Archiv für Dezember 21st, 2005

K.

Dies ist die Geschichte von Christoph K. In “Bild” trägt sie die Überschrift: “Ich wurde krank gemobbt”, aber sie könnte genauso gut heißen: “Diese Deppen haben einfach meinen Namen genannt”.

Die Geschichte geht laut “Bild” so: Christoph K. war Beamter. Als ein Kollege im Dienst private Geschäfte erledigte, erstattete K. Anzeige beim Arbeitsamt und bat um Vertraulichkeit. Doch das Arbeitsamt schrieb an seine Dienststelle und nannte seinen Namen. Und Christoph K. wurde gemobbt, erkrankte, wurde aus dem Staatsdienst entlassen. “Heute lebt er allein und ohne Perspektive”, schreibt “Bild”.

Jetzt hat er sich offenbar gegenüber “Bild” geäußert. Die Zeitung zeigt ihn groß im Bild, nennt ihn aber immer nur Christoph K. Wir wissen nicht, warum sie das tut. Ob das rechtliche Hintergründe hat. Oder ob er ausdrücklich darum gebeten hat. Aber wenn es etwas gibt, in dem “Bild” ganz besonders schlecht ist, dann ist es bekanntlich, Namen nicht zu nennen.

“Bild” dokumentiert in Auszügen den Brief, in dem sich der Bundesbeauftragte für den Datenschutz dafür entschuldigt, dass der Name von Herrn K. bekannt gemacht wurde. In dem großen Ausriss, den “Bild” zeigt, steht gleich zweimal der Nachname von Herrn K.: komplett, nicht abgekürzt und in keiner Weise unkenntlich gemacht.

Man könnte sagen, dass keine Fehler so schlimm sind wie mangelhafte Anonymisierungen von Opfern oder Beteiligten — weil sie nicht korrigiert werden können. Man könnte deshalb annehmen, dass Redaktionen sich besondere Mühe geben, diese Art von Fehlern zu vermeiden. Bei “Bild” gibt es keine Anzeichen für solche Sorgfalt, im Gegenteil.

Vorgestern berichtete die Zeitung über einen anderen Fall: Ein Mann mit tragischem Schicksal hat sich das Leben genommen. Auch bei Bild.de erschien der Artikel. Anscheinend zum Schutz der Angehörigen war der Nachname des Mannes abgekürzt, der Vorname seiner Freundin “von der Redaktion geändert”, ihr Gesicht auf einem gemeinsamen Foto unkenntlich gemacht. Und mitten in diesen Artikel setzte Bild.de einen Kasten, der dazu aufforderte, einen neun Monate alten Text aus dem Bild.de-Archiv zu lesen. Und darin steht auch jetzt noch alles: Der Nachname, der richtige Vorname der Freundin, dasselbe Foto von den beiden zusammen, nur ohne jede Verfremdung.

Danke an Torsten W. für Hinweis und Scan!

Und auch noch kursiv

“Bild” bringt eine Reihe von Fotos, die die vom Tsunami betroffenen Küsten Asiens zeigen — zum einen unmittelbar nach der Zerstörung und zum anderen heute, ein Jahr danach.

Bei Bild.de kam jemand auf die schlechte Idee, das so zusammenzufassen:

Bilder aus Asien: Vor der Flut im Dezember 2004 und danach, im Dezember 2005

Kurz korrigiert (45)

Alois Riehl ist — laut “Bild” — “Deutschlands beliebtester Politiker”. Einen Beleg für diese Behauptung, eine Umfrage oder ähnliches, liefert die Zeitung nicht. Unsere Vermutung wäre, dass den meisten Deutschen der hessische Wirtschaftsminister gar nicht bekannt ist.

So wie offenbar auch der “Bild”-Zeitung. Sie schreibt seinen Namen konsequent falsch. Der Mann heißt Rhiel.

Danke an Jens P.!

Nachtrag, 22. Dezember. Inzwischen hat Bild.de den Namen (inklusive der URL des Artikels) geändert.

Es gibt Dinge, die gibt es gar nicht

Es gibt nichts, was sich nicht per USB anschließen ließe.

Schreibt Bild.de — und glaubt das auch. Punkt 4 in der Liste der “verrückten Geräte für den USB-Anschluss” ist ein Fondue-Set, mit dem man am Computer stilvoll Käse oder Schokolade schmelzen lassen kann (zum Frittieren reicht die Energie noch nicht aus). Das Gerät nennt sich im Original “Fundue” und ließe sich bei “Think Geek” für 29,99 Dollar kaufen…

…wenn es sich nicht nur um einen Aprilscherz handeln würde.

Danke an Marco S. für den Hinweis!

Nachtrag, 17.23 Uhr: Der Bild.de-Qualitätsbeauftragte hat inzwischen das USB-Fondue-Set durch ein USB-Mikroskop ersetzen lassen [genauer gesagt: das Fondue-Set einfach aus der Reihe gelöscht]. Allerdings war er offenbar sehr in Eile. Im eigentlichen Artikel fragt Bild.de immer noch: “(…) kennen Sie auch das Fondue-Set mit USB-Anschluß (…)?”

Nachtrag, 19.18 Uhr: Ach so, na klar, in der Überschrift steht’s natürlich auch noch:

Nachtrag, 22. Dezember: Der Qualitätsbeauftragte hat sich dann doch noch mal blicken lassen und nun alle Spuren von dem USB-Fondue-Set beseitigt.