Archiv für März 14th, 2006

Jetzt IX

Am 14. Oktober 2005, auf der allerallerersten großen Pressekonferenz zum neuen James-Bond-Film, sagte der Produzent Michael G. Wilson u.a., dass “Casino Royal” ohne die Rollen des Tüftlers “Q” und der Sekretärin “Miss Moneypenny” auskommen werde.

Und satte 151 Tage später steht es (mit dem ausdrücklichen Hinweis “Jetzt gibt’s endlich mehr Fakten”) auch bei Bild.de:

Mit Dank an Frank M. für die Inspiration.

Robin Hood für ganz Arme III

Eigentlich gibt es, was die Anzeige von “Bild” gegen die sogenannten “Renten-Lügner” angeht, nichts Neues. “Bild” berichtet trotzdem und teilt ihren Lesern am Rande zwei Dinge mit, die sie bislang verschwiegen hatte. Das eine in einer Bildunterzeile, das andere eher indirekt:

1. Die Anzeige von “Bild” ist gegen Unbekannt gerichtet (siehe Ausriss).

2. “Bild” hielt es – aus welchen Gründen auch immer – für sinnvoll, nicht bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Berlin Anzeige zu erstatten, sondern bei der unzuständigen Staatsanwaltschaft in Hamburg.

Fortsetzung folgt …

Kurz korrigiert (71)

Unter der Überschrift “Darüber schmunzelt Deutschland” gibt Bild.de heute Nachhilfe in deutschem Strafrecht.

"Wer Falschgeld in Umlauf bringt, muß mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe rechnen."

Doch anders als Bild.de behauptet, muss niemand, der Falschgeld in Umlauf bringt, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe rechnen, sondern — je nach dem — entweder mit einer “Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr”, einer “Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren”, einer “Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren” bzw. einer “Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren” oder mit einer “Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe”.

Mit Dank an Holger B. für den Hinweis

Nachtrag, 17.30 Uhr: Bild.de hat den Fehler korrigiert. Nun heißt es dort, wer Falschgeld in Umlauf bringe, müsse “mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren oder einer Geldstrafe rechnen”.

Na, zufrieden?

Dass der Vorwurf, es habe eine Kampagne der “Bild”-Zeitung gegen Jürgen Klinsmann gegeben, “blanker Unsinn” sei, ist ja schon länger bekannt.

Und was genau man sich unter blankem Unsinn vorzustellen hat, zeigt die aktuelle “Sonntagsfrage zur WM”, die kürzlich “im Auftrag von Postbank und ‘Bild am Sonntag'” wie folgt beantwortet wurde:

“Die Kritik an Jürgen Klinsmann schlägt sich jetzt auch auf die Zufriedenheitswerte mit seiner Arbeit nieder.”

Aussage von Postbank und “BamS” stützte sich auf folgende Umfrageergebnisse: 39 Prozent der Befragten äußerten sich zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit Klinsmann, 28 Prozent unentschieden und die übrigen 33 Prozent weniger oder nicht zufrieden, was für “eine der größten Privatkundenbanken Deutschlands” und “Europas größtes Sonntagsmedium” folgende Überschrift nahelegte:

Nur 5 Prozent sind sehr zufrieden mit Klinsmann

Blankerer Unsinn ist da eigentlich nur die Grafik, mit der Bild.de die “Sonntags-Frage zur WM” illustriert:

Mit Dank an Jürgen G. für den Hinweis.

Mehr dazu hier.

Warum hat er “Bild” das nicht vorher gesagt?

Es hat dann doch noch jemand Franz Josef Wagner Bescheid gesagt, dass nicht die Sonne und die Temperaturen ausschlaggebend dafür waren, dass Jürgen Klinsmann die vergangene Woche an seinem Wohnsitz in Kalifornien verbracht hat. Und “Bild”-Kolumnist Wagner, der den Bundestrainer gestern noch beschimpft hat, schreibt deshalb heute einfach nochmal an Klinsmann.

Die Frage, ob man es Klinsmann als Ausrede durchgehen lassen kann, dass er den einjährigen Todestag seines Vaters mit seiner Mutter verbringen wollte, beantwortet Wagner klar mit Ja (“Eine Mutter ist immer mehr wert als ein Pokal”) und Nein (“Es geht nur um die WM”). Und findet einerseits, “daß Klinsmann seine Mutter aus dem Spiel herauslassen muß”, und fragt andererseits, “warum haben Sie uns das nicht vorher gesagt?”

Nun ja, auf diese letzte Frage hätte Wagner eine Antwort finden können. Im ZDF-Interview, das Klinsmann am Sonntag gab:

Ich hab’ meine privaten Gründe, und möchte die niemandem weitererzählen. (…)

Alles, was ich immer [gegenüber dem DFB] kommuniziert habe, stand am nächsten Tag in der Zeitung. Und das sind Dinge, die gehören nicht in die Zeitung. Das sind Dinge, die gehören ins Familienleben. In Deutschland nimmt man sich das Recht heraus, über Leute zu urteilen, die man zum einen nicht kennt, und zum anderen auch die Inhalte nicht weiß. Ich ziehe über irgendjemanden her, nur weil ich Lust habe oder weil ich irgendein Gerücht höre, dann hab ich das Recht, den zu verurteilen. (…)

Wenn es ins Private geht oder soweit geht, dass dann mir Journalisten hinterherfahren in Los Angeles vorm Haus, dich verfolgen, wie du den Kleinen in die Schule bringt, rumschnüffeln in Deiner Nachbarschaft, um zu erfahren, was macht der eigentlich in seinem normalen Alltag, wie jeder andere Mensch auch, ich finde, irgendwo hast du ‘ne Grenze überschritten und das ist jetzt halt passiert.

Zum Vergleich: “Bild” schrieb vor zehn Tagen in einer Art Porträt über Klinsmann (“Wer steckt hinter der Grinsi-Maske?”):

Sein Haus, seine Burg: “Die Öffentlichkeit hat kein Recht auf mein Privatleben.” So hielt es der ehemalige Bäckergeselle aus Geislingen schon immer: den öffentlichen Ruhm als Torschütze ließ sich Jürgen Klinsmann mit Millionen belohnen.

Doch der Mensch klappte zu wie eine Auster.

Keine Frage: Die “Bild”-Kampagne gegen Jürgen Klinsmann dient den eigenen Interessen der Zeitung.