K. für den sachdienlichen Hinweis.

Falsch sparen mit “Bild”

“Jeden zehnten Euro vom Einkommen sparen die Deutschen schon – oft aber falsch!”, stellte die “Bild”-Zeitung gestern fest und leistete ihren Beitrag dazu, dass das so bleibt.

Wer 1000 Euro zu 3,5 bzw. 3,55 Prozent Zinsen anlegt, bekommt nach einem Jahr nicht 1050 Euro bzw. 1055 Euro, wie sie vorrechnete, sondern 1035 Euro bzw. 1035,50 Euro.

Mit dem Geldmarktkonto der Dresdner Bank, das “Bild” empfiehlt, kann man aber trotz 3,5 Prozent Zinsen aus 1000 Euro in einem Jahr nicht 1035 Euro machen — das Angebot läuft nämlich nur bis Ende April, also ein knappes halbes Jahr. Aus 1000 Euro werden in dieser Zeit laut Dresdner Bank 1015 Euro (Stand: heute), eine Verlängerung oder Wiederholung zu diesen Konditionen ist ausgeschlossen.

Danke an Christhart B., Thorsten D., Martin B., Mike S., Frank J., Peter T. und vor allem Janine K.!

Kurz korrigiert (275-277)

Gut, dann gehen wir die Sachen schnell durch:

Der Komiker Sacha Baron Cohen, dessen Film “Borat” morgen in die deutschen Kinos kommt, hat — anders als “Bild” gestern schrieb — nicht in Oxford studiert, sondern in Cambridge.

Das Drama “Nicht alle waren Mörder” läuft heute abend — anders als “Bild” heute schreibt — nicht im ZDF, sondern in der ARD.

Und König Artus, der drittwichtigste Mann auf der Liste der “101 wichtigsten Menschen, die nie gelebt haben” (Tiere, Maschinen u.ä. inklusive), Antoine Fuqua spielte 2003 König Arthurist — anders als Bild.de schreibt — nie von Antoine Fuqua gespielt worden. Fuqua war Regisseur des Films “King Arthur”. Das Foto zeigt den Hauptdarsteller Clive Owen.

Danke an Sebastian D., Clemens H., Thorsten E., Thomas H., Michael S., Marcel G., Markus H., Benni M., Mitya K., Stephan T., Michaela B., Ron, Jens L., Uli Z. und Daniel M.!

Nachtrag, 13.35 Uhr. Bild.de hat “Antoine Fuqua” durch “Clive Owen” ersetzt…

Nachtrag, 16.20 Uhr. … und aus “ZDF” “ARD” gemacht.

6 vor 9

Schon dein ?Zine? gemacht?
(zeit.de, Henning Hoff)
Für einige Trendsetter sind Blogs von gestern: In Großbritannien boomt die ?kleine Presse?. Immer mehr Magazine und ?Fanzines? drängen auf den Markt. Eine kleine, feine ?Old-media?-Revolte.

Schrittmacher der arabischen Pressefreiheit
(welt.de, Christiane Buck)
Vor zehn Jahren löste der Start von al-Dschasira eine mediale Revolution aus. In diesen Tagen soll sein englischsprachiger Kanal auf Sendung gehen. Kritiker versuchen, das zu verhindern.

Die Blase 2.0
(spiegel.de, Frank Patalong)
Das Kunstwort Web 2.0 gilt als Zauberformel mit der Macht zur Geldvermehrung. Die Geschäftsmodelle der Vorzeigeunternehmen dagegen zeigen: Wirtschaftlicher Erfolg mit Web 2.0 ist schwierig – und noch schwieriger zu bewahren. Ein vorgezogener Abgesang.

Kampf der Kulturbanausen
(taz.de, Daniel Bax)
Das Feuilleton interessiert sich immer weniger für Kultur, schon gar nicht für solche aus fremden Regionen. Genau das macht es anfällig für eine schlicht gestrickte Rhetorik vom “Kampf der Kulturen”. Aufklärung sieht anders aus.

Ausgehöhlte Medienfreiheit
(medienheft.ch, Urs Meier)
Dem Grundrecht der öffentlichen Kommunikation drohen neue Gefahren.

Bekenntnisliteratur
(medienrauschen.de)
Spiegel-Bestsellerliste vom Montag.