Medienrat als Chance, Zumutung Journalismus, “Adolescence”

1. Urteil: Weißes Haus muss AP Zugang gewähren
(reporter-ohne-grenzen.de)
Ein US-Gericht habe entschieden, dass die Regierung unter Donald Trump die Nachrichtenagentur AP nicht länger von Veranstaltungen im Weißen Haus ausschließen dürfe, da dies gegen die Pressefreiheit und den ersten Verfassungszusatz verstoße. Die Organisation Reporter ohne Grenzen begrüßt das Urteil als wichtiges Signal gegen die Versuche der Trump-Administration, kritische Medien zu sanktionieren: “Der Ausschluss war ein eklatanter Eingriff in die Pressefreiheit. Er hat deutlich gemacht, wie die US-Administration das First Amendment interpretiert: Meinungsfreiheit soll nur für die gelten, die der Meinung der US-Regierung folgen. Die Entscheidung des Gerichts ist ein Etappensieg im Kampf um den Rechtsstaat.”
Weiterer Lesetipp: Trump will AP weiter nicht im Oval Office – trotz Richterspruch (spiegel.de).

2. Medienrat: Chance für den ÖRR
(verdi.de, Volker Nünning)
Wie Volker Nünning berichtet, planen die Bundesländer die Einführung eines neuen Medienrats, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk strategisch begleiten und evaluieren soll. Das Gremium solle aus sechs unabhängigen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen bestehen. Während einige Akteure wie der ZDF-Fernsehrat und der Kulturrat einen neuen Medienrat als überflüssig und potenziell bürokratisch kritisieren würden, sähen andere wie Medienrechtler Wolfgang Schulz darin eine Chance für neue Impulse.

3. NDR-Gremien lassen Sandra Harzer-Kux ins Messer laufen
(taz.de, Benno Schirrmeister)
Benno Schirrmeister kritisiert, dass das Auswahlverfahren für die NDR-Intendanz veraltet und intransparent sei, und dass der Personalrat erst nach dem Scheitern der Wahl von Sandra Harzer-Kux dagegen protestiert habe. Harzer-Kux, eine erfahrene Medienmanagerin ohne klassischen NDR-Hintergrund, sei offenbar nicht an mangelnder Kompetenz, sondern am fehlenden “Stallgeruch” gescheitert. Der Fall zeige, wie dringend eine Reform des Wahlverfahrens nötig ist, damit externe Kandidatinnen und Kandidaten eine faire Chance haben.

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4. Die Opfer sind nicht “pedo” und die Täter keine “hunters”
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi schreibt, dass Medien unreflektiert die Selbstbezeichnung einer homophoben Tätergruppe als “Pedo-Hunter” übernähmen und damit deren Gewalt gegen unschuldige junge Männer verharmlosen würden. Ermittlungen der Polizei und journalistische Recherchen würden belegen, dass keines der Opfer pädophil war und die Täter bewusst unter falschem Vorwand handelten. Durch die mediale Wiederholung des Täter-Framings entstehe ein gefährliches Missverständnis in der Öffentlichkeit, das Hassverbrechen relativiere.

5. Warum der Journalismus für Eltern zur Zumutung wird
(tageins.at, Dominik Ritter-Wurnig)
Der Beruf Journalismus mache es Eltern durch starre Arbeitszeiten, Präsenzkultur und fehlende Vereinbarkeit mit dem Familienleben besonders schwer – oft mit der Folge, dass Betroffene ihre Karriere zurückstellen oder die Branche verlassen. Der Report “Störfaktor Kind” (PDF) zeige, dass nicht individuelle Schwächen, sondern strukturelle Probleme wie mangelnde Wertschätzung, schlechte Bezahlung und eingeschränkte Aufstiegschancen verantwortlich seien. Um Fachkräfte, Vielfalt und Qualität zu erhalten, brauche es grundlegende Veränderungen in der Arbeitskultur.
Anmerkung zum verlinkten Artikel: “tag eins” stellt den Betrieb am 30. April ein: “Die monatlichen Ausgaben von tag eins sind höher als die monatlichen Einnahmen. Für kein Unternehmen dieser Welt kann das gut gehen. Wir ziehen jetzt die Reißleine, wollen die GmbH ordentlich abwickeln und keinen einzigen Cent schuldig bleiben.” (tageins.at)

6. Jugendliche sollten diese Serie sehen? Nein: Erwachsene
(krautreporter.de, Lea Schönborn)
Nicht Jugendliche, sondern Erwachsene sollten sich die Netflix-Serie “Adolescence” ansehen, um zu verstehen, in welcher digitalen Realität Jugendliche heute leben, meint Lea Schönborn. Viele Eltern, Lehrerinnen und Lehrer hätten erst durch die Serie erkannt, welchen Einfluss Onlinekulturen und Soziale Netzwerke auf Jugendliche haben, und dass Probleme wie Frauenhass oder Mobbing nicht durch das Internet entstehen, sondern sich dort nur anders darstellen.

Sparprogramm beim RBB, Unter Zockern, Stoppt die Gewalt!

1. Vorschläge zur Verschlankung
(taz.de, Amelie Sittenauer)
Beim öffentlich-rechtlichen RBB sollen wegen finanzieller Schwierigkeiten 22 Millionen Euro eingespart und 254 Stellen abgebaut werden, wofür die Geschäftsleitung zahlreiche Struktur- und Programmanpassungen vorgeschlagen habe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten mit Unmut und Sorge reagiert, da sie durch zunehmende Arbeitsbelastung, fehlende Sicherheit und einen schlechten Umgang mit freien Kräften stark unter Druck stünden. Trotz Reformbedarf verschärfe sich die angespannte Stimmung im Sender weiter.

2. “Deut­sch­land Kurier”-Che­f­re­dak­teur zu Bewäh­rungs­strafe ver­ur­teilt
(lto.de)
Der Chefredakteur des rechten Onlineportals “Deutschland-Kurier”, David Bendels, sei vom Amtsgericht Bamberg wegen einer verunglimpfenden Fotomontage der Innenministerin Nancy Faeser zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt worden. Das manipulierte Bild stelle eine falsche Tatsachenbehauptung dar und sei laut Gericht eine gezielte Politikerverleumdung. Bendels sehe das Ganze als Satire und wolle juristisch gegen das Urteil vorgehen.

3. »New York Times« klagt über massiven Druck der Trump-Regierung
(spiegel.de)
Arthur Gregg Sulzberger, Verleger der “New York Times”, beklage, dass Donald Trumps Regierung durch Klagen, den Entzug von Zugängen und das Einstellen von Regierungsabos massiven Druck auf die Presse in den USA ausübe. Sulzberger betone, dass die “New York Times” sich nicht einschüchtern lasse und gut vorbereitet sei, dem Druck standzuhalten. Trotz der angespannten Lage zeige er sich zuversichtlich, dass die US-Demokratie auch diese Herausforderung überstehen könne.

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4. dju fordert: Medienhäuser, Polizei, Politik – schützt uns Journalist*innen, stoppt die Gewalt!
(dju.verdi.de)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi fordert Medienhäuser, Polizei und Politik auf, “unverzüglich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Medienschaffenden als Teil des Koalitionsvertrages zu erarbeiten”: “Journalist*innen müssen ohne Angst vor Gewalt arbeiten können. Medien, Sicherheitsbehörden und Politik sind in der Pflicht, unverzüglich verlässliche Schutzmaßnahmen zu gewährleisten”, so dju-Bundesgeschäftsführerin Danica Bensmail.

5. Unter Zockern
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschreibt, wie Redaktionen zunehmend Twitch als Plattform nutzen, um junge Zielgruppen mit interaktiven, journalistischen Formaten zu erreichen – etwa durch Talkshows, Nachrichtenformate wie “tagesschau together” oder Streams mit Politikerinnen und Politikern. Dabei zeige sich, dass Authentizität, Interaktivität und der Dialog mit dem Chat entscheidend für den Erfolg seien. Klassische Medienformate würden auf Twitch hingegen oft nicht funktionieren. Obwohl Twitch finanziell für Medien kaum lukrativ sei, biete die Plattform strategisches Potenzial.

6. TikTok, die mächtigste App der Welt
(arte.tv, Vincent de Cointet, Video: 46 & 49 Minuten)
Bei Arte gibt es eine zweiteilige Dokumentation über “TikTok, die mächtigste App der Welt”. Dabei geht es um die Fragen: Wie nutzt das chinesische Regime die hinter der Videoplattform stehende Firma ByteDance, um seine Macht zu festigen? Welche Rolle spielt TikTok in der chinesischen Expansionspolitik? Wie reagiert Washington auf den Vormarsch der chinesischen App in sein bisheriges Hoheitsgebiet? Und wie steht es aktuell um den Machtkampf zwischen China und den USA um Beeinflussung und Daten? Hier geht es zu Teil 2 der Doku.

Report zur Pressefreiheit, Gefahr für Quellenschutz, ARD-Walross

1. Übergriffe auf Journalisten verdoppelt
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat ihren “RSF-Report zur Lage der Pressefreiheit in Deutschland” (PDF) veröffentlicht: “Mit 89 Attacken auf Medienschaffende und Medienhäuser haben sich die Angriffe, die RSF verifizieren konnte, im Jahr 2024 verdoppelt. 2023 waren es 41. Eine Auffälligkeit in der Statistik: Gewalt gegenüber Journalistinnen und Journalisten war im Jahr 2024 vor allem im Brennpunkt Berlin ein Thema, wo sich 49 der bundesweit dokumentierten Fälle ereigneten. Die meisten Übergriffe zählte RSF am Rande von Nahost-Demonstrationen.”

2. Quellenschutz in Gefahr
(verdi.de, Peter Nowak)
Die Wochenzeitung “Kontext” sei zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden, nachdem sie rassistische Facebook-Chats eines Ex-AfD-Mitarbeiters veröffentlicht und dessen Namen genannt habe. Zuvor habe das Gericht die Offenlegung der Quelle gefordert, was die Redaktion mit Verweis auf den Quellenschutz ablehnte habe. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert das Urteil.

3. Das träge und schwerfällige Walross
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Die ARD stehe in der Kritik, weil sie in ihrer Jubiläumsshow einen rassistischen Sketch von Dieter Hallervorden gezeigt und versäumt habe, diesen kritisch einzuordnen oder zu schneiden. Dies zeige laut Ann-Kathrin Leclère, dass der öffentlich-rechtliche Sender an überholten Formaten und alten Gesichtern festhalte, statt mutige Reformen anzugehen. Um relevant zu bleiben, müsse die ARD gesellschaftlichen Wandel aktiv mitgestalten und sich inhaltlich wie strukturell erneuern.

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4. Bangen um Voice of America: “Es ist Alarmzustand”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 28:09 Minuten)
Im Podcast “Läuft” von epd medien und Grimme-Institut geht es um die von Donald Trump angeordnete Abschaltung von US-Auslandssendern wie “Radio Free Europe” und “Voice of America”, die als Rückschlag für den unabhängigen Journalismus gewertet wird. Die Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter gibt im Gespräch mit Alexander Matzkeit Einschätzungen zu den möglichen Folgen für die internationale Medienlandschaft und der Frage, wer die entstehende Lücke füllen könnte.

5. Mehr Transparenz bei Intendantenwahlen
(djv.de, Gina Schad)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat den Rundfunkrat der Deutschen Welle angesichts der bevorstehenden Intendantenwahl zu mehr Transparenz aufgefordert. Bisher seien weder Kandidaten noch Auswahlkriterien nachvollziehbar definiert. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster kritisiert: “Diese Intransparenz passt nicht zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders, der mit Steuergeldern finanziert wird. Sie nährt zudem Spekulationen, dass parteipolitische Interessen und nicht fachliche Kompetenz bei der Besetzung des Intendantenpostens im Vordergrund stehen.”

6. Deepfakes und Porno-Deepfakes
(ardmediathek.de, Katja Deiß, Video: 8:43 Minuten)
Das ARD-Magazin “titel, thesen, temperamente” beschäftigt sich mit den realistisch wirkenden, aber durch Künstliche Intelligenz (KI) gefälschten Medieninhalten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft: “Deepfakes bedrohen Wahrheit und Demokratie. KI-Expertin Nina Schick warnt: Ein Tsunami aus Fälschungen rollt auf uns zu. Stars wie Marc-Uwe Kling und Michael ‘Bully’ Herbig fordern Gesetze – bevor Fake und Realität ununterscheidbar werden.”

Hallervorden, Intendantenwahl, Spongebob und Schleimkanonen

1. ARD äußert sich zu Hallervordens umstrittenem Auftritt
(t-online.de)
In der TV-Jubiläumssendung “75 Jahre ARD” sorgte Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden mit der Verwendung des N- und des Z-Wortes in einem Sketch für breite Kritik und Diskussionen über Rassismus und Satire. Obwohl die Sendung vorproduziert gewesen sei, sei die Passage aus der Aufzeichnung nicht herausgeschnitten oder mit einem Hinweis versehen worden. Die ARD verteidige den Auftritt Hallervordens als bewusste Provokation im satirischen Kontext, betone aber gleichzeitig ihr Engagement für Vielfalt und die Ablehnung von Rassismus.

2. Und jetzt zurück zu den Staatsinfos
(taz.de, Nikita Danilin)
Durch die Kürzungen der US-Regierung unter Donald Trump drohe Radio Liberty, einer der letzten unabhängigen Nachrichtenquellen in Zentralasien, das Ende. In Ländern wie Kasachstan, Usbekistan oder Tadschikistan wären dann nur noch staatlich kontrollierte Informationen verfügbar. Experten warnen, dass dies nicht nur die Demokratie gefährde, sondern auch die russische Propaganda stärke und unabhängige Journalistinnen und Journalisten weiter marginalisieren könnte.

3. NDR-Mitarbeiter fordern neues Verfahren zur Intendantenwahl
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier berichtet, dass nach der gescheiterten Intendantenwahl beim NDR nun auch die Personalvertretungen ein neues, transparenteres Auswahlverfahren fordern, bei dem die Beschäftigten ernsthaft einbezogen werden. Ihre Kritik laute, dass dem Rundfunkrat nur eine Kandidatin ohne Alternative zur Wahl gestanden habe, und weder die Personalräte noch die Mitglieder ausreichend informiert und beteiligt worden seien.

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4. Wachsende Gefahren für serbische Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) wird es in Serbien für Medienschaffende zunehmend gefährlicher. “Während sich die Schlinge um Medien sowie Journalistinnen und Journalisten in Serbien immer weiter zuzieht, darf die Europäische Union nicht länger wegsehen. Auf die serbische Regierung und Behörden ist kein Verlass, wenn es darum geht, Angriffe auf die Presse zu stoppen”, kommentiert RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Der Schutz der Pressefreiheit ist ein entscheidendes Kriterium für Serbiens Beitritt in die EU. Die deutsche Regierung muss diese Verstöße klar verurteilen.”

5. Trump verlängert Frist für TikTok in den USA
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe die Frist für den Verkauf von TikToks US-Geschäft um weitere 75 Tage verlängert. Das größte Hindernis für einen möglichen “Deal” sei die Zustimmung der chinesischen Regierung, was Trump wie folgt kommentiere: “Wir hoffen, weiterhin vertrauensvoll mit China zusammenarbeiten zu können, das, soviel ich weiß, nicht sehr glücklich über unsere gegenseitigen Zölle ist.”

6. Spongebob und Schleimkanonen
(tagesspiegel.de)
Sportverbände und TV-Sender würden zunehmend auf kindgerechte Formate mit bunten Animationen, bekannten Figuren und Kommentaren von Kindern setzen, um junge Zuschauerinnen und Zuschauer frühzeitig für Live-Sport zu begeistern. Hinter diesen Maßnahmen stecke neben pädagogischen Zielen auch das wirtschaftliches Interesse, langfristig eine loyale Fanbasis aufzubauen. Noch sei jedoch wenig darüber bekannt, was Kinder wirklich am Sport fasziniert – ob Stars, Geschichten oder der Wettbewerb selbst.

KW 14/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Klaasohm auf Borkum – Was sich nach der Kritik verändert hat
(ardmediathek.de, Alexandra Bauer & Julia von Buddenbrock, Video: 29:40 Minuten)
Die Reportage des NDR-Medienmagazins “Zapp” beschäftigt sich mit den Folgen der kritischen Berichterstattung über den Brauch des Klaasohm auf Borkum, bei dem auch Frauen mit Kuhhörnern geschlagen wurden. Der Film beleuchtet die Frage, wie die Inselgemeinschaft auf die bundesweite Kritik in Medien reagiert, zwischen der Verteidigung der Tradition und dem Gefühl, falsch dargestellt worden zu sein.

2. 75 Jahre ARD – Umbau unter Druck
(youtube.com, Julius Bretzel, Audio: 29:58 Minuten)
In dieser Folge des “Tagesschau”-Podcasts “11KM” spricht die Medienjournalistin Annika Schneider anlässlich des 75-jährigen Bestehens der ARD über die Geschichte und die aktuellen Herausforderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Als ehemalige ARD-Mitarbeiterin analysiert sie, warum ARD und ZDF derzeit unter Druck stehen – unter anderem aufgrund von Skandalen und strukturellen Problemen. Schneider erklärt, warum es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt und was sich inhaltlich und organisatorisch ändern muss.
Weitere Hörtipps zum ARD-Jubiläum: 75 Jahre ARD: Die ARD und die Politik – Ringen um Unabhängigkeit (br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:59 Minuten) und “Töne, Texte, Bilder”-Spezial: 75 Jahre ARD (wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 44:59 Minuten).

3. Woher kommt der Mediensprech?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 36:31 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob sich der Journalismus immer weiter von der Alltagssprache entfernt. Es diskutieren DLF-Hörer Arno Logiewa, Kommunikationswissenschaftlerin Friederike Herrmann, Hauptstadtjournalistin Helene Bubrowski und Michael Borgers vom DLF.

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4. Medien aus der Krise in die (Sinn)krise?
(podcast.de, Julia Krüger & Maurice Gajda, Audio: 1:01:50 Stunden)
In der aktuellen Folge des Podcasts “In kleiner Runde – Medien Insider” sprechen Julia Krüger und Maurice Gajda über eine mögliche Medienkrise in Deutschland und stellen fest, dass trotz Krisenrhetorik eine Menge Geld im System vorhanden ist. Sie diskutieren unter anderem über das Scheitern des Verlagshauses Gruner + Jahr und die Entwicklungen bei großen Akteuren wie “Spiegel” und Axel-Springer-Verlag. Außerdem sprechen sie mit Daniela Braun vom Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien über die Herausforderungen und kreativen Antworten von Tageszeitungen auf sinkende Abozahlen.

5. Hartmut Rosa (Soziologe)
(wiesoweshalbwarum.podigee.io, Thomas Hartmann, Audio: 1:07:00 Stunden)
In seinem Podcast “Wieso? Weshalb? Warum?” spricht Thomas Hartmann mit dem Soziologen Hartmut Rosa über dessen Konzept der Resonanz und einer möglichen Bedeutung für Kindermedien. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wie Medienangebote gestaltet sein müssen, um Resonanzerfahrungen bei Kindern zu fördern, also Beziehungen zur Welt, die von echter Verbundenheit und Berührung geprägt sind. Dabei diskutieren sie auch kritisch, inwieweit Medien solche Erfahrungen ermöglichen oder sogar verhindern können.

6. Deutsch-französische Beziehungen und was die Medien dazu sagen
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 25:13 Minuten)
Der BR-Journalist und Autor Jean-Marie Magro spricht in Christian Jakubetz’ Podcast “Satzzeichen” über sein neues Buch “Radatouille”, in dem er seine Radtour durch Frankreich und seine Eindrücke vom Land beschreibt. Weitere Themen des Gesprächs sind die Medienlandschaft in Frankreich und das französische Bild der deutsch-französischen Beziehungen. Mit seinem Buch und einer begleitenden Lesereise möchte Magro einen differenzierteren Blick auf Frankreich vermitteln.

Springers Narrative, Aus Angst gemieden, Repressives Vorgehen

1. Alte Feindbilder – neue, autokratische Freunde
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske kritisiert den Axel-Springer-Verlag scharf für dessen Übernahme rechter Narrative, die Verharmlosung der AfD und die Diskreditierung zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich für die Demokratie einsetzen. Kraske zeigt auf, wie Springer-Medien wie “Bild” und “Welt” im Einklang mit CDU/CSU und rechten Einflussnehmern agieren, um legitimen Protest und Demokratieförderung als linke Verschwörung darzustellen. Sein Hinweis in Richtung Springer-Medien: “Wer all jene, die demokratische Brandmauern zu Demokratiefeinden verteidigen, journalistisch an den Pranger stellt, aber sich mit denjenigen gemein macht, die sie niederreißen wollen, sollte sich dringend an die eigenen ‘Essentials’ erinnern – oder sich ehrlicherweise von ihnen verabschieden.”

2. Lokaljournalismus unter Druck: Sicherheitsempfinden und Bedrohungserfahrungen von Lokaljournalist:innen in Sachsen und Thüringen
(ecpmf.eu)
Eine gemeinsame Studie des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger und des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit zum Lokaljournalismus in Sachsen und Thüringen (PDF) zeige, dass Journalistinnen und Journalisten dort zunehmend Bedrohungen und Einschüchterungen durch extrem rechte und verschwörungsideologische Akteure ausgesetzt seien, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Diese angespannte Lage führe teilweise dazu, dass bestimmte Themen aus Angst vor Konsequenzen gemieden würden.

3. RSF verurteilt Vorgehen gegen Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt das zunehmend repressive Vorgehen der türkischen Regierung gegen Medienschaffende, das inzwischen auch ausländische Journalistinnen und Journalisten wie den inhaftierten Schweden Joakim Medin und den ausgewiesenen Briten Mark Lowen betreffe. Medin werde wegen angeblicher Präsidentenbeleidigung und Terrorunterstützung festgehalten, ein Vorwurf, der laut RSF häufig zur Einschüchterung kritischer Stimmen benutzt werde. Insgesamt beobachte die Organisation eine systematische Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei, die sich in Verhaftungen, Zensur und willkürlichen Strafen zeige.

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4. ZDF-Fernsehratsvorsitzende kritisiert Otto Brenner Stiftung
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Otto Brenner Stiftung kritisierte in einer Studie einen zu großen Einfluss der Politik in den Aufsichtsgremien von ARD und ZDF. Sie wertete dabei Parteizugehörigkeit als Kriterium für “politischen Einfluss” und Staatsnähe. Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt, weise diese Darstellung zurück und betone, dass eine Parteimitgliedschaft demokratisches Engagement zeige, aber nicht automatisch politische Abhängigkeit bedeute.

5. Wozu noch eine gedruckte Zeitung?
(infosperber.ch, Marco Diener)
Marco Diener schreibt, dass mehrere große Schweizer Tageszeitungen der Verlage Tamedia und Somedia in ihren Printausgaben von gestern nicht über die wichtigen Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump berichtet hätten. Offenbar fand die Trump-Rede für jene Printredaktionen zu spät statt. Auf den Titelseiten hätten andere Themen Platz gefunden: “Die Basler Zeitung macht Wirbel, weil «der neue ‹Globus› die Martinskirche» verdecken wird. Der «Bund» fragt, «wie sexueller Konsens geht». Die «Südostschweiz» kündigt einen Podcast im Hinblick auf das Eidgenössische Schwingfest in fünf Monaten an. Und der «Tages-Anzeiger» präsentiert uns einen Knüller über «Infantile Amnesie» unter dem Titel: «Kleinkinder können sich noch an nichts erinnern.»”

6. Unter Druck
(taz.de, Sean-Elias Ansa)
In einer “taz”-“Nachtreportage” begleitet Sean-Elias Ansa die letzte Etappe des werktäglichen Drucks der “taz” und zeigt eindrucksvoll, wie Drucker, Spediteure und Zusteller nachts dafür sorgen, dass morgens eine Zeitung im Briefkasten beziehungsweise am Kiosk liegt. Mit dem Projekt “Seitenwende” stelle die “taz” den werktäglichen Druck ein und setze auf digitale Formate, was nicht nur den Medienwandel markiere, sondern auch spürbare Folgen für die beteiligten Arbeitskräfte habe. Die Reportage ist eine stille Hommage an all jene, die unter zum Teil schwierigen Bedingungen im Hintergrund arbeiten – und deren Arbeitsplätze zunehmend verschwinden.

Erdrosselnde Printkosten, 75 Jahre ARD, Informationsfreiheit

1. “Die Kosten für das Printprodukt werden uns erdrosseln”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Im Interview mit dem “journalist” spricht Benjamin Piel, Chefredakteur des “Weser-Kuriers”, über die Herausforderungen und die Zukunft des Lokaljournalismus, insbesondere angesichts steigender Produktionskosten, des demografischen Wandels und der Notwendigkeit der digitalen Transformation. Piel betont die Bedeutung der journalistischen Nähe zu den Menschen vor Ort und fordert mehr Vielfalt in den Redaktionen. Die Konzentration auf Kerninhalte, digitale Formate und eine klare Haltung gegenüber Künstlicher Intelligenz sowie Social Media seien entscheidende Zukunftsstrategien.

2. Die Informationsfreiheit zwischen den Rädern der Koalition
(turi2.de, Jana Ballweber)
Jana Ballweber kritisiert in ihrer Kolumne scharf den Plan der Union, das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) abzuschaffen, und wirft CDU-Politiker Philipp Amthor vor, mit seiner Rhetorik Misstrauen gegenüber Medien, Zivilgesellschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern zu säen. Auch bei der SPD sieht Ballweber wenig Hoffnung, das Gesetz entschlossen zu verteidigen. Sie warnt davor, dass eine sogenannte “Harmonisierung” mit Ländern ohne IFG eine massive Verschlechterung bedeute, mit verheerenden Folgen für den investigativen Journalismus und die demokratische Kontrolle staatlichen Handelns.

3. Mundtot geklagt
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère erklärt, wie sogenannte SLAPP-Klagen gezielt eingesetzt würden, um Journalistinnen und Journalisten sowie Aktivistinnen und Aktivisten einzuschüchtern und kritische Berichterstattung zu verhindern, oft durch finanzielle und psychische Belastung. Die EU habe 2024 eine Richtlinie zum Schutz vor solchen Einschüchterungsklagen erlassen, die jedoch nur für grenzüberschreitende Fälle gelte und noch nicht überall konsequent umgesetzt werde.

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4. 75 Jahre. Fürs Erste! – Die ARD-Story mit Susanne Daubner
(ardmediathek.de, Frank Diederichs, Video: 58:59 Minuten)
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der ARD blickt “Tagesschau”-Sprecherin und Moderatorin Susanne Daubner in einer Jubiläumsdokumentation auf die Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zurück. Es sei “ein Wiedersehen mit großen Stars, Fernsehmomenten für die Ewigkeit und journalistischen Highlights”.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat seinen Platz. Doch er muss ihn neu definieren. Weniger Verwaltung, mehr Relevanz. Weniger Besitzstandswahrung, mehr Mut. Weniger ‘So war es immer’, mehr ‘So muss es werden’.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:34 Minuten)

5. Virtuelle Realität im Journalismus: Zwischen technologischer Innovation und ethischen Fragen
(de.ejo-online.eu, Alina Bähr)
Aynur Sarısakaloğlu von der TU Ilmenau und Irina Böttcher von der Universität der Bundeswehr München geben in ihrem Fachartikel “Virtuelle Realität und Journalismus” einen Überblick über die “Anwendung, Potenziale und Risiken von virtueller Realität im Journalismus” und zeigen “theoretische Anknüpfungspunkte sowie ethische Herausforderungen für den immersiven Journalismus” auf. Alina Bähr hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

6. Faktencheck: Echt oder fake – erkennst Du den Unterschied?
(dw.com, Rachel Baig & Björn Kietzmann)
Die Deutsche Welle hat ein bebildertes “Faktencheck-Quiz” online gestellt: “Willkommen zum Quiz ‘echt oder fake?’: Hier kannst Du Deine Fähigkeiten als Faktenchecker testen. Wir zeigen Dir eine Reihe von unterschiedlichen Bildern und Du musst herausfinden, welche davon echt sind und welche manipuliert wurden oder komplett KI-generiert sind.”

Trumps Angriff, Synchronsprecher gegen KI, Missionsort Social Media

1. Medien im Visier: Trumps Angriff auf die Pressefreiheit
(wdr.de, Jan Schmitt &Julius Baumeister & Luc Oeppert, Video: 9:20 Minuten)
Das ARD-Magazin “Monitor” zeigt, wie die Trump-Administration seit ihrem Amtsantritt die Pressefreiheit in den USA gezielt aushöhlt: Trump-kritischen Journalistinnen und Journalisten werde der Zugang zum Weißen Haus verwehrt, Medienhäuser würden politisch unter Druck gesetzt und unabhängigen Reporterinnen und Reportern werde mit Inhaftierung gedroht. Zudem drohe staatlichen Auslandssendern, die in Krisengebieten demokratische Aufklärung betreiben, die Abschaltung.

2. Medien erzeugen Polarisierung
(verdi.de)
Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sprach der Soziologe Steffen Mau über das Thema Polarisierung. Gesellschaftliche Polarisierung gehe weniger auf tiefe Spaltungen in der Bevölkerung zurück, sondern auf mediale Überzeichnung und gezielte politische Strategien. Dies geschehe insbesondere durch Parteien wie die AfD, die Konflikte um Migration und Klima emotional auflüden.

3. Intendantin verteidigt Expertise von außen
(taz.de, Amelie Sittenauer)
RBB-Intendantin Ulrike Demmer verteidige die Beauftragung externer Experten zur Unterstützung der Struktur- und Finanzreformen des öffentlich-rechtlichen Senders und weise den Vorwurf der Gehältertrickserei zurück. Angesichts geplanter Einsparungen von 22 Millionen Euro und des Abbaus von 254 Stellen betone Demmer die Notwendigkeit externer Expertise für einen nachhaltigen Umbau. Verdi und der Deutsche Journalisten-Verband mahnen hingegen, die sozialen Folgen für die Beschäftigten nicht aus dem Blick zu verlieren.

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4. Verleger zu drei Jahren Haft verurteilt
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtet, ist der in Taiwan lebende Verleger Li Yanhe in China zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das chinesische Regime werfe ihm Anstiftung zur Abspaltung vor. Reporter ohne Grenzen kritisiert die Gerichtsentscheidung als politisch motivierten Angriff auf die Pressefreiheit: “Wir sind schockiert über das Urteil gegen Li Yanhe. Die Vorwürfe sind absurd. Li Yanhe ist kein Krimineller, sondern einer der letzten chinesischen Verleger, die es noch wagen, investigative und regimekritische Bücher zu drucken. Er muss sofort freikommen”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Li Yanhe werde seit März 2023 in China festgehalten.

5. Roboterstimmen in Serie? Synchronsprecher wehren sich gegen KI-Kollegen
(rnd.de, Imre Grimm)
Der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) bedrohe ganze Branchen, darunter auch die der Synchronsprecherinnen und -sprecher. KI-generierte Stimmen würden bereits teilweise in Serien und Filmen eingesetzt. Branchenvertreter würden betonen, dass echte Sprecherinnen und Sprecher mit ihrer stimmlichen Ausdruckskraft, ihrer Emotionalität und ihrem schauspielerischen Können nicht zu ersetzen seien. Sie rufen das Publikum zur Solidarität auf.

6. Jasmin Neubauer: Social Media als Missionsort
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Kira Ayyadi porträtiert die christliche Influencerin Jasmin Neubauer, die auf Social Media eine radikal-evangelikale Agenda mit klar antifeministischen, queerfeindlichen und rechtsextremen Botschaften verbreite. Neubauer missioniere digital mit simplen Weltbildern, vermarkte ihre religiöse Ideologie über einen eigenen Shop und kooperiere offen mit rechten Akteurinnen und Akteuren.

Festgenommen in der Türkei, Presseauskunft, Bildmanipulation

1. In Erdoğans Türkei sind Fakten eine Beleidigung
(taz.de, Klaudia Lagozinski)
Klaudia Lagozinski berichtet über die Festnahme des schwedischen Journalisten Joakim Medin in der Türkei, dem unter anderem Präsidentenbeleidigung und Terrorismus vorgeworfen werden, ohne stichhaltige Beweise. Die Festnahme stehe offenbar im Zusammenhang mit einer regierungskritischen Protestaktion in Stockholm, an der Medin laut mehreren Quellen jedoch nicht beteiligt gewesen sei. Der Fall zeige, wie das Erdoğan-Regime zunehmend auch gegen ausländische Journalistinnen und Journalisten vorgeht und kritische Berichterstattung als Straftat behandelt.

2. dju fordert Presseauskunftsrecht
(verdi.de, Günter Herkel)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) fordert angesichts der diskutierten Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) ein Presseauskunftsrecht und warnt vor einem massiven Rückschritt für Transparenz und Pressefreiheit. Kritik komme auch von Organisationen wie “FragDenStaat”, Transparency International und “Correctiv”, die betonen, wie wichtig das IFG für demokratische Kontrolle und die Aufdeckung politischer Skandale sei.

3. Wie YouTube & andere Medien uns krank machen – und wie wir das verhindern
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:37 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht er der Frage nach, “wie YouTube & andere Medien uns krank machen – und wie wir das verhindern”.
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Journalist entführt und ermordet
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Mexiko wurde erneut ein Journalist entführt und ermordet. Das Opfer Raúl Irán Villarreal Belmont habe wenige Tage zuvor auf Facebook einen Betrugsfall angeprangert, in den ein lokaler Unternehmer und Regierungsbeamte verwickelt gewesen seien. Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen, sagt zu dem Fall: “Die extreme Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten in Mexiko ist schockierend: Wer Korruption und Missstände aufdeckt, muss fürchten, ermordet zu werden. Die weit verbreitete Straflosigkeit verschärft diese Krise noch.”

5. KI im Journalismus – Kollegin oder Konkurrenz?
(sr-mediathek.de, Katrin Aue & Kai Schmieding, Audio: 16:30 Minuten)
Bei “Medien Cross & Quer” schauen Katrin Aue und Kai Schmieding auf ein Experiment in Italien, bei dem die Zeitung “Il Foglio AI” nach Angaben der Verleger komplett mit Künstlicher Intelligenz erstellt worden sei. Aue und Schmieding fragen: “In wie festem Zustand ist Künstliche Intelligenz mittlerweile im deutschsprachigen Journalismus? Was funktioniert, knapp zweieinhalb Jahre nach dem Start von ChatGPT, was ist gescheitert? Wie sehr wird nach wie vor über die ethischen Grenzen diskutiert? Und was macht das mit den Jobs im Medien-Bereich?” Antworten darauf gibt Oskar Vitlif, Journalist, Trainer und Autor des KI-Newsletters “Oskar.Tools”.

6. ChatGPT-Update vereinfacht Bildmanipulation – Schweizer Regulierung hinkt hinterher
(fairmedia.ch, Tobias König)
Das neueste Update von ChatGPT erleichtere die Bearbeitung und Manipulation von Bildern erheblich, was das Risiko von Missbrauch, etwa durch Deepfakes oder sexualisierte Inhalte, erhöhe. Das gelte vor allem, wenn solche Inhalte über Soziale Medien verbreitet würden. Angela Müller, Geschäftsleiterin von “AlgorithmWatch CH”, warne vor langfristigen Auswirkungen auf das Informationsökosystem und fordere, sowohl KI-Anbieter als auch Plattformbetreiber stärker zur Verantwortung zu ziehen. Während die EU mit dem Digital Services Act bereits Maßnahmen ergriffen habe, hinke die Schweiz in der Regulierung von KI und Sozialen Medien deutlich hinterher.

Zurück in die Ver­gan­gen­heit, Leiden für Metas Profit, Pop-Faschismus

1. Koalition muss unabhängige Medien weltweit stärken
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehrere deutsche Medienorganisationen, darunter Reporter ohne Grenzen, fordern von der künftigen Bundesregierung eine stärkere finanzielle Unterstützung unabhängiger Medien und Exilmedien weltweit, insbesondere in Osteuropa und Asien. Hintergrund sind dramatische Finanzierungslücken durch den Rückzug der USA aus der Medienförderung, die viele Redaktionen in autoritär regierten Ländern in ihrer Existenz bedrohen würden.

2. Zurück in die Ver­gan­gen­heit mit Phi­lipp Amthor
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Felix W. Zimmermann kritisiert scharf den Vorstoß der CDU unter Philipp Amthor, das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) abzuschaffen oder “neu zu justieren”. Ein solcher Schritt bedeute faktisch eine Einschränkung von Bürgerrechten. Amthors Argumentation sei widersprüchlich und unglaubwürdig, zumal er selbst durch eine IFG-Anfrage zu seiner Lobbyarbeit in Bedrängnis geraten sei.

3. Externe Berater sollen das Image retten
(taz.de, Amelie Sittenauer)
Der RBB stecke nach wie vor in einer Image- und Finanzkrise und habe deshalb externe Berater engagiert, um den digitalen Wandel und die Kommunikation zu begleiten – darunter einen “Change Manager”, dessen Honorar hochgerechnet sogar das Gehalt der Intendantin übersteige. Gleichzeitig müsse der öffentlich-rechtliche Sender rund 250 Stellen abbauen und 22 Millionen Euro einsparen, um zahlungsfähig zu bleiben.

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4. “Viele Menschen haben für Metas Profit gelitten”
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Im Interview mit netzpolitik.org spricht die kenianische Anwältin Mercy Mutemi über ihre strategischen Klagen gegen Tech-Konzerne wie Meta und TikTok, die Content-Moderation und KI-Datenarbeit unter ausbeuterischen Bedingungen in afrikanische Länder auslagern würden. Mutemi kritisiert insbesondere die psychisch belastenden Arbeitsbedingungen, die fehlende soziale Absicherung und die Tatsache, dass die Gewinne ins Ausland fließen, während die lokale Bevölkerung kaum davon profitiere.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 243
(netzwerkrecherche.org, Christian Deker)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Christian Deker über die zurückliegende zweitägige Konferenz “Junge Recherche”. Außerdem gibt es den gewohnt lesenswerten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Wie der Faschismus Einzug in die Popkultur hält
(belltower.news, Annika Brockschmidt)
Annika Brockschmidt analysiert, wie sich prominente Persönlichkeiten wie Kim Kardashian, Gwen Stefani und verschiedene Influencerinnen zunehmend offen mit der US-amerikanischen Rechten und MAGA-Ästhetik identifizieren. Brockschmidt zeigt, wie kulturelle Aneignung, Ästhetik-Trends und Social-Media-Strategien mit rechtsextremer Symbolik, faschistoider Rhetorik und politischem Kalkül verbunden werden – oft zum Zweck der Selbstdarstellung und Profitmaximierung.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.