Der Ziehungsbeauftragte von Bild.de ermittelte heute für Paris Hilton zweimal die 24…
…und einmal die 25.
Danke an Tobias G.!
Nachtrag, 12. März. Bild.de hat die Zahlen korrigiert.
Der Ziehungsbeauftragte von Bild.de ermittelte heute für Paris Hilton zweimal die 24…
…und einmal die 25.
Danke an Tobias G.!
Nachtrag, 12. März. Bild.de hat die Zahlen korrigiert.
Beginnen wir mit einem Witz. “Bild” schreibt heute:
Jetzt kämpft BILD für das Recht auf korrekte Information.
Aber im Ernst: “Bild” hat es wirklich getan, die Zeitung hat einen dicken Umschlag in einen Briefkasten werfen lassen.
Und dabei könnte man es eigentlich auch belassen.
Andererseits hat “Bild” sich doch so viel Mühe gegeben, den Anschein zu erwecken, dieses Einwerfen eines dicken Umschlags in einen Briefschlitz sei irgendwie bedeutsam: Bei dem Briefschlitz handelt es sich nämlich um den des Hamburger Landgerichts. Außerdem ist der Umschlag an die Staatsanwaltschaft Hamburg adressiert. Ja, “Bild” hat sogar einen Anwalt mit dieser simplen Tätigkeit des Brief-Einwerfens beauftragt.
Dabei könnte jeder jeden Tag zig dicke an Staatsanwaltschaften adressierte Umschläge in Briefschlitze sämtlicher Landgerichte Deutschlands werfen und es hätte auch nicht mehr zu bedeuten. (Wahlweise täte es natürlich auch ein kurzer Anruf bei der Polizei, die ohnehin zunächst die Ermittlungen führen muss.)
Doch “Bild” macht dieses Brief-Einwerfen heute zum großen Aufmacher ihrer Seite zwei:
Und wie gestern behauptet “Bild” auch heute wieder, sie würde diese ominösen “Renten-Lügner” verklagen, obwohl sie sie doch eigentlich anzeigt. Wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. Und wie schon gestern, lässt “Bild” ihre Leser im Unklaren darüber, wen sie eigentlich genau anzeigt und wie da jemand eigentlich diese beiden Straftatbestände erfüllt haben soll. Im Text heißt es nur:
Zur Begründung schreibt der Jurist unter anderem: “Die permanente Aussage, daß die Rente sicher sei, ist objektiv wahrheitswidrig. Dennoch wird sie auch aktuell weiterhin von Politikern so geäußert.”
(…)
Anwalt Thomas: “Hier wurden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von der Politik betrogen und das gesamte Geld veruntreut.”
Zusätzlich hat “Bild” offenbar noch drei Juristen befragt. Einen Wirtschaftsanwalt, einen Fachanwalt für Sozialrecht, und einen Staatsrechtler. Außerdem kommt noch ein Lobbyist zu Wort. Und obwohl es doch um zwei Straftatbestände geht, hat “Bild” auf die Befragung eines Strafrechtlers verzichtet.
Kurz gesagt: Bislang gibt “Bild” keine Informationen preis, die irgendwie Aufschluss darüber geben, ob diese Anzeige mehr ist, als eine große Luftblase, die sich irgendwann in Empörung über bereits Bekanntes auflöst: nämlich, dass das Grundgesetz Politiker vor Strafverfolgung schützt – das jedenfalls schreibt heute eine große Schwesterzeitung von “Bild”.
Am vergangenen Dienstag noch hatte “Bild” die Meldung exklusiv: dass sich der Ältestenrat des Bundestages mit ein paar umstrittenen Äußerungen Oskar Lafontaines befassen und die Frage erörtern wolle, ob man Lafontaine dafür rügen und eine Entschuldigung einfordern solle.
Über das Ergebnis berichtete dann am Donnerstagnachmittag allerdings nicht “Bild”, sondern die “Leipziger Volkszeitung” (LVZ) exklusiv. Dort hieß es u.a. unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung, der Ältestenrat habe Lafontaine, “aufgefordert, sich (…) öffentlich zu entschuldigen”. Und so vermeldeten es anschließend auch verschiedene Nachrichtenagenturen und diverse Medien:
“(…) zitierte die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitagausgabe) Teilnehmer der Sitzung.” (Quelle: AP)
“Die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitag) berichtete unter Berufung auf Teilnehmer einer Sitzung des Gremiums, (…)” (Quelle: dpa)
Doch was die LVZ da berichtete, war, so Hans Hotter, Leiter der Pressestelle des Deutschen Bundestages, “nicht zutreffend.” Wie Hotter uns heute erläuterte, sei das Thema zwar kontrovers diskutiert worden, der Ältestenrat habe jedoch “keine offizielle Rüge” ausgesprochen und “nicht beschlossen”, dass Lafontaine sich entschuldigen müsse.
Mit Dank an Jason M. für den sachdienlichen Hinweis.
Was?!
Ach so, ja… fast hätten wir’s vergessen: Selbstverständlich konnte man die LVZ-Meldung am Freitag auch in Europas größter Tageszeitung nachlesen. Schließlich hatte sie das Thema ja ursprünglich aufgebracht. Auf eine klärende Rückfrage beim Bundestag scheint man dort jedoch ebenso verzichten zu können geglaubt zu haben wie auf den Hinweis, woher die Ente Exklusivmeldung eigentlich stammte. Stattdessen standen in “Bild” unter der irreführenden Überschrift “Entschuldigung von Lafontaine gefordert” nur die irreführenden Sätze:
“Watsch’n für Oskar Lafontaine! Die Mehrheit der Mitglieder des Ältestenrats des Bundestages hat den Fraktionschef der Linkspartei scharf gerügt und eine Entschuldigung gefordert.”
Und jetzt aber wirklich: Mit Dank an Jason M. für den Hinweis.
Zu den journalistischen Grundregeln der “Bild”-Zeitung gehört, dass ohne Superlativ wenig geht. Der zweitälteste Mensch der Welt, ein ziemlich großes Gebäude, ein sehr wichtiger Download — das sind keine Themen für “Europas größte Tageszeitung”. Und auch das neue Nokia-Mobiltelefon 7380 hätte es wohl am Donnerstag nicht auf die erste Seite von “Bild” geschafft, wenn es nicht das erste Handy ohne Tasten wäre:
Was insofern ein bisschen blöd ist, als es durchaus vorher schon Mobiltelefone ohne Tasten gab. Das NEC N500 zum Beispiel. Und das NEC N930. Und das NEC N938. Und das NEC N940.
Okay, jetzt könnte man sagen: Das sind ja alles asiatische Geräte und die “Bild”-Schlagzeile gilt für europäische Handys — aber nein: Siemens hat 2004 schon Mobiltelefone ohne Tastatur herausgebracht. Das Xelibri 3 zum Beispiel. Und das Xelibri 8.
Okay, jetzt könnte man sagen: Das sind ja alles Siemens-Telefone, und dies ist das erste Nokia-Handy ohne Tastatur — aber nein: Das von “Bild” auf Seite 1 angepriesene Mobiltelefon ist nur ein Nachfolgemodell vom Nokia 7280.
Vielen Dank an Steven J. für Hinweis und Pointen!