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100 Tage “Bild”-Ombudsmann: Die Redaktion hat alles richtig gemacht

Schampus raus, es gibt was zu feiern!

Am 22. Februar machten “Bild”-Chefredakteurin Tanit Koch und “Bild”-Chefchef Julian Reichelt den früheren Intendanten des “Deutschlandradios” Ernst Elitz zum “Bild”-Ombudsmann.

Und seitdem?

Die Festschrift, die heute in der “Bild”-Zeitung und gestern Abend bereits bei Bild.de erschienen ist, bietet leider kein brauchbares 100-Tage-Resümee. Stattdessen hat der Jubilar selbst ein tolles Geschenk mitgebracht:

Viele Leser wünschen sich mehr Möglichkeiten, ihre Meinung zu äußern. Da in der Zeitung der Platz für Leserbriefe begrenzt ist, habe ich die Chefredaktion gebeten, zusätzlich Leserbriefe bei BILD.de zu veröffentlichen. Das klappt: Sie finden mehr Leserbriefe ab heute unter http://www.bild.de/ombudsmann

Mit dem Elitz als Ombudsmann — da bewegt sich richtig was bei “Bild”. Und so werden jetzt endlich auch solche Leserbriefe veröffentlicht:

Zu: Kann die weg? Oder brauchen wir die Ein-Cent-Münze noch?

Im Portemonnaie nerven sie. Aber abschaffen würde ich diese nicht. Ich lege die Ein-Cent-Stücke immer beiseite und bringe sie zweimal im Jahr zur Bank.
[anonym]

Oder diese zwei fundierten Debattenbeiträge:

Zum Kommentar: Letzte Chance für die SPD

Die SPD kommt noch aus den Puschen!
Wolfgang J[.]

Die SPD ist wie 1860 München. Schnell geht es abwärts.
Klaus Guido S[.]

Doch zurück zur 100-Tage-Bilanz von Ernst Elitz. Tanit Koch und Julian Reichelt schrieben im Februar an ihre Leserinnen und Leser: “Wir wollen, dass Sie bei uns Gehör finden, wenn Sie sich über uns ärgern oder etwas falsch dargestellt sehen. Wir wollen, dass Sie unseren Fakten nicht nur vertrauen, sondern sie transparent nachvollziehen können. Wir wollen von Ihnen hören, wenn Sie meinen, einen Fehler entdeckt zu haben.”

Hat das geklappt? Hat die Leserschaft Gehör gefunden? Hat der Ombudsmann die kritischen Fragen, die ihn erreicht haben, ernstgenommen?

Hier eine Auswahl von Ernst Elitz’ Urteilen zur “Bild”-Berichterstattung:













Der “Bild”-Ombudsmann ist ein schlechter Witz.

Elitz schreibt, ihn erreichen 150 Briefe von Leserinnen und Lesern pro Woche. 100 Tage ist er im Amt, also etwas mehr als 14 Wochen. Bei über 2000 Leserhinweisen hat er es nicht hinbekommen, irgendetwas rauszufischen, das wenigstens den Anschein eines Fehlers oder Verstoßes durch die “Bild”-Redaktion besitzt. Die heftigste Kritik äußerte der Ombudsmann, als “Bild” nach dem Champions-League-Viertelfinale aus Fußballer Cristiano Ronaldo “der verfluchte Cristiano Ronaldo” machte:

Das “verflucht”, als Ronaldo die Bayern aus dem Halbfinale schoss, war in der Redaktion selbst umstritten. Ich bin bei denen, die diese Wortwahl nicht für angemessen halten. Bitte fair nicht nur auf dem Rasen, sondern auch beim Spiel mit Worten!

Hui!

Dabei hätte es in den vergangenen 100 Tagen zahlreiche kritische Texte vom Ombudsmann geben können, wenn Ernst Elitz seiner Aufgabe ernsthaft nachgegangen wäre, und wenn “Bild” ein ehrliches Interesse daran hätte. Elitz hätte beispielsweise darüber schreiben können, wieso die Redaktion Fotos von Jugendlichen verbreitet, die seit dem Attentat in Manchester verschwunden sein sollen, obwohl sie zum Zeitpunkt der Tat gar nicht in der Stadt waren. Oder ob er es für richtig hält, dass Bild.de findet, “Mädels” sollten ihrem Sexpartner “den Gefallen” tun, das Kondom mit dem Mund überzuziehen. Oder wie Bild.de darauf kommt, dass es für den Verdächtigen beim Anschlag auf den BVB um Millionen von Euro ging. Warum Bild.de auf einen Witz aus Island reinfällt. Wieso die “Bild”-Medien über die Figur eines Angeklagten witzeln, obwohl dessen Körpergewicht nichts mit dem Fall zu tun hat. Warum “Bild” eine falsche Ursache zum Tod eines 14-Jährigen in Umlauf bringt. Ob er es gut findet, dass Bild.de die Beleidigung “Mongo” auf der Startseite verbreitet. Ob er es für angemessen hält, Fußballer als “Flaschen” zu bezeichnen. Wieso Bild.de auf eine gestellte Hoverboard-Explosion reinfällt. Wie Bild.de und “Bild am Sonntag” auf ihre falsche Ein-Sekunden-Theorie beim Bombenattentat auf den BVB kamen. Ob Norbert Körzdörfers Aussage tatsächlich so rassistisch ist, wie man sie verstehen kann. Oder warum Bild.de und “Bild am Sonntag” falsche Informationen über eine Frau, die im Koma liegt, veröffentlichen.

Über all das hätte Ernst Elitz in den vergangenen 100 Tagen schreiben können. Stattdessen hat er die “Bild”-Medien lieber gelobt.

Mehr über den “Bild”-Ombudsmann:

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Note 666

Aktuell kommt es aber wirklich knüppeldick für den TSV 1860 München: die 0:2-Niederlage gestern im Relegationsrückspiel gegen Jahn Regensburg, der sichere Abstieg in die 3. Liga, vielleicht sogar Insolvenz und Abstieg in die Regionalliga, dazu angebliche Erpressungsversuche vom Investor aus Jordanien.

Und dann haut gestern Abend, keine halbe Stunde nach dem verlorenen Regensburg-Spiel, auch noch die “Abendzeitung” aus München 14 Mal obendrauf:

Egal, ob Torwart, Abwehrchef, Mittelfeldregisseur oder Stürmer, in der Startelf oder Einwechselspieler: alle Note 6!

Nun scheint die Zeit, in der Sportredaktionen rücksichtsvoll bei der Notenvergabe agieren (ein Vorgehen, das sich nach dem Suizid des Fußballtorwarts Robert Enke entwickelte), sowieso vorbei zu sein — erst neulich verteilten die “Bild”-Fußballlehrer zwölf Sechsen an “die HSV-Flaschen”. Was für ein Unsinn aber das kollektive Abwatschen durch die “Abendzeitung” ist, zeigt sich beim Blick auf die Kritiken zu den einzelnen Spielern.

Da wäre zum Beispiel Torwart Stefan Ortega, der zwar zwei Gegentore bekam, sich sonst aber keine groben Schnitzer leistete. Die “Abendzeitung” begründet die glatte 6 so:

Note 6. Kam nach 15 Minuten stark gegen Jahn-Torjäger Marco Grüttner aus seinem Tor. Im Sechzehner aber nicht immer auf Höhe. Letztlich schuldlos an den Gegentoren, aber auch er ließ jede Körpersprache vermissen.

Oder Florian Neuhaus:

Note 6. Der Jüngste war noch bester Löwe! Schüttelte mehrmals seine Gegenspieler ab, war der einzige, der auch mal einen gefährlichen Pass spielte, aber auch er tauchte nach der Pause ab.

Oder Levent Aycicek:

Note 6. Nach 27 Minuten mit der größten Chance, als er gegen Jahn-Keeper Philipp Pentke einen Schritt zu spät kam. Mühte sich — vergeblich.

Oder Sascha Mölders:

Note 6. Brachte bis auf ein paar beherzte Sprints nach der Halbzeit keinerlei Gefahr ins Spiel.

Oder Maximilian Wittek:

Note: 6. [Trainer] Pereiras letzter Joker, doch auch brachte nicht die Wende.

In der München-Ausgabe der “Bild”-Zeitung gab es heute ebenfalls Noten für die Spieler von 1860 München: siebenmal Note 6, fünfmal Note 5 (unter anderem Neuhaus und Wittek), zweimal Note 4 (Ortega und Mölders).

Wenn selbst eine “Bild”-Redaktion in ihrem Urteil differenzierter ist, dann muss man etwas falsch gemacht haben.

Mit Dank an Ralf F. für den Hinweis!

Hauptsache Bild.de geht’s gut!

Läuft es Ihnen auch noch eiskalt den Rücken runter, wenn Sie an diesen schicksalsvollen Tag im vergangenen Jahr denken? Da wollen die Briten doch tatsächlich raus aus der EU. Da wählen die US-Amerikaner doch tatsächlich Donald Trump zu ihrem neunen Präsidenten. Da trennen sich doch tatsächlich Sarah und Pietro Lombardi.

Wie? Das hat Sie gar nicht gejuckt? Die Mitarbeiter von Bild.de sehen das etwas anders. Für sie ist seitdem “nichts mehr, wie es einmal war”:

Seit Oktober 2016 ist nichts mehr, wie es einmal war. Das Liebes-Aus von Sarah und Pietro Lombardi (beide 24) schockte eine ganze Nation.

Äh, ja.

Aber irgendwie sind sie bei Bild.de nicht nur geschockt, sondern auch ziemlich genervt vom Liebes-Hickhack des einstigen “DSDS”-Traumpaars:

Hört das denn nie auf? Jetzt will Sarah auch noch über Pietro singen

Exakt diese Frage — “HÖRT DAS DENN NIE AUF?” — stellen wir uns im Zusammenhang mit Sarah Lombardi und Pietro Lombardi und Bild.de auch schon eine ganze Weile. Warum? Darum:

Sarah Lombardi im Bild-Interview, Teil zwei - Wie ich mich heute mit Pietro verstehe
Sarah Lombardi im Tränen-Interview mit Bild - Ich bereue, Pietro betrogen zu haben
Pietro zu Gast bei Stern TV - Ich könnte nie wieder glücklich sein mit dieser Frau
Das ging mal wieder nach hinten los ... Sarah lobt Pietro und erntet Hass
Nach den Turtel-Fotos aus Paris - Was Pietro über Sarahs neue Liebe denkt
Star-Astrologin verrät - So stehen die Liebes-Sterne für Sarah und Pietro
Affäre, Zoff-Videos, Polizei-Einsatz und noch viel mehr - Das war das Trennngs-Jahr der Lombardis
Sarah Lombardi - Weihnachten mit Pietro?
Lesen Sie mal! Jetzt trennt sich Pietro nochmal von Sarah
Sarah und Pietro - die ganze Wahrheit - Wie die Lombardis Weihnachten feiern
Pietro Lombardi - Was er mit seinem Ehering gemacht hat
Pietro Lombardi - Sein neues Leben ohne Sarah
Pietro Lombardi - Ich werde auch ohne Sarah erfolgreich sein
Gibt es doch noch Hoffnung für die Lombardis? Pietro: Sag niemals nie!
So kaputt war ihre heile Welt wirklich - Was niemand über Sarah und Pietro wusste
Sarah und Pietro - die ganze Wahrheit - So kündigte sich das Liebes-Aus an
Sarah und Pietro - die ganze Wahrheit - Darum zeigen die Lombardis ihre Trennung heute im TV
Obwohl Sarah und Pietro seit Wochen getrennt sind - Warum bei den Lombardis kein (TV-)Ende in Sicht ist
Sarah und Pietro Lombardi - Ihr neues Leben als Singles
Das Trennungs-Interview - Sarah will Pietro zurück!
Die Ehe der Lombardis ist seit einem Jahr kaputt - Also was das alles gelogen!
Sarah und Pietro Lombardi - Von ihrer großen Liebe bleibt - blanker Hass!
Öffentlicher Streit, heimlich-Video, Kind vorenthalten - Verlieren Sarah und Pietro jetzt ihr Sorgerecht?
Bild sprach mit einem Insider - Blitzscheidung bei Sarah und Pietro?
Wegen des Schlammschlacht-Videos - Zeigt Pietro Sarah jetzt sogar an?
Verstehen die sich wieder? Sarah und Pietro schreiben sich auf Facebook
Pietro Lombardi - Seitenhieb gegen Sarahs neue Liebe
Neues von den Lombardis - Wie Sarah heute die Trennung erklärt
Sarah Lombardi - Doku-Soap ohne Pietro!
Song mit Rapper-Kumpel MC Bilal - Abrechnung mit der Ex! Sing Pietro hier über Sarah?
Heftiger Zoff mit Noch-Ehefrau Sarah - Was Pietro zum Streit-Video sagt
Der Beziehungscoach erklärt - Das sagt das Video über Sarah und Pietro
Nach Streit-Video mit Sarah - Verteidigt Pietro hier seinen Ausraster?
Fans nach Streit-Video stinksauer - Hat Sarah Pietro eiskalt reingelegt?
Hässliche Szenen einer gescheiterten Ehe - Böser Streit von Sarah und Pietro - das Video!
Nach der Trennung von Sarah und Pietro - Endlich sprechen sie Klartext!
Eigentlich getrennt, aber ... Singen Sarah und Pietro bald wieder für ihre Fans?
Nach Polizeieinsatz bei Sarah und Pietro - Es hat schon öfter gekracht!
Anzeige wegen Körperverletzung - Es gab Streit! Dann rief Sarah die Polizei
Wegen häuslicher Gewalt - Polizei-Einsatz bei Sarah und Pietro
Bild kennt die Hintergründe - TV-Comeback von Sarah und Pietro
Nach der Trennung von Pietro Lombardi - Sarahs Charme-Offensive bei Facebook
Auf Facebook und Instagram - Pietro entfreundet sich mit Sarah!
Ehe-Aus bei den Lombardis - Sarah sing sich den Schmerz von der Seele
Pietro Lombardi live auf Facebook - So lenkt er sich vom Liebes-Aus ab
Sarah und Pietro - Bleiben die beiden fürs TV ein paar?
Ehe-Aus bei den Lombardis - Warum Pietro trotz Scheidung der Gewinner ist
Scheidung bei den Lombardis - Was wird jetzt aus Söhnchen Alessio?
Leute - Sarah und Pietro Lombardi trennen sich
Sie haben endliche gesprochen - Krisengipfel! Pietro strahlte, Sarah weinte
Jetzt gehen die Fans auf die Barrikaden - Schmeiß Sarah endlich raus, Pietro!
Noch
Ehekrise nach Fremdgeh-Vorwürfen - Ist Sarah zu hübsch und zu schlau für Pietro?
Das Ende eines Power-Paars? Was bei Sarah und Pietro alles auf dem Spiel steht
Alter Scherz-Anruf - So fanden Sarah und Pietro Fremdgehen noch vor zwei Jahren
Nach Fremdgeh-Vorwürfen - Hier fliegt Sarah ohne Pietro in den Urlaub
Nach den Fremdgeh-Gerüchten um Sarah - Pietro ohne Ehering!
Fremdgeh-Vorwürfe um DSDS-Paar - Können Sarah und Pietro ihre Ehe noch retten?
DSDS-Star hat nach den Fremdgehvorwürfen sein Facebook-Titelfoto geändert - Pietro ohne Sarah
Es kursieren eindeutige Fotos - Betrügt Sarah Lombardi ihren Pietro?
Sarah Lombardi mit Sohn und Lover in der Türkei - Wie schmeckt Pietro dieser Liebes-Urlaub?
Ehe der Lombardis seit einem Jahr kaputt - Wann sollte man den Schlussstrich ziehen?

Wann man den Schlussstrich ziehen sollte, Bild.de? Lieber heute als morgen.

Penis! Penis! Hier klicken! PENIS!!!

In Kapstadt ist Medizinern vor wenigen Tagen etwas Besonderes gelungen: In einer neuneinhalbstündigen Operation haben sie erfolgreich einen Penis transplantiert. Auch Bild.de berichtete über diese “medizinische Sensation in Südafrika”, wobei der Fokus in der Überschrift eher auf den Hautfarben von Spender und Empfänger lag und nicht so sehr auf der Leistung der Ärzte:

Medizinische Sensation in Südafrika - Schwarzer bekommt weißen Penis transplantiert

Was wird dem durchschnittlichen Bild.de-Leser beim Betrachten dieser Schlagzeile wohl durch den Kopf gehen? Und welche Folgefrage halten die Mitarbeiter aus der Redaktion für besonders dringend?

a) Menschenskinder — toll, was Ärzte heutzutage so alles hinbekommen! Wie funktioniert das denn?
b) Nanu?! Ein Weißer und ein Schwarzer? Reagieren die nicht allergisch aufeinander?
c) Ohgottohgott! Kann man mir meinen Penis auch einfach wegnehmen?

Klar, Bild.de weiß eben, was die eigene Leserschaft umtreibt:

Nach Transplantation - Kann ich den Penis als Organspender ausschließen?

Die Frage ist natürlich ziemlicher Quatsch. Denn der Penis gehört überhaupt nicht — anders als Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm — zu den offiziell vom Organspendeausweis abgedeckten Spenderorganen. Das schreibt dann auch Bild.de im Artikel:

Nach der erfolgreichen Penis-Transplantation in Kapstadt fragen sich viele Besitzer eines Organspende-Ausweises: Gehört auch der Penis zu den Organen, die nach dem Tod entnommen werden können?

Die Antwort darauf ist aktuell wohl nein.

Für jene Leser, die dennoch um ihren Penis fürchten, hat das Bild.de-Team einen Nummer-sicher-Tipp:

Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf seinem Organspende-Ausweis Organe vermerken, dass der Penis nicht zu den Spender-Organen zählt.

Den besonders Begriffsstutzigen hat das Penisportal das Ganze auch noch mal als Grafik zur Verfügung gestellt:

Organspendeausweis mit dem Vermerk, dass der Penis nicht entnommen werden soll

Vielleicht sind die Geschlechtsteilexperten von Bild.de aber auch nur so vorsichtig, weil sie schon ahnten, was ein Urologe ihnen und ihren zahlenden “Bild plus”-Kunden heute erklärt hat:

Urologe erklärt - Der Penis ist die Antenne des Herzens

Und wer will schon fahrlässig seine “Antenne des Herzens” aufs Spiel setzen?

Mit Dank an Christian M. für den Hinweis!

Geld verdienen mit dem Tod junger Menschen

Es ist ein großes Glück, dass in der Redaktion der “Bild”-Zeitung so viele feinfühlige Eltern sitzen. Andernfalls hätte die Berichterstattung des Boulevardblatts über den Anschlag in Manchester nämlich ganz anders ausgesehen.

Das ist jedenfalls der logische Rückschluss aus dem, was “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz in der Samstag-Ausgabe schrieb:

In dieser Woche erreichten mich mehrere Zuschriften von Lesern, die meinten, man hätte darauf verzichten sollen, die Fotos der Opfer von Manchester zu zeigen. (…)

Viele Mitarbeiter haben Kinder im Alter der Ermordeten. Und so wurde die Auswahl der Fotos eben nicht nur von Journalisten getroffen, sondern von Müttern und Vätern, die sich fragten: Würde ich mein Kind so zeigen, wenn meine eigene Familie von diesem Grauen betroffen wäre? (…)

Die Auswahl eines jeden Fotos war eine Gewissensentscheidung. Ich finde, das Gewissen der Mütter und Väter in der Redaktion hat bei der Auswahl der Fotos aus Manchester richtig entschieden.

Kurzum, das übliche ElitzUrteil: “Bild” hat’s richtig gemacht.

Und das dank der “Mütter und Väter in der Redaktion”. Die sollen sich also gefragt haben: “Würde ich mein Kind so zeigen, wenn meine eigene Familie von diesem Grauen betroffen wäre?” Nun orientiert sich das Persönlichkeitsrecht und das Recht am eigenen Bild und auch der Pressekodex in der Regel nicht an einer hypothetischen Entscheidung des durchschnittlichen “Bild”-Redakteurs. Die richtigere Frage wäre wohl gewesen: “Wollen die Eltern, dass ihr Kind so gezeigt wird?” Und diese Frage hätten die “Bild”-Mitarbeiter am besten nicht sich selbst gestellt, sondern den betroffenen Eltern.

Haben sie aber nicht gemacht und sich stattdessen entschieden, “Fotos aus den glücklichen Tagen der ermordeten Kinder zu zeigen”. Ernst Elitz verkauft diese Entscheidung beinahe als Wohltat:

BILD entschied auch, Fotos aus den glücklichen Tagen der ermordeten Kinder zu zeigen, damit sie uns mit ihrem Lächeln, ihrer Hoffnung, ihrer Schönheit in Erinnerung bleiben. Als ein Zeugnis der Liebe, das uns von den Terroristen unterscheidet.

Halten wir also schon mal fest: Sollten die Kinder der “Bild”-Mitarbeiter jemals in ein derartiges Unglück geraten — was hoffentlich niemals geschehen wird! –, kann man ohne Bedenken ihre Facebook- und Instagram-Seiten plündern und die dort zu sehenden Fotos ins Internet stellen, Bezahl-Artikel mit ihnen füllen, sie hunderttausendfach drucken. Schließlich haben die “Mütter und Väter in der Redaktion” die Frage “Würde ich mein Kind so zeigen, wenn meine eigene Familie von diesem Grauen betroffen wäre?” mit einem kräftigen “Ja!” beantwortet. Sie haben dabei auf Collagen zurückgegriffen, auf denen Personen zu sehen waren, die zur Zeit des Anschlags nicht mal in Großbritannien waren. Sie haben einen Text über die 18-jährige Georgina veröffentlicht, Titel: “Ausgelöscht!”, der fast ausschließlich aus Postings des Mädchens in verschiedenen Sozialen Netzwerken besteht. Um ihn lesen zu können, braucht man ein “Bild plus”-Abo. Es soll bei solchen Artikeln also darum gehen, ein kleines Denkmal für dieses Mädchen zu errichten, ein “Zeugnis der Liebe”, wie Ernst Elitz schreibt? Nein, es geht ums Geldverdienen mit verstorbenen jungen Menschen.

Die “Bild”-Eltern haben sich auch dazu entschlossen, verletzte Kinder und Jugendliche zu zeigen, die nach dem Anschlag schockiert und verwirrt und voller Panik durch Manchester laufen. Immerhin — das stellt auch Elitz heraus (“Die Redaktion entschied dabei sehr bedacht, machte die Gesichter der flüchtenden Kindern unkenntlich.”) — haben sie dabei nicht jedes, aber viele der Gesichter verpixelt.

Fast alle dieser Fotos, die die feinfühligen Mütter und Väter aus der “Bild”-Redaktion unkenntlich gemacht haben, sind auch bei Bild.de erschienen. Dort allerdings bis heute ohne irgendeine Verpixelung. Auch das wäre eine Erkenntnis aus Ernst Elitz’ Verteidigungsschrift: Bei Bild.de arbeiten offenbar nur Kinderlose ohne Gewissen.

oe24.at macht Manchester-Attentäter zur Style-Ikone

Redaktionen, die über terroristische Anschläge berichten, müssen besonders aufpassen, dass sie den Attentätern keine allzu große Bühne bieten. Denn auch das wollen diese mit ihren grässlichen Taten ja erreichen: Aufmerksamkeit. Natürlich muss über ein so grausames Geschehen wie in Manchester berichtet werden — der Täter sollte dabei aber unter keinen Umständen heroisiert werden.

Das hat heute beim österreichischen Knallportal oe24.at nicht ganz geklappt:

Letzte Bilder veröffentlicht - So stylisch jagte sich der Manchester-Attentäter in die Luft

Das war zeitweise tatsächlich die Überschrift auf der Startseite.

Die britische Polizei hat gestern Fotos einer Überwachungskamera veröffentlicht, die den Attentäter kurz vor dem Anschlag zeigen. Er trägt Turnschuhe, eine Jeans, eine gefütterte schwarze Weste oder Jacke und auf dem Kopf eine Kappe. Und weil Weste/Jacke und Turnschuhe von namhaften Marken stammen, macht oe24.at ihn in der Schlagzeile zur Style-Ikone und liefert im Text die Preise seiner Klamotten nach:

Hollister-Jacke und Nike-Schuhe
Um perfekt mit den Zusehern zu verschmelzen, griff Abedi für sein Outfit tief in die Tasche: Mit einer Hollister-Jacke um 75 Euro und “Nike Air Jordan”-Turnschuhen um 170 Euro jagte sich der feige Attentäter in die Luft. Auch eine Baseball-Kappe und Navy Jeans hatte er angezogen.

Dass die “stylisch”-Überschrift vielleicht nicht ganz angemessen ist, merkten auch die Mitarbeiter des Nachrichtenportals. Sie änderten die Überschrift etwas ab:

Letzte Bilder veröffentlicht - So gestylt jagte sich der Manchester-Attentäter in die Luft

Style hatte der Mann, der für den Tod von 22 Menschen verantwortlich ist, für oe24.at aber weiterhin.

Dass selbst die “gestylt”-Überschrift vielleicht nicht ganz angemessen ist, merkten auch die Mitarbeiter des Nachrichtenportals. Inzwischen ist der komplette Artikel von der Seite verschwunden.

Mit Dank an @Jonastrovje für den Screenshot!

Was nicht passt, wird Passlack gemacht

Wenn zu einem Thema schon so gut wie alles berichtet wurde, muss man ganz schön was konstruieren lange nachdenken, um doch noch einen neuen Aspekt zu finden. Nehmen wir als Beispiel das Finale um den DFB-Pokal zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund heute Abend. “Bild” und Bild.de hatten am Mittwoch beziehungsweise Dienstagabend einen Artikel mit einem ganz eigenen Dreh dazu veröffentlicht:

BVB-Bubi Passlack will sein persönliches Double holen - Holt dieser Dortmunder in einer Woche mehr Titel als Bayern in einer Saison?

Zum Hintergrund: BVB-Profi Felix Passlack (noch bis übermorgen 18 Jahre alt) hat am Montag bei den A-Junioren seines Vereins mitgespielt und im Finale um die Deutsche U19-Meisterschaft den FC Bayern München geschlagen. Das ist Titel Nummer eins. Heute Abend kann er mit den BVB-Profis den DFB-Pokal gewinnen. Das wäre Titel Nummer zwei.

Also, die Frage, die “Bild” und Bild.de stellen:

Holt dieser Dortmunder in einer Woche mehr Titel als Bayern in der gesamten Saison?

Der Rekordmeister konnte sich in diesem Jahr nur die Schale in der Liga holen.

Das stimmt nicht. “Der Rekordmeister”, also der FC Bayern München, hat nicht nur “die Schale in der Liga”, also die Deutsche Meisterschaft, geholt, sondern zu Saisonbeginn auch den DFL-Supercup. 2:0 gewannen die Bayern am 14. August 2016 gegen Borussia Dortmund. Beim Supercup stehen sich der Meister und der Pokalsieger aus der Vorsaison gegenüber; sollten Meister und Pokalsieger identisch sein, spielen Meister und Vizemeister gegeneinander. Der DFL-Supercup gilt als der erste Titel, der in der jeweils neuen Fußball-Saison ausgespielt wird.

Das alles klingt nach Erbsenzählen und Haarespalten? Sicher, etwas. Aber eine Redaktion, die direkt über dem großen Artikel zum Titelsammler Felix Passlack verkündet …

Bester Sportteil aller Tageszeitungen

… sollte solche Details durchaus kennen.

Mit Dank an David K. für den Hinweis!

Böse Übersetzung

Fangen wir mit drei Binsenweisheiten an: 1) US-Präsident Donald Trump spricht Englisch. 2) Deutsche Medien berichten in der Regel auf Deutsch. 3) Wenn deutsche Medien über eine Aussage von Donald Trump berichten wollen, müssen sie diese Aussage vom Englischen ins Deutsche übersetzen. Und da liegt das Problem.

Aktuell macht das Trump-Zitat “Die Deutschen sind böse, sehr böse” die ganz große Medien-Runde:








“Spiegel Online” hatte gestern zuerst über Trumps Deutschland-Schelte berichtet. Die Aussage stammt aus einem nicht-öffentlichen Treffen des US-Präsidenten mit Vertretern der EU in Brüssel. “Spiegel Online” schreibt:

US-Präsident Donald Trump hat sich bei seinem Treffen mit der EU-Spitze in Brüssel heftig über den deutschen Handelsbilanzüberschuss beklagt. “The Germans are bad, very bad”, sagte Trump. Dies erfuhr der SPIEGEL von Teilnehmern des Treffens.

Nun kann das englische Wort “bad” vieles bedeuten: schlecht (so beispielsweise von süddeutsche.de übersetzt), schlimm, schwierig, schädlich, mangelhaft und auch ungezogen oder böse. Dass Trump mit “The Germans are bad, very bad” sagen will, dass “die Deutschen” “böse, sehr böse” seien, ist nicht so eindeutig, wie die Titelzeile bei “Spiegel Online” es darstellt. Hätte er “The Germans are evil, very evil” gesagt, wäre es etwas anderes.

Apropos “evil”: Die Nachricht, die “Spiegel Online” gestern Abend exklusiv veröffentlichte, griffen auch englischsprachige Medien auf. Bei der Rückübersetzung vom Deutschen ins Englische machten sie mitunter aus “Die Deutschen sind böse, sehr böse” interessanterweise “The Germans are evil, very evil”:



EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der beim Treffen mit Donald Trump dabei war, hat die Worte des US-Präsidenten inzwischen bestätigt. Juncker sagt allerdings auch:

Ich bin kein Spezialist im Englischen, wie man weiß, aber: “Bad” heißt nicht böse, schlecht reicht.

Mit Dank an Jolf B. für den Hinweis!

“Das habe ich aber nicht gesagt”

Die Fußballer des SC Freiburg haben am letzten Bundesligaspieltag zwar 1:4 gegen den FC Bayern München verloren, insgesamt haben sie aber eine ziemlich gute Saison gespielt. In der Abschlusstabelle stehen die Freiburger auf Rang 7 und können noch, vorausgesetzt Borussia Dortmund gewinnt am Samstag den DFB-Pokal, auf die Qualifikation für die Europa League hoffen.

Bild.de schrieb am späten Dienstagabend, dass Freiburgs Trainer Christian Streich eine noch viel bessere Platzierung voraussah:

Im Artikel bezieht sich die Redaktion auf eine Aussage des Freiburger Stürmers Nils Petersen, die er ihr im Interview gegeben haben soll:

Freiburg Siebter — zum Saisonstart undenkbar. Aber nicht für Christian Streich (51)! Der Trainer sah Europa voraus!

Nils Petersen (28): “Am ersten Spieltag haben wir in Berlin in der Nachspielzeit verloren. Eine Woche später hat der Trainer eine Ansprache gehalten.”

Petersen: “Der Trainer hat gesagt, dass wir unter den ersten Drei landen. Wenn wir gut spielen. Jeder hat gedacht: Oh, mutige Ansage.”

Gestern hat sich Petersen auf seiner Facebook-Seite zum Bild.de-Artikel geäußert:

Facebook-Post von Nils Petersen - Guten Morgen. Ich möchte kurz was richtigstellen. In der Bild-Zeitung von heute werde ich wie folgt zitiert: Der Trainer hat gesagt, dass wir unter den ersten Drei landen. Wenn wir gut spielen. Jeder hat gedacht: Oh, mutige Ansage. Das habe ich aber nicht gesagt. Richtig ist: Der Trainer hat gesagt, dass wir im oberen Drittel landen. Das Missverständnis wollte ich kurz ausräumen. Euch allen einen entspannten Tag.

Auch Frank Schneider, stellvertretender Sportchef bei “Bild Süd”, hat Petersens Post entdeckt. Er kommentierte:

Guten Morgen von BILD. Nils Petersen hat Recht. Wir haben eben das Band nochmal abgehört. Unser Fehler, wird online sofort korrigiert. Sorry dafür! Ein Orakel bleibt der Trainer mit seiner Aussage aber natürlich trotzdem…Gruß, Frank Schneider

Und tatsächlich: Der Bild.de-Artikel wurde — still und heimlich und ohne jeglichen Hinweis — korrigiert.

Mit Dank an @fuszball für den Hinweis!

Nachtrag, 26. Mai: Ein Leser wies darauf hin, dass das obere Drittel der Bundesliga, in der 18 Mannschaften spielen, die Plätze 1 bis 6 umfasst. Der SC Freiburg wurde 7. und landete somit nicht im oberen Drittel.

Da Bild.de die Orakelhaftigkeit von Christian Streich auf die Teilnahme in einem europäischen Wettbewerb bezogen hat (was für die Freiburger ja noch möglich ist), haben wir die Diskrepanz zwischen Platz 7 und dem obersten Drittel in diesem Blogpost nicht weiter thematisiert.

Mit Dank an Hendrik U. für den Hinweis!

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