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Was von der Gratis-“Bild” übrig blieb

… landete zumindest in Frankfurt wieder da, wo es hergekommen war:

Dass die PARTEI von “Bild” wegen der Müll-Lieferung angezeigt wurde, wie sie am Wochenende behauptete, stimmt laut Frankfurter Polizeipräsidium übrigens nicht. Wäre auch zu schön gewesen.

Trotzdem wertet die “Titanic” die Umtauschaktion als “großen Erfolg”: Rund 10.000 Menschen hätten sich bundesweit an den Ständen versammelt; etwa 5.000 hatten “Bild”-Ausgaben dabei, die natürlich sofort unschädlich gemacht wurden:

Außerdem hatten mehr als 2.000 Haushalte der Zustellung zuvor per Mail widersprochen, mehrere Hundert wehrten sich zudem mit Anti-“Bild”-Aufklebern an ihren Briefkästen. Und viele Leser haben uns berichtet, dass in ihren Mehrfamilienhäusen (verdientsvollen Nachbarn/Postboten sei Dank) keine einzige Sonderausgabe gelandet sei.

Zwar dürfte sich die ganze Sache für den Axel-Springer-Verlag dennoch gelohnt haben (allein für die Anzeigen müsste er mehr als 30 Mio. Euro bekommen haben), aber immerhin: Aus dem Vorhaben, die Gratis-“Bild” in “jeden Haushalt in Deutschland” zu bringen, wie es der Verlag vollmundig angekündigt hatte, ist auch dieses Mal nichts geworden.

Mit Dank an alle, die mitgemacht haben!

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Die Feinde meiner Feinde sind meine Lokführer

Was die „Bild“-Zeitung vom gestern beendeten Streik der Lokführer, pardon, vom gestern beendeten „MONSTER-STREIK“ der Lokführer hielt, dürfte spätestens seit der Telefonterrorkampagne gegen GDL-Chef Claus Weselsky klar gewesen sein.


(Unkenntlichmachung von uns.)

Am Donnerstag, pünktlich zum Beginn des Streiks, schoss „Bild“ dann mit einer ganzen Anti-Streik-Seite nach, auf der die wütenden Gegner und Opfer nochmal ordentlich rumwettern durften:

Herzstück der Schimpferei: die Kritik aus den eigenen Reihen. „Wir sind Lokführer und finden den Streik bescheuert!“

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hat zum bisher längsten Streik in der Bahn-Geschichte aufgerufen! Doch nicht alle folgen dem Aufruf: Einige sind Beamte, dürfen nicht streiken, andere Lokführer halten den Monster-Streik der GDL für völlig überzogen.

In BILD sagen vier von ihnen, warum sie heute zur Arbeit gehen – und den Streik bescheuert finden

Da wäre zum Beispiel ein Lokführer aus München, der sagt:

Dieser viertägige Streik ist voll daneben. Er trifft einfach zu viele Reisende, Familien, Pendler. Ich merke auch, dass ein Teil der GDL-Lokführer den Streik nicht mehr mitträgt, weil sie der Ausstand Lohn kostet. Ich bin für heute in der ICE-Bereitschaft eingesetzt und werde mit Sicherheit einen Zug fahren.

Was der Mann allerdings nicht sagt: Er ist gar kein Mitglied bei der GDL, sondern bei der konkurrierenden Gewerkschaft EVG, die überhaupt nicht mitgestreikt hat und den Tarifkonflikt stark kritisiert.

Auch zwei weitere, also insgesamt drei der vier interviewten Lokführer sind laut Gewerkschafts-Website Mitglied in der EVG und setzen sich unter anderem für die Eingliederung der Lokführer in die EVG ein. Es ist also keine Überraschung, dass sie nicht am Streik teilgenommen haben, dass sie ihn „voll daneben“ finden und auch sonst fleißig gegen die Konkurrenz von der GDL stänkern.

Und es ist keine Überraschung, dass die „Bild“-Zeitung diese Fakten auf ihrem Feldzug gegen Weselsky und den „MONSTER-STREIK“ ganz einfach verschwiegen hat.

Mit Dank an Max und Anonym.

Kurz korrigiert (504)

Die Sache ist zwar jetzt schon ein paar Tage her, aber weil dieser Fehler immer wieder gerne gemacht wird, wollen wir noch kurz darauf eingehen.

Und zwar hat die “Tagesschau” am Sonntag über den Weltklimarat berichtet, der fordert, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 Prozent zu reduzieren (Mediathek, ab 7:30).

Illustriert hat die “Tagesschau” das mit folgender Grafik:

Um auf das 2050-Rechteck zu kommen, hat die Redaktion beide Seiten des großen Rechtecks einfach auf 60 Prozent gestaucht. Das ist aber falsch, denn damit weist das kleinere Rechteck nur 0,6 x 0,6 = 36 Prozent des Flächeninhalts des großen Rechtecks auf. Eigentlich müssten es aber 60 Prozent sein.

Richtig sähe es also ungefähr so aus:

Oder die “Tagesschau” hätte das kleine Rechteck genauso breit machen müssen wie das große:

Mit Dank an Sören C.

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Klaas will nicht mit “Bild” sprechen

Die “Bild”-Zeitung liebt Klaas Heufer-Umlauf, diesen “TV-Witzbold” (Bild.de) und “Moderatoren-Spaßvogel” (Bild.de), der ja so “herrlich abgedreht” ist (Bild.de) und “immer einen lustigen Spruch auf den Lippen” hat (Bild.de).

Allerdings scheint diese Liebe nicht gerade auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Vor anderthalb Wochen hat Heufer-Umlauf den “Fernsehgipfel” auf den Medientagen in München moderiert. Im Vorfeld hatten die Organisatoren einige Journalisten zu einer Telefon-Pressekonferenz eingeladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, “Herrn Klaas Heufer-Umlauf direkt fragen zu können, warum er die Moderation des Fernsehgipfels übernommen hat, wie er sich auf seine Moderation inhaltlich vorbereitet hat” und so weiter.

Die “Bild”-Zeitung wurde aber kurzfristig wieder ausgeladen.

Der Geschäftsführer der Medientage erklärte später in einer Mail, die von “Bild”-Chef Kai Diekmann bei Twitter veröffentlicht wurde:

Uns wurde vom Management von Klaas Heufer-Umlauf kurz vor dem Telefoninterview kommentarlos mitgeteilt, dass Herr Heufer-Umlauf nicht wünschen würde, dass die Bild an dieser Telefon-Konferenz teilnimmt.

So fand die Konferenz dann auch statt: ohne “Bild”.

Darüber war Kai Diekmann eher weniger begeistert. Sein Kommentar:

In der Mail an “Bild” betont der Geschäftsführer der Medientage übrigens noch mehrmals, wie unendlich leid ihm die Sache doch tue. Er und seine Kollegen hätten “Bild” sehr gerne dabei gehabt, schließlich seien die “Bild München, die Bild und der Axel Springer Verlag” in den vergangenen Jahren “treue und verlässliche Partner” gewesen. Und dann so was! Er schreibt: “Uns hat das gar nicht gefallen”.

Uns schon.

Nachtrag, 5. November: In der ZDF-Sendung “Pelzig hält sich” hat Heufer-Umlauf gestern über die Sache gesprochen (Mediathek, ab ca. 56:00):

Pelzig: Was ich bei Ihnen wirklich klasse finde: Sie wollen natürlich Karriere machen, das wollen ja alle, aber nicht um jeden Preis. Jetzt habe ich gelesen, Sie hätten sich geweigert, mit der „Bild“-Zeitung zu reden, obwohl die Sie so lieben, und die waren total beleidigt. Da hat man aber schon Eier!

Heufer-Umlauf: In diesem Fall war es ein bisschen eine komische Kommunikation, die tatsächlich nicht so genau war, aber ich glaube, wenn eine Zeitung, und da geht’s nicht um die „Bild“-Zeitung, sondern um welche Zeitung auch immer, ein Foto abdruckt, was heimlich gemacht wurde, und da ist mir egal, welcher Verlag, welche Zeitung das macht, dass man da ein irritiertes Verhältnis dazu hat, ist ja klar.

Pelzig: Ach, die haben ein heimliches Bild gemacht?

Heufer-Umlauf: Naja, das ist ja keine neue Sache. In diesem Fall muss man sagen, und das muss man der kompletten Wahrheit getreu noch hinzufügen, dass das eine Pressekonferenz war, zu der man selber natürlich kein deutsches Medium ein- oder auslädt, weil das ist eine öffentliche Pressekonferenz, das hätte ich so nicht gemacht, aber dass man grundsätzlich — und das beschränkt sich nicht auf diese Zeitung, da gibt’s auch ein paar andere, da gibt’s auch eine Zeitung, die „Closer“ heißt, die komplett davon lebt, dass man einfach nur heimlich gemachte Fotos veröffentlicht und dann damit rechnet, dass man verklagt wird — ich finde, das übertritt eine gewisse Moral, an die man sich auch als Boulevardmedium halten kann.

Mit Dank auch an @macerarius.

Gratis-“Titanic” gegen Gratis-“Bild”

Sollte am 8. November eine Gratis-“Bild“ in Ihrem Briefkasten landen — die PARTEI hätte da ein interessantes Angebot für Sie:

Die PARTEI Zwangsumtausch: Bild vs. TITANIC + Glühwein

Zum grossen Mauerevent am Abend des 08.11.2014 tauschen wir jede (in Worten: jede) “Gratisbild” gegen ein Faktenmagazin der Marke “TITANIC” um. Ohne wenn und aber! Machen Sie das Beste aus Ihrem Papiermüll und geniessen Sie einen spätsommerlichen Abend mit Glühwein (umsonst), Mauerpropaganda (gratis) und bunten Witzheftchen (TITANIC).

Wir haben sicherheitshalber nochmal nachgefragt: Das ist wirklich ernst gemeint! Also wenn Sie am 8. November in Berlin sind (weitere Orte siehe unten) und Lust haben, den Gratis-Schrott gegen was Vernünftiges einzutauschen: Die Aktion findet ab 19 Uhr an der Adalbertstraße, Ecke Bethaniendamm/Engeldamm statt.

Und wenn Sie jetzt schon Widerspruch eingelegt oder einen Sticker an Ihren Briefkasten geklebt haben, können Sie ja vielleicht noch dem einen oder anderen Nachbarn einen sinnvollen Dienst erweisen.

Nachtrag: Auch in folgenden Städten können Sie am 8. November die Gratis-“Bild” gegen eine “Titanic” eintauschen:

In der Gaga-Bäckerei der EU

Mensch, diese EU schon wieder.

Schon wieder eine Gaga-Verordnung aus der EU!

(“Bild”)

Ist das Gaga? Nein: EU!

(rtl.de)

Neuer EU-Wahnsinn: Bald kommt das Kuchen-Gesetz

(“Focus Online”)

Das “Kuchen-Gesetz”, über das sich die Journalisten so aufregen, ist die neue Lebensmittelverordnung, die ab dem 13. Dezember greifen soll. Und warum die so gaga ist, erklärt “Bild” auf der heutigen Titelseite so:

Schon wieder eine Gaga-Verordnung aus der EU, die vor allem Eltern richtig nerven wird!

Ab 13. Dezember gilt die neue Lebensmittelverordnung, wonach künftig auch bei lose angebotenen Lebensmitteln (Kuchen, Schnittchen, Salate) alle Inhaltsstoffe aufgeführt werden müssen. Heißt im Klartext: Wer z. B. Einen Kuchen für einen Basar oder ein Fest im Kindergarten oder in der Schule backt, muss künftig eine exakte Zutatenliste mitliefern.

Das wäre tatsächlich ziemlich bescheuert — wenn es denn stimmte. Tut es aber nicht.

Die EU-Kommission erklärte heute bei Facebook:

Das ist – mal wieder – Quatsch. Neue Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln gibt es zwar ab Dezember – aber die gelten explizit nur für Unternehmen, und eben NICHT für Privatpersonen oder z.B. den Kuchenverkauf bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Auch die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior stellt klar:

“Eltern können natürlich weiterhin in Kindergärten und Schulen selbstgemachtes Essen zu den Geburtstagsfeiern, Frühlingsfesten und Weihnachtsbasaren mitbringen. Keine Kaffeerunde in Seniorenheimen ist gefährdet. Wer gelegentlich privat oder ehrenamtlich Essen spendet, fällt nicht unter die Kennzeichnungspflicht der neuen Lebensmittelverordnung.”

Und wer es jetzt immer noch nicht glaubt: Hier (S. 2, Punkt 15) steht es schwarz auf weiß:

Das Unionsrecht sollte nur für Unternehmen gelten, wobei der Unternehmensbegriff eine gewisse Kontinuität der Aktivitäten und einen gewissen Organisationsgrad voraussetzt. Tätigkeiten wie der gelegentliche Umgang mit Lebensmitteln und deren Lieferung, das Servieren von Mahlzeiten und der Verkauf von Lebensmitteln durch Privatpersonen z. B. bei Wohltätigkeitsveranstaltungen oder auf Märkten und Zusammenkünften auf lokaler Ebene sollten nicht in den Anwendungsbereich dieser Verordnung fallen.

Das hätte auch der (anonyme) Verfasser des “Bild”-Artikels wissen können, und dafür hätte er nicht mal in das Dokument schauen müssen. Denn schon vor einer Woche gab das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Haase Entwarnung. Im “Westfalenblatt” sagte Haase:

“Ich habe mir dazu vom Bundeslandwirtschaftsministerium bestätigen lassen, dass ‘private’ Veranstaltungen, darunter auch Feuerwehrfeste oder das Seniorencafé, von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind”

Und sogar “Bild” selbst hat gestern online berichtet, dass die Verordnung “nicht für Speisenzubereitungen durch Privatleute” gilt, die Kitas also weiter “krümeln dürfen”.

Im Streit um die “Kuchen-Verordnung” der EU hat sich jetzt die Vernunft durchgesetzt…

In der Redaktion von “Bild” natürlich nicht.

Mit Dank an Moritz D.

Die “Huffpo” und die Popcorn-Panik

Viele von uns lesen vermutlich häufiger blödsinnige Texte, als uns bewusst ist. In dem Dschungel aus Pseudo-Journalismus, Clickbaiting und zusammengeklaubten Informationsfetzen ist es ja auch schwer, den Überblick zu behalten.

Es kann aber schon helfen, zumindest die hohlsten Medien aus den Bookmarks zu streichen. Zum Beispiel die Huffington Post.

Viele von uns essen vermutlich häufiger ungesunde Lebensmittel, als uns bewusst ist. In dem Dschungel aus Fertig-Produkten, Fastfood und Diät-Produkten ist es ja auch schwer, den Überblick zu behalten. […]

Es kann aber schon helfen, zumindest die ungesündesten Produkte vom Speiseplan zu streichen.

Gut, statt der angekündigten acht folgen dann zwar neun “ungesunde Lebensmittel”, aber die Zahlen sind dann doch eher das kleinste Problem.

Fangen wir mal ganz oben in der Liste an, beim Mikrowellen-Popcorn. Die “Huffpo” behauptet:

In Mikrowellen-Popcorn sind Chemikalien zu finden, die mit Leber-, Hoden- und Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung gebracht werden. Die Perfluoroctansäure und der Stoff Diacetyl lösen Tumore und Lungenschäden aus.

Im Original ist der letzte Satz mit einem Link unterlegt, der allen Ernstes zum “Kopp”-Verlag führt.

“Kopp”-Verlag, das ist der mit den “Informationen, die Ihnen die Augen öffnen” — zum Beispiel über UFOs, Geheimdienste, den 11. September, Chemtrails, den Dritten Weltkrieg, Flug MH17, die Politik, die Medien, die Heilkraft der Kokosnuss und so weiter.

Und weil natürlich auch die Lebensmittelindustrie mit den CIA-UFO-Manipulations-Leuten unter einer Decke steckt, finden sich zwischen den Büchern über “Die Pyramiden und das Pentagon” (Untertitel: “Die streng geheimen Forschungen von Regierungen und Geheimdiensten zu mystischen Relikten, untergegangenen Zivilisationen und außerirdischen Besuchern”) und “Das Geheimnis der deutschen Atombombe” (“Gewannen Hitlers Wissenschaftler den nuklearen Wettlauf doch?”) immer wieder auch Texte zu den “Wahrheiten” über unser Essen.

Das ist der “Kopp”-Artikel, den die “Huffpo” als Quelle herangezogen hat. Es ist ein aus dem Englischen übersetzter Text von naturalnews.com, einer amerikanischen Seite, die sich auf Verschwörungstheorien aus der Medizin spezialisiert hat.

Solche Krebs-Lebensmittel-Listen kursieren schon seit Jahren. Das Mikrowellen-Popcorn ist meistens mit dabei. Im “Kopp”-Text heißt es dazu:

Die amerikanische Umweltbehörde EPA bezeichnet die Perfluoroctansäure (PFOA) im Mikrowellen-Popcorn als “wahrscheinlich” karzinogen, mehrere unabhängige Studien haben die Substanz mit der Entstehung von Tumoren in Zusammenhang gebracht. Auch das Diacetyl, das im Popcorn selbst verwendet wird, wird mit Lungenschäden und Krebs in Verbindung gebracht.

In Verbindung gebracht. “Wahrscheinlich” karzinogen. Was genau das bedeutet, verrät der Text nicht, weder bei “naturalnews” noch bei “Kopp” noch bei der “Huffpo”. Und wenn man sich mal die seriösen Quellen zu dem Thema anschaut, wird auch schnell klar, warum.

Im Jahr 2000 wurde bei mehreren Menschen in den USA eine Lungenerkrankung namens Bronchiolitis obliterans festgestellt, die möglicherweise von dem Butteraroma des Mikrowellen-Popcorns (Diacetyl) ausgelöst wurde.

Allerdings: Die Erkrankten hatten allesamt in einer Popcorn-Fabrik gearbeitet, sie waren den Diacetyl-Dämpfen also über lange Zeit und in großen Mengen ausgesetzt. Darum wird die Krankheit auch “popcorn worker’s lung” genannt.

Für den normalen Verbraucher ist das Risiko dagegen viel geringer. 2007 wurde zwar ein Fall bekannt, in dem ein Mann erkrankte, der nicht mit dem Popcorn gearbeitet, sondern es bloß gegessen hatte — allerdings hatte er sich auch zehn Jahre lang jeden Tag mehrere Packungen in der Mikrowelle zubereitet und das Diacetyl darum ebenfalls über einen langen Zeitraum inhaliert.

Die andere Substanz, Perfluoroctansäure, gilt zwar ebenfalls als gefährlich, aber erstens kommt sie nicht im Popcorn selbst vor, sondern in der Verpackung, und zweitens ist ihr Einfluss auf die menschliche Gesundheit erst wenig erforscht. Wenn, dann sind aber, wie beim Diacetyl, am ehesten Industriearbeiter betroffen, die lange und intensiv mit der Subtanz zu tun haben. Das Bundesamt für Riskobewertung ist außerdem, obwohl es die Substanz durchaus kritisch sieht, 2008 zu dem Schluss gekommen, dass “Gesundheitliche Risiken durch PFOS und PFOA in Lebensmitteln […] nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand unwahrscheinlich” seien.

Wenn es also bei “naturalnews” oder im “Kopp Verlag” heißt, dass “mehrere unabhängige Studien […] die Substanz mit der Entstehung von Tumoren in Zusammenhang gebracht” haben, dann ist gemeint: in Tierversuchen.

Davon ab: In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen die Mengen von Diacetyl und Perfluoroctansäure reduziert oder verzichten inzwischen ganz darauf. Wenn man also nicht gerade in einer Mikrowellen-Popcorn-Fabrik arbeitet oder sich täglich mehrere Packungen davon reinpfeift, hält sich die Krebs-Gefahr doch stark in Grenzen.

Aber solche Fakten stören dann nur bei den Panikschürern aus der Verschwörungsecke. Und die “Huffpo” streut die Viertelwahrheiten weiter, weil sie sich, statt in vernünftigen Quellen zu recherchieren, blind auf die selbsternannten Augenöffner verlässt.

Auch beim Rest der Krebs-Lebensmittel-Liste hat sich die “Huffpo”-Autorin ganz offensichtlich von den hysterischen Geschichten der “Kopp” & Co.-Jünger einlullen lassen. Wir wollen jetzt nicht zu jedem Punkt aufschreiben, was davon stimmt und welche Details verschwiegen wurden (das wäre schließlich die Aufgabe der “Huffpo” gewesen), aber ein Blick auf die Quellen erklärt schon einiges.

Der Artikel enthält 14 Links. Zwei davon gehen zu eigenen “Huffpo”-Artikeln, einer zu “Focus Online”. Alle anderen führen den Leser schnurstracks in die zwielichtige Welt der AIDS-Leugner und Chemtrail-Gläubigen.

Verlinkt ist neben dem “Kopp”-Verlag etwa das “Zentrum der Gesundheit”. Das Portal bietet laut Eigenbeschreibung “unzensierte Informationen aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde” — also Videos wie “Der HIV-AIDS-Schwindel” oder “Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe” oder auch “CIA Kontrolliert Deutsche Medien”.

Eine weitere Quelle sind die “Deutschen Wirtschafts Nachrichten”, eine nicht weniger dubiose Seite, die eigentlich eher für panische Untergangsszenarien aus der Wirtschaft zuständig ist und ungefähr den gleichen Schlag von Menschen anzieht wie “Kopp” & Co.

Und schließlich beruft sich die Autorin noch auf eine Seite namens “fatkiller.guru”, auf der es um die magischen Heilkräfte der Natur geht. Da heißt es:

Warum haben wir diese natürlich heilende Magie vergessen?

Dank korrupter Politiker und die Macht der Pharmaindustrie.

Es ist nicht so, dass wir diese Wundermittel vergessen haben. “Die” wollen uns nur glauben lassen, dass sie einige schwerwiegende Risiken einschließen.

Tja. Und auf solchen Quellen basiert der ganze Artikel. Aber die “Huffpo”-Macher scheint das nicht zu stören. Der Text ist seit fünf Tagen online, die Nähe zur “Kopp”-Ecke wurde in den Kommentaren schon mehrfach kritisiert, aber passiert ist bislang: nichts.

Mit Dank an Moritz N.

Nachtrag, 29. Oktober: Inzwischen hat die “Huffington Post” den Artikel doch noch überarbeitet und am Ende einen Hinweis eingefügt:

Nachtrag: Drei der genannten Punkte basierten auf fragwürdigen Quellen. Wir haben sie daher entfernt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. Alle anderen Punkte haben wir ebenfalls noch einmal überprüft und weitere Quellen hinzugefügt.

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Sticker gegen die “Bild zum Mauerfall” (2)

Am 8. November soll die nächste Sonderausgabe der “Bild”-Zeitung erscheinen und kostenlos an alle deutschen Haushalte verteilt werden.

Wer das Blatt nicht haben will, kann der Zustellung aber per Mail widersprechen (alle Infos dazu hier) oder an seinem Briefkasten darauf hinweisen, dass er keine Gratis-“Bild” haben möchte.

Vor drei Wochen haben wir deshalb eine kleine Aktion gestartet und darum gebeten, Sticker-Motive zu basteln, die man sich an den Briefkasten kleben kann. Wir haben viele tolle Vorschläge bekommen — vielen lieben Dank an alle, die mitgemacht haben!

Hier sind unsere Favoriten:


(Vielen Dank an Stefan W.!)


(Vielen Dank an Alexander S.!)


(Vielen Dank an Sascha D.!)


(Vielen Dank an Benjamin K.!)


(Vielen Dank an Alexander S.!)

Sie können sich die Sticker gerne runterladen und ausdrucken. Von einem davon wollen wir auch noch 1000 Exemplare professionell drucken lassen, aber welcher das sein soll, entscheiden Sie. Die Abstimmung läuft bis morgen, 19 Uhr:

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Mit großem Dank an alle, die uns ihre Ideen geschickt haben!

Nachtrag, 23. Oktober: Wir haben einen Gewinner! 64 Prozent haben sich für den Sticker von Stefan W. entschieden:

Nächste Woche soll er in Druck gehen — wer einen davon haben möchte, schickt bitte bis Sonntagabend (26.10.) eine kurze Mail an [email protected]. Sollten mehr Anfragen eingehen, als Sticker vorhanden sind, werden wir losen und uns bei den Glücklichen melden. Die, die leer ausgehen, können sich die Aufkleber natürlich auch weiterhin gerne selbst ausdrucken.

Übrigens haben es auch noch andere Sticker in unsere Favoriten-Liste geschafft, die sich aber aus verschiedenen Gründen nicht soo gut als Briefkasten-Hinweis eignen — trotzdem hier noch eine kleine Auswahl mit herzlichem Dank an alle fleißigen Bastler:


(Vielen Dank an Albrecht K.!)


(Vielen Dank an Karl A.!)


(Vielen Dank an Matthias V.!)


(Vielen Dank an Elias S.!)

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