BBC wehrt sich gegen Trump, Falsche KI-Tiere, Schabowskis Zettel

1. BBC wehrt sich gegen Trumps Milliardenklage
(spiegel.de)
Donald Trump habe in Florida Klage gegen die BBC eingereicht. Der US-Präsident fordere 10 Milliarden US-Dollar von dem öffentlich-rechtlichen Sender, der sich dagegen wehre. Trump werfe der BBC vor, ihn in einer Dokumentation durch einen fehlerhaften Zusammenschnitt seiner Rede vom 6. Januar 2021, also vor dem Sturm auf das Kapitol, diffamiert zu haben. Obwohl der britische Sender den Schnittfehler eingeräumt und um Entschuldigung gebeten habe, sieht er keine rechtliche Grundlage für Trumps Klage.

2. Falschmeldungen schüren Ängste vor Muslimen
(tagesschau.de, Lena Maurer)
In Sozialen Medien würden sich aktuell massenhaft Falschinformationen über angebliche Vorfälle auf deutschen Weihnachtsmärkten verbreiten, berichtet Lena Maurer im ARD-“Faktenfinder”. Ziel dieser Beiträge sei es offenbar, gezielt Stimmung gegen Muslime und Migration zu machen. Videos von friedlichen, angemeldeten Demonstrationen zum Jahrestag des Sturzes des syrischen Assad-Regimes würden dabei fälschlich als Erstürmung von Weihnachtsmärkten dargestellt, aus dem Kontext gerissene Aufnahmen mit erfundenen Behauptungen verbreitet und KI-generierte Bilder zur Stimmungsmache genutzt.

3. Lüneburger Gericht: Rundfunkbeitrag ist rechtens – Kritik an Böhmermann kein Grund zur Befreiung
(landeszeitung.de)
Das Verwaltungsgericht (VG) Lüneburg habe mehrere Klagen sogenannter “Beitragsblocker” gegen den Rundfunkbeitrag abgewiesen. Diese hätten mit Hilfe von Musterformularen aus dem Internet argumentiert, die Öffentlich-Rechtlichen würden durch einseitige Berichterstattung etwa zum Krieg in der Ukraine oder zur Corona-Pandemie ihren Auftrag verfehlen. Das VG sei allerdings der aktuellen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts gefolgt, wonach die Beitragspflicht erst dann verfassungswidrig sei, wenn das Gesamtprogramm über längere Zeit die gebotene Vielfalt “gröblich verfehlt”. Eine pauschale Kritik an einzelnen Sendungen oder Beiträgen reiche nicht aus. Laut einer Gerichtssprecherin seien bei der Kammer über 100 weitere ähnlich gelagerte Verfahren anhängig.

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4. Streit um den Schabowski-Zettel: Stiftung muss Verkäufer nennen
(rsw.beck.de)
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Nordrhein-Westfalen habe entschieden, dass das Bonner Haus der Geschichte offenlegen müsse, von wem es den historischen Schabowski-Zettel für 25.000 Euro erworben hat. Geklagt hatte ein Chefreporter der “Bild”-Zeitung. Es gehe um jenen Sprechzettel, mit dem Politbüro-Mitglied Günter Schabowski am 9. November 1989 die neue DDR-Reiseregelung verkündet und mit seiner Äußerung “sofort, unverzüglich” zumindest indirekt die Maueröffnung ausgelöst habe. Das Haus der Geschichte habe dem Verkäufer des Zettels Anonymität zugesichert. Laut OVG überwiege allerdings das verfassungsrechtliche Informationsinteresse der Presse das Vertraulichkeitsinteresse des Verkäufers.

5. Klima vor acht verpasst Spendenziel und will trotzdem ins Erste
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Verein “Klima vor acht” habe seine Spendenaktion beendet, allerdings statt der angepeilten 250.000 Euro nur rund 135.000 Euro einsammeln können. Mit dem Geld wolle er sich ins Werberahmenprogramm des Ersten einkaufen, um kurz vor der “Tagesschau” einen Spot zum Thema Klima und die Berichterstattung darüber zu platzieren. Allerdings bleibe unklar, ob dieser die Vorgaben des Medienstaatsvertrags für Wirtschaftswerbung erfüllen werde.

6. “Man vertraut der KI schon zu sehr”
(pr-journal.de)
Im Interview mit dem “PR-Journal” warnt Florian Amrhein, Pressesprecher der Heinz Sielmann Stiftung, davor, dass KI-generierte Tierbilder zunehmend professionelle Bilddatenbanken und Soziale Medien fluten würden und dabei oft biologisch falsch seien. So würden sie etwa eine falsche Anzahl an Gliedmaßen oder unrealistische Körperproportionen zeigen. Amrhein zitiert Tierfilmer Sielmann: “Künstliche Darstellungen fördern Unwissen. Heinz Sielmann hat einmal gesagt: Nur was man kennt, schützt man auch. Wenn dieser Bezug fehlt, fehlt auch das Verständnis und damit langfristig der gesellschaftliche Wille, Natur zu bewahren.”

Rügen für Nahost-Berichterstattung, Weniger Meinungsfreiheit, Jimmy Lai

1. Presserat erteilt Rügen für Nahost-Berichterstattung
(n-tv.de)
Der Deutsche Presserat hat mal wieder Rügen verteilt. Die Hälfte der insgesamt 14 öffentlichen Rügen geht an die Springer-Medien “Bild” und “Welt” (beziehungsweise an deren Onlineableger). Bild.de wurde beispielsweise für eine Schlagzeile über den getöteten “Al-Jazeera”-Korrespondenten Anas Al-Sharif gerügt, die diesen zum Terroristen erklärt und damit eine unbewiesene Behauptung der israelischen Armee als Tatsache dargestellt habe. Generell geht es bei einer Großzahl der Entscheidungen des Presserats um die Nahost-Berichterstattung deutscher Medien, zu der seit Oktober 2023 über 650 Beschwerden zu mehr als 200 Artikeln eingegangen seien.

2. Regierung kritisiert Vorgehen gegen Deutsche Welle in Russland
(zeit.de)
Russland habe die Deutsche Welle als “unerwünschte Organisation” eingestuft. Die Bundesregierung verurteile den Schritt scharf und werfe Moskau vor, unabhängige Berichterstattung über den Angriffskrieg in der Ukraine unterdrücken zu wollen. Der deutsche Auslandssender erreiche mit seinem russischsprachigen Angebot wöchentlich zehn Millionen Menschen. Die neue Einstufung verschärfe den Druck auf die Deutsche Welle, weil eine Zusammenarbeit mit ihr und sogar das Verbreiten ihrer Inhalte in Russland nun strafbar sein könne.

3. Presse- und Meinungsfreiheit laut Unesco weltweit stark verschlechtert
(rnd.de)
Laut der UN-Kulturorganisation UNESCO habe sich die Situation der weltweiten Presse- und Meinungsfreiheit zwischen 2012 und 2024 stark verschlechtert. Der “Freedom of Expression Index” sei in diesem Zeitraum um zehn Prozent gefallen, wobei sich die Situation besonders stark ab 2020 verschlechtert habe. Diese Entwicklung zeige sich vor allem in zunehmender Selbstzensur von Journalistinnen und Journalisten, dem missbräuchlichen Einsatz von Gesetzen gegen sie und digitaler staatlicher Überwachung. Als Lichtblicke nenne die UNESCO mehr internationalen Investigativjournalismus sowie mehr anerkannte Bürgermedien.

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4. Wegen “Hass und Groll” gegen China verurteilt
(tagesschau.de, Eva Lamby-Schmitt)
Der Medienunternehmer und Demokratieaktivist Jimmy Lai sei in Hongkong wegen Verstoßes gegen das umstrittene Staatssicherheitsgesetz schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß folge zu einem späteren Zeitpunkt, doch Lai müsse damit rechnen, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Der Schuldspruch in allen Anklagepunkten gegen den 78-jährigen Gründer der inzwischen eingestellten prodemokratischen Zeitung “Apple Daily” werde international als politisch motiviert kritisiert.

5. Mit dem Rücken zur Wand
(taz.de, Dinah Riese)
Am Beispiel von Guy Peleg zeigt Dinah Riese, unter welchen Bedingungen Journalistinnen und Journalisten derzeit in Israel arbeiten müssen. Gegen Peleg, der unter anderem über den Korruptionsprozess gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und über Misshandlungen palästinensischer Gefangener berichtet habe, gebe es massive Bedrohungen. Eine Sprecherin der israelischen Journalistengewerkschaft erkenne einen “Masterplan der israelischen Regierung” zur Schwächung der freien Presse durch Gesetzesvorhaben, gezielte Kampagnen gegen kritische Medien und die Förderung regierungstreuer Redaktionen.

6. Offener Brief: Thüringer Intendanten protestieren gegen Sparpläne beim MDR
(thueringer-allgemeine.de, Michael Helbing)
Zahlreiche ostdeutsche Kultureinrichtungen, darunter Theater, Opernhäuser und Festivals aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, hätten in einem offenen Brief an den MDR scharfe Kritik an geplanten Programmkürzungen in der Kulturberichterstattung geübt, insbesondere an der möglichen Einstellung des Radiosenders MDR Klassik.

“Unerwünschte Organisation”, Im freien Fall, Musiksender ohne Musik

1. Russland erklärt Deutsche Welle zur “unerwünschten Organisation”
(zeit.de)
Die russische Staatsanwaltschaft habe die Deutsche Welle (DW) als “unerwünschte Organisation” eingestuft. Damit könne nun bereits das Verbreiten von DW-Inhalten, etwa durch Teilen in Sozialen Netzwerken, in Russland strafbar sein und mit hohen Geldstrafen oder gar mit Haft geahndet werden. Trotz dieser neuerlich verschärften Zensurmaßnahme wolle der deutsche Auslandssender weiterhin unabhängig berichten, auch über den Krieg in der Ukraine, und sein Angebot für russische Nutzerinnen und Nutzer aufrechterhalten.

2. Cyberangriff und Fake News – Berlin bestellt russischen Botschafter ein
(spiegel.de)
Der russische Botschafter in Deutschland sei ins Auswärtige Amt einbestellt worden. Die Bundesregierung habe Russland unter anderem eine großangelegte Desinformationskampagne während des Bundestagswahlkampfs 2025 zugeschrieben. Die vom russischen Militärgeheimdienst GRU unterstützte Kampagne “Storm-1516” habe über gefälschte Websites und Videos mit großer Reichweite drastische Lügen über Politiker wie Friedrich Merz und Robert Habeck sowie Falschinformationen über vermeintlich manipulierte Briefwahlunterlagen verbreitet, um die demokratische Ordnung zu destabilisieren.

3. ZDF: Strengere Regeln bei Beauftragung von Dienstleistern
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das ZDF verschärfe seine Regeln für die Beauftragung externer Dienstleister in Krisengebieten und autoritär regierten Staaten. Künftig sollen neben den Firmen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker geprüft werden, etwa über Social-Media- und systematische Background-Checks durch externe Experten. So solle die Unabhängigkeit der Berichterstattung sichergestellt werden. Anlass ist der Fall eines durch Israel in Gaza getöteten Technikers eines ZDF-Dienstleisters, dessen Hamas-Unterstützung nachträglich bekannt geworden sei.

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4. Richtungsstreit: “Süddeutsche”-Chefredakteur Krach geht
(br.de, Linus Lüring)
Nach zehn Jahren als Chefredakteur der “Süddeutschen Zeitung” gebe Wolfgang Krach sein Amt auf und verlasse die Redaktion. Grund dafür seien unterschiedliche Vorstellungen von Krach und den Gesellschaftern über die zukünftige Ausrichtung der Zeitung. Die bisherige Co-Chefredakteurin Judith Wittwer übernehme vorerst allein die Leitung der Redaktion, wobei noch offen sei, ob die Chefredaktion wieder erweitert wird.
Weiterer Lesetipp: Bei der “taz” kommentiert Josef-Otto Freudenreich: “Wenigstens diese Heuchelei haben sie dem Publikum erspart: Dass Wolfgang Krach ‘im besten Einvernehmen’ ausgeschieden sei. Die Wahrheit ist, dass der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung erkannt hat, dass Ruhm und Rendite nicht mehr vereinbar waren. Personal raus, Büros zu, Autoren weg, das hat er ertragen, während die Geschäftsleitung die ‘Panama Papers’ gefeiert hat.”

5. Im freien Fall
(taz.de, Michael Braun)
“taz”-Italien-Korrespondent Michael Braun berichtet, dass die italienischen Traditionszeitungen “La Repubblica” und “La Stampa” vor dem Ausverkauf stünden. Die Eigentümerfamilie wolle ihre Verlagsgruppe an ein griechisches Medienunternehmen verkaufen, wogegen die Redaktionen mit Streiks protestieren würden. Die Blätter befänden sich sowieso schon in einer tiefen Krise. So sei “La Republicca” von einst 700.000 auf nur noch rund 100.000 verkaufte Exemplare abgestürzt. Die Investoren aus Griechenland seien wohl hauptsächlich an den Radio- und TV-Sendern der Verlagsgruppe interessiert.

6. Zum Jahresende ist Schluss: MTV streicht Musikvideos ganz aus dem Programm
(wunschliste.de, Lukas Respondek)
Der bei den allermeisten Menschen für seine Musikvideos bekannte TV-Sender MTV Deutschland werde Ende des Jahres zum letzten Mal Musikvideos senden. Ab Januar 2026 sollen die sowieso schon zusammengestrichenen Musikstrecken von Reality-TV-Formaten und Doku-Soaps ersetzt werden. Damit folge MTV Deutschland dem Vorbild von MTV UK.

KW 50/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Undercover in den Influencer-Chats von Knossis Firma
(youtube.com, RobBubble, Video: 55:25 Minuten)
Influencer verkaufen angeblich ihre private WhatsApp-Nummer an Fans, die sich davon persönlichen Zugang zu ihrem Idol versprechen. Die ernüchternde Wahrheit hinter dem Geschäftsmodell: Oft stecken Callcenter-Agenten hinter dem vermeintlichen Promi. “RobBubble” ist der Sache in einer bestürzenden Recherche nachgegangen: “Ich habe ein Jahr lang undercover recherchiert, habe mit Whistleblowern gesprochen, habe Einblicke in die WhatsApp-Chats von bekannten deutschen Influencerinnen wie Alexisshv und GwendolynCeline mit ihren Fans bekommen, habe Leute in einer Agentur und bei Fanblast eingeschleust und veröffentliche heute: So funktioniert dieser mutmaßliche gewerbsmäßige Betrug.”

2. Wie denkt Annette Dittert nach 20 Jahren über Großbritannien?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 45:41 Minuten)
Bei “Übermedien” spricht Holger Klein mit der scheidenden ARD-Großbritannien-Korrespondentin Annette Dittert über ihre Karriere und ihren bevorstehenden Abschied vom Fernsehen. Dittert erklärt dabei ihre tiefe Verbundenheit zu Großbritannien, die sie dazu bewogen habe, als Staatsbürgerin auf einem Hausboot in London zu bleiben. Nun wolle sie sich einem Buchprojekt über die Seele ihrer Wahlheimat widmen.

3. Gegen die “Informationsvernebelung”
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 35:09 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die “Informationsvernebelung” durch ausweichende Antworten in Interviews. Der DLF-Hörer Klaus Heyne diskutiert darüber mit den Journalistinnen Christiane Hoffmann und Sandra Schulz.

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4. Podcast: Innovativer Lokaljournalismus
(verdi.de, Danilo Höpfner, Audio: 14:23 Minuten)
Im Verdi-Medienpodcast “M” erläutert Professorin Britta Gossel, dass echter Fortschritt im Lokaljournalismus mehr als nur technologische Neuerungen erfordere. Sie warnt angesichts sinkender Einnahmen vor einer zu starken Abhängigkeit von Social-Media-Plattformen und mahnt stattdessen strukturelle Veränderungen bei der Erstellung von Inhalten an.

5. Ghosting – muss das sein?
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 29:38 Minuten)
“Auftraggeber, die sich nicht mehr melden, E-Mails nicht mehr beantworten oder sonst wie abtauchen: Fast jeder freie Journalist kennt dieses Phänomen. Doch warum ist das so und was kann man dagegen tun?” Darüber sprechen Geraldine Friedrich und Françoise Hauser vom “Freien-Podcast” mit der Journalistin Kira Brück.

6. Wie schützen wir unsere Stimme vor der KI?
(spotify.com, Tobias Voßberg & Benedikt Raquet, Audio: 36:41 Minuten)
Im “Jura- und KI-Podcast” diskutieren Benedikt Raquet und Tobias Voßberg alle zwei Wochen über “aktuelle Entwicklungen an der Schnittstelle von Recht und Künstlicher Intelligenz”. In der aktuellen Folge sprechen sie über die Chancen und Risiken der Stimmensynthese, von der Kommerzialisierung bis zum rechtlichen Schutz. Neben den technischen Grundlagen analysieren sie die konkreten Folgen für Kreative und wagen einen Ausblick in die Zukunft der digitalen Kommunikation.

Regierung bleibt auf X, Grauer Haken, Die “Bild”-Bullshit-Show

1. Warum bleibt die Bundesregierung auf X?
(tagesschau.de, Philipp Eckstein)
Ein Sprecher der Bundesregierung habe Forderungen nach einem Rückzug von X/Twitter zurückgewiesen, obwohl der Eigentümer der Plattform Elon Musk dort zunehmend radikale und rechtsextreme Inhalte verbreite: “Wir informieren die Öffentlichkeit über die Arbeit der Bundesregierung. Dafür müssen wir dort sein, wo Bürgerinnen und Bürger, wo Menschen entsprechend sind.” Auf Nachfrage habe der Sprecher gesagt, dass “Angst vor dem US-Präsidenten oder irgendwelchen Folgen” bei der Entscheidung keine Rolle spiele.

2. Die “Bild”-Bullshit-Show
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Bei “Übermedien” kritisiert Lisa Kräher, dass die “Bild”-Redaktion ein Interview des Schwestermediums “Politico” mit US-Präsident Donald Trump unkritisch feiere und dabei dessen Lügen ungefiltert verbreite. Krähers Fazit: “Trump – wie ‘Politico’ und ‘Bild’ – derart die Bühne zu bereiten und all den shit, den er verbreitet, auch noch mit großen Schlagzeilen zu adeln, das ist schon ein besonders peinlicher und auch schädlicher Fehlgriff.”

3. So verzerrten Influencer im Sommer die Sicht auf UN-Hilfslieferungen für Gaza
(correctiv.org, Kimberly Nicolaus)
“Im Sommer filmten sich mehrere Influencer am Grenzübergang Kerem Shalom und verbreiteten ein verzerrtes Bild der UN-Hilfslieferungen für Gaza. Was haben sie mit Israels Regierung zu tun und welchen Einfluss haben sie?” Die Journalistin Kimberly Nicolaus hat sich den Kampf ums Narrativ näher angeschaut.

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4. Das Interview des Jahres 2025
(taz.de, Doris Akrap)
Im neuen “ttt Talk” hat sich Siham El-Maimouni mit dem Kultur- und Medienminister Wolfram Weimer unterhalten. In der “taz” lobt Doris Akrap die Moderatorin für ihre Fragetechnik: “Keine Sekunde lässt sie ihn entkommen, nichts durchgehen, konfrontiert ihn hart, aber immer sachlich mit all den Vorwürfen und Fragen rund um die Weimer Media Group und den von ihr veranstalteten Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee.”

5. Fürst Albert II. siegt beim OLG Frank­furt
(lto.de)
Das Oberlandesgericht Frankfurt habe entschieden, dass die Privatsphäre von Fürst Albert II. schwerer wiege als das öffentliche Interesse an dessen Familienleben. Demnach seien Spekulationen über den Zustand der Ehe des Fürsten und dessen Frau unzulässig. Ebenso habe der Senat die Veröffentlichung von Paparazzi-Fotos, die die Kinder zeigen, untersagt. Diese hätten auch auf einer von außen einsehbaren Yacht ein Recht auf unbeobachtete Entspannung.

6. Jetzt abstimmen: Social Media-Negativpreis “Grauer Haken 2025”
(heise.de)
Der “c’t”-Podcast “Haken dran” vergibt gemeinsam mit seiner Community in diesem Jahr erstmals den Negativpreis “Grauer Haken” für besondere Peinlichkeiten und Fehlschläge in den Sozialen Medien. Zu den Nominierten zählen neben politischen Akteuren wie Julia Klöckner und Wolfram Weimer auch Prominente wie Veronika Ferres oder Unternehmen, die durch unsensible Kommunikation oder fragwürdige Kampagnen aufgefallen seien. Interessierte könnten noch bis zum Ende des Jahres online abstimmen.

“Ein Jahr des Chaos”, Kampf um Warner, Beleidigter Bundeskanzler

1. “Ein Jahr des Chaos”: Die trimediale Diversifizierung von Bild (2020-2023)
(inlibra.com, Volker Lilienthal)
In einer auf Interviews mit 43 Redaktionsmitgliedern basierenden Studie analysiert Volker Lilienthal (Universität Hamburg) das Scheitern des Versuchs, die Marke “Bild” zwischen 2020 und 2023 um einen eigenen Fernsehsender zu erweitern. Als zentrale Ursachen für den Misserfolg macht der Autor den überhasteten Start während der Pandemie, unzureichende personelle Ressourcen sowie einen Führungsstil, der die Belegschaft massiv überfordert habe, aus.

2. Rolle von Trumps Schwiegersohn im Kampf um Warner Bros. stößt auf Kritik
(spiegel.de)
Die finanzielle Beteiligung von Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner am Übernahmeangebot von Paramount für Warner Bros. werde von Experten als massiver Interessenkonflikt kritisiert. Da Trump zuvor angekündigt habe, den konkurrierenden Deal von Netflix streng kartellrechtlich prüfen zu wollen, entstehe der Eindruck einer möglichen Begünstigung.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Das hier ist mehr als eine Firmenübernahme. Das ist ein Testlauf. Ein Testlauf dafür, wie weit ein Präsident gehen kann. Der bestimmen will, wer welche Geschichten erzählen darf. Und im Moment sieht es so aus, als würde ihn mal wieder niemand stoppen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, 5:02 Minuten)

3. Touristen sollen Social-Media-Aktivität preisgeben
(tagesschau.de, Samuel Jackisch)
Nach Plänen der US-Grenzschutzbehörde sollen Touristen künftig verpflichtet werden, im Rahmen des ESTA-Antrags ihre Social-Media-Aktivitäten der vergangenen fünf Jahre offenzulegen. Die US-Behörden würden diesen Schritt mit der notwendigen Abwehr von Terrorismus und Spionage begründen. Der von Datenschützern kritisierte Vorschlag sei noch nicht rechtskräftig, könne aber nach Ablauf einer zweimonatigen Kommentierungsfrist bereits ab Februar in Kraft treten.

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4. Medien und Nahost: Die Sprache der Gewalt
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann analysiert in seiner Untersuchung von über 11.000 Beiträgen deutscher Leitmedien, wie sprachliche Verzerrungen die Wahrnehmung des Nahostkonflikts beeinflussen können, indem Gewalt gegen Israel systematisch dramatisiert und entkontextualisiert würde. Israelische Angriffe würden durch Begriffe wie “Gegenschlag” oder “Reaktion” häufig als legitime Antwort auf vorangegangene Ereignisse gerahmt. Eine solche Einordnung bleibe bei palästinensischer Gewalt meist aus.

5. Über Künstliche Intelligenz berichten: Wie viel KI-Wissen braucht der (Fach-)Journalismus?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Journalistinnen und Journalisten aus dem Technikbereich stünden vor der komplexen Herausforderung, Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur als Werkzeug nutzen zu können, sondern auch ihre technischen Funktionsweisen tiefgreifend zu verstehen. Expertinnen und Experten wie Erkan Kasap und Sabrina Harper würden betonen, dass ein fundiertes Vokabular unerlässlich sei, um Marketing-Hype von Fakten trennen und die Gefahr von KI-Halluzinationen in der Recherche minimieren zu können.

6. Beleidigter Bundeskanzler: Wie viel “Arschloch” darfs denn sein?
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Medienberichten zufolge gehe Bundeskanzler Friedrich Merz seit seiner Zeit als Oppositionsführer systematisch mit hunderten Strafanträgen gegen mutmaßliche Beleidigungen im Internet vor. Dabei habe es auch Hausdurchsuchungen gegeben. Kritiker würfen Merz vor, den Straftatbestand der Beleidigung von Politikerinnen und Politikern (§ 188 StGB) als Instrument des “Cyber-Bullying” zu missbrauchen. Ziel sei es, kritische Stimmen durch finanzielle und emotionale Belastung aus dem Diskurs zu drängen.

Tödliche Arbeitsplätze, Lebenslanges Ruhegeld, Australiens Experiment

1. Gazastreifen und Mexiko sind die gefährlichsten Orte für Journalisten
(zeit.de)
Laut der aktuellen Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen sei der Gazastreifen im Jahr 2025 mit 29 von weltweit 67 getöteten Journalistinnen und Journalisten der gefährlichste Arbeitsplatz für Medienschaffende gewesen, gefolgt von Mexiko mit neun Opfern. Zudem befänden sich weltweit über 500 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit in Haft. Neben tödlicher Gewalt und Gefängnisstrafen seien Reporterinnen und Reporter auch zunehmend durch Entführungen in Konfliktgebieten sowie staatliche Repressionen bei Protesten bedroht.

2. RBB muss Ex-Programmdirektorin Nothelle lebenslang Ruhegeld zahlen
(spiegel.de)
Die Entscheidung des Arbeitsgerichts Berlin, dass der RBB seiner ehemaligen Programmdirektorin Claudia Nothelle lebenslang ein Ruhegeld von monatlich über 8.400 Euro zahlen muss, sei nun rechtskräftig. Obwohl Nothelle inzwischen als Professorin tätig sei, könnten sich die Gesamtkosten für die Rundfunkanstalt laut einer Anwaltsberechnung des Senders auf bis zu vier Millionen Euro summieren. Transparenzhinweis: In einer früheren Version hatten wir behauptet, der Sender habe eine Frist verpasst. Das war falsch.

3. Nach Millionenstrafe gegen Musk-Plattform: Prominente und NGOs fordern Bundesregierung zum Verlassen von X auf
(tagesspiegel.de)
Ein Bündnis aus Prominenten und zivilgesellschaftlichen Organisationen habe die Bundesregierung in einer Petition aufgefordert, ihre Kommunikation von der Plattform X abzuziehen und auf gemeinwohlorientierte Alternativen zu verlagern. Hintergrund seien die jüngste 120-Millionen-Euro-Strafe der EU-Kommission wegen Verstößen gegen den Digital Services Act sowie die aggressive Reaktion des X-Eigentümers Elon Musk, der die Abschaffung der EU gefordert habe.

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4. EU-Kom­mis­sion ermit­telt wegen KI-Ant­worten
(lto.de)
Die EU-Kommission habe ein Wettbewerbsverfahren gegen Google eingeleitet. Es bestehe der Verdacht, dass der Konzern Onlineinhalte von Verlagen sowie Urheberinnen und Urhebern rechtswidrig und ohne Vergütung nutze, um seine KI-basierten Suchantworten zu generieren. Zudem würden die Wettbewerbshüter prüfen, ob Google seine Marktmacht missbrauche, indem es Webseitenbetreiber faktisch zwinge, ihre Daten bereitzustellen, um in der Suche sichtbar zu bleiben. Gleichzeitig verwehre der Konzern seinen KI-Konkurrenten den Zugang zu Trainingsdaten wie YouTube-Videos.

5. Australiens Experiment an Heranwachsenden
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Als “Experiment an Heranwachsenden” bezeichnet “taz”-Redakteur Johannes Drosdowski Australiens heute startendes Social-Media-Verbot für alle, die unter 16 Jahre alt sind: “Jugendliche werden das Verbot umgehen. Wenn die sich den Zugang zu den Plattformen nicht ergaunern wie bei Alkohol oder Clubs, werden sie alternative Social-Media-Plattformen nutzen, die sich gegen das Gesetz sträuben. Willkommen im rechtsfreien und damit gefährlicheren Raum.”

6. Wir gratulieren
(reporter-forum.de)
Am Montag wurden in Berlin die “Reporter:innen-Preise” 2025 verliehen, bei dem eine 42-köpfige Jury in elf Kategorien herausragende journalistische Arbeiten ausgezeichnet hat. Die prämierten Beiträge decken ein breites Spektrum des Erzähljournalismus ab und reichen von investigativen Recherchen zur Nord-Stream-Sprengung über Reportagen aus der Jugendhilfe bis hin zu Podcasts über den Bosnienkrieg. Tipp: Auf der Webseite sind alle Beiträge, sowohl die nominierten als auch die Gewinnertexte, als PDF abrufbar.

Kampf um Warner, Funke sammelt Geld ein, Die Newsfluencer kommen

1. “Mir lässt Ungerechtigkeit keine Ruhe”
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl spricht mit Ronen Steinke, Jurist und Redakteur der “Süddeutschen Zeitung”, über die Aushöhlung von Rechtsstaat und Pressefreiheit in den USA und die daraus resultierenden Warnsignale für die deutsche Demokratie. Nicht nur die AfD, sondern auch andere Parteien untergrüben durch populistische Debatten rechtsstaatliche Prinzipien. Abschließend erklärt Steinke, warum er den Journalismus nutzt, um juristische Herrschaftssprache zu übersetzen und Ungerechtigkeiten im System sichtbar zu machen.

2. Paramount macht feindliches Gegenangebot für Warner
(tagesschau.de)
Der Unterhaltungskonzern Paramount Skydance wolle die geplante Übernahme von Warner Bros. durch den Streaminganbieter Netflix verhindern. Das Unternehmen habe hierfür ein eigenes Angebot über rund 108 Milliarden US-Dollar vorgelegt, das auch die Kabelsparte Global Networks umfasse. Damit überbiete Paramount die Offerte von Netflix. Zusätzliche Brisanz erhalte der Wirtschaftskrimi durch Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der jedoch nur eingeschränkt neutral sei: “Paramount wurde erst vor wenigen Monaten von der Familie des als Trump-Unterstützer bekannten Software-Milliardärs Larry Ellison übernommen.”

3. “Fotografieren gilt in der Türkei als politischer Akt”
(taz.de, Derya Türkmen)
Im Interview mit der “taz” beschreibt der türkische Fotojournalist Yasin Akgül nach seiner Festnahme einen historischen Bruch: Die Führung in Ankara habe erkannt, dass Bilder eine stärkere internationale Wirkung haben als Worte. Inzwischen werde schon das bloße Fotografieren von der Regierung als politischer Akt gewertet. Der staatlich kontrollierte Presseausweis habe seine Schutzfunktion verloren und diene nun als Instrument, um unerwünschten Journalismus zu verhindern.

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4. Funke Mediengruppe sammelt 100 Millionen Euro ein
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Funke Mediengruppe habe sich über ein Schuldscheindarlehen erstmals 100 Millionen Euro am Kapitalmarkt beschafft, um damit künftiges Wachstum zu finanzieren. Mit dem frischen Kapital wolle der Konzern nicht nur die digitale Transformation vorantreiben, er plane ausdrücklich weitere gezielte Zukäufe von Medienmarken.

5. Die Newsfluencer kommen
(verdi.de, Lars Lubinetzki)
Laut einer Untersuchung des Reuters Institute würden sogenannte Newsfluencer traditionellen Medien zunehmend Konkurrenz machen. Dabei würden hierzulande vor allem männliche und politisch eher rechts-konservative Akteure das Feld dominieren. Um in diesem Umfeld zu bestehen, empfehle die Studie klassischen Medienhäusern, eine verständlichere Sprache zu wählen, Nischenthemen zu besetzen und sich durch fundierte Recherchen qualitativ abzugrenzen oder gezielt mit Newsfluencern zu kooperieren.

6. Die Streamawards 2025!
(youtube.com, Reved, Audio: 4:32:12 Stunden)
Wer interessehalber einen Blick in die Streaming-Welt werfen will, sollte mindestens kurz in den Videomitschnitt der “Streamawards 2025” klicken. In der über viereinhalbstündigen Show wurden die Höhepunkte des vergangenen Streaming-Jahres nachgezeichnet und Auszeichnungen in vielfältigen Kategorien vergeben, von “Bester Gaming-Moment” bis hin zu “Bester Newcomer”. Dank der im Beschreibungstext angegebenen Zeitmarken kann man sich dabei gezielt auf die interessanten Themen fokussieren.

120-Millionen-Strafe gegen X, KI vs. Realität, Ende der Vielfalt?

1. EU-Kommission verhängt 120-Millionen-Euro-Strafe gegen X
(netzpolitik.org, Anna Ströbele Romero)
Die EU-Kommission habe gegen die Plattform X (vormals Twitter) eine Strafe in Höhe von 120 Millionen Euro verhängt, da das Unternehmen gegen das Gesetz über digitale Dienste verstoße. Konkret würden die irreführenden “blauen Haken”, eine unzureichende Werbedatenbank sowie der mangelhafte Datenzugang für die Forschung kritisiert. X müsse diese Mängel nun innerhalb von 90 Tagen beheben, sonst würden weitere Sanktionen drohen.
Weiterer Lesetipp: Bei digitalpolitik.de kommentiert Markus Beckedahl: “Seit der Machtübernahme durch Musk herrscht in der politisch-medialen Bubble eine absurde Situation: Politiker:innen und Journalist:innen bleiben – und erhöhen damit die Relevanz einer Plattform, die sie zugleich für gefährlich halten.”
Auf Bluesky schreibt der “6-vor-9”-Kurator: “Liebe Europäische Kommission, liebes EU-Parlament: Wie lange wollt ihr noch Content für einen Kanal liefern, dessen Eigentümer euch auflösen will und der eure Reichweite drosselt? Dieser Ort ist eine Jauchegrube. Raus da! Geht lieber dahin, wo Demokratie kein Hassobjekt ist.”

2. Freiheit verpflichtet
(taz.de, Tobias Bachmann)
In seinem Kommentar kritisiert Tobias Bachmann, dass “Bild”-Vizechefredakteur Paul Ronzheimer nach den Anfeindungen gegen ihn keine echte Selbstkritik zum Beitrag seines eigenen Blattes an der gesellschaftlichen Polarisierung geübt habe: “Halten Menschen es für illegitim, kann es sein, dass sie sich dagegen auflehnen. Das kann man skandalisieren – muss man manchmal sogar. Aber man sollte sich auch fragen, was man selbst tun kann, um die Legitimität wieder herzustellen – für sich und alle anderen: Wem die Pressefreiheit am Herzen liegt, der sollte sich an den Pressekodex halten.”

3. Das Ende der Vielfalt?
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Beeinflusst durch den politischen Druck in den USA und wirtschaftliche Sparzwänge würden derzeit auch deutsche Unternehmen und Medienhäuser ihre Diversity-Initiativen abbauen. Vielfalt gelte oft fälschlicherweise als verzichtbares Extra, schreibt Sonja Peteranderl. Medien verlören dadurch langfristig an Relevanz und Vertrauen beim Publikum. Trotz einzelner Fortschritte durch Quoten oder Monitoring-Tools fehle es meist an tiefgreifenden strukturellen Veränderungen.

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4. 15,5 Milliarden Euro – aber nur ein Bruchteil von den Streamern
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Um die deutsche Film- und Serienproduktion finanziell zu stärken, setze Kulturstaatsminister Wolfram Weimer statt auf eine gesetzliche Investitionspflicht für Streamingdienste auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Branche. Die insgesamt zugesagten 15,5 Milliarden Euro bezeichne die Produktionsallianz allerdings als “Mogelpackung”. Der Großteil dieser Summe stamme von den ohnehin investierenden deutschen TV-Sendern und nicht von den eigentlich gemeinten US-Streamern.

5. Macht der Reformstaatsvertrag ARD und ZDF jetzt besser?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:49 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast unterhält sich Holger Klein mit dem Rundfunkexperte und ehemaligen ZDF-Verwaltungsrat Leonhard Dobusch über die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: “Worin genau sieht er die Probleme? Welche Änderungen findet er gut? Und wie steht es im Vergleich dazu beim ORF in Österreich?”

6. KI vs Realität: Jetzt beweisen Videos wirklich nichts mehr
(youtube.com, Julia von Buddenbrook & Raja Khadour, Video: 12:42 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” thematisiert die zunehmende Verbreitung von täuschend echten KI-Videos in Sozialen Netzwerken. Diese würden das Vertrauen in Bildbeweise erschüttern und Desinformation Tür und Tor öffnen. Am Beispiel des KI-Charakters “Hakim Decoded” und dessen Schöpfer Leon zeigen Julia von Buddenbrook und Raja Khadour, wie aufwendig solche Videos produziert werden und wie wichtig dabei eine transparente Kennzeichnung ist.

KW 49/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie Journalisten mit eigenen Positionen in Erscheinung treten
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 32:04 Minuten)
Bei “Nach Redaktionsschluss”, dem Medienpodcast des Deutschlandfunk (DLF), geht es um die Frage, wie viel eigene Meinung und Haltung Journalistinnen und Journalisten zeigen dürfen und ob völlige Neutralität überhaupt möglich ist. Anhand von Beispielen erörtern DLF-Hörer Paul Stoop, Medienjournalist Steffen Grimberg und Elena Gorgis aus der DLF-Redaktion “Meinung & Diskurs”, welche Verantwortung Medienschaffende bei Äußerungen in Sozialen Netzwerken tragen und wie dies deren Glaubwürdigkeit beeinflusst.

2. Wissenschaft im Netz der Desinformation: Die Rolle von digitalen Medien und KI
(youtube.com, Ennio Brandt, Video: 22:51 Minuten)
Ennio Brandt warnt in seinem Vortrag vor den Gefahren wissenschaftsbezogener Desinformation, die zunehmend durch KI-Tools wie Deepfakes und automatisierte Textgeneratoren sowie durch populistische Akteure verbreitet werde. Er zeigt anhand von Beispielen aus Telegram-Kanälen und Social Media, wie Themenfelder wie Klimawandel oder Covid-19 gezielt mit Verschwörungsnarrativen verknüpft würden, um eine vermeintliche “Gegenwissenschaft” zu etablieren und gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben.

3. Yasmine M’Barek & Nils Minkmar: Welche Zukunft hat Journalismus in digitalen Zeiten?
(youtube.com, Rüdiger Fries, Video: 2:07:45 Stunden)
Nils Minkmar und Yasmine M’Barek diskutieren im “Digital Fight Club” über die Bedrohung des Qualitätsjournalismus durch Algorithmen, Desinformation und eine zunehmend polarisierte Debattenkultur. Beide sind sich einig, dass unabhängige Medien nur durch eine stärkere Regulierung der Digitalkonzerne sowie die Bereitschaft der Gesellschaft, für glaubwürdige Berichterstattung zu bezahlen, eine Zukunft hätten.

Bildblog unterstuetzen

4. Die Liebe zum Spiel (mit Mara Pfeiffer)
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 1:12:12 Stunden)
In einer Sonderfolge ihres Podcasts “Die Medienversteher” sprechen Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer mit der Sportjournalistin Mara Pfeiffer über deren Erfahrungen in der noch immer stark männlich dominierten Fußballbranche, in der sie sich trotz massiver Online-Anfeindungen und sexistischer Kritik einen Platz erkämpft habe. Pfeiffer versteht den Sportjournalismus weniger als reine Spielberichterstattung, sondern als Schnittstelle zu gesellschaftlichen Themen wie Rassismus, Sexismus und Demokratie.

5. Ankäufe, Video, Events: Was die ARD mit Podcasts vorhat
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 32:06 Minuten)
Im Podcast “Läuft” beschreibt Leiterin Cathrin Jacob die Arbeit der neuen “Podcast-Unit” der ARD als vernetzenden “Service-Satelliten”, der durch engere Kooperation der Sender Doppelstrukturen vermeiden und hochwertigen “Hero Content” fördern solle. Angesichts eines veränderten Marktes setze die ARD verstärkt auf externe Partnerschaften und experimentiere mit Video-Podcasts.

6. Die Margen der Kunst
(youtube.com, Michael Seemann, Video: 24:47 Minuten)
Michael Seemann erklärt in seinem Vortrag, dass Macht in der Musikindustrie davon abhänge, wie schwer jemand zu ersetzen ist. Aktuell würden wenige große Musikverlage das Geschäft dominieren. Künstlerinnen und Künstler würden durch das Überangebot im Streaming und kommende KI-Konkurrenz immer austauschbarer und damit machtloser. Seemann empfiehlt den Kreativen, sich nicht auf das Urheberrecht zu verlassen, sondern sich in Gewerkschaften zu organisieren.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.