Archiv für Juni 10th, 2005

Eine Woche mit “Bild”…

“Qualität kommt von quälen. Und das erwarte ich von uns. Jeden Tag, immer wieder.” (“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann am 1.11.2004)

… und wir fassen zusammen: Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherheit erwirkte eine Einstweilige Verfügung gegen “Bild”, Sven Martinek erwirkte eine Gegendarstellung bei Bild.de, Giovanni di Lorenzo erwirkte eine Einstweilige Verfügung gegen “Bild”, der Carlsen-Verlag erwirkte eine Gegendarstellung in “Bild”, und das war noch längst nicht alles.

(Wird fortgesetzt.)

Nachtrag, 13.6.2005:
Laut “Welt am Sonntag” “meint” der “Bild”-Chef Kai Diekmann, die Einstweilige Verfügung von Giovanni di Lorenzo “sei bei ihm noch nicht angekommen”.

Sex?

Am Mittwoch nach dem Spiel der Nationalmannschaft gegen Russland sagte der FC-Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger über seinen Kölner Kollegen Lukas Podolski:

“Der Manager hat mich schon nach oben geholt und gesagt, dass ich Poldi bearbeiten soll. Das mache ich auch.”

“SZ”, “FAZ”, “Münchner Merkur”, “Kölnische Rundschau”, “Berliner Morgenpost” und “Welt” und andere interpretierten diese Sätze so, dass Schweinsteiger im Auftrag von Uli Hoeneß seinen Kumpel Podolski zu einem Wechsel nach München überreden soll.

Was natürlich völlig abwegig ist, wie die vier Reporter der “Bild”-Zeitung wissen, die vor Ort waren. Sie hatten als einzige nicht “bearbeiten” gehört, sondern “anbaggern”, weshalb Schweinsteiger natürlich nicht von einem Vereinswechsel geredet hat, sondern von Sex:

Schlitzohr Schweini. Rotzfrech auf dem Feld, rotzfrech auch außerhalb. Vor zwei Jahren wurde er in Damen-Begleitung im Sauna-Bereich der Bayern erwischt. Jetzt scherzt er über die Kumpel-Beziehung zu Lukas Podolski (20): “Manager Hoeneß hat mich schon nach oben in sein Büro geholt und gesagt, daß ich Poldi anbaggern soll. Das mache ich…”

Vielen Dank an Oliver R. für den sachdienlichen Hinweis.

Die Raffkes

Am Montag empörte “Bild” sich auf dem Titel über eine “104 Tage vor der Neuwahl” beschlossene “Massenbeförderung bei Rot-Grün” und berichtete u.a. von “hochdotierten Posten für Abteilungsleiter (Besoldungsstufe B9, rd. 8457 Euro/Monat) und zwei Unterabteilungsleitern (B6, rd. 7206 Euro/Monat)” im Sozialministerium von Ulla Schmidt (SPD). Insgesamt “126 Mitarbeiter (!)” sollen dort befördert werden, hieß es hieß es.

Am Tag darauf druckte “Bild” Reaktionen ihrer Leser:

“Schmeißt die Geier raus!”

“Unsereiner wird mit ein paar Kröten abgespeist, und die fressen wie die Maden im Speck.”

“Krankenkassenbeiträge nicht senken, Rentnern Nullrunden auferlegen, Arbeitslose plündern – und dann das! Schamloser geht’s nicht mehr.”

“Die wahren Raffkes erkennt man am Grabschen.”

“Bittertraurig ist, daß gleichzeitig Zigtausende nur das bißchen Hartz IV haben.”

Das “Handelsblatt” berichtete am Donnerstag auf Seite 6 unter der Überschrift “Schmidt verteidigt ihre Beförderungswelle” u.a.:

“Nach Angaben des für die Personalplanung zuständigen Mitarbeiters entfallen 80 Prozent der Höhergruppierungen auf untere Einkommen, also Sekretärinnen, Pförtner, Boten und Sachbearbeiter. Im Durchschnitt seien die Monatseinkommen um rund 60 Euro im Monat gestiegen.”