1. Boulevardblatt “Blick” muss Gewinn aus Persönlichkeitsverletzung herausgeben
(derstandard.at, Harald Fidler)
Harald Fidler berichtet, dass das Kantonsgericht Zug den Schweizer Medienkonzern Ringier zur Herausgabe von umgerechnet 326.000 Euro aus dem Gewinn seiner Berichterstattung über Jolanda Spiess-Hegglin zuzüglich Zinsen und Verfahrenskosten verurteilt hat. Die ehemalige Grünen-Politikerin Spiess-Hegglin hatte erfolgreich gegen die reißerische Berichterstattung der Boulevardzeitung “Blick” geklagt, die sie 2014 nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung ins Zentrum einer medialen Hetzjagd gestellt hatte.
2. Flaggschiff in Schieflage
(taz.de, Alexander Teske)
Alexander Teske hat mehrere Jahre bei der “Tagesschau” gearbeitet und jüngst ein kritisches Buch über diese Zeit veröffentlicht, was von manchen als Nachtreten gewertet wird. Bei taz.de schreibt Teske über das schwindende Vertrauen der Deutschen in die Medien. Er sieht die “Tagesschau” als Teil dieses Problems: Trotz hoher Einschaltquoten werde die Redaktion intern und extern für ihre Themenauswahl, mangelnde Vielfalt und strukturelle Schwächen kritisiert. Diese Kritik werde aber oft nicht offen geäußert, um berufliche Nachteile zu vermeiden. Teske schreibt, dass diese Probleme wie Regierungsnähe, sprachliches Framing oder Boulevardisierung das Vertrauen der Zuschauerinnen und Zuschauer belasten und eine notwendige Reform erschweren würden.
3. Wie Journalismus die Demokratie stärkt
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben berichtet über den 37. Journalismustag, bei dem die Rolle des Journalismus in Krisenzeiten und seine Verantwortung für den Schutz der Demokratie im Mittelpunkt standen. Expertinnen und Experten wie Elisabeth Niejahr und Martin Andree hätten betont, wie wichtig es sei, Macht kritisch zu hinterfragen, spaltende Narrative aufzudecken und sich gegen die Dominanz von Digitalkonzernen zu wehren, die politische Diskurse stark beeinflussen würden. Die Veranstaltung habe zu Solidarität und Engagement aufgerufen, um demokratische Grundrechte und Pressefreiheit aktiv zu verteidigen und zu stärken.
4. Tsüri.ch löscht kritischen Artikel
(persoenlich.com, Christian Beck)
Christian Beck berichtet, dass das Zürcher Onlinemedium Tsüri.ch einen kritischen Artikel gelöscht habe, nachdem ihm eine sogenannte SLAPP-Klage angedroht worden sei. Solche Klagen oder deren Androhung würden vor allem kleine Medienhäuser unter Druck setzen. Der Fall zeige, wie das finanzielle Ungleichgewicht zwischen Kläger und Medium die investigative Arbeit und die Aufgabe des Journalismus, Missstände aufzudecken, erheblich behindern kann.
5. KI-Fotorealismus und Krisenberichterstattung: “Liar’s Dividend”
(de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko)
Oleksandra Yaroshenko kritisiert die Verwendung von KI-generierten Bildern in der Krisenberichterstattung, wie etwa durch Amnesty International, da diese die Grenze zwischen dokumentarischer Wahrheit und künstlicher Darstellung verwischen und die Glaubwürdigkeit gefährden könnten. Sie verweist auf das Konzept der “Liar’s Dividend” (Lügendividende), wonach KI-Inhalte es Tätern ermöglichen, die Authentizität realer Beweise zu leugnen. Yaroshenko betont die ethischen Herausforderungen, die sich aus dem Einsatz solcher Technologien ergeben.
6. Podcasts im Wahlkampf: Das große Menscheln
(laeuft-programmschau.podigee.io, Audio: 24:14 Minuten)
Im Bundestagswahlkampf spielen mittlerweile auch Podcasts eine Rolle, und so entsenden Parteien ihre Kandidaten in Formate wie “Apokalypse und Filterkaffee”, “Lage der Nation” und “Alles gesagt?”. Was versprechen sich die Wahlkampfteams davon? Was die Journalistinnen und Journalisten? Und verändern diese Auftritte tatsächlich Wahlentscheidungen? Darüber spricht Alexander Matzkeit mit der ZDF-Korrespondentin und Podcasterin Nicole Diekmann.